Madeira
Madeira [maˈdeːʁa] (von portugiesisch madeira für „Holz“) ist eine portugiesische Insel, 951 km südwestlich von Lissabon und 737 km westlich der marokkanischen Küste im Atlantischen Ozean. Sie gehört mit der kleineren Insel Porto Santo und der unbewohnten kleineren Inselgruppe Ilhas Desertas zur Inselgruppe Madeira, die gemeinsam mit den ebenfalls unbewohnten Ilhas Selvagens die Autonome Region Madeira bildet.
Madeira | |
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Gewässer | Atlantischer Ozean |
Inselgruppe | Madeira |
Geographische Lage | 32° 45′ N, 17° 0′ W |
Länge | 57 km |
Breite | 22 km |
Fläche | 740,7 km² |
Höchste Erhebung | Pico Ruivo 1862 m |
Einwohner | 254.368 (31. Dezember 2017) 343 Einw./km² |
Hauptort | Funchal |
Die Bewohner von Madeira heißen Madeirer, das Adjektiv zu Madeira lautet madeirisch. Madeira hat etwa 250.000 Einwohner[1] auf einer Fläche von 801 km². Davon entfallen 741 km² auf die Hauptinsel Madeira und 42,5 km² auf die kleinere Insel Porto Santo, 14,2 km² auf die Ilhas Desertas sowie 3,6 km² auf die Ilhas Selvagens.
Als Teil Portugals gehört Madeira zum Gebiet der Europäischen Union. Die Zeitzone ist wie im Mutterland Portugal WEZ und entspricht im Winter der koordinierten Weltzeit (UTC + 0, gegenüber Mitteleuropa − 1 Stunde). Für die Zeit von Ende März bis Ende Oktober ist wie im übrigen Europa die Sommerzeit eingeführt, so dass die Zeitdifferenz das ganze Jahr über unverändert bleibt.
Geographie
Landschaft
Die gesamte Insel hat Mittel- bis Hochgebirgscharakter. Die Küste Madeiras fällt steil ins Meer ab. In der Mitte der Insel ragen die höchsten Gipfel empor. Der höchste Berg ist der Pico Ruivo mit 1862 m. Dieser bildet zusammen mit dem Pico do Arieiro, dem Pico das Torres und dem Pico Grande das Hochgebirge der Insel. Hier ist das Lavagestein sehr zerklüftet und zeigt interessante Felsformationen.
Im westlichen Teil der Insel liegt das Hochmoor Paul da Serra. Es handelt sich dabei um eine relativ ebene Hochfläche in einer Höhe von 1300 m bis 1500 m über dem Meer. Nördlich der Hochfläche schließt sich mit dem Tal des Ribeira da Janela das tief eingeschnittene Tal des mit zwölf Kilometer längsten Flusses der Insel an.
Geologie
Madeira liegt auf der Afrikanischen Platte und ist, wie auch seine Nachbarn, die Azoren und die Kanarischen Inseln, vulkanischen Ursprungs und zählt mit den Kanaren, den Kapverden und den Azoren zur Gruppe der makaronesischen („glückseligen“) Inseln. Der Madeira-Archipel ist durch einen Hotspot entstanden. Die Insel ist nur das oberste Viertel des gesamten Vulkansystems. Die Klippen fallen unter der Wasseroberfläche bis zu 4000 m zum Meeresgrund ab.
Madeira entstand in mehreren vulkanisch aktiven Phasen, wobei die genaue Lage der jeweiligen Krater nicht mehr auszumachen ist. In jeder vulkanischen Phase gab es an mehreren Stellen der Insel Ausbruchszentren. Überbleibsel dieser Phase sieht man an einigen Stellen im Inselinnern, an denen pyroklastisches Gestein von mit basaltischem Material gefüllten Eruptivgängen durchzogen ist. An einigen Stellen im Hochgebirge sieht man außerdem auffällige Kuppeln oder Felsklippen. Hierbei handelt es sich um ehemalige Schlotgänge, die, anders als das umgebende Gestein, noch nicht von der Erosion abgetragen wurden.
Die erste Phase der vulkanischen Aktivität begann vor etwa 18 Millionen Jahren und endete im Pliozän vor etwa drei Millionen Jahren. Sie war durch sehr starke eruptive Ausbrüche gekennzeichnet. In der zweiten Phase der vulkanischen Aktivität, die vor etwa 740.000 Jahren endete, vergrößerten Lavaauswürfe und pyroklastische Sedimente den Inselumfang vor allem am südlichen, westlichen und südöstlichen Rand. Zwei weitere vulkanische Phasen bildeten die Steilhänge im Norden und Süden sowie die Basaltdecken der Hochebene aus. Die letzte vulkanisch aktive Phase begann vor etwa 500.000 Jahren. Da man in einigen Gesteinen Holzkohlestücke gefunden hat, die man mit der Radiokarbonmethode datieren konnte, schätzt man, dass diese letzte Phase erst vor 6450 Jahren endete.[2] Die heute als Touristenattraktion vermarkteten Lavahöhlen Grutas de São Vicente entstanden in dieser letzten Phase vulkanischer Aktivität. Sie blieben als röhrenförmiger Hohlraum zurück, als die bei dem Ausbruch abfließende Lava an der Oberfläche abkühlte und sich verfestigte. Unterhalb der Oberfläche dagegen floss die Lava mit hoher Temperatur und großer Fließgeschwindigkeit durch diese Röhre, bis der Vulkan kein weiteres Material mehr ausspie.
Kalksedimente, die sich aus miozänen Korallenriffen gebildet haben, finden sich ebenfalls an einigen Stellen der Insel. Sie enthalten teilweise fossile Schneckenschalen, anhand derer man nachweisen konnte, dass das Klima im Miozän auf Madeira deutlich wärmer als das heutige Klima war.[3]
Da Madeira eine verhältnismäßig junge Insel ist, haben die Flüsse der Insel meist ein sehr starkes Gefälle, weisen zahlreiche Wasserfälle auf und die Flussläufe führen ohne mäandernde Schleifen direkt zum Meer. Der Pico Ruivo ist mit 1862 m der höchste Gipfel der Insel und zugleich einer der höchsten Berge Portugals. Die Küste von Madeira ist steil und felsig. Westlich von Câmara de Lobos erhebt sich das Cabo Girão, eine der höchsten Steilklippen Europas, 580 m über den Atlantik.
Tiefgründige, fruchtbare Böden findet man auf Madeira am Fuß von Hängen. Sie werden von den Einwohnern Madeiras als Fajãs bezeichnet und ebenso wie die ebenfalls fruchtbaren Achadas, die kleinen Hochplateaus, als Ackerbauflächen genutzt. Im Hochgebirge sind die Böden dagegen sehr dünn und bestehen gelegentlich nur aus Steinen und Kies.
