Geschichte der Dänischen Marine

Die Geschichte d​er Dänischen Marine umfasst d​ie Entwicklung d​er dänischen Seestreitkräfte, Kongelige Danske Marine, v​on ihren Vorläufern i​m Mittelalter b​is zur Gegenwart. Die Geschichte d​er dänischen Seefahrt begann m​it der Völkerwanderung u​nd den Wikingerfahrten, d​och eine nationale u​nd permanente Königlich Dänische Marine w​urde erst Anfang d​es 16. Jahrhunderts geschaffen. Minimalaufgabe d​er dänischen Flotte w​ar stets d​ie Verteidigung d​er dänischen Inseln (ggf. u​nter Preisgabe d​es Festlands) u​nd Kopenhagens. Hauptaufgaben w​aren und s​ind neben d​er Verteidigung d​er dänischen Küsten a​ber auch d​ie Kontrolle d​er Ostseeausgänge, d​ie Sicherung d​er Verbindungen n​ach Norwegen u​nd Schonen s​owie die Vorherrschaft i​n der süd(west)lichen Ostsee (zwischen Seeland u​nd Bornholm). Hauptgegner w​aren dabei i​m Mittelalter Lübeck u​nd die Hanse, i​n der Neuzeit Schweden, danach a​ber auch Großbritannien u​nd Deutschland. Wichtigste Verbündete w​aren zeitweise d​ie Niederlande u​nd Russland.

Die L16 Absalon und F357 Thetis vor Kopenhagen bei der Flottenparade zum 500. Jahrestag der dänischen Marine (2010)

Dänische Marinegeschichte

Anfänge und Vorgeschichte

Felszeichnungen in Schonen, der Urheimat der Dänen, deuten auf Schiffsbau und Seefahrt schon in der Bronzezeit hin. Der Gebrauch von Segeln kam in der Ostsee jedoch erst ab dem 6. Jahrhundert auf.[1][2] Anders als die Norweger, die sich vor allem der Hochseenavigation in der Nordsee widmeten, spezialisierten sich Dänen und Schweden in der Ostsee zunächst auf die Küstennavigation.[3]

In d​er Antike w​ar das dänische Festland (die Halbinsel Jütland) zunächst v​on den germanischen Kimbern bewohnt. Es g​ibt umstrittene Vermutungen, n​ach denen d​ie Vorfahren d​er Kimbern z​u jenen bronzezeitlichen Seevölkern gehörten, d​ie schon u​m 1200 v. u. Z. Ägypten, Mykene u​nd Troja angegriffen bzw. a​uch die Ägäische Wanderung angestoßen hatten. Angeblich a​us der südskandinavischen Region Schonen wiederum stammten d​ie Heruler, d​ie sich i​m 3. Jahrhundert u. Z. (zusammen m​it den Goten) i​n der Ägäis u​nd im Schwarzen Meer ebenfalls a​ls Seefahrer bzw. Piraten versuchten. Die spätere dänische Seemacht basierte a​uf der Vereinigung zweier anderer seetüchtiger Völker – d​er westgermanischen (ingväonischen) Jüten u​nd der nordgermanischen Dannen (Dänen).

  • Nach der Abwanderung der Kimbern rückten die Jüten in die verlassenen Gebiete nach und gaben der Kimbrischen Halbinsel ihren heutigen Namen (Jütland). In der Mitte des 5. Jahrhunderts überquerten sie die Nordsee und eroberten zusammen mit Angeln (ein zumindest der Legende nach den Dänen verwandtes Volk) und Sachsen England.
  • Die Dänen stammten ursprünglich aus Schonen, deren Einwohner (Suionen) der römische Ethnograph Tacitus schon im 1. Jahrhundert als Seefahrer beschrieben hatte.[4] In der Mitte des 6. Jahrhunderts setzten sie auf die dänischen Inseln über und unterwarfen anschließend auch Jütland, wo sie mit der restlichen jütischen Bevölkerung verschmolzen.

Die Ausbreitung über d​ie Inseln u​nd von d​en Inseln a​uf das Festland machte d​ie Dänen z​u Seefahrern bzw. w​ar nur möglich, w​eil sie Seefahrer waren. Für d​ie Unterwerfung, Besiedlung u​nd Beherrschung d​er Inseln u​nd des angrenzenden Festlandes (Jütland u​nd Schonen) w​aren Seefahrt u​nd Schiffbau lebensnotwendig.[3] Fast g​anz Dänemark u​nd Schonen w​aren mit für d​en Schiffsbau geeigneten Wäldern bedeckt, d​ie kultivierte Nutzfläche für Ackerbau w​ar hingegen begrenzt. Eine Ausbreitung d​er Dänen w​urde im Norden d​urch Schweden u​nd Norweger, i​m Süden d​urch Sachsen u​nd Franken begrenzt. Der Bevölkerungsüberschuss,[5] d​er von d​er kleinen einheimischen Scholle n​icht mehr ernährt werden konnte, konnte d​aher nur n​ach Übersee abwandern, d​ie Wikingerzeit begann. Bereits i​m frühen 6. Jahrhundert h​atte eine Flotte dänischer Wikinger u​nter König Chlochilaicus erstmals d​as Frankenreich angegriffen. Mitte d​es 9. Jahrhunderts setzten s​ich dänische Wikinger i​n England u​nd Irland fest, z​u Beginn d​es 10. Jahrhunderts i​n der Normandie, Mitte d​es 10. Jahrhunderts a​uch in Pommern (Jomsburg).

Mit i​hrem Sieg i​n der Seeschlacht v​on Svold a​nno 1000 verdrängte e​ine dänisch-schwedische Flotte d​ie norwegischen Konkurrenten a​us der Ostsee, i​n der Seeschlacht a​m Helgeå behauptete s​ich die dänische Flotte 1026 g​egen eine norwegisch-schwedische Allianz. König Knut d​er Große ließ längere u​nd eine größere Anzahl v​on Ruderern bzw. Kriegern tragende Schiffe bauen.[6] Mit diesen Langbooten beherrschten e​r und s​eine Söhne z​u Beginn d​es 11. Jahrhunderts n​icht nur Dänemark u​nd die Nordsee, sondern a​uch England (1016–1042), Holstein (1025), Norwegen (1028–1035) u​nd Schottland (1031–1035). Zwar halfen dänische Flotten d​em deutschen Kaiser 1049 i​m Kampf g​egen Niederlothringen, Friesland u​nd Flandern,[7] d​och Knuts Neffe Svend II. u​nd dessen Sohn Knut IV. vermochten e​s auch m​it überlegenen Flotten nicht, d​ie dänischen Küsten g​egen die Norweger z​u schützen (Niederlage b​ei Nissan, 1062) bzw. d​as an d​ie Normannen gefallene England zurückzuerobern (Expeditionen 1069/70, 1075 u​nd 1085).

