Satrap
Satrap (altgriechisch σατράπης satrápes; altpersisch xšaçapāvān, gelesen wie ksatrapavan, „Schützer der Herrschaft“) war im antiken Perserreich der Titel des Statthalters einer größeren Provinz (Satrapie). Satrapen hatten eine politisch-administrative und militärische Leitungsfunktion, entsprechend einem heutigen Gouverneur.
Begriffsentwicklung
Orient
Eingeführt wurde die Reichsteilung bzw. Gliederung in Verwaltungsgebiete von Dareios I. Dieser teilte sein Herrschaftsgebiet in sogenannte Länder (altpers: Dahyāva) ein. Seit Herodot heißen diese „Satrapien“. Der Satrap war für die Steuereintreibung seiner Satrapie zuständig und musste im Kriegsfall dem Großkönig Truppen stellen. Das Persische Reich wurde in Satrapien eingeteilt. Nach Herodot (3,89) gab es 20 Satrapien,[1] nach der Grabinschrift des Dareios waren es 29, jeweils ohne Nennung der Perser.
Von Alexander dem Großen und im Seleukidenreich wurde dieser Begriff und die Funktion auf die reine zivile Verwaltungstätigkeit reduziert, also ohne die militärischen Aufgaben, die stattdessen einem Strategen (strategos) übertragen wurden. Satrapen sind auch bei den Parthern bezeugt, die damit anscheinend Verwaltungsstrukturen der Seleukiden fortsetzten. Weiter östlich sind sie auch bei den zwischen ca. 35 und 415 im Westen Indiens herrschenden Indo-Skythen belegt, die hier anscheinend auf griechische Verwaltungsstrukturen (zumindest in der Wortwahl) zurückgriffen.
Europa
Auch in deutschen Grabinschriften der Frühen Neuzeit wurde der Begriff Satrap in Bezug auf die Verwaltungstätigkeit von Juristen benutzt, z. B. in Trier in einer Grabinschrift für den Juristen Jakob Meelbaum de Castelberg (1598–1671), dessen Sohn „Satrap von St. Maximin“ war.
Ironisierung
Heute wird der Begriff „Satrapenwirtschaft“ in sarkastischer oder spöttischer Art auf die Willkür von Behörden angewandt.[2]
Das dadaistisch geprägte französische Collège de ’Pataphysique stellte diesen Begriff auf den Kopf, indem es den Titel Satrape als höchste Auszeichnung für unangepasste Künstler und Schriftsteller wie Joan Miró, Marcel Duchamp, Max Ernst oder Eugène Ionesco vergab.[3]
Satrapien nach Herodot
- 18. Satrapie: Arodier, Matieni und Saspeiri (III, 94)
Gebiete
Abbildungen in Persepolis
Auf den Reliefs in Persepolis sind 24 Völker abgebildet:
- Ägypter
- Araber
- Areier (Gebiet um Herat, heutiges Afghanistan)
- Armenier
- Äthiopier
- Babylonier
- Baktrier (nördlicher Teil des heutigen Afghanistan, südliche Teile der heutigen Staaten Tadschikistan und Usbekistan)
- Drangianer und Arachosier (südlicher Teil des heutigen Afghanistan)
- Elamer
- Inder
- Ionier
- Kappadokier
- Karer (Kleinasien)
- Libyer
- Lyder
- Meder
- Parther
- Perser
- Sagartier (Grenzland zu Medien, zwischen dem heutigen Irak und Iran)
- Skythen (Spitzhütige Indo-Skythen aus Asien (Saken), vermutlich vom Amu-Darja/Syr-Darja, nicht zu verwechseln mit europäischen Skythen)
- Syrer
- Sattagydier und Gandharer (heute Punjab bzw. teilw. Afghanistan und Pakistan)
- Sogdier und Chorasmier (heutiges Usbekistan und Tadschikistan)
- Thraker (nördliches Griechenland)
Grabinschrift von Dareios I.
Die Grabinschrift des Dareios I. aus Naqsch-e Rostam beinhaltet die 29 tributpflichtigen Länder des damaligen persischen Großreiches:
Buch Daniel
Eine weitere historische Quelle ist das Buch Daniel der Bibel. In Vers 6,2-3 heißt es:
„Es schien Darius gut, und er setzte über das Königreich 120 Satrapen, die über das ganze Königreich sein sollten, und über sie drei hohe Beamte, von denen Daniel einer war, damit diese Satrapen ihnen fortwährend Bericht ablegten und der König selbst nicht zum Verlierer würde.“
Siehe auch
Literatur
- Gerd Gropp: Die Darstellung der 23 Völker auf den Reliefs des Apadana von Persepolis. In: Iranica antiqua 44 (2009), S. 283–359 (online)
- Bruno Jacobs: Die Satrapienverwaltung im Perserreich zur Zeit Darius’ III. (= Tübinger Atlas des Vorderen Orients. Beihefte. Reihe B: Geisteswissenschaften. Nr. 87). Reichert, Wiesbaden 1994, ISBN 3-88226-818-2 (Zugleich: Basel, Univ., Habil.-Schr., 1992).
- Hilmar Klinkott: Der Satrap. Ein achaimenidischer Amtsträger und seine Handlungsspielräume (= Oikumene. Studien zur antiken Weltgeschichte. Bd. 1). Verlag Antike, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-938032-02-2 (Zugleich: Tübingen, Univ., Diss., 2002), (Rezension).
- Thierry Petit: Satrapes et Satrapies dans l’empire achéménide de Cyrus le Grand à Xerxès Ier (= Bibliothèque de la Faculté de Philosophie et Lettres de l’Université de Liège. Bd. 254). Droz, Genève 1990, ISBN 2-251-66254-5.
Weblinks
- Livius.org: Liste der Satrapien
- Satrapien des Achämenidenreiches. In: Ehsan Yarshater (Hrsg.): Encyclopædia Iranica. (englisch, iranicaonline.org – inkl. Literaturangaben).
- Josef Wiesehöfer: Provinz (persisch). In: Michaela Bauks, Klaus Koenen, Stefan Alkier (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart 2006 ff., abgerufen am 11. Oktober 2019.
Einzelnachweise
- The Satrapies (Herodotus)
- Vgl. Satrapenwirtschaft bei Duden online
- fatrazie.com: Histoire de Collège – Le 23. clinamen 84 (frz., abgerufen am 18. September 2014)