Klima
Madeira verfügt über mehrere Mesoklimata. Im Norden der Insel regnet es häufig, der Süden ist dagegen subtropisch warm. Im Sommerhalbjahr liegt die Insel im Einflussbereich des Nordostpassats, im Winterhalbjahr liegt sie im Westwindgürtel. Der vorherrschende Wind kommt aus Nordost. Er entsteht vor der Küste Portugals und zieht in Richtung auf die Kapverdischen Inseln. Dieser Wind bringt Feuchtigkeit mit sich und verursacht hohe Wellen an der Nordküste und oft, besonders morgens, unbeständiges Wetter an der Ostseite der Insel. Bei westlicher Windrichtung kann es im Osten der Insel sonnig und trocken sein, während es im Süden und im Westen regnet.
Die durchschnittliche Tageshöchsttemperatur schwankt zwischen 19 Grad Celsius im Januar und Februar und 26 Grad Celsius im August und September.
In ausgeklügelten, offenen Bewässerungsanlagen, den Levadas, wird Wasser aus dem regenreicheren Norden in den Süden, zu den Plantagen und Gärten, geführt.
Madeira | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Madeira
Quelle: wetterkontor.de |
Die natürliche Besiedelung durch Pflanzen und Tiere
Da Madeira niemals eine Verbindung zum Festland aufwies und 630 Kilometer westlich der afrikanischen Küste liegt, erfolgte die Besiedelung der Insel durch Pflanzen und Tiere vorwiegend über drei Mechanismen[5]:
- Die passive Verdriftung durch Wind: Durch diese erreichten Pflanzensporen, Flugsamen, Spinnen sowie mikroskopisch kleine Tiere wie Einzeller, Räder- und Bärtierchen die Insel. Gelegentlich werden jedoch auch Landvögel oder auch Fledermäuse vom Wind mitgetragen und gelangten so auf die Insel. Goldhähnchen, Grasmücken, Amsel und Buchfink gelangten dadurch nach Madeira und haben sich hier erfolgreich fortgepflanzt. Verhältnismäßige Neuankömmlinge sind die beiden Schmetterlingsarten Kleiner Kohlweißling und Waldbrettspiel, die erst im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts nach Madeira gelangten und sich erfolgreich hier vermehrt haben.[6] Extrem selten oder bereits ausgestorben ist der Madeira-Kohlweißling, eine Unterart des Großen Kohlweißlings, der seit 1977 nicht mehr gesichert nachgewiesen wurde.[7]
- Die passive Verdriftung durch die Meeresströmung: Auf Treibholz gelangen sowohl Tiere als auch Pflanzensamen auf Inseln. Unter den Tieren sind es vor allem Reptilien, Insekten, Spinnen, Tausendfüßler, Asseln und Schnecken, die eine längere Seereise überstehen können. Die Vorfahren der endemischen Madeira-Eidechse sind auf diese Weise von Afrika nach Madeira gelangt. Die nächststehende verwandte Art dieser Eidechse ist die in Marokko vorkommende Brilleneidechse. Schlangen sind auf Madeira nicht präsent.
- Das passive Verschleppen durch Vögel und Fledermäuse: Die Entstehung der meisten Arten des madeirischen Lorbeerwaldes ist darauf zurückzuführen, dass fruchtfressende Vögel Pflanzensamen in ihrem Darm mit sich tragen. Vögeln und auch Fledermäusen haften darüber hinaus im Gefieder und im Fell gelegentlich auch die Samen von Klett- und Klebfrüchten sowie Eier von Insekten und Spinnen an.
Seevögel sowie Zugvögel erreichen Madeira auch durch aktives Fliegen. Die Mönchsrobbe hat als einziges Säugetier die Insel schwimmend erreicht.
Artenzahlen
Arten, die sich auf Madeira ansiedeln konnten, haben sich im Laufe der Zeit teilweise zu Unterarten und gelegentlich zu eigenständigen Arten, sogenannten Endemiten, entwickelt. Als ursprünglich heimische Pflanzen gelten etwa 793[8] höhere Pflanzen, dies umfasst die Farnpflanzen, Nacktsamer, Zweikeimblättrige und Einkeimblättrige. Etwa 118 davon gelten als Endemiten Madeiras, 69 weitere Arten sind endemisch für die Region Makaronesien, also neben Madeira auch die Azoren, Selvagens, die Kanaren und Kapverdischen Inseln. Deutlich größer ist die Anzahl niederer Pflanzen, also Algen, Pilze, Flechten, Moose. Diese Anzahl wird auf etwa 1890 geschätzt. Wie viele davon nur auf dem Madeira-Archipel vorkommen, ist unbekannt. Die Zahl der auf Madeira lebenden Tierarten wird auf mehr als 3340 geschätzt, davon gelten 900 als endemische Arten Madeiras beziehungsweise Makaronesiens.[9] Die größte Anzahl der endemischen Arten stellen Käfer und Schnecken. Lediglich 20 höhere Wirbeltiere – überwiegend Vögel – sind eine endemische Art oder Unterart.
Seit der Mensch Madeira besiedelt, hat sich die Zusammensetzung der Arten auf Madeira deutlich gewandelt. Neben den etwa 793 ursprünglich hier vorkommenden höheren Pflanzen sind mehr als 540 weitere Pflanzenarten bewusst oder unbewusst durch den Menschen angesiedelt worden. Die Anzahl eingeführter Tierarten ist niedriger, hat sich aber deutlich auf die Zusammensetzung der Arten ausgewirkt.
Die Flora
Das zum holarktischen Florenreich gehörende Madeira wird heute als Blumeninsel beworben. Weder die Strelitzien noch die Hortensien, die Afrikanischen Liebesblumen, Kaplilien oder andere Arten mit großen, attraktiven Blüten, die man häufig in Reiseführern oder Prospekten von Reiseunternehmen abgebildet findet, sind jedoch auf Madeira ursprünglich heimisch gewesen. Für Botaniker interessanter als diese eingeführten Pflanzen sind die hier ursprünglich vorkommenden Pflanzenarten, die als Tertiärrelikte bezeichnet werden, sowie die hier entstandenen endemischen Arten.
Auffällig sind die Lorbeerwälder und Riesenformen von Pflanzen, die man im Kleinen auch vom europäischen Festland kennt, wie zum Beispiel den Löwenzahn.
Die Flora der Küstenzone
Madeira weist in der Küstenzone nur noch Restbestände der ursprünglichen Vegetation auf, da sich hier menschliche Eingriffe seit der Besiedelung durch den Menschen besonders stark ausgewirkt haben. Bäume sind in diesem Bereich, in dem die Temperaturen ganzjährig mild sind und wenig Niederschläge fallen, selten. Früher war hier häufiger der Drachenbaum (Dracaena draco) zu finden, eine Baumart, die ein für einkeimblättrige Pflanzen ungewöhnliches Dickenwachstum aufweist. Häufiger als an natürlichen Standorten kann man diesen ungewöhnlichen Baum in Gartenanlagen und Parks sehen.
