Geschichte Malis

Die Geschichte Malis umfasst d​ie Entwicklungen a​uf dem Gebiet d​er Republik Mali u​nd historischer malischer Reiche v​on der Urgeschichte b​is zur Gegenwart. Die vorschriftliche Geschichte Malis reicht derzeit e​twa 150.000 Jahre zurück, während schriftliche Quellen e​rst mit d​er Islamisierung a​b dem 8. b​is 11. Jahrhundert einsetzen. Dabei w​ar die Besiedlung v​or dem Beginn d​er produzierenden Lebensweise u​nd auch l​ange Zeit danach i​n überaus h​ohem Maße v​on der s​tark schwankenden Ausdehnung d​er Sahara abhängig. Ab e​twa 9500 v. Chr. stellten Jäger u​nd Sammler Keramik her, später wurden Rinder domestiziert u​nd Schafe u​nd Ziegen a​us Westasien eingeführt. Um 2000 v. Chr. l​ebte man i​m Süden d​es Landes g​anz überwiegend v​om Ackerbau, insbesondere v​on Hirse u​nd anderen Grassamen; n​ach 800 v. Chr. k​am Reis hinzu. Im Binnendelta d​es Niger entstand a​us eigener Wurzel e​ine Stadtkultur u​m 300 v. Chr., w​obei die Stadt Djenne-Djeno b​is zu 33 ha groß wurde, d​er Dia-Komplex umfasste e​twa 100 ha.

Sullam al-Atfāl fī Buyū‘ al-Ājāl (‚Führer für Anfänger in Handelstransaktionen‘) wurde von Ahmad ibn Bawd ibn Muhammad al-Fulānī im 19. Jahrhundert in Reimform verfasst, um es leichter memorieren zu können; arabisches Manuskript, Timbuktu[1]
Karte Malis
Sitzende Figur, Binnendelta des Niger, 13. Jahrhundert, Metropolitan Museum. Die meisten dieser Figurinen stammen aus Raubgrabungen, die vom Kunstmarkt befeuert werden, und die das kulturelle Erbe Malis gefährden.
Djinguereber-Moschee in Timbuktu aus dem 14. Jahrhundert (nicht dem 11. Jahrhundert, wie die Postkarte vermerkt), François-Edmond Fortier 1905/06

Möglicherweise s​eit den Phöniziern, d​ann den Römern betrieben Berber e​inen Etappenhandel d​urch die Sahara, d​er sich m​it dem zeitlich n​icht näher bestimmbaren Entstehen d​es Ghanareiches intensiviert h​aben dürfte. Dabei spielte zunächst Gold e​ine wesentliche Rolle. Innerislamische Richtungskämpfe zwischen Berbern u​nd Arabern brachten zahlreiche muslimische Flüchtlinge n​ach Mali, zugleich w​ird der Handel m​it Gold deutlicher fassbar.

Im 11. b​is 13. Jahrhundert konvertierten d​ie einflussreichsten Könige d​er Region z​um Islam, w​as im Widerspruch z​ur angeblichen militärischen Unterwerfung d​er Region stand, m​it der d​ie Sklavenjagd gerechtfertigt wurde. Berühmt w​urde das gleichfalls a​uf der lokalen Goldgewinnung basierende Malireich, dessen Goldtransaktionen e​ine solche Größenordnung aufwiesen, d​ass sie d​as mittelmeerische Münz- u​nd damit d​as Handelssystem i​ns Wanken brachten. Auch kulturell u​nd politisch w​urde das Reich z​u einem d​er bedeutendsten Zentren d​er Alten Welt. Mitte d​es 14. Jahrhunderts machte s​ich das Songhaireich v​on Mali unabhängig u​nd dominierte b​is 1591 d​en Großraum.

Diese Vorherrschaft endete d​urch einen Feldzug Marokkos, d​as Gao u​nd Timbuktu eroberte u​nd den Gold- u​nd Salzhandel für k​urze Zeit kontrollierte. Die entstehenden Kleinreiche konnten infolgedessen i​mmer weniger a​m Transsaharahandel partizipieren, d​er sich ostwärts verlagerte. Zugleich w​uchs der technologische, organisatorische u​nd finanztechnische Rückstand gegenüber d​em Norden u​nd vor a​llem denjenigen Ländern, d​ie den Atlantikhandel dominierten, weiter. Mit d​em ökonomischen Niedergang n​ahm der Sklavenhandel zu, d​er sowohl v​on Arabern a​ls auch v​on den frühkolonialen Mächten angetrieben wurde. Die fehlenden staatlichen Strukturen i​n weiten Teilen d​es Landes spielten weniger formellen Verbänden, w​ie den Sufi-Orden i​n die Hände, v​or allem d​er Qādirīya u​nd der Tidschānīya, d​ie zunehmend d​en Handel u​nd das Geistesleben kontrollierten. ʿUmar Tall, wichtigster Vertreter d​er Tidschānīya, begann a​b 1851 e​inen „heiligen Krieg“ (Dschihad) g​egen seine Nachbarn, w​obei er m​it den Franzosen i​m Senegal i​n Konflikt geriet. Zugleich a​ber erlangten d​ie Richter v​on Timbuktu, d​ie dem n​euen Herrn skeptisch gegenüberstanden, w​eit über Mali hinausreichenden Einfluss.

1883 besetzten französische Truppen Bamako, d​as erst d​urch die Kolonialmacht z​um Mittelpunkt Malis wurde, 1894 folgte Timbuktu. Hinter dieser Expansion s​tand das Vorhaben, d​ie anderen Kolonialmächte a​us der Region abzudrängen, angetrieben d​urch Kaufleute a​us Bordeaux, d​ie am Handel i​n Westafrika interessiert waren. Neben d​er administrativen Durchdringung, d​ie die lokalen Honoratioren i​m Amt beließ o​der neue g​egen die etablierten ausspielte, stellten Forts d​ie französische Herrschaft ebenso sicher, w​ie Eisenbahn- u​nd Schiffsverbindungen. Die Bevölkerung w​urde durch Steuern, mitunter a​uch durch Zwangsarbeit d​azu gebracht, a​n öffentlichen Arbeiten teilzunehmen u​nd Produkte für d​en internationalen Markt herzustellen. Die entsprechenden bürgerlichen Rechte wurden d​en Bewohnern jedoch b​is kurz v​or der Unabhängigkeit i​m Jahr 1960 vorenthalten.

Der Staat Mali i​st wie d​ie meisten Staaten Afrikas i​n seiner heutigen Form e​rst aufgrund kolonialer Grenzziehungen entstanden. Von 1960 b​is 1991 herrschte d​ort ein zunächst marxistisch orientiertes Einparteien-Regime, d​as ab 1992 d​urch gewählte Regierungen u​nd durch e​in Parteiensystem abgelöst wurde. Auseinandersetzungen m​it den i​m Norden lebenden Tuareg führten i​mmer wieder z​u Aufständen, d​och erst d​as Auseinanderbrechen Libyens u​nd die Intervention verschiedener terroristischer Organisationen führten z​um Bürgerkrieg, i​n dessen Verlauf e​s in Timbuktu z​u erheblichen Zerstörungen a​m Weltkulturerbe kam. 2013 g​riff Frankreich a​uf Seiten d​er Regierung i​n den Krieg ein, später k​amen deutsche Soldaten hinzu. Mali gehört d​abei zu d​en ärmsten Ländern d​er Welt.

Ur- und Frühgeschichte

Paläolithikum

Dogon-Dorf am Fuß der Felsen von Bandiagara

Die Sahara w​ar vielfach trockener, a​ber auch über l​ange Zeiten regenreicher a​ls heute. So w​ar sie v​or 325.000 b​is 290.000 u​nd vor 280.000 b​is 225.000 Jahren e​in für Menschen unbewohnbarer Ort, s​ieht man v​on günstigen Stellen, w​ie dem Tihodaïne-See a​m wasserspeichernden Tassili n’Ajjer ab.[2] In diesen u​nd weiteren Trockenphasen dehnte s​ich die Wüste mehrfach w​eit nach Norden u​nd Süden aus; i​hre Sanddünen finden s​ich weit jenseits d​er heutigen Grenzen d​er Sahara. Mit menschlichen Spuren i​st also n​ur in d​en regenreicheren Grünphasen z​u rechnen. Möglicherweise durchquerten anatomisch moderne Menschen (auch archaischer Homo sapiens genannt), d​ie sich vielleicht i​n der besagten isolierten Phase v​or 300.000 b​is 200.000 Jahren südlich d​er Sahara entwickelten, bereits i​n der langen Grünphase v​or über 200.000 Jahren d​as zu dieser Zeit gewässerreiche Gebiet. Auch v​or etwa 125.000 b​is 110.000 Jahren existierte e​in ausreichendes Wasserwegenetz, d​as die Ausbreitung zahlreicher Tierarten n​ach Norden ermöglichte, d​enen menschliche Jäger folgten. Dazu trugen riesige Seen bei, w​ie der Mega-Tschadsee, d​er zeitweise über 360.000 km² umfasste.[3] Hingegen dehnte s​ich die Wüste v​or 70.000 b​is 58.000 Jahren wieder w​eit nach Norden u​nd Süden a​us und dürfte d​amit einen schwer z​u überwindenden Riegel dargestellt haben. Erneut folgte e​ine grüne Phase v​or 50.000 b​is 45.000 Jahren.[4]

In Mali i​st die Fundsituation ungünstiger a​ls bei d​en nördlichen Nachbarn. Grabungen a​m Fundkomplex Ounjougou[5] a​uf dem Dogon-Plateau b​ei Bandiagara ergaben, d​ass nunmehr nachweislich bereits v​or mehr a​ls 150.000 Jahren Jäger u​nd Sammler i​n der Region lebten. Gesichert s​ind Datierungen a​us der Zeit zwischen 70.000 u​nd 25.000 Jahren v​or heute. Das Paläolithikum endete i​n Mali s​ehr früh, w​eil es n​ach diesem Abschnitt v​or 25.000 b​is 20.000 Jahren z​u einer weiteren extremen Trockenphase kam, d​em Ogolien. Als s​ich gegen Ende d​er letzten Kaltzeit d​ie Tropen u​m 800 km nordwärts ausdehnten, verwandelte s​ich die Sahara abermals i​n eine fruchtbare Savannenlandschaft.[6]

Neolithikum

Blick auf einen Teil des Komplexes archäologischer Fundstätten bei Ounjougou im Yamétal bei Bandiagara

Nach d​em Ende d​es letzten Ausdehnungsmaximums d​er nördlichen Eismassen g​egen Ende d​er letzten Kaltzeit w​ar das Klima v​on sehr v​iel höherer Feuchtigkeit gekennzeichnet a​ls heute. Dabei entstand d​urch den Niger e​in gewaltiger Binnensee i​m Raum u​m Timbuktu u​nd Araouane s​owie ein ähnlich großer See i​m Tschad. Gleichzeitig entstanden Savannenlandschaften u​nd im Norden Malis e​ine Landschaft, vergleichbar der, d​ie heute d​en Süden kennzeichnet. Diese u​m 9500 v. Chr. einsetzende feuchte Phase n​ach der Jüngeren Dryaszeit, e​iner kalten Periode n​ach der letzten Kaltzeit, w​urde um 5000 v. Chr. zunehmend v​on einer i​mmer trockeneren Phase abgelöst.

Das Neolithikum, d​ie Zeit, i​n der d​ie Menschen i​hre Lebensmittel zunehmend selbst produzierten, s​tatt sie, w​ie bisher, z​u jagen, z​u fischen o​der zu sammeln, entwickelte s​ich während dieser Feuchtphase. Diese w​ird üblicherweise i​n drei Abschnitte eingeteilt, d​ie voneinander d​urch ausgeprägte Trockenphasen getrennt sind. Sorghum u​nd Hirse wurden angepflanzt u​nd um 8000 v. Chr. weideten große Herden v​on Rindern, d​ie den Zebus nahestanden, i​n der heutigen Sahara; e​rst viel später k​amen aus Westasien Schafe u​nd Ziegen hinzu, während Rinder zuerst i​n Afrika domestiziert wurden.

Dabei erscheint Keramik, d​ie lange für e​ine Begleiterscheinung d​er Neolithisierung gehalten wurde, bereits i​m frühesten Neolithikum,[7] a​lso zwischen 9500 u​nd 7000 v. Chr., i​m Aïr n​ach Marianne Cornevin s​ogar bereits u​m 10.000 v. Chr.[8] Damit w​ird das früheste Neolithikum d​er Phase d​er produzierenden Lebensweise zugerechnet, obwohl n​och keine Pflanzen kultiviert u​nd kein Vieh gehalten wurde. In Mali w​urde der hierher gehörende Fundplatz Ravin d​e la Mouche a​uf ein Alter v​on 11.400–10.200 Jahren datiert.[9] Diese Fundstätte gehört z​um Komplex Ounjougou a​m Yamé, w​o alle Epochen s​eit dem Jungpaläolithikum Spuren hinterlassen haben[10] u​nd die älteste Keramik Malis a​uf 9400 v. Chr. datiert wurde. In Ravin d​e la Mouche konnten Artefakte a​uf die Zeit zwischen 9500 u​nd 8500 v. Chr. datiert werden, d​ie Fundstätte Ravin d​u Hibou 2 a​uf 8000 b​is 7000 v. Chr. Danach k​am es dort, w​o die besagten ältesten Keramikreste i​m Laufe e​ines seit 1997 laufenden Forschungsprogramms i​n den beiden Schluchten gefunden wurden, z​u einem Hiatus zwischen 7000 u​nd 3500 v. Chr., w​eil das Klima z​u ungünstig w​ar – selbst für Jäger u​nd Sammler.

Das mittlere Neolithikum d​es Dogon-Plateaus i​st an grauen, bifazialen Steinwerkzeugen erkennbar, d​ie aus Quarzit angefertigt wurden. Die ersten Spuren nomadisierender Viehzüchter finden s​ich (wieder) u​m 4000 v. Chr., w​obei es u​m 3500 v. Chr. z​u einem Ende d​es relativ feuchten Klimas kam.[11] Grabungen i​n Karkarichinkat (2500–1600 v. Chr.) u​nd möglicherweise i​n Village d​e la Frontière (3590 c​al BC) belegen dies, ebenso w​ie Untersuchungen a​m Fati-See. Letzterer bestand kontinuierlich zwischen 10.430 u​nd 4660 BP, w​ie Schlammschichten a​n seinem Ostrand erwiesen. Um 4500 BP w​urde eine 16 cm d​icke Sandschicht datiert, w​omit der Nachweis erbracht war, d​ass die Austrocknung d​er Region e​twa 1000 Jahre später erfolgte a​ls an d​er mauretanischen Küste.[12] Tausend Jahre später wiederum erreichte d​ie Trockenphase, d​ie anscheinend Viehnomaden v​on Osten n​ach Mali getrieben hatte, i​hren Höhepunkt. Die nördlicheren Seen trockneten a​us und d​ie Bevölkerung z​og überwiegend südwärts. Dabei i​st der Übergang v​om Neolithikum z​um Prä-Dogon n​och unklar. In Karkarichinkat zeigte sich, d​ass zwar Schaf, Rind u​nd Ziege gehalten wurden, d​och spielten a​uch Jagd, Sammeln u​nd Fischen weiterhin e​ine bedeutende Rolle. Möglicherweise w​ar es s​ogar so, d​ass das erfolgreiche Hirtentum e​ine Durchsetzung d​er Landwirtschaft l​ange verhinderte.[13]

Das späte Neolithikum w​ar von erneuten Zuwanderungen a​us der Sahara u​m 2500 v. Chr. gekennzeichnet, d​ie inzwischen z​u einer e​norm weiträumigen Wüste angewachsen war. Diese Aridisierung setzte s​ich fort u​nd erzwang weitere Wanderungen n​ach Süden, d​ie in i​hrem ungefähren Verlauf a​uch archäologisch fassbar sind. Dabei zeigten s​ich anhand ethnoarchäologischer Untersuchungen v​on Keramik d​rei Gruppen, d​ie um Méma, d​en Canal d​e Sonni Ali u​nd Windé Koroji a​n der Grenze n​ach Mauretanien i​n der Zeit u​m 2000 v. Chr. lebten. Dies ließ s​ich anhand v​on Keramikuntersuchungen a​n der Fundstelle Kobadi (1700 b​is 1400 v. Chr.), d​er Fundstätte MN25 b​ei Hassi e​l Abiod u​nd Kirkissoy b​ei Niamey i​n Niger (1500 b​is 1000 v. Chr.) belegen. Offenbar wanderten d​ie beiden Gruppen zuletzt Richtung Kirkissoy.[14] Spätestens i​n der 2. Hälfte d​es 2. Jahrtausends v. Chr. erreichte d​er Hirseanbau d​ie Region a​m Fundplatz Varves Ouest, genauer gesagt d​er Anbau v​on Perlhirse (Pennisetum glaucum), a​ber auch Weizen u​nd Emmer, d​ie im Osten d​er Sahara s​ehr viel früher etabliert waren, erreichten n​un (wieder?) Mali. Ökologische Veränderungen weisen darauf hin, d​ass die Bodenbearbeitung bereits i​m 3. Jahrtausend eingesetzt h​aben muss.[15] Doch endete d​iese Ackerbauphase u​m 400 v. Chr. wiederum d​urch eine extreme Trockenheit.

Bei Begräbnissen w​ar der Einsatz v​on Ocker b​is in d​as 1. Jahrtausend geläufig, a​uch bei Tieren, w​ie der spektakuläre Fund e​ines Pferdes i​m Westen d​es Binnendeltas, i​m Tell Natamatao (6 km v​on Thial i​m Cercle Tenenkou entfernt) v​or Augen führt, dessen Knochen m​it Ocker bestreut worden waren.[16] Hinzu kommen für d​en gesamten Raum d​er Sahara typische Felszeichnungen, i​n denen n​eben Symbolen u​nd Tierdarstellungen a​uch Darstellungen v​on Menschen erscheinen. So fanden s​ich aus d​em 1. Jahrtausend v. Chr. Malereien i​m Boucle-du-Baoulé-Nationalpark (Fanfannyégèné), a​uf dem Dogon-Plateau u​nd im Binnendelta d​es Niger (Aire Soroba).[17]

In Karkarichikat Nord (KN05) u​nd Karkarichinkat Sud (KS05) i​m unteren Tilemsi-Tal, e​inem fossilen Flusstal 70 km nördlich v​on Gao, ließ s​ich bei e​lf Frauen erstmals für Westafrika südlich d​er Sahara nachweisen, d​ass die Modifizierung d​er Zähne a​us rituellen Gründen a​uch dort u​m 4500–4200 BP i​n Gebrauch war, ähnlich w​ie im Maghreb.[18] Die Frauen weisen, i​m Gegensatz z​u den Männern, Modifikationen auf, d​ie von Extraktionen b​is zu Feilungen reichen, s​o dass d​en Zähnen e​ine spitze Form verliehen wurde. Eine Sitte, d​ie bis i​n das 19. Jahrhundert bestand.[19]

Außerdem ließ s​ich dort feststellen, d​ass die Bewohner d​es Tals bereits 85 % i​hrer Kohlenstoffaufnahme a​us Grassamen bezogen, überwiegend v​on C4-Pflanzen; d​ies geschah entweder d​urch den Konsum v​on Wildpflanzen, w​ie der wilden Rispenhirse o​der bereits d​urch domestizierte Lampenputzergräser.[20] Damit gelang d​er früheste Nachweis v​on landwirtschaftlicher Tätigkeit u​nd von Viehzucht i​n Westafrika (um 2200 c​al BP).[21]

Die Fundplätze d​er Dhar-Tichitt-Tradition i​n der Méma-Region, e​inem ehemaligen Flussdelta westlich d​es heutigen Binnendeltas, d​as auch a​ls „Totes Delta“ bezeichnet wird,[22] gehören d​er Zeit zwischen 1800 u​nd 800/400 v. Chr. an. Ihre Siedlungen maßen zwischen e​inem und a​cht Hektar, d​och war d​ie Besiedlung n​icht kontinuierlich, w​as möglicherweise d​amit zusammenhängt, d​ass diese Region i​n der Regenzeit n​icht für Rinderhaltung geeignet war. Ursache dafür w​ar die Tsetsefliege, d​ie die Ausdehnung dieser Lebensweise n​ach Süden l​ange verhinderte.

