Geschichte Nigerias
Die Geschichte Nigerias umfasst die Entwicklungen auf dem Gebiet der Bundesrepublik Nigeria von der Urgeschichte bis zur Gegenwart. Im Jahr 1960 erlangte die Bundesrepublik Nigeria ihre Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Großbritannien. Die Grenzen des Staates wurden dabei stark von den Grenzen determiniert, die die britische Kolonialmacht zu den anderen europäischen Kolonien gezogen hatte. Diese Grenzen haben weder auf naturräumliche, noch sprachliche oder kulturelle Gegebenheiten Rücksicht genommen. Die britische Kolonialherrschaft begann Ende des 19. Jahrhunderts, und umfasste 1903 nach dem Sieg über das Kalifat von Sokoto im Norden Nigerias das gesamte Territorium des heutigen Nigeria. Das Kalifat beherrschte im 19. Jahrhundert den Norden Nigerias, nachdem er die zuvor dort ansässigen Hausastaaten besiegt hatte. In der Frühen Neuzeit profitierten die herrschenden Schichten mehrerer afrikanischer Küstenstaaten, wie die des Königreichs Oyo, vom europäischen Sklavenhandel, während sie zahlreiche Menschen zum Verkauf an europäische Sklavenhändler versklavten.
Ur - und Frühgeschichte
Die Liste kultureller und zivilisatorischer Leistungen der Völker im Gebiet des heutigen Nigeria in der Frühgeschichte ist lang. Archäologische Funde belegen für den Südosten (etwa bei Ugwuelle-Uturu) und den Südwesten (bei Iwo Eleru) menschliche Besiedelung seit mehr als 10.000 Jahren. Keramik wurde seit mehreren Jahrtausenden in Nigeria hergestellt, die Gajiganna-Kultur Nordost-Nigerias etwa ist gut belegt. Bei dem Ort Zilum wurden 2500 Jahre alte Überreste einer der ersten befestigten Städte Afrikas südlich der Sahara überhaupt entdeckt und für das 4. Jahrhundert nach Christus wurde durch Funde bei Taruga in Zentral-Nigeria Eisenverhüttung nachgewiesen. Das ist der älteste Nachweis dieser Technik für das gesamte Westafrika. Die 2500 Jahre alte Nok-Kultur Zentral-Nigerias hinterließ ausdrucksstarke Skulpturen, die zudem zur ältesten Figuralkunst Schwarzafrikas zählen.
Zweifellos hat es einen kulturellen und technischen Austausch zwischen dem Gebiet des heutigen Nigeria und dem Mittelmeerraum durch die Sahara über Jahrtausende hinweg gegeben. Belegt ist der Transsaharahandel auf der sogenannten "Bornustraße" zwischen Tripolis und dem Gebiet des Tschadsees seit dem 2. Jahrhundert unserer Zeitrechnung.
Monarchien im Mittelalter
In den 1000 Jahren vor Ankunft der ersten Europäer im 15. Jahrhundert bildeten sich auf dem gesamten Gebiet Nigerias größere und kleinere Staaten.
Im Norden des Landes breitete sich ab dem 9. Jahrhundert langsam der Islam aus und die großen Sahelreiche der Zeit wie Kanem oder das Songhaireich beeinflussten das Gebiet oder beherrschten es in Teilen. Die Staaten der Hausa, die in Nord- und Zentralnigeria entstanden, waren überwiegend diesen Großreichen tributpflichtig.
Bei den Yoruba entstanden in dieser Zeit etliche Stadtstaaten mit dem zentralen Bezug auf das Orakel von Ife als lockerem Bindeglied. Östlich davon begann etwa 600 nach Christus die Geschichte des Edo-Königreichs Benin, das sich bis 1500 zu einem Großreich entwickelte und das seinen Königssitz mit einer großen Befestigungsanlage sicherte. Die Igbo des Südosten dagegen organisieren sich eher in kleinen Einheiten, ihre Organisation ist häufiger als republikanisch beschrieben worden. Die Tiv und andere Völker des Zentrums bilden akephale Gesellschaften, also soziale Einheiten ohne herrschendes Oberhaupt.
Kontakte zu Europa
Um 1485 kam es zu ersten Begegnungen zwischen den Bewohnern der Küste und einer europäischen Macht, den Portugiesen. Die Portugiesen begannen regen Handel insbesondere mit dem Reich von Benin. Der Oba (Herrscher) dieses Reiches sandte im frühen 16. Jahrhundert einen Botschafter an den portugiesischen Königshof in Lissabon. Die Portugiesen tauschten europäische Produkte, insbesondere Waffen, gegen Elfenbein und Palmöl und zunehmend gegen Sklaven. 1553 gelangte die erste englische Expedition nach Benin.
