Tartu
Tartu (deutsch und schwedisch: Dorpat,[2] früher deutsch auch Dörpt; russisch Дерпт Derpt, 11.–17. Jahrhundert, 1893–1918 Юрьев/Jurjew) ist Estlands zweitgrößte Stadt nach der Hauptstadt Tallinn und Sitz der Universität Tartu. Die ehemalige livländische Hansestadt liegt im Kreis Tartu. 2024 wird Tartu, neben Bad Ischl in Österreich und der norwegischen Stadt Bodø, eine der drei Europäischen Kulturhauptstädte sein.[3]
Tartu | |||
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Staat: | Estland | ||
Kreis: | Tartu | ||
Gegründet: | vor 1262 | ||
Koordinaten: | 58° 22′ N, 26° 43′ O | ||
Höhe: | 79 m | ||
Fläche: | 38,8 km² | ||
Einwohner: | 98.480 (2013[1]) | ||
Bevölkerungsdichte: | 2.538 Einwohner je km² | ||
Zeitzone: | EET (UTC+2) | ||
Postleitzahl: | 50050 – 51111 | ||
Kfz-Kennzeichen: | T | ||
Gemeindeart: | Stadt | ||
Bürgermeister: | Urmas Klaas | ||
Website: | |||
Geografie und Klima
Die Stadt Tartu liegt beiderseits des Flusses Emajõgi („Mutterfluss“, deutsch Embach). Nördlich der Stadt liegt die gleichnamige Landgemeinde Tartu.
Tartu | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Tartu
Quelle: wetterkontor.de |
Geschichte
Die erste urkundliche Erwähnung unter dem Namen Tharbatas datiert aus dem Jahre 1030. Der Großfürst von Kiew, Jaroslaw der Weise, zerstörte im Jahre 1030 eine von vermutlich finno-ugrischen Einwohnern errichtete Holzfestung und errichtete unter dem Namen Jurjew (nach Juri, dem Taufnamen Jaroslaws) eine Festung. Im Jahre 1224 wurde die Estenburg Tharbatum durch den Schwertbrüderorden erobert. Sie wurde Sitz des Bischofs (bis 1558); vor der Burg entwickelte sich seit dem 13. Jahrhundert die Hansestadt. Im Mittelalter war Dorpat ein Bindeglied zwischen den Hansestädten (insbesondere Reval) und den russischen Städten Pleskau (Pskow) und Nowgorod. Dorpat gehörte seit 1721 zum russischen Zarenreich (Gouvernement Livland).
Ein Großfeuer zerstörte 1775 nahezu die gesamte Innenstadt. Die markantesten älteren Gebäude stammen aus dem 18. und vor allem aus dem 19. Jahrhundert. Nachdem auch das vorherige Rathausgebäude dem Brand zum Opfer gefallen war, wurde im 18. Jahrhundert das derzeitige Rathaus vom damaligen Stadtbaumeister, dem aus Rostock stammenden Johann Heinrich Bartholomäus Walther, entworfen und 1789 fertiggestellt.
1893 wurde die Stadt im Zuge der Russifizierung offiziell in Jurjew umbenannt; die Verwendung des estnischen oder des deutschen Namens war teilweise verboten. Der russische Name setzte sich aber nicht durch, nicht einmal im Russischen. Als Estland 1918 die Unabhängigkeit erlangte, wurde der Name „Tartu“ offiziell. Sowohl Dorpat als auch Tartu stammen von dem altestnischen Namen Tarbata ab, mit der möglichen Bedeutung „Auerochse“.
Am 2. Februar 1920 wurde in Tartu der Friede von Dorpat zwischen Estland und Sowjetrussland unterzeichnet, in dem letzteres Estlands Unabhängigkeit „auf alle Zeiten“ anerkannte.
