Neues aus Büttenwarder
Neues aus Büttenwarder ist eine Fernsehserie des Norddeutschen Rundfunks von Norbert Eberlein. Sie spielt in dem fiktiven Dorf Büttenwarder in Schleswig-Holstein und ist ein Ableger der NDR-Serie Heimatgeschichten.[2]
Fernsehserie | |
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Originaltitel | Neues aus Büttenwarder |
Produktionsland | Deutschland |
Originalsprache | Deutsch |
Erscheinungsjahr | 1997–2021 |
Produktions- unternehmen |
Norddeutscher Rundfunk |
Länge | je 25 Minuten |
Episoden | 98 in 16 Staffeln (Liste) |
Genre | Komödie |
Idee | Norbert Eberlein |
Regie | Stefan Meyer, Wolfgang Limmer, Guido Pieters, Miko Zeuschner, Matthias Koßmehl, |
Drehbuch | Norbert Eberlein, Eckhard Theophil |
Kamera | Maximilian Lips, Michael Ole Nielsen, Michael Tötter, Michael Sigloch, Joachim Hasse, Dragan Rogulj |
Erstausstrahlung | 26. Dezember 1997[1] auf N3 |
→ Besetzung |
Handlung
In der Mitte der Serie steht die eigenartige Freundschaft zwischen den beiden Protagonisten Brakelmann und Adsche, beide als Bauern im Dorf tätig (wobei man sie nie arbeiten sieht). Häufig kommt am Anfang einer Folge eine Idee im Kontext des ruhigen Dorflebens auf, etwa eine neue Geschäftsidee oder Maßnahmen zur Tourismusförderung. In der Umsetzung dieser Idee versuchen die zwei Freunde einander auszustechen. Brakelmann ist dabei der pragmatisch-geschäftstüchtige Kopf, der allerdings seine Möglichkeiten vollkommen überschätzt, während der eher einfältige Adsche mit Mutterwitz sein eigenes Süppchen kocht. Dadurch entsteht viel Situationskomik.
Brakelmann und Adsche besitzen gemeinsam ein altes Mofa, das sie abwechselnd zwei Tage lang nutzen. Dessen technische Defekte oder der bei Übergabe leere Tank geben oft Anlass für Streit. Beigelegt wird der Streit bei einem Gedeck im Dorfkrug, wo die Anschreibliste der zwei permanent klammen Protagonisten schon mehrere Bierdeckel füllt.
Oft ist an Aktionen oder Gesprächen als Dritter der Stallknecht Kuno beteiligt. Mit seiner schuljungenhaften Art wirkt er jünger als die meisten anderen Charaktere und bildet so einen Kontrast zur übrigen Dorfgemeinschaft. Er ist großer Fan des Comic-Magazins „Killerkralle“, aus dem er sämtliche Lebensweisheiten bezieht.
Ein Running Gag ist die Hassliebe Büttenwarders zum in jeder Hinsicht erfolgreicheren Nachbarort Klingsiehl, der jedoch häufig aufgesucht werden muss, etwa als Einkaufsquelle oder zuständiger Gerichtssitz. Dort erscheint auch die Lokalzeitung, der „Klingsiehler Landbote“. Gelegentlich wird auch ein Barsinghausen und ein Bad Gandersheim erwähnt. Ob die gleichnamigen existierenden Orte damit gemeint sind, bleibt offen.
Die vier Finalfolgen (95–98) bilden eine zusammenhängende dramatische Fortsetzungsgeschichte, in der Brakelmanns Hof, auf dem Adsche lebt, von Bürgermeister Griem einem zunächst unbekannten Nachnutzer zum Kauf angeboten wird, während Adsche sich standhaft weigert, das Anwesen zu räumen. Doch keine seiner Maßnahmen hat Erfolg gegen die ungleich größeren Möglichkeiten des Bürgermeisters. Als sich herausstellt, dass Griem den Hof nur verkaufen darf, solange er Bürgermeister ist, versuchen Adsche und Ylvie, die Wahl zu torpedieren. Erfolg zeichnet sich erst ab, als sich herausstellt, dass Griem allen Einwohnern attraktive Immobilienangebote außerhalb des Dorfes gemacht hat, um ganz Büttenwarder geschlossen einer militärischen Nutzung zur Übung von Straßen- und Häuserkämpfen abzutreten. Als sie das bekannt gemacht haben, gewinnt der Konkurrenzkandidat Jürgen Seute die Wahl, und in Büttenwarder bleibt alles beim Alten.