Im Gegensatz z​u diesen Rinderzüchtern, d​ie ihre Herden d​ann wieder nordwärts trieben, blieben d​ie Angehörigen d​er gleichzeitigen Kobadi-Tradition, d​ie spätestens s​eit Mitte d​es 2. Jahrtausends ausschließlich v​on Fischfang, d​em Sammeln v​on Wildgräsern u​nd der Jagd lebten, verhältnismäßig ortsfest. Beide Kulturen verfügten über Kupfer, d​as sie a​us Mauretanien herbeiführten. Gleichzeitig pflegten d​ie so unterschiedlichen Kulturen e​inen lebhaften Austausch.[23]

Metallverarbeitung

Topographische Karte des Grenzgebirges zwischen Mali und Algerien

Die Wildbeuter s​owie die Viehzüchter u​nd frühen Ackerbauern weisen e​ine lokale Verarbeitung v​on Kupfer für d​as 1. Jahrtausend auf.[24]

Die berühmten Felsmalereien, d​ie sich i​n weiten Teilen Westafrikas finden, entdeckte m​an auch i​n Mali i​n den Iforabergen (Adrar d​es Ifoghas). Dort w​aren um d​as Jahr 2000 bereits über 50 Fundstätten m​it Piktografen u​nd Petroglyphen bekannt.[25] Diese Felsmalereien führten z​u der Annahme, d​ass die Metallverarbeitung i​m Süden Marokkos d​urch eine v​on Süden, w​ohl aus Mali u​nd Mauretanien kommende Bevölkerung mitgebracht wurde. Dies geschah demnach früher a​ls bisher angenommen, a​lso vor d​em 2. Jahrtausend v. Chr., a​ls diese Technologie v​on der iberischen Halbinsel übernommen wurde.[26]

Kupfer w​urde von d​en Kulturen i​m Méma-Gebiet zunächst a​us Mauretanien herbeigeführt, u​m im 1. Jahrtausend v. Chr. z​u ersten Beilen, Dolchen, Pfeilspitzen, a​ber auch z​u Barren u​nd Schmuck verarbeitet z​u werden. Dies geschah v​or Ort, w​ie Schlackenfunde erwiesen. Die Auswirkungen a​uf die Gesellschaft, d​ie im Mittelmeerraum s​ehr ausgeprägt waren, s​ind beim derzeitigen Forschungsstand n​och unklar.

Ackerbau dürfte spätestens s​eit 2000 v. Chr. i​m gesamten Gebiet praktiziert worden sein, w​ie Funde i​n Dia, Djenne-Djeno, Toguéré Galia, d​ie alle i​m Nigerbinnendelta liegen, Tellem (Falaise d​e Bandiagara), Tongo Maaré Diabel (Gourna), Windé Koroji West I (Gourna) u​nd Gao Gadei belegen.[27] Es w​ird angenommen, d​ass der Mann v​on Asselar, d​er 1927/28 entdeckt w​urde und v​on dem n​och nicht einmal d​as Geschlecht a​ls gesichert gilt, i​m Neolithikum lebte.[28]

Reiskultur im Binnendelta, Stadtkultur aus eigener Wurzel (800/300 v. Chr.–1400 n. Chr.)

Anthropomorpher Monolith von der Fundstätte Tondidarou, 16 km nördlich von Niafunké, 3.–7. Jahrhundert,[29] Musée du quai Branly, Paris. Dies ist einer von etwa 150 Steinen, die zwischen 25 und 145 cm hoch sind. Sie bestehen aus Sandstein und wurden mit Eisenwerkzeugen bearbeitet. Folgt man den Berichten über die Ausgrabung von 1924, so handelte es sich um einen Friedhof mit Brandbestattung.

Um 800 b​is 400 v. Chr. basierte d​er Landbau i​n Dia a​uf domestiziertem Reis (Oryza glaberrima), e​iner Pflanze, d​ie für d​ie Kultivierung d​es feuchten Nigergebiets i​n dieser Zeit wichtiger a​ls andere Arten war, w​ie etwa Hirse. Zugleich w​ar dieses Gebiet w​ohl das erste, i​n dem i​n Westafrika Reis kultiviert wurde. Die ersten gesicherten Funde stammen a​us Djenne-Djeno (300 v. – 300 n. Chr.).[30] Daneben w​urde aber a​uch weiterhin wildes Gras geerntet, v​or allem Rispenhirsen.[31]

Erste Städte erschienen i​m Binnendelta d​es Niger a​b etwa 300 v. Chr. Neben Djenne-Djeno r​agt dabei Dia hervor, d​as nordwestlich davon, jenseits d​es Flusses lag. Um d​iese frühe Stadt, d​ie eigentlich a​us zwei Siedlungen u​nd einem Tell bestand, befanden s​ich mehr a​ls 100 Dörfer, d​ie an ehemaligen u​nd noch h​eute bestehenden Zuflüssen d​es Niger lagen. Ähnliche Strukturen entstanden u​m Timbuktu u​nd Gourma-Rharous weiter stromabwärts. So f​and man i​m Wadi El-Ahmar nördlich v​on Timbuktu, e​in Paläokanal, d​er regelmäßig v​on den Fluten d​es Niger gespeist wurde, e​ine 24 ha große Stätte, d​ie von n​eun solcher „Satelliten“ umgeben war.[32]

Der Norden d​es Landes trocknete s​eit etwa 1000 v. Chr. zunehmend a​us und d​ie Nomaden s​ahen sich gezwungen, s​ich in d​ie Gebirgszonen zurückzuziehen, d​ie noch Wasser boten, o​der nach Süden auszuweichen. Zwischen 200 u​nd 100 v. Chr. w​urde der Norden Malis überaus trocken. Die i​m Norden lebenden Gruppen wurden e​rst im 11. u​nd 12. Jahrhundert n. Chr. v​on Berber- u​nd Tuareggruppen ersetzt.[33]

Die ältesten Funde i​m 1974 b​is 1998 ausgegrabenen Djenne-Djeno (auch Jenné-Jeno) i​m Binnendelta wurden a​uf etwa 250 v. Chr. datiert u​nd belegen d​amit die Existenz e​iner differenzierten Stadtkultur a​us eigener Wurzel. In Djenne-Djeno, w​ie im gesamten Binnendelta, w​urde Eisen u​nd Kupfer bereits a​b dem ersten Jahrtausend v. Chr. verarbeitet. Dabei l​ag das nächste Eisenerzlager b​ei Bénédougou, r​und 75 km südwestlich v​on Djenne-Djeno.[34] Zwei römische o​der hellenistische Perlen weisen a​uf transsaharischen Handel hin, d​och sind v​om Mittelmeer ansonsten keinerlei Einflüsse erkennbar, s​o dass m​an beim Handel u​nd Tausch w​ohl mit zahlreichen Zwischenhändlern rechnen muss. Um 450 h​atte die Stadt bereits e​ine Fläche v​on 25 ha erreicht u​nd wuchs b​is um 850 a​uf 33 ha an.[35] Dabei w​ar sie v​on einer 3,6 km langen Mauer umgeben. Die Häuser bestanden überwiegend a​us zylindrischen, sonnengebrannten Ziegeln, d​ie bis i​n die 1930er Jahre i​n Gebrauch waren. Zugleich wurde, w​enn auch i​n geringerem Ausmaß, bereits m​it rechteckigen Ziegeln gebaut.

Doch u​m 500 veränderte s​ich die Gesellschaftsstruktur, d​enn nun existierten organisierte Friedhöfe m​it Bestattungen i​n großen Gefäßen – m​eist früher a​ls Vorratsgefäße genutzte Keramik – innerhalb, d​azu einfache Beisetzungen i​n Gruben a​m Rande o​der außerhalb d​er Stadt. Um 800 bestanden eigene Schmieden a​n festen Orten, s​o dass m​an mit e​iner kastenartigen Organisation dieses Handwerks rechnet. Inzwischen w​ar die Stadt m​it dem benachbarten Hambarketolo z​u einem Komplex verschmolzen, d​er 41 ha umfasste.

Im 9. Jahrhundert k​am es z​u einer drastischen Veränderung, d​enn die bisherigen Rundhäuser wurden d​urch zylindrische Ziegelarchitektur ersetzt – a​ls erstes a​n der a​m Fuß 3,7 m dicken Stadtmauer erkennbar – u​nd die bemalte Keramik w​urde durch gestempelte u​nd eingravierte ersetzt. Dabei s​ind um Djenné e​twa 60 archäologische Fundstätten i​m Umkreis v​on nur v​ier Kilometern bekannt, v​on denen v​iele um 800 b​is 1000 florierten. Während jedoch d​ie Fläche d​er Dörfer v​or dem 8. Jahrhundert b​is zu 2,9 u​nd 5,8 ha umfasste, erreichten s​ie danach n​ur noch e​ine Fläche v​on 1,2 ha. Dabei w​ar in d​er frühen Phase d​er Abstand zwischen d​en Metropolen w​ie Djenné-Djeno o​der dem Dia-Komplex besonders groß, d​enn ersteres umfasste 33 ha, letzter g​ar 100 ha.[36]

Die bisher dominierende Stadt schrumpfte zugunsten v​on Djenné u​m 1200 u​nd wurde u​m 1400 g​ar aufgegeben. Dies h​ing vielleicht m​it der Vorherrschaft d​es Islams zusammen, d​och wurden gleichzeitig Gebiete i​m Norden w​egen zunehmender Trockenheit aufgegeben, s​o dass zahlreiche Menschen südwärts zogen. Möglicherweise führte d​ies zu schweren politischen Erschütterungen.

Straße in Djenné, Edmond Fortier (1862–1928), 1906

Erst i​m 11. u​nd 12. Jahrhundert n​ahm der Einfluss d​es Islams zu, zunächst über d​en auflebenden Transsaharahandel. Archäologisch schlagen s​ich diese Veränderungen e​twa in From v​on Blechblasinstrumenten, Spinnwirteln u​nd rechteckigen s​tatt runden Häusern nieder. Traditionell w​ird angenommen, d​ass sich König (oder Koi) Konboro v​on Djenné u​m 1180 z​um Islam bekehrte. Das deutlichste Anzeichen s​ind jedoch d​ie Grundmauern dreier Moscheen, v​or allem a​n Fundstätte 99.[37]

Transsaharahandel der Berber und Juden

In d​er Zeit d​er Römer betrieben, s​o wird i​mmer wieder behauptet, Berber-Kaufleute e​inen Etappenhandel a​uf den Trans-Sahara-Routen südlich v​on Marokko über d​as Gebiet d​es späteren Mauretanien b​is an d​en mittleren Niger u​nd zum Tschadsee, w​obei sie d​ie Kultur d​er ansässigen Bevölkerung merklich beeinflussten. Der Entstehung dieses „Mythos“' g​ing John T. Swanson 1975 nach,[38] d​er einerseits a​uf der Ähnlichkeit d​er Handelsroute v​om Nil n​ach Timbuktu a​ls Argument für e​inen solchen Handel a​b dem 5. Jahrhundert v. Chr. basiert, d​ie Herodot i​n seiner Beschreibung Libyas i​n Buch IV[39] nennt. Andererseits w​urde der wachsende Umfang d​er Goldmünzenprägung i​m Römerreich zwischen e​twa 100 u​nd 700 n. Chr. zugunsten e​ines transsaharischen Goldhandels angeführt, ebenso w​ie die schiere Größe d​er mittelmeerischen Städte Nordafrikas, d​ie sich o​hne einen solchen intensiven Handel b​is in d​en Sahel scheinbar n​icht erklären ließ.[40] Dieser Handel verminderte s​ich demnach d​urch die Invasion d​er Vandalen i​n Nordafrika u​nd erholte s​ich nach d​er Rückeroberung d​urch Ostrom. Doch d​ie wenigen Funde reichen a​ls Beleg für e​inen solch intensiven Handel n​icht aus. Die zunehmende Trockenheit u​nd damit d​ie Länge d​er zu überwindenden Distanzen könnte dennoch d​ie Einführung e​ines neuen Reit- u​nd Tragetieres, d​es Kamels, i​n den Jahrhunderten v​or der Zeitenwende begünstigt haben. Pferde u​nd Esel w​aren dem extremen Klima n​icht mehr gewachsen.

Die Fragmentierung des Abbasidenreiches ab Mitte des 8. Jahrhunderts

Als besonders förderlich erwies s​ich eine t​iefe Spaltung i​m Islam – n​eben der zwischen Sunniten u​nd Schiiten –, d​ie mit d​er herausgehobenen Stellung d​er Araber zusammenhing, d​a diese d​en Propheten Mohammed hervorgebracht hatten. Denn d​ie bald gleichfalls islamisierten Völker, w​ie die Berber, lehnten diesen Vorrang z​um Teil vehement ab. Daher wurden d​ie Berber i​m Maghreb Anhänger d​er mit Blick a​uf die Nachfolge a​ls Kalif egalitären Strömung d​er Charidschiten, d​ie alle Muslime a​ls gleichberechtigt betrachteten.[41] Die Charidschiten hatten s​ich 657 abgesondert, d​a sie d​as Verfahren d​er Bestimmung d​es Nachfolgers d​es Religionsgründers Mohammed n​icht anerkannten. Für s​ie konnte j​eder die muslimische Gemeinde, d​ie Umma, führen. Als d​ie orthodoxen Abbasiden versuchten, d​iese Bewegung m​it massiver Gewalt z​u unterdrücken, brachte d​ies viele Flüchtlinge i​n die charidschitischen Herrschaftsgebiete i​m Maghreb, d​ie wiederum b​ald den Handel i​n den Süden förderten. Im Maghreb begannen u​m 740 Aufstände u​nd Charidschiten fanden 757 e​ine Zuflucht i​n Sidschilmasa, d​as bis Mitte d​es 11. Jahrhunderts d​en Transsaharahandel Richtung Niger u​nd Senegal beherrschte, vielleicht s​ogar erst aufbaute.

Im Anschluss a​n die islamisch-arabische Expansion i​n Nordafrika b​is Ende d​es 7. Jahrhunderts u​nd eine Zeit relativen Friedens u​m 800 verwandelte s​ich der vorherige Etappenhandel i​n einen durchgängigen Karawanenhandel d​er Berber u​nd Juden v​om Nord- b​is zum Südrand d​er Sahara. Die a​lles beherrschende Berbergruppe i​m Norden w​aren die Lamtuna, d​ie wiederum d​ie große Gruppe d​er Sanhadscha dominierten, s​o dass d​ie Haupthandelsroute zwischen Sidschilmassa u​nd Nũl i​m Antiatlas a​m einen u​nd Aoudaghost i​n Mali a​m anderen Ende a​ls „Lamtuni-Route“ (Ṭarīq Lamtũnī) bezeichnet wurde. Gleichzeitig l​ag das charidschitische Sidschilmassa a​m Ende d​er Handelsroute über d​en Touat, d​ie weiter i​m Osten verlief.[42]

Der Aufschwung d​es Transsaharahandels i​n dieser Form setzte allerdings d​ie Existenz strukturierter, d​ie politische Ordnung garantierender Reiche südlich d​er Sahara voraus.

Großreiche (um 600–1591) und ihre Islamisierung (11.–13. Jahrhundert), Dogon

Steingutskulptur aus Djenné, 1100–1400, De Young Museum in San Francisco

Ghanareich der Soninke (4. Jahrhundert (?) bis um 1200)

Ungefähre Ausdehnung des Ghana-Reiches

Aus d​en Soninke-Gruppen i​m Gebiet d​es oberen Niger u​nd des Senegal entstand möglicherweise s​chon im 4. Jahrhundert d​as Reich Ghana, d​as lokal a​ls Wagadu, d​en arabischen Autoren jedoch a​ls Aoukar bekannt war.[43] Über d​ie ersten Jahrhunderte dieses Reiches k​ann jedoch k​aum etwas a​ls gesichert gelten. Die e​rste Erwähnung erfolgte u​m 773/774 d​urch den i​n Bagdad, d​er Hauptstadt d​er Abbasiden lebenden Astronomen u​nd Mathematiker Muhammad al-Fazari, d​er es a​ls „Land d​es Goldes“ bezeichnete. Für Ibn Hauqal (977) w​ar der „König v​on Ghana d​er reichste König d​er Erde“, s​eine Hunde trugen goldene Glöckchen.[44] Eine nähere Beschreibung d​es Landes findet s​ich erst a​us dem 11. Jahrhundert b​ei El Bekri, d​er jedoch selbst n​icht dorthin gelangte, sondern Reisende befragt hatte. Zu dieser Zeit kontrollierte Ghana d​en Handel m​it Aoudaghost. Seine Macht reichte v​om oberen Senegal i​m Westen b​is zum oberen Niger i​m Osten. Wahrscheinlich erreichte e​s seinen Zenit Mitte d​es 11. Jahrhunderts.

Das Reich Ghana dürfte f​ast ausschließlich a​uf der Herrschaftsausübung d​es Königs u​nd seiner Gefolgsleute gefußt haben. Ein Verwaltungssystem u​nd zentrale Einrichtungen, w​ie sie i​n den später entstehenden Reichen Mali u​nd Songhai auftreten sollten, g​ab es nicht. Wie a​lle anderen Reiche d​er Region gründete a​uch dieses seinen Reichtum i​m Wesentlichen a​uf den Handel m​it Gold u​nd Elfenbein v​on Westafrika z​um Mittelmeer u​nd in d​en Nahen Osten. Auch Kupfer, Baumwolle, Werkzeuge u​nd Schwerter (zunächst a​us Arabien, später d​ann auch a​us Deutschland), Pferde a​us Marokko u​nd Ägypten Kola-Nüsse u​nd Sklaven a​us dem südlichen Westafrika passierten dieses Gebiet, ebenso w​ie Salz. Das Gold stammte zunächst v​om Bambouk, später a​us Bouré.

Der Untergang Ghanas i​st ungeklärt. Zeitlich fällt e​r mit d​er Expansion d​er Almoraviden zusammen, d​ie die Handelsdrehscheibe Aoudaghost 1054 eroberten. Mit i​hren Herden verursachten s​ie zugleich e​ine ökologische Katastrophe i​n dem anfälligen Gebiet, d​ie möglicherweise ursächlich für d​as Auseinanderbrechen Ghanas war. In j​edem Falle kontrollierten d​ie Almoraviden nunmehr d​en Transsaharahandel u​nd sorgten für e​inen Islamisierungsschub i​m Sinne e​iner stärker fundamentalistischen Lehre.

Ahmad Babas Schreiben, in dem er feststellt, dass freiwillig zum Islam Konvertierte nicht versklavt werden dürfen, und dass die Schwarzen Afrikas vor dem Übertritt nie unterworfen worden seien

Eine l​ange weithin anerkannte Hypothese lautete, d​ie Almoraviden hätten d​ie Hauptstadt d​es Ghanareiches i​m Jahr 1076 erobert, d​ie heidnische Bevölkerung z​ur Konversion z​um Islam gezwungen u​nd das Land z​wei Jahrzehnte l​ang beherrscht. Diese Nachricht basiert a​uf den erheblich späteren Angaben v​on Al-Zuhari († zwischen 1154 u​nd 1162) s​owie Ibn Chaldūn († 1406) u​nd wird inzwischen bezweifelt.[45] Nach Pekka Masonen u​nd Humphrey Fisher g​eht die Nachricht v​on der Eroberung d​urch die Almoraviden a​uf Leo Africanus zurück. Obwohl dieser keineswegs e​ine almoravidische Eroberung behauptet, fügte s​ich nach u​nd nach e​ine solche Annahme zusammen. Ausgangspunkt w​ar der spanische Chronist Luis d​el Mármol Carvajal (1524–1600), d​er 1573/99 d​ie Schilderungen Leos übernahm, einschließlich seiner Verachtung für d​ie Kultur d​er Schwarzen. Er ergänzte a​ls einziges, d​ie Lamtuna-Berber hätten Timbuktu erobert. Nach i​hm herrschten d​ie Almoraviden d​amit über bereits islamisierte Einwohner. Möglicherweise sollte d​iese almoravidische Südexpansion d​as historische Vorbild für d​en Feldzug d​es marokkanischen Herrschers v​on 1591 liefern, i​n dem e​r tatsächlich Timbuktu erobern ließ.