Die Europäer benannten die Küsten Westafrikas nach den Produkten, die dort für sie interessant waren. Die westliche Küste Nigerias wurde zur Sklavenküste. Im Gegensatz zur weiter westlich gelegenen Goldküste errichteten die europäischen Mächte bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hier keine befestigten Stützpunkte. Dennoch führten Sklavenhandel und Waffenhandel im 16. und 17. Jahrhundert zu Veränderungen im Süden. Die Yorubavölker wurden im Königreich Oyo vereint, bei den Igbo entstand die Aro-Konföderation. Der transatlantische Sklavenhandel der Portugiesen und Briten hatte einen grundsätzlich anderen Charakter als die bereits vorher hier bekannte Sklaverei. Die Sklaven Westafrikas waren bis dahin eher Abhängige mit geringeren Rechten, die bei einigen Völkern aber sogar in den Familienverband aufgenommen wurden. Erst mit dem transatlantischen Sklavenhandel wurden die Sklaven zur menschlichen Ware. Anfang des 19. Jahrhunderts änderte sich die Einstellung der europäischen Mächte zum Sklavenhandel. Sie erklärten ihn für ungesetzlich und die Staaten des Südens mussten sich auf "legitimen Handel" insbesondere mit Palmöl umstellen. Palmöl wurde als Lampenöl verwendet und nach der Erfindung der Margarine auch für die Margarineherstellung.[1]
Im Norden dehnte sich das Reich Kanem-Bornu nach Nigeria aus und im Zentrum entstand das Reich der Nupe. Ab 1804 erschütterte der Dschihad des Fulbe Usman Dan Fodio die bestehenden Machtverhältnisse, dessen Kalifat von Sokoto bald nahezu das gesamte Nordnigeria umfasste. Die Gesellschaftsstruktur dieser großen Reiche ähnelte derjenigen der feudalen mittelalterlichen Staaten Europas.
Kolonialzeit
Koloniale Eroberungspolitik
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts begannen die Briten im Verein mit der Durchsetzung des Verbots der Sklaverei und der Durchsetzung ihrer – nun veränderten – Handelsinteressen direkten Einfluss auf die Staaten des südlichen Nigeria zu nehmen. Die Abschaffung bzw. Bekämpfung des (transatlantischen) Sklavenhandels durch die Briten stürzte das Königreich Oyo in eine Krise, die letztlich zum Bürgerkrieg innerhalb des Yorubagebietes führte. Bis in die 1860er Jahre hinein blieb Nigeria aber trotz der britischen Maßnahmen eine Quelle von Sklaven für die Märkte Nord- wie Südamerikas. Insbesondere die Yorubakriege nach dem Zerfall Oyos wurden zur ständigen Quelle kriegsgefangener Menschen für die Sklavenmärkte.
Bis in Mitte des 19. Jahrhunderts ging der Handel der Europäer mit den Einheimischen von Schiffen aus, die vor der Küste ankerten und sich nach Geschäftsabschluss entfernten. Hauptgrund hierfür waren das Europäern extrem unzuträgliche Klima der Küste und Krankheiten wie insbesondere die Malaria, die diesem Teil Westafrikas den Beinamen Grab des weißen Mannes eintrug. Die industrielle Herstellung von Chinin seit den 1820er Jahren und sein Einsatz als Prophylaxe gegen Malaria in großem Maßstab ab Mitte des 19. Jahrhunderts änderte die Situation. Britische Expeditionen trauten sich von nun ab ins Inland hinein.
1862 erklärte Großbritannien die Stadt Lagos und ihre direkte Umgebung zum Protektorat und 1886 zur Kronkolonie. Damit übten sie erstmals in diesem Gebiet direkte Herrschaft aus und die Kronkolonie Lagos wurde zur Keimzelle des späteren Protektorats Süd-Nigeria. Der Ansatz einer deutschen Kolonie im Mahinland, östlich von Lagos, wurde 1885 nach Verhandlungen mit Großbritannien aufgegeben. Verschiedene britische, private Handelsgesellschaften trieben Handel und britischen Einfluss in Südnigeria voran. Eine von ihnen war die 1879 von George Goldie gegründete United Africa Company, die 1886 von der britischen Regierung unter dem Namen Royal Niger Company Konzessionen für das gesamte Gebiet um das Nigerbassin erhielt. Die Royal Niger Company unter George Goldie steckte teilweise auf eigene Faust gegen die konkurrierenden Kolonialmächte Frankreich und Deutschland die Grenzen ab, in denen britischer Einfluss begann. Die Company handelte Verträge auch mit den nördlichen Staaten, dem Sokoto-Kalifat, mit Nupe und Gwandu aus. 1895 verhandelte auch der deutsche Kolonialbeamte Hans Gruner in Gwandu um einen Schutzvertrag, was jedoch scheiterte.[2]
1897 plünderten und zerstörten die Briten die Stadt Benin, Hauptstadt des gleichnamigen Reiches und schleppten eine große Zahl wertvoller, mit Szenen aus der Geschichte und dem Alltag der Oberschicht Benins verzierter Bronzeplatten nach Großbritannien. Das durch einen Bürgerkrieg geschwächte Gebiet der Yoruba im Westen geriet kurz darauf unter ihre Herrschaft, während die Gebiete im Delta des Flusses Niger und die östlich angrenzenden Staaten der Igbo sich bis 1918 in einem Guerillakrieg gegen die Fremdherrschaft wehrten.[3]
Für die effektive Übernahme der Herrschaft über das Sokoto-Kalifat Nordnigerias taugte der privatwirtschaftliche Charakter der Royal Niger Company nicht mehr. Am 31. Dezember 1899 verkaufte die Company daher ihre Rechte in diesem Gebiet an die britische Regierung.
