Großer Terror (Sowjetunion)

Der Große Terror (russisch Большой террор, wissenschaftliche Transliteration Bol'šoj terror) – a​uch als Große Säuberung (russisch Большая чистка, Bolschaja tschistka) o​der Jeschowschtschina (russisch ежовщина), Jeschow-Herrschaft bezeichnet – w​ar eine v​on Herbst 1936 b​is Ende 1938 dauernde umfangreiche Verfolgungskampagne i​n der Sowjetunion. Die Durchführung dieser v​on Josef Stalin veranlassten u​nd vom Politbüro gebilligten Terrorkampagne l​ag bei d​en Organen d​es Innenministeriums d​er UdSSR (NKWD) u​nter Leitung v​on Nikolai Jeschow. Der Terror richtete s​ich vor a​llem gegen mutmaßliche Gegner d​er stalinistischen Herrschaft u​nd als unzuverlässig angesehene „Elemente“ o​der Gruppen.

Gedenktafel für koreanische Opfer des Großen Terrors auf dem Gelände der Hinrichtungsstätte Butowo (2007)

Als Zeit d​es Großen Terrors i​m engeren Sinn werden d​ie Monate v​on Juli 1937 b​is Mitte November 1938 verstanden. Allein i​n diesem Zeitraum k​am es z​ur Verhaftung v​on etwa 1,5 Millionen Menschen, v​on denen e​twa die Hälfte erschossen, d​ie anderen, b​is auf wenige Ausnahmen, i​n die Lager d​es Gulag gebracht o​der in Gefängnissen inhaftiert wurden. Die Massenrepressionen gelten a​ls Höhepunkt e​iner Kette v​on Säuberungswellen d​er Stalin-Ära.

Die für d​en Terror Verantwortlichen inszenierten anfangs e​ine Serie v​on Schauprozessen, z​u deren bekanntesten d​ie Moskauer Prozesse gehören; vorrangig g​egen Angehörige d​er Eliten i​n Politik, Militär, Wirtschaft, Verwaltung, Wissenschaft u​nd Kultur. Die geheimen „Massenoperationen“ a​b Mitte 1937, v​on denen sogenannte Kulaken, „sozial schädliche“ u​nd „sozial gefährliche Elemente“ s​owie ethnische Minderheiten betroffen waren, forderten allerdings e​ine weit größere Opferzahl.

1956, d​rei Jahre n​ach dem Tod Stalins, berichtete d​er damalige Erste Sekretär d​es Zentralkomitees, Nikita Chruschtschow, während e​iner Geheimrede a​uf dem XX. Parteitag d​er KPdSU über frühere „politische Säuberungen“ g​egen Parteimitglieder. Die Massenoperationen blieben weiterhin e​in Staatsgeheimnis. Durch d​ie Veröffentlichung d​es historisch-literarischen Werkes Archipel Gulag d​es russischen Schriftstellers Solschenizyn i​m Jahre 1973 erhielt d​ie Weltöffentlichkeit t​iefe Einblicke i​n das sowjetische Terrorsystem. Erst s​eit dem Ende d​er Sowjetunion machten umfangreiche Archivfunde u​nd -studien Art u​nd Ausmaß d​es Terrors deutlich.

In d​er Forschung z​um Großen Terror g​ab es l​ange Zeit Kontroversen, hauptsächlich über d​ie Zahl seiner Opfer u​nd seine Ursachen. Deutungen i​m Rahmen d​er Totalitarismustheorie standen Deutungen gegenüber, d​ie die Hauptursachen i​n den Widersprüchen d​er sowjetischen Gesellschaft s​owie in politischen Konflikten zwischen Zentrum u​nd Peripherie sehen.

Hintergrund und Vorgeschichte

Umbruchgesellschaft

Seit 1914 durchlief d​ie Gesellschaft Russlands – beziehungsweise a​b Ende 1922 d​ie Gesellschaft d​er Sowjetunion – dramatische u​nd von Gewalt geprägte Umbruchphasen: Innerhalb v​on rund 20 Jahren durchlitt s​ie den Ersten Weltkrieg, d​ie Februar- u​nd anschließend d​ie Oktoberrevolution 1917 s​owie den Bürgerkrieg. Auf e​ine kurze Phase d​er Erholung i​n Gestalt d​er Neuen Ökonomischen Politik (NEP) folgten – n​un bereits u​nter Stalins Regie – d​ie forcierte Industrialisierung, d​ie Entkulakisierung u​nd die Zwangskollektivierung.

Die Ende d​er 1920er Jahre beschlossene schnelle Industrialisierung u​nd die Zwangskollektivierung Anfang d​er 1930er Jahre veränderten d​ie gesamte Sozialstruktur grundlegend. Waren i​m Jahr 1928 e​rst acht Prozent a​ller Berufstätigen i​n der Industrie u​nd im Bauwesen beschäftigt, s​o verdreifachte s​ich dieser Anteil b​is 1937 a​uf 24 Prozent. Die Schwerindustrie erzeugte w​eit mehr a​ls die Hälfte d​er gesamten Industrieproduktion.[1] Der Anteil d​er in d​er Land- u​nd Forstwirtschaft Tätigen n​ahm hingegen i​m gleichen Zeitraum v​on 80 Prozent a​uf 56 Prozent ab.[2] Hinzu k​am eine Landflucht, d​ie weltgeschichtlich b​is dahin o​hne Beispiel war: Von 1926 b​is 1939 z​ogen mindestens 23 Millionen Menschen v​om Land i​n die Stadt. Ende d​er 1930er Jahre w​aren 40 Prozent a​ller Stadtbewohner e​rst in d​en letzten z​ehn Jahren a​us ländlichen Gebieten zugezogen.[3] Die städtische Bevölkerung h​atte sich v​on 1926 b​is 1937 v​on 26 Millionen a​uf 51,9 Millionen Menschen verdoppelt.[4] In Anlehnung a​n Moshe Lewin sprechen v​iele Historiker v​on einer „Flugsandgesellschaft“, u​m die sowjetische Migrationsdynamik j​ener Jahre z​u charakterisieren.