Typischer für die Küstenregion sind niedrige Sträucher, Kräuter und sukkulente Pflanzen. Auch hier finden sich eine Reihe von Pflanzen, die in ihrer natürlichen Verbreitung auf Madeira beziehungsweise auf Makaronesien beschränkt sind. Auffallend ist die Fischfang-Wolfsmilch (Euphorbia piscatoria), die bis zu zwei Meter hoch werden kann und an einigen Stellen der küstennahen Klippen dichte Gestrüppe ausbildet. Wie viele Wolfsmilchgewächse sondert auch sie einen giftigen Milchsaft ab. Dieser wurde früher von den Madeirern verwendet, um im seichten Küstengewässer Fische zu fangen.[10] In den Felsenregionen finden sich zwei Dickblattgewächse, die nur auf Madeira vorkommen. Das Drüsen-Aeonium (Aeonium glandulosum) hat sich auf Standorte an senkrechten Felswänden spezialisiert, wo es eine bis zu 20 Zentimeter breite, aber sehr flache Blattrosette ausbildet. Das Kleb-Aeonium (Aeonium glutinosum) dagegen wächst zu einem kleinen und stark verzweigten Strauch heran. Beide Arten sind sehr häufig zu finden. Besonders zahlreich sind in dieser Region außerdem endemische Korbblütler. Zu ihnen zählen unter anderem eine Reihe von Arten der Strohblumen (Helichrysum), der Wucherblumen (Argyranthemum), der Gänsedisteln (Sonchus) und des Pippaus (Crepis).
Die Übergangszone zum Lorbeerwald, die etwa ab 300 Höhenmeter zu finden ist, weist im Gegensatz zur unmittelbaren Küstenzone mehr Baumbestand auf. Hier finden sich unter anderem Wachsmyrte, die ersten Vertreter des Barbusanos (Apollonias barbujana) und der Kanarischen Weide (Salix canariensis).
Der Lorbeerwald Laurisilva
Der Laurisilva Madeiras bedeckt etwa 20 % der Inselfläche und hat eine Ausbreitung von etwa 150 Quadratkilometern. Er weist Pflanzenarten auf, die im klimatisch wärmeren Tertiär auch in Europa heimisch waren. Während in Europa diese Pflanzen durch die Eiszeiten verschwanden, konnte sich diese Pflanzengesellschaft teilweise auf Madeira halten.
Wegen seiner Einzigartigkeit steht dieses Gebiet unter dem Schutz der UNESCO.
Bedingt durch den Nebelniederschlag sind die Wälder sehr feucht.
Zu den charakteristischen Baumarten zählen der Azoren- oder Kanaren-Lorbeer (Laurus azorica), eine Isoplexis-Art, der Barbusano (Apollonias barbujana), die Kanaren-Stechpalme (Ilex canariensis), die Baumheide (Erica arborea), der Madeira-Holunder (Sambucus lanceolata) sowie der Madeira-Lorbeer (Persea indica). Im Unterwuchs des Lorbeerwaldes findet man vor allem Farne und Moose. Durch Aufforstung sind auch ursprünglich nicht heimische Eukalyptus-Wälder entstanden.
Der Heidewald Madeiras
Als Heidewald bezeichnet man die Übergangszone zwischen dem Lorbeerwald Madeiras und dem Hochgebirge. Da er an deutlich wind- und sonnenexponierteren Stellen als der Lorbeerwald wächst, werden die hier vorkommenden Pflanzen nur selten höher als vier Meter und bleiben an einigen Stellen buschartig niedrig. Alle Arten, die hier vorkommen, sind auch im Lorbeerwald zu finden. Allerdings dominieren hier die Baumheide und die Besenheide (Erica scoparia). Auch die Madeira-Heidelbeere – eine endemische Strauchart, die bis zu sechs Meter hoch werden kann – ist hier häufig zu finden.
Die Flora der Hochlagen
Das höher gelegene Gebirge Madeiras ist durch karge und sehr dünne Böden gekennzeichnet. An vielen Stellen sind Erosionsschäden zu sehen. Als größere Baum- und Straucharten sind neben Madeira-Heidelbeere und Baumheide an geschützten Stellen noch der Madeira-Vogelbeerbaum (Sorbus maderensis), die Eibe (Taxus baccata) und der Zedern-Wacholder (Juniperus cedrus) zu finden. Zu den an die besonderen Bedingungen angepassten Pflanzen gehört die Madeira-Glockenheide (Erica maderensis). Zu den seltensten Gebirgspflanzen Madeiras zählt der Madeira-Augentrost (Odontites hollianus) und das gelbblühende Madeira-Veilchen (Viola paradoxa). Das Hochplateau Paul da Serra war vor Besiedelung durch Menschen überwiegend mit Zedern-Wacholder bewachsen. Abholzungen haben dazu geführt, dass hier fast nur noch Gräser, Adlerfarn und der auf Madeira eingeführte Stechginster zu sehen sind.
Geschichte
Frühgeschichte
Laut Diodor wurde Madeira im 6. Jahrhundert v. Chr. durch die Phönizier entdeckt.[11] Plinius der Ältere berichtet in seiner Naturgeschichte von einer Insel Atlantis[12] gegenüber dem vorspringenden Kap des Hohen Atlas, die mit Madeira identifiziert werden kann. Plutarch hat wahrscheinlich in seiner Biographie des Sertorius auch bereits die beiden Inseln Madeira und Porto Santo erwähnt. Plinius bezeichnet die Inselgruppe als die Purpurinseln. Bei Claudius Ptolemäus wird die Hauptinsel von Madeira „Erythia“ und die nördlichere kleinere Insel Porto Santo mit „Paena“ bezeichnet. Hinweise auf ständige Besuche oder eine Besiedlung in dieser Zeit gibt es allerdings nicht. Die sogenannte Medici-Karte von 1351 zeigt drei der afrikanischen Küste vorgelagerte Inseln, Porto Séo, Deserta und Isola de Lolegname.
Mittelalter
Das Jahr 1419 gilt als Jahr der Wiederentdeckung durch den portugiesischen Seefahrer João Gonçalves Zarco. Es ist jedoch bekannt, dass schon im 14. Jahrhundert Schiffe auf ihrer Rückfahrt von den Kanaren regelmäßig hier anlegten. Ab 1420 wurde Madeira auf Betreiben Heinrichs des Seefahrers von den Portugiesen besiedelt. Madeira ist daher die erste Insel außerhalb Europas, die dauerhaft von Europäern besiedelt wird. Die einfachen Siedler kamen hauptsächlich aus den portugiesischen Regionen Algarve und Minho, aber auch Adlige und Spezialisten aus Frankreich, Italien, Spanien, England und Flandern ließen sich auf den Inseln nieder. Sklaven von der Guineaküste, von den kanarischen Inseln und später aus Nordamerika wurden auf die Insel gebracht. Das kostbare Lorbeerbaumholz wurde vor allem für den Schiffbau gebraucht.