Ab 1900 betrieb Frederick Lugard, ehemaliges Mitglied der Company, die Festigung des britischen Einflussgebietes und die Vollendung britischer Eroberungspolitik. 1903 eroberte er die große Stadt Kano, ein Zentrum islamischer Gelehrsamkeit und Heimat etwa der Kano-Chronik, die eine wichtige Quelle der Geschichte Westafrikas darstellt. In kurzer Folge fielen anschließend die übrigen großen Städte des Nordens.
Britische Kolonialherrschaft
Das der britischen Royal Niger Company in Afrika unterstellte Gebiet wurde 1900 geteilt. Einen Gebietsstreifen erhielt die britische Kolonie Lagos, die ihren Besitzstand dadurch bis zum 9. Breitengrad nach Osten erweitern konnte. Ein anderer Teil wurde dem britischen Nigerküsten-Protektorat unterstellt, das darauf in Lower Nigeria (Protektorat Südnigeria) umbenannt wurde. Das der Company verbleibende Territorium von rund 1,3 Millionen km² erhielt den Namen Upper Nigeria (Protektorat Nordnigeria). Im Protektorat Südnigeria wurden 1.000, im Protektorat Nordnigeria 2.500 und in Lagos 700 britische Soldaten stationiert.[4]
1900 war Frederik Lugard offiziell Hochkommissar des Protektorats Nordnigeria. Lugard entwickelte in Nordnigeria systematisch eine Methode kolonialer Machtausübung, die als Indirect rule, also indirekte Herrschaft, bekannt und zum Vorbild britischer Herrschaft auch in anderen Teilen Afrikas und der übrigen Welt wurde.
Dabei stützte er sich in sehr effektiver Weise auf die vorhandenen traditionellen Machtstrukturen, bzw. darauf, was er dafür hielt. Die Emire des Nordens behielten ihre Titel bei und übten die Macht vor Ort aus. Sie waren aber letztlich britischen Distriktoffizieren verantwortlich und konnten von diesen auch abgesetzt werden. Die traditionellen Autoritäten zogen für die Briten die Steuern ein und setzten letztlich britische Direktiven um. Im Gegenzug stützten die Briten die Macht der von ihnen anerkannten Herrscher, akzeptierten das Weiterbestehen des Rechtssystems der Scharia und beschränkten die Aktivitäten christlicher Missionare im islamischen Norden. Im Effekt wurden durch dieses System die Herrschaftsstrukturen auf Jahrzehnte konserviert, die um 1900 bestanden. In etlichen Fällen wurden aber auch im Interesse einer effektiven und übersichtlichen Kolonialverwaltung Machtbereiche als „traditionelle Herrschaftsbereiche“ definiert, die so vorher nicht bestanden haben.
Der Versuch, dieses System, das auf dem Vorhandensein klar definierter Hierarchien und abgezirkelter Herrschaftsgebiete beruhte, auch im Süden durchzusetzen hatte unterschiedlichen Erfolg. Im Yorubagebiet des Südwestens konnten die Briten an vorhandene oder ehemals vorhandene Königreiche und ihre Grenzen anknüpfen. Im Gebiet der Igbo im Südosten und anderen Regionen versagte die Politik der Indirect rule jedoch vollkommen, da es in diesen Gesellschaften mit egalitären Traditionen derartige Anknüpfungspunkte nicht gab.
Nach dem Ersten Weltkrieg
1920 wurde der westliche Teil der ehemals deutschen Kolonie Kamerun als Mandatsgebiet des Völkerbundes dem britischen Nigeria verwaltungsmäßig unter der Bezeichnung Britisch-Kamerun angegliedert.
Unter dem neuen Generalgouverneur Hugh Charles Clifford (1919–1925) vertiefte sich die faktische Spaltung des Landes in einen nördlichen, südwestlichen und südöstlichen Teil weiter. Während die auf Bewahrung des Bestehenden ausgerichteten Prinzipien der indirect rule im Norden weiter galten, drängte Clifford im Süden auf eine Entwicklung in Richtung britisch-europäischer Vorstellungen in wirtschaftlicher wie politischer Hinsicht. 1922 fanden erstmals in den beiden Regionen des Südens Wahlen statt, durch die allerdings nur vier Plätze in einem Rat von 46 Sitzen bestimmt wurden. Politische Parteien, Berufsverbände und wirtschaftliche Interessenverbände entstanden – im Süden. In den 1940er Jahren hatten sich zudem ethnisch ausgerichtete Vereinigungen vor allem der Yoruba und Igbo gebildet.