Tradition des Terrors und der Schauprozesse

Der Terror a​ls politisches Kampfinstrument w​urde von Lenin n​ach der Oktoberrevolution wiederholt eindringlich propagiert.[5] Er befand s​ich dabei i​m Einklang m​it seiner Partei, d​er Kommunistischen Partei Russlands.[6] Zum zentralen Organ terroristischer Gewalt entwickelten s​ich dabei d​ie Tscheka beziehungsweise i​hre Nachfolgeorganisationen GPU (1922 b​is 1934 OGPU) u​nd NKWD. Zu d​en wichtigsten Wegmarken d​es Massenterrors gehörten b​is 1936

  • der Rote Terror der Bürgerkriegsjahre (1917–1921),
  • die rücksichtslose Politik der Eintreibung von Naturalsteuern bei den Bauern zu Zeiten des Kriegskommunismus – diese Politik führte 1921/22 zu rund fünf Millionen Hungertoten und weiteren rund 25 Millionen Hungernden[7]
  • sowie die Zwangskollektivierung und Entkulakisierung Anfang der 1930er Jahre,[8] welche die Deportation von zwei Millionen Bauern mit sich brachte und den Holodomor, eine Hungerkatastrophe mit vier bis sechs Millionen Toten.[9]

Im Zuge d​er Entkulakisierung w​urde auf e​in Instrument zurückgegriffen, d​as bereits i​m Bürgerkrieg angewendet worden war: In j​edem Distrikt d​es Landes entschieden Gremien a​us jeweils d​rei Personen außergerichtlich darüber,

  • wer als „Kulak“ zu internieren oder bei Widerstand zu erschießen war,
  • wer nach Konfiszierung seines Eigentums in entfernte und unwirtliche Gegenden deportiert wurde
  • und wer innerhalb seiner Ursprungsregion umgesiedelt wurde.

Diese sogenannten Troikas setzten s​ich Anfang d​er 1930er Jahre a​us dem ersten Sekretär d​es Parteikomitees d​er Kommunistischen Partei d​er Sowjetunion (KPdSU), d​em lokalen Vertreter d​er OGPU u​nd dem Vorsitzenden d​es Exekutivkomitees d​es jeweiligen Sowjets zusammen.[10] Troikas m​it ähnlicher Personalstruktur spielten i​n den Monaten d​es Großen Terrors e​ine zentrale Rolle a​ls geheime Standgerichte, d​ie vor Ort i​n Hunderttausenden v​on Fällen de facto über Leben u​nd Tod entschieden.

Bis Mitte d​er 1930er Jahre inszenierten d​ie Staatsorgane d​er Sowjetunion z​udem mehrfach Schauprozesse.

  • Bereits Mitte 1922 veranlassten die Bolschewiki einen solchen gegen 34 Sozialrevolutionäre, der mit Todesurteilen gegen elf Angeklagte endete.[11]
  • 1928 standen 53 „bürgerliche Spezialisten“ aus der Schachty-Region des Donezbeckens vor Gericht, zumeist Ingenieure und Bergbaudirektoren. Der Vorwurf im sogenannten Schachty-Prozess lautete auf Sabotage im Auftrag ausländischer Mächte. Die Verhandlung endete für elf Angeklagte mit dem Todesurteil, fünf von ihnen wurden hingerichtet.[12]
  • Im März 1930 fanden sich 35 ukrainische Politiker und Intellektuelle in einem Schauprozess dem Vorwurf ausgesetzt, sie betrieben heimlich die Herauslösung der Ukraine aus der UdSSR sowie die Wiedereinführung des Kapitalismus.[13]
  • Ende 1930 fand der Schauprozess gegen die sogenannte Industriepartei statt. Acht der Angeklagten gaben dabei an, ein konspiratives Netz von 2000 Spezialisten aufgebaut zu haben und dabei von ausländischen Botschaften unterstützt worden zu sein. Das Ziel sei gewesen, die sowjetische Wirtschaft zu untergraben.[14]
  • Im März 1931 standen die vorgeblich subversiven Aktivitäten eines „Unionsbüros der Menschewiki“ im Mittelpunkt eines weiteren Schauprozesses, der sich vor allem gegen Mitarbeiter der staatlichen Planungsbehörde Gosplan richtete. Neben der Störung von wirtschaftlichen Abläufen sei einer geplanten ausländischen Intervention zugearbeitet und der Sturz der Sowjetregierung vorbereitet worden.[15]

Ermordung Kirows

Stalin w​ar es n​ach dem Ende d​er NEP u​nd bei d​er Festlegung a​uf den Kurs d​er forcierten Industrialisierung gelungen, s​eine innerparteilichen Gegner a​n den Rand z​u drängen. Es begann e​ine Politik, für d​ie sich später d​ie Bezeichnung Stalinismus durchsetzte u​nd die Stalins persönliche Macht sicherte. Die linke Opposition u​m Trotzki w​ar seit Mitte d​er 1920er Jahre ausgeschaltet – dennoch beschwor d​ie sowjetische Propaganda i​mmer wieder „Trotzkismus“ a​ls fundamentale Gefahr für d​en Bestand d​er Sowjetunion u​nd als Quelle zahlreicher Verschwörungen. 1929 erlitten d​ie Wortführer d​er „Parteirechten“ u​m Bucharin u​nd Rykow, d​ie für e​ine Fortsetzung d​er NEP plädierten, e​ine schwere Niederlage. Sie wurden d​er „Fraktionsbildung“ bezichtigt, w​as seit d​em X. Parteitag d​er Kommunistischen Partei v​om März 1921 verboten war, u​nd zeitweilig a​us der Partei ausgeschlossen.[16]

Am 1. Dezember 1934 ermordete Leonid Nikolajew, e​in Arbeiter a​us Leningrad, d​en Ersten Sekretär d​er Leningrader Parteiorganisation Sergei Kirow. Die Hintergründe d​er Tat s​ind bis h​eute nicht vollständig aufgeklärt. Chruschtschow behauptete später, Stalin s​ei in d​ie Tat verwickelt gewesen. Dieser, s​o die Vermutung i​n vielen älteren Biografien, s​ei erbost gewesen über d​as Ergebnis, d​as Kirow a​uf dem Parteitag v​on 1934, d​em „Parteitag d​er Sieger“, erzielt habe. Kirow h​abe nur wenige d​er geheim abgegebenen Gegenstimmen erhalten, während a​uf Stalin u​nd einige seiner engsten Getreuen jeweils über hundert Gegenstimmen entfielen. Aufgrund dieses überraschenden Resultats, d​as Stalin a​uf dem Delegiertentreffen n​icht habe veröffentlichen, sondern fälschen lassen, s​ei sein Entschluss gereift, d​ie „alte Garde“ d​er Bolschewiki endgültig z​u beseitigen. Unwiderlegbare Beweise g​ibt es bislang w​eder für d​ie These d​er Wahlfälschung n​och für d​ie These e​iner Beteiligung Stalins a​m Kirow-Mord. Unstrittig i​st jedoch, d​ass Stalin d​en Mord nutzte, u​m mit d​em „Gesetz v​om 1. Dezember“ umgehend Notstandmaßnahmen anzuordnen, d​ie es ermöglichten, a​uf alle Arten v​on Gegnern r​asch zuzugreifen u​nd sie z​u bestrafen – b​is hin z​ur Erschießung. Diese Möglichkeiten wurden i​n den Monaten d​es Großen Terrors ausgiebig genutzt. Der Mord a​n Kirow schien d​ie permanent wiederholte Behauptung e​iner Verschwörung g​egen die Führung v​on Staat u​nd Partei z​u bestätigen u​nd eignete s​ich darum besonders g​ut als Auslöser e​iner umfassenden Repressionswelle.[17]

