Steinschloss
Das Steinschloss, genannt auch Batterieschloss oder Batterie-Steinschloss und französisches Schloss,[1][2] ist ein Auslösemechanismus für Vorderladerfeuerwaffen, der mit einem Feuerstein zündet. Es war der Nachfolger des Luntenschlosses und wurde in der Folge vom Perkussionsschloss abgelöst.
Geschichte
Erste Vorformen gab es bereits im 16. Jahrhundert (Schnappschloss, Bezeichnung sowohl für das frühere Luntenschloss als auch für das Batterie-Steinschloss des 17. und 18. Jahrhunderts), die allerdings konstruktiv noch nicht ausgereift waren und noch nicht ausreichend zuverlässig funktionierten. Das Batterieschloss (genannt auch „Schnappschloss“) tauchte zwischen 1500 und 1520 als Neuerung auf. Beim spanischen Batterie-Steinschloss oder „Schnapphahnschloss“ befinden sich alle Teile außen, beim holländischen innen. Im frühen 17. Jahrhundert wurde das System verbessert und setzte sich als (französisches) Batterieschloss allmählich durch, da es nicht ganz so wetterabhängig war wie das ab dem 14. Jahrhundert entwickelte Luntenschloss, und weil man immer feuerbereit sein konnte, ohne Lunte zu verbrauchen. Ab 1704 hatte es sich bei allen Armeen durchgesetzt und das Luntenschloss fast vollständig verdrängt. Lediglich die Kavallerie verwendete noch länger das später entwickelte[3] Radschloss. Später wurde das Schnappschloß auch bei der Kavallerie eingeführt, da es billiger und pflegeleichter war.
Zündmechanismus
Ein Federmechanismus wird vor dem Schuss gespannt. Der Abzug entriegelt den Mechanismus, so dass der Hahn mit dem eingespannten Feuerstein auf eine Metallklappe (Batterie) schlägt. Eine Batterie (von französisch battre „schlagen“) im Sinne der Waffentechnik bezeichnet eine gehärtete Metallklappe, die Teil des Steinschlosses ist und die Pfanne, worin das Zündkraut enthalten ist, verschließt. Dadurch wird die Pfanne geöffnet, und es werden durch Abrieb der Batterie (nicht des Feuersteins) Funken erzeugt, die in das in der Pfanne befindliche, besonders feinkörnige und leichtentzündliche Pulver (Zündkraut) fallen und dieses entzünden. Das Zündkraut entwickelt eine Stichflamme und zündet durch das Zündloch die eigentliche Treibladung.[4]
Bei der Verwendung von Stecherabzügen ergab sich das Problem, dass der zeitlich kurze Impuls des Stechers zwar die Abzugsstange aus der Spannrast der Nuss herausdrückte, die Abzugsstange sich aber so schnell wieder gegen die Unterseite der Nuss legte, dass ihre Spitze sich in der Lade-, Halb- oder Sicherheitsrast verfing und der Hahn somit stehenblieb, bevor er die Batterie erreichte. Abhilfe schuf hier ab dem ersten Viertel des 18. Jahrhunderts die sogenannte Fliege, auch Schleuderkeil genannt. Dabei handelte es sich um ein kleines Bauteil von keilförmigem Querschnitt, das in einer etwa doppelt so breiten, dreieckigen Aussparung an der Seite oder im Inneren der Nuss hin und her schwingen konnte. Spannte man den Hahn, so legte sich die Fliege zuerst über die Vollrast, und die Abzugsstange konnte in die Laderast gleiten. Beim Weiterspannen sprang die Fliege vor die Halbrast. Wurde jetzt abgedrückt, so versperrte sie der Abzugsstange den Weg in diese Position, und der Hahn konnte ungehindert nach vorne schnellen.
Für den Hahn gab es zwei Varianten. Vielfach gebräuchlich war der gebogene Schwanenhalshahn. Diese Form erlaubte eine effektive Schlagwirkung, hatte aber den Nachteil, dass der gebogene Hahnhals ein Schwachpunkt war und der Hahn brechen konnte. Die andere Variante war ein wesentlich stabilerer Hahn mit einer Durchbrechung. Diese Variante war vor allem bei französischen Militärwaffen üblich. Das Schloss wurde mit Schrauben von einem Schlossgegenblech am Schaft festgehalten.[5]
Im Jahre 1704 entwickelte Gottfried Hantzsch aus Nürnberg ein konisches Zündloch. Dabei rieselte das in den Lauf eingebrachte Pulver auf die Pfanne, was den Schritt des manuellen Beschütten der Pfanne überflüssig machte. Es gab aber auch Nachteile. Ein konisches Zündloch brannte schneller aus, d. h. es wurde mit der Zeit immer weiter. Auch ließ es mehr Treibgas entweichen, was zum einen die Treibkraft für das Projektil minderte, zum anderen den seitlich benachbarten Schützen in der Formation belästigte.[6]
Spätere Steinschlösser verfügten manchmal über ein Funkenschutzblech. Das Schutzblech umhüllte die Pfanne und sollte so das Gesicht und Augen des Schützen vor den Zündfunken schützen.[7]
- Innenansicht: Schloss ist entspannt, die Pfanne offen.