Welt von Büttenwarder
Spielzeit
Ein Witz der Serie besteht in der Kollision zweier Zeitebenen. Für Büttenwarder selbst ist die Zeit etwa in den 1960er-Jahren stehengeblieben: der Dorfpolizist fährt einen grün-weißen VW Käfer, auch die Traktoren der Landwirte entstammen der jeweiligen Zeit, neuere Fahrzeuge sieht man selten. Brakelmanns Telefon ist ein schwarzes W 48, dessen Hörer gewohnheitsmäßig immer erst auf die Tischfläche geschlagen wird, damit es funktioniert; sein Radio ist ein entsprechend altes Röhrengerät. Dass die Serie dennoch zur aktuellen Veröffentlichungszeit spielt, zeigt sich nur in der Außenwelt, wenn etwa Besucher mit aktueller Kleidung und entsprechender technischer Ausstattung in das Dorf kommen. In der Folge Apparillo gewinnt Brakelmann einen intelligenten programmierbaren Flachbildfernseher, für dessen Bedienung ihm jegliches Verständnis fehlt.
Bildung
Anfangs wurde die Serie dafür kritisiert, Landwirte generell als ungebildete, wenn auch gewitzte Menschen darzustellen. So entwickeln die zwei Hauptdarsteller zwar etliche Geschäftsideen, scheitern aber regelmäßig an den Erwartungen ihrer Umwelt oder an der Unkenntnis rechtlicher Vorgaben wie Konzessionen oder Versicherungen. Ihre Selbstüberschätzung zeigt sich auch in der Verwendung von Begriffen einer überzogenen Sprachebene, so wird etwa finanzieller Erfolg konsequent als „Nennwert“ bezeichnet, Geld als „Barmittel“, Brakelmann nennt seine heruntergekommene Wohnung sein „Ambiente“ und sein Grundstück „Terräng“ (so geschrieben). In der Folge Dorfschule versucht Bürgermeister Schönbiehl erfolglos, einige seiner Einwohner bis zum nachträglichen Hauptschulabschluss zu bringen, um dafür Prämien zu kassieren.
Besetzung
In den Hauptrollen agieren Jan Fedder als Kurt Brakelmann und Peter Heinrich Brix als Arthur „Adsche“ Tönnsen, die auch als Darsteller der Serie Großstadtrevier bekannt sind. Weitere Akteure sind Axel Olsson als Gastwirt Shorty und Sven Walser als Stallknecht Kuno, bis 2015 auch Günter Kütemeyer als Notar und Bürgermeister Dr. Waldemar Schönbiehl, der einzige „Gebildete“ im Dorf.
Schauspieler | Rollenname | Episoden | Bemerkungen |
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Jan Fedder † | Kurt Brakelmann | 1–47, 50–67, 71–73, 75–78, 83–84, 86–87, 92 | Bauer, „Freundfeind“ von Adsche |
Peter Heinrich Brix | Arthur „Adsche“ Tönnsen | 1–98 | Bauer, „Freundfeind“ von Brakelmann |
Günter Kütemeyer | Dr. Waldemar Schönbiehl | 1–65 | Notar und Bürgermeister von Büttenwarder |
Axel Olsson | „Shorty“ | 1–98 | Wirt im Dorfkrug Unter den Linden |
Sven Walser | Kuno Eggers | 1–98 | Stallknecht |
Uwe Rohde | Peter | 9–91 | Dorfpolizist |
Sabine Urig | Daggi | 81, 92, 96–97 | Dorfpolizistin, Peters Frau |
Hans Kahlert † | Christian „Onkel Krischan“ Tönnsen | 12–94, 95–98 (Stimme) | Uronkel von Adsche (feiert in Folge 58 seinen 106. Geburtstag) |
Jens Peter Brose | „Charly“ | 15–35, 69, 75, 79 | Postbote |
Christoph Finger | Charly | 86–87, 94 | Postboten-Vertretung |
Sönke Korries | Arno | 15, 25, 30, 56–57, 60, 63, 67 | Bauer aus Büttenwarder |
Till Huster | Klaus-Uwe, Eggi | 25, 56–57, 60, 63, 64, 67, 76, 82 | Bauer aus Büttenwarder (seit Folge 56 mit neuem Rollennamen) |
Hendrik von Bültzingslöwen | Heinzi | 25, 30, 40, 56, 57, 60, 63–67, 69, 71, 74–77, 79, 81, 83–84, 88–90, 93 | Bauer aus Büttenwarder, Teilzeitstudent |