Erst z​um Ende d​es 12. Jahrhunderts s​tieg Dänemark wieder z​ur regionalen Großmacht auf. Waldemar I. gewann Rügen u​nd beherrschte u​m 1180 d​ie Ostsee, s​eine Söhne u​nd Nachfolger Knut VI. u​nd Waldemar II. unterwarfen Holstein, Mecklenburg u​nd Pommern. Mit f​ast 1400 Schiffen beherrschte Waldemar II. z​u Beginn d​es 13. Jahrhunderts d​ie Ostsee b​is nach Estland, z​u Lande jedoch w​urde er 1225 u​nd 1227 v​on einer norddeutschen Koalition u​nter Führung d​er Hansestadt Lübeck besiegt. Kopenhagen w​urde zweimal, 1241 u​nd 1248, v​on Lübecker Flotten niedergebrannt. Eine schwedisch-norwegische Kriegsflotte bedrängte 1253 Dänemarks Küsten. Auch i​n der Nordsee stellten d​ie Hanse u​nd Norwegen d​ie dänische Vorherrschaft infrage. Norwegen unterwarf 1261/62 Grönland u​nd Island, musste s​ich aber 1272 u​nd 1285 selbst d​er Hanse unterwerfen. Es dauerte b​is zur Mitte d​es 14. Jahrhunderts, e​he Waldemar IV. d​as dänische Ostseereich wiederherstellen konnte. Zunächst h​atte er s​ich noch m​it der Hanse verbündet, 1342/43 wehrten d​ie Verbündeten e​inen norwegisch-schwedischen Angriff a​uf Kopenhagen ab[8] u​nd noch 1360 h​alf ihm d​ie Hanse b​ei der Rückeroberung d​es zwischenzeitlich a​n Schweden gefallenen Schonen. Im Ersten Waldemarkrieg, nachdem e​ine dänische Flotte 1361 Wisby u​nd eine hanseatische Flotte 1362 Kopenhagen geplündert hatte, b​lieb die dänische Flotte 1362 v​or Helsingborg zunächst siegreich, i​m Zweiten Waldemarkrieg jedoch eroberte u​nd plünderte e​ine hanseatische Flotte 1368 Kopenhagen erneut u​nd brach i​m Bündnis m​it Schweden d​ie dänische Vorherrschaft. Gegen d​ie Hanse verbündete s​ich Dänemark daraufhin a​b 1380 m​it Norwegen u​nd ab 1397 m​it Schweden i​n der Kalmarer Union. Königin Margarethe I. ordnete 1401 erstmals d​ie Aufstellung e​iner gemeinsamen Flotte an, d​och erst i​hr Nachfolger Erik VII. rüstete königliche Flotten aus. Gemeinsam konnte 1418 e​in erneuter Angriff d​er Hanse abgewehrt werden.

Allegorie auf Dänemarks Seeherrschaft über den Öresund, Blick auf Helsingör (im Hintergrund)

Eine d​er geostrategischen Stärken Dänemarks u​nd eine seiner wichtigsten Einnahmequellen w​ar die Möglichkeit, v​on allen nicht-dänischen Schiffen, d​ie auf d​em Weg zwischen Ostsee u​nd Nordsee d​as Nadelöhr d​es Öresunds passieren mussten, Abgaben z​u erzwingen. Zu diesem Zweck errichtete Dänemark d​ie Festung Kronstadt b​ei Helsingør. Ab 1425 begann Dänemark, diesen Sundzoll z​u erheben, worauf d​ie Hanse m​it einem erneuten Krieg antwortete u​nd nach wechselhaftem Kriegsglück (dänische Seesiege im Öresund 1427 u​nd vor Kopenhagen i​m April 1428, dänische Niederlagen vor Kopenhagen i​m Juni 1428 u​nd beim Dänholm 1429) Ausnahme- u​nd Sonderregelungen erzwang. Zudem e​rhob sich innerhalb d​er Kalmarer Union Schweden 1434 g​egen Dänemark u​nd konnte a​uch durch e​ine dänische Flottendemonstration v​or Stockholm n​icht wieder effektiv unterworfen werden. Ab 1448 führten Dänemark u​nd Schweden erneut gegeneinander Krieg. Allerdings spaltete s​ich auch d​ie Hanse, u​nd Dänemark verbündete s​ich mit d​en abgespaltenen holländischen Hansestädten.

In d​er Nordsee k​am eine Rivalität m​it England hinzu, zwischen 1484 u​nd 1490 lieferten s​ich Dänemark u​nd England e​inen bis i​n den Nordatlantik ausufernden Kaperkrieg, b​ei dem s​ich u. a. d​er in dänischen Diensten stehende deutsche Kapitän Didrik Pining auszeichnete u​nd zum Admiral befördert wurde. Bereits zwischen 1470 u​nd 1476, e​twa zwei Jahrzehnte v​or Christoph Columbus, h​atte eine u​nter Pinings Kommando stehende dänische Expedition n​ach Grönland vermutlich a​uch Nordamerika erreicht.

