Sfax
Sfax (arabisch صفاقس, DMG Ṣafāqus, Zentralatlas-Tamazight ⵙⵉⴼⴰⴽⵙ Sifaks) ist eine Hafen- und Industriestadt in Tunesien und Hauptstadt des gleichnamigen Gouvernements. Sie liegt am Mittelmeer, ungefähr 270 km südlich von Tunis und ist heute mit rund 270.000 Einwohnern[1] die zweitgrößte Stadt des Landes. Sie ist vor allem als Wirtschaftszentrum bekannt.
Sfax صفاقس | |||
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Verwaltung | |||
Staat | Tunesien | ||
Gouvernement | Sfax | ||
Bürgermeister | Fethi Derbel | ||
Postleitzahl | 3000 | ||
Demographie | |||
Bevölkerung | 265.131 Einw. (2004[1]) | ||
Geographie | |||
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Koordinaten | 34° 44′ N, 10° 45′ O |
Geschichte
Das antike Taparura wurde von den Römern ungefähr 3 km entfernt von der heutigen Stadt Sfax errichtet. Es blieben jedoch kaum Überreste erhalten. Als die Aghlabiden die muslimische Stadt im 9. Jahrhundert aufbauten, wurde Taparura zur Gewinnung von Mauersteinen genutzt. Das unter Hadrian zur Colonia erhobene Thaenae befand sich 12 km weiter südlich.
Die Stadt erlangte wirtschaftliche Bedeutung als Exporteur von Olivenöl und getrocknetem Fisch. Von 1148 an war sie vom normannischen König von Sizilien, Roger II., besetzt, welcher 1159 von den Almohaden unter Abd al-Mu'min vertrieben wurde.
Bei der Errichtung des französischen Protektorats 1881 erlitt Sfax schwere Beschädigungen durch die Eroberung durch französische Truppen. Im Zweiten Weltkrieg erlitt die Stadt 1942 und 1943 Schäden während der Schlacht um Tunesien zwischen den Achsenmächten und den Alliierten.
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft
Die Wirtschaft in der Region von Sfax basierte ursprünglich auf der Produktion von Olivenöl und der Fischerei. Seit dem Beginn der Gewinnung von Phosphat in den 1960er Jahren erlebt Sfax einen Aufschwung. Die Zahl verarbeitender Gewerbebetriebe steigerte sich, begleitet vom schnellen Wachstum des Dienstleistungssektors und der Diversifikation der Landwirtschaft.
- Landwirtschaft: Die Region von Sfax ist bekannt für Oliven- und Mandelbäume. In der Region stehen ungefähr 6,1 Mio. Olivenbäume und 5 Mio. Mandelbäume. 40 % des tunesischen Olivenöls und 30 % der Mandeln werden in der Umgebung von Sfax produziert. Weniger verbreitet sind Gemüse- und Obstanbau. Die Viehzucht ist auch ein wichtiger Wirtschaftssektor und die Region ist der wichtigste Milchproduzent in Tunesien. Ungefähr 50 % der Geflügelproduktion in Tunesien kommt aus Sfax. In der Fischwirtschaft sichert Sfax mit einer jährlichen Produktion von 25.000 t 25 % der nationalen Produktion und 70 % der Exporte.
- Industrie: Mit 2300 Gewerbebetrieben und 16 Gewerbegebieten ist Sfax nach dem Großraum Tunis das zweite Industriezentrum in Tunesien. Die meisten Gewerbe sind in den Sektoren Nahrungsproduktion, Bauindustrie, Chemische Industrie (hauptsächlich Phosphatverarbeitung), Textilindustrie, Maschinenbau und Energie tätig. Es werden jährlich rund 1,2 Mio. Tonnen Erdöl und 1,7 Mrd. m³ Gas gefördert.
- Dienstleistungssektor: Rund 100.000 Beschäftigte sind in diesem Sektor tätig. Besonders der Handelssektor spielt dabei eine wichtige Rolle. Sfax ist wegen der Güte seiner Händler und des zunehmenden Geschäftsverkehrs mit Libyen eine Handelsmetropole geworden.
Verkehr
- Autoverkehr: In Sfax führen die großen Straßen alle zum am Meer gelegenen Stadtzentrum. Mehrere Ringe um die Stadt tragen dazu bei, den Autoverkehr zu entlasten. Dadurch hat die Stadt die Struktur eines Spinnennetzes. Auf nationaler Ebene ist Sfax mit den anderen Regionen des Landes durch die Landstraßen GP1, GP13, GP14 sowie anderer Straßen verbunden. Sfax liegt am Straßennetz des Trans-African Highways, der jedoch noch nicht fertiggestellt ist.
- ÖPNV: Mehrere Buslinien dienem dem Personennahverkehr zwischen dem Stadtzentrum und den Vororten sowie zwischen den Vororten. Auch Taxis sind ein wichtiges Verkehrsmittel.
- Schienenverkehr: Der SNCFT-Bahnhof von Sfax liegt an den Bahnstrecken Tunis-Sfax, Tunis-Gabès und Tunis-Gafsa-Tozeur, für die Tunis-Sfax die Hauptachse ist.
- Luftverkehr: 7 km vom Stadtzentrum entfernt liegt der internationale Flughafen Sfax-Thyna. Der Flughafen wird für Inlandsflüge sowie für Flüge nach Libyen, Frankreich und in der Haddsch-Saison auch nach Saudi-Arabien genutzt.
- Schiffsverkehr: Der Hafen von Sfax ist nach La Goulette der zweitgrößte des Landes. Er erstreckt sich über die gesamte Länge des Stadtzentrums. Rund 1300 Schiffe werden jährlich abgefertigt. Hauptsächlich dient der Hafen dem Transport von Industrie- und Handelsgütern. Es besteht Fährverkehr zwischen Sfax und den 20 km entfernten Kerkenna-Inseln.
Kultur und Sport
Ein Teil des Romans Les Choses (Die Dinge) von Georges Perec spielt im Sfax der 60er Jahre. Dorthin fliehen die beiden Protagonisten des Romans, Sylvie und Jérôme.
Museen
- Das Archäologische Museum enthält eine Sammlung von Mosaiken, Töpferwaren und Münzen aus der römischen Zeit, die in den archäologischen Stätten der Region gefunden wurden.
- Das „Dar Jellouli“ Museum der traditionellen Kunst ist in der Medina in einer Residenz aus dem 17. Jahrhundert untergebracht. Außer traditionellen Kleidungsstücken werden auch Holzkunstwerke und Haushaltsgegenstände ausgestellt, die den Lebensstil der Bewohner von Sfax über die Jahrhunderte hinweg illustrieren.
- Das „La Kasbah“ Museum der traditionellen Architektur
Sport
In Sfax bestehen 40 Sportvereine mit zusammen ungefähr 7200 Sportlern. Am verbreitetsten sind die Sportarten Fußball, Volleyball, Basketball, Handball, Tennis, Leichtathletik, Gewichtheben, Schwimmen, Judo und Boxen. Die bekanntesten Sportvereine der Stadt sind der Club Sportif Sfaxien, Sfax Railways Sports sowie Stade Sportif Sfaxien.
Sfax war Austragungsort der Fußball-Afrikameisterschaft 2004 und der Handball-Weltmeisterschaft der Herren 2005.
Städtepartnerschaften
Partnerstädte von Sfax[3] sind
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Kooperationsabkommen gibt es mit
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Söhne und Töchter der Stadt
- Pierre Guiraud (1912–1983), französischer Sprachwissenschaftler
- Domenico De Luca (1928–2006), katholischer Erzbischof und Diplomat
- Henriette Walter, geb. Saada (* 1929), französische Linguistin
- Mansour Moalla (* 1930), Politiker
- Majida Boulila (1931–1952), Aktivistin
- Brahim Konstantini (* 1932), Bildhauer und Stahlstecher
- Jean-Claude Golvin (* 1942), französischer Architekt und Archäologe
- Mohammed Ali Akid (1949–1979), Fußballspieler
- Max Azria (1949–2019), tunesisch-US-amerikanischer Modeschöpfer
- Hammadi Agrebi (1951–2020), Fußballspieler
- Luciano Di Napoli (* 1954), französischer Pianist und Dirigent
- Chochana Boukhobza (* 1959), französische Schriftstellerin
- Tom Dixon (* 1959), britischer Designer
- Elsa Cayat (1960–2015), französische Psychiaterin, Psychoanalytikerin und Kolumnistin
- Souad Abderrahim (* 1964), Politikerin, Bürgermeisterin von Tunis
- Mouna Karray (* 1970), Fotografin
- Skander Souayah (* 1972), Fußballspieler
- Amir Akrout (* 1983), Fußballspieler
- Kamel Zaiem (* 1983), Fußballspieler
- Amine Chermiti (* 1987), Fußballspieler
- Mohamed Gouaida (* 1993), tunesisch-französischer Fußballspieler
Klimatabelle
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Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Sfax
Quelle: wetterkontor.de |
Weblinks
Einzelnachweise
- Institut National de la Statistique – Tunisie: Résultats du Recensement 2004 (Memento des Originals vom 24. September 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (französisch)
- Stéphanie Wenger: « Tunisie : comment Sfax veut récupérer « sa » mer », Tageszeitung La Tribune, 29 Juli 2013
- Gemeinde Sfax – Coopération internationale > Relations de Jumelage et d'amitié, abgerufen am 25. März 2018