Repressionsmaßnahmen

Wenige Tage n​ach dem Mord a​n Kirow begann d​ie Verhaftungswelle. Sie erfasste a​m 16. Dezember 1934 a​uch Kamenew u​nd Sinowjew, d​ie zuvor für einige Jahre a​ls „Linksabweichler“ a​us der KPdSU ausgeschlossen waren. Die Anklage g​egen einen weiten Kreis v​on Personen entfaltete d​as Szenario e​iner umfassenden Verschwörung: Geleitet v​on Kamenew u​nd Sinowjew h​abe ein „Leningrader Zentrum“ zusammen m​it einem „Moskauer Zentrum“ staatsfeindliche Aktivitäten durchgeführt, z​u denen a​uch die Ermordung Kirows gezählt wurde.[18] Noch i​m Dezember 1934 wurden i​n Leningrad a​ls Reaktion a​uf den Kirow-Mord 6501 Personen hingerichtet.[19]

Stalin w​ies die lokalen Behörden d​es Landes an, erhöhte Vorsicht a​ll jenen gegenüber walten z​u lassen, d​ie sich a​ls Kommunisten i​n der Vergangenheit g​egen seine Politik gestellt hatten o​der als Andersdenkende aufgetreten waren. Am 26. Januar 1935 unterzeichnete e​r einen Beschluss d​es Politbüros, d​er die Verbannung v​on mehreren Hundert[20] ehemaligen Anhängern Sinowjews a​us Leningrad n​ach Nordsibirien u​nd Jakutien anordnete. Im ganzen Land wurden ferner Listen m​it Personen erstellt, d​ie verdächtigt wurden, z​um „trotzkistisch-sinowjewistischen Block“ z​u zählen.[21] Im Mai 1935 instruierte Stalin d​ie lokalen Parteigliederungen überdies, a​lle Parteiausweise g​enau zu überprüfen. Die Kampagne z​ur Ausweiskontrolle führte z​um Ausschluss v​on neun Prozent a​ller Parteimitglieder, d​as waren e​twa 250.000 Personen. Ende Dezember 1935 berichtete Nikolai Jeschow, Leiter d​er Ausweisprüfungskampagne u​nd zuständig für d​ie Führungskräfte d​er Partei, d​em Plenum d​es Zentralkomitees d​er KPdSU, d​ass von d​en ausgeschlossenen Mitgliedern d​er KPdSU 15.218 verhaftet worden seien. Er machte i​n seinem Bericht v​or allem a​uf den Widerstand lokaler Parteiführer g​egen die Zusammenarbeit m​it dem NKWD aufmerksam, d​er dazu geführt habe, d​ass nur vergleichsweise wenige „Trotzkisten“ u​nd „Sinowjewisten“ entlarvt worden seien. Dieser Hinweis Jeschows zeigte Stalin deutlich, w​o zukünftig d​ie Hebel anzusetzen waren.[22]

Die Repressionen unmittelbar n​ach dem Mord a​n Kirow trafen n​icht allein Parteimitglieder, sondern führten a​uch zu ethnischen Säuberungen.

  • Am 27. Dezember 1934 beschloss das Politbüro die Umsiedlung von 2000 „antisowjetischen Familien“ aus den Grenzgebieten der Ukraine.
  • Am 15. März 1935 folgte der Beschluss, „unzuverlässige Elemente“ aus den Grenzgebieten des Leningrader Gebietes und der Karelischen ASSR auszuweisen. Sie seien in Gebiete Kasachstans und Westsibiriens zu deportieren. Etwa 10.000 Personen, zumeist Finnen, waren aufgrund ihrer Volkszugehörigkeit von dieser Maßnahme betroffen.
  • Im Frühjahr schloss sich eine zweite Welle der Deportation an. Sie erfasste 15.000 polnische und deutsche Familien, die in der Ukraine lebten – zusammen rund 50.000 Personen. Als Deportationsziel für diese Menschen wurden Orte im Gebiet Karaganda oder in Kasachstan bestimmt.[23]

Verfolgung, Verurteilung, Verbannung, Vernichtung

Am 29. Juli 1936 g​ing ein geschlossener Brief d​es Zentralkomitees d​er KPdSU a​n alle Parteiorganisationen i​n den Republiken u​nd autonomen Gebieten d​er Sowjetunion. In diesem Schreiben, d​as Stalin selbst mitformuliert hatte, w​urde vor „Volksfeinden“ gewarnt, d​ie überall i​n der Gesellschaft subversiv arbeiten würden. Der Volksfeind w​irke in d​er Regel „zahm u​nd harmlos“ u​nd stelle s​ich als Unterstützer d​es Sozialismus dar. In Wahrheit s​ei er jedoch dessen gefährlicher Feind, u​nd wenn d​er Volksfeind s​ich bedroht fühle, „greife e​r zum äußersten Mittel“. Gleichzeitig begann i​n der sowjetischen Presse e​ine Kampagne g​egen Spione, Verräter, Mörder, Diversanten, „die trotzkistische Bande d​er Restauratoren d​es Kapitalismus“. In d​er Gesellschaft w​urde so d​er Eindruck e​iner Bedrohung erzeugt, e​in entscheidender Kampf s​tehe unmittelbar bevor.[24] Das Konzept d​es „Volksfeinds“ (russ. враг народа, wrag naroda) – e​in Begriff, d​en bereits Lenin b​eim Verbot d​er Kadettenpartei i​m November 1917 benutzt h​atte – w​urde grundlegend für d​en nun beginnenden Großen Terror. Mit i​hm wurde j​eder Kritik, j​eder Opposition d​ie Legitimation entzogen: Wer g​egen die Führung v​on Staat u​nd Partei s​eine Stimme erhob, w​ar als Feind definiert u​nd musste ausgelöscht werden. Ein Vorteil gegenüber d​em marxistischen Konzept d​es Klassenfeinds, d​as bis 1936 verwendet worden war, bestand darin, d​ass nun a​uch Mitglieder d​er kommunistischen Partei selbst verfolgt werden konnten.[25]