Im Zweiten Weltkrieg wurde Tartu am 7. Juli 1941 von der Wehrmacht besetzt und am 18. September 1944 von der Roten Armee.[4] In der Stadt bestand das sowjetische Kriegsgefangenenlager 331 für deutsche Kriegsgefangene des Zweiten Weltkriegs.[5]
Am 23. Juni 2016 wurde Tartu als 62. Stadt der Ehrentitel „Reformationsstadt Europas“ durch die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa verliehen.[6]
Bildung
Universität Tartu
Tartu ist eine typische Studentenstadt, dominiert von der 1632 von König Gustav II. Adolf gegründeten Universität Dorpat, die 1802 von Deutsch-Balten mit Hilfe Zar Alexanders I. als einzige deutschsprachige Universität des Russischen Zarenreiches neu gegründet wurde. Erster Rektor der Universität wurde der aus Livland stammende Georg Friedrich Parrot, an den die Inschrift auf der „ingli sild“ / „Engelsbrücke“ am Domberg erinnert. Die Universität wurde zu einer Mittlerin zwischen der russischen und der deutschen Kultur bzw. war Drehscheibe der west-östlichen Beziehungen, gleichzeitig aber auch zum Geburtsort der estnischen und lettischen nationalen Erweckung. Die estnischen Nationalfarben waren ursprünglich die der Studentenverbindung „Verein Studierender Esten“ an der Universität. Während der Jahre 1886 bis 1889 fand eine kompromisslose Russifizierung statt, in deren Zuge Deutsch von Russisch als Lehrsprache abgelöst wurde, weshalb die Mehrzahl der einstmals zu über 90 % deutschen Lehrkräfte nach Deutschland wechselte. Nach 1919 wurde die Universität die Nationaluniversität (estnisch Eesti Vabariigi Tartu Ülikool) der nunmehr unabhängigen Republik Estland und blieb auch in der darauffolgenden Sowjetzeit (1940–1991) die wichtigste Universität in Estland. Heute ist die Universität Tartu die einzige Volluniversität Estlands und die Mutteruniversität für die Technische Universität Tallinn und die Universität für Biowissenschaften.
Im Jahr 2004 standen 18.000 Studenten 135 Professoren und 700 weitere Lehrkräfte gegenüber. Etwa 440 Personen sind in der Forschung tätig. Sie können mit 4000 wissenschaftlichen Veröffentlichungen jährlich aufwarten. An der Universität sind viele Studentenverbindungen aktiv, die im Vergleich zu Deutschland einen regen Zulauf an neuen Mitgliedern haben. In Tartu befindet sich auch eine moderne medizinische Forschungseinrichtung, das Biomeedikum.
Hochschulen und Schulen
Tartu ist einer von sechs Standorten der privaten Estonian Entrepreneurship University of Applied Sciences (EEUAS),[7] ferner einer Kunstschule[8] sowie unter anderem des Tartu Raatuse Gümnaasium, einer Schule mit zahlreichen Beziehungen zum deutschen Sprachraum,[9] und des Tartu Waldorfgümnaasium[10].
Weiterhin befinden sich in Tartu zwei Lehreinrichtungen der Streitkräfte: die Estnische Nationalverteidigungsakademie und das gemeinsam mit den beiden anderen baltischen Staaten betriebene Baltic Defence College.