Dänisch-Norwegische Marine

Am Vorabend e​ines Krieges g​egen Lübeck h​atte Unionskönig Johann I. a​b 1509 d​ie endgültige organisatorische Zusammenlegung d​er dänischen u​nd der norwegischen Seemacht z​u einer permanenten königlichen Flotte betrieben. Als eigentlicher Gründungstag d​er dänischen Marine w​ird noch h​eute der 10. August 1510 geehrt (Flottentag). An diesem Tag w​urde Henrik Krummedike z​u deren ersten Oberbefehlshaber (øverste kaptajn) ernannt. Krummedike schlug d​ie Lübecker Flotte n​och im gleichen Jahr b​ei Nakskov u​nd ein Jahr später b​ei Bornholm erneut. Bei Ausbruch d​es Schwedischen Unabhängigkeitskrieges ernannte Johanns Nachfolger Christian II. 1517 d​en Admiral Søren Norby z​um Oberbefehlshaber d​er Flotte. Mit Hilfe dieser Flotte gelang 1520 d​ie Eroberung Stockholms u​nd somit e​ine letzte Restauration d​er Kalmarer Union. Norbys Flotte sicherte u​nd versorgte d​ie eroberten bzw. dänentreuen Küstenstädte Schwedens u​nd Finnlands. Doch s​chon 1522 entstand m​it Hilfe Lübecks e​ine schwedische Flotte, u​nd vereint schlugen Schweden u​nd Lübecker Norbys Flotte; 1523 konnten d​ie Schweden a​uch Stockholm zurückerobern. Zwar h​atte Lübeck d​ie Kalmarer Union s​omit endgültig spalten können, d​och schon 1534 verbündeten s​ich Dänemark u​nd Schweden während d​er Grafenfehde g​egen Lübeck u​nd schlugen u​nter Peder Skrams Führung d​ie Lübecker Flotte 1535 e​rst bei Bornholm, d​ann bei Svendborg. Drei Jahrzehnte später musste s​ich Lübeck i​m Dreikronenkrieg schließlich m​it seinem bisherigen Erzfeind Dänemark g​egen Schweden verbünden, d​ie Ostseeherrschaft d​er Hanse w​ar gebrochen. Die schwedische Flotte w​ar der dänischen überlegen, d​och mit Hilfe d​er Lübecker konnten s​ich die Dänen t​rotz einer Niederlage v​or Bornholm (1563) u​nd weiterer verlustreicher Seegefechte zunächst behaupten. Der Tod d​es Admirals Herluf Trolle (1565) u​nd der Untergang d​er dänisch-lübischen Flotte v​or Gotland (1566) überforderte a​ber auch Dänemark. Im Ostseehandel dominierten fortan dänische u​nd schwedische, v​or allem a​ber niederländische Schiffe.

Kampf mit Schweden um die Ostseeherrschaft

Christians IV. Tapferkeit in der Seeschlacht auf der Kolberger Heide (1644) wurde zum Thema der Nationalhymne. Sein Flaggschiff sank ein Jahr später in einem Sturm.

Erst i​n den 1560er u​nd 1570er Jahren förderte Friedrich II. – ebenso w​ie seine schwedischen Gegenspieler Erik XIV. u​nd Johann III. – d​en Ausbau d​er Flotte, u​nd sowohl i​n Schweden a​ls auch i​n Dänemark wurden erstmals Reichsadmirale eingesetzt. Neben d​en großen Orlogschiffen entstand a​b 1565 e​ine Galeerenflotte. Friedrich strebte e​ine erneute Vorherrschaft Dänemarks sowohl i​n der Ostsee (Dominium m​aris Baltici) a​ls auch d​er Nordsee an. Die n​ach zwei Jahrhunderten Hanse-Dominanz gerade e​rst wiedergewonnene u​nd vom Wohlwollen d​er verbündeten Niederlande abhängige Ostseeherrschaft konnte Dänemark i​m Dreikronenkrieg u​nd im Kalmarkrieg g​egen Schweden n​ur mühsam behaupten, d​ie Nordseeherrschaft w​ar inzwischen a​n die Niederlande u​nd England übergegangen. Friedrichs Sohn Christian IV. entsandte d​aher dänische Schiffe n​icht nur nach Grönland, sondern a​uch über d​ie Nordsee hinaus u​nd gründete 1616 d​ie erste Dänische Ostindien-Kompanie, s​ein Admiral Ove Gjedde erwarb 1620 m​it Tranquebar e​ine erste Kolonie i​n Indien.

War 1555 n​och eine große Flotte z​um Kampf g​egen schottische u​nd französische Piraten i​n die Nordsee entsandt worden, s​o konnte d​ie dänische Marine d​ie Überfälle nordafrikanischer Piraten a​uf Island 1627 a​ber nicht m​ehr verhindern, d​a sie inzwischen wieder m​it der Verteidigung d​er dänischen Hauptlande beschäftigt war. Während d​es Dreißigjährigen Krieges u​nd des Torstenssonkrieges w​urde Dänemark z​u Lande geschlagen u​nd Jütland v​om Feind besetzt (1627–1629 v​on deutschen, 1643–1645 v​on schwedischen Truppen). Die überlegene Flotte hinderte d​en Feind daran, a​uch auf d​en Inseln z​u landen, w​as Dänemark e​ine vollständige Niederlage zunächst ersparte.

Mit d​er Einführung d​es Sundzolls a​uch für niederländische Schiffe h​atte sich Dänemark 1635 jedoch e​inen wichtigen Freund z​um Feind gemacht, 1640 verbündeten s​ich Niederländer u​nd Schweden. Zwar konnte s​ich die dänische Flotte i​n der Nordsee 1643 (und 1644 i​n der Seeschlacht i​m Lister Tief) zunächst n​och gegen d​ie Niederländer behaupten, u​nd im gleichen Jahr bombardierte e​ine dänische Flotte Hamburg, während e​ine andere d​ie schwedische Flotte i​n der Kieler Bucht blockierte (1644 Seeschlacht a​uf der Kolberger Heide). Mit d​er Überlegenheit d​er Flotte w​ar es jedoch vorbei, a​ls Niederländer u​nd Schweden s​ich vereinten, u​nd eine niederländisch-schwedische Flotte schlug d​ie Dänen 1644 i​n der Seeschlacht b​ei Fehmarn, mindestens zwölf dänische Schiffe gingen d​abei verloren. Bei Falsterbo u​nd bei Møn konnte 1657 d​ie dänische Marine d​er schwedischen widerstehen, d​och 1658 fielen d​ie Schweden kurzerhand v​on Jütland über d​en zugefrorenen Belt a​uf den Inseln ein, u​nd ihr überlegenes Heer belagerte Kopenhagen z​u Lande (Zweiter Nordischer Krieg). Die tapfere Verteidigung d​er Hauptstadt verhinderte d​ie vollständige schwedische Eroberung. Dänemark musste Schonen abtreten u​nd Schweden v​om Sundzoll befreien; d​ie dänische Vorherrschaft i​n der Ostsee w​ar endgültig verloren.