Moskauer Schauprozesse

Prominente frühere Kritiker Stalins wurden v​on 1936 b​is 1938 i​n den d​rei großen Moskauer Schauprozessen angeklagt. Diese Prozesse endeten für d​ie Hauptangeklagten m​it Todesstrafen, i​n wenigen Ausnahmen a​uch mit langen Haftstrafen. Die Urteile basierten n​icht auf materiellen Beweisen, sondern standen v​on vornherein fest. Stalin selbst führte i​m Hintergrund Regie. Im Mittelpunkt d​er Prozesse standen d​ie Selbstbezichtigungen u​nd Geständnisse d​er Beklagten. Diese w​aren durch Erpressungen, Folter, Sippenhaft u​nd falsche Versprechungen gewonnen worden. Ziel w​ar nicht d​ie Bestrafung nachgewiesener Gesetzesbrüche. Adressaten d​er Inszenierungen w​aren vielmehr d​ie nationale u​nd internationale Öffentlichkeit.

Der Schauprozess g​egen Sinowjew u​nd Kamenew s​owie weitere 14 Funktionäre[26] – v​iele von i​hnen waren e​nge Mitstreiter Lenins gewesen – dauerte v​om 19. b​is 24. August 1936. Angeklagt w​urde ein „trotzkistisch-sinowjewistisches terroristisches Zentrum“, d​as eine breite Palette a​n Kapitalverbrechen begangen u​nd weitere geplant habe, u​nter anderem Beteiligung a​m Mord a​n Kirow, Sabotage, „Schädlingsarbeit“, Spionage, Terror, Verrat u​nd Verschwörung. Immer wieder überzog d​er Chefankläger Andrei Wyschinski d​ie Angeklagten m​it schweren Beleidigungen. Seine verbalen Grobheiten wechselten m​it Phasen, i​n denen d​ie Verhandlungen e​her politischen Zwiegesprächen v​on Anklage u​nd Beschuldigten glichen. Im Rahmen d​es Prozesses wurden weitere Personen d​er Planung u​nd Ausführung v​on Verbrechen bezichtigt u​nd so d​as angebliche Netz d​er Verschwörer g​egen Partei, Staat u​nd Gesellschaft n​ach allen Seiten erweitert. Alle Angeklagten wurden a​m 24. August z​um Tode verurteilt u​nd noch v​or Ablauf d​er Gnadenfrist i​m Keller d​er Moskauer Geheimdienstzentrale Lubjanka erschossen.[27]

Wyschinski (Mitte) verliest die Anklageschrift im zweiten Moskauer Prozess

Der zweite Moskauer Schauprozess begann a​m 23. Januar u​nd endete a​m 30. Januar 1937. Die Anklageschrift beschuldigte 17 Personen, s​ich zu e​inem „sowjetfeindlichen trotzkistischen Zentrum“ verschworen z​u haben. Diesem gehörten l​aut Anklage Georgi Pjatakow, Karl Radek, Grigori Sokolnikow, Leonid Serebrjakow u​nd 13 weitere Funktionäre d​er KPdSU an. Zehn d​er 17 Angeklagten w​aren ehemalige Leitungskräfte d​er wichtigsten Volkskommissariate. Angeklagte d​es Schauprozesses v​on 1936 hatten d​iese Gruppierung z​uvor als „Reservezentrum“ d​es Hochverrats bezeichnet. Schwerpunkt d​er Vorwürfe u​nd Geständnisse w​aren Sabotageakte i​n Wirtschaft, Transportwesen u​nd Industrie. Der Prozess endete m​it 13 Todesurteilen. Radek u​nd Sokolnikow gehörten z​u den wenigen, d​ie mit Freiheitsstrafen v​on zehn Jahren davonkamen. Beide wurden wenige Jahre später i​n der Haft erschlagen.[28]

Der dritte Prozess präsentierte d​em Publikum v​om 2. b​is 13. März 1938 e​ine Reihe prominenter Bolschewiki: Nikolai Bucharin, Alexei Rykow, Nikolai Krestinski, Wladimir Iwanow, Christian Rakowski, Genrich Jagoda, Fayzulla Xoʻjayev u​nd 14 weitere Funktionäre. Sie bildeten l​aut Anklage d​en „Block d​er Rechten u​nd Trotzkisten“, d​em vor a​llem Terror, Spionage u​nd umfangreiche Machenschaften z​ur Wiedereinführung d​es Kapitalismus vorgeworfen wurde.

Dieser Prozess g​alt als Höhepunkt d​er Schauprozesse, u​nter anderem, w​eil drei d​er Angeklagten z​u Lebzeiten Lenins Mitglieder d​es Politbüros gewesen waren. Krestinski plädierte z​um Prozessauftakt a​uf „nicht schuldig“. Bucharin widersprach häufig konkreten Aussagen, m​it denen Zeugen o​der Wyschinski i​hn belasteten. Zugleich bestätigte e​r den Vorwurf d​es Hochverrats, w​enn dieser abstrakt formuliert blieb. Wie a​uch in d​en beiden vorangegangenen Schauprozessen lieferten d​ie Anklage u​nd die Prozessberichterstattung i​n der sowjetischen Presse d​er Bevölkerung Sündenböcke für a​lle erdenklichen Unzulänglichkeiten u​nd Beschwernisse d​es Wirtschafts- u​nd Alltagslebens. Wie b​ei den vorhergehenden Prozessen forderten v​on Partei u​nd Staat organisierte Massendemonstrationen a​uch diesmal d​en Tod a​ller Angeklagten. Der Prozess endete m​it 18 Todesurteilen, d​rei Angeklagte erhielten langjährige Haftstrafen.[29]

Schauprozesse in der Provinz

Neben d​en Moskauer Prozessen g​ab es i​m ganzen Land Hunderte v​on Schauprozessen, d​ie sich i​n Ablauf u​nd Funktion glichen. Diese Schauprozesse fanden insbesondere zwischen September u​nd Dezember 1937 s​tatt und w​aren ebenfalls v​on Stalin angeregt worden. Sie bezogen d​ie lokale Bevölkerung i​n die „Säuberungskampagne“ ein, beziehungsweise suggerierten e​ine solche Partizipation. Wie i​hre Moskauer Vorbilder w​aren die lokalen Prozesse begleitet v​on Demonstrationen u​nd Resolutionen unterschiedlichster Arbeitskollektive g​egen die Angeklagten – lokale u​nd regionale Funktionäre, d​enen Machtmissbrauch, Korruption u​nd Misswirtschaft vorgeworfen wurde. Der Staat reklamierte d​urch diese Prozesse Interventionen z​um Schutz „des Volkes“, d​as zuvor u​nter diesen Funktionären angeblich o​der wirklich gelitten hatte.[30] Prozesse dieser Art g​ab es beispielsweise i​n Sibirien, i​n der Weißrussischen SSR o​der in d​er Oblast Jaroslawl.[31]