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung
1825[11] | 1833[12] | 1840[13] | 1847[14] | 1856[15] | 1863 | 1867[16] | 1881[17] | 1897[18] |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
8450 | 10.020 | 12.203 | 12.185 | 12.914 | 14.386 | 21.014 | 29.974 | 42.308 |
1922[17] | 1934[19] | 1939[20] | 1959[21] | 1970[22] | 1979[23] | 1989[24] | 2000[24] | 2010 |
50.342 | 58.876 | 60.281 | 74.263 | 90.459 | 104.518 | 113.977 | 98.695 | 103.284 |
Historische Bevölkerungsverteilung
Bevölkerung | 1867[16] | 1881[25] | 1897[26] | 1922[25] | 1934[27] | |||||
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Zahl | % | Zahl | % | Zahl | % | Zahl | % | Zahl | % | |
Esten | 9.720 | 46,3 | 16.526 | 55,4 | 29.039 | 68,6 | 42.459 | 84,5 | 51.559 | 87,6 |
Deutsche | 8.907 | 42,4 | 10.486 | 35,2 | 7.020 | 16,6 | 3.210 | 6,4 | 2.706 | 4,6 |
Russen | 1.866 | 8,9 | 1.818 | 6,1 | 3.689 | 8,7 | 2.570 | 5,1 | 2.640 | 4,5 |
Andere | 521 | 2,5 | 1.144 | 3,8 | 2.560 | 6,1 | 2.103 | 4,2 | 1.971 | 3,3 |
Summe | 21.014 | 100 | 29.974 | 100 | 42.308 | 100 | 50.342 | 100 | 58.876 | 100 |
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Sehenswert ist die gesamte Altstadt Tartus mit Rathaus, dem Rathausplatz, den Einkaufsstraßen und dem klassizistischen Universitätshauptgebäude. Zahlreiche andere Universitätsgebäude liegen über die Stadt verstreut. Weithin sichtbar ist die mittelalterliche Johanniskirche, ein gotischer Backsteinbau mit kunsthistorisch bedeutsamen Terrakottafiguren, dessen Wiederaufbau nach Zerstörung im Zweiten Weltkrieg 2005 abgeschlossen wurde.
Auf dem Domberg, estnisch „Toomemägi“, befinden sich die Ruine des mittelalterlichen Doms (deren ausgebauter Chor erst als Universitätsbibliothek diente und jetzt das Universitätsmuseum beherbergt) sowie weitere Baulichkeiten der Universität, wie das Observatorium (58° 22′ 44″ N, 26° 43′ 12″ O , Teil des Weltkulturerbes Struve-Bogen) und das alte anatomische Theater, in dem bis Mitte der 1990er Jahre noch anatomische Vorlesungen gehalten wurden.
In Tartu gibt es mehrere Theater, Bühnen und Kunstprojekte sowie verschiedene Ausstellungen zur Geschichte der Stadt und der Universität. Neben dem Botanischen Garten der Universität gibt es mehrere Parks und Grünflächen in der Altstadt (z. B. Domberg, Barclay-Park) sowie am die Stadt durchkreuzenden Fluss Embach entlang.
Tartu ist Sitz des Estnischen Nationalmuseums sowie des Estnischen Literaturmuseums.
2019 wurde Tartu als Kulturhauptstadt Europas 2024 ausgewählt.[28]
- Außenansicht der Johanniskirche
- Dom zu Tartu (Teil-Ruine)
- Das 1782–1789 errichtete Rathaus ist das Werk des aus Rostock gebürtigen Architekten Johann Heinrich Bartholomäus Walter (1734–1802)
- Tartu Kunstimuuseum am Rathausplatz, einseitig abgesunken, aber stabilisiert
- Brunnen mit der Statue „Küssende Studenten“
- Botanischer Garten der Universität
- Engelsbrücke
- Deutsches Kulturinstitut
Verkehr
Viele Buslinien verbinden Tartu mit anderen estnischen Städten. Züge fahren nach Valga und Tallinn. Außerhalb Estlands ist Tartu mit den Bussen Lux Express, Ecolines, Simple Express von Riga, Sankt Petersburg, Pskow, Moskau, Minsk und mit FlyBE Nordic-Flügen von Helsinki zu erreichen.
Städtepartnerschaften
Partnerstädte von Tartu sind:[29]
- Lüneburg, Deutschland
- Veszprém, Ungarn
- Tampere, Finnland
- Uppsala, Schweden
- Pskow, Russland
- Ferrara, Italien
- Salisbury, Vereinigte Staaten
- Turku, Finnland
- Bærum, Norwegen
- Frederiksberg, Dänemark
- Hämeenlinna, Finnland
- Hafnarfjörður, Island
- Kaunas, Litauen
- Deventer, Niederlande
- Riga, Lettland
- Zutphen, Niederlande
Zudem besteht eine „Städtefreundschaft“ mit Greifswald, Deutschland (seit 2006).[30]
Mit weiteren Städten gibt es eine freundschaftliche oder partnerschaftliche Beziehung:
Sport
Bei Tartu wird im Rahmen der Worldloppet der Skimarathon Tartu Maraton über 63 Kilometer von Otepää nach Elva ausgerichtet. 2017 fand die Weltmeisterschaft im Orientierungslauf in Tartu statt. Bekannte Eishockeyvereine der Stadt sind Tartu Kalev-Välk sowie die Tartu Big Diamonds. Der bekannteste Fußballverein ist der JK Tammeka Tartu. Das Basketballteam Tartu Rock nimmt sowohl an der Estnischen Meistriliiga, als auch an der Baltic Basketball League und der EuroChallenge teil. Die Mannschaft spielt derzeit in der ersten Fußballliga, Meistriliiga. Das Rugbyteam Tartu Lelo spielt in der estnischen ersten Rugbyliga.