In nur wenigen Jahrzehnten gelang es, den Archipel erfolgreich zu besiedeln. Aufbauend auf den vorhandenen Ressourcen Holz und Fisch wurden recht schnell Getreide- und Weinwirtschaft eingeführt sowie Viehzucht betrieben. Das dafür notwendige Land wurde durch Brandrodung gewonnen. Das Feuer, das Zarco 1420 dafür legen ließ, soll noch sieben Jahre später gewütet haben. Auch der Anbau des aus Sizilien eingeführten Zuckerrohrs spielte eine immer wichtigere Rolle. Bereits 1452 wurde die erste Wassermühle zur Zuckerrohrverarbeitung errichtet, nahezu zur selben Zeit wurden die ersten Bewässerungskanäle (Levadas) angelegt. Bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts war Madeira zum Zentrum des portugiesischen Zuckerrohranbaus aufgestiegen, das einen großen Teil des (noch kleinen) europäischen Zuckerbedarfs befriedigte. Im Jahre 1456 gingen die Exporte bis ins englische Bristol.
Christoph Kolumbus besuchte die Insel 1478 als Zuckerhändler. Die üppige Fruchtbarkeit und der große Wohlstand lockten ab 1480 viele Europäer an. Vor allem italienische und flämische Händler ließen sich auf der Insel nieder. Jeasnin Essmerandt avancierte zum bedeutendsten Vertreter der flämischen Gemeinde Madeiras und verband sich durch eine geschickte Heiratspolitik mit der lokalen Aristokratie.
Papst Leo X. erhob Madeira 1514 zu einer eigenen Diözese, die künftig für alle überseeischen portugiesischen Besitzungen zuständig sein sollte. Im Jahr 1515 verzeichnete Madeira 19.000 Einwohner, darunter waren etwa 3.000 Sklaven. Der ausgelaugte Boden der Insel brachte nach 1521 immer schlechtere Erträge, und es gab einen drastischen Niedergang der Zuckerrohrproduktion. Viele Pflanzungen wurden in Weinberge umgewandelt. Im 16. Jahrhundert wurde Madeira ein Exporteur von Weinen. Die Reben stammten ursprünglich aus Zypern, Kreta und Sizilien.
Portugal wurde 1580 mit Spanien in einer Personalunion verbunden. Die Verwaltung von Madeira wurde zentralisiert. Die Portugiesen revoltierten 1640 gegen Spanien und wurden wieder ein unabhängiges Königreich. Auf Madeira behielten die Portugiesen die von den Spaniern eingeführte Zentralverwaltung der Insel bei. Für die Segler in die Neue Welt, nach Amerika oder Indien war Madeira eine wichtige Station. Madeira war ebenfalls ein Umschlagplatz für aus Westafrika kommende Sklavenhändler.
Englischer Einfluss
Im Vertrag von Lissabon erhielt Portugal 1668 endgültig seine Unabhängigkeit zurück, musste aber zahlreiche Zugeständnisse an England machen. Englische Händler ließen sich auf Madeira nieder, um Wein zu exportieren. Portugiesen war der Weinexport nicht erlaubt. In den Napoleonischen Kriegen wurde Madeira von 1801 bis 1814 von England besetzt, um die Insel vor den Franzosen zu schützen. Weitere englische Familien ließen sich auf der Insel nieder.
Neuzeit
In der Folge von Mehltau- und Reblausplagen, die den Großteil der Weinpflanzungen vernichteten, verließen ab 1852 zahlreiche Menschen die Insel. Ab 1860 fand die Stickerei immer größere Verbreitung, die Handarbeiten wurden nach England exportiert.
Ab dem 19. November 1921 waren der abgesetzte Kaiser von Österreich und König von Ungarn, Karl I., und seine Frau, Kaiserin Zita, im Exil auf Madeira. Karl starb hier am 1. April 1922 an einer Lungenentzündung.
Nach einem Militärputsch wurde 1926 in Portugal der Estado Novo etabliert. Nach Niederschlagung einer „Hungerrevolte“ wurden 1931 zahlreiche Madeirer auf die Azoren und die Kapverdischen Inseln verbannt.
Vom 21. Juli bis 13. August 1940 wurden 2000 Einwohner von Gibraltar nach Madeira evakuiert, die in Hotels und anderen Unterkünften bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges in Funchal untergebracht wurden.
Nachdem 1947 die erste reguläre Flugverbindung zwischen England und Madeira mittels Wasserflugzeugen aufgenommen worden war, wurde 1960 ein Flughafen auf Porto Santo und 1964 ein weiterer in Santa Cruz eröffnet.
Die Militärdiktatur in Portugal endete 1974 mit der Nelkenrevolution. Madeira erhielt 1976 innere Autonomie mit weitgehenden Selbstverwaltungsrechten (eigene Regierung und Parlament). Bei den ersten freien Wahlen ergab sich eine Mehrheit für die christlich-konservative Sozialdemokratische Partei PSD des katholischen Zeitungsherausgebers Alberto João Jardim, der mit einer kurzen Unterbrechung 2007 von 1978 bis 2015 Präsident der Inselregierung war.
Seit 1986 ist Portugal und damit Madeira Mitglied der Europäischen Union. Gefördert wird vor allem der Bau neuer Straßen. Die Zahl der Urlauber stieg von 180.000 im Jahr 1976 auf 500.000 im Jahr 1995 und auf etwa eine Million im Jahr 2005.
Am 20. Februar 2010 wurde die Hauptinsel von einem schweren Unwetter betroffen. Nach stundenlangem Regen und Sturm sowie folgenden Überschwemmungen und Erdrutschen kamen mindestens 40 Menschen ums Leben, 120 weitere wurden verletzt.[13] Die Wassermassen konzentrierten sich vor allem auf die dichtbesiedelte südliche Küstenregion. Insbesondere in Funchal und den Orten bis zum Flughafen rissen sie Bäume, Geröll, Schlamm, Masten aller Art und viele Automobile von den Bergen und Hängen in die Tiefe. In den tiefer gelegenen Straßen, Parks und Plätzen Funchals stieg das Wasser vorübergehend zum Teil meterhoch an und drang in Gebäude ein. Einige Ortsteile, exponierte Hangsiedlungen und abgelegene Dörfer wurden wegen zerstörter oder unpassierbar gewordener Straßen unerreichbar.
Im August 2016 vernichtete ein Waldbrand ca. 150 Häuser in der Nähe von Funchal und tötete mindestens drei Menschen. Ein 23-Jähriger stand unter Verdacht, das Feuer gelegt zu haben. Mehr als 1000 Menschen wurden evakuiert.[14]
Verwaltungsgliederung
Der Archipel bildet eine portugiesische Autonome Region Madeira (Região Autónoma da Madeira), die wiederum in elf Kreise (municípios) aufgeteilt ist.