- Innenansicht: Schloss ist in Laderast bzw. Sicherheitsrast. Der Abzug kann jetzt nicht betätigt werden.
- Innenansicht: Schloss schussbereit gespannt.
Schlosstypen
Das Steinschloss wurde in verschiedenen Varianten und Entwicklungsstufen verwendet. Die erste Variante war das Schnappschloss oder auch Schnapphahnschloss. Die Pfanne war mit einem Deckel verschlossen wie auch bei dem Luntenschloss, die Batterie war aber noch separat. Diese Schlösser besaßen meist auch keine Laderast, da die Sicherung durch Wegklappen der Batterie erfolgte und auch noch durch einen Pfannendeckel.
Das Miquelet-Schloss (oder auch a la catalana) war eine Besonderheit aus Spanien. Die Hauptfeder zum Auslösen des Hahns lag außerhalb des Schlosses, und die Batterie hatte oben einen geraden Abschluss sowie auf der Reibefläche meist vertikale Vertiefungen. Zum leichteren Spannen war die Schraube für den Feuerstein mit einem Ring versehen.
Im 19. Jahrhundert kam das zuverlässigere Perkussionsschloss mit Anzündhütchen auf und ersetzte schnell das Steinschloss.
- Schnappschloss
- Steinschloss
- Steinschloss
Hundetyp - Steinschloss
Miquelettyp
Andere Nutzungen
Einige frühe Landminen, wie Fougassen, wurden mit Steinschlössern gezündet. Steinschlösser wurden ebenfalls genutzt, um Congreve’sche Raketen zu starten.[8]
Literatur
- Wilhelm Hassenstein, Hermann Virl: Das Feuerwerkbuch von 1420. 600 Jahre deutsche Pulverwaffen und Büchsenmeisterei. Neudruck des Erstdruckes aus dem Jahr 1529 mit Übertragung ins Hochdeutsche und Erläuterungen von Wilhelm Hassenstein. Verlag der Deutschen Technik, München 1941, DNB 579273407, S. 161 und 169–178.
Einzelnachweise
- Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911, S. 161.
- Wilhelm Hassenstein, Hermann Virl: Das Feuerwerkbuch von 1420. 600 Jahre deutsche Pulverwaffen und Büchsenmeisterei. Neudruck des Erstdruckes aus dem Jahr 1529 mit Übertragung ins Hochdeutsche und Erläuterungen von Wilhelm Hassenstein. Verlag der Deutschen Technik, München 1941, S. 161 und 169–178.
- Wilhelm Hassenstein, Hermann Virl: Das Feuerwerkbuch von 1420. 600 Jahre deutsche Pulverwaffen und Büchsenmeisterei. Neudruck des Erstdruckes aus dem Jahr 1529 mit Übertragung ins Hochdeutsche und Erläuterungen von Wilhelm Hassenstein. Verlag der Deutschen Technik, München 1941, S. 161 (zur Entwicklung der Handbüchsen: „Lunte – Luntenschloß – Batterie-Steinschloß – Radschloß“), 169, 171 f. und 176–178.
- AMAZING SLOW MOTION - FLINTLOCK MUSKET FIRING. Abgerufen am 1. Dezember 2021 (deutsch).
- Heinrich Müller: Das Heerwesen in Brandenburg und Preußen von 1640 bis 1806. Band 1. Die Bewaffnung, Brandenburgisches Verlagshaus, 1991, ISBN 3-327-01072-2, S. 85–86
- Erich Haenel: Alte Waffen. Verlag R. C. Schmidt & Company, 1913, S. 102 .
- Martin Biddle, Jonathan Hiller, Ian Scott: Henry VIII’s Coastal Artillery Fort at Camber Castle, Rye, East Sussex, English Heritage Publishing, 2014, ISBN 9781848021624 S. 198
- British Rockets. Fort McHenry - National Monument and Historic Shrine, archiviert vom Original am 3. April 2014; abgerufen am 14. Juni 2013 (englisch).