Sonstiges
In den 1930er Jahren erschienen in Dorpat die Baltischen Familiengeschichtlichen Mitteilungen. Im Juli 2005 fanden in Tartu die 25. Internationalen Hansetage (Hansetage der Neuzeit) statt.
Persönlichkeiten
Bis 1900
- Heinrich von Stackelberg (um 1305), Vertrauensmann und Vasall des Bischofs von Dorpat
- Lorenz Möller, auch latinisiert Laurentius Molitor († vermutlich 1571 in Reval), evangelisch-lutherischer Theologe und Pädagoge
- Jakob von Eggers (1704–1773), General, Kommandant von Danzig
- Aron Christian Lehrberg (1770–1813), Historiker und Ethnologe
- Karl Ernst von Baer (1792–1876), Zoologe und Biologe, Entdecker der Eizelle
- Karl Ernst Claus (1796–1864), deutsch-russischer Pharmazeut und der Chemiker, der das Ruthenium entdeckte
- Konrad Siegmund von Brasch (1779–1835), livländischer Gutsherr
- Karl Friedrich Knorre (1801–1883), Astronom und Mathematiker
- Carl Hermann Hesse (1802–1896), Arzt, Großvater von Hermann Hesse
- Emil Lenz (1804–1865), Physiker
- Alexander Wrangel (1804–1880), russischer General der Infanterie
- Lionel Kieseritzky (1806–1853), livländischer Schachmeister
- Ernst Adolph Herrmann (1812–1884), Historiker und Hochschullehrer
- Hermann Martin Asmuss (1812–1859), Zoologe (Entomologe) und Paläontologe
- Ernst Wilhelm Woldemar Schultz (1813–1887), Generalsuperintendent von Estland
- Theodor Friedrich Julius Basiner (1816–1862), russischer Botaniker
- Hermann Eduard Hartmann (1817–1881), deutschbaltischer Maler und Graphiker
- Konrad August von Brasch (1820–1884), baltischer Landespolitiker
- Julie Wilhelmine Hagen-Schwarz (* 1824 auf Gut Klein-Wrangelshof (Väike-Prangli) bei Tartu, † 1902 ebenda), Malerin
- Wilhelm Blum (1831–1904), deutscher Jurist und Reichstagsabgeordneter
- Edmund Carl Julius Krüger (1836–1909), deutsch-baltischer Pädagoge und Archäologe
- Konrad Freifeldt (1847–1923), Geistlicher, Vizepräsident des Evangelisch-Lutherischen Generalkonsistoriums im Kaiserreich Russland
- Hermann von Bruiningk (1849–1927), baltischer Historiker
- Karl Karlowitsch Masing (1849–1926), russisch-sowjetischer Mathematiker
- Alexander Wilhelm Prale (1850–1910), Architekt der in Flensburg wirkte, dort Burg Schöneck baute
- Julius von Klever (1850–1924), russischer Maler
- Adolf von Harnack (1851–1930), Theologe
- Alexander von Bunge (1851–1930), Arzt und Forschungsreisender
- Oskar Hoffmann (1851–1912), russisch-deutsch-baltischer Maler der Düsseldorfer Schule
- Alphons Thun (1853–1885), Nationalökonom
- Wolfgang von Oettingen (1859–1943), Kunst- und Literaturhistoriker
- Moritz Wilhelm Paul Schwartz (1864–1919), deutsch-baltischer Pastor und evangelischer Märtyrer
- Walter von Engelhardt (1864–1940), Gartenarchitekt, Direktor des Gartenbauamtes Düsseldorf
- Friedrich Wagner (1867–1943), katholischer Theologe
- Bernhard Böttcher (1870–1904), Hautarzt und Buchautor
- Hans Dragendorff (1870–1941), Klassischer und Provinzialrömischer Archäologe
- Herman Anders Krüger (1871–1945), deutscher Literaturwissenschaftler, Schriftsteller und Politiker