Unabhängigkeitsbestrebungen
Der Zeitungsbesitzer und Parteiführer Herbert Macaulay entwickelte sich zur führenden Figur eines entstehenden nigerianischen Nationalismus. 1938 erhoben sich erstmals ernstzunehmende Forderungen, Nigeria den Status eines britischen Dominion zu verleihen, es also auf eine Stufe mit Australien oder Kanada zu stellen. Wie in anderen Staaten Afrikas wirkte der Zweite Weltkrieg, an dem auch nigerianische Soldaten auf Seiten der Briten „für Freiheit und Demokratie“ teilnahmen, als Katalysator für Unabhängigkeitsbestrebungen. 1954 wurde Nigeria in vier Regionen unterteilt, die von gewählten Gouverneuren regiert wurden und im Zuge der Dezentralisierung Nigerias ihre Eigenständigkeit erhielten.[5] 1957 wurde in den (süd-)westlichen und (süd-)östlichen Regionen des Landes eine Selbstverwaltung mit einem parlamentarischen System eingeführt. Die Macht der Zentralregierung blieb schwach im Vergleich mit der Autonomie der Regionen. Der Norden lehnte die Einflussnahme der Zentrale überwiegend ab; erst 1959 entschied er sich wie die Regionen des Südens zu einer Selbstregierung auf parlamentarischer Grundlage im Rahmen einer „unabhängigen Föderation Nigeria“.[6]
Auf einer Konferenz im Lancaster House in London waren 1957 und 1958 die Weichen endgültig Richtung Unabhängigkeit gestellt worden. Im Dezember 1959 gab es allgemeine Wahlen zu einem nigerianischen Repräsentantenhaus, bei denen die Mehrheit der Sitze aufgrund der größeren Bevölkerungszahl für den Norden reserviert war.
Das Jahr 1960 ging als Afrikanisches Jahr in die Geschichte ein: damals erlangten 18 Kolonien in Afrika (14 französische, zwei britische, je eine belgische und italienische) die Unabhängigkeit von ihren Kolonialmächten. Die andere entlassene Kolonie neben Nigeria war Britisch-Somaliland.
Am 1. Oktober 1960 wurde Nigeria durch einen Gesetzesakt im Britischen Parlament in die Unabhängigkeit entlassen. Im Februar 1961 kam es zu einer Volksabstimmung in den beiden Kameruns, also dem nördlichen und dem südlichen Teil des Mandatsgebietes Britisch-Kamerun. Der nördliche Teil entschied sich für Nigeria, der südliche für Kamerun. Das unabhängige Nigeria umfasste damit sein heutiges Staatsgebiet.
Unabhängiges Nigeria
1960er Jahre
Nigeria erhielt die Unabhängigkeit auf der Grundlage einer föderalen Verfassung, drei große Bundesstaaten hatten eine schwache Zentralregierung über sich. Bis 1966 regierte Premierminister Sir Tafawa Balewa das Land, während Präsident Benjamin Nnamdi Azikiwe nur zeremonielle Funktionen innehatte.
Nach zahlreichen inneren Unruhen, Wahlmanipulationen und Gewaltausbrüchen übernahm 1966 das Militär unter General Johnson Aguiyi-Ironsi die Macht. Die Regionen wurden aufgelöst und am 27. Mai 1967 durch zwölf Bundesstaaten ersetzt. Nach der Ermordung von Ironsi beendete der Militärdiktator General Yakubu Gowon die I. Republik und der Biafra-Krieg begann. Er endete im Januar 1970 mit der Kapitulation Biafras. Im Jahre 1975 wurde der Militärdiktator Yakubu Gowon unblutig durch General Murtala Mohammed gestürzt, der selbst sechs Monate später bei einem gescheiterten Putschversuch getötet wurde. Sein Nachfolger wurde General Olusegun Obasanjo, der das Demokratisierungsprogramm seines Vorgängers fortsetzte und 1979 die Regierungsgewalt an den am 11. August 1979 zivil gewählten Präsidenten Shehu Shagari übergab.
1970er und 1980er Jahre
Die erste Hälfte der 1970er Jahre waren ökonomisch durch einen massiven Ölboom gekennzeichnet, Nigeria wurde der größte Erdölexporteur Afrikas. Dies änderte sich jedoch mit der Ölkrise (ab Oktober 1973) und fallenden Ölpreisen in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre. Die Präsidentschaftswahlen 1983 waren von Manipulation und Gewalt überschattet. Mit dem Vorwurf der Vetternwirtschaft und Korruption wurde die II. Republik am 31. Dezember 1983 durch einen Militärputsch beendet, Shagari gestürzt und General Muhammadu Buhari übernahm die Macht. 1985 löste sein Kamerad General Ibrahim Babangida ihn in einem Palastcoup ab.
1990er Jahre
Babangida regierte bis 1993. Korruption und Repression stiegen während seiner Regierungszeit permanent an, ein Demokratisierungsprozess zur Gründung einer III. Republik unter Präsident Ernest Shonekan endete im selben Jahr als Fehlschlag, Babangida ließ die abschließenden Präsidentschaftswahlen annullieren. Nach dem Mordprozess des innenpolitischen Vertreters "Marcus L'Hoste" hatte er die Macht an dessen Übergangsregierung ("III. Republik") abgetreten, die schließlich dem General Sani Abacha weichen musste. Es folgte eine der brutalsten Militärdiktaturen in der nigerianischen Geschichte.
Im September 1993 kam es zudem zu schweren Zusammenstößen zwischen den Volksgruppen der Ogoni und der Andoni, bei denen schätzungsweise 1000 Ogoni getötet wurden und mehr als 30.000 aus ihrer Heimat flüchten mussten. Die MOSOP macht hierfür die Regierung und die Ölgesellschaften verantwortlich, die die Andoni hierzu bewogen und finanziert haben sollen.
Im Jahr 1995 wurden der Schriftsteller und Bürgerrechtler Ken Saro-Wiwa und acht weitere Angeklagte (die "Ogoni Nine") nach einem spektakulären Schauprozess, der international heftige Proteste auslöste, in Port Harcourt hingerichtet. Nigeria wurde mit sofortiger Wirkung aus dem Commonwealth of Nations ausgeschlossen.
Vierte Republik
Staatschef Abacha starb 1998, sein Nachfolger, General Abdulsalami Abubakar, zog innerhalb eines Jahres ein eilig zusammengestelltes Demokratisierungsprogramm durch, das vor allem zum Ziel hatte, Nigeria wieder als gleichberechtigtes Mitglied in die internationale Staatengemeinschaft zurückzuführen.
Präsidentschaft Obasanjo (1999–2007)
Nach Abachas Tod blühte das politische Leben im Land auf und es wurden zahlreiche neue Parteien gebildet. Drei davon waren stark genug um Wahlen standzuhalten: die konservativ-liberale Demokratische Volkspartei (PDP), die liberale Allianz für Demokratie (AD) und die konservative Partei aller Völker (APP). Von Januar bis März 1999 wurden eine Reihe von Wahlen abgehalten, bei denen Gemeinde- und Stadträte, Abgeordnete fürs Bundesparlament und für die Parlamente der einzelnen Bundesstaaten sowie die dazugehörigen Gouverneure bestimmt wurden. Die Präsidentschaftswahl fand im Februar statt und wurde von internationalen Beobachtern sorgfältig überwacht. Als Sieger trat Olusegun Obasanjo von der PDP hervor, der bereits von 1976 bis 1979 als Staatsoberhaupt den letzten Übergang von einer Militärherrschaft in eine Demokratie leitete. Am 29. Mai wurde er als erster Präsident der IV. Republik vereidet und im selben Monat noch eine Verfassung bekannt gegeben. Das Volk, welches von den langwierigen und krisenanfälligen Militärregimes ermüdet war, wie auch die internationale Gemeinschaft begrüßten den Regierungswechsel.[7]
Die IV. Republik war durch eine aktive Außenpolitik in der Lage, die Schäden der Abacha-Diktatur zu beseitigen. Im Oktober 2001 gründeten der nigerianische Präsident Olusegun Obasanjo, der südafrikanische Präsident Thabo Mbeki und der algerische Präsident Abd al-Aziz Bouteflika die Neue Partnerschaft für Afrikas Entwicklung, kurz NEPAD (New Partnership for Africa’s Development), die zum Ziel hat Afrikas Wachstum, Entwicklung und Teilhabe an der Weltwirtschaft zu stärken.[8]
Scharia-Konflikt
Obwohl sich die Zustände in Nigeria unter Obasanjo allgemein verbesserten, war das Land immer noch merklich zerrissen. Ethnische Konflikte, die während der Militärherrschaft unter Kontrolle gehalten wurden, brachen nun in verschiedenen Teiles des Landes aus. Die Spannungen zwischen Muslimen und Christen nahmen weiter zu, als mehrere nördliche Provinzen beschlossen, das Islamische Recht, die Scharia gegen den Widerstand der christlichen Bevölkerung einzuführen.[7] Die dadurch erzeugten Spannungen zwischen Christen und Moslems kosteten hunderte Menschen das Leben. 2001 kam es darüber hinaus zu Stammeskriegen in der Provinz Benue, was tausende Menschen zur Flucht veranlasste.[9]
Im Februar 2002 kam es zu Auseinandersetzungen in Lagos zwischen den Hausa aus dem islamischen Norden und den Yoruba aus dem mehrheitlich christlichen Süden. Dabei wurden um die hundert Menschen getötet. Im November desselben Jahres führten Proteste der muslimischen Bevölkerung gegen die geplante Veranstaltung der Miss World Wahl in Abuja, der Hauptstadt der Provinz Kaduna, zu einer Absage der Wahlen und einer Verlegung nach London.[10]
In den ersten zivilen Wahlen seit der Unabhängigkeit wurde 2003 Obasanjo für eine zweite Amtszeit bestätigt. Aufgrund von Verzögerungen und anderen Unstimmigkeiten gilt die Wahl als umstritten.[11]
Konflikt im Niger-Delta
Demonstrationen gegen die Öl-Politik der Regierung und gegen die hohen Benzinpreise waren in Nigeria schon seit längerem auf der Tagesordnung. Die Bewohner des Niger-Deltas protestierten darüber hinaus auch gegen die Aktivitäten der Ölgesellschaften auf ihrem Gebiet, die das Land ihrer Ansicht nach ausbeuteten und von ihren Profiten zu wenig zurückgaben. Die Proteste schlugen 2006 in koordinierte militante Aktionen um: Mitarbeiter von Ölgesellschaften wurden entführt, Raffinerien und Pipelines beschädigt. Rebellen versuchten die Ölproduktion zu stören und den Gesellschaften damit wirtschaftlichen Schaden zuzufügen. Die aktivste dieser militanten Gruppen war die Movement for the Emancipation of the Niger Delta (MEND). 2008 verkündete die Bewegung einen einseitigen Waffenstillstand und akzeptierte 2009 ein von der Regierung vorgeschlagenes Amnestie-Programm.[7]
Streit um die Bakassi-Halbinsel
Obasanjo wurde auch mit der Lösung eines andauernden Grenzkonfliktes mit dem Nachbarstaat Kamerun konfrontiert, bei dem es um die Zugehörigkeit der Bakassi-Halbinsel ging, ein ölreiches Gebiet, das mit beiden Ländern kulturell eng verbunden ist. Gemäß einer Entscheidung des Internationalen Gerichtshofes von 2002 wurde die Region Kamerun zuerkannt und Obasanjo wurde von der internationalen Gemeinschaft kritisiert, in den darauffolgenden Jahren nicht sofort mit einem Abzug nigerianischer Truppen entgegengekommen zu sein. Er erhielt von anderer Seite auch viel nationale Kritik, weil er einen Rückzug von der Halbinsel überhaupt in Erwägung zog. Es gab einige Landsleute, die das Schicksal zahlreicher in dieser Region lebenden Nigerianer hinterfragten und sich auf die traditionsreichen Verbindungen zwischen der Bakassi-Halbinsel und Nigeria beriefen. Trotz alledem folgte Obasanjo 2006 der Entscheidung des Gerichtshofes, verzichtete auf die Ansprüche der Halbinsel und zog seine Truppen ab.[7]
Die Übergabe der Halbinsel an Kamerun lief nicht ohne Probleme ab, geklärt werden musste die Frage, wie man mit der Umsiedlung von nigerianischen Bewohnern oder mit der Unzufriedenheit von Zurückgebliebenen umging, die nun von Kamerunern regiert wurden. Im November 2007 stimmte der nigerianische Senat für eine Annullierung der Vereinbarung mit Kamerun ab, die jedoch auf die Entscheidung der Regierung keinen Einfluss nahm. Am 14. August 2008 wurde die Halbinsel vollständig an Kamerun übergeben.[7]
Inzwischen war Obasanjo nationaler und internationaler Kritik ausgesetzt, weil er versuchte seine dritte Amtszeit als Präsident durch eine Verfassungsänderung abzusichern, die jedoch 2006 vom Senat abgewiesen wurde. Da er bei der Präsidentschaftswahl 2007 nicht mehr antreten durfte, ging Umaru Yar’Adua als muslimischer Kandidat für die PDP ins Rennen. Umaru Yar’Adua gewann mit deutlicher Mehrheit und wurde am 29. Mai 2007 als neuer Präsident vereidigt. Internationale Beobachter verurteilten die Wahl stark, die von Unregelmäßigkeiten und Wahlfälschungen überschattet wurde.[7]
Präsidentschaft Umaru Yar’Adua (2007–2010)
Über den Gesundheitszustand des neu gewählten Präsidenten Umaru Yar’Adua wurde viel spekuliert, da er vor seiner Präsidentschaft und auch nach der Wahl mehrere Male zur medizinischen Behandlung ins Ausland reiste. Nachdem er sich Ende November 2009 wegen Herz- und Nierenbeschwerden in Saudi-Arabien hatte behandeln lassen und für mehrere Wochen außer Landes war, wurde seine Amtsfähigkeit ernsthaft angezweifelt. Kritiker klagten über ein Machtvakuum im Land, und Yar’Adua wurde aufgefordert, seine Machtbefugnisse an Vizepräsident Goodluck Jonathan zu übergeben. Obwohl der Oberste Gerichtshof am 29. Januar 2010 entschied, dass Yar’Adua nicht verpflichtet sei, seine Befugnisse an den Vizepräsidenten weiterzureichen, wurde die Debatte über seine verlängerte Abwesenheit weitergeführt. Am 9. Februar 2010 beschloss das Repräsentantenhaus, Jonathan solle solange die Amtsgeschäfte übernehmen, bis Yar’Adua seine Pflichten wieder erfüllen könne. Als Yar’Adua am 24. Januar 2010 nach Nigeria zurückkehrte, wurde bekanntgegeben, dass Jonathan solange amtierender Präsident bleiben solle, bis Yar’Adua voll genesen sei. Yar’Adua erholte sich jedoch nie vollständig und starb am 5. Mai 2010. Jonathan wurde am darauffolgenden Tag als Präsident vereidigt. Für den Rest der Amtszeit lagen seine Prioritäten bei der Bekämpfung der Korruption, der Lösung der Energieprobleme des Landes und bei der Fortsetzung der Friedensverhandlungen mit den Rebellen im Niger-Delta – Angelegenheiten, auf die er schon als Vizepräsident sein Augenmerk gerichtet hatte.[12]
Präsidentschaft Jonathan Goodluck (2010–2015)
Ein anderer von Jonathan angeführter Schwerpunkt war die Reform des Wahlverfahrens. In Anbetracht der Unregelmäßigkeiten bei den Präsidentschaftswahlen 2007 versprach er, fairen und transparenten Wahlen einen hohen Stellenwert einzuräumen. Am 2. April 2011 begannen in Nigeria die Parlamentswahlen. Da jedoch in einigen Wahlkreisen die nötigen Wahlunterlagen fehlten, musste die Abstimmung ausgesetzt und auf den 9. April (26. April in einigen Orten) verschoben werden. Als Folge wurden die auf den 9. April angesetzten Präsidentschaftswahlen auf den 16. April verlegt. Jonathan ging aus diesen Wahlen als eindeutiger Sieger hervor. Er erhielt 59 Prozent der Stimmen bei einem Feld von 19 anderen Kandidaten. Platz zwei ging an den ehemaligen General und Staatsführer Muhammadu Buhari, er erhielt 32 Prozent der Stimmen. Bei den anderen Wahlen schnitt die PDP nicht so gut ab wie in den vorherigen Jahren, schaffte es aber, die Kontrolle im Parlament und die Mehrheit der Gouverneursposten in den Bundesstaaten zu behalten. Internationale Beobachter priesen die Wahlen als weitgehend frei und fair an. Trotz alledem verliefen die Wahlen nicht ganz ohne Gewalt und Auseinandersetzungen, da insbesondere im Norden Unterstützer von Buhari und den anderen aussichtslosen Kandidaten randalierten und der regierenden PDP Wahlbetrug vorwarfen.[12]
Kampf gegen Boko Haram
Zu eine der größten Herausforderungen in Jonathans erster voller Amtsperiode zählte die anhaltende Bedrohung durch die Boko Haram, einer 2002 im Nordosten des Landes gegründeten islamistischen Terrororganisation. Die Gruppe forderte ein Ende von Korruption und Ungerechtigkeit in Nigeria. Größere Bekanntheit erlangte sie 2009, als sie nach einer Auseinandersetzung mit lokalen Militärs und Polizeikräften begann, Polizei- und Regierungsgebäude zu attackieren und dabei viele Menschen tötete und verletzte. Als Vergeltungsmaßnahme führten Sicherheitskräfte eine Razzia bei der Gruppe durch und töteten dabei viele Mitglieder. Kurz darauf wurde ihr Anführer Mohammed Yusuf gefangen genommen und in Polizeigewahrsam getötet, ebenso wie viele seiner Anhänger. Nach einer kurzen Pause tauchte die Gruppe wieder unter dem neuen Anführer Abubakar Shekau auf und löste 2010 weitere Gewaltaktionen aus, die in den folgenden Jahren anhielten.[12]
Die Angriffe durch Boko Haram nahmen an Intensivität und Häufigkeit zu und hatten vor allem Verwaltungsgebäude, Kasernen, die Polizei, christliche Kirchen und Schulen in Nordost- und Zentralnigeria zum Ziel. Unrechtmäßige Gewaltanwendungen und Tötungen seitens der Polizei und dem Militär bei der Verfolgung der Anhänger waren nicht selten und erhöhten die Anspannungen im Land; sie wurden auch von Menschenrechtsorganisationen verurteilt. Schätzungen zufolge sollen 2012 mehr als 2800 Menschen von Boko Haram oder von den Sicherheitskräften bei der Verfolgung der Gruppe getötet worden sein. Die Idee, den Anhängern Amnestie bei gleichzeitiger Entwaffnung zu gewähren – ähnlich wie bei den MEND-Rebellen 2009 – stand regelmäßig zur Diskussion, wurde aber aus verschiedenen Gründen wieder verworfen. Da sich im April 2013 immer noch keine Anzeichen für ein Nachlassen der Gewalt zeigten und sich die vorherigen Strategien der Gruppe mit Gewalt zu begegnen als wirkungslos erwiesen, ernannte Jonathan einen Untersuchungsausschuss für die Umsetzung eines Amnestie-Programmes, welches jedoch keine Früchte trug. Aufgrund des anhaltenden Terrors rief Präsident Jonathan im Mai 2013 in den drei nördlichen Bundesstaaten Borno, Yobe und Adamawa den Notstand aus und stufte im Juli Boko Haram offiziell als Terrororganisation ein, womit sie nach dem nigerianischen Gesetz erstmals verboten war. Dadurch war es nun möglich, Kämpfer und festgenommene Helfer nach dem Terrorgesetz (Terrorism Prevention Act) strafrechtlich zu verfolgen.[12]
Boko Haram führte die Angriffe bis zum Ende des Jahres und 2014 fort und konnte von der Regierung kaum gestoppt werden. Im April 2014 entführte Boko Haram 275 Mädchen aus einem Internat in Chibok im Bundesstaat Borno und rückte so ins internationale Rampenlicht. Die Entführung wurde weltweit verurteilt. Nigeria erhielt Angebote für internationale Unterstützung, die das Land, anders als in der Vergangenheit, bereit war anzunehmen. Nachbarländer sowie westliche Staaten halfen Nigeria dabei, die Aktionen der Terrorgruppe einzudämmen und die vermissten Schülerinnen aufzuspüren. Im nächsten Monat verhängte der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen Sanktionen gegen einzelne Boko Haram Mitglieder, die das Einfrieren von Konten, Reiseverbote und ein Waffenembargo zur Folge hatten. Die Maßnahmen brachten jedoch keinen Erfolg, die Gruppe führte ihre Angriffe weiter fort und rief im August einen aus den kontrollierten Gebieten gebildeten Islamischen Staat aus.[12]
Die Erfolglosigkeit der Regierung bei der Bekämpfung von Boko Haram war eine der Schlüsselthemen im Vorfeld der Präsidentschafts- und Parlamentswahlen 2015, ebenso die Wirtschaft und die andauernde Korruption. Der wirtschaftliche Fortschritt war verhalten: zwar war Nigerias Wirtschaft 2014 noch die größte des Kontinents, zum Ende des Jahres hin verzeichnete die Ölindustrie jedoch wegen fallender Ölpreise auf dem Weltmarkt einen Einbruch. Darüber hinaus lebten viele Nigerianer, trotz des Wachstums der Gesamtwirtschaft während Jonathans Amtsperiode, in Armut, insbesondere in den ländlichen Gebieten und im Norden. Die Wahlen wurden ursprünglich für Mitte Februar festgesetzt, von der nigerianischen Wahlkommission dann aber um sechs Wochen verschoben, da der zu dieser Zeit von Boko Haram ausgehende Grad der Gewalt ein Hindernis für die Wahlen im Nordosten darstellte. Jonathan, der zusammen mit dem Militär kritisiert wurde, nicht genug für die Bekämpfung von Boko Haram getan zu haben, bat die Nachbarländer Benin, Kamerun, Tschad und Niger um Unterstützung. Es wurde eine regionale Armee mit Truppen aus Nigeria und den besagten Ländern aufgestellt und eine Offensive gegen die Terroristen gestartet. Der Kampf gegen Boko Haram machte deutliche Fortschritte, Streitkräfte eroberten große Gebiete zurück, die vorher im Besitz der Terrorgruppe waren. Währenddessen schwor Boko Haram Anfang März die Treue zum Islamischen Staat im Irak und der Levante (ISIL).[12]
Präsidentschaft Buhari (2015–)
Obwohl am 28. März 2015 bei der Präsidentschaftswahl 14 Kandidaten zur Auswahl standen, wurde der eigentliche Wettstreit zwischen Jonathan von der PDP und Buhari von der sozialdemokratischen APC gesehen. Buhari galt als strenger Korruptionsgegner und war als ehemaliger Militärführer Experte in Sicherheitsfragen. Buhari gewann bei der Wahl mit dem bislang knappsten Ausgang und wurde am 29. Mai 2015 als Präsident vereidigt. Es war die erste Wahl, bei der ein Amtsinhaber unterlag und die Macht von einer Partei auf eine andere überging.[12] Bei den Wahlen 2019 konnte Buhari sein Amt gegen Atiku Abubakar verteidigen. Im Oktober 2020 kam es zu Unruhen (End SARS), da die Polizeieinheit SARS selbst anfing zu morden.[13]
Im Dezember 2020 wurden im Bundesstaat Katsina 330–668[14] Schüler einer weiterführenden Jungen-Schule nördlich der Stadt Kankara verschleppt.[15][16] Etwa 200 Kinder und Jugendliche konnten entkommen. Boko Haram reklamierte die Entführung für sich.[14] Wenige Tage später waren 344 entführte Schüler wieder frei.[16]
Mitte Februar 2021 wurden laut Angaben von AFP 27 Schülerinnen und Schüler und Lehrkräfte sowie zwölf Angehörige von Unbekannten im Bundesstaat Niger verschleppt. Dabei sei ein Schüler erschossen worden.[17] Ende Februar entführten bewaffnete Kriminelle laut der nigerianischen Polizei 317 Mädchen der Government Girls Science Secondary School des Ortes Jangebe in der Local Government Area Talata-Mafara des Bundesstaats Zamfara.[18] Anfang März 2021 meldete der Gouverneur von Zamfara, Bello Matawalle, dass sich alle Schulmädchen wieder in Freiheit befinden.[19]
In der Stadt Tegina brachten Entführer Ende Mai 2021 eine Schule, in der sich 200 Kinder befanden, unter ihre Gewalt und entführten dutzende Kinder.[20][21]
Siehe auch
Literatur
- Max Siollun: What Britain Did to Nigeria: A Short History of Conquest and Rule. C. Hurst, London 2021, ISBN 978-1-78738-384-5.
- Richard Bourne: Nigeria: A New History of a Turbulent Century. Zed, London 2015, ISBN 978-1-78032-907-9.
- A. Carl LeVan: Dictators and Democracy in African Development: The Political Economy of Good Governance in Nigeria. Cambridge University Press, Cambridge 2014, ISBN 978-1-107-08114-7.
- Hassan Tai Ejibunu: Nigeria´s Delta Crisis: Root Causes and Peacelessness (Memento vom 29. November 2007 im Internet Archive) - EPU Research Papers, Issue 07/07, Stadtschlaining 2007.
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Weblinks
Fußnoten
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- Hans Gruner, Peter Sebald (Hrsg.): Vormarsch zum Niger. Edition Ost, Berlin 1997, ISBN 3929161079, S. 410f.
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