Normahl
Normahl (Eigenschreibweise: NoRMAhl) ist eine deutsche Punkband, die 1978 in Winnenden gegründet wurde.
Normahl | |
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Allgemeine Informationen | |
Herkunft | Winnenden, Deutschland |
Genre(s) | Fun-Punk, früher Deutschpunk |
Gründung | 1978, 2002 |
Auflösung | 1996 |
Website | www.normahl.de |
Aktuelle Besetzung | |
Lars Besa | |
Mick Scheuerle | |
Manny Rutzen | |
Raimund „Scobo“ Skobowsky | |
Ehemalige Mitglieder | |
Gitarre | Jürgen „Pipi“ Pirpamer |
Schlagzeug | Rüdiger Stamer |
Schlagzeug | Jogi Venxion |
Schlagzeug | Helmut Krizsan |
Geschichte
Normahl wurde 1978 von fünf Gymnasiasten aus Winnenden gegründet. Ihren ersten Live-Auftritt hatte die Band kurze Zeit später in einem Stuttgarter Gymnasium.
1981 erschien auf Mülleimer Records die erste EP Stuttgart über alles, deren Cover an das der Dead-Kennedys-Single California über alles angelehnt war. Die Band trat mit provokativen politischen Texten auf. Noch im selben Jahr erschien das Album Verarschung total.
Im Laufe der 1980er Jahre näherte sich die Band immer mehr dem Fun-Punk an. Es entstanden Veröffentlichungen wie Kein Bier vor vier, Harte Nächte, Biervampir und Blumen im Müll – unter anderem mit den Songs Drecksau und der Ballade Geh wie ein Tiger, die auch heute noch Kultstatus genießen. Im Jahre 1992 initiierte die Gruppe zusammen mit deren Musikverleger Hans Derer und der Zeitschrift Prinz sowie dem Sender SDR, heute SWR, mit Kein Hass im Wilden Süden eine der größten bundesweiten Aktionen gegen Ausländerfeindlichkeit und Gewalt. Der Titel Niemals vergessen, entstanden nach den Ausschreitungen Rechtsradikaler in Hoyerswerda 1991, wurde von den Mitgliedern geschrieben und in zwei Versionen eingespielt – einer deutschen und einer multilingualen namens Let’s Come Together. Als Gastsänger und Musiker sind mehr als 150 Künstler darauf zu hören – unter anderem Hartmut Engler von Pur, Matt Sinner, Jasmin Tabatabai, Markus, Chorlight und viele andere. Zwei Sampler wurden produziert – und bei einem Präsentationskonzert mit Kundgebung auf dem Marktplatz in Stuttgart trat die Band zusammen mit den Fantastischen Vier vor rund 40.000 Schülern auf. Besa wurde vom Magazin Stern mit dem Stern der Woche ausgezeichnet und trat unter anderem in Shows wie der NDR Talkshow auf. Auszeit, 1993 erschienen, enthielt mit Sex am Telefon, später tatsächlich von einem Anbieter für Telefon-Nummern-Werbung verwendet, und einer Coverversion des Liedes Diplomatenjagd von Reinhard Mey zwei von den Medien stark beachtete Songs. Mit letzterem wurde die Band in eine ZDF-Show mit Mey und Sissi Perlinger geladen. Trotz der aufwendigen Produktion, guten Kritikerstimmen, massiver PR-Anstrengungen und einer großangelegten Tour gelang der Band der geplante Charterfolg nicht. So löste sich die Gruppe 1995, nach einer Tour und den beiden Live-CDs Ernst ist das Leben und Heiter ist die Kunst, nach 18 Jahren 1996 im Streit auf. Daraufhin startete der Sänger der Band, Lars Besa, sein Soloprojekt L.A.R.S.
Die Band war auch auf mehreren der Sampler der Serie Schlachtrufe BRD vertreten, so auch auf dem ersten dieser Alben.
2002 meldete sich die Band mit dem neuen Album INRI 21 zurück und ist seither auch wieder auf Tour. 2003 erschien anlässlich des 25-jährigen Jubiläums die Best-Of-CD Das ist Punk, auf der sämtliche Lieder neu aufgenommen wurden. 2005 folgte ein neues Album namens Voll Assi. 2008 begannen die Mitglieder am Drehbuch für eine filmische Dokumentation zu arbeiten.
Im November 2010 setzte sich Normahl nach über 30 Jahren Punk, mit dem Film und Soundtrack Jong’r ein eigenes künstlerisches Vermächtnis. Der Film behandelt nicht nur die Geschichte ihrer Band, sondern bildet ebenso deutsche Zeitgeschichte und die Entwicklung der Punkmusik in Deutschland ab. 2011 steuerte die Band ein Lied für die Benefiz-CD Bunt statt braun der Winnender Stiftung gegen Gewalt an Schulen bei.[1]
Obwohl es der Gruppe nie gelang, in die offiziellen Verkaufs-Hitparaden zu gelangen, wird ihr besonders in den 80er und 90er Jahren ein großer Einfluss auf die Punk- und Deutschrockszene zugeschrieben.