Kreise
Kreis | Anzahl Gemeinden |
Einwohner (2011) |
Fläche km² |
Dichte Einw./km² |
LAU- Code |
---|---|---|---|---|---|
Calheta | 8 | 11.521 | 111,51 | 103 | 3101 |
Câmara de Lobos | 5 | 35.666 | 52,14 | 684 | 3102 |
Funchal | 10 | 111.892 | 76,13 | 1.470 | 3103 |
Machico | 5 | 21.828 | 68,33 | 319 | 3104 |
Ponta do Sol | 3 | 8.862 | 46,18 | 192 | 3105 |
Porto Moniz | 4 | 2.711 | 82,93 | 33 | 3106 |
Porto Santo | 1 | 5.482 | 42,59 | 129 | 3201 |
Ribeira Brava | 4 | 13.375 | 65,41 | 204 | 3107 |
Santa Cruz | 5 | 43.005 | 81,50 | 528 | 3108 |
Santana | 6 | 7.719 | 95,56 | 81 | 3109 |
São Vicente | 3 | 5.721 | 78,83 | 73 | 3110 |
Madeira | 54 | 267.782 | 801,11 | 334 | 3 |
Größte Gemeinden
(2010)
Gemeinde | Einwohner |
---|---|
Funchal | 92.800 |
Câmara de Lobos | 34.300 |
Machico | 12.900 |
Caniço | 14.632 |
Camacha | 9.563 |
Santa Cruz | 6.000 |
Ribeira Brava | 5.915 |
Wirtschaft
Im Vergleich mit dem BIP pro Kopf der EU, ausgedrückt in Kaufkraftparität, erreicht die Region einen Index von 72 (EU-28=100) (2015).[15] Im Jahr 2017 betrug die Arbeitslosenquote 10,4 %.[16]
Tourismus
Besucher aus Großbritannien dominieren unter den Gästen vor allem in Funchal und Câmara de Lobos, wo Churchill gemalt hat. Er stieg im 1891 eröffneten Luxushotel Reid’s Palace ab, das eines der Leading Hotels of the World und weit über die Insel hinaus das bekannteste Hotel Madeiras ist.
Für Briten ist Madeira ein traditionelles Urlaubsziel. Man trifft auf Madeira jedoch auch Touristen aus ganz Europa – insgesamt aber in nicht zu hoher Anzahl und dann vornehmlich östlich der Hauptstadt (Funchal), in Caniço. Das Zahlenverhältnis der britischen zu den deutschen Besuchern hat sich verschoben, denn in den letzten drei Jahren ist die Zahl der deutschen Touristen stark gestiegen. An drei bis vier Wochentagen wird Funchal von Deutschland aus angeflogen (Stand: 2007).
Madeira ist als Wanderparadies bekannt, mit frühlingshaft bis sommerlich angenehmen Temperaturen das ganze Jahr hindurch. Entlang den Levadas (kleine Wasserkanäle, besonders im Nordteil der Insel) sind vor gut 300 Jahren von maurischen Sklaven Wege zur Wartung und Pflege angelegt worden, die bis heute als Wanderwege gut gepflegt werden und grandiose Ein- und Ausblicke in die Schönheit der Insel gewähren. Kerngebiet ist die Gegend zwischen Porto da Cruz und Santana im Norden (Weltnaturerbe der UNESCO). Bemerkenswert ist auch die Bergwanderroute zwischen dem dritthöchsten Gipfel Pico do Arieiro und dem höchsten Berg Pico Ruivo. Diese Wanderung sollte man am frühen Morgen beginnen – gegen Mittag liegen die Berge oft in den Wolken.
Auf Madeira gibt es kaum Badestrände. In den letzten (Stand 2006) Jahren wurden jedoch geschützte Badebuchten errichtet. Diese sind entweder befestigte natürliche Felsbadebuchten (zum Beispiel Lido Galomar in Caniço), natürliche Felsbadebecken wie in Porto Moniz oder kleine künstliche Sandstrände (Calheta). In Caniço gibt es seit 25 Jahren einen Unterwasser-Nationalpark, in dem man tauchen kann.
Insgesamt besuchten im Jahr 2005 zirka eine Million Touristen die Insel, wobei ungefähr 200.000 mit Kreuzfahrtschiffen kamen und daher nur kurz verweilten.
Sehenswürdigkeiten
- Funchal mit Markt, Kathedrale Sé
- Blandy’s Garden, ein gepflegter Park
- Botanischer Garten in Funchal, eine Parkanlage mit Volieren
- Monte (Funchal), Ausflugsort oberhalb von Funchal, Seilbahn, Korbschlittenfahrt, Tropischer Garten mit Azulejos, Kirche mit dem Grab Karl I., des letzten Kaisers von Österreich-Ungarn
- Laurazeenwälder
- Levadas, Bewässerungskanäle, die an den Gebirgshängen und durch Tunnel verlaufen
- Cabo Girão, eine der höchsten Steilklippen Europas
- Lavahöhle in São Vicente (Grutas e Centro do Vulcanismo)
- Naturschwimmbäder und Meeresaquarium in Porto Moniz
- die Hochebene Paul da Serra
- der höchste Berg Pico Ruivo
- Halbinsel und Inseln im Osten, das Naturreservat Ponta de São Lourenço, mit sehenswerten geologischen Formationen
- der Leuchtturm von Ponta do Pargo an der Westspitze von Madeira
- Korbflechterzentrum Camacha
Energieversorgung
Da Madeira über keine fossilen Brennstoffe verfügt, ist es vom Transport vom Festland abhängig. Dabei werden nur Fertigdestillate wie Öl und Gas auf die Insel transportiert. Der Strom wird zu 70 % aus Öl, 27 % von drei aus Levadas gespeisten Wasserkraftwerken und zu 3 % aus Windkraftanlagen erzeugt.
Verkehr
Straßennetz
Ende der 1990er Jahre wurde das bis dato unzureichende Straßennetz von Madeira unter Einsatz von EU-Mitteln aus dem Regionalfonds stark modernisiert sowie ein Schnellstraßennetz eingerichtet, das die engen und zum Teil steilen Straßen der Ortschaften entlastet. Für dieses Straßennetz wurden zirka 140 Tunnelanlagen und zum Teil aufwendige Brücken sowie zahlreiche Hangabstützbauwerke gebaut. Die topographisch schwierige Insel ist damit – vor allem in ihrem touristisch stark frequentierten südlichen Teil – dem modernen Straßenverkehr weitgehend gewachsen. Von besonderer Bedeutung ist die rund 42 Kilometer lange, autobahnartig ausgebaute Schnellstraße Via rápida 1 (VR1), die nördlich von Ribeira Brava beginnt und dann parallel zur Südküste an Câmara de Lobos, Funchal und Machico vorbei bis nach Caniçal führt und dabei den Flughafen erschließt. Der Pkw-Bestand wuchs im Zuge der Verstädterung und ansteigender Einkommen von einstmals gering ab etwa 1975 auf europäisches Durchschnittsniveau. Die Kfz-Kennzeichen beginnen mit M.