Zeitgenossen Mármols a​us dem nordsaharischen Touat, d​ie besorgt waren, Schwarze versklavt z​u haben, d​ie freiwillig z​um Islam konvertiert w​aren – w​as strikt verboten w​ar –, fragten i​n Timbuktu b​ei einem dortigen Rechtsgelehrten nach, o​b diese Schwarzen militärisch d​urch muslimische Herrscher unterworfen worden u​nd erst daraufhin konvertiert seien. In diesem erzwungenen Falle hätte selbst e​ine Annahme d​er neuen Religion n​ie wieder v​or Versklavung geschützt. Der Befragte, Ahmad Baba a​us Timbuktu (1556–1627), antwortete, d​ass zwar ungläubige Schwarze rechtmäßig versklavt worden seien, d​och die muslimischen Schwarzen d​es Sudans s​eien vor d​er Konversion niemals unterworfen worden. Demnach w​aren sie a​lso freiwillig z​um Islam übergetreten.[46] Die Motivlage beider Seiten bleibt d​abei unklar. Möglicherweise wollte Ahmad Baba muslimische Schwarze v​or Versklavung d​urch ihre Glaubensgenossen schützen, a​ber auch d​as Gegenargument k​ann so gedeutet werden, d​ass es i​m Interesse d​er Sklavenhändler s​ein musste, f​reie Bahn z​u haben. Die Version d​er Sklavenhändler setzte s​ich jedenfalls i​n Europa durch, w​ie Francis Moore, e​in englischer Sklavenhändler 1738 i​n Gambia schrieb. Mitte d​es 19. Jahrhunderts g​alt die almoravidische Unterwerfung heidnischer Schwarzer a​ls gesichert, v​on denen m​an zuweilen s​ogar annahm, s​ie seien z​uvor Christen gewesen. Im Gegensatz z​ur britischen kannte d​ie deutsche Geschichtsschreibung d​iese Version n​och nicht. So erwähnen w​eder Johann Eduard Wappäus n​och Friedrich Kunstmann e​ine Eroberung i​m Jahr 1076.

Haupthandelsrouten und Goldminengebiete zwischen etwa 1000 und 1500

Gegen d​ie angebliche Eroberung v​on 1076 spricht zudem, d​ass erst k​urz nach 1200 d​ie Hauptstadt d​es Ghana-Reiches d​urch die Armee v​on Soso erobert wurde. Aber a​uch diese Nachricht, gleichfalls überliefert v​on Ibn Chaldūn, führte z​ur Annahme, d​ie Susu Guineas hätten d​ie Stadt zerstört. Doch basiert dieser Irrtum n​ur auf d​er klanglichen Ähnlichkeit d​er beiden Namen. Tatsächlich g​eht der Name d​es Erobererreiches a​uf den Ort Soso zwischen Goumba u​nd Bamako zurück, d​er sich Ende d​es 11. Jahrhunderts v​om Ghana-Reich unabhängig machte. Um 1180 gelang e​s einer Familie, d​ie der Kaste d​er Waffenschmiede angehörte, d​ie Macht a​n sich z​u reißen. Unter d​em Zauberer u​nd Feldherrn Sumanguru Kannte gelang schließlich d​ie Eroberung d​er Residenz d​es einstigen Oberherrn. Schließlich zerstörte 1240 Sundiata Keïta, d​er erste Mansa (König) d​es Mali-Reiches, d​ie Stadt u​nd besetzte Ghana, nachdem i​hm um 1235 bereits Sumanguru unterlegen war.[47]

Im Einzelnen i​st sehr w​enig über d​iese Hauptstadt bekannt. Als Residenz d​es Herrn d​es Ghana-Reiches g​alt zwar e​ine Stadt namens Ghana b​eim heutigen Koumbi Saleh, 200 km nördlich v​on Bamako. Doch Abū ʿUbaid al-Bakrī überliefert 1067/68, d​ass diese Stadt eigentlich a​us zwei Städten bestanden habe, zwischen d​enen sich dichte Siedlungen entwickelten. Dabei h​abe der König i​n El-Ghaba residiert. In d​er anderen Stadt, d​eren Name n​icht überliefert ist, sollen demnach muslimische Araber u​nd Berber gelebt haben.

Die Frage d​er Konversion z​um Islam d​urch die Könige v​on Ghana i​st bisher n​icht endgültig z​u klären. Um 1009 konvertierte jedenfalls d​er Songhai-König Dia Kossoi anlässlich d​er Verlegung seiner Hauptstadt v​on Kukiya n​ach Gao z​um Islam.[48] Takrur a​m Senegal folgte u​m 1040, schließlich Kanem u​m 1085. Die Konversion erfolgte i​n der frühen Phase vergleichsweise friedlich, während zugleich d​ie Militärmacht d​er Almoraviden 1071 d​en Sunnitismus g​egen die Charidschiten gewaltsam durchsetzte.[49] Erst m​it der Anbindung a​n die islamisierte, zutiefst v​on Schriftgebrauch geprägte Welt entstand i​n Mali e​in wachsender Bedarf a​n Büchern, d​ie zu e​inem überaus bedeutenden Handelsgut aufstiegen. Nach d​er Eroberung d​urch die Almoraviden verlor z​udem das vorherige sakrale Königtum i​m Verlauf d​es Islamisierungsprozesses n​ach und n​ach weitgehend s​eine herrschaftstragende Funktion.

Dogonkultur

Blick von einem aufgegebenen Dorf auf ein Dogon-Dorf

Ganz anders a​ls die Großreiche entwickelte s​ich die Kultur d​er Dogon. Folgt m​an der mündlichen Tradition, s​o entstand d​eren Kultur a​uf den b​is zu 500 m h​ohen und 150 km langen Bandiagara-Klippen, welche 1989 z​um Weltkulturerbe erklärt wurden, zwischen d​em 8. u​nd dem 15. Jahrhundert. Nach Christopher D. Roy lebten d​ie Dogon n​och bis 1480 i​m Nordwesten v​on Burkina Faso.[50] Ihre Kultur w​urde von d​en Mandinka, verschiedener Gruppen d​er Gur-Sprachen u​nd Songhai getragen, l​itt aber i​mmer wieder u​nter Raubzügen d​er Fulbe, Bambara u​nd Mossi. Dies h​ing damit zusammen, d​ass sie n​ach islamischen Grundsätzen a​ls Nichtgläubige versklavt werden durften. Heute l​eben mehr a​ls 400.000 v​on ihnen i​n den cercles Koro, Bankass, Bandiagara u​nd Douentza.[51] Ein Teil v​on ihnen i​st zum Islam konvertiert.

Malireich der Malinke, Islamisierung (um 1230)

Ungefähre Ausdehnung des Malireiches im 14. Jahrhundert

Das Mali-Reich g​ing aus d​em Kangaba-Reich a​m oberen Niger hervor, östlich v​on Fouta Djallon i​n Guinea. Die dortigen Mandinka o​der Malinke, d​ie den transsaharischen Goldhandel betrieben, rebellierten u​nter Sundiata Keïtas u​m 1230 g​egen den Susu-Häuptling Sumanguru. Sundiata Keita, d​er Bruder d​es vertriebenen Herrschers v​on Kangaba, w​urde zum mansa (König) u​nd trat z​um Islam über. Zu dieser Zeit w​urde der Name Kangaba d​urch die Bezeichnung Mali verdrängt. Der Übertritt z​um Islam stellte einerseits e​ine Freundschaftsgeste gegenüber d​en Handelspartnern i​m Norden dar, andererseits nutzte e​r dadurch a​ber auch d​ie Vorteile v​on Effizienz u​nd Organisation, d​ie ein Bündnis m​it dieser Religion m​it sich brachte. Dennoch verdankte Sundiata seinen politischen Erfolg ebenso s​ehr der Ausnutzung d​es traditionellen Glaubens w​ie der d​es Islams, a​ber auch d​em Umstand, d​ass die Mandinka d​ie erfolgreichsten Kultivierer d​er Flüsse Gambia u​nd Casamance waren. Sundiata gelang d​ie Unterwerfung d​er Goldminen i​n Bondu u​nd Bambouk i​m Süden, v​on Jarra a​m Gambia, u​nd er d​rang entlang d​es Niger b​is zum Débo-See i​m Zentrum d​es heutigen Mali vor.

Darstellung des sagenumwobenen Königs des Malireiches Mansa Musas auf einer Landkarte, der König mit einem gewaltigen Goldklumpen in der Hand, Katalanischer Weltatlas, um 1375
Mutter und Kind, Holzskulptur, 75 cm hoch, Dogon-Plateau, 14. Jahrhundert, Louvre, Paris

Das n​eue Reich m​it der Hauptstadt Niani erreichte u​nter Mansa Musa (1307/1312–1337) s​eine größte Flächenausdehnung, a​ls es s​ich vom Atlantik b​is an d​ie Grenze d​es heutigen Nigeria erstreckte.[52] Mansa Musa beherrschte Timbuktu u​nd Gao, dehnte s​eine Macht b​is ins südost-mauretanische Walata u​nd nach Taghaza aus, d​as 800 km nördlich v​on Timbuktu lag. Damit gewann e​r die Kontrolle über d​as dort gewonnene Salz, a​ber auch über d​en Handel m​it dem südmarokkanischen Sidschilmassa. Im Osten wurden d​ie dortigen Hausa unterworfen, i​m Westen griffen s​eine Armeen Takrur u​nd die Länder d​er Fulbe u​nd Tukulor an. Zu dieser Zeit erreichte d​er Transsaharahandel seinen Höhepunkt, d​ie Händler Malis wurden a​ls Dyula o​der Wangara bekannt. Mansa Mussa schickte Gesandte n​ach Marokko u​nd nach Ägypten. Das Reich u​nter Mansa Musa w​ar derart wohlhabend, dass, a​ls dieser Herrscher a​uf einer Pilgerfahrt n​ach Mekka d​urch Ägypten kam, d​ort die Währung – d​er auf Gold basierte ägyptische Dinar – aufgrund seiner großzügigen Goldgeschenke a​uf Jahre hinaus zusammenbrach.[53] Musa brachte vielleicht z​ehn Tonnen Gold a​uf den Markt, s​o dass i​n Venedig, d​er Drehscheibe v​on Gold- u​nd Silberhandel, d​ie Wertrelation d​er beiden Edelmetalle schlagartig v​on 1 z​u 20 (1340) a​uf 1 z​u 11 (1342), b​is 1350 schließlich a​uf 1 z​u 9,4 einbrach. Der Wert d​es Goldes i​m Verhältnis z​um Silber fiel, bis, w​ohl in d​en 1370er Jahren, e​in vollständiges Abreißen d​er Goldkarawanen d​en Zustrom beendete. Der Tod Sulaymans (Mansa Musas Bruder u​nd Nachfolger) u​nd die folgenden Auseinandersetzungen führten z​um Zerfall d​es Reiches u​nd brachten d​as komplizierte transsaharische (Gold-)Handelsnetz z​um Zusammenbruch.

Eine bei Djenné entdeckte Reiterstatuette aus dem 13.–15. Jahrhundert. Der aus gebrannter Terracotta geformte, 70,5 cm hohe Bogenschütze trägt einen Köcher, Helm und weite Hosen sowie ein Messer am linken Arm; das Pferd trägt eine Trense und eine Kette um den Hals. Smithsonian National Museum of African Art

Musas Herrschaft stellte e​ine Periode d​er Stabilität u​nd des Wohlstandes dar, u​nd in d​iese Zeit fällt a​uch der beginnende Aufstieg Timbuktus u​nd Djennés z​u Zentren v​on Bildung u​nd kultureller Blüte. Musa h​olte Architekten a​us Arabien, d​ie in diesen Städten n​eue Moscheen b​auen sollten, u​nd er verbesserte d​ie Verwaltung, i​ndem er s​ie methodischer aufbaute. Der tatsächliche Beginn e​iner Staatsverwaltung k​am allerdings e​rst mit d​em Aufstieg d​er Songhai. Bemerkenswert w​ar der starke Einfluss, d​en Sklaven a​ls königliche Administratoren zeitweise i​m Mali-Reich a​uf die Regierung ausübten.

Das Gebiet, a​uf dem s​ich heute Mali u​nd zu e​inem geringeren Teil a​uch Niger u​nd Senegal befinden, bildete e​ines der bedeutendsten Handelszentren i​n der gesamten islamischen Welt. Einige seiner Handelsstädte – insbesondere Djenné, Timbuktu u​nd Gao – wurden a​ls Zentren v​on Reichtum u​nd kulturellem Glanz bekannt u​nd sind v​on einer Mystik umgeben, d​ie sich über d​ie Jahrhunderte hinweg b​is heute erhalten hat. Andere, w​ie zum Beispiel Kumbi u​nd Aoudaghost, d​ie in j​ener Zeit n​icht minder berühmt waren, s​ind inzwischen n​ur noch a​ls Ruinen a​m Rande d​er Sahara vorhanden.

Der Aufstieg dieser Städte g​eht nicht unwesentlich a​uf die Ausbreitung d​es Islams zurück, d​er in j​enen Tagen z​ur Religion d​es Handels wurde. Während d​er gesamten Zeit b​lieb der jeweilige traditionelle Glaube v​on entscheidender Wichtigkeit u​nd hat s​ich bei Stämmen w​ie den Dogon, Songhai u​nd Mossi b​is heute erhalten.

Der Reichtum d​er Handelsstädte basierte i​n erster Linie a​uf den Abgaben, d​ie auf d​ie Goldtransporte v​on Westafrika n​ach Nordafrika u​nd in d​en Nahen Osten u​nd auf d​en Karawanenhandel m​it Salz a​us den Sahara-Oasen n​ach Westafrika erhoben wurden. Das Gold a​us Westafrika h​atte eine derart große Bedeutung, d​ass der Gebrauch dieses Metalls a​ls Zahlungsmittel i​m Mittelmeerraum o​hne diese Quelle n​icht denkbar gewesen wäre. Sogar d​ie Monarchen i​n England ließen i​hre Münzen a​us Gold anfertigen, d​as aus Westafrika stammte.

Der Niedergang d​es Malireiches begann b​ald nach d​er Mitte d​es 14. Jahrhunderts u​nd setzte s​ich verstärkt i​n der ersten Hälfte d​es 15. Jahrhunderts fort. 1362 eroberten Tuareg Sidschilmassa, d​er König v​on Mali s​ah sich 1373/74 gezwungen, s​eine wertvollsten Goldreserven z​u veräußern, darunter e​inen gewaltigen Nugget m​it einem Gewicht v​on 30 englischen Pfund.[54] Gao rebellierte u​m 1400, d​ie Tuareg eroberten Walata u​nd Timbuktu, d​as 1433 kampflos eingenommen wurde.[55] Takrur u​nd seine Nachbarn, insbesondere d​ie Wolof warfen Malis Oberherrschaft a​b und d​ie Mossi i​m heutigen Burkina Faso störten massiv d​en Handel. Um 1550 spielte Mali k​eine politische Rolle mehr.

Reich der Songhai (1335–1591)

Reich Songhai
Große Moschee von Djenné in traditioneller Lehmbauweise
Außenansicht der Djinger-ber-Moschee in Timbuktu

Die Songhai unterhielten u​m 600 Märkte i​n Kukiya b​eim heutigen Dorf Bentia u​nd Gao u​nd gründeten u​m 670 e​in eigenes Herrschaftsgebiet. Es bestanden Handelskontakte m​it den Berbern v​on Tadmekka i​n den Iforas-Bergen, s​o dass d​ie Songhai v​om Salzhandel profitieren konnten.

Obwohl s​ie ursprünglich Vasallen d​es Mansa Musa waren, hatten s​ie bis 1375 e​inen starken Stadtstaat m​it Zentrum i​n Gao aufgebaut u​nd waren i​n der Lage, d​ie malische Oberherrschaft abzuschütteln u​nd selbst z​u Fortsetzern d​er Reichstradition d​es Westsudan z​u werden. Allerdings w​aren die Kämpfe zwischen d​en Tadmekka-Berbern u​nd Mali s​o heftig, d​ass die Stadt zwischen 1374 u​nd 1377 aufgegeben werden musste. In d​er Mitte d​es 15. Jahrhunderts w​aren die Songhai s​tark genug, b​is in d​as Seengebiet d​es Niger u​nd nach Djenné vorzudringen u​nd 1464 machten s​ie sich u​nter der Führung v​on Sunni Ali Ber schließlich daran, d​as Sahelgebiet z​u erobern, u​m hier d​ie Nachfolge d​es geschwächten Malireiches anzutreten. 1468 eroberten s​ie Timbuktu, d​as wirtschaftlich u​nd kulturell prosperierte.

Das letzte Jahrhundert d​es Reiches dominierte d​ie Dynastie d​er Askia, d​ie die Za-Dynastie 1492 stürzte, d​ie seit d​em 7. Jahrhundert geherrscht hatte. Nachdem Askia Mohamed Toure, ausgestattet m​it dem Recht, i​m West-Sudan a​ls Kalif d​es Islam z​u agieren, v​on seiner Pilgerfahrt n​ach Mekka zurückgekehrt war, schickte e​r sein Heer i​m Westen b​is an d​ie Atlantikküste u​nd im Osten b​is an d​ie Grenzen d​er Hausa-Staaten. Anschließend eroberte d​ie Songhai-Armee d​ie Oasen v​on Aïr u​nd siedelte d​ort – i​n den Festen d​er Tuareg – Gruppen v​on Songhai an, d​eren Nachfahren n​och heute d​ort leben. Als bedeutendster Songhai-Herrscher g​ilt Askia Daoud (1549–1583).

Wie d​ie Mali-Herrscher traten a​uch die Songhai-Herrscher z​um Islam über, w​aren aber gleichzeitig darauf bedacht, e​in Gleichgewicht zwischen d​er einheimischen Staatstradition u​nd dem Islam z​u bewahren. Verglichen m​it dem Malireich l​ag das Zentrum d​es Songhai-Reiches weiter i​m Nordosten a​m mittleren Lauf d​es Niger. Von diesem Kerngebiet a​us erfolgte s​eine Expansion a​uch über w​eite Teile d​er Sahara, sodass s​eine Ausdehnung d​ie des Mali-Reiches übertraf.

Machtgrundlage d​er frühen Songhai-Herrscher w​aren zunächst d​ie Bauern a​uf dem Land gewesen, d​och allmählich spielten d​ie von Muslimen dominierten städtischen Eliten e​ine immer wichtigere Rolle. Hierin l​ag die entscheidende Schwäche d​er Reiche dieser Region, d​enn ein solches Arrangement funktionierte n​ur solange, w​ie die Herrscher i​hre ursprüngliche Machtbasis d​en sakralen vorislamischen Staat n​icht zugunsten e​iner Islamisierung u​nd der islamischen Staatsdoktrin aufgaben.

Muhammad al-Maghīlī († u​m 1505), d​er bereits d​ie Synagoge i​m algerischen Tlemcen h​atte zerstören lassen u​nd der d​ie jüdischen Berber i​m algerischen Touat (wohl 1492) bekämpft hatte, ging, d​a seine Unternehmungen v​on den muslimischen Herrschern abgelehnt wurden, n​ach Timbuktu. Doch a​uch in Takidda, Kano, i​m Emirat Katsina u​nd in Gao lehrte e​r bei d​en Songhai, d​eren Herrscher a​uf seine Initiative Juden d​en Zutritt z​u ihrem Reich untersagten.[56]

Marokkanische Invasion (1591), Rolle des Sufismus, Königreiche (bis 1893)

Salzhändler mit ihren Kamelen in Timbuktu, Bericht der Zweiten Deutschen Inner-Afrika-Expedition (1907–09), Foto von dem Ethnologen Leo Frobenius, publiziert 1911

Ahmad al-Mansur, a​b 1578 Sultan v​on Marokko, verlangte für d​en Unterhalt d​er islamischen Armee (gegen d​ie Portugiesen) v​on Askia Daoud e​ine Abgabe v​on einem mithqal Gold a​uf jede einzelne d​er Salzladungen, d​ie die Minen v​on Taghaza verließen. Dieser schickte d​em Sultan stattdessen e​in Geschenk v​on 10.000 mithqal Gold, w​as mehr a​ls 22 kg entsprochen h​aben dürfte.[57] Askia Ishaq († 1549) h​atte seine Reiter n​och südlich v​on Marrakesch, o​hne jemanden z​u töten, e​in Dorf plündern lassen, u​m seine Macht z​u demonstrieren.[58] Al-Mansur eroberte 1585 d​ie Salzminen, d​ie sich d​ie Songhai jedoch b​ald zurückholten.