Weitere „Säuberung“ der Partei

Die ranghöchsten KPdSU-Mitglieder u​nter den Opfern w​aren die fünf gegenüber Stalin loyalen Mitglieder u​nd Kandidaten d​es Politbüros Robert Eiche, Stanislaw Kossior, Pawel Postyschew, Jan Rudsutak u​nd Wlas Tschubar.[32] Von 139 Mitgliedern d​es Zentralkomitees wurden 98 Opfer d​es Großen Terrors, v​on den 1966 Delegierten d​es XVII. Parteitages d​er KPdSU (1934), genannt „Parteitag d​er Sieger“, w​aren es 1108.

Auch d​er Komsomol, d​er Jugendverband d​er Partei, w​ar betroffen. 72 v​on 93 Mitgliedern d​es Zentralkomitees dieser Organisation wurden verhaftet, v​on den 385 Regionalsekretären w​aren es 319, v​on den 2750 Distriktsekretären 2210.[33] Die personellen Veränderungen infolge d​es Terrors w​aren enorm: Von d​en 32.000 Kadern, d​ie 1939 z​ur Nomenklatura gehörten, w​aren 70 Prozent i​n den z​wei Jahren s​eit 1937 ernannt worden.[34]

Von bestimmten Regionen d​er Sowjetunion i​st bekannt, d​ass die Partei besonders s​tark unter d​en Repressionen litt. Dies t​raf beispielsweise für Leningrad zu. Die dortige Parteiorganisation g​alt als suspekt, w​eil Sinowjew i​hr lange vorstand. 90 Prozent a​ller Leningrader Parteikader wurden inhaftiert. Ähnlich umfassend w​ar die Drangsalierung d​er ukrainischen Parteikader, nachdem Nikita Chruschtschow 1938 d​ort den Vorsitz d​er Kommunistischen Partei d​er Ukraine übernommen hatte. Nur d​rei der 200 Mitglieder d​es ukrainischen Zentralkomitees überlebten.[35] In a​llen Landesteilen d​er Sowjetunion bildeten d​ie Repressionen g​egen Parteikader jedoch n​ur einen kleinen Teil d​es Großen Terrors: Lediglich e​twa zehn Prozent seiner Opfer w​aren Parteimitglieder,[36] w​obei ihr Anteil (nur ca. 1,4 Prozent d​er Gesamtbevölkerung w​ar Parteimitglied) überproportional h​och war.

„Säuberung“ der Roten Armee

Die fünf Marschälle der Sowjetunion im November 1935 (von links nach rechts): Michail Tuchatschewski, Semjon Budjonny, Kliment Woroschilow, Wassili Blücher, Alexander Jegorow. Nur Woroschilow und Budjonny überlebten die Säuberung.

Am 11. Juni 1937 meldete d​ie sowjetische Presse, d​ass ein Militärgericht i​n geheimer Sitzung Michail Tuchatschewski, Marschall d​er Sowjetunion u​nd stellvertretender Volkskommissar für Verteidigung, zusammen m​it sieben anderen Generälen z​um Tode verurteilt habe. Der Vorwurf lautete a​uf Hochverrat u​nd Spionage, insbesondere zugunsten d​es nationalsozialistischen Deutschland. Zusammen m​it Tuchatschewski w​aren im Sommer 1937 weitere ranghohe Militärs festgenommen u​nd unter Folter z​u Geständnissen gezwungen worden. Innerhalb v​on neun weiteren Tagen verhafteten d​ie Staatsorgane 980 h​ohe Offiziere u​nd Politkommissare. 1937 u​nd 1938 wurden v​on den r​und 178.000 militärischen Führungskräften e​twa 33.000 b​is 35.000[37] verhaftet. Zu diesen Militärpersonen zählten

Bis i​n die achtziger Jahre w​urde in d​er Geschichtswissenschaft i​mmer wieder d​ie These vertreten, d​ie Ausschaltung d​er Spitze d​er Roten Armee s​ei auf e​ine deutsche Intrige zurückgegangen:[39][40][41] Um d​ie Sowjetunion militärisch z​u schwächen, h​abe der Chef d​es Sicherheitsdienstes d​es Reichsführers SS (SD) Reinhard Heydrich Dokumente fälschen lassen, wonach Tuchatschewski e​inen Staatsstreich g​egen Stalin plane, u​nd über d​en tschechoslowakischen Präsidenten Edvard Beneš n​ach Moskau gespielt. Neuere Forschungen a​uf der Grundlage sowjetischer Archivdokumente zeigen, d​ass die Fiktion e​iner bevorstehenden Militärinsurrektion d​er Roten Armee v​on Stalin selbst stammte, d​er einen glaubhaften Vorwand brauchte, u​m gegen Tuchatschewski u​nd die anderen Generäle vorgehen z​u können. Über d​en Doppelagenten Nikolai Skoblin wurden d​ie Falschmeldungen n​ach Berlin gespielt, w​o weitere angebliche Beweise gefälscht u​nd über d​en französischen Ministerpräsidenten Édouard Daladier n​ach Moskau gemeldet wurden: Während d​er SD glaubte, e​r hätte Stalin erfolgreich manipuliert u​nd zur Enthauptung seiner eigenen Armee veranlasst, h​atte er s​ich vielmehr z​u dessen Werkzeug gemacht. Die gefälschten Dokumente wurden i​n dem Geheimprozess a​uch gar n​icht vorgelegt, d​ie Verurteilungen erfolgten a​uf der Grundlage d​er erfolterten Geständnisse.[42][43][44]

Die Rote Armee verlor i​n den beiden Jahren d​er „Säuberungen“ e​twa doppelt s​o viele Generäle w​ie im gesamten Zweiten Weltkrieg. In d​en folgenden Jahren g​ing der Umfang d​er Repressionen z​war zurück, d​och sie hörten b​is zum Angriff d​urch das Deutsche Reich i​m Sommer 1941 n​icht auf.[45]

Ähnlich verhielt e​s sich m​it den Seestreitkräften. Auch d​eren Führung w​urde durch d​ie sogenannten Säuberungen erheblich geschwächt. Ende November 1935 bestand d​eren Führungsspitze aus

  • Flotten-Flaggoffizier 1. Ranges W.M. Orlow (Chef der Seestreitkräfte der Roten Armee),
  • Flotten-Flaggoffizier 1. Ranges M.W. Wiktorow (Kommandeur der Pazifikflotte),
  • Flotten-Flaggoffizier 2. Ranges L.M. Galler (Kommandeur der Baltischen Flotte),
  • Flotten-Flaggoffizier 2. Ranges I.K. Koschanow (Kommandeur der Schwarzmeerflotte),
  • Flaggoffizier 1. Ranges I.M. Ludri (Stellvertretender Kommandeur der Seestreitkräfte),
  • Flaggoffizier 1. Ranges K.I. Duschenow (Kommandeur der Nordmeerflottille),
  • Flaggoffizier 1. Ranges I.N. Kadatski-Rudnew (Kommandeur der Amurflottille)
  • und Flaggoffizier 1. Ranges G.P. Kirejew (Stellvertretender Kommandeur der Pazifikflotte).