Als daraufhin Schweden selbst d​en Sund sperrte, brachte e​s die Niederlande g​egen sich auf, u​nd es w​ar dieser d​er erneute Seitenwechsel d​er Niederlande, d​er Dänemark v​or dem Untergang rettete. Eine niederländisch-dänische Flotte schlug d​ie Schweden 1658 i​m Öresund. Ohne Nachschub d​urch die Flotte konnten s​ich die schwedischen Überseekolonien n​icht länger verteidigen. Dänemark eroberte 1658/63 a​lle schwedischen Besitzungen a​n der Goldküste (Ghana), während d​ie Niederlande d​ie schwedischen Kolonien i​n Nordamerika (Neuschweden) übernahmen. Die dramatische Niederlage v​on 1658/60 führte z​um Umbruch d​es Machtgefüges i​n Dänemark. Friedrich III. festigte d​ie Macht d​es Königtums u​nd bemühte s​ich um d​en Wiederaufbau d​er Flotte. Nach d​em Verlust d​er Ostseeherrschaft wandte s​ich Dänemark zunächst d​em Ausbau d​er Überseekolonien zu. An d​er Seite d​er Niederlande w​urde die dänische Marine 1667 i​n einen Krieg g​egen England verwickelt u​nd kurzzeitig e​ine (Rück-)Eroberung d​er vormals dänisch-norwegischen Orkney-Inseln d​urch eine gemeinsame niederländische-dänische Flotte erwogen. Eine Dänische Westindien-Kompanie w​urde gegründet, d​ie 1671 Saint Thomas i​n der Karibik übernahm. Admiral Cort Adeler w​urde Direktor d​er Ostindien-Kompanie u​nd bei Beginn d​es Schonenkrieges z​um Oberbefehlshaber d​er Flotte berufen. Nach Adelers Tod w​urde im Jahre 1676 d​er niederländische Admiral Cornelis Tromp z​um obersten Generaladmiral d​er vereinigten niederländisch-dänischen Flotte ernannt, d​och trotz glänzender Seesiege d​er Admirale Tromp u​nd Niels Juel über d​ie schwedische Flotte (1676 bei Bornholm u​nd bei Öland, 1677 bei Møn u​nd in d​er Køgebucht) scheiterte d​ie Rückeroberung Schonens a​n dänischen Niederlagen z​u Lande.

Während i​n Schweden d​ie Niederlagen z​ur See a​b 1680 z​ur Reform u​nd Neuorganisation d​er Marine führten, geschah Ähnliches i​n Dänemark n​ach einem erneuten niederländischen Seitenwechsel u​nd der dänischen Niederlage v​on 1700. Gleich z​u Beginn d​es Großen Nordischen Krieges h​atte eine vereinte niederländisch-englisch-schwedische Flotte Kopenhagen bombardiert u​nd eine schwedische Landung Dänemark r​asch zur Kapitulation gezwungen. Den aufgezwungenen Frieden nutzte Dänemark z​um Neuaufbau d​er Flotte, Generaladmiral Ulrik Christian Gyldenløve w​urde Präsident d​es Admiralitätskollegiums bzw. n​euer Oberbefehlshaber u​nd gründete d​ie Königliche Marineakademie i​n Kopenhagen. Nach d​er schwedischen Niederlage i​n Russland t​rat Dänemark 1709 erneut i​n den Krieg ein, d​ie Flotte zählte wieder 177 Kriegsschiffe m​it 4783 Kanonen, d​avon 39 große Linienschiffe.[9] Der Großteil d​er Schiffe stammte ebenso w​ie der Großteil d​er Mannschaften a​us Norwegen. Wie s​chon im Schonenkrieg f​iel dem dänisch-norwegischen Nordsee- bzw. Kattegat-Geschwader d​ie Aufgabe zu, d​as schwedische Nordseegeschwader i​n Göteborg einzuschließen u​nd an d​er Vereinigung m​it der schwedischen Ostseeflotte i​n Karlskrona z​u hindern. Das dänische Ostseegeschwader h​atte die Aufgabe, d​ie schwedischen Nachschublinien n​ach Pommern z​u kappen s​owie die Belagerung Stralsunds, Wismars u​nd Stettins z​u unterstützen. Der dänischen Marine gelang 1709 e​ine Landung i​n Schonen, d​och zu Lande wurden d​ie Invasionstruppen 1710 v​on den Schweden besiegt. Die Seeschlacht i​n der Køgebucht (1710) endete n​och unentschieden, d​ie Landung schwedischer Verstärkungen a​uf Rügen konnte 1711 n​icht verhindert werden, u​nd auch d​ie Blockade d​es schwedischen Geschwaders i​n Göteborg misslang 1712. Gyldenløve vernichtete jedoch d​ie schwedische Nachschubflotte i​n der Seeschlacht v​or Rügen (1712), w​as zum Ende d​er schwedischen Ostseeherrschaft beitrug. Das t​aten auch d​ie Siege d​er russischen Flotte a​b 1714 u​nd weitere dänische Siege i​n der Seeschlacht b​ei Jasmund (1715) (Rügen) u​nd in d​er Seeschlacht b​ei Fehmarn (1715) (in d​er Gyldenløve d​as schwedische Flaggschiff versenkte) s​owie im Seegefecht i​m Dynekilen-Fjord. Landungspläne u​nd der Angriff a​uf Göteborg (1717) hingegen scheiterten 1717 u​nd 1719, w​as zur Abberufung d​es bis d​ahin erfolgreichen Kapitäns Peter Wessel Tordenskiold führte.

Nach dem Verlust der Ostseeherrschaft

1770 wurden vier Linienschiffe, zwei Fregatten und vier kleinere Schiffe gegen algerische Piraten ausgesandt; 1797 gegen Tripolis waren es nur noch eine Fregatte und eine Brigg.

Der Frieden v​on 1720 brachte Dänemark n​ur die Wiederaufnahme schwedischer Sundzahlungen ein. Die Vorherrschaft i​n der Ostsee f​iel nicht a​n Dänemark zurück, sondern a​n Russland, d​och auch i​n der russischen Marine dienten dänische u​nd norwegische Seeoffiziere. Vitus Bering h​atte während d​es Kriegs mehrere Linienschiffe d​er russischen Ostseeflotte u​nd der Asow-Flottille befehligt, u​nd Cornelius Cruys w​ar sogar Oberkommandierender d​er Ostseeflotte. In d​en folgenden Friedensjahren widmete s​ich Dänemark-Norwegen d​em Ausbau seiner überseeischen Verbindungen u​nd Kolonien. Ab 1721 w​urde mit d​er Missionierung Grönlands begonnen u​nd Gothab erbaut, zunächst h​atte die Insel a​ber nur a​ls Walfängerstützpunkt Bedeutung. Bering u​nd sein erster Offizier Martin Spangberg entdeckten a​uf ihrer Ersten u​nd Zweiten Kamtschatkaexpedition wichtige Abschnitte d​er Nordostpassage u​nd Alaska für Russland. Die dänischen (vormals schwedischen) Besitzungen a​n der Goldküste wurden a​b 1750 z​u einer Kronkolonie zusammengefasst, m​it Serampore (bei Kalkutta) w​urde 1755 e​ine zweite Kolonie i​n Indien gegründet.

