Baggersee
Ein Baggersee (auch Baggerloch, Kiesgrube, in Österreich Schottergrube oder Schotterteich) ist ein künstlich angelegter See, der in der Regel auf den Abbau von Kies oder Sand als Baumaterial zurückgeht (Kiestagebau) oder auf einen anderen tagebaulichen Bergbau (Tagebaurestloch). Baggerseen aus ehemaligen Tonstichen und Lehmgruben werden auch Ziegelteich genannt.
Entstehung
Soweit sich der Abbau in den Grundwasserhorizont eingeschnitten hat, entstehen grundwassergespeiste Baggerseen. Seltener werden Baggerseen gezielt angelegt, vor allem als Naherholungsgebiet. Die Abbaulöcher werden entsprechend der gesetzlich geforderten Renaturierung meist landschaftlich gestaltet.
Nutzung
Fast immer wird der See durch die Angelfischerei genutzt, da gesetzlich mit jedem Oberflächengewässer ein Fischereirecht entsteht. Da mit diesem in den meisten Bundesländern Deutschlands eine Hegepflicht einher geht, wird in anglerisch genutzten Baggerseen durch Besatz ein naturnaher Fischbestand angestrebt[1]. An manchen Seen werden Badestrände angelegt oder auch für andere Arten des Wassersports, insbesondere Bootssport, Wasserski oder Windsurfen eingerichtet. Für diese Nutzungen werden außerdem große Parkplätze, Badeaufsicht und Restaurationsbetriebe eingerichtet. In einigen Fällen dient der Baggersee in der Nachnutzung dem Naturschutz, wie die beiden Baggerseen im Naturschutzgebiet Kiesgrube Aitrach.
Wasser
Limnologisch unterscheiden sich Baggerseen von natürlichen Seen dadurch, dass sie in der Regel weder oberflächliche Zuflüsse noch Abflüsse haben. Vielmehr korrespondiert ihr Wasserkörper mit dem Grundwasser.
Restseen des Braunkohle-Tagebaus (Bergbaufolgelandschaft) zeigen häufig einen extremen Wasserchemismus mit ungewöhnlich hohem Gehalt an Schwefelsäure, die sich aus dem Schwefelgehalt der Kohlereste durch bakterielle Aktivitäten bildet. Der pH-Wert kann bis auf den Wert 3 sinken. Oft werden dabei auch größere Konzentrationen an Aluminium, Mangan und Eisen aus dem Muttergestein gelöst. Geschieht die Sanierung nicht ausreichend, sind solche Seen für mehrere Jahre weder für Fische noch zum Baden geeignet. Sie werden in dem Fall von Biozönosen spezialisierter Organismen besiedelt. Um diesen Zuständen zu begegnen, werden während der Füllung des Tagebaurestlochs häufig mehrere Jahre lang Kalk und Natronlauge zugeführt. Zu- und Abflussleiter sorgen für die Verdünnung und den Sauerstoffaustausch. Als gutes Beispiel ist hier der Senftenberger See im Lausitzer Seenland in Brandenburg mit einer sehr guten Wasserqualität und Fischreichtum zu nennen.
Weblinks
Einzelnachweise
- S. Matern, M. Emmrich, T. Klefoth, C. Wolter, R. Nikolaus: Effect of recreational‐fisheries management on fish biodiversity in gravel pit lakes, with contrasts to unmanaged lakes. In: Journal of Fish Biology. 24. April 2019, ISSN 0022-1112, S. jfb.13989, doi:10.1111/jfb.13989 (wiley.com [abgerufen am 7. Dezember 2020]).