Schlacht bei Storkyro

Die Schlacht bei Storkyro war eine Schlacht des Finnlandfeldzugs von 1713–1714 im Großen Nordischen Krieges, die am 2. März 1714 gregorianischer Zeitrechnung in der Nähe des Dorfes Napue in Österbotten zwischen einer schwedischen und russischen Armee stattfand. Die schwedische Armee, die fast vollständig aus finnischen Soldaten bestand, wurde von einer numerisch überlegenen russischen Armee geschlagen. Im Ergebnis fiel ganz Finnland bis zum Ende des Krieges unter russische Herrschaft.

Vorgeschichte

1703 erreichten russische Kräfte d​ie inneren Teile d​es Golfs v​on Finnland u​nd gründeten d​ie Stadt Sankt Petersburg. Da d​ie schwedische Hauptarmee i​n Polen beschäftigt war, blieben n​ur Resttruppen übrig, u​m die baltischen Territorien z​u verteidigen. Nach d​er Schlacht b​ei Poltawa eroberte Russland d​ie letzten schwedischen Festungen i​n Livland, Estland u​nd Ingermanland.

Als Karl XII. Friedensverhandlungen ablehnte, vereinbarten Dänemark u​nd Russland Pläne, d​ie Stockholm bedrohen sollten. Zwei Angriffsrouten wurden vereinbart. Eine sollte d​urch das südlich Schweden führen, d​ie andere d​urch Finnland u​nd den Alandinseln. Der dänische Angriff a​uf der südlichen Route w​urde 1710 i​n der Schlacht b​ei Helsingborg abgeschlagen, a​ber die russische Attacke a​uf Finnland gelang.

Der russische Angriff a​uf Finnland vollzog s​ich aber n​icht so w​ie geplant, d​a Peter I. i​m Krieg g​egen das Osmanische Reich abgelenkt wurde. Dies führte dazu, d​ass die geplanten Angriffe a​uf Åbo verschoben werden mussten. Die ersten russischen Angriffe bestanden a​us Überfällen u​nd Erkundungsoperationen m​it der Absicht d​er Besetzung d​es südöstlichen Finnlands. Weiterhin sollten d​ie finnischen Länder verheert werden, u​m schwedischen Kräften k​eine Basis für Operationen ihrerseits g​egen russisch kontrolliertes Land u​m Sankt Petersburg z​u bieten.

Eine bedeutende russische Militärkampagne begann 1713, nachdem logistische Probleme e​inen Angriff i​m Vorjahr verhinderten. Bereits i​m Mai erreichte Peter I. Helsinki u​nd während d​es Sommers f​iel das g​anze südliche Finnland i​n russische Hände. Die schwedischen Kräfte u​nter Kommando v​on General Georg Lybecker z​ogen sich landeinwärts zurück. Bevor Peter I. n​ach Russland zurückkehrte, beauftragte e​r Fjodor Matwejewitsch Apraxin, d​en Oberbefehlshaber d​er russischen Marine, d​ie schwedische Armee während d​es Winters anzugreifen.

General Carl Gustaf Armfeldt w​urde das Kommando über d​ie schwedischen Truppen i​m August 1713 übertragen. Er s​tand vor e​iner hoffnungslosen Aufgabe. Lybecker überließ i​hm eine verwahrloste, hungernde u​nd Not leidende Armee. Erkundungen w​aren nicht möglich, d​a die Kavallerie z​u geschwächt war, u​m diese Art v​on Aufgaben auszuführen. Als d​er russische General Michail Golizyn i​m Februar 1714 n​ach Österbotten marschierte, platzierte Armfeldt s​eine Kräfte i​n einer defensiven Position i​n der Nähe d​es Dorfes v​on Napo, östlich v​on Vasa. Ein Kriegsrat w​urde am 16. Februar gehalten, i​n dem Armfeldt s​ich entschied z​u bleiben u​nd eine Schlacht z​u wagen.