Amina Traore | Laini | 65, 67, 69, 81, 84, 86, 88–90, 93 | Freundin von Heinzi |
Harald Maack | Erich | 2, 5 | Bauer aus Büttenwarder |
Veit Stübner | Dr. Rufus Kloppstedt | 21, 22 | Arzt im weitesten Sinne |
Stephan Bieker | Martin Meyer-Schönbiehl | 45, 48–50, 53 | Neffe von Schönbiehl |
Jürgen Uter | Günther Griem | 56–57, 60, 63–98 | Klingsiehls stinkreicher Bürgermeister (von Folge 63–98 Bürgermeister von Büttenwarder) |
Dirk Martens | Jürgen Seute | 58, 64–98 | angeheirateter Schwippschwager von Adsche (von Folge 64–94 mit Friseursalon in Büttenwarder, in Folge 98 zum Bürgermeister gewählt) |
Leonard Seyd | Manuel | 72, 76, 82, 87, 95 | Sohn von Gerlindes Tochter, als deren Vater sich Adsche und Brakelmann zunächst gleichermaßen halten, so dass er zwei Opas hat |
Lotte Tscharntke | Fiona Merz | 76, 87 | Freundin von Manuel |
Andrea Lüdke | Heidi Merz | 76 | Mutter von Fiona |
Anica Dobra | Gerlinde Kötenbröck | 87 | Jugendliebe von Adsche und Brakelmann sowie Adsches unsterblicher Traum |
Axel Milberg | Hajo Narkmeyer | 80–82, 88, 90, 93 | Alter Bekannter aus Adsches Jugendtagen |
Zoe Holch | Fine | 80, 88, 90, 93–94, 96, 98 | Tochter von Hajo Narkmeyer |
Lena Schmidtke | Karla Altmann | 91, 94 | Zimmermannsgesellin, hat das Grundstück von Adsches Geburtshaus gepachtet |
Suzanne von Borsody | Ylvie Tönnsen | 94, 96–98 | Adsches Schwester |
Episoden
Produktion
Gedreht wurde die Serie im Kreis Stormarn (Schleswig-Holstein) und Umgebung. Die Gaststätte Unter den Linden, in der Serie Dorfkrug genannt, steht in Grönwohld (Position ). Sie ist in Betrieb, auch Lütt un Lütt, das Standardgetränk der Serie, steht dort auf der Karte. Nicht weit davon, in Granderheide, liegt der Drehort für Brakelmanns Hof (Position ). Er ist privater Wohnsitz.
Seit der 63. Folge wurde auch in dem Ort Grove im Kreis Herzogtum Lauenburg gedreht. Als Friseursalon Erika Primatzki wurde der Gemeinschaftsraum der Freiwilligen Feuerwehr in der Alten Dorfschule hergerichtet. Weitere Außenaufnahmen wurden in Grove gedreht. Eine NDR-Dokumentation Frisch geföhnt wurde dazu erstellt und 2015 erstmals ausgestrahlt.
2021 wurde entschieden, die Serie einzustellen.[3] Die vier Finalfolgen wurden zum Jahresende 2021 ausgestrahlt. Nach dem Tod Jan Fedders 2019, der in Folge 92 Der Tod ist ein sturer Arsch thematisiert wird, entschloss sich Peter Heinrich Brix zum Ausstieg.[4]
Büttenwarder op Platt
Die einzelnen Folgen werden zunächst alle auf Hochdeutsch produziert und anschließend im Studio von denselben Darstellern nochmals auf Plattdeutsch synchronisiert. Die Übersetzung ins Niederdeutsche erfolgt durch Peter Nissen und Hartmut Cyriacks. Die Ausstrahlung der Geschichten erfolgt meistens zuerst auf Hochdeutsch und später als Büttenwarder op Platt.
Fernsehausstrahlungen und DVD-Veröffentlichungen
Die erste Episode UFOs über Büttenwarder wurde am 26. Dezember 1997 vom NDR Fernsehen im Rahmen Heimatgeschichten (diese Reihe läuft seit Anfang der 1990er Jahre) ab 22:25 Uhr im NDR gezeigt. Am 26. Dezember 1999 liefen abends zwei weitere neue Episoden aus der Reihe Heimatgeschichten (Liebesnacht in Büttenwarder sowie Wahlkampf in Büttenwarder). 2001 wurden sie in die Serie Neues aus Büttenwarder integriert.