Öffentlicher Busverkehr
Auf Madeira gibt es mehrere Busgesellschaften im Linienverkehr. Horarios do Funchal betreibt das Stadtbusnetz von Funchal mit vielen Linien und einem relativ dichten Angebot. Selbst viele Nebenstraßen der Hauptstadt werden befahren. Das gesamte Überlandliniennetz ist auf Funchal ausgerichtet. Im Osten der Insel existiert ein dichtes Netz von Linien, die häufig auch die Autobahn bis Machico benutzen. Der Westen und der Norden der Insel sind aufgrund der dünnen Besiedlung nur schlecht angebunden. Die wenigen Busse am Tag benutzen die alten Gebirgsstraßen und benötigen daher ein Vielfaches der Fahrzeit, die man auf den Tunnelstraßen erreicht. Das insbesondere für Touristen interessante Hochland im Inselinneren ist nicht mit Linienbussen zu erreichen.
Bahnverkehr
Von 1893 bis 1943 gab es eine Zahnradbahn von Funchal nach Monte, die Caminho de Ferro do Monte. Eine Eisenbahn gibt es nicht.
Seilbahnen
Auf Madeira gibt es sieben Luftseilbahnen. Die beiden größeren befinden sich in Funchal. Sie verbinden die Altstadt (Teleférico Funchal-Monte) und seit 2005 den botanischen Garten (Teleférico do Jardim Botânico da Madeira) mit Monte.
Daneben bestehen noch fünf kleinere Seilbahnen, die ursprünglich gebaut wurden, um Bauern den Zugang zu ihren Feldern zu erleichtern und landwirtschaftliche Erzeugnisse zu transportieren oder den Zugang zu einem Strand zu erleichtern:
- Die Seilbahn von Achadas da Cruz (Porto Moniz) verbindet den Ort Achadas da Cruz mit dem Strand.[17]
- Die Seilbahn von Rancho (nahe Cabo Girão) ist seit August 2003 in Betrieb und verbindet mit zwei Kabinen zu je sechs Plätzen den Ort Rancho mit dem Landstrich Fajãs do Cabo Girão.[18]
- Die Seilbahn zum Naturpark Rocha do Navio befindet sich an der Nordküste bei Santana. Die Fahrt in der 1927 gebauten Seilbahn dauert circa 5 Minuten.[19]
- Die Seilbahn am Ponta do Garajau mit zwei Kabinen, die seit 2007 im Betrieb ist und von der Statue Christo Rei zum Strand führt.[20]
- Die Seilbahn von Fajã dos Padros mit zwei Kabinen wurde 2016 errichtet, um eine Strecke von etwa 300 Metern entlang eines Steilhangs zu überbrücken.[21]
Luftverkehr
Der 1963 eröffnete Flughafen Madeira Cristiano Ronaldo in Santa Cruz im Osten der Insel bildet den Hauptverkehrsknotenpunkt Madeiras. Im Jahr 2000 wurde die Landebahn für 520 Millionen Euro auf 2781 Meter verlängert, wodurch der Flughafen auch von Großraumflugzeugen angeflogen werden kann. 2,3 Millionen Passagiere nutzten 2005 den Flughafen, wobei die maximale Kapazität bei 3,5 Millionen Fluggästen pro Jahr liegt. Da das abschüssige Gelände nördlich des Flughafens keine Verlängerung zuließ, wurde eine 1000 Meter lange Brückenkonstruktion gebaut, die die Landebahn durch 180 Betonpfeiler abstützt.
Trotz der verlängerten Landebahn darf der Flughafen auch heute noch nur von Piloten mit Spezialeinweisung angeflogen werden. Der Anflug aus südwestlicher Richtung erfordert immer noch höchste Konzentration von den Piloten, da man kurz vor dem Aufsetzen bedrohlich nahe an die bebauten Hänge gerät und häufig Scherwinde auftreten. Außerdem fehlt ein Instrumentenlandesystem.
Von Deutschland ist Madeira etwa vier Flugstunden, von Lissabon eineinhalb Flugstunden entfernt.
Schifffahrt
Bis zum Ausbau des Straßennetzes spielte die Küstenschifffahrt auf Madeira eine wichtige Rolle für den Waren- und Personentransport, da der Transport mit Schiffen oft viel einfacher war. Bis Ende des 19. Jahrhunderts erfolgte die Küstenschifffahrt mit Segel- und Ruderbooten, dann übernahmen kleine Dampfschiffe diese Aufgabe wie die Gavião.
Regelmäßige Fährverbindungen von Europa oder dem Afrikanischen Festland nach Madeira bestanden lange nicht. Nur zwischen Madeira und der Nachbarinsel Porto Santo fährt täglich eine Fähre der Porto Santo Line. Seit dem 9. Juli 2006 verbindet eine weitere Fähre Madeira mit der kanarischen Insel Gran Canaria. Ab Juni 2008 bis Frühjahr 2012 existierte eine wöchentliche Autofähre ab/bis Portimao (Algarve/Portugal) mit Funchal. Die Überfahrt nach Porto Santo dauert etwa zwei bis drei Stunden, nach Gran Canaria etwa 14 Stunden.
Madeira ist ein beliebtes Ziel von Kreuzfahrtschiffen, die vornehmlich den Hafen von Funchal in den Frühlingsmonaten ansteuern. Der gesamte Frachtverkehr der Insel wird über den Hafen Caniçal abgewickelt.
Madeira ist oft Zwischenstation für Segler bei der Atlantiküberquerung. Neben dem Yachthafen in Funchal wurden in vielen Orten neue Anlagen gebaut.
Steuererleichterungen
Zur Erleichterung von Unternehmensansiedlungen wird eine Vielzahl von finanziellen Anreizen gewährt. Bis 2012 bestand auf der Insel eine Steuerfreizone, seit 2013 beträgt die Körperschaftsteuer fünf Prozent. Madeira wird deshalb als Steueroase bezeichnet.[22] Zu den angeworbenen Firmen (insgesamt 2700 Unternehmen) gehörte auch die Swatch Group. Auf dem Papier war der Schweizer Uhrenkonzern zeitweise der zweitgrößte Warenexporteur der Insel.[23]
Die Niedrigsteuerpolitik, die von der EU-Kommission bis 2027 genehmigt ist, sollte die Wirtschaft auf Madeira ankurbeln. Tatsächlich profitieren internationale Großkonzerne und Vermögende über Briefkastenunternehmen, wie eine medienübergreifende Recherche des Bayerischen Rundfunks BR zusammen mit der spanischen Zeitung La Vanguardia, der französischen Zeitung Le Monde und dem Österreichischen Rundfunk ORF belegt.[24] Zwar ist es eine formale Voraussetzung der EU-Kommission für die Genehmigung der Niedrigsteuer, dass auch Arbeitsplätze geschaffen werden, jedoch existieren diese laut den Medienrecherchen oft nur zum Schein.[25]
Kunst und Museen
Azulejos
Azulejos sind Mosaiken aus zumeist quadratischen, bunt bemalten und glasierten Keramikfliesen. Diese wetterfesten Fliesen sind an öffentlichen Gebäuden, Hausfassaden und Kirchen, auch auf Innenwänden zu sehen. Häufig sind alte Blumen-, Vogel- und Schiffsmotive verarbeitet.