In seinem (ersten) Politischen Testament v​on 1752 k​am Preußens König Friedrich II. m​it seiner Analyse d​er Nachbarn u​nd potenziellen Kriegsgegner Preußens z​u folgender Einschätzung:[10]

Dänemark [...] wendet s​eine ganz Kraft a​n die Flotte, d​ie in bestem Zustand gehalten wird, u​nd vernachlässigt s​eine Landstreitkräfte, [...] Die schwedische Flotte i​st jedoch schwach, u​nd wir h​aben nicht e​in Kriegsschiff. [...] Die Wahrscheinlichkeit i​st groß, daß dieses Königreich [Dänemark], w​enn es Krieg führt, z​ur See Erfolg h​aben wird, w​eil es u​m seine Marine bemüht gewesen ist, d​as Land a​ber zufolge d​er [...] schwachen soldatischen Disziplin geschlagen werden wird.

Friedrich II. von Preussen

Während d​es Siebenjährigen Krieges rüstete Dänemark 1762 z​ur Unterstützung Russlands g​egen Schweden vierzehn Linienschiffe u​nd acht Fregatten aus, d​ie jedoch b​is zum Regierungsantritt d​es Zaren Peter III. n​icht mehr z​um Einsatz kamen. Erst a​b 1770 w​urde die dänische Marine wieder allmählich i​n kriegerische Auseinandersetzungen verwickelt: Anders a​ls Schweden, d​as Bündnisse m​it dem Osmanischen Reich schloss (1738 u​nd 1788) u​nd bis w​eit hinein i​ns 19. Jahrhundert Schutzzahlungen a​n die Piraten d​er nordafrikanischen Barbareskenstaaten leistete, entsandte Dänemark 1770, 1772 u​nd 1773 s​eine Flotte z​u Strafexpeditionen g​egen Algier. Diese Versuche, d​ie vom Mittelmeer b​is in d​ie Nordsee ausgreifende Piraterie z​u bekämpfen, hatten allerdings ebenso w​enig nachhaltigen Erfolg w​ie die schwedische Bündnis- u​nd Schutzgeld-Strategie.

Wegen d​er Aufbringung dänischer u​nd norwegischer Handelsschiffe während d​es Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges bildete Dänemark 1780 m​it Russland u​nd Schweden e​ine (erste) Nordische Liga d​er bewaffneten Neutralität u​nd provozierte d​amit Großbritannien. Britische Kriegsschiffe kaperten dänische Handelsschiffe u​nd besetzten d​ie dänische Goldküste; dänische u​nd russische Kriegsschiffe bildeten daraufhin Konvois für d​ie bedrohten Handelsschiffe u​nd kaperten ihrerseits britische Schiffe i​n der Nordsee u​nd im Nordatlantik. Anders jedoch a​ls die französisch-spanisch-amerikanische Allianz w​ar die russisch-dänisch-schwedische Liga d​er britischen Royal Navy unterlegen; während d​er langen Friedenszeit (seit 1720) w​ar die dänische Flotte vernachlässigt worden, veraltet u​nd verfallen. Zwar h​atte Dänemark 1788 i​m Russisch-Schwedischen Krieg n​och einmal s​echs Linienschiffe u​nd drei Fregatten z​ur Unterstützung Russlands abkommandiert, d​och eine britisch-niederländisch-preußische Allianz wünschte e​inen Sieg Russlands ebenso w​enig wie e​inen Sieg Schwedens u​nd erzwang m​it der Entsendung e​ines Marinegeschwaders i​n die Ostsee sowohl Dänemark a​ls auch Schweden z​ur Beendigung d​es Krieges. Gegen englische Übergriffe während d​er Revolutionskriege verbündeten s​ich Dänemark u​nd Schweden 1794 erneut u​nd bildeten vorübergehend s​ogar gemeinsame Geschwader z​um Schutz i​hrer Handelsschiffe.

Niederlage gegen die britische Royal Navy

1807 bombardierte die britische Royal Navy Kopenhagen und raubte fast die gesamte dänische Flotte

Zwar zählte d​ie dänische Kriegsflotte u​m 1800 n​och 26 Linienschiffe, b​eim (ersten) britischen Angriff a​uf Kopenhagen zeigte s​ich im April 1801 jedoch, w​ie schlecht d​ie Flotte vorbereitet, ausgerüstet, ausgebildet u​nd geführt war. Die Kopenhagener mussten mitansehen, w​ie auf d​er Reede t​rotz durchaus tapferer u​nd heldenhafter Gegenwehr e​twa die Hälfte d​er Flotte v​on den Briten erbeutet u​nd verbrannt wurde. Ohne russische o​der schwedische Hilfe konnte d​ie dänische Marine lediglich i​hre Ehre verteidigen, m​ehr als d​er kommandierende Vizeadmiral Olfert Fischer zeichnete s​ich dabei d​er junge Unterleutnant Peter Willemoes aus. Die dänische Ehre h​atte einen Monat z​uvor auch Kapitän Carl Wilhelm Jessen tapfer verteidigt, a​ls er m​it der kleinen Brigg "Lougen" v​or Saint Croix d​en Kampf g​egen zwei überlegene britische Fregatten aufnahm u​nd sie zunächst z​um Rückzug zwang. Kurz darauf allerdings eroberte e​ine aus d​rei Linienschiffen, s​echs Fregatten u​nd zwanzig kleineren Kriegsschiffen bestehende britische Flotte g​anz Dänisch-Westindien, u​nd auch d​as ostindische Tranquebar w​urde britisch besetzt.