- Sophia Susa Walter (1874–1945), deutsch-baltische Malerin des Impressionismus
- Alexander Stieda (1875–1966), Chirurg
- Erhard Schmidt (1876–1959), deutscher Mathematiker
- Erich von Walter (1877–1957), deutscher Schauspieler
- Georg Hackenschmidt (1878–1968), Ringer und Gewichtheber
- Otto Hermann (1878–1933), Komponist und Dirigent
- Herbert von Oettingen (1878–1946), Superintendent und Schulleiter
- Otto Loening (1880–?), deutscher Jurist und Politiker, Vizepräsident des Danziger Volkstages
- Gustav Braun (1881–1940), deutscher Geograph und Hochschullehrer
- Hermann Loeschcke (1882–1958), deutscher Pathologe und Hochschullehrer
- Leonid Alexejewitsch Kulik (1883–1942), russischer Mineraloge
- Kurt Heinrich Meyer (1883–1952), Chemiker und seit 1932 Prof. der Chemie in Genf
- Paul Hoffmann (1884–1962), Physiologe
- Cezaria Anna Baudouin de Courtenay-Ehrenkreutz-Jędrzejewiczowa (1885–1967), polnische Ethnologin, Kunsthistorikerin und Linguistin
- Erich von Mendelssohn (1887–1913), Schriftsteller, Dichter und Übersetzer
- Hans Thoma (1887–1973), deutscher Ingenieur
- Erich Seeberg (1888–1945), deutscher evangelischer Theologe und Kirchenhistoriker
- Ania Teillard, geb. Mendelssohn (1889–1978), Graphologin und Schriftstellerin
- Hellmuth Krüger (1890–1955), Autor, Schauspieler und Kabarettist
- Herbert Boehm (1894–1954), deutscher Architekt, Stadtplaner und Baubeamter
- Else Hueck-Dehio (1897–1976), Schriftstellerin
- Dimitrij Andrusov (1897–1976), slowakischer Geologe und Erforscher der Westkarpaten, Enkel von Heinrich Schliemann
- Carl Erdmann (1898–1945), deutscher Historiker und Mediävist
- Felix Kersten (1898–1960), finnischer Physiotherapeut
- Hellmuth Kneser (1898–1973), deutscher Mathematiker
- Gerhard Graubner (1899–1970), deutscher Architekt
1901 bis 1950
- Ernst Krenkel (1903–1971), sowjetischer Polarforscher; Funker des gesunkenen Schiffes Cheliuskin und der sowjetischen Nordpolexpedition Nordpol-1
- Aleksander Mitt (1903–1942), Eisschnellläufer und Radsportler
- Linda Saul (1907–1997), Dirigentin
- Edgar Hark (1908–1986), evangelisch-lutherischer Pastor und Erzbischof
- Wilhelm Hahn (1909–1996), deutscher evangelischer Theologe und Politiker (CDU)
- Walter Kremser (1909–2000), deutscher Forstwissenschaftler
- Wolf von Engelhardt (1910–2008), Geologe und Mineraloge
- Erik Thomson (1915–1990), deutschbaltischer Landwirt und Schriftsteller
- Erik Verg (1919–2005), deutscher Journalist
- Villem Gross (1922–2001), Schriftsteller und Journalist
- Ilmar Kullam (1922–2011), Basketballspieler
- Hans-Dieter Brunowsky (1923–2012), Marineoffizier, Volkswirt und Schriftsteller
- Ivar Grünthal (1924–1996), Schriftsteller, Lyriker und Exilpolitiker
- Ilmar Malin (1924–1994), Maler
- Paul Kaegbein (* 1925), deutscher Bibliothekar in Berlin und Köln
- Peter Boerner (1926–2015), deutsch-amerikanischer Literaturwissenschaftler und Goetheforscher
- Ain Kaalep (1926–2020), Schriftsteller und Literaturwissenschaftler
- Karin Saarsen (1926–2018), Schriftstellerin und Journalistin