Die Azulejos wurden erstmals um 1500 aus maurischen Werkstätten in Südspanien nach Portugal eingeführt. Im 16. Jahrhundert entstanden die ersten portugiesischen Keramikmanufakturen. Ab dem 17. Jahrhundert kam über die Niederlande in Mode, Keramikerzeugnisse nach chinesischem Vorbild in Blau und Weiß zu dekorieren. Die meisten Azulejos in den Kirchen Madeiras stammen aus dieser Zeit.
Moderne Azulejos sind in der Hauptpost von Funchal sowie im Schlossgarten von Monte zu sehen.
Korbflechtarbeiten
Korbflechtarbeiten aus Weidenruten haben auf Madeira eine lange Tradition. Die Weidenrute eignet sich aufgrund ihrer Biegsamkeit sowohl für feine und leichte Gegenstände als auch für die Herstellung von Möbelstücken wie zum Beispiel Körbe oder Sessel.
Museen
- Fotomuseum Vicentes, Funchal (seit dem 5. Mai 2014 dauerhaft geschlossen)
- Kulturgeschichtliches Museum in der Quinta das Cruzes, Funchal
- Museu de Arte Sacra (Funchal)
- Museu Henrique e Francisco Franco, Funchal
- Museu de Arte Contemporânea, Funchal
- Sammlungen Frederico de Freitas, Funchal
- Stickereimuseum im Instituto do Vinho, do Bordado e do Artesanato da Madeira, Funchal
- Museu da Electricidade, Funchal
- Madeira Story Centre, Funchal
- CR7 Museu, Funchal
Sport
- Nacional Funchal (Jugendverein von Cristiano Ronaldo)
- Marítimo Funchal
- União Madeira
- Madeira Andebol SAD, Handballverein
Berühmte Besucher und Einwohner
Gemäß einer portugiesischen Legende überlebte der König von Polen, Ungarn und Kroatien Władysław die Schlacht bei Warna 1444 und ließ sich anschließend unter dem Namen Henrique Alemão auf der Insel Madeira nieder.[26] Christoph Kolumbus lebte vor der Entdeckung Amerikas 1492 hier und war in Madeira mit der aus dem Hochadel stammenden Dona Felipa Perestrelo e Moniz verheiratet, der Tochter von Bartolomeu Perestrelo, Gouverneur der Insel Porto Santo. Ob sein Sohn Diego Kolumbus hier oder in Lissabon auf die Welt kam, ist umstritten.
Die österreichische Novara-Expedition ankerte vom 8. bis 17. Juni 1857 vor Madeira. Österreichs Kaiserin Elisabeth – bekannt als Sisi – (1837–1898) verbrachte im Winter 1860/61 ein halbes Jahr auf Madeira, um sich von einem Lungenleiden zu erholen.
Im Jahr 1879 wanderte der Musiker Joao Fernandez auf dem Emigrantenschiff Ravenscrag wegen des Zusammenbruchs des Zuckerrohr-Marktes aus Madeira nach Honolulu auf Oʻahu (Hawaii) aus. Mit ihm kam die Braguinha, eine kleine viersaitige Gitarre aus Madeira, auf die Insel. Aus ihr entwickelte sich innerhalb kurzer Zeit die hawaiische Ukulele.
Vom 6. bis 9. September 1910 machte die Antarktisexpedition unter der Leitung von Roald Amundsen mit ihrem Schiff Fram auf dem Weg zum Südpol hier ihre letzte Zwischenstation, bevor sie zur Bucht der Wale aufbrach. Auch die Terra-Nova-Expedition von Robert Falcon Scott, die 1912 tragisch enden sollte, legte im Sommer 1910, vom 23. bis 26. Juni, einen Zwischenstopp auf der Insel ein.
Der letzte Kaiser Österreichs, Karl I., wurde 1921 mit seiner Frau Zita (1892–1989) nach Madeira ins Exil verbannt. Er starb, praktisch mittellos geworden, am 1. April 1922 in Monte oberhalb Funchals an einer Grippe und wurde in der dortigen Kirche Nossa Senhora do Monte beigesetzt.
Der polnische Staatsmann Józef Piłsudski verweilte auf Madeira vom 21. Dezember 1930 bis 22. März 1931. An seinen Kuraufenthalt erinnert eine Erinnerungstafel in der Villa Quinta Bettencourt im Vorort von Funchal.[27]
Auch der britische Staatsmann Winston Churchill besuchte Madeira. Er logierte im mondänen Hotel Reid’s Palace in Funchal. Oberhalb von Câmara de Lobos befindet sich eine Gedenktafel, die daran erinnert, dass Churchill an diesem Platz einige Bilder malte.
Der Fußballspieler Cristiano Ronaldo wurde 1985 in Funchal geboren und begann seine Karriere bei CD Nacional Madeira, bis er 1997 im Alter von zwölf Jahren auf das Festland zog, um bei Sporting Lissabon zu spielen.[28] Am 15. Dezember 2013 eröffnete er in Funchal sein eigenes Museum.[29]
Kulinarisches
Espada und Espetada
Eine der originalen Spezialitäten der madeirischen Küche ist der Schwarze Degenfisch, der hier Espada genannt wird. Er wird meist als gebratenes Filet serviert, typischerweise zusammen mit halbierten Bananen. Der Degenfisch lebt meso- bis bathypelagisch in 200 bis 1700 m Tiefe im Nordatlantik zwischen den Bermudas, Neufundland, Labrador, der Diskoinsel, Island, den Orkney-Inseln und Madeira sowie über mehreren unterseeischen Gebirgen dazwischen. Er steigt nachts ins freie Wasser auf und sinkt morgens wieder ab. Weitere sechs sehr ähnliche Arten, die man seit Lowe abgegrenzt hat, machen die Gattung fast zirkumglobal.
Nicht zu verwechseln mit der Espada ist die Espetada, ein etwa ein Meter langer Fleischspieß. Traditionellerweise ist der Spieß aus Lorbeerholz gefertigt. Da der Lorbeerwald jedoch mittlerweile unter Naturschutz steht, wird von der traditionellen Zubereitung normalerweise Abstand genommen.
Maronen
In den Monaten Oktober bis Dezember werden Maronen (Esskastanien) angeboten, die auf Holzkohle geröstet und mit Meerwasser übergossen werden.