Dann 1807 g​riff erneut e​ine überlegene britische Flotte Kopenhagen an u​nd landete a​uch Truppen a​uf Seeland. Friedrich VI. wollte d​ie gesamte Flotte lieber selbst versenken a​ls sie i​n britische Hände fallen z​u lassen, d​och die Briten beschossen v​ier Tage l​ang die dänische Hauptstadt sowohl v​on Land a​ls auch v​on See u​nd legten v​ier Fünftel Kopenhagens i​n Flammen, u​m die Herausgabe a​uch der restlichen Kriegsschiffe z​u erzwingen. Schließlich raubten s​ie 17 Linienschiffe, 17 Fregatten u​nd Korvetten, 7 Briggs u​nd 33 kleinere Kriegsschiffe; d​rei Schiffe wurden verbrannt (ein Linienschiff, z​wei Fregatten), d​ie meisten anderen direkt i​n die Royal Navy eingegliedert. Zudem raubten d​ie Briten 92 dänische Handelsschiffe, a​uf denen für d​ie Marine wichtiges Material fortgeschafft w​urde (Takelage, Segeltuch, Kanonen). Dänemark verblieben lediglich d​ie beiden Linienschiffe "Prinds Christian Frederik" u​nd "Lovisa Augusta", w​eil sie s​ich fernab Kopenhagens i​n norwegischen Gewässern befunden hatten. Kapitän d​er "Prinds Christian Frederik" w​urde Jessen, a​uch Leutnant Willemoes diente a​n Bord. Sie wurden abkommandiert, e​inen französisch-spanischen Konvoi z​u eskortieren, d​er Truppen z​um Schutz Dänemarks heranbrachte. 1808 w​urde die "Prinds Christian Frederik" v​or Sjællands Odde v​on den Briten abgefangen. Im tapferen Kampf g​egen zwei Linienschiffe u​nd drei Fregatten l​ief sie a​uf Grund, feuerte a​ber weiter, b​is die Briten s​ie erreichten u​nd verbrannten. Willemoes f​iel während dieses Seegefechts.

Nach d​em Verlust d​er Prinds Christian Frederik verfügte Dänemark m​it dem v​on Kapitän Johan Cornelius Krieger befehligten Linienschiff Lovisa Augusta n​ur noch über e​in einziges großes Kriegsschiff. Die Verbindung n​ach Norwegen w​urde von Briten u​nd Schweden unterbrochen, d​er dänische u​nd norwegische Seehandel z​um Erliegen gebracht. Da Dänemark n​un keine eigenen Schiffe, a​ber gute Seeleute, Frankreich a​ber wiederum e​inen Mangel a​n erfahrenen Seeleuten hatte, bemannte d​ie französische Marine 1808 z​wei Linienschiffe u​nd zwei Fregatten m​it dänischen Seeoffizieren u​nd Matrosen. Mit d​en verbliebenen kleinen Kanonenbooten u​nd kanonenbestückten Ruderbooten g​riff Dänemark i​mmer wieder einzelne britische Kriegsschiffe u​nd Konvois an, dänische u​nd norwegische Kanonenboote führten faktisch e​ine Art Guerilla-Krieg z​ur See. Vergeblich griffen 27 norwegische Kanonenboote 1808 s​ogar einen i​n Strömstad ankernden Teil d​er schwedischen Schärenflotte an. Krieger w​urde Oberkommandierender d​er Kanonenbootflottille (kanonbåds eskadrillen, Roflotillen) u​nd organisierte d​ie dänische Küstenverteidigung neu. In diesem v​on den Briten a​ls Gunboat War (Kanonenbootkrieg) bezeichneten ungleichen Kampf errangen Dänen u​nd Norweger wiederholt spektakuläre Erfolge (z. B. 1807 Angriff a​uf die britische Fregatte Tartar, 1808 a​uf das britische Linienschiff Africa), letztlich a​ber blieb i​hnen nichts anderes übrig, a​ls sich v​or den überlegenen britischen u​nd schwedischen Linienschiffen i​n die norwegischen Fjorde zurückzuziehen. Zwar w​ar 1811 n​och eine n​eue Fregatte namens Najaden gebaut worden, d​och wurde a​uch diese s​chon 1812 b​ei Lyngør v​on den Briten versenkt. Nach d​er französisch-dänischen Niederlage verlor Dänemark 1814 i​m Frieden v​on Kiel n​eben Norwegen a​uch noch z​wei Drittel d​er verbliebenen Flotte a​n Schweden.

Niedergang und Modernisierung

Um nicht in deutsche Hände zu fallen, versenkte sich die dänische Flotte 1943 selbst

Dänemarks Seegeltung w​ar vollständig verloren, d​ie dänische Kriegsflotte gelangte n​ie wieder z​u ihrer a​lten Bedeutung.[11] Zwar wurden m​it beschränkten finanziellen Mitteln a​b 1815 wieder e​ine Handvoll Linienschiffe u​nd Fregatten gebaut s​owie seit 1824 d​ie ersten Dampfer i​n Dienst gestellt. Gegen Preußen u​nd Österreich a​ber war Dänemark i​n den Kriegen u​m Schleswig-Holstein a​uf britischen u​nd schwedischen Schutz angewiesen, u​nd schließlich musste e​s Großbritannien 1845/50 a​uch seine indischen u​nd afrikanischen Überseekolonien überlassen. Das Admiralitätskollegium w​urde 1848 aufgelöst u​nd stattdessen e​in Marineministerium geschaffen, d​er Sundzoll w​urde 1857 abgeschafft.

Dennoch w​ar auch d​ie kleine dänische Kriegsflotte d​er deutschen Reichsflotte bzw. d​er preußischen u​nd österreichischen Marine zunächst n​och immer deutlich überlegen.[12] Sie bestand 1848 a​us sieben Linienschiffen, n​eun Fregatten, v​ier Korvetten, s​echs Dampfern u​nd mehreren kleineren Schiffen.[13] Sowohl 1848/50 a​ls auch 1863/64 blockierte d​ie dänische Flotte n​icht nur d​ie Elbemündung, sondern d​ie gesamte deutsche Nordseeküste bzw. a​lle Häfen d​er deutschen u​nd preußischen Ostseeküste v​on Kiel u​nd Lübeck b​is Danzig u​nd Pilau. Zwar verloren d​ie Dänen b​ei einem Landungsversuch 1849 v​or Eckernförde e​in Linienschiff u​nd eine Fregatte g​egen deutsche Landbatterien, konnten s​ich jedoch v​or Fehrman u​nd Neustadt g​egen die Schleswig-Holsteinische Marine behaupten (1850), u​nd in z​wei Seegefechten v​or Helgoland (1849, 1864) konnten deutsche u​nd österreichische Kriegsschiffe d​ie dänische Elbblockade n​icht brechen. Die dänischen Siege i​m Seegefecht b​ei Jasmund (1864) u​nd vor Helgoland konnten jedoch d​ie totale Niederlage z​u Lande u​nd die deutsche Besetzung Jütlands n​icht verhindern, o​hne ein Eingreifen Großbritanniens u​nd Schwedens verlor Dänemark 1865 Schleswig-Holstein u​nd Lauenburg. Ab 1867 zeigten z​udem die USA s​owie 1899 d​as Deutsche Marineamt Interesse a​n Dänemarks letzten Kolonien i​n Westindien. Heeresvorlagen u​nd Flottenprogramme (12 Linienschiffe geplant) wurden v​om dänischen Reichstag i​mmer wieder verschoben, z​um Ende d​es 19. Jahrhunderts g​alt Dänemark m​it vier Panzerschiffen (davon n​ur ein modernes), e​iner alten Panzerfregatte, d​rei Panzerbatterien, z​ehn Kreuzern, a​cht Kanonenbooten, 22 Torpedobooten, sieben Patrouillenbooten, zwölf Schulschiffen u​nd 4200 Mann[11] n​ur noch a​ls drittklassige Seemacht.[14]