Die ersten acht Folgen (drei alte, fünf neue), beginnend mit Der Bär steppt – nun unter dem Serientitel Neues aus Büttenwarder – wurden ab dem 16. Januar 2001 wöchentlich dienstags im Ersten ausgestrahlt; weitere Folgen kamen ab 2004 in unregelmäßigen Abständen hinzu. Als eigene Serie im Hauptabendprogramm (21:05 Uhr) des Ersten fehlte den Folgen die erforderliche Sehbeteiligung; Wiederholungen auf N3 erwiesen sich hingegen als sehr populär.
Von Neues aus Büttenwarder gibt es 98 Folgen; die letzten Episoden wurden über die Weihnachtsfeiertage 2021 gesendet. Ab 8. Januar 2022 wird die komplette Serie samstags um 17:35 Uhr im NDR wiederholt.[5]
Seit dem 28. September 2006 wurden nach und nach alle Episoden auch auf DVD (73 Folgen zuzüglich Bonusmaterial wie Dokumentationen, Specials usw. auf 22 DVDs) herausgebracht. Diese DVD-Ausgaben enthalten beide Sprachversionen und sind seit dem 7. Dezember 2012 auch als DVD-Box (14 DVDs) erhältlich.
Seit 2011 werden für die Folgen auch Hörfilmfassungen hergestellt und gesendet. 2015 erhielt das Videoalbum Neues aus Büttenwarder eine Goldene Schallplatte (Deutschland: Comedy-Award).[6]
Talentsuche
Zur weiteren Steigerung der Zuschauerbindung veranstaltete der NDR Anfang 2010 ein Casting über YouTube. Dort konnten die Teilnehmer eigens gedrehte Videos mit ihren ganz speziellen Talenten einsenden. Über 330 Videoeinsendungen erreichten den NDR. Die 20 besten Videos wurden durch eine Jury ausgewählt und standen zur Abstimmung bereit.[7] Nach der Abstimmung fand ein finales Casting mit fünf Verbliebenen im Dorfkrug statt. Der Gewinner erhielt eine Gastrolle in der Folge War wohl Mord. Beim Casting wurde von Jan Fedder spontan ein weiterer Gastauftritt für den zweiten Sieger vergeben.
15 Jahre Neues aus Büttenwarder
Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 15. Geburtstag tourte die Serie mit einer eigens dafür konzipierten Kinorolle durch vier norddeutsche Städte. Im Kino waren die Folgen Schmerzensgeld, Guten Appetit und Schafwölkchen sowie Ausschnitte der Doku 15 Jahre – 15 Fragen zu sehen.
Brixi – mich gibt's nur zweimal
Aus Anlass des 60. Geburtstags von Peter Heinrich Brix entstand diese kleine Sonderfolge, in der der Schauspieler träumt, er wäre auf dem Weg zum Set. Dort trifft er auf fast alle Figuren der Serie, auch den von ihm gespielten Adsche Tönnsen, die ihn aber nicht erkennen – Fiktion in der Fiktion mit Hintergrundinformationen zur Serie.
Siehe auch
Literatur
- Norbert Eberlein, Ulfert Becker: Zu Besuch in Büttenwarder: Leute, Landschaft, Lütt & Lütt. Edel-Verlag 2009, ISBN 978-3-941378-31-5.
- Norbert Eberlein: Gedeck, doppelt! – Neues aus Büttenwarder. Rowohlt, Reinbek 2012, ISBN 978-3-499-62820-7.
- Ulfert Becker: Wiedersehen in Büttenwarder: Mehr Leute, mehr Landschaft, noch mehr Lütt & Lütt. Edel-Verlag 2013, ISBN 978-3-8419-0237-5.
Weblinks
- Neues aus Büttenwarder in der Internet Movie Database (englisch)
- Offizielle Website
- Hochdeutsch nur im Notfall, welt.de, abgerufen am 9. Dezember 2017
Einzelnachweise
- ndr.de: Neues aus Büttenwarder – „UFOs“ (Memento vom 7. August 2010 im Internet Archive)
- Ufos über Büttenwarder bei fernsehserien.de, abgerufen am 19. Dezember 2017.
- NDR: NDR nimmt Abschied von Serie „Neues aus Büttenwarder“. Abgerufen am 16. August 2021.
- Aus für "Neues aus Büttenwarder": NDR beendet Serie nach Ausstieg von Peter Heinrich Brix. Abgerufen am 28. Dezember 2021.
- https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/neues_aus_buettenwarder/index.html (unter Sendetermine)
- Gold-/Platin-Datenbank des Bundesverbandes Musikindustrie, 8. November 2015
- Archivierte Kopie (Memento vom 28. März 2010 im Internet Archive)