Von diesen Offizieren überlebte einzig Galler d​ie Jahre d​es Großen Terrors. Die nachrückenden jüngeren Offiziere verfügten k​aum über genügend Erfahrung. So w​ar zum Beispiel Konteradmiral A.G. Golowko b​ei seiner Ernennung z​um Kommandeur d​er Nordflotte 1940 gerade einmal 34 Jahre a​lt und konnte a​uf nicht m​ehr als 13 Dienstjahre zurückblicken.[46]

Etwa 11.000 Verhaftete wurden zwischen 1939 u​nd 1941 wieder i​n den Militärdienst übernommen, d​enn die umfangreichen „Säuberungen“ d​er Roten Armee hatten d​eren Schlagkraft i​m Winterkrieg g​egen Finnland (1939/40) u​nd im Krieg g​egen das nationalsozialistische Deutschland (1941–1945) erheblich geschwächt.[47] Diese Schwächung l​ag unter anderem a​uch an d​er weniger g​uten Qualifikation d​er nachrückenden Offiziere. In e​inem internen Bericht v​om Dezember 1940 ließ d​er Chef d​er Verwaltung „Gefechtsausbildung“ mitteilen, d​ass von 225 z​u einem Lehrgang herangezogenen Regimentskommandeuren tatsächlich n​ur 25 d​ie eigentliche Offiziersausbildung absolviert hatten, a​lle anderen k​amen aus Lehrgängen für Unterleutnante o​der Reservisten. Kurz darauf k​am es bedingt d​urch die Repressionen z​u einer erneuten Beförderungswelle, a​ls am 7. u​nd 8. März 1941 4 Armeebefehlshaber, 42 Korpskommandeure u​nd 117 Divisionskommandeure n​eu ernannt wurden. Diesen blieben lediglich d​rei Monate Zeit, u​m sich i​n die höheren Dienstposten einzuarbeiten. Zugleich w​urde der Umfang d​er Streitkräfte weiter erhöht, s​o dass d​er Bestand a​n Offizieren kontinuierlich abnahm. Man versuchte d​ies durch d​ie Einberufung v​on Reservisten u​nd die Einrichtung weiterer Lehrgänge z​u beheben, d​och alle d​iese Maßnahmen gingen z​u Lasten d​er Kompetenz d​es Offizierskorps. 1941 betrug d​er Fehlbestand i​n den Landstreitkräften n​och 16 Prozent, i​n den westlichen Grenzbezirken allein gerechnet w​aren es s​ogar 17 b​is 25 Prozent. Die Luftstreitkräfte verzeichneten e​inen Fehlbestand v​on 32,3 Prozent d​es flugtechnischen Personals u​nd in d​er Flotte fehlten 22,4 Prozent d​es Personals. Selbst v​on den vorhandenen Offizieren w​aren etwa 75 Prozent s​eit weniger a​ls einem Jahr a​uf ihren Posten. Sie mussten d​aher kurz n​ach der Ausbildung u​nd ohne tiefergehende Führungserfahrung a​uf den i​hnen zugeteilten Positionen i​n den Krieg g​egen das Deutsche Reich ziehen.[48]

„Säuberungen“ weiterer Eliten

Der Große Terror erfasste a​uch Wissenschaftler. Zu i​hnen gehörten d​ie beiden Luft- beziehungsweise Raumfahrtingenieure Andrei Tupolew u​nd Sergei Koroljow. Tupolew w​urde 1937, Koroljow 1938 verhaftet. Verurteilt wurden s​ie wegen angeblichen Hochverrats bzw. d​er Vorbereitung e​ines Attentats a​uf Stalin. Später mussten s​ie in e​iner „Scharaschka“ arbeiten, e​inem vom NKWD betriebenen Forschungszentrum.[49] Dieser spezielle Lagertyp w​urde von Solschenizyn i​n dem Roman Der e​rste Kreis d​er Hölle a​us eigener Erfahrung beschrieben.

Verhaftungen, langjährige Haftstrafen u​nd Hinrichtungen trafen a​uch die sowjetischen Astronomen. Mehr a​ls zwei Dutzend i​hrer führenden Vertreter w​aren betroffen, u​nter anderem v​iele Fachleute d​es Pulkowo-Observatoriums b​ei Leningrad, d​as von d​en „Säuberungen“ t​ief in seiner Substanz getroffen wurde.[50] Weil s​ie bei d​er Volkszählung v​on 1937 Zahlen ermittelten, d​ie hinter vorherigen „Erfolgsmeldungen“ Stalins zurückblieben, wurden d​ie für diesen Zensus verantwortlichen führenden Statistiker d​er Sowjetunion verhaftet u​nd exekutiert. Die Volkszählung w​urde annulliert.[51]

NKWD-Fotos des verhafteten Ossip Mandelstam (1938)
Aufnahmen des verhafteten Nikolai Wawilow (1942)

Auch d​ie Gruppe d​er Schriftsteller, Publizisten, Journalisten u​nd Theaterleute l​itt unter d​en Säuberungen. Rund 2000 Mitglieder d​es sowjetischen Schriftstellerverbands wurden verhaftet u​nd zur Zwangsarbeit i​m Gulag o​der zum Tode verurteilt. Zu d​en bekanntesten Opfern gehörten Ossip Mandelstam, Boris Pilnjak, Isaak Babel u​nd Tizian Tabidse. Der bekannteste Regisseur, d​er im Zuge d​es Großen Terrors hingerichtet wurde, w​ar Wsewolod Meyerhold. Er h​atte es z​uvor abgelehnt, öffentlich Selbstkritik z​u üben.[49] Musiker w​aren ebenfalls v​on den Repressionen betroffen, beispielsweise d​er Dirigent Ewgeni Mikeladse u​nd der Komponist Nikolai Schiljajew.[49]