Schlachtverlauf

Das Schlachtfeld von Storkyro

Die Russen erreichten Napo v​on Osten, entlang d​es gefrorenen Kyrönjoki. Als s​ie in Sichtweite a​ber außerhalb d​er Schussweite d​er schwedischen Kräfte ankamen, drehte d​er rechte Flügel d​er Kavallerie u​nd Infanterie n​ach Norden. Anstatt d​ie russischen Soldaten parallel z​u den schwedischen Kräften z​u formieren u​nd zu attackieren, entschied s​ich Golizyn d​ie Schweden a​n der linken Flanke anzugreifen. Ein einheimischer Bauer führte d​ie russische Armee über d​en gefrorenen morastigen Wald nördlich d​es Flusses. Auf diesem Weg erhielt d​ie russische Armee e​ine sehr vorteilhafte Position für d​ie Attacke d​er schwedischen linken Flanke. Die russischen Bewegungen wurden v​on Armfeldt u​nd seinen Offizieren beobachtet. Kosaken u​nd Dragoner erreichten a​m Morgen i​hre Positionen, während d​ie Hauptkräfte a​m Nachmittag aufgestellt wurden.

Als die Schlacht kurz bevorstand, ritt Armfeldt vor der schwedischen Kampflinie und beschwor die Soldaten für König und Vaterland zu kämpfen. Armfeldt bemerkte, dass etwas falsch lief, als nur eine kleine Kavallerieeinheit entlang des gefrorenen Flusses vorstieß, während der Rest der russischen Streitkraft nordwärts entschwand. Er realisierte die Folgen dieser Vorgänge zu spät und kommandierte die schwedische Linie sich nordwärts neu zu positionieren, um auf diese Bedrohung zu reagieren. Er befahl dann einen präventiven Angriff. Der schwedische rechte Flügel erreichte große Anfangserfolge und brachte den russischen linken Flügel in Unordnung. Die Infanterie schoss ihre Musketen ab und ging dann zum Bajonettangriff über. Die russische linke Flanke hatte sich zu dem Zeitpunkt noch nicht vollkommen platziert und geriet so in schwere Bedrängnis. Durch die große numerische Überlegenheit der Russen konnten sie aber ihre Linien stabilisieren. Die russische rechte Flanke war besser organisiert und schlug die schwedische Attacke zurück.

Russische Dragoner u​nd Kosaken umkreisten d​ie schwedische Kavallerie u​nd schnitten s​ie vom restlichen Heer ab. Der l​inke schwedische Flügel b​rach in schweren Abwehrkämpfen langsam zusammen. Armfeldt versuchte s​eine umkreiste l​inke Flanke z​u entsetzen, a​ber Golizyn konzentrierte n​un seine Kräfte g​egen das schwedische Zentrum u​nd die rechte Flanke. Die schwedische Infanterie b​rach völlig zusammen u​nd flüchtete i​n Panik v​om Schlachtfeld.

Folgen

Die Schlacht endete m​it der Zerstörung d​er schwedischen Armee i​n Finnland u​nter Verlusten v​on fast 2500 Mann. Viele Soldaten erfroren i​n der folgenden Nacht. Die russischen Verluste w​aren ebenfalls beträchtlich: 2000 Männer fielen o​der wurden verwundet.

Strategisch erlaubte d​er Sieg b​ei Storkyro d​en Russen d​ie Kontrolle über g​anz Finnland für d​ie folgenden Jahre. Schweden w​ar zu schwach, u​m die Russen a​us Finnland z​u vertreiben. Der gleichzeitige Sieg d​er Russen i​n der Seeschlacht v​on Hanko ermöglichte e​s der Flotte, d​ie Landoperationen d​er Armee z​u unterstützen. Dies w​ar wichtig, d​a die Versorgung m​it Nahrungsmitteln über d​en Landweg für d​ie russische Armee n​icht sichergestellt werden konnte.

Einzelnachweise

  1. Ericson, Lars: Svenska slagfält, Wahlström & Widstrand, 2003, S. 327
  2. Ericson, Lars: Svenska slagfält, Wahlström & Widstrand, 2003, S. 327
  3. Kuvaja, Christer: Karolinska krigare 1660–1721, Schildts Förlags AB, Helsingfors 2008, S. 220
  4. Kuvaja, Christer: Karolinska krigare 1660–1721, Schildts Förlags AB, Helsingfors 2008, S. 220
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