Madeirawein
Der Madeirawein, oft auch nur kurz „Madeira“ genannt, ist eine bekannte Spezialität, die auch in der traditionell gehobenen Küche genutzt wird. Mindestens ebenso bekannt wie das Ausgangsprodukt ist die auf seiner Grundlage zubereitete Madeirasauce.
Nach der verwendeten Rebsorte werden folgende vier Arten unterschieden: vom trockenen Sercial über Verdelho (halbtrocken) und Boal (Bual) (halbsüß) zum süßen Malvasia (Malmsey). Daneben findet man selten auch noch die Rebsorte Terrantez, die ähnlich wie Verdelho als halbtrocken einzuordnen ist. Die Lese des Weins beginnt Mitte August und dauert rund sechs Wochen. Abgefüllt werden pro Jahr etwa 5,3 Millionen Flaschen. Die alkoholische Gärung wird zunächst mit hochprozentigem Alkohol (Weinbrand) gestoppt, dadurch bleibt eine gewisse Restsüße im Wein erhalten. Anschließend wird der Wein durch Erhitzen in sogenannten Estufas weiterbehandelt und für mehrere Jahre im Fass gelagert, dieses gilt jedoch nur für die Weinqualitäten die älter als fünf Jahre sind. Bei den dreijährigen Qualitäten wird das Estufa Verfahren im Edelstahltank herbeigeführt. Im Unterschied zum Sherry, der oft im Solera-Verfahren weiter veredelt wird, bleibt der Wein eines Jahrgangs unangetastet. Als voroxydierter Wein gewinnt er nicht durch die anschließende Flaschenlagerung, kann aber gut 100 Jahre gelagert werden, wenn der Korken alle 15 Jahre erneuert wird. Auch eine geöffnete Flasche Madeira ist sehr haltbar und kann noch nach einem Jahr ohne Qualitätsverlust getrunken werden. Der Alkoholgehalt liegt zwischen 18 und 21 Vol. %.
Poncha
Das Nationalgetränk Madeiras ist die Poncha, eine Mischung mit süßlichem Geschmack aus zu je einem Drittel aus Zuckerrohrschnaps (Aguardente-Cana), Honig und Zitronensaft. Die Poncha wird neben der klassischen Variante mit Zitrone auch mit Maracuja, Orange, Tamarillo oder im Fischerort Câmara de Lobos mit Absinth angeboten.
Anona
Die Insel Madeira ist berühmt für die Qualität der Anona-Früchte (Cherimoya).[30][31] Das Festa da Anona (Annona Festival) ist traditionell und findet jährlich in der Pfarrgemeinde Faial statt. Diese Veranstaltung fördert den Verzehr dieser Früchte und ihrer Derivate wie Liköre, Pudding, Eis und Smoothies.[32]
Siehe auch
- In Madeira, Zeitung
Literatur
- Peter Sziemer: Eine kurze Naturgeschichte Madeiras. Ribeiro, Funchal 2000, ISBN 972-9177-30-9; englische Version ISBN 972-9177-31-7.
- Alfred Wirthmann: Zur Klimageomorphologie von Madeira und anderen Atlantikinseln. In: Karlsruher Geographische Hefte Nr. 2, Karlsruhe 1970.
- R. Jardim, D. Francisco: Flora endémica da Madeira / Flore Endémique de Madère / Endemic flora of Madeira / Endemische Flora Madeiras, Muchia, Funchal 2000, ISBN 972-8622-00-7 (portugiesisch / französisch / englisch / deutsch).
Weblinks
- Website der Regierung der autonomen Region Madeira
- Literatur über Madeira im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Madeira im Global Volcanism Program der Smithsonian Institution (englisch)
Einzelnachweise
- Anuário Estatístico da Região Autónoma da Madeira - 2017. S. 88.
- Sziemer, S. 17
- Sziemer, S. 27
- http://janich.net/foto/madeira-botanik/top.htm#0805850-Stolz_Madeiras_DD
- Vgl. dazu auch Sziemer, S. 38 ff.
- Sziemer, S. 43
- http://www.timesonline.co.uk/tol/news/uk/science/article2796656.ece Man drives butterfly into extinction and it could be bad news for us too
- Die Artzahl schwankt je nach Autor leicht, hier wird der Untersuchung von Sziemer gefolgt, s. etwa S. 48
- Sziemer, S. 125 ff.
- Sziemer, S. 73
- Diodor, 5,19–20.
- Plinius der Ältere: Naturalis historia, 6,36.
- Briton killed in Madeira flash floods auf BBC von 20:34 GMT, Sonntag, 21. Februar 2010, abgerufen am 21. Februar 2010
- Lage in Südfrankreich "außer Kontrolle": 1.800 Feuerwehrleute im Einsatz orf.at 11. August 2016, abgerufen 11. August 2016.
- Eurostat. Abgerufen am 22. August 2018.
- Arbeitslosenquote, nach NUTS-2-Regionen. Abgerufen am 5. November 2018.
- Seilbahn Achadas da Cruz. Abgerufen am 1. Februar 2021 (deutsch).
- Seilbahn von Rancho. Abgerufen am 1. Februar 2021 (deutsch).
- Seilbahn Rocha do Navio. Abgerufen am 1. Februar 2021 (deutsch).
- Seilbahn in Garajau. Abgerufen am 1. Februar 2021 (deutsch).
- Quinta Grande - Fajã dos Padres Elevator. Abgerufen am 1. Februar 2021 (deutsch).
- Handelszeitung: Swatch Group: Paradies auf Zeit, vom 24. Februar 2011, geladen am 14. Februar 2017
- Tages-Anzeiger: Swatch zieht sich aus Steueroase Madeira zurück, vom 24. November 2011, geladen am 14. Februar 2017
- BR Data, BR Recherche: Money Island. In: BR. (br.de [abgerufen am 14. März 2017]).
- Br Data, Br Recherche: Money Island – Folge 5: Kaum echte Arbeitsplätze. In: interaktiv.br.de. Abgerufen am 23. Februar 2022.
- HENRIQUE ALEMÃO, CAVALEIRO DE SANTA CATARINA E LADISLAU III A Lenda... (Memento vom 22. Dezember 2009 im Internet Archive)
- Jornaldamadeira vom 27. Oktober 2009: Polacos homenageiam marechal na Madeira
- Artikel in der FAZ
- Ronaldo eröffnet sein Museum am 15. Dezember
- Caderno de Especificações - Anona da Madeira - Denominação de Origem (Portuguese, PDF) In: Produtos Tradicionais Portugueses. Agripérola, Cooperativa Agrícola CRL. 1998. Abgerufen am 18. März 2019.
- Anona da Madeira DOP (Portuguese) In: Produtos Tradicionais Portugueses. Direção-Geral de Agricultura e Desenvolvimento Rural. Abgerufen am 18. März 2019.
- Festa da Anona (Portuguese) In: Visit Madeira. Direcção Regional do Turismo da Madeira. 2019. Abgerufen am 18. März 2019.