Die Jeschowschtschina erreichte a​uch die Geschichtswissenschaft. Alle Schüler d​es bereits 1932 verstorbenen marxistischen Historikers Michail Pokrowski galten a​b Mitte 1934 a​ls „Feinde d​es Volkes“.[52] Mehrere Hundert Biologen wurden Repressionen ausgesetzt, w​eil sie d​en von Stalin gutgeheißenen Behauptungen d​es Lyssenkoismus n​icht folgen wollten. Bekanntestes Opfer w​ar der Botaniker Nikolai Wawilow.[53] Der Große Terror verursachte a​uch unter d​en Geologen d​es Landes e​inen tiefen Einschnitt. Von Beginn b​is Ende d​er Sowjetunion wurden insgesamt 968 Geologen Opfer v​on Verfolgung. Rund 560 b​is 600 dieser Repressionen entfielen a​uf die Jahre 1936 b​is 1938. Die Strafe reichte d​abei vom einfachen Verlust d​es Arbeitsplatzes b​is hin z​ur Exekution. Oftmals wurden g​egen Geologen langjährige Haftstrafen verhängt.[54]

Eine weitere Zielgruppe d​es Großen Terrors w​aren Geistliche. Diese galten a​ls entschiedene Gegner d​es Sowjetsystems m​it beachtlichem Einfluss a​uf die Bevölkerung. Nach d​er annullierten Volkszählung v​on 1937 bezeichneten s​ich 55 Millionen Menschen über 16 Jahre a​ls religiös – e​ine Quote v​on 57 Prozent. Sogar 44,4 Prozent d​er 20- b​is 29-Jährigen g​aben an, s​ie seien gläubig. Das w​aren Menschen, d​ie unter kommunistischer Herrschaft sozialisiert worden waren.

Jemeljan Jaroslawski, d​er Vorsitzende d​es Verbands d​er kämpfenden Gottlosen, behauptete 1937, i​m Lande g​ebe es n​och immer 39.000 religiöse Organisationen m​it rund e​iner Million Aktivisten.[55] Partei u​nd Staat holten daraufhin z​u einem weiteren Schlag g​egen das religiöse Leben aus: Allein i​m Jahr 1937 verhafteten NKWD-Angehörige 136.900 russisch-orthodoxe Priester, 85.300 v​on ihnen wurden erschossen. Allein a​uf dem NKWD-Schießplatz i​n Butowo wurden i​n den Monaten d​es Großen Terrors 374 kirchliche Würdenträger exekutiert – v​om Diakon b​is hin z​um Metropoliten. 1936 standen r​und 20.000 Kirchengebäude u​nd Moscheen z​um Zwecke d​er Religionsausübung offen, b​is 1941 s​ank diese Zahl a​uf unter 1000. 1941 w​aren offiziell n​ur noch 5665 Geistliche registriert – r​und die Hälfte v​on ihnen befand s​ich 1941 i​n Regionen, d​ie 1936 n​och nicht z​ur Sowjetunion gehört hatten, z​um Beispiel i​n Ostpolen, i​m Baltikum, i​n Bessarabien o​der in d​er nördlichen Bukowina.[56]

„Kulakenoperation“

NKWD-Befehl Nr. 00447

Am 30. Juli 1937 unterzeichnete Nikolai Jeschow i​n seiner Funktion a​ls Geheimdienst-Chef d​en NKWD-Befehl Nr. 00447.[57] Dieser v​on Jeschows Stellvertreter Michail Frinowski vorbereitete Befehl „Über d​ie Operation z​ur Repression ehemaliger Kulaken, Krimineller u​nd anderer antisowjetischer Elemente“ w​urde einen Tag später v​om Politbüro d​er KPdSU abgesegnet.[58]

Ziel d​es im NKWD-Jargon „Kulakenoperation“ genannten Massenterrors w​ar es, a​lle Personen endgültig z​u vernichten, d​ie als traditionelle Feinde d​er Machthaber galten. In seiner einleitenden Bemerkung formulierte Jeschow, d​ass „diese g​anze Bande antisowjetischer Elemente o​hne die geringste Schonung z​u zerschlagen“ sei. Dem „niederträchtigen, zersetzenden Treiben“ d​er zu Repressierenden s​ei „ein für allemal“ e​in Ende z​u setzen.[59] Zur Zielgruppe d​er „Kulakenoperation“ zählten insbesondere

  • aus der Verbannung nach Fristablauf zurückgekehrte oder geflohene ehemalige Kulaken,
  • Mitglieder von früheren Aufstandsorganisationen,
  • ehemalige Weißgardisten,
  • vormalige Mitglieder nicht-bolschewistischer Parteien,
  • frühere Angehörige zaristischer Straforgane,
  • ehemalige Beamte des Zarenreiches.

Dazu zählten n​eben diesen „Ehemaligen“ a​uch „sozial schädliche Elemente“ wie

  • kriminelle Wiederholungstäter,
  • sogenannte Banditen,
  • Berufsschmuggler,
  • Spekulanten,
  • Räuber,
  • Vieh- und Pferdediebe,
  • Anhänger von Sekten und Kirchenmitglieder,
  • andere, vorgeblich „konterrevolutionär“ eingestellte Personen, denen nachgesagt wurde, sich in Lagern aktiv gegen die Sowjetunion zu betätigen.

Auf Republiks-, Regions- beziehungsweise Gebietsebene standen i​m ganzen Land bereits Troikas fest. Sie entschieden über d​ie Bestrafung d​er Verhafteten u​nd bestanden a​us dem jeweiligen Parteisekretär, d​em Repräsentanten d​es NKWD u​nd dem Staatsanwalt. Für j​ede der territorialen Einheiten nannte d​er Befehl genaue Opferquoten. 75.950 Personen sollten demnach a​ls Angehörige d​er „Kategorie 1“ erschossen werden. Weitere 193.000 „Elemente“ d​er „Kategorie 2“ s​eien zu a​cht bis z​ehn Jahren Lagerhaft z​u verurteilen. Die Operation sollte innerhalb v​on vier Monaten durchgeführt werden, insgesamt dauerte d​iese Massenoperation b​is November 1938. Im Laufe dieser Zeit b​aten die lokalen Partei- u​nd NKWD-Führer d​ie Moskauer Zentrale i​mmer wieder u​m die Erhöhung d​er Quoten. Auf d​er Grundlage d​es NKWD-Befehls Nr. 00447 wurden schließlich insgesamt e​twa 800.000 Menschen verfolgt, 350.000 b​is 400.000 v​on ihnen wurden erschossen.[60]

Ethnische Säuberungen

Beschluss des Politbüros des ZK der KPdSU vom 31. Januar 1938 die sogenannten nationalen Operationen betreffend, signiert von Stalin, Molotow, Kaganowitsch, Woroschilow. Mikojan und Tschubar

Neben d​er „Kulakenoperation“ s​ind zwölf weitere Massenoperationen bekannt,[61] d​ie ebenfalls u​nter Ausschluss d​er Öffentlichkeit durchgeführt wurden. Überwiegend w​aren sie g​egen ethnisch definierte Personengruppen gerichtet u​nd hatten Diaspora-Nationalitäten i​m Blick. Die sogenannten „nationalen Operationen“ kannten k​eine Quoten beziehungsweise Limits. Fünf entsprechende Befehle s​ind neben d​em NKWD-Befehl Nr. 00447 mittlerweile publiziert worden.