- Hans Luik (1927–2017), Schriftsteller und Übersetzer
- Huno Rätsep (* 1927), Sprachwissenschaftler und Finnougrist
- Eno Raud (1928–1996), Schriftsteller und Kinderbuchautor
- Jaan Einasto (* 1929), Astrophysiker
- Reginald Gruehn (1929–2002), deutscher Chemiker, Prof. f. Anorganische u. Analytische Chemie an der Universität Gießen
- Bengt von zur Mühlen (1932–2016), deutscher Filmproduzent
- Hanno Selg (1932–2019), Moderner Fünfkämpfer und Hochschullehrer
- Gero von Wilpert (1933–2009), Autor und Literaturwissenschaftler
- Mart-Olav Niklus (* 1934), Biologe und ehemaliger Riigikogu-Abgeordneter
- Ene-Margit Tiit (* 1934), Mathematikerin und Hochschullehrerin
- Aarand Roos (1940–2020), Schriftsteller, Finnougrist und Diplomat
- Jaan Kaplinski (1941–2021), Schriftsteller, Lyriker, Übersetzer, Philosoph und Politiker
- Toomas Savi (* 1942), Politiker
- Jaak Panksepp (1943–2017), estnisch-US-amerikanischer Psychologe und Hochschullehrer
- Anatoli Krikun (* 1948), sowjetischer Basketballspieler und -trainer
- Robert Närska (* 1948), Wirtschaftswissenschaftler und Politiker
- Peeter Urm (* 1949), Schriftsteller und Arzt
- Endel Nõgene (* 1950), Dirigent
Ab 1951
- Miia Rannikmäe (* 1951), Chemikerin, Chemiedidaktikerin und Hochschullehrerin
- Viljar Loor (1953–2011), Volleyballspieler
- Jaak Aaviksoo (* 1954), Wissenschaftler und Politiker
- Mait Klaassen (* 1955), Wissenschaftler und Politiker
- Ülar Ploom (* 1955), Literaturwissenschaftler und Dichter
- Jüri Lumiste (* 1957), Schauspieler und Theaterregisseur
- Jaan Ross (* 1957), Musikwissenschaftler und Psychologe
- Alar Karis (* 1958), Biologe und Politiker
- Mati Karmin (* 1959), Bildhauer
- Reet Palm (* 1959), Ruderin
- Riho Suun (* 1960), Radrennfahrer
- Sven Jürgenson (* 1962), Diplomat
- Jaanus Teppan (* 1962), Skilangläufer
- Sixten Sild (* 1964), Orientierungsläufer
- Jüri Jaanson (* 1965), Ruderer
- Allan Vainola (* 1965), Musiker
- Ain Matvere (1967–2018), Badmintonspieler
- Kersti Kaljulaid (* 1969), Politikerin, Staatspräsidentin
- Jaan Kirsipuu (* 1969), Radsportler
- Andrus Aug (* 1972), Radsportler
- Meelis Lindmaa (* 1970), Fußballspieler
- Maarika Võsu (* 1972), Degenfechterin
- Markko Märtin (* 1975), Autorennfahrer
- Anneli Ott (* 1976), Politikerin
- Kristina Šmigun-Vähi (* 1977), Skilangläuferin
- Tanel Tein (* 1978), Basketballspieler
- Katrin Šmigun (* 1979), Skilangläuferin
- Jaanus Uudmäe (* 1980), Leichtathlet
- Rolf Roosalu (* 1982), Sänger und Musicaldarsteller
- Martin Vunk (* 1984), Fußballspieler
- Oliver Konsa (* 1985), Fußballspieler
- Karl Jaani (* 1985), Beachvolleyballspieler
- Leila Luik (* 1985), Langstreckenläuferin
- Liina Luik (* 1985), Langstreckenläuferin
- Lily Luik (* 1985), Langstreckenläuferin
- Alo Jakin (* 1986), Radrennfahrer
- Mario Hansi (* 1987), Fußballspieler
- Markus Jürgenson (* 1987), Fußballspieler
- Maris Mägi (* 1987), Leichtathletin
- Illimar Pärn (* 1988), Skispringer
- Eino Puri (* 1988), Fußballspieler
- Karel Tammjärv (* 1989), Skilangläufer