So würdigte das Stuttgarter Label Zounds, sonst bekannt für ihre audiophilen Klangproduktionen, das inzwischen 33-jährige musikalische Wirken der Punklegende mit einer musikalischen Retrospektive im Rahmen ihrer Best-Serie, die im 2011 November unter dem Titel Punk ist keine Religion auf den Markt kam.
Am 31. Januar 2013 erwirkte die Staatsanwaltschaft Dresden beim Landgericht Stuttgart Durchsuchungen der Häuser der Bandmitglieder und ließ Tonträger mit dem Song Bullenschweine vom Album Ein Volk steht hinter uns (1982), der als gewaltverherrlichend eingestuft worden war, beschlagnahmen.[2][3][4] Als Reaktion darauf starteten einige Fans der Band über soziale Medien eine Kauf-Aktion, mit dem Ziel, den bekanntesten indizierten Titel Bullenschweine die Charts zu bringen. Tatsächlich wurde er zwar sowohl in den Bestsellerlisten bei Amazon als auch I-tunes geführt, in die Offiziellen Verkaufscharts aber gelangte er nicht. Das Album Ein Volk steht hinter uns wurde in die Liste der jugendgefährdenden Medien aufgenommen,[5] allerdings am 11. Dezember 2015 wieder von der Liste gestrichen.[6] Im Februar 2016 wurden die Indizierungen von Verarschung Total und Lebendig I – Live in Switzerland aufgehoben.[7] 2015 wurde auf dem neuen Label D7 das Album Friede den Hütten Krieg den Palästen veröffentlicht, der darauf befindliche Titel Söldner von den Juroren der „Liederbestenliste“ in deren Top20 gewählt. 2018 feiert die Band ihr 40-jähriges Bestehen.
Diskografie
Alben
- 1981: Verarschung Total (LP)
- 1982: Ein Volk steht hinter uns (LP)
- 1984: Der Adler ist gelandet (LP)
- 1985: Harte Nächte (LP)
- 1986: Lebendig I – Live in Switzerland (Live-LP)
- 1988: Biervampir (Maxi-Single)
- 1989: Kein Bier vor vier (LP)
- 1990: Verarschung Total (Remix 1990) (CD/LP)
- 1991: Blumen im Müll (CD/LP)
- 1993: Auszeit (CD/LP)
- 1994: Lebendig II – Ernst ist das Leben (Live-CD)
- 1994: Lebendig III – Heiter ist die Kunst (Live-CD)
- 1994: Lebendig II & III – Ernst ist das Leben… …heiter ist die Kunst (Live-Doppel-LP)
- 2002: IN RI 21 (CD)
- 2003: Das ist Punk – Best of (CD)
- 2005: Voll Assi (CD)
- 2010: Jong’r (CD/DVD)
- 2011: Normahl Best: Punk ist keine Religion (CD)
- 2015: Friede den Hütten, Krieg den Palästen (CD und LP)
Singles und EPs
- 1980: Stuttgart über alles (EP)
- 1987: Harte Nächte (Single)
- 1987: Fraggles (Single)
- 1988: Biervampir (Single)
- 1989: Hans im Glück (Single)
- 1990: Merry Jingle (Single)
- 1991: Geh wie ein Tiger (Single/Maxi-CD)
- 1992: Drecksau (Maxi-CD)
- 1992: Diplomatenjagd (Maxi-CD)
- 1993: Weit weg (Maxi-CD)
- 2000: Sex am Telefon (Maxi-CD)
- 2005: Sonne im Dezember (Maxi-CD)
- 2006: Wenn ein Tor fällt… (Maxi-CD)
- 2011: Nach all den Jahren (Nur als Download)
- 2016: Kapitalistenlied (Nur als Download)
- 2017: Freiheit (Nur als Download)
- 2022: Das Narrenschiff-Single Edit
Weblinks
- Offizielle Webpräsenz
- Normahl bei Discogs
- Normahl bei laut.de
- Normahl: Das war Punk (Teil 1), (Teil 2), Porträt von Peter Schwarz in der Winnender Zeitung, 2002 (wiederveröffentlicht am 9. Februar 2013)
Einzelnachweise
- Peter Schwarz: Der ganz Normahle Wahnsinn. In: Winnender Zeitung. 9. Februar 2013
- Peter Schwarz: Hausdurchsuchungen bei den Normahl-Punks. In: Winnender Zeitung. 6. Februar 2013
- Arno Frank: Großrazzia in Baden-Württemberg: Polizei entdeckt Punk-Klassiker. In: die tageszeitung. 7. Februar 2013
- Silja Kummer: Hausdurchsuchung bei „Normahl“-Sänger wegen 31 Jahre altem Lied. In: Südwest Presse. 8. Februar 2013
- Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien: Bekanntmachung Nr. 3/2014 über jugendgefährdende Trägermedien vom 19. März 2014
- BAnz AT 30.12.2015 B9
- Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien Bekanntmachung Nr. 2/2016 über jugendgefährdende Trägermedien vom 19. Februar 2016