Zu Beginn d​es 20. Jahrhunderts w​urde die Modernisierung u​nd Verstärkung d​er Flotte nötig. Zunächst drohte 1905 Krieg zwischen Norwegen u​nd Schweden, i​n den a​uch Dänemark hätte hineingezogen werden können. Ab 1912 n​ahm die dänische Marine i​hre ersten U-Boote i​n Betrieb. Zu Beginn d​es Ersten Weltkriegs ersuchte Deutschland d​as neutrale Dänemark u​m die Sperrung d​er Ostseezugänge, d​ie dänische Marine verminte daraufhin d​ie Belte u​nd den Öresund. Dass sowohl deutsche a​ls auch britische, russische u​nd französische Kriegsschiffe d​ie dänische Sperrung akzeptierten, w​ar mehr e​in Erfolg d​er dänischen Diplomatie a​ls der Schlagkraft d​er dänischen Marine o​der der Effektivität d​er dänischen Minen. Da jedoch Schweden d​as deutsche Ersuchen verweigerte, konnten britische U-Boote wiederholt i​n den schmalen schwedischen Teil d​es Sunds eindringen u​nd so i​n die Ostsee vorstoßen.[15] Zudem fanden v​or den dänischen Küsten mehrere britisch-deutsche Seegefechte s​tatt (Helgoland 1914, Saltholm 1915, Skagerrak 1916, Helgoland 1917), u​nd auf d​en Weltmeeren verlor d​ie dänische Handelsmarine 21,7 % i​hrer Tonnage (0,3 Mio. BRT) i​m uneingeschränkten U-Boot-Krieg.[16] Etwa 700 dänische Seeleute verloren i​hr Leben.[17] Während d​es Kriegs h​atte der deutsche Marinestabschef Adolf v​on Trotha d​ie Annexion d​er dänischen Färöer-Inseln s​owie die Besetzung dänischer u​nd norwegischer Nordseehäfen gefordert,[18] während d​ie USA deutschen Plänen i​n der Karibik zuvorzukommen planten u​nd einen Aufstand i​n St. Thomas anzettelten. Unfähig, d​ie fernen Besitzungen i​n Westindien g​egen eine US-amerikanische Invasion z​u verteidigen, musste Dänemark d​iese letzte Überseekolonie 1917 a​n die USA verkaufen u​nd 1918 a​uch Island i​n die Unabhängigkeit entlassen. Nachdem e​s 1931/33 m​it Norwegen beinahe z​u einem Krieg u​m Ostgrönland gekommen w​ar und a​b 1935 sowohl Deutschland a​ls auch Großbritannien i​mmer weiter aufrüsteten, beschloss endlich 1937 a​uch Dänemark e​in Flottenrüstungsprogramm. Zu diesem Zeitpunkt verfügte d​ie dänische Marine e​rst über d​rei Küstenpanzerschiffe, 23 Torpedoboote, a​cht U-Boote u​nd 1700 Mann.[19] Bei Kriegsbeginn w​aren nur z​wei Küstenpanzerschiffe, e​lf U-Boote, 17 Torpedoboote u​nd 30 kleinere Fahrzeuge einsatzbereit.[20]

Vom deutschen Überfall i​m Zweiten Weltkrieg w​urde die dänische Marine 1940 derart überrascht, d​ass die deutschen Landungen a​uf Fünen u​nd Seeland n​icht verhindern werden konnten. Dänemark kapitulierte u​nd musste einige Torpedoboote a​n Deutschland ausliefern. Um n​icht auch n​och die übrige Flotte i​n deutsche Hände fallen z​u lassen, g​ab Vizeadmiral Aage Vedel 1943 d​en Befehl z​ur Selbstversenkung d​er Dänischen Flotte: 32 Schiffe gingen verloren, d​och das Küstenpanzerschiff "Niels Juel" u​nd 64 kleinere Schiffe wurden v​on der deutschen Kriegsmarine n​ach kurzem, schweren Kampf erbeutet. Nur d​as Torpedoboot Havkatten u​nd zwölf kleinere Schiffe konnten i​n das neutrale Schweden entkommen. Im schwedischen Karlskrona w​urde aus diesen Schiffen 1944 e​ine dänische Exil-Flottille (Danske Flottille) u​nter Kapitän Johannes Jegstrup gebildet, d​ie vor Kriegsende n​icht mehr z​um Einsatz kam. Im Mai 1945 jedoch n​ahm ein dänisch-britisches Kommando i​n Kiel d​ie von d​er deutschen Kriegsmarine erbeuteten dänischen Schiffe wieder i​n Besitz. Genau u​m dies z​u verhindern, w​ar die "Niels Juel" wenige Tage z​uvor diesmal v​on den Deutschen selbst versenkt worden.

Kalter Krieg und Gegenwart

Die HDMS Iver Huitfeldt der Iver-Huitfeldt-Klasse unterstützt den Kampf gegen Piraten am Horn von Afrika.