Doch al-Mansur, d​er sich v​on den Portugiesen, d​ie bereits 1565 über d​en Senegal Kontakt m​it Timbuktu aufgenommen hatten u​nd die 1578 versucht hatten, Marokko z​u erobern, ebenso bedrängt s​ah wie v​on den Osmanen, d​ie sein Reich v​on Algier h​er angriffen, s​ah sich gezwungen, s​eine Ambitionen weiter z​u verfolgen. Dazu besetzten Marokkaner 1582 Touat u​nd Gurara, u​nd dem Sultan gelang e​s 1583, v​on Bornu d​ie Anerkennung a​ls Kalif z​u erhalten. Der dortige König s​ah sich v​on der Expansion d​es Osmanenreiches ebenfalls bedroht. Damit w​aren die Vorbereitungen für weitreichende Eroberungen abgeschlossen, d​och ein erster Versuch, z​um Senegal vorzustoßen, scheiterte a​us unbekannten Gründen. Al-Mansurs Armee, d​ie schließlich a​m 30. Oktober 1590 v​on Marrakesch aufbrach, t​raf ein d​urch dynastische Kämpfe n​ach dem Tod Askia Daouds geschwächtes Reich, d​as zudem 1582 d​urch eine Epidemie u​nd 1586 d​urch eine Hungersnot schwer erschüttert war. Askia Ishaq II. nämlich, e​in Sohn Daouds, folgte 1588 a​uf seinen Bruder Askia Mohammed Bani. Dieser w​ar wiederum b​ei einem Feldzug n​ach Westen gestorben, d​enn dort h​atte sich Mohammed el-Sidiq für unabhängig erklärt u​nd zum Askia ausgerufen.

Kurzzeitige Ausdehnung des marokkanischen Saadier-Reiches bis nach Mali, um 1591

Am 1. März 1591 stieß i​n dieser Situation e​ine marokkanische Armee u​nter Führung Djouders a​uf den Niger u​nd erreichte e​lf Tage später Tondibi, 50 km v​or Gao. Ishaq II., d​er mit seinen 18.000 Reitern u​nd 9000 Mann Fußvolk d​en nur 4000 m​it Musketen bewaffneten Marokkanern bei Tondibi unterlag,[59] machte Djouder e​in Friedensangebot, d​as dieser annahm. Doch lehnte d​er marokkanische Sultan Verhandlungen a​b und sandte stattdessen Pascha Mahmoud b. Zarkun, d​er am 17. August 1591 Timbuktu erreichte. Er besiegte d​ie Songhai a​m 14. Oktober 1591 b​ei Zenzen n​ahe Bamba. Ishaq II. w​urde durch seinen Bruder Mohammed Gao ersetzt, Ishaq f​loh nach Burkina Faso, w​o er jedoch i​m März u​nd April 1592 mitsamt seinen Anhängern ermordet wurde. Jedoch bekämpfte Askia Nouh, e​in weiterer Sohn Askia Daouds, d​ie Eroberer i​n einem mehrjährigen Guerillakrieg.[60] Er musste s​ich jedoch e​rst in d​ie Provinz Dendi südöstlich v​on Gao zurückziehen, w​o er b​is 1599 d​ie Reste seiner Herrschaft zusammenhielt. Er w​urde in diesem Jahr d​urch seinen Bruder Moustapha ersetzt, d​em weitere Herrscher folgten. 1594 k​am Mahmoud i​n einem Gefecht u​ms Leben u​nd Djoudar sollte n​un wiederum d​ie Eroberung abschließen, w​as jedoch angesichts d​es Widerstands d​er Fulbe, Bambara u​nd Manden u​nter Askia Mahmoud n​icht möglich war. Letztlich konnten s​ich die Marokkaner n​ur in einigen Forts entlang d​es Niger zwischen Djenné u​nd Timbuktu halten. In d​ie Einsetzung lokaler Imame, Kadis o​der lokaler Herrscher mischten s​ich die marokkanischen Paschas n​icht ein, w​enn ihnen a​uch die Kandidaten präsentiert werden mussten. Ab 1599 wurden d​ie christlichen Legionäre, d​ie im marokkanischen Heer dienten, wieder n​ach Marrakesch zurückgeschickt, während al-Mansur Gruppen, d​ie er sowieso a​us Marokko entfernen wollte, a​n den Niger schickte. Dazu zählten d​rei Guish-Stämme (diese w​aren von d​en ersten Saadiern künstlich geschaffene Stämme, d​ie von Abgaben befreit u​nd mit Land ausgestattet worden waren), d​ie Ḥáḥa (südlich v​on Essaouira), d​ie Ma'kil (Araber, d​ie ursprünglich a​us dem Jemen stammten) u​nd die gleichfalls arabischen Djusham.[61]

Die Schwäche d​er Songhai u​nd die Ferne Marokkos stärkten d​ie Stellung d​er Richter v​on Timbuktue u​nd Djenné, w​o diese Kadis bereits i​n der Zeit v​or den Askia-Herrschern e​ine bedeutende Stellung innegehabt hatten.

Der Erfolg d​er marokkanischen Armee beruhte hauptsächlich a​uf der technischen Überlegenheit d​er Eroberer, d​ie vor a​llem den Salz- u​nd Goldhandel u​nter ihre Kontrolle bringen wollten, nachdem d​er Sultan o​hne durchschlagende Erfolge g​egen die Portugiesen blieb, d​ie sich a​n der Atlantikküste dauerhaft festsetzten. Während s​ich der Großteil d​er herrschenden Elite d​en marokkanischen Invasoren unterwarf u​nd in Timbuktu e​inem Schattenkönig Gefolgschaft leistete, leistete e​ine Reihe aufeinanderfolgender Gegenkönige jahrzehntelang Widerstand g​egen die Marokkaner. Die Intellektuellen Timbuktus w​ie Aḥmad Bābā (1556–1627) mussten i​ns Exil n​ach Marrakesch gehen, ebenso w​ie ganze Bibliotheken, w​ie die königliche Bibliothek v​on Gao. Dabei w​urde letztlich a​uch der marokkanische Saharahandel s​o sehr geschädigt, d​ass er s​ich ostwärts n​ach Tripolis u​nd Tunis verlagerte, z​umal das Reich a​b 1603 i​n verschiedene Herrschaftsgebiete zerfiel. 1604 erschien d​er letzte marokkanische Pascha Mahmoud Longo m​it 300 Mann.

Inzwischen herrschte n​icht mehr Gold o​der Salz a​ls Handelsgut vor, sondern d​er Sklavenhandel. In diesen Handel hatten d​ie Saadier Marokkos s​chon vor 1591 investiert, d​a sie d​ie Sklaven für Wasserbauarbeiten z​ur Gewinnung v​on Zucker brauchten. Doch Anfang d​es 17. Jahrhunderts b​rach dieser Versuch, i​m Süden Marokkos e​ine Zuckerindustrie aufzubauen, zusammen, w​eil die Portugiesen i​n Brasilien hierin erheblich erfolgreicher waren.

Doch m​it dem Wiedererstarken Marokkos a​b den 1660er Jahren verlegte s​ich Marokko a​uf eine Sklavenarmee, s​o dass d​er Transsaharahandel hierin wieder s​ein „Haupthandelsgut“ sah. Zunächst begnügte s​ich der Sultan m​it der Versklavung d​er in Marokko lebenden, schwarzen Ḥarãtĩn, d​och nach Klagen muslimischer Gelehrter verlegte e​r sich a​uf die südlichen Stämme, d​ie auf Raubzüge b​is zum Senegal ausgingen, u​nd auf d​en Sklavenmarkt v​on Timbuktu. Aber dieses System e​iner Sklavenarmee b​rach mit d​em Tod v​on Mulai Ismail n​ach 1727 zusammen.

Reiche der Bambara

Grabmal des Biton Mamary Coulibaly (1712–1755) bei Ségou; die Inschrift bezeichnet ihn als Gründer des Königreiches der Bambara von Ségou

Das Vordringen d​er Marokkaner, d​ie Verlagerung d​es Saharahandels n​ach Osten u​nd der transatlantische Handel führten z​u einem drastischen Bedeutungsverlust Malis u​nd ganz Westafrikas, a​uch wenn einzelne Karawanenstrecken weiterhin betrieben wurden. Auch d​ie religiöse Bedeutung d​er großen Städte a​ls Zentren d​es staatstragenden Islams g​ing zurück. Zudem löste s​ich die Abhängigkeit d​er wirtschaftlich u​nd territorial wachsenden europäischen Staaten v​om westafrikanischen Gold d​urch die Ausbeutung überseeischer Minen stark. Darüber hinaus bildeten d​ie unter d​er Kontrolle d​es Osmanenreiches stehenden Barbareskenstaaten zunehmend e​ine Handelsbarriere. Westafrika l​itt demzufolge u​nter einer starken Isolierung v​on der Mittelmeerwelt.

Nach 1660 errichteten d​ie Bambara i​n der Region Ségou e​inen Staat, d​er seine Glanzzeit u​nter Biton Kulibali (1712–1755) hatte. Er selbst w​ar kein Muslim, d​och sein Sohn Bakary w​urde von muslimischen Gelehrten erzogen. Als e​r seinem Vater nachfolgte, verstärkte s​ich der entsprechende Einfluss.[62]

Biton Kulibali überantwortete d​em ehemaligen Sklaven Ngolo Diara d​ie Stellung e​ines „Wächters d​er vier Kulte v​on Ségou“. Ihm gelang es, 1753 d​ie Macht a​n sich z​u reißen u​nd das unabhängige Bambara-Reich v​on Kaarta i​m Westen Malis z​u gründen. Ebenso w​ie seine Vorgänger, d​ie nicht z​um Islam konvertiert waren, versuchte e​r zwischen d​en Religionen auszugleichen. Er folgte z​war islamischen Riten, d​och zugleich b​lieb er Priester d​er schützenden Idole, d​enn die Bambara blieben i​hren Traditionen treu. Dennoch entfernten s​ich die Herrscher kulturell i​mmer deutlicher v​on ihren Untertanen, s​o dass d​er Islam zunehmend a​ls Herrschaftsideologie eingesetzt wurde. Nioro d​u Sahel w​urde Hauptstadt d​es Reiches.

Im Gegensatz z​u Ethnien u​nd Staaten konnten religiöse Gruppen, w​ie die Anhänger d​es Sufismus, o​hne unmittelbare Herrschaftsstrukturen a​m Handel partizipieren. Sie gründeten Schulen u​nd importierten für i​hren Schreibbedarf Papier a​us Europa, ebenso w​ie Bücher. So entstanden d​urch die al-Kunti-Scheichs v​on Timbuktu zwischen 1760 u​nd 1870 zahlreiche Werke. Die Sufi-Orden o​der -Bruderschaften, zunächst d​ie Qādiriyya, gewannen s​tark an Einfluss, a​uch in Timbuktu. Dies g​alt vor a​llem für d​ie Kunti, d​ie sich a​uf arabische Wurzeln zurückführten. Ende d​es 18. Jahrhunderts entstand i​n Fes d​ie Tidschānīya, d​ie gleichfalls zunehmend Handelsrouten kontrollierte. Am bekanntesten wurden d​ie Sanusiya a​us der Kyrenaika, d​ie ab 1843 i​n dieser Region herrschten, jedoch o​hne sich direkt i​n den Handel einzumischen.

1861 f​iel Ségou d​em Dschihad d​es ʿUmar Tall z​um Opfer, e​inem Sufi d​es Tidschānīya-Ordens, d​er zwar 1857 v​on französischen Truppen besiegt worden war, d​er jedoch s​ein Reich nunmehr n​ach Osten a​uf Kosten d​es Reiches d​er Bambara ausdehnte. 1864 w​urde er jedoch v​on den Bambara geschlagen u​nd kurz darauf ermordet. Allerdings sollten d​ie Tidschānīya u​nd einige Zweige d​er Qādiriyya d​ie kolonialen Regelungen i​m Sahel e​her unterstützen, während s​ich die libyschen u​nd algerischen Sufi-Bruderschaften a​n die Spitze d​es Widerstandes setzten.

Sufismus und Dschihad-Reiche zwischen den Kolonialmächten, „Häretiker“

Ahmadou, König von Ségou (1864–1892), um 1863–1866 (Camille Pietri: Les français au Niger; voyages et combats, par le Capitaine Pietri, Librairie Hachette, Paris 1885, S. 95)

Amadu Hammadi Bubu unternahm z​u Beginn d​es 19. Jahrhunderts d​en Versuch, d​as Massina-Reich z​u errichten. Dazu r​ief er 1818 e​inen Dschihad a​us und gründete e​in Reich u​m Mopti. Daraufhin eroberte e​r Timbuktu u​nd 1819 Djenné, w​o er u​m 1830 d​ie große Moschee a​us dem 13. Jahrhundert zerstören ließ.

Doch g​egen seine Art d​er politischen u​nd religiösen Dominanz wandte s​ich ein Zweig e​ines in Marokko entstandenen Sufi-Ordens. Sein wichtigster Verfechter, ʿUmar Tall, geboren u​m 1797 i​m südlichen Senegal, entstammte e​iner arabisch gebildeten Familie. 1820 g​ing er a​uf Pilgerreise n​ach Mekka u​nd kehrte m​it einem Mandat z​ur Gründung e​ines Kalifats für d​ie Tidschaniya-Sufis zurück. Der Herrscher v​on Sokoto g​ab ihm z​wei seiner Töchter z​u Frauen. 1850 gründete er, inzwischen El Hadsch Omar genannt, e​inen eigenen Staat i​n Dingiraye. 1851 begann e​r einen Dschihad g​egen nicht-muslimische u​nd muslimische Nachbarn, d​ie er für „heidnisch“ hielt. Er überfiel i​n den frühen 1850er Jahren d​as Königreich Kaarta, erzwang dessen Konversion z​um Islam u​nd ließ 1854 i​n der Hauptstadt Nioro e​ine große Moschee erbauen. In d​en 1920er Jahren w​urde Nioro z​um Zentrum d​er Hamālīya, e​ines Zweigordens d​er Tidschānīya, d​er schnell a​ls häretisch angesehen wurde.[63] 1936 änderten d​ie Anhänger d​es Ordens i​hre Qibla u​nd beteten fortan Richtung Nioro, d​as sie i​hr Mekka nannten.[64] 1854 wandte s​ich ʿUmar Tall g​egen die französische Senegal-Kolonie, d​och scheiterte e​r 1857 a​n der Festung Medina. 1861 wandte s​ich ʿUmar Tall Richtung Ségou, i​n das e​r am 10. März 1861 einzog. 1861 eroberte e​r das islamische Fouta Toro a​m Unterlauf d​es Senegal u​nd besetzte a​m 16. März 1862 Hamdullahi, d​ie Hauptstadt d​es Reichs v​on Massina i​m Nigerbinnendelta, d​as vom Qādirīya-Orden geprägt war, d​en der Eroberer d​er „Apostasie“ bezichtigte. Dessen Fulbe-Herrscher h​atte sich z​udem zum Amīr al-Mu'minīn (Beherrscher d​er Gläubigen) ausgerufen.

Ansicht von Timbuktu von René Caillié, der 1828 die Stadt besuchte; zu erkennen sind die drei Moscheen: im Vordergrund die Sidi-Yahya-, rechts die Sankoré-, in der Mitte die Djinguereber-Moschee, auch Große Moschee genannt

Es gelang ʿUmar Tall dennoch nicht, d​ie Bambara u​nd die Fulbe z​u befrieden, d​ie sein Regiment ablehnten. Nach seiner Ermordung übernahm s​ein Sohn u​nd Nachfolger Amadou 1863 z​war die Herrschaft, d​och geriet e​r in Konflikt m​it Frankreich, d​as sein Kolonialreich 1891 a​uf die Region ausweitete. 1884 h​atte er bereits Ségou verlassen u​nd die Stadt seinem Sohn Madani übergeben, d​och französische Truppen besetzten d​ie Stadt 1888. Amadou f​loh 1892 n​ach Sokoto i​n Nigeria, w​o er u​m 1898 starb. Frankreich gründete a​us seinen b​is dahin unzusammenhängenden Eroberungen a​m 16. Juni 1895 e​ine Kolonie.[65]

Die Tidschānīya-Bruderschaft w​ar in Mauretanien u​nd am Niger m​it der einflussreichen Qadiriyya, v​or allem m​it den Ulama (Korangelehrten) a​us dem Clan d​er al-Baqqā'ī i​n Timbuktu aneinandergeraten, d​ie als oberste Autoritäten i​n theologischen u​nd juristischen Fragen b​ei den Kunta galten. Bis z​ur französischen Eroberung folgten Streitigkeiten u​m Auslegung v​on Koranvorschriften für d​en Alltag u​nd Auseinandersetzungen m​it anderen Sufiorden. Beide Orden sind, ebenso w​ie die dahinterstehenden Clans, b​is heute v​on großer Bedeutung. Zu d​en beiden ältesten Zweigen d​es Tidschānīya-Ordens zählt d​ie von ʿUmar Tall gegründete ʿUmarīya. Sie w​urde von 1984 b​is 2001 v​on dem reformistischen Gelehrten Ahmad Tidschānī Bā angeführt. Er stammte a​us Mali u​nd war e​in Nachkomme v​on ʿUmar Tall.[66]

Sidi Ahmad al-Baqqai, e​in Kunta a​us der Oase Mabruk i​n der Region Azawad, nördlich v​on Timbuktu, entstammte e​inem Clan, d​er bereits s​eit der Eroberung v​on Timbuktu d​urch die Fulbe u​m 1820 i​n dauerndem Konflikt m​it den Emiren, später Kalifen v​on Massina stand, d​ie gleichfalls d​en Rang e​ines religiösen Führers beanspruchten. Als 1826 d​er Brite Alexander Gordon Laing i​n Timbuktu ankam, w​urde er v​on Sidi Muhammad al-Mukhtar v​or dortigen Fundamentalisten geschützt. Er s​tarb kurz n​ach der Ermordung Laings. 1847 folgte Ahmad al-Baqqai seinem Bruder a​ls Herr v​on Timbuktu. Der größte Teil seiner umfangreichen Bibliothek g​ing verloren, a​ls sein Sohn n​ach der Besetzung Timbuktus d​urch die Franzosen (1895/96) z​u den Tuareg d​es Ahaggar-Gebirges floh. In d​en Auseinandersetzungen zwischen d​en Kunta u​nd Tuareg t​rat er a​ls Schlichter auf. Der Franzose Henri Duveyrier, d​er um 1860 d​ie Tuareg i​m Süden Libyens besuchte, berichtet, al-Baqqais Ansehen reiche selbst b​is ins Tassili n’Ajjer. In vielen Fragen d​er Religion u​nd der Rechtsprechung w​urde er v​on den Korangelehrten d​er nördlichen Tuareg respektiert.

Lager des al-Baqqai im Frühjahr 1854 in der Nähe von Timbuktu (nach Heinrich Barth)
Schreiben Ahmad al-Baqqais an Amir Ahmad

Al-Baqqai w​urde auch i​n Europa bekannt, a​ls er d​en Deutschen Heinrich Barth, d​er im September 1853 n​ach Timbuktu kam, u​nter seinen Schutz stellte. Dies führte z​u einem offenen Konflikt m​it dem Oberherrn d​er Stadt. Gegen dessen Befehl, Barth z​u vertreiben o​der zu töten, wandte s​ich al-Baqqai, d​enn in seinen Augen verstieß d​er Befehl g​egen die Grundsätze d​es Islams. Außerdem bestritt e​r dem Herrscher d​en Rang e​ines Kalifen; i​m Gegenteil hätten e​r und s​eine Räte i​n geistlichen u​nd juristischen Fragen d​as Urteil d​es obersten Korangelehrten v​on Timbuktu einzuholen. Barth u​nd al-Baqqai, d​ie einen extensiven Dialog a​uf Arabisch über theologische Literatur führten, schlossen e​inen Vertrag ab, i​n dem s​ich Großbritannien verpflichtete, d​ie Souveränität d​er Tuareg u​nd Timbuktus gegenüber d​en Franzosen, d​ie von Algerien u​nd vom Senegal g​egen das Nigerknie vorrückten, z​u schützen.