- Roni Zorina (* 1989), deutsche Schauspielerin
- Mari Klaup-McColl (* 1990), Siebenkämpferin
- Siim Tenno (* 1990), Fußballspieler
- Mait Toom (* 1990), Fußballspieler
- Kaur Kivistik (* 1991), Leichtathlet
- Eron Krillo (* 1991), Fußballspieler
- Merilyn Uudmäe (* 1991), Leichtathletin
- Julia Beljajeva (* 1992), Degenfechterin
- Rasmus Mägi (* 1992), Hürdenläufer
- Kaarel Torop (* 1992), Fußballspieler
- Kevin Ingermann (* 1993), Fußballspieler
- Tähti Alver (* 1994), Leichtathletin
- Helina Rüütel (* 1997), Badmintonspielerin
- Johannes Erm (* 1998), Zehnkämpfer
- Eerik Haamer (* 2001), Stabhochspringer
Persönlichkeiten, die mit Tartu in Verbindung stehen
Zahlreiche Persönlichkeiten stehen als Professoren, Alumni, Studenten und Angestellte der Universität mit Tartu in Verbindung. Ferner sind zu nennen:
- Friedrich Amelung (1842–1909), baltischer Schachspieler und Schachkomponist
- Andreas Ascharin (1843–1896), baltisch-russischer Literaturübersetzer und Schachspieler
- Nikolai Bezhanitsky (1859–1919), russisch-orthodoxer Priester der örtlichen St.-Georgs-Gemeinde, Märtyrer zur Zeit des Estnischen Freiheitskrieges
- Michael Bleive (1873–1919), russisch-orthodoxer Priester der örtlichen Mariä-Entschlafungs-Gemeinde, Märtyrer zur Zeit des Estnischen Freiheitskrieges
- Werner Gruehn (1887–1961) war ein evangelischer Theologe und Religionspsychologe, Gründer und Rektor der Privaten Deutschen Theologisch-Philosophischen Luther-Akademie in Dorpat
- Miina Härma (1864–1941), erste estnische Komponistin, Organistin und namhafte Chorleiterin, 1939 Ehrendoktor der Universität Tartu und Ernennung zur Ehrenprofessorin des Tallinner Konservatoriums
- Traugott Hahn (1875–1919), deutscher evangelischer Theologe und Pfarrer, Professor in Dorpat, Märtyrer des estnischen Befreiungskampfes und der evangelischen Kirche
- Arnold Hasselblatt (1852–1927), Historiker und Journalist
- Melchior Hofmann (um 1500–1543), lutherischer Sendbote und späterer Täufer in Dorpat, löste als Prediger 1524 durch seine Predigt den Dorpater Bildersturm aus
- August Alexander Kämmerer (1789–1858), deutscher Geologe und Apotheker, vermachte der Universität Dorpat eine Mineraliensammlung
- Friedrich Maximilian Klinger (1752–1831), deutscher Dichter des Sturm und Drang, in Dorpat gestorben
- Jakob Michael Reinhold Lenz (1751–1792), deutscher Dichter des Sturm und Drang, 1759 mit seiner Familie nach Dorpat gezogen, verließ die Stadt 1768, um in Königsberg zu studieren
- Jaan Tõnisson (1868–vermutlich Juli 1941), estnischer Verleger, Politiker, Ministerpräsident und Staatsoberhaupt der Republik Estland
- Edgar Valter (1929–2006), einer der bedeutendsten zeitgenössischen Kinderbuchautoren, Illustratoren und Karikaturisten in Estland, in Tartu gestorben
- Johann Anton Weinmann (1782–1858), Botaniker, erster gärtnerischer Leiter des 1803 gegründeten botanischen Gartens
Literatur
- Georg von Rauch: Stadt und Bistum Dorpat zum Ende der Ordenszeit. In: Zeitschrift für Ostforschung. Jg. 24 (1975), S. 577–626.