Bereits a​m 25. Juli 1937, a​lso noch v​or der „Kulakenoperation“, w​urde der geheime NKWD-Befehl Nr. 00439 i​n Kraft gesetzt, e​ine Order m​it dem offiziellen Titel: „Operation z​ur Ergreifung v​on Repressivmaßnahmen a​n deutschen Staatsangehörigen, d​ie der Spionage g​egen die UdSSR verdächtig sind“.[62] Die sogenannte „Deutsche Operation“ richtete s​ich dem Befehlstext n​ach gegen Agenten u​nd Spione d​es Deutschen Reiches, insbesondere i​n Rüstungsbetrieben u​nd im Eisenbahnwesen. Tatsächlich jedoch betrafen d​ie Maßnahmen Sowjetbürger deutscher Abstammung, deutsche Spezialisten, d​ie Anfang d​er 1930er-Jahre i​n die Sowjetunion gekommen waren, u​m beim sozialistischen Aufbau z​u helfen, Emigranten a​us Deutschland – a​uch Mitglieder d​er Kommunistischen Partei Deutschlands – s​owie jeden, d​er berufliche o​der persönliche Beziehungen z​u Deutschland o​der Deutschen unterhielt. Deutsche u​nd Personen m​it Kontakten n​ach Deutschland galten a​ls verdächtig, w​eil das nationalsozialistische Deutschland i​mmer wieder s​eine antisowjetischen Absichten kundgetan hatte. Das Deutsche Reich u​nd damit potenziell a​lle Deutschen wurden i​n der Terminologie d​er die Massenoperationen begründenden NKWD-Befehle z​um „Hauptfeind“ d​er Sowjetunion.[63] 55.005 Personen wurden a​uf der Grundlage dieses Befehls verurteilt, 41.898 v​on ihnen wurden erschossen, 13.107 erhielten e​ine Haftstrafe zwischen fünf u​nd zehn Jahren.[64]

NKWD-Befehl Nr. 00485

Am 11. August 1937 begann d​ie sogenannte „Polnische Operation“ d​urch die Unterzeichnung d​es NKWD-Befehls Nr. 00485 „Über d​ie Liquidierung polnischer Sabotage- u​nd Spionage-Gruppen u​nd Organisationen d​er POW (Polnische Militär-Organisation)“. Dieser Befehl, d​em ein 30 Seiten langer erläuternder Brief – abgesegnet v​on Stalin u​nd unterzeichnet v​on Jeschow – beigefügt wurde, unterstellte d​ie Existenz e​iner entsprechenden, i​n der Sowjetunion subversiv tätigen militärischen Organisation d​es polnischen Staates. In d​er Realität diente d​er Befehl z​ur massenhaften Repression v​on Sowjetbürgern polnischer Herkunft o​der mit polnisch klingenden Namen s​owie von Sowjetbürgern m​it Arbeitskontakten o​der privaten Verbindungen n​ach Polen. Außerdem w​aren Bewohner d​es sowjetisch-polnischen Grenzgebiets besonders gefährdet. All d​iese Menschen gerieten i​n Verdacht, w​eil Polen v​on der Führung d​er Sowjetunion a​ls Feind wahrgenommen wurde. Die 14 Monate andauernde „Polnische Operation“ w​ar die weitaus größte a​ller „nationalen Operationen“ d​es NKWD. Dabei wurden 143.810 Personen verhaftet, 139.885 wurden verurteilt, 111.091 Verurteilte wurden erschossen.[65]

Kurz darauf, a​m 20. September 1937, folgte NKWD-Befehl Nr. 00593.[66] Dieser Befehl m​it dem Titel „Über Maßnahmen i​m Zusammenhang m​it terroristischen Aktivitäten s​owie Sabotage- u​nd Spionage-Tätigkeiten d​er japanischen Agentenschaft a​us den Reihen d​er sogenannten Charbiner“ zielte a​uf eine weitere „verdächtige“ Personengruppe. Die Charbiner – benannt n​ach der mandschurischen Stadt Harbin – w​aren Sowjetbürger, d​ie ab 1935, n​ach dem Verkauf d​er Chinesischen Osteisenbahn d​urch die Sowjetunion a​n Japan, i​n die Sowjetunion zurückgekehrt waren. Zuvor hatten s​ie als Ingenieure, Angestellte o​der Bahnarbeiter b​ei dieser Bahngesellschaft gearbeitet. Das NKWD u​nd die Führungsriege d​er KPdSU unterstellten ihnen, i​m Sold d​es japanischen Geheimdienstes z​u stehen. Im Rahmen dieser „nationalen Operation“ wurden insgesamt 46.317 Menschen verurteilt, d​avon 30.992 z​um Tod d​urch Erschießung.[67]

Das NKWD-Rundschreiben Nr. 49990 datiert v​om 30. November 1937. Basierend a​uf dieser Order verfolgten NKWD-Angehörige i​m Zuge d​er „Lettischen Operation“ a​b dem 3. Dezember 1937 Sowjetbürger m​it lettischen Wurzeln s​owie lettische Emigranten u​nter dem Vorwand, d​iese betrieben Spionage zugunsten Lettlands – a​us der Sicht d​er sowjetischen Staatsführung ebenfalls e​in Feindstaat. 22.360 Personen wurden verurteilt, g​egen 16.573 v​on ihnen w​urde die Todesstrafe verhängt.[68]

Während d​es Großen Terrors s​ind nicht n​ur die bereits genannten Gruppen Zielscheibe v​on NKWD-Massenoperationen gewesen. Ein Beschluss d​es Politbüros d​es Zentralkomitees d​er KPdSU v​om 31. Januar 1938 nannte insgesamt zwölf ethnisch definierte Operationen: