Ptolemaios V.
Ptolemaios V. Epiphanes Eucharistos (altgriechisch Πτολεμαῖος Ἐπιφανής Εὐχαριστός Ptolemaíos Epiphanḗs Eucharistós, deutsch ‚der Gott, der aufgegangen/erschienen ist, der Beliebte‘; * 6. Oktober 210 v. Chr.; † 180 v. Chr.), Sohn Ptolemaios’ IV., war von 205 bis 180 v. Chr. Pharao von Ägypten bzw. Basileus des Ptolemäerreiches. Er war der 5. Herrscher der Dynastie der Ptolemäer, die in der griechisch-römischen Zeit Ägypten beherrschten. Unter ihm begann der schleichende Niedergang seiner Dynastie, insbesondere aufgrund innerer Machtkämpfe und Aufstände der Ägypter gegen die makedonische Dynastie.
Namen von Ptolemaios V. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Silbertetradrachmon mit Ptolemaios V. Epiphanes, Britisches Museum | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Eigenname |
Ptwlmys
Ptwlmys ˁnḫ ḏt mrj Ptḥ Ptolemäus, der ewig lebt, geliebt von Ptah |
Jugend
Ptolemaios V. war der Sohn des Ptolemaios IV. sowie dessen Schwester und Gemahlin Arsinoë. Nach dem Tod des Vaters im Sommer 205 v. Chr. und der Ermordung der Witwe wurde Ptolemaios V. mit fünf Jahren Pharao.
Nach dem Tod Ptolemaios’ IV. stand dessen Reich bis 197 v. Chr. unter mehreren Vormundschaftsregierungen. Zunächst übernahmen die Hofbeamten Agathokles und Sosibios vermutlich mit Hilfe eines gefälschten Testamentes die Vormundschaft über den Minderjährigen. Nach deren Sturz 204 v. Chr. durch eine Revolte machten sich deren Anführer Tlepolemos und der eben gestürzte Sosibios zu Vormündern. Bald schon entledigte sich Tlepolemos des Sosibios, bis er 202 v. Chr. durch Aristomenes entmachtet wurde.
Zu dieser Zeit verlor das Ptolemäerreich die Besitzungen in Syrien an den seleukidischen König Antiochos III. und im Fünften Syrischen Krieg Stützpunkte in Kleinasien an Philipp V. von Makedonien. Nach dem Friedensschluss mit Antiochos III. im Jahr 197 v. Chr. wurde beschlossen, dessen Tochter Kleopatra mit Ptolemaios zu vermählen.
Regentschaft
Erst am 17. Tag des zweiten Monats der Jahreszeit Achet (23. November/3. Dezember)[1] im Jahr 197 v. Chr. war Ptolemaios V. offiziell gekrönt worden. Er blieb aber latent unter der Aufsicht des Aristomenes, der 192 von Polykrates entmachtet wurde. Kurze Zeit nach seiner Krönung wurde im Jahr 196 v. Chr. am 18. Tag des zweiten Monats der Jahreszeit Peret (23. März/3. April)[1] das Dekret von Memphis verfasst, das auf dem Stein von Rosette überliefert ist.[2]
Ptolemaios V. wurde 194/193 mit Kleopatra I. vermählt. Unter ihm kehrte 184 v. Chr. (oder 186 v. Chr?) Oberägypten zum Reich zurück. Ptolemaios verwendet zusätzlich den Beinamen „Eucharistos“ (ὁ Εὐχαριστός ho Eucharistós, deutsch ‚der Beliebte‘).
Stein von Rosette
Der berühmte dreisprachige Stein von Rosette, der die Entzifferung der Hieroglyphen ermöglichte, stammt aus seiner Regierungszeit. Er enthält ein Dekret, das den steigenden Einfluss der Ägypter auf die Politik zeigt. Der makedonische König sichert ihnen Schulden- und Steuererlass, Freilassung von Gefangenen, eine Amnestie für Aufständische und mehr Spenden für die Tempel der einheimischen Götter zu.[3]
Tod
Ungeklärt ist sein plötzlicher Tod. Weil er angeblich danach strebte, gegen die Seleukiden einen durch die Oberschicht Ägyptens zu finanzierenden Krieg um Syrien zu führen, soll er auf deren Betreiben von Höflingen vergiftet worden sein.
Literatur
- Ellen Doetsch-Amberger: Ein Siegel Ptolemaios’ V. In: Göttinger Miszellen. Band 142, 1994, S. 67–68.
- Marco Frenschkowski: Ptolemaios V. Epiphanes. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 7, Bautz, Herzberg 1994, ISBN 3-88309-048-4, Sp. 1035–1036.
- Günther Hölbl: Geschichte des Ptolemäerreiches: Politik, Ideologie und religiöse Kultur von Alexander dem Großen bis zur römischen Eroberung. Stuttgart 1994, ISBN 3-534-17675-8.
- Eddy Lanciers: Die Ägyptischen Tempelbauten zur Zeit des Ptolemaios V. Epiphanes (204–180 v. Chr.)/1. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Kairo. Band 42, 1986, S. 81–98.
- Eddy Lanciers: Die ägyptischen Tempelbauten zur Zeit des Ptolemaios V. Epiphanes (204–180 v. Chr.)/2. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Kairo. Band 43, 1987, ISBN 3-8053-0537-0, S. 173–182.
- Martina Minas: Die hieroglyphischen Ahnenreihen der ptolemäischen Könige. Ein Vergleich mit den Titeln der eponymen Priester in den demotischen und griechischen Papyri (= Aegyptiaca Treverensia. Band 9). von Zabern, Mainz 2000, ISBN 3-8053-2619-X.
- Thomas Schneider: Lexikon der Pharaonen. Albatros, Düsseldorf 2002, ISBN 3-491-96053-3, S. 214–216.
- Wilhelm Spiegelberg: Der demotische Text der Priesterdekrete von Kanopus und Memphis (Rosettana) mit den hieroglyphischen und griechischen Fassungen und deutscher Übersetzung nebst demotischem Glossar. Winters, Heidelberg 1922.
Weblinks
Einzelnachweise
- Aus den Aufzeichnungen geht nicht hervor, ob nach dem Kalender des Ptolemaios III. (gemäß Kanopus-Dekret) oder nach dem alten ägyptischen Kalender datiert wurde. Das erstgenannte Datum repräsentiert den alten Kalender, während mit dem zweitgenannten Datum der Ptolemaios III.-Kalender gemeint ist.
- Wilhelm Spiegelberg: Der demotische Text der Priesterdekrete von Kanopus und Memphis (Rosettana) mit den hieroglyphischen und griechischen Fassungen und deutscher Übersetzung nebst demotischem Glossar. Heidelberg 1922.
- Ptolemy V Epiphanes. Auf: britannica.com, abgerufen am 27. Oktober 2020.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
---|---|---|
Ptolemaios IV. | König von Ägypten 205 bis 180 v. Chr. | Ptolemaios VI. |