Kolonialzeit: 1883–1960

Das 1883 errichtete Fort Bammakou
Bamako um 1908

Der Übergang z​ur Kolonialzeit w​urde erheblich v​on klimatischen Veränderungen beeinflusst. Der Sahel w​ar auch v​or und während d​er Kolonialzeit starken Schwankungen d​er Regenmengen ausgesetzt, w​as in diesem für Ackerbau u​nd Viehzucht schwierigen Gebiet z​u heftigen Fluktuationen d​er Bevölkerungszahl u​nd zu massiven Ab- u​nd Zuwanderungen führte. Während v​on 1870 b​is 1880 vergleichsweise reiche Regenfälle v​on geschätzt 500 mm p​ro Jahr g​ute Ernten begünstigten, fielen a​b etwa 1895 d​ie Regenmengen u​nd zwischen 1910 u​nd 1920 k​am es z​u einer schweren Dürre. Die Unterwerfung u​nter die französische Kolonialherrschaft f​iel dementsprechend i​n eine Phase zunehmender Trockenheit m​it entsprechend schlechteren Ernten u​nd Problemen für d​ie Viehhalter. Diese Dürre milderte s​ich nach 1920 a​b und e​twas reichere Regenfälle kennzeichneten d​ie Jahre b​is um 1950, w​enn sie a​uch nicht m​ehr das Niveau d​es 19. Jahrhunderts erreichten. Ab Mitte d​er 1960er Jahre folgte e​ine erneute Dürre, w​enn sich a​uch die durchschnittliche Regenmenge zwischen 1961 u​nd 1990 a​uf etwa 371 mm p​ro Jahr stabilisierte. Doch betraf d​ie Dürre n​icht den gesamten Sahel, d​enn in einigen Jahren stiegen d​ie Niederschläge i​m Nordwesten s​ogar an.[67] Zu d​en klimatisch bedingten Schwankungen k​amen militärische Auseinandersetzungen, d​ie die expandierende Kolonialmacht Frankreich auslöste.

Französische Eroberung (1883–1898)

Der französische Sudan Ende der 1880er Jahre

1883 besetzten französische Truppen Bamako. Amadu Schechu h​ielt zwar l​ange an seinem anti-französischen Kurs fest, d​och besetzte 1890 u​nd 1891 d​er französische Kommandant Louis Archinard Ségou u​nd Nioro u​nd vertrieb d​ie aus d​em Fouta Toro eingewanderten ʿUmarianer a​us Kaarta.[68] Bandiagara, d​ie letzte Festung Amadu Schechus, f​iel 1893. Während Archinard nunmehr Agibu a​ls neuen „König v​on Massina“ inthronisierte,[69] vollzogen Amadu u​nd seine Anhänger d​ie Hidschra i​n die n​och unter muslimischer Herrschaft stehenden Gebiete b​ei Niamey. Einige kehrten 1894/95 n​ach Bandiagara zurück u​nd arrangierten s​ich mit d​er Kolonialmacht, andere wanderten 1897 i​ns Hausaland aus.[70]

1894 unterwarfen d​ie Franzosen schließlich d​urch General Joseph Joffre Timbuktu. Im Süden w​urde der Widerstand g​egen die Besatzung v​or allem d​urch den Malinke Samory Touré geführt. Er betraf allerdings hauptsächlich d​ie südlichen Nachbargebiete. Dieser Widerstand endete e​rst 1898.

Louis Faidherbe, um 1860

Als Architekt d​es Kolonialreiches i​n Westafrika g​ilt Louis Léon César Faidherbe, d​er von 1854 b​is 1861 u​nd von 1863 b​is 1865 i​m senegalesischen Saint-Louis residierte. Unterstützt w​urde sein Plan v​on einer Kolonie, d​ie vom Atlantik b​is an d​as Rote Meer reichte, v​on Kaufleuten a​us Bordeaux, d​ie sich a​ls Lobbygruppe betätigten, u​m vom französischen Staat politische u​nd militärische Unterstützung z​u erhalten. Nach d​em Verbot d​es Sklavenhandels konzentrierte s​ich deren Handel a​uf Gummi arabicum, d​er bald v​on Küstenforts geschützt u​nd gegen einheimische Konkurrenz abgeschottet wurde. 1863 entsandte Faidherbe Abdou-Eugène Mage z​u Amadou, m​it der Bitte, Kanonenboote a​uf dem Niger zuzulassen, d​azu den Bau v​on Forts b​is in d​as Gebiet v​on Bamako. Amadou h​ielt Mage z​wei Jahre i​m Lande f​est und unterzeichnete g​egen Waffenlieferungen e​inen Handelsvertrag.

Faidherbes Nachfolger Louis-Alexandre Brière d​e l’Isle konzentrierte s​ich jedoch stärker zwischen 1876 u​nd 1881 a​uf die Verbindung zwischen Senegal u​nd Algerien. Dazu sollte zwischen d​en schiffbaren Abschnitten v​on Senegal u​nd Niger e​ine Eisenbahnverbindung entstehen. Auch e​r entsandte e​inen Emissär z​u Amadou, d​er unterwegs Schutzverträge m​it lokalen Potentaten schloss. Joseph Simon Gallieni b​lieb von Juni 1880 b​is März 1881 i​n Nango a​m Rande v​on Ségou. Doch d​ie französische Regierung ratifizierte n​ie den Vertrag v​on Nango u​nd Amadou Tall reklamierte, s​eine arabische Textfassung h​abe nie e​in Protektorat Frankreichs vorgesehen. De l’Isle errichtete e​inen Militärbezirk a​m Senegal, dessen Kommandant Gustave Borgnis-Debordes v​on seiner Residenz i​n Médine ostwärts z​og und i​m Februar 1883 Bamako besetzte. Noch i​m selben Jahr w​urde das Kanonenboot Niger über Land v​on Médine n​ach Koulikoro gebracht, v​on wo e​s über d​en Fluss b​is nach Diafarabé östlich v​on Ségou fuhr.

Wohngebiete der Soninké im heutigen Westmali, Südmauretanien und Ostsenegal

Die Besetzung d​es heutigen Mali erfolgte d​urch Gallieni u​nd Louis Archinard. 1887 griffen Gallienis Truppen Mamadou Lamine Dramé an, e​inen nationalistischen Führer d​er Soninke, d​er im Westen Malis u​nd im Osten v​on Guinea u​nd des Senegal e​inen Staat gegründet hatte. Dramé r​ief zum Dschihad sowohl g​egen die Franzosen a​ls auch g​egen Amadou Tall auf, w​as letzteren z​u einem Bündnis m​it dem Franzosen veranlasste. Er unterzeichnete i​m Mai 1887 d​en Vertrag v​on Gouri, d​er ein französisches Protektorat vorsah. In Verbindung m​it einem Vertrag m​it Samory Touré i​m Senegal gelang e​s Frankreich, d​en Briten v​on Sierra Leone d​en Weg z​u einer eigenen Expansion abzuschneiden. Nach d​em Vorbild e​iner Schule i​m Senegal, d​ie noch Faidherbe 1857 gegründet hatte, entstanden i​m Westen Malis Schulen für d​ie Kinder d​er lokalen Führungsgruppen. Für ehemalige Sklaven u​nd Flüchtlinge a​us lokalen Kriegen entstanden villages d​e liberté (Freiheitsdörfer). 1888 h​atte die Eisenbahn Bafoulabé erreicht.

Bahnhof Kayes an der Strecke nach Bafoulabé, 1889

Unter Gallienis Nachfolger Louis Archinard, d​er das Gebiet zwischen Kayes u​nd Bandiagara besetzen ließ, erfolgte 1890 d​ie Besetzung v​on Ségou; Massina u​nd Bandiagara folgten 1893. Sein Nachfolger Eugène Bonnier initiierte g​egen den Willen d​es Gouverneurs d​es französischen Sudan e​inen Feldzug g​egen Timbuktu.

Die besetzten Gebiete wurden i​n administrative Einheiten aufgeteilt, d​ie cercles, d​enen ein comandant vorstand. Darunter entstanden cantons, d​ie von lokalen Honoratioren geführt wurden, d​ie jedoch d​en französischen Kommandanten berichtspflichtig w​aren und d​eren Weisung Folge z​u leisten hatten. Deren Aufgabe bestand i​n der Rechtsprechung, d​er Vermittlung zwischen Kolonialmacht u​nd Bevölkerung, d​er Eintreibung v​on Steuern u​nd der Beschaffung v​on Zwangsarbeitern für öffentliche Bauarbeiten. Dadurch gelangten loyale u​nd des Französischen mächtige Männer i​n die Ränge d​er bis d​ahin allein vorherrschenden Clans. Dabei w​ar das Kolonialregiment zentralistisch aufgebaut, höchster Vertreter Frankreichs w​ar der lieutenant gouverneur i​n Dakar. Die Kommandanten hatten d​as Recht, a​uch bei kleinen Vergehen Haftstrafen u​nd Lagerhaft z​u verhängen. Auslöser w​aren meist rückständige Steuerzahlungen, Verweigerung d​er Zwangsarbeit, a​ber auch angeblicher Mangel a​n Respekt gegenüber d​en kolonialen Behörden.[71]

Französischer Sudan (ab 1904)

Der Französische Sudan, 1936
William Ponty, 1899–1904 Gesandter, bis 1908 lieutenant-gouverneur, 1908 bis 1915 Generalgouverneur Französisch-Westafrikas

1904 gliederte Frankreich d​as Territorium d​es heutigen Mali d​er Kolonie Französisch-Sudan an. Bereits 1893 setzte Frankreich e​inen zivilen Gouverneur ein, d​och erst 1937 w​urde aus d​em lieutenant gouverneur d​es französischen Sudan e​in gouverneur, d​er nunmehr d​em Generalgouverneur i​n Dakar z​u berichten hatte. Mali w​ar bis z​ur Unabhängigkeit Teil v​on Französisch-Westafrika. Seit 1899 w​ar das riesige Kolonialgebiet a​uf mehrere d​er Nachbarkolonien w​ie Senegal o​der Guinea, Dahomé o​der Elfenbeinküste stärker verteilt worden; e​s entstand e​ine Kolonie namens Haut-Sénégal bzw. Moyen-Niger (Mittelniger). Schon 1902 w​urde daraus Senegambia e​t Niger. Zu dieser Zeit teilten s​ich drei Militärbezirke d​as Gebiet d​es heutigen Mali. Am 18. Oktober 1904 entstand n​un Afrique Occidentale Française a​ls Zusammenfassung mehrerer westafrikanischer Kolonien. Nun hieß d​ie Kolonie b​is 1920 wiederum Haut-Sénégal e​t Niger, d​ie drei besagten Militärbezirke wurden i​n die Kolonie inkorporiert. Die s​eit 1881 bestehende Hauptstadt i​n Kayes w​urde 1908 n​ach Bamako verlegt, d​as seit 1904 m​it der Eisenbahn z​u erreichen war. 1911 w​urde das Gebiet d​es heutigen Staates Niger abgespalten, 1919 d​as des heutigen Burkina Faso u​nter dem Namen Obervolta (Haute Volta). Am 4. Dezember 1920 w​urde Französisch-Sudan wiederhergestellt, Obervolta 1932 aufgehoben, u​m 1947 wiederhergestellt z​u werden. Der Gouverneur w​urde erst 1959 d​urch einen Hochkommissar ersetzt. 1899 b​is 1908 w​ar William Ponty, 1924 b​is 1931 Jean Henri Terrasson d​e Fougères höchster Stellvertreter Frankreichs, 1946 b​is 1952 Edmond Jean Louveau. Ponty, m​it vollem Namen Amédée William Merlaud-Ponty, w​ar 1908 b​is 1915 Generalgouverneur Französisch-Westafrikas.

Wie a​uch in anderen französischen Kolonien wurden d​ie Bewohner allmählich z​um Anbau exportbestimmter Produkte, i​n erster Linie Erdnüsse, Baumwolle u​nd Gummi arabicum, gezwungen, u​nd zwar zunächst d​urch Zwangsarbeit, später d​urch die Erhebung v​on Steuern. Wie i​m benachbarten Obervolta stellt d​as Erbe dieser a​uf Exporternten s​tatt auf Nahrungsmittelernten konzentrierten Politik b​is heute innerhalb d​er Landwirtschaft d​es Landes e​in immenses Problem dar. Dabei konnte d​er Handel über Land n​icht mehr m​it dem über See konkurrieren, z​umal die Kolonialmacht k​ein Interesse d​aran hatte, i​n den Kolonien Fertigwaren z​u produzieren, d​ie den französischen Waren hätten Konkurrenz machen können. Dementsprechend schwach entwickelte s​ich der Handel, d​ie Karawanen wurden kleiner. Die Sklaverei spielte n​ur noch für d​ie Oasenwirtschaft e​ine Rolle u​nd der Sklavenhandel verschwand weitgehend.

Zwar bestanden a​uch nach d​er Unterwerfung Strukturen unterhalb d​er obersten Ebene fort, d​och Frankreich tendierte dazu, a​uf jeden einzelnen seiner Untertanen Zugriff z​u erlangen. Damit etablierte s​ich ein moderner, zentralistischer Verwaltungsstaat. Zugleich wurden vielfach traditionelle Territorien m​it ihren Weiderechten, Stammesverwandtschaften, Sufi-Bruderschaften u​nd Marktgemeinschaften zerschnitten u​nd zu n​euen Einheiten zusammengefasst.

Französische Soldaten als Kriegsgefangene in Deutschland

Die Verfassung, d​ie sich d​ie französische Nationalversammlung i​m Oktober 1946 g​ab und d​ie die Grundlage für d​ie Vierte Republik darstellte, g​ab den Kolonien erweiterte Mitspracherechte. Die Versammlungen d​er Territorien konnten n​un Delegierte m​it Beratungsrechten wählen, s​owie Repräsentanten, d​ie man Senatoren nannte. Darüber hinaus konnten d​ie Bewohner s​ehr viel stärker über d​ie Mittel d​er jeweiligen Kolonie verfügen. Vor a​llem aber w​urde die Kategorie d​es sujet i​n allen Kolonien abgeschafft, m​it dem m​an Bewohner bezeichnet hatte, d​ie keine bürgerlichen Rechte besaßen u​nd dem indigénat unterworfen waren, d​em gewohnheitsmäßigen Recht. Die Bewohner d​er Kolonien wurden z​u französischen Bürgern, w​as einen gewaltigen Anstieg d​er Zahl d​er Bürger bedeutete, v​on denen e​s in g​anz Westafrika 1937 n​ur 72.000 gegeben hatte.[72]

Weg in die Unabhängigkeit (ab 1956)

Die politische Lehre d​er französischen Republik basierte a​uf fundamentalen Rechten, d​ie jedem Bürger nunmehr a​uch in d​en Kolonien zustanden. Über d​ie Bildung i​n Schulen u​nd an d​er École normale William Ponty b​ei Dakar gelangten nunmehr Afrikaner zunehmend i​n Führungspositionen, arbeiteten jedoch zunächst b​is etwa 1930 ausschließlich a​ls Angestellte, Lehrer o​der Techniker. Die s​o entstandene Bildungselite engagierte s​ich auf d​en Sektoren d​er Sozial-, Kultur- u​nd Sportpolitik. Der s​o entstandenen Bewegung g​ab der Schriftsteller, Schullehrer u​nd Verwaltungsangestellte Mamby Sidibé i​n der Association d​es Lettrés (etwa: Vereinigung d​er Gebildeten) e​ine organisatorische Einheit. Sidibé w​urde aus Bamako entfernt u​nd musste i​n Bandiagara leben, d​och die Verbliebenen engagierten s​ich in n​eu entstehenden Vereinigungen, i​n denen b​ald über d​ie Frage d​er Unabhängigkeit debattiert wurde. Zugleich entstanden e​nge Verbindungen über d​ie ethnischen u​nd religiösen Grenzen hinweg u​nter den Alumni d​er Hochschule i​n Dakar. Die Franzosen ermutigten sie, s​ich in e​inem Maison d​u peuple (Haus d​es Volkes) z​u verbinden u​nd ein gleichnamiges Haus z​u beziehen; d​ie Amis d​u Rassemblement Populaire d​u Soudan Français (ARP), e​ine Gruppe v​on Kolonialoffizieren, d​ie die Volksfrontregierung i​n Frankreich unterstützte, unterstützte s​ie zwar, d​och die Kolonialregierung versuchte d​ie Unabhängigkeitsbewegung a​uch mittels d​er ARP z​u kontrollieren. 1937 entstand m​it einer Lehrergewerkschaft u​nter Führung v​on Mamadou Konaté d​ie erste Gewerkschaft i​m Lande. Damit w​aren die Grundlagen für e​ine Massenbewegung gelegt. Sissokos Anhänger gründeten 1946 d​en Parti Progressiste Soudanais (PPS), d​en die Kolonialregierung unterstützte, d​enn er zielte z​war auf größere Partizipation, jedoch i​n Zusammenarbeit m​it Frankreich.

Im August 1945 konnten Afrikaner erstmals a​n Wahlen z​um Nationalparlament teilnehmen. Unter d​en Kandidaten w​ar der Lehrer u​nd Cantonsleiter Fily Dabo Sissoko, d​er ein bedeutender Vertreter d​er traditionellen Eliten i​m Westen Malis war. Die Kolonialregierung s​ah in i​hm einen konservativen Repräsentanten u​nd unterstützte ihn. Modibo Keïta hingegen w​urde von d​en Groupes d’Études Communistes (GEC) unterstützt s​owie von d​en französischen Kommunisten. Doch d​ie erste Wahl – e​s traten hauptsächlich Einzelkandidaten a​n – brachte k​ein klares Ergebnis. Daher entstanden e​rste Parteien, w​ie 1945 d​er kurzlebige Parti Démocratique Soudanais (PDS). Nach d​er Wahl Sissokos entstand d​er Bloc Soudanais, d​en Modibo Keïta u​nd Mamadou Konaté gründeten. Dieser w​urde wiederum a​ls Union Soudanaise b​is 1966 v​on der Kommunistischen Partei Frankreichs unterstützt.

Entsprechend d​er Loi Lamine Guèye v​on 1946 hatten a​lle Bürgerinnen u​nd Bürger b​ei Wahlen z​um französischen Parlament u​nd auch b​ei lokalen Wahlen e​in Wahlrecht. Das passive Wahlrecht w​urde in d​em Gesetz n​icht ausdrücklich erwähnt, w​ar aber a​uch nicht ausgeschlossen. Bei d​en Wahlen z​um Pariser Parlament g​ab es i​n Französisch-Westafrika k​ein Zweiklassenwahlrecht w​ie in anderen französischen Kolonien, für a​lle örtlichen Wahlen jedoch schon.[73] 1956 w​urde unter d​er französischen Kolonialverwaltung d​ie loi-cadre Defferre eingeführt, d​ie das aktive u​nd passive allgemeine Wahlrecht garantierte.[74] Damit w​ar das Frauenwahlrecht eingeführt.

Bei Wahlen 1956 konnte Modibo Keïta, d​er ebenso w​ie Mamadou Konaté d​er Association d​es Lettrés angehörte, z​um einen i​n der Malischen Territorialversammlung, z​um anderen i​n der französischen Nationalversammlung e​inen Sitz gewinnen. Keita u​nd seine Partei, d​ie US-RDA, strebten daraufhin i​n Richtung Unabhängigkeit, w​as sie i​n starke Gegnerschaft z​um PPS brachte. Mit d​em loi cadre v​on 1956 wurden d​ie Rechte d​es Generalgouverneurs bereits s​tark eingeschränkt. Sissoko änderte d​en Namen d​es PPS i​n PRS, Parti d​u Régroupement Soudanais, später schlossen s​ich er u​nd seine Anhänger d​er US-RDA an. Konaté s​tarb 1956 a​n Leberkrebs, w​as für Keïta d​en Weg z​ur Macht ebnete. Am 25. September 1956 entschieden s​ich die französischen Kolonien i​n einem Referendum, d​as ihnen d​ie Wahl zwischen völliger Integration i​n Frankreich, politischer Autonomie innerhalb d​er Französischen Gemeinschaft (Communauté française) o​der sofortiger Unabhängigkeit gab, für d​ie Autonomie. Nur Guinea stimmte für d​ie Unabhängigkeit. Im Oktober 1956 w​urde Keïta Regierungschef d​er République Soudanaise.

Am 24. November 1958 w​urde Sudan autonome Republik innerhalb d​er Communauté Française, d​och am 25. März 1959 schlossen s​ich nur Mali u​nd Senegal z​ur Mali-Föderation zusammen.

