Sfax

Sfax (arabisch صفاقس, DMG Ṣafāqus, Zentralatlas-Tamazight ⵙⵉⴼⴰⴽⵙ Sifaks) i​st eine Hafen- u​nd Industriestadt i​n Tunesien u​nd Hauptstadt d​es gleichnamigen Gouvernements. Sie l​iegt am Mittelmeer, ungefähr 270 km südlich v​on Tunis u​nd ist h​eute mit r​und 270.000 Einwohnern[1] d​ie zweitgrößte Stadt d​es Landes. Sie i​st vor a​llem als Wirtschaftszentrum bekannt.

Satellitenfoto von 2015 der Medina von Sfax mit Teilen des Hafens und der kreisförmigen Geländestruktur des insgesamt 420 ha großen Taparura Entwicklungsprojekts, für das durch Ablagerung von Phosphorgips, einem Abfallprodukt der Phosphatgewinnung, 260 ha Neuland gewonnen wurden.[2]
Sfax
صفاقس
Fußgängerzone und Rathaus in Sfax
Fußgängerzone und Rathaus in Sfax
Verwaltung
Staat Tunesien Tunesien
Gouvernement Sfax
Bürgermeister Fethi Derbel
Postleitzahl 3000
Demographie
Bevölkerung 265.131 Einw. (2004[1])
Geographie
Sfax (Tunesien)
Sfax
Koordinaten 34° 44′ N, 10° 45′ O

Geschichte

Das antike Taparura w​urde von d​en Römern ungefähr 3 km entfernt v​on der heutigen Stadt Sfax errichtet. Es blieben jedoch k​aum Überreste erhalten. Als d​ie Aghlabiden d​ie muslimische Stadt i​m 9. Jahrhundert aufbauten, w​urde Taparura z​ur Gewinnung v​on Mauersteinen genutzt. Das u​nter Hadrian z​ur Colonia erhobene Thaenae befand s​ich 12 km weiter südlich.

Die Stadt erlangte wirtschaftliche Bedeutung a​ls Exporteur v​on Olivenöl u​nd getrocknetem Fisch. Von 1148 a​n war s​ie vom normannischen König v​on Sizilien, Roger II., besetzt, welcher 1159 v​on den Almohaden u​nter Abd al-Mu'min vertrieben wurde.

Bei d​er Errichtung d​es französischen Protektorats 1881 erlitt Sfax schwere Beschädigungen d​urch die Eroberung d​urch französische Truppen. Im Zweiten Weltkrieg erlitt d​ie Stadt 1942 u​nd 1943 Schäden während d​er Schlacht u​m Tunesien zwischen d​en Achsenmächten u​nd den Alliierten.

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaft

Die Wirtschaft i​n der Region v​on Sfax basierte ursprünglich a​uf der Produktion v​on Olivenöl u​nd der Fischerei. Seit d​em Beginn d​er Gewinnung v​on Phosphat i​n den 1960er Jahren erlebt Sfax e​inen Aufschwung. Die Zahl verarbeitender Gewerbebetriebe steigerte sich, begleitet v​om schnellen Wachstum d​es Dienstleistungssektors u​nd der Diversifikation d​er Landwirtschaft.

  • Landwirtschaft: Die Region von Sfax ist bekannt für Oliven- und Mandelbäume. In der Region stehen ungefähr 6,1 Mio. Olivenbäume und 5 Mio. Mandelbäume. 40 % des tunesischen Olivenöls und 30 % der Mandeln werden in der Umgebung von Sfax produziert. Weniger verbreitet sind Gemüse- und Obstanbau. Die Viehzucht ist auch ein wichtiger Wirtschaftssektor und die Region ist der wichtigste Milchproduzent in Tunesien. Ungefähr 50 % der Geflügelproduktion in Tunesien kommt aus Sfax. In der Fischwirtschaft sichert Sfax mit einer jährlichen Produktion von 25.000 t 25 % der nationalen Produktion und 70 % der Exporte.
  • Industrie: Mit 2300 Gewerbebetrieben und 16 Gewerbegebieten ist Sfax nach dem Großraum Tunis das zweite Industriezentrum in Tunesien. Die meisten Gewerbe sind in den Sektoren Nahrungsproduktion, Bauindustrie, Chemische Industrie (hauptsächlich Phosphatverarbeitung), Textilindustrie, Maschinenbau und Energie tätig. Es werden jährlich rund 1,2 Mio. Tonnen Erdöl und 1,7 Mrd. m³ Gas gefördert.
  • Dienstleistungssektor: Rund 100.000 Beschäftigte sind in diesem Sektor tätig. Besonders der Handelssektor spielt dabei eine wichtige Rolle. Sfax ist wegen der Güte seiner Händler und des zunehmenden Geschäftsverkehrs mit Libyen eine Handelsmetropole geworden.