Weblinks
- Offizielle Seite der Stadt, abgerufen am 31. Mai 2019 (estnisch, russisch, hier: englisch)
- Tartu – Das mondäne geistige Zentrum Estlands. In: estlandia.de, 28. August 2019 (mit Bildern von Tartu)
Einzelnachweise
- Tartu (Memento vom 18. August 2016 im Internet Archive). In: frendy.de, abgerufen am 30. Juni 2016.
- Die Betonung der Bezeichnungen Dorpat und Tartu liegt auf der ersten Silbe.
- Bodø: Norway’s European Capital Of Culture For 2024. In: Forbes. 25. September 2019, abgerufen am 1. Oktober 2019 (englisch).
- Sophie Pannitschka: Dorpat und die grüne Kiste. Carl-Schirren-Gesellschaft, ISBN 978-3-923149-86-5, Lüneburg 2021, S. 12.
- Erich Maschke (Hrsg.): Zur Geschichte der deutschen Kriegsgefangenen des Zweiten Weltkrieges. Verlag Ernst und Werner Gieseking, Bielefeld 1962–1977, DNB 540491969.
- Zur Bedeutung Tartus in der Reformationsgeschichte siehe das Stadtporträt Reformationsstadt Tartu. Vorübergehender Aufruhr im hohen Norden Europas des Projekts Reformationsstädte Europas. In: reformation-cities.org, abgerufen am 29. Juni 2016.
- Campus. In: eek.ee, abgerufen am 31. Mai 2019 (estnisch, russisch, hier: englisch).
- Die Kunstschule auf einen Blick (Memento vom 24. Mai 2013 im Internet Archive) abgerufen am 29. Juni 2016.
- Herzlich willkommen bei uns! In: raatuse.rtk.tartu.ee, abgerufen am 30. Juni 2016.
- waldorfkool.info, abgerufen am 30. Juni 2016.
- Статистическое изображение городов и посадов Российской империи по 1825 год. Сост. из офиц. сведений по руководством директора Департамента полиции исполнительной Штера. Спб., 1829.
- Обозрение состояния городов российской империи в 1833 году / Изд. при министерстве внутренних дел. – Спб., 1834.
- Статистические таблицы о состоянии городов Российской империи. Сост. в Стат. отд. Совета МВД. – Спб., 1840.
- Статистические таблицы о состоянии городов Российской империи [по 1 мая 1847 года]. Сост. в Стат. отд. Совета МВД. Спб., 1852.
- Статистические таблицы Российской империи, составленные и изданные по распоряжению министра внутренних дел Стат. отделом Центрального статистического комитета. [Вып. 1]. За 1856-й год. Спб., 1858.
- R. Eckhardt: Resultate der am 3. März 1867 in den Städten Livlands ausgeführten Volkszählung. Tab. 4. Summarische Gliederung der städtischen Bevölkerung in Livland nach ihrer Nationalität für Civil und Militair getrennt. Livl. Gouvernements-Typographie, 1871 (Scan in der Google-Buchsuche).
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- Estonia. Riigi Statistika Keskbüroo: Rahvastiku koostis ja korteriolud: II rahvaloenduse tulemusi. Tallinn, 1935, OCLC 38611530, lk. 47–53 (= Données du recensement de 1. III 1934/Ergebnisse der Volkszählung vom 1. März 1934; Nationale Regierungsveröffentlichung).
- Tartu wird Kulturhauptstadt Europas 2024. In: ORF.at. 28. August 2019, abgerufen am 28. August 2019.
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