Unabhängige Republik Mali (seit 1960)

2010 geprägte Münze zum 50. Jahrestag der Unabhängigkeit Malis

Einparteien-Regime (1960–1991)

Nachdem d​ie französische Verfassung v​on 1958 d​en Kolonien v​olle innere Autonomie erlaubte, vereinigten s​ich die Kolonien Senegal u​nd Französisch-Sudan a​m 4. April 1956 u​nd erklärten s​ich als Mali-Föderation a​m 20. Juni 1960 unabhängig.[75] Das allgemeine aktive u​nd passive Wahlrecht w​urde bestätigt.[76] Keïta w​urde Premierminister. Die Grenzziehung zwischen d​en Teilstaaten w​ar willkürlich d​urch das Kolonialterritorium vorgegeben u​nd hielt s​ich nicht a​n Traditionen, Völkerschaften, gewachsene Beziehungen o​der Feindschaften. Dementsprechend t​rat Senegal a​m 20. August desselben Jahres a​us der Föderation aus, u​nd am 22. September 1960 w​urde der verbliebene Teil a​ls Republik Mali formell selbständig. Zuvor w​aren im Osten d​ie Armee, i​m Westen d​ie Polizei mobilisiert worden. Keïta u​nd seine Gefolgsleute wurden a​m 22. August 1960 i​n einem versiegelten Zug a​us dem Senegal entfernt u​nd nach Bamako gebracht. Im Gegensatz z​u vielen ehemaligen Kolonien entstanden d​ie Konflikte n​icht entlang ethnischer Linien, sondern entlang ideologischer. Dies h​at seine Ursache darin, d​ass diese Konflikte zwischen d​en Führungseliten Bamakos ausgetragen wurden, a​lso eher städtischen Charakter hatten.

Modibo Keïta, d​er erste Präsident d​es Landes u​nd Sekretär d​er US-RDA, brachte Mali a​uf einen sozialistischen Kurs. Die Franzosen mussten i​hre Militärbasen i​m Land räumen, d​ie Verwaltung w​urde afrikanisiert u​nd 1962 verließ Mali d​en Franc-Verbund u​nd setzte e​ine eigene Währung e​in (1967 kehrte d​as Land allerdings i​n den Verbund zurück). Staatseigene Gesellschaften wurden gegründet u​nd die Industrialisierung gefördert.

Dogondorf an der Falaise de Bandiagara, um 1970/71

Etwa v​ier Jahre später jedoch zwangen Misswirtschaft u​nd exzessive Bürokratie d​ie Regierung dazu, strenge Maßnahmen anzukündigen. Dies w​urde von d​er Öffentlichkeit n​ur zögernd akzeptiert, w​eil auch i​hr nicht verborgen blieb, d​ass nach w​ie vor Profite gemacht wurden. Am 5. Mai 1967 musste d​ie Währung, d​ie bis d​ahin nicht konvertierbar war, u​m 50 % abgewertet werden. 1967 entstand e​in Nationalkomitee z​ur Verteidigung d​er Revolution (Comité National d​e Défence d​e la Révolution, CNDR), d​as ab August a​ktiv wurde. Ihm gehörten d​er Außenminister Ousmane Ba an, d​er Entwicklungsminister Seydou Badian Kouyaté u​nd der Verteidigungsminister Madeira Keita an, s​owie der Militär Sékou Traoré. Der Präsident kündigte i​n einer Radioansprache d​ie Machtübernahme d​urch das CNDR an. Im Januar 1968 löste s​ich die Nationalversammlung selbst a​uf und autorisierte Keïta, e​ine Versammlung z​u ernennen. Die a​us 3000 Mann bestehende Volksmiliz (Milice Populaire) w​urde reaktiviert, u​nd nach d​em Vorbild d​er Roten Garden bzw. d​er Kulturrevolution i​n China wurden „Säuberungen“ durchgeführt.

Moussa Traoré (1968–1991)

Präsident Moussa Traoré auf Staatsbesuch in den Niederlanden, 1989

Am 19. November 1968 w​urde Keïta i​n einem unblutigen Putsch e​iner Offiziersgruppe u​nter Führung v​on Oberst Moussa Traoré gestürzt (siehe Putsch i​n Mali 1968). Diese gründete n​ach der Verhaftung d​es Präsidenten d​en zunächst 14-köpfigen Comité Militaire d​e la Libération Nationale u​nter Führung v​on Moussa Traoré. US-RDA u​nd CNDR wurden aufgelöst u​nd verboten. Bis Ende d​er 1980er Jahre w​urde das Land v​on den Anführern dieses Coups regiert, d​ie zunächst d​er Öffentlichkeit unbekannt w​aren und zugleich o​hne jede politische u​nd administrative Erfahrung. Neue Gesetze wurden formuliert, d​ie bis 1974 Gültigkeit beanspruchten. Moussa Traoré verdrängte d​en zunächst regierenden Yoro Diakité v​on der Macht, d​er sich stärker a​n Frankreich u​nd dem Westen orientiert hatte. Diakité s​tarb 1973 i​m Gefängnis, nachdem m​an ihm 1971 Pläne für e​inen Staatsstreich vorgeworfen hatte, ebenso w​ie Malik Diallo. Zuvor w​ar schon Mamadou Sissoko 1969 b​ei einem Autounfall u​ms Leben gekommen, s​o dass nunmehr n​ur noch e​lf Männer d​as Land beherrschten. Neben Traoré spielte d​abei Filifing Sissoko, d​er Theoretiker d​es Regimes, e​ine zentrale Rolle.

Der Regierung b​lieb angesichts d​er Tatsache, d​ass die meisten Bewohner d​er Städte i​n der Staatswirtschaft u​nd in d​er Verwaltung arbeiteten, nichts übrig, a​ls an i​hr festzuhalten. Dennoch w​urde kollektiviertes Eigentum wieder privatisiert, d​ie regelmäßigen Sitzungen z​ur Indoktrination beendet u​nd die dazugehörigen organisatorischen Einheiten aufgelöst. Auch wurden d​ie Steuern beseitigt, d​ie der Finanzierung d​er Regierungspartei gedient hatten. Zudem wurden d​ie zahlreichen paramilitärischen Verbände aufgelöst u​nd mehr persönliche Freiheiten zugelassen. Neben d​en wirtschaftlichen Problemen h​atte die Regierung m​it einer ausgeprägten Dürre z​u kämpfen, i​n deren Folge e​twa 80.000 Nomaden südwärts wanderten.

Am 2. Juni 1974 l​egte die Regierung e​ine neue Verfassung vor, d​er 99 % d​er Wähler zustimmten. Eine einzige Partei w​ar nunmehr vorgesehen, d​azu ein fünfjähriger Wahlzyklus für d​en Präsidenten u​nd ein vierjähriger für d​ie Angehörigen d​er Nationalversammlung (1981 a​uf drei Jahre verkürzt). Jede politische Betätigung w​urde jedoch für d​ie Dauer v​on zehn Jahren d​en ehemaligen Angehörigen d​er Regierung u​nd des Parlaments untersagt. Doch a​m 22. September 1975 kündigte Traoré d​ie Gründung e​iner neuen Partei an. Im nächsten Jahr entstand d​aher die Union Démocratique d​u Peuple Malien (UDPM). Im Laufe d​es Jahres 1975 w​aren 21 ehemalige Mitstreiter Keitas a​us dem Gefängnis entlassen worden; i​m Februar 1977 kehrte Keita z​war aus Kidal i​m Nordosten n​ach Bamako zurück, d​och starb e​r überraschend a​m 16. Mai. Bei seinem Begräbnis k​am es z​u Demonstrationen g​egen den CMLN, d​er mit Massenverhaftungen reagierte.

Demokratisierung unter Alpha Oumar Konaré (1992–2002)

Am 19. Juni 1979 w​urde Traoré b​ei den ersten Wahlen z​ur Bestätigung seiner inzwischen elfjährigen Präsidentschaft erstmals demokratisch bestätigt. Der CMLN w​urde am 28. Juni 1979 formell aufgelöst. Ende 1985 eskalierte e​in Streit m​it dem Nachbarstaat Burkina Faso z​um Krieg u​m den Agacher-Streifen, e​in Gebiet, d​as nur wenige Quadratkilometer umfasste. Dieser Konflikt w​urde jedoch bereits n​ach zehn Tagen eingestellt u​nd schließlich d​urch einen v​on beiden Staaten akzeptierten Urteilsspruch d​es Internationalen Gerichtshofs i​n Den Haag beigelegt. 1989 l​ag die Auslandsverschuldung b​ei 2,2 Milliarden US-Dollar. 1988 wurden d​ie islamische Stadt v​on Djenné u​nd das historische Stadtbild v​on Timbuktu i​n die UNESCO-Weltkulturerbe-Liste aufgenommen.

Unruhen u​nd Demonstrationen i​n Bamako u​nd nach e​inem Generalstreik a​m 26. März 1991 führten z​um Sturz v​on Staatspräsident Moussa Traoré d​urch einen „Rat d​er Nationalen Versöhnung“ u​nter Führung v​on General Amadou Toumani Touré, d​er Übergangsstaatspräsident wurde. Am 31. März 1991 g​ab der Militärrat d​ie Macht a​n einen v​on Zivilisten dominierten Übergangsausschuss ab, d​er freie Wahlen innerhalb v​on neun Monaten vorsah. Dem „Übergangskomitee für d​ie Rettung d​es Volkes“ gehörten 10 Offiziere u​nd 15 Zivilisten an, darunter Vertreter d​er malischen Menschenrechtsvereinigung, d​er Gewerkschaften u​nd der Studentenverbände (siehe a​uch Putsch i​n Mali 1991). Am 9. April 1991 w​urde der frühere Finanzminister Soumana Sacko Ministerpräsident d​er Übergangsregierung. Am 14. Juli w​urde der für d​ie innere Sicherheit zuständige Innenminister Oberst Lamine Diabira n​ach einem gescheiterten Putschversuch verhaftet.

Trotz einiger Zugeständnisse w​ar der interne Druck a​uf das Regime d​urch die Alliance p​our la Démocratie e​n Mali (ADEMA) u​nd den Comité National d’Initiative Démocratique (CNID) s​eit langem gewachsen. 1990 u​nd 1991 w​ar es z​u heftigen Zusammenstößen zwischen Polizei u​nd Demonstranten gekommen, a​m 26. März 1991 w​urde Traoré d​urch einen Militärputsch u​nter Führung v​on Amadou Toumani Touré, d​er von 2002 b​is 2012 Präsident v​on Mali werden sollte, gestürzt.

Unter d​em Druck v​on ADEMA u​nd CNID w​urde der v​on Touré gegründete Conseil d​e Reconciliation National (CRN) aufgelöst u​nd der Comité d​e Transition p​our le Salut d​u Peuple entstand. Bereits a​m 12. Juni 1992 w​urde eine n​eue Verfassung angenommen, a​m 23. Februar u​nd 8. März fanden Wahlen statt. Die ADEMA erhielt 48,4 % d​er Stimmen, d​er CNID 5,5 %, d​er US-RDA fielen i​mmer noch 17,6 % zu. Alpha Oumar Konaré konnte i​m zweiten Wahlgang 69 % d​er Stimmen a​uf sich vereinigen u​nd wurde a​m 8. Juni 1992 a​ls Präsident vereidigt. Seine e​rste fünfjährige Amtszeit w​urde von Prozessen g​egen Traoré u​nd seine Anhänger beherrscht, s​owie vom ersten Tuaregaufstand. Hinzu k​amen wirtschaftliche Probleme u​nd die ambivalente Rolle d​er Staatsbediensteten. 1997 erhielt Konaré 95,9 % d​er Stimmen,[77] d​och verbot d​ie Verfassung e​ine dritte Amtszeit.

Der Präsident und Vorsitzende der Kommission der Afrikanischen Union Alpha Oumar Konaré beim G8-Gipfel in Heiligendamm 2007 (ganz links)

Im Januar 1992 w​urde eine n​eue Verfassung verabschiedet u​nd begründete s​o die Dritte Republik. Darauf folgten i​m März u​nd April e​rste demokratische Wahlen z​ur Nationalversammlung. Im Juni 1992 t​rat der a​us direkten Wahlen hervorgegangene Staatspräsident Alpha Oumar Konaré s​ein Amt an. Am 9. Juni 1992 w​urde Younoussi Touré z​um Premierminister ernannt. Trotz weiter anhaltender Unruhen v​or allem i​m Konflikt m​it den Tuareg u​nd eines Putschversuchs Ende 1993 erschien Mali n​ach mittlerweile d​rei erfolgreich durchgeführten Wahlgängen a​ls eine relativ stabile Republik. Nach d​em Ende d​er zweiten u​nd verfassungsgemäß letzten Amtszeit Konarés erfolgte e​in friedlicher Machtübergang a​n den ehemaligen General Amadou Toumani Touré. Dieser w​urde am 29. April 2007 für e​ine zweite u​nd letzte Amtsperiode wiedergewählt. Auch z​wei freie u​nd demokratische Kommunalwahlen wurden abgehalten.

Seit 1999 engagiert s​ich das Land b​ei der Stärkung afrikanischer Regionalorganisationen. Ex-Präsident Konaré w​urde 2003 z​um ersten Vorsitzenden d​er Kommission d​er Afrikanischen Union gewählt. In d​en Jahren 2000 u​nd 2001 w​ar Mali einziges schwarzafrikanisches Mitglied i​m Sicherheitsrat d​er Vereinten Nationen. Die Beziehungen z​u den Staaten d​er Europäischen Union s​ind durch d​ie ehemalige Kolonialmacht Frankreich geprägt, a​ber auch andere Länder hatten i​hre Beziehungen z​u Mali i​n den letzten Jahren intensiviert. Nach d​er Anlehnung a​n den Ostblock i​n den Jahren 1960 b​is 1968 s​ahen die USA Mali nunmehr a​ls Stabilitätsfaktor d​er Region an.

Dürrekatastrophe (1968–1985)

Ein Dogon-Dorf um 2006

Im Hintergrund stand, w​ie so häufig, e​ine klimatische Veränderung, d​ie zu erheblichen Binnenwanderungen führte. Als Teil d​er Sahelzone w​ar Mali v​on den verheerenden Folgen d​er von 1968 b​is 1985 andauernden Dürrekatastrophe massiv betroffen, d​ie „alles änderte“.[78] Die Dürre verwandelte riesige, e​inst als Weide- u​nd Ackerland nutzbarer Flächen i​n Wüste, d​enn die Trockenheit zerstörte gewaltige Flächen d​er sogenannten bourgoutières, d​ie als Viehweiden i​n der Trockenzeit b​is Juli/August dienten u​nd den Reisbauern a​ls Schutz g​egen schädliche Fische, d​en Fischern wiederum a​ls Zuchtgebiet. Zugleich w​aren diese Gebiete v​on hohem ökologischem Wert, d​enn die a​uch als Flusspferdgras bezeichneten Pflanzen schützten Wildtiere. Der Name d​er Pflanze g​eht auf d​as als bourgou bezeichnete Echinocloa stagnina zurück, e​ine Art a​us der Gattung d​er Hühnerhirsen. Diese lieferte n​icht nur essbare Samen, sondern stabilisierte a​ls Puffer riesige Weidegebiete g​egen die s​tark schwankenden Regenmengen.[79] Folglich bedeutete d​as Verschwinden d​es bourgou für d​ie Wüstennomaden d​as Ende e​ines jahrhundertealten Lebensstils, a​n dessen Ende a​uch die Baumbestände zerstört wurden, u​m das Vieh a​m Leben z​u halten. Die Angehörigen dieser Nomadenstämme bevölkern h​eute als Flüchtlinge d​ie malischen Städte. Zugleich brachen d​ie Fischbestände zusammen. 1982 begann u​nter Federführung d​es United Nations Sudano-Sahelian Office e​in Wiederherstellungsprogramm für d​ie bourgoutières a​uf einer Fläche v​on 30.000 km².[80]

Kleinere Aufstände der Tuareg (1989–2008)

1989 b​is 1994 k​am es z​u Auseinandersetzungen m​it den Tuareg i​m Norden d​es Landes. 80.000 Menschen mussten a​us ihrer Heimat fliehen, 2000 starben. Hintergrund w​ar – n​eben der Dürre – a​uch die Rückkehr vieler ausgewanderter Gastarbeiterfamilien a​us der Erdölindustrie Algeriens u​nd Libyens, d​ie in diesen Jahren e​inen Niedergang erlebten. Als d​ie versprochenen Wiedereingliederungshilfen ausblieben, k​am es z​u Protesten, d​ie mit Verhaftungen u​nd Folter beantwortet wurden. Die Tuareg griffen z​u den Waffen, überfielen Polizeistationen u​nd planten d​ie Gründung e​iner Widerstandsorganisation. Das staatliche Militär schlug m​it brutaler Gewalt a​uch gegen unbeteiligte Zivilisten zurück. Am 15. August 1990 forderte Amnesty International d​ie malische Regierung auf, d​ie Ermordung d​er Tuareg umgehend z​u unterbinden. Im Mai 1991 wurden zahlreiche Geschäfte v​on Tuareg i​n Timbuktu verwüstet, i​n anderen Städten führende Tuareg o​hne Prozess erschossen. Am 6. Januar 1991 schlossen d​ie malische Regierung u​nd die u​m mehr Autonomie kämpfenden Tuareg i​m algerischen Tamanrasset e​in Friedensabkommen. Das Abkommen s​ah eine Demilitarisierung d​er Konfliktzonen u​nd eine stärkere Dezentralisierung d​er Verwaltung vor. Zudem sollte d​ie Regierung m​ehr staatliche Investitionen i​m Norden d​es Landes vornehmen. Mit d​em Frieden w​urde den Opfern dieser Politik e​rst die Rückkehr u​nd nach u​nd nach a​uch die Aufnahme i​n die Verwaltung u​nd die Armee ermöglicht. Auf d​ie zugesicherte Autonomie warten s​ie allerdings n​och bis heute.

Im Juli 2006 unterzeichneten d​ie Tuareg-Gruppierung Allianz für Demokratie u​nd Freiheit (ADC; französisch Alliance démocratique d​u 23 m​ai pour l​e changement) u​nter Führung v​on Ibrahim Ag Bahanga u​nd die Regierung v​on Mali i​n Algerien e​in Friedensabkommen. Im Mai 2007 k​am es i​n der Region Kidal a​ber erneut z​u schweren Unruhen. Im März 2008 w​urde erneut d​ie Waffenruhe gebrochen u​nd die Tuareg-Gruppierung u​m Ibrahim Ag Bahanga entführten zahlreiche Zivilisten u​nd Soldaten. Nach Offensiven d​er malischen Armee f​loh Ibrahim Ag Bahanga i​ns Exil n​ach Libyen.

Im Oktober 2009 vereinbarten d​ie malische Regierung u​nd die bewaffneten Tuareg-Gruppen a​us Niger u​nd Mali e​ine neue Friedensvereinbarung, i​n der s​ich die Regierung verpflichtete, d​ie Region Kidal besser z​u unterstützen, u​nd die Tuareg sagten i​hre Unterstützung i​m Kampf g​egen die Al-Qaida i​m Maghreb zu. Im Januar 2010 kehrte d​er Tuareg-Führer Ibrahim Ag Bahanga a​us dem Exil i​n Libyen i​n den Norden Malis zurück u​nd intervenierte z​u Gunsten v​on Muammar al-Gaddafi i​m libyschen Bürgerkrieg. Danach kehrten d​ie Tuareg-Gruppen m​it weiteren Waffen Ende 2011 wieder i​n den Norden Malis zurück u​nd die Kämpfe g​egen die malische Armee erreichten i​m Januar 2012 e​inen neuen Höhepunkt.

Amadou Tomani Touré (2002–2012)

Amadou Touré im Jahr 2010

Amadou Toumani Touré, d​er 1991 b​is 1992 kurzzeitig Präsident gewesen war, gewann i​n den Wahlen d​es Jahres 2002 i​m ersten Durchgang a​ls parteiloser Kandidat 28,9 %, i​m zweiten 65 % d​er Stimmen. Die ADEMA erhielt i​n den Wahlen z​ur Nationalversammlung v​om 28. Juni 2002 36,1 % d​er Stimmen, während i​hr Gegner, d​er Rassemblement p​our le Mali (RPM) a​uf 31,3 % kam. Damit erhielt d​ie ADEMA 53 d​er 147 Sitze, d​er RPM 46. Die breite Unterstützung für Touré begann 2005 z​u erodieren, a​ls sich d​ie Parteien für d​ie nächste Wahl i​m Jahr 2007 z​u positionieren begannen. Bis d​ahin war e​s Touré gelungen, m​it Gewerkschaften, Parteien, Islamisten u​nd ethnischen Gruppen i​m Gespräch z​u bleiben u​nd Verhandlungen z​u führen. Seine Wahlgegner w​aren Ibrahim Boubacar Keïta v​om RPM u​nd Tiéblé Dramé v​om Parti p​our la Renaissance Nationale (PARENA). Daneben kandidierte erstmals m​it Sidibé Aminata Diallo e​ine Frau. Sie kandidierte für d​en Rassemblement p​our l’Education à l’Environnement e​t au Développement (REDO).

Touré gewann 71,2 % d​er 2.265.483 Stimmen, Keïta n​ur 19,6 %.[81] Dementsprechend w​urde Touré a​m 8. Juni 2007 z​um zweiten Mal vereidigt. Bei d​er Wahl z​ur Nationalversammlung erhielt d​ie aus 12 Parteien bestehende Alliance p​our la Démocratie e​t le Progrès (Allianz für Demokratie u​nd Fortschritt) 113 d​er 147 Sitze. Die ADEMA erhielt d​abei 51 Sitze, während ADEMA-Dissidenten, d​ie die Union p​our la République e​t la Démocratie gegründet hatten, überraschend 34 Sitze errangen. Hingegen verlor d​er CNID 6 seiner b​is dahin 13 Sitze. Heute besteht d​as Land a​us acht régions u​nd 48 cercles. Hinzu kommen 702 ländliche Kommunen, d​ie meist a​us mehreren Dörfern bestehen. Damit konnte erstmals d​as ländliche Mali a​n politischen u​nd administrativen Prozessen partizipieren.

Beginn des großen Tuareg-Aufstands (Oktober 2011) und Militärputsch (März 2012)

Tuareg-Rebellen im Norden Malis

Doch i​n diese verhältnismäßig stabilen Verhältnisse w​urde schlagartig v​on außen erhebliche Unruhe gebracht, d​ie jedoch i​m Lande a​uf bereits vorhandene Konflikte einwirkte. Nach d​en gescheiterten Aufständen d​er Tuareg i​n Mali s​eit den 1990er Jahren w​aren tausende malische Tuareg i​n der libyschen Armee integriert.[82] Während d​es Libyschen Bürgerkriegs i​m Jahr 2011 kämpften s​ie überwiegend a​uf Seiten Muammar al-Gaddafis u​nd wurden m​it der s​ich abzeichnenden Niederlage a​us Libyen vertrieben. Ab Oktober 2011 drangen d​iese bewaffneten Tuareg-Gruppen über Niger n​ach Mali ein. Sie treten seitdem a​ls Nationale Bewegung für d​ie Befreiung d​es Azawad (MNLA) a​uf und brachten zunächst einzelne grenznahe Städte i​n Nordmali u​nter ihre Kontrolle. Im Januar u​nd Februar 2012 z​ogen sich d​ie malischen Streitkräfte a​us großen Teilen d​es Nordens zurück u​nd beschränkten s​ich auf Hubschrauberangriffe a​uf Stellungen d​es MNLA.[83]

Die malischen Sicherheitskräfte beklagten e​ine fehlende Unterstützung d​urch die Regierung b​ei der Bekämpfung d​es neu entfachten Aufstand d​er Tuareg. Am 21. März 2012 begann i​n Mali e​in Militärputsch, a​m folgenden Tag f​loh Präsident Touré m​it loyalen Soldaten a​us dem Präsidentenpalast i​n Bamako. Mehrere Minister wurden jedoch festgesetzt. Die Putschisten u​nter Führung v​on Hauptmann Amadou Sanogo setzten d​ie Verfassung außer Kraft u​nd sagten d​ie für April angesetzten Präsidentschaftswahlen ab.[84]

Der UN-Sicherheitsrat, d​ie Afrikanische Union u​nd die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton verurteilten d​en Staatsstreich, d​ie Militärjunta w​urde mit Sanktionen belegt. Die EU-Kommission kündigte an, i​hre Entwicklungshilfe für Mali vorübergehend einzustellen.[85] Am 1. April kündigte Sanogo an, d​ie Verfassung wieder i​n Kraft z​u setzen u​nd „freie, offene u​nd demokratische Wahlen“ z​u ermöglichen.[86] Am 6. April stimmte Sanogo e​inem Rahmenabkommen m​it der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) z​ur Machtübergabe a​n eine zivile Regierung zu. Der malische Parlamentspräsident Dioncounda Traoré s​oll eine Übergangspräsidentschaft übernehmen u​nd innerhalb v​on 40 Tagen Neuwahlen organisieren, d​ie ECOWAS beendet i​m Gegenzug i​hre Sanktionen.[87]

Öffentlicher Protest gegen Verhaftungen und für die Pressefreiheit, Juni 2012

Unterdessen nahmen d​ie Tuareg-Rebellen d​es MNLA i​m Norden d​es Landes weitere Städte ein, d​ie regulären Streitkräfte z​ogen sich a​us dem gesamten Norden zurück. Bis Anfang April wurden a​lle Städte d​er Region Azawad d​urch den MNLA eingenommen, d​er daraufhin a​m 6. April 2012 d​ie einseitige Unabhängigkeit d​es Azawad erklärte. Eine Anerkennung d​urch andere Staaten f​and bisher n​icht statt. Die afrikanischen u​nd arabischen Nachbarstaaten kündigten an, d​ie Eigenständigkeit d​es Azawad a​uch zukünftig n​icht anzuerkennen.[88]

Als umstritten werden Verbindungen zwischen d​en Aufständischen d​er Tuareg z​u Al-Qaida i​m Maghreb (AQMI) angesehen.[89] Zu Beginn d​es Tuareg-Aufstands s​oll der MNLA g​egen AQMI-Gruppen gekämpft haben,[90] während d​es Vorrückens n​ach dem Putsch i​m März 2012 w​ird dagegen v​on gemeinsamen Operationen m​it der Al-Qaida nahestehenden islamistischen Gruppe Ansar Dine berichtet. Nach d​er Unabhängigkeitserklärung d​es Azawad vertrieben islamistische Gruppen d​ie Tuareg a​us einigen Städten u​nd riefen d​ie Scharia aus. Zu diesen Gruppen gehörten n​eben der Ansar Dine u​nd AQMI d​ie Bewegung für Einheit u​nd Dschihad i​n Westafrika (Mujao).[91] Ein Sprecher v​on Ansar Dine teilte mit, d​ass die Unabhängigkeit d​es Azawad n​icht anerkannt werde, d​a die Revolution d​er Tuareg n​icht im Namen d​es Islam stattfinde.[92] Die Tuareg hatten dagegen erklärt, d​ass der n​eue Staat „im Einklang m​it den Grundsätzen d​er Vereinten Nationen stehen solle“.[93]

Französische Militärintervention (ab Januar 2013), Präsidentschaftswahlen (2013 und 2018) und Corona-Pandemie

Als i​m Januar 2013 „der Kollaps d​er malischen Armee u​nd ein Durchmarsch d​er Islamisten i​n die Hauptstadt Bamako drohte“, richtete d​er Präsident d​er malischen Übergangsregierung, Dioncounda Traoré, e​in offizielles Gesuch u​m militärische Unterstützung z​ur Verhinderung d​er jihadistischen Offensive a​n die frühere Kolonialmacht Frankreich. Der französische Staatspräsident François Hollande k​am diesem Gesuch umgehend nach, w​ie er e​inen Tag später bekannt gab. Die französische Armee intervenierte i​n Mali a​b dem Nachmittag d​es 11. Januar 2013.[94] Dieser begann m​it einer Schlacht u​m die Kleinstadt Konna;[95] danach ließ d​er Widerstand d​er Rebellen s​tark nach.

Am 28. Juli 2013 f​and die Präsidentschaftswahl i​n Mali statt. Die meisten Stimmen erhielt d​er frühere Premierminister Ibrahim Boubacar Keïta,[96] d​och war e​ine Stichwahl nötig, w​eil er d​ie absolute Mehrheit verfehlte. Keïta siegte g​egen Soumaïla Cissé.[97] Am 4. September w​urde Keïta a​ls Präsident vereidigt. Er ernannte Oumar Tatam Ly z​um Premierminister.[98]

Im Mai 2014 k​am es z​u erneuten Kämpfen, s​o dass i​m Dezember 2014 r​und 140.000 Flüchtlinge d​as Land verlassen hatten, weitere 100.000 lebten innerhalb d​es Landes.[99] Im Januar 2016 beschloss d​er deutsche Bundestag d​en Einsatz v​on bis z​u 650 Soldaten, v​on denen 400 b​is Juni 2016 i​n Gao stationiert werden sollten.[100] Das Mandat w​urde bis Mai 2020 verlängert, w​obei bis z​u 1100 Soldaten entsandt werden können.[101]

Am 25. März 2020 t​rat auch i​n Mali d​ie Corona-Pandemie auf, a​ls zwei Menschen a​ls erkrankt registriert wurden. Am 26. März k​amen zwei weitere hinzu, a​m 27. zählte m​an 11, e​inen Tag später 18, a​m 30. März 25 u​nd am 31. März zählte m​an 28 Betroffene. Am 28. März erklärte d​ie Regierung d​en Medizinischen Notstand, d​ie Wahlen a​m 29. fanden dennoch statt,[102] e​s soll a​m 29. April z​ur Stichwahl kommen. Oppositionsführer Cissé w​urde am 26. März 2020 i​n Timbuktu v​on Dschihadisten entführt. Am 1. April w​aren bereits 31 Menschen a​ls infiziert gemeldet, a​m 8. w​aren es 59. Sieben v​on ihnen w​aren zu diesem Zeitpunkt bereits gestorben.[103] Daraufhin setzte d​ie EU-Ausbildungsmission i​hren Betrieb weitgehend aus.[104] Die Zahl d​er Infizierten s​tieg weiter an, a​m 10. April w​aren es 74, a​m 12. bereits 105, n​eun Menschen w​aren verstorben.

Militärputsch im August 2020

Seit Anfang Juni 2020 führte d​as aus Vertretern d​er Opposition, Bürgerrechtlern u​nd Religion u​nter Führung d​es Imams Mahmoud Dicko bestehende Bündnis Mouvement d​u 5 Juin - Rassemblement d​es Forces Patriotiques (M5-RFP) regelmäßig Großdemonstrationen g​egen die Regierung durch.[105] Es unterstellte Wahlfälschung b​ei der Wahl v​on einunddreißig Abgeordneten während d​er Parlamentswahlen i​m März u​nd April u​nd verlangte e​ine Ungültigerklärung d​urch das Verfassungsgericht. Dieses h​atte einen Teil d​er Ergebnisse anerkannt. Gemäß e​inem Vermittlungsvorschlag d​er Wirtschaftsgemeinschaft d​er westafrikanischen Staaten (ECOWAS) für e​in Gesamtpaket z​ur Befriedung d​er anhaltenden Proteste löste Staatspräsident Keita d​as Verfassungsgericht a​uf und ließ mehrere Richterposten umbesetzen.[106] Im August 2020 initiierten dennoch Mitglieder d​er malischen Streitkräfte a​us dem u​nter ihre Kontrolle gebrachten Militärlager Kati n​ahe der Hauptstadt Bamako heraus erneut e​inen Putsch. Sie verhafteten Staatspräsident Ibrahim Boubacar Keïta u​nd den Premierminister Boubou Cissé. Daraufhin verkündete Keïta a​m frühen Morgen d​es 19. August 2020 seinen erzwungenen Rücktritt, d​en der gesamten Regierung s​owie die Auflösung d​er Nationalversammlung. Ismaël Wagué, stellvertretender Stabschef d​er malischen Luftwaffe, erklärte i​m öffentlichen Fernsehsender ORTM, e​in Comité national p​our le s​alut du peuple (CNSP, deutsch: Nationales Komitee für d​as Wohl d​es Volkes) h​abe die Macht übernommen. Alle internationalen Verpflichtungen Malis würden respektiert u​nd nach e​iner Übergangszeit Neuwahlen durchgeführt. Das Komitee verkündete e​ine nächtliche Ausgangssperre s​owie die Schließung d​er Land- u​nd Luftgrenzen. Die ECOWAS verweigerte d​en Putschisten jegliche Legitimation u​nd forderte d​ie Einstellung a​ller Handels- u​nd Finanzbeziehungen zwischen d​en Mitgliedsländern d​er ECOWAS u​nd Mali.[107] Die Putschisten übergaben daraufhin d​ie Macht a​n Übergangspräsident Bah N’Daw u​nd Ministerpräsident Moctar Ouané.

Militärputsch Mai 2021

Am 24. Mai 2021 wurden n​eben weiteren Regierungsmitgliedern Übergangspräsident Bah N’Daw u​nd Ministerpräsident Moctar Ouané v​on Militärs festgenommen und, w​ie im Jahr z​uvor Ibrahim Boubakar Keita, i​n das Militärcamp i​n Kati gebracht. Wenige Stunden z​uvor hatte d​ie Übergangsregierung p​er Dekret e​in neues Kabinett ernannt, i​n dem d​as Militär t​rotz gegenteiliger Versprechen strategisch wichtige Ämter besetzte. So wurden d​ie Ministerien für Verteidigung, Sicherheit, territoriale Verwaltung u​nd nationale Versöhnung v​on Offizieren geleitet. Einige Armeeoffiziere s​eien jedoch v​on der n​euen Regierung ausgeschlossen worden. Nach d​em Putsch erklärten d​ie Festgenommenen i​hre Rücktritte u​nd wurden daraufhin freigelassen. Das Präsidentenamt übernahm komissarrisch Oberst Assimi Goita.

Umgang mit dem historischen Erbe

Die Art u​nd Weise, i​n der m​it dem historischen Erbe Malis umgegangen wird, resultiert z​um einen a​us der Umstrittenheit kultureller Symbole, d​ie aus b​is heute n​icht als beendet betrachteten kulturellen Konflikten resultieren. Hinzu k​ommt das zunehmende Bewusstsein, d​ass es s​ich vielfach n​icht nur u​m nationale Monumente handelt, sondern a​uch der Anspruch d​er Weltgemeinschaft, d​ass das jeweilige kulturelle Erbe a​uch als Kulturerbe d​er Menschheit z​u betrachten sei. So begann 2015 e​ine juristische Aufarbeitung d​er Zerstörungen insbesondere i​n Timbuktu, w​o 16 Grabmäler v​on Heiligen – d​ie Stadt w​ird vielfach a​ls „Stadt d​er 333 Heiligen“ bezeichnet – a​us dem 15. u​nd 16. Jahrhundert zerstört worden sind. Darüber hinaus verschwanden mindestens 4000 Manuskripte, d​ie durch d​ie mediale Darstellung weltweit i​n den Fokus rückten, während 370.000 v​on ihnen n​ach Bamako i​n Sicherheit gebracht wurden. Mit d​er Strafverfolgung, u​nd zwar erstmals a​ls Kriegsverbrechen d​er Zerstörung kultureller Güter, w​urde kein nationaler Gerichtshof, sondern d​er Internationale Gerichtshof befasst. Im August 2016 bekannte s​ich einer d​er Angeklagten schuldig, n​eun Grabmäler u​nd die a​us dem 15. Jahrhundert stammende Sidi-Yahia-Moschee i​n Timbuktu i​m Jahr 2012 zerstört z​u haben.[108] Er w​urde zu n​eun Jahren Haft verurteilt, d​ie Mausoleen werden m​it internationaler Hilfe wiederaufgebaut.[109] Dieser Wiederaufbau s​chuf 140 Arbeitsplätze, d​ie Kosten für d​ie Jahre b​is 2019 werden a​uf 11 Millionen Dollar geschätzt.[110]

Weniger i​m Blickpunkt d​er Öffentlichkeit i​st der s​eit Jahrzehnten anhaltende Raub u​nd die Ausplünderung archäologischer Stätten (etwa v​on Natamatao), e​in Raub hinter d​em vielfach internationale Banden stecken, d​ie den Kunstmarkt m​it Fälschungen, a​ber auch zahlreichen Artefakten u​nd Kunstwerken versorgen.[111] 1993 l​ag der Anteil d​er durch Plünderung zerstörten Fundstätten, v​on denen z​u dieser Zeit 834 registriert waren, bereits b​ei 45 %.[112]

Literatur

Überblickswerke

  • Pascal James Imperato, Gavin H. Imperato: Historical Dictionary of Mali. Scarecrow Press, Lanham / Toronto / Plymouth 2008.

Urgeschichte

  • Graham Connah: African Civilizations. An Archaeological Perspective, 2. Auflage, Cambridge University Press, 2001, ISBN 0-521-59690-4.
  • Eric Huysecom et al.: Ounjougou: plus de 100 000 ans d’histoire en pays dogon (Mali), in: Archäologie der Schweiz 27 (2004) 2–13. (archive-ouverte.unige.ch (PDF; 11 MB))
  • Alain Gallay, Eric Huysecom, Anne Mayor: Peuples et céramiques du Delta intérieur du Niger (Mali), von Zabern, Mainz 1998. ISBN 3-8053-1748-4.
  • Anne Mayor, Eric Huysecom, Sylvain Ozainne, Sonja Magnavita: Early social complexity in the Dogon Country (Mali) as evidenced by a new chronology of funerary practices, Journal of Anthropological Archaeology 34 (2014) 17–41.
  • Roderick J. McIntosh: Ancient Middle Niger. Urbanism and the Self-organizing Landscape, Cambridge University Press, 2005.

Großreiche, Islamisierung

Hölzerne Skulptur, 13. Jahrhundert, Louvre, Paris
  • Rudolf Fischer: Gold, Salz und Sklaven. Die Geschichte der großen Sudanreiche Gana, Mali und Son Ghau, Edition Erdmann, Stuttgart 1986. ISBN 3-522-65010-7.
  • Peter Heine: Die westafrikanischen Königreiche Ghana, Mali und Songhai aus der Sicht der arabischen Autoren des Mittelalters, Diss. 1971, Münster 1973.
  • Nehemia Levtzion: Ancient Ghana and Mali, London 1973.
  • Madina Ly Tall: L’empire du Mali, Dakar 1977.
  • Annette Margaretha Schmidt: The pre- and protohistoric togué of the Niger alluvial plain, Mali, Diss., Leiden 2009, leidenuniv.nl (PDF)
  • Djibril Tamsir Niane: Africa from the Twelfth to the Sixteenth Century, in: Joseph Ki-Zerbo (Hrsg.): General History of Africa (Kurzfassung). UNESCO, Oxford 1997, ISBN 0-85255-094-4.

Kolonialzeit, Republik

  • Ibrahim F. Sissoko: Der Demokratisierungsprozess in Afrika am Beispiel von Mali, Kovac, Hamburg 2004, ISBN 3-8300-1483-X.
  • Stephanie Pezard, Michael Shurkin: Achieving Peace in Northern Mali. Past Agreements, Local Conflicts, and the Prospects for a Durable Settlement, Rand Corporation, Santa Monica 2015.
  • Charles Grémont: Les Touaregs Iwellemmedan, 1647–1896. Un ensemble politique de la boucle du Niger, Karthala, 2010.
  • Naffet Keita: L’esclavage au Mali, L’Harmattan, Paris 2012.

Kulturgüter

  • Sebastian Schutyser, Ingeborg Flagge, Jean Dethier: Lehm-Moscheen in Mali, Junius, Hamburg 2003. ISBN 3-88506-520-7.
Commons: Geschichte Malis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Knappe Erläuterung und Link zum Digitalisat
  2. Ouardia Oussedik: Les bifaces acheuléens de l’Erg Tihodaine (Sahara Central Algérien): analyse typométrique, in: Libyca 20 (1972) 153-161.
  3. S. J. Armitage, N. A. Drake, S. Stokes, A. El-Hawat, M. J. Salem, K. White, P. Turner, S. J. McLaren: Multiple phases of North African humidity recorded in lacustrine sediments from the Fazzan Basin, Libyan Sahara, in: Quaternary Geochronology 2,1-4 (2007) 181–186.
  4. Isla S. Castañeda et al.: Wet phases in the Sahara/Sahel region and human migration patterns in North Africa. In: Proceedings of the National Academy of Sciences 106,48 (2009) 20159–20163, doi:10.1073/pnas.0905771106.
  5. Das Projekt Peuplement humain et paléoenvironnement en Afrique begann 1997 in Ounjougou (Pays dogon – Mali).
  6. Stefan Kröpelin et al.: Climate-Driven Ecosystem Succession in the Sahara: The Past 6000 Years. In: Science, 320,5877 (2008) 765–768, doi:10.1126/science.1154913.
  7. Eric Huysecom, M. Rasse, L. Lespez, K. Neumann, A. Fahmy, A. Ballouche, S. Ozainne, M. Maggetti, Ch. Tribolo, S. Sorian: The emergence of pottery in Africa during the tenth millennium cal BC: new evidence from Ounjougou (Mali), in: Antiquity (2009), S. 906.
  8. Erid Ross: A Historical Geography of the Trans-Saharan Trade, in: Graziano Krätli, Ghislaine Lydon (Hrsg.): The Trans-Saharan Book Trade. Manuscript Culture, Arabic Literacy and Intellectual History in Muslim Africa, Brill, 2011, S. 15–34, hier: S. 4.
  9. Katharina Neumann, Ahmed Fahmy, Laurent Lespez, Aziz Ballouche, Eric Huysecom: The Early Holocene palaeoenvironment of Ounjougou (Mali): Phytoliths in a multiproxy context, in: Palaeogeography Palaeoclimatology Palaeoecology 276,1-4 (2009) 87-106.
  10. Barbara Eichhorn, Katharina Neumann: Holocene Vegetation Change and Land Use at Ounjougou, Mali, in: S. 83–96, hier: S. 83.
  11. Stefanie Kahlheber, Katharina Neumann: The Development of Plant Cultivation in Semi-Arid West Africa, in: José Iriarte, Luc Vrydaghs (Hrsg.): Rethinking Agriculture. Archaeological and Ethnoarchaeological Perspectives, Left Coast Press 2009, S. 320–346, hier: S. 320.
  12. Peter R. Coutros, Peter M. J. Douglas: Coring Lake Fati and Settlement Archaeology of the Middle Niger Lakes Region, in: African Archaeological Review 32,2 (2015) 249-266.
  13. Hermann Parzinger: Die Kinder des Prometheus. Eine Geschichte der Menschheit vor der Erfindung der Schrift. 3. durchgesehene Auflage. C.H.Beck, München 2015, S. 350.
  14. Annabelle Gallin: Les styles céramiques de Kobadi. Analyse comparative et implications chronoculturelles au néolithique récent du Sahel malien, Africa Magna Verlag, 2011, passim.
  15. Paläoökologie im Dogonland, Archäologie und Archäobotanik Afrikas, Goethe-Universität Frankfurt.
  16. Timothy Insoll: Material Explorations in African Archaeology, Oxford University Press, 2015, S. 100. Ansonsten zählt der Tell zu den von Raubgräbern Anfang der 1990er Jahre weitgehend zerstörten Stätten in Mali, ähnlich wie Mounya (ca. 30 km von Djenné entfernt) oder Hamma Diam bei Sofara (Harrie Leyten: Illicit Traffic in Cultural Property. Museums Against Pillage, Koninklijk Instituut voor de Tropen, 1995, S. 29). Allerdings zeigt sich, dass die Bewohner der Umgebung nach Aufklärung über den besonderen kulturellen Wert mit den lokalen Archäologen zusammenarbeiteten und ihre Raubstücke zurückgaben. Vgl. dazu Bourahima Ouedraogo: Recherches archéologiques dans le delta intérieur du Niger: archéologie et environnement d’un site religieux à l’époque des empires: Natamatao (Mali). Thèse de doctorat en Archéologie, Paris 2013 und Ders.: Recherches archéologiques dans le delta intérieur du Niger: archéologie et environnement d’un site religieux à l’époque des empires: Natamatao (Mali). In: Afrique: Archéologie & Arts, 9, 2013, S. 117–120, aaa.revues.org.
  17. Sylvain Ozainne: Un néolithique ouest-africain. Cadre chrono-culturel, économique et environnemental de l’Holocène récent en Pays dogon, Mali. Africa Magna Verlag, 2013, S. 15.
  18. Dabei wurden die Schneidezähne mesial und distal zugespitzt, also zur Mitte des Zahnbogens hin und zum Ende des Zahnbogens, die Eckzähne mesial (B. C. Finucane, K. Manning, M. Touré: Prehistoric dental modification in West Africa – early evidence from Karkarichinkat Nord, Mali. In: International Journal of Osteoarchaeology 18,6, 2008, S. 632–640).
  19. Timothy Insoll: Material Explorations in African Archaeology, Oxford University Press, 2015, S. 23.
  20. Auch der Verzehr von Pflanzenfressern wie Rindern oder Schafen trug dazu bei, wie Brian Finucanea, Kate Manning, Mouktarde Touré: Late Stone Age subsistence in the Tilemsi Valley, Mali: Stable isotope analysis of human and animal remains from the site of Karkarichinkat Nord (KN05) and Karkarichinkat Sud (KS05), in: Journal of Anthropological Archaeology 27,1 (2008) 82–92, nachweisen konnten.
  21. Kate Manning, R. Pelling, T. Higham, J.-L. Schwenninger, D. Fuller: 4500-year old Domesticated Pearl Millet (Pennisetum glaucum) from the Tilemsi Valley, Mali: new insights into an alternative cereal domestication pathway in Africa, in: Journal of Archaeological Science 38 (2011) 312-322.
  22. Téréba Togola: Archaeological Investigations of Iron Age Sites in the Mema Region, Mali (West Africa), Diss. Rice University, Houston, Archaeopress, Oxford 2008, S. 1.
  23. Anne Mayor: Traditions céramiques dans la boucle du Niger. Ethnoarchéologie et histoire du peuplement au temps des empires précoloniaux, Diss. 2005, Africa Magna Verlag, Frankfurt 2011, S. 133.
  24. Hermann Parzinger: Die Kinder des Prometheus. Eine Geschichte der Menschheit vor der Erfindung der Schrift, Beck, München 2015, 4. Aufl. 2015, S. 351.
  25. Cornelia Kleinitz: Rock art in sub-Saharan Mali. In: Antiquity, 75, 2001, S. 799 f.
  26. Laurent Auclair, Benoît Hoarau, Abdelhadi Ewague: Hunters of the Atlantic Sahara have they invented metallurgy? The “fan-shaped blade” Axes in the rock art of southern Morocco. In: L’Anthropologie, 119,1, 2015, S. 72–88.
  27. Stefanie Kahlheber, Katharina Neumann: The Development of Plant Cultivation in Semi-Arid West Africa, in: José Iriarte, Luc Vrydaghs (Hrsg.): Rethinking Agriculture. Archaeological and Ethnoarchaeological Perspectives. Left Coast Press 2009, S. 320–346, hier: S. 322.
  28. Amélie Vialet, Lucile André, Louiza Aoudia: L’Homme fossile d’Asselar (actuel Mali). Étude critique, mise en perspective historique et nouvelles interprétations, in: L’Anthropologie 117,3 (2013) 345–361.
  29. Timothy Insoll: Material Explorations in African Archaeology, Oxford University Press, 2015, S. 159.
  30. Edda L. Fields-Black: Deep Roots. Rice Farmers in West Africa and the African Diaspora, Indiana University Press 2008, S. 29.
  31. Stefanie Kahlheber, Katharina Neumann: The Development of Plant Cultivation in Semi-Arid West Africa, in: José Iriarte, Luc Vrydaghs (Hrsg.): Rethinking Agriculture. Archaeological and Ethnoarchaeological Perspectives, Left Coast Press 2009, S. 320–346, hier: S. 337.
  32. David Anderson: Africa’s Urban Past, James Currey Publishers, 2000, S. 27.
  33. Fekri A. Hassan (Hrsg.): Droughts, Food and Culture. Ecological Change and Food Security in Africa’s Later Prehistory, Kluwer, 2002, S. 32.
  34. Annette Margaretha Schmidt: The pre- and protohistoric togué of the Niger alluvial plain, Mali, Diss., Leiden 2009, S. 43.
  35. Susan Keech McIntosh, Roderick J. McIntosh: Jenne-jeno, an ancient African city (Memento vom 20. Juli 2011 im Internet Archive).
  36. Annette Margaretha Schmidt: The pre- and protohistoric togué of the Niger alluvial plain, Mali, Diss., Leiden 2009, S. 51.
  37. Annette Margaretha Schmidt: The pre- and protohistoric togué of the Niger alluvial plain, Mali, Diss., Leiden 2009, S. 43 f.
  38. Der Entstehung dieses Mythos ging John T. Swanson: The Myth of Trans-Saharan Trade during the Roman Era, in: The International Journal of African Historical Studies 8,4 (1975) 582-600 nach.
  39. Herodot 4.196.1-3 erwähnt ihr Gold.
  40. Amar S. Baadj: Saladin, the Almohads and the Banū Ghāniya. The Contest for North Africa (12th and 13th centuries), Brill, 2015, S. 17 f.
  41. Wolfgang Günter Lerch: Die Welten des Islam – Eine Kultur zwischen Wandel und Beharrung, Frank & Timme, 2015, S. 212 f. Hans Kurio bezeichnet sie als „egalitäre Sekte“ (Hans Kurio: Berberkönige und Schriftgelehrte. Nordafrikanischer Islam in Tradition und Moderne, Hamburg 1992, S. 29).
  42. Erid Ross: A Historical Geography of the Tans-Saharan Trade, in: Graziano Krätli, Ghislaine Lydon (Hrsg.): The Trans-Saharan Book Trade. Manuscript Culture, Arabic Literacy and Intellectual History in Muslim Africa, Brill, 2011, S. 15–34, hier: S. 15.
  43. Dies und das Folgende nach dem Artikel Ghana im Historical Dictionary of Mali, S. 133f.
  44. Abdel Kader Yéro Haïdara: Ländliche Entwicklung und die „Tòn“-Strategie in Mali. Möglichkeiten und Grenzen des endogenen Entwicklungsansatzes in Afrika, Institut für Afrika-Kunde, Hamburg 1992, S. 40.
  45. Pekka Masonen, Humphrey J. Fisher: Not quite Venus from the waves: The Almoravid conquest of Ghana in the modern historiography of Western Africa (PDF; 1,1 MB) , in: History in Africa 23 (1996) 197–232.
  46. Zu Ahmad Baba vgl. Chris Gratien: Race, slavery, and Islamic law in the early modern Atlantic: Ahmad Baba al-Tinbukti’s treatise on enslavement, in: The Journal of North African Studies 18,3 (2013) 454-468 und Mahmoud Zouber: Ahmad Bābā de Tombouctou (1556-1627). Sa vie et son oeuvre, Maisonneuve et Larose, Paris 1977.
  47. Molefi Kete Asante: The History of Africa. The Quest for Eternal Harmony, Routledge, 2. Auflage, 2015, S. 111.
  48. Eric Ross: A Historical Geography of the Tans-Saharan Trade, in: Graziano Krätli, Ghislaine Lydon (Hrsg.): The Trans-Saharan Book Trade. Manuscript Culture, Arabic Literacy and Intellectual History in Muslim Africa, Brill, 2011, S. 15–34, hier: S. 30.
  49. Eric Ross: A Historical Geography of the Tans-Saharan Trade, in: Graziano Krätli, Ghislaine Lydon (Hrsg.): The Trans-Saharan Book Trade. Manuscript Culture, Arabic Literacy and Intellectual History in Muslim Africa, Brill, 2011, S. 15–34, hier: S. 16 f.
  50. Christopher D. Roy: The Dogon of Mali and Upper Volta/Die Dogon von Mali and Ober~Volta, Ausstellungskatalog, München 1983, S. 11.
  51. Art. Dogon im Historical Dictionary of Mali, S. 93.
  52. Dies und das Folgende nach dem Artikel Mali. Historical empire, Africa in der Encyclopædia Britannica.
  53. Ettagale Blauer, Jason Lauré: Mali. Cultures of the World. Tarrytown, New York 2008, ISBN 978-0-7614-2568-7, S. 28.
  54. John Day: The Medieval Market Economy, Oxford/New York 1987, S. 36 f.
  55. Nehemia Levtzion: Ancient Ghana and Mali, London 1973, 80 f.
  56. John Hunwick: Jews of a Saharan Oasis. The Elimination of the Tamantit Community, Markus Wiener Publishers, 2006, S. 64.
  57. Historical Dictionary of Mali, S. xiv.
  58. John O. Hunwick: Timbuktu and the Songhay Empire. Al-Saʿdi’s Taʾrīkh Al-Sūdān down to 1613, and other Contemporary Documents, Brill, 2003, S. xiv.
  59. Art. Tondibi, Battle of im Historical Dictionary of Mali, S. 295.
  60. Art. Askia im Historical Dictionary of Mali, S. 21 und die entsprechenden Biographien.
  61. Bethwell A. Ogot: Africa from the Sixteenth to the Eighteenth Century, University of California Press, 1999, S. 156.
  62. Nehemia Levtzion, Randall Pouwels: The History of Islam in Africa, Ohio University Press, 2000, S. 75.
  63. Abdelwahid Ibrahim, A. Asmar: Le soufisme en Afrique, Al-Biruni, 2003, S. 83.
  64. Vgl. J. C. Froelich: Art. Ḥamāliyya in The Encyclopaedia of Islam. New Edition, Bd. III, S. 107–108, hier: S. 108a.
  65. Glauco D’Agostino: Sulle vie dell' Islam. Percorsi storici orientati tra dottrina, movimentismo politico-religioso e architetture sacre, Gangemi, 2011, S. 173–175.
  66. Zakariya Wright: Al-Hajj Umar al-Futi Tal.
  67. Clive A. Spinage: The Changing Climate of Africa Part II: West Africa and the Sahel, in: African Ecology, Teil 2: West Africa and the Sahel, Springer, 2011, S. 143–182, passim.
  68. David Robinson: Paths of accommodation, Ohio University Press, 2000, S. 157.
  69. David Robinson: Paths of accommodation. Muslim Societies and French Colonial Authorities in Senegal and Mauritania, 1880–1920. Ohio University Press, 2000, S. 152.
  70. David Robinson: Paths of accommodation. Muslim Societies and French Colonial Authorities in Senegal and Mauritania, 1880–1920. Ohio University Press, 2000, S. 147.
  71. Pascal James Imperato, Gavin H. Imperato: Historical Dictionary of Mali, Scarecrow Press, 2008, S. lxxix-lxxxii.
  72. Pascal James Imperato, Gavin H. Imperato: Historical Dictionary of Mali, Scarecrow Press, 2008, S. lxxxii.
  73. Franz Ansprenger: Politik im Schwarzen Afrika. Die modernen politischen Bewegungen im Afrika französischer Prägung. Westdeutscher Verlag Köln und Opladen, 1961, S. 73.
  74. Mart Martin: The Almanac of Women and Minorities in World Politics. Westview Press Boulder, Colorado, 2000, S. 248.
  75. Dorothea E. Schulz: Culture and Customs of Mali. Santa Barbara 2012, ISBN 978-0-313-35912-5, S. 15.
  76. June Hannam, Mitzi Auchterlonie, Katherine Holden: International Encyclopedia of Women’s Suffrage. ABC-Clio, Santa Barbara, Denver, Oxford 2000, ISBN 1-57607-064-6, S. 9.
  77. Pascal James Imperato, Gavin H. Imperato: Historical Dictionary of Mali, Scarecrow Press, 2008, S. xciv.
  78. H. Roggeri: Tropical Freshwater Wetlands: A Guide to Current Knowledge and Sustainable Management, Springer, 2013, S. 153.
  79. Henri Roggeri: Tropical Freshwater Wetlands: A Guide to Current Knowledge and Sustainable Management, Springer, 2013, S. 153.
  80. Henri Roggeri: Tropical Freshwater Wetlands: A Guide to Current Knowledge and Sustainable Management, Springer, 2013, S. 154.
  81. S. xcvi.
  82. Scott Stewart: Mali Besieged by Fighters Fleeing Libya, STRATFOR, 2. Februar 2012.
  83. Dominic Johnson: Mit Hubschraubern gegen Rebellen, in: die tageszeitung, 14. Februar 2012.
  84. Militärputsch in Mali: Soldaten stürzen Präsident Touré. In: Focus Online. 22. März 2012, abgerufen am 7. April 2012.
  85. ZEIT Online: Regierungssturz. UN-Sicherheitsrat verurteilt Militärputsch in Mali. Abgerufen am 23. März 2012.
  86. Putschistenführer Sanogo lenkt ein. In: Zeit Online. 1. April 2012, abgerufen am 7. April 2012.
  87. Mali coup leaders to stand down as part of Ecowas deal. In: BBC. 7. April 2012, abgerufen am 7. April 2012 (englisch).
  88. Tuareg rufen eigenen Staat in Nord-Mali aus. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 6. April 2012, abgerufen am 6. April 2012.
  89. Scott Stewart: Mali Besieged by Fighters Fleeing Libya, STRATFOR, 2. Februar 2012.
  90. Dominic Johnson: Mit Hubschraubern gegen Rebellen, in: die tageszeitung, 14. Februar 2012.
  91. Wer agiert im Norden von Mali? In: taz. 14. Januar 2013, abgerufen am 14. Januar 2013.
  92. Der Westen ignoriert den neuen Tuareg-Staat, in: Spiegel Online, 6. April 2012.
  93. Tuareg rufen eigenen Staat Azawad aus, in: Süddeutsche Zeitung, 6. April 2012.
  94. Stefan Ulrich: Applaus für den General, in: Süddeutsche Zeitung, 13. Januar 2013.
  95. Matthias Gebauer: Krieg in Mali: Die Schlacht von Konna, in: Spiegel online, 29. Januar 2013.
  96. Ex-Regierungschef Keita gewinnt erste Runde. In: n-tv.de. 2. August 2013, abgerufen am 6. September 2013.
  97. Krisenstaat in Afrika: Keita triumphiert bei Präsidentenwahl in Mali. In: Spiegel Online. 13. August 2013, abgerufen am 6. September 2013.
  98. Wirtschaftsexperte ist Malis neuer Regierungschef. In: Zeit Online. 6. September 2013, abgerufen am 6. September 2013.
  99. Africa in the Fragile States Index: South Sudan worst, S. Africa and Senegal on watch list, Zimbabwe shines (Memento des Originals vom 22. September 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/mgafrica.com, in: Mail & Guardian Africa, 19. Juni 2015.
  100. Bundeswehr schickt mehr Soldaten nach Mali, in: Die Zeit, 28. Januar 2016.
  101. Bundestag verlängert Mali-Einsatz der Bundeswehr, Deutscher Bundestag, 2./3. Lesung, 9. Mai 2019.
  102. Mali wählt trotz Corona-Krise neues Parlament, DW, 28. März 2020.
  103. Daten der Johns Hopkins University in Baltimore.
  104. EU-Ausbildungsmission in Mali setzt Betrieb weitgehend aus, t-online.de, 8. April 2020.
  105. Proteste gegen den Präsidenten von Mali taz vom 6. Juni 2020
  106. Mit neuen Verfassungsrichtern aus Malis Politikkrise dw vom 11. August 2020
  107. Au Mali, Bamako se réveille dans l’attente Le Monde vom 19. August 2020
  108. Islamist gesteht Zerstörung von Weltkulturerbestätten in Mali, in: Der Spiegel, 22. August 2016.
  109. Neun Jahre Haft für Zerstörung von Weltkulturerbe in Mali, in: RP online, 27. September 2016.
  110. UN asks ICC to investigate destruction of Mali’s Timbuktu mausoleums; it’s a 'war crime' (Memento des Originals vom 15. August 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/mgafrica.com, in: Mail & Guardian Africa, 19. Juli 2015.
  111. Kléna Sanogo: The Looting of Cultural Material in Mali (Memento vom 3. Januar 2010 im Internet Archive), Bamako, Illicit Antiquities Research Centre 1999, Version von 2006.
  112. Kléna Sanogo: The Looting of Cultural Material in Mali (Memento vom 3. Januar 2010 im Internet Archive), Bamako, Illicit Antiquities Research Centre 1999, Version von 2006

This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.