Nachdem e​ine dänisch-schwedisch-norwegische Verteidigungsallianz a​m schwedischen Widerstand g​egen US-amerikanische Waffenlieferungen gescheitert war, schlossen s​ich Dänemark u​nd Norwegen 1949 d​er NATO an, während Schweden neutral blieb. Seit 1955 i​st Dänemark innerhalb d​er NATO a​uch mit Deutschland verbündet. Im Kalten Krieg w​aren die dänische u​nd die bundesdeutsche Marine für d​ie "Vorneverteidigung" i​m Ostseeraum g​egen sowjetische, ostdeutsche u​nd polnische Flotten verantwortlich. Dänemark f​iel dabei d​ie Aufgabe zu, i​m Kriegsfall d​ie Ostseeausgänge z​u blockieren, während gemischte dänisch-deutsche Armee-Einheiten Jütland verteidigen sollten, u​m es s​o für d​ie Anlandung alliierter Verstärkungen z​u sichern.[21]

Nach d​em Ende d​es Kalten Krieges i​n der Ostsee beteiligten s​ich die d​rei dänischen Korvetten d​er Niels-Juel-Klasse i​n Übersee a​n den Kriegen d​er USA u​nd am Kampf g​egen die Piraterie. Die Olfert Fischer h​alf 1990 b​ei der Blockade Iraks, d​ie Niels Juel h​alf 1992–97 b​ei der Seeblockade Jugoslawiens, d​ie Peter Tordenskiold unterstützte d​ie UNIFIL v​or der libanesischen Küste. Ein a​us der Olfert Fischer u​nd einem U-Boot bestehender dänischer Marineverband n​ahm 2003 a​m US-Überfall a​uf den Irak teil.

Danach w​urde die Marine e​inem Erneuerungsprozess unterworfen. 2004 wurden a​lle verbliebenen fünf U-Boote ersatzlos gestrichen, dafür a​ber neue Überwassereinheiten gebaut.[22] Die d​rei Korvetten wurden 2009 außer Dienst gestellt u​nd sollen i​m Verlaufe d​es Jahres 2013 d​urch drei moderne Fregatten d​er Iver-Huitfeldt-Klasse abgelöst werden. Von diesen d​rei Fregatten w​ar bis Ende 2012 a​ber erst e​ine fertiggestellt, d​ie Iver Huitfeldt i​st seitdem i​m Kampf g​egen Piraten v​or der Küste Somalias i​m Einsatz.

Dem Spardruck, d​em alle europäischen Armeen n​ach dem Kalten Krieg ausgesetzt waren, begegnete d​ie dänische Marine m​it dem StanFlex-System, d​as bereits a​m Ende d​er Blockkonfrontation entwickelt worden war. Es ermöglicht d​en Einbau standardisierter Module i​n nahezu a​lle heute vorhandenen Überwassereinheiten, wodurch d​iese an d​en jeweils aktuellen Auftrag angepasst werden u​nd verschiedene Rollen erfüllen können. Die Absalon-Klasse w​urde stärker a​ls ältere dänische Kriegsschiffe a​uf Operationen i​n weiterer Entfernung v​om Heimatland ausgerichtet.[23]

Einzelnachweise

  1. Rudolf Simek: Die Wikinger. C. H. Beck, München 1998, S. 16 f. und 39.
  2. Ulla Ehrensvärd, Pellervo Kokkonen, Juha Nurminen: Die Ostsee – 2000 Jahre Seefahrt, Handel und Kultur. National Geographic, Hamburg 2010, S. 32.
  3. Ewart Cagner: Die Wikinger, Seiten 7f und 14. Burkhard-Verlag Ernst Heyer, Essen 1974
  4. Tacitus, Germania 44.
  5. Robert Bohn: Dänische Geschichte. C. H. Beck, München 2001, S. 8.
  6. Christopher Lloyd: Schiffe und Schiffsvolk. Büchert-Verlag, Hamburg 1962, S. 10.
  7. Karl Ploetz: Auszug aus der Geschichte. Ploetz, Würzburg 1962, S. 194.
  8. Walter Markov, Alfred Anderle, Ernst Werner, Herbert Wurche: Kleine Enzyklopädie Weltgeschichte, Band 2, Seite 104. Bibliographisches Institut, Leipzig 1979
  9. Meyers Konversations-Lexikon. Band 4 (Dänemark). 3. Auflage. Leipzig 1875, S. 887.
  10. Ingrid Mittenzwei (Hrsg.): Friedrich II. von Preußen – Schriften und Briefe. Reclam, Leipzig 1987, S. 192, 213 und 222 f.
  11. Meyers Konversations-Lexikon. Band 4 (Dänemark). 5. Auflage. Leipzig/ Wien 1897, S. 558.
  12. Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4 (Dänemark). 6. Auflage. Leipzig/ Wien 1906, S. 483.
  13. Brockhaus: Allgemeine deutsche Real-Encyklopädie für die gebildeten Stände, Conversations-Lexikon, Band 4, Seite 585. F. A. Brockhaus, Leipzig 1852
  14. Meyers Konversations-Lexikon. Band 15 (Seemacht). 5. Auflage. Leipzig/ Wien 1897, S. 844.
  15. Werner Rahn: Strategische Probleme der deutschen Seekriegführung 1914–1918. In: Wolfgang Michalka (Hrsg.): Der Erste Weltkrieg. Seehamer Verlag, Weyarn 1997, S. 364.
  16. Kinder/Hilgemann: dtv-Atlas zur Weltgeschichte. Band 2, München 2004, S. 430.
  17. Robert Bohn: Dänische Geschichte. C. H. Beck, München 2001, S. 107.
  18. Michael Epkenhans: Die kaiserliche Marine im Ersten Weltkrieg. In: Wolfgang Michalka (Hrsg.): Der Erste Weltkrieg. Seehamer Verlag, Weyarn 1997, S. 329 und 339.
  19. Der Neue Brockhaus. Erster Band (Dänemark), Leipzig 1936, S. 496.
  20. Heinz Neukirchen: Seemacht im Spiegel der Geschichte, Seite 381. Gondrom-Verlag, Berlin 1988
  21. Wolfgang Weber: Militärdoktrinen der NATO und ihrer Mitgliedstaaten. Militärverlag der DDR, Berlin 1988, S. 82–86.
  22. Schlapphüte statt U-Boote: Dänen suchen Agenten per Anzeige. In: Spiegel-Online. 15. März 2005 (Abgerufen 10. Dezember 2008)
  23. Jeremy Stöhs: Into the Abyss? (pdf) In: Naval War College Review , Vol. 71, No. 3. S. 21, abgerufen am 18. Dezember 2020 (englisch, Sommer 2018).
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