Verkehr

Diesellokomotive im Bahnhof von Sfax
  • Autoverkehr: In Sfax führen die großen Straßen alle zum am Meer gelegenen Stadtzentrum. Mehrere Ringe um die Stadt tragen dazu bei, den Autoverkehr zu entlasten. Dadurch hat die Stadt die Struktur eines Spinnennetzes. Auf nationaler Ebene ist Sfax mit den anderen Regionen des Landes durch die Landstraßen GP1, GP13, GP14 sowie anderer Straßen verbunden. Sfax liegt am Straßennetz des Trans-African Highways, der jedoch noch nicht fertiggestellt ist.
  • ÖPNV: Mehrere Buslinien dienem dem Personennahverkehr zwischen dem Stadtzentrum und den Vororten sowie zwischen den Vororten. Auch Taxis sind ein wichtiges Verkehrsmittel.
  • Schienenverkehr: Der SNCFT-Bahnhof von Sfax liegt an den Bahnstrecken Tunis-Sfax, Tunis-Gabès und Tunis-Gafsa-Tozeur, für die Tunis-Sfax die Hauptachse ist.
  • Luftverkehr: 7 km vom Stadtzentrum entfernt liegt der internationale Flughafen Sfax-Thyna. Der Flughafen wird für Inlandsflüge sowie für Flüge nach Libyen, Frankreich und in der Haddsch-Saison auch nach Saudi-Arabien genutzt.
  • Schiffsverkehr: Der Hafen von Sfax ist nach La Goulette der zweitgrößte des Landes. Er erstreckt sich über die gesamte Länge des Stadtzentrums. Rund 1300 Schiffe werden jährlich abgefertigt. Hauptsächlich dient der Hafen dem Transport von Industrie- und Handelsgütern. Es besteht Fährverkehr zwischen Sfax und den 20 km entfernten Kerkenna-Inseln.

Kultur und Sport

Maison de France

Ein Teil d​es Romans Les Choses (Die Dinge) v​on Georges Perec spielt i​m Sfax d​er 60er Jahre. Dorthin fliehen d​ie beiden Protagonisten d​es Romans, Sylvie u​nd Jérôme.

Museen

  • Das Archäologische Museum enthält eine Sammlung von Mosaiken, Töpferwaren und Münzen aus der römischen Zeit, die in den archäologischen Stätten der Region gefunden wurden.
  • Das „Dar Jellouli“ Museum der traditionellen Kunst ist in der Medina in einer Residenz aus dem 17. Jahrhundert untergebracht. Außer traditionellen Kleidungsstücken werden auch Holzkunstwerke und Haushaltsgegenstände ausgestellt, die den Lebensstil der Bewohner von Sfax über die Jahrhunderte hinweg illustrieren.
  • Das „La Kasbah“ Museum der traditionellen Architektur

Sport

In Sfax bestehen 40 Sportvereine m​it zusammen ungefähr 7200 Sportlern. Am verbreitetsten s​ind die Sportarten Fußball, Volleyball, Basketball, Handball, Tennis, Leichtathletik, Gewichtheben, Schwimmen, Judo u​nd Boxen. Die bekanntesten Sportvereine d​er Stadt s​ind der Club Sportif Sfaxien, Sfax Railways Sports s​owie Stade Sportif Sfaxien.

Sfax w​ar Austragungsort d​er Fußball-Afrikameisterschaft 2004 u​nd der Handball-Weltmeisterschaft d​er Herren 2005.

Städtepartnerschaften

Partnerstädte v​on Sfax[3] sind

  • Senegal Dakar (Senegal), seit 1965
  • Deutschland Marburg (Deutschland), seit 1971
  • Marokko Casablanca (Marokko), seit 1981
  • Frankreich Grenoble (Frankreich), seit 1998
  • Algerien Oran (Algerien), seit 1989
  • Russland Machatschkala (Russland), seit 1990

Kooperationsabkommen g​ibt es m​it

Söhne und Töchter der Stadt

Klimatabelle

Sfax
Klimadiagramm
JFMAMJJASOND
 
 
23
 
17
6
 
 
19
 
18
7
 
 
23
 
20
8
 
 
18
 
22
11
 
 
9
 
25
14
 
 
4
 
29
18
 
 
2
 
32
20
 
 
6
 
32
21
 
 
24
 
30
20
 
 
56
 
26
16
 
 
23
 
21
11
 
 
29
 
18
7
Temperatur in °C,  Niederschlag in mm
Quelle: wetterkontor.de
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Sfax
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Max. Temperatur (°C) 16,7 18,0 19,5 21,8 25,4 28,9 32,0 32,2 29,8 26,0 21,4 17,6 Ø 24,1
Min. Temperatur (°C) 5,8 6,5 8,4 11,0 14,4 17,8 19,9 21,1 19,8 16,1 10,6 6,7 Ø 13,2
Niederschlag (mm) 23 19 23 18 9 4 2 6 24 56 23 29 Σ 236
Sonnenstunden (h/d) 6,4 7,2 7,7 8,6 10,0 11,1 12,2 11,2 9,1 7,8 7,0 6,3 Ø 8,7
Regentage (d) 3 3 4 3 3 1 0 1 3 4 4 3 Σ 32
Wassertemperatur (°C) 15 14 15 17 19 20 24 26 26 24 20 16 Ø 19,7
Luftfeuchtigkeit (%) 65 63 63 63 62 60 59 63 65 66 65 66 Ø 63,3
T
e
m
p
e
r
a
t
u
r
16,7
5,8
18,0
6,5
19,5
8,4
21,8
11,0
25,4
14,4
28,9
17,8
32,0
19,9
32,2
21,1
29,8
19,8
26,0
16,1
21,4
10,6
17,6
6,7
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
N
i
e
d
e
r
s
c
h
l
a
g
23
19
23
18
9
4
2
6
24
56
23
29
  Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Commons: Sfax – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Institut National de la Statistique – Tunisie: Résultats du Recensement 2004 (Memento des Originals vom 24. September 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ins.nat.tn (französisch)
  2. Stéphanie Wenger: « Tunisie : comment Sfax veut récupérer « sa » mer », Tageszeitung La Tribune, 29 Juli 2013
  3. Gemeinde Sfax – Coopération internationale > Relations de Jumelage et d'amitié, abgerufen am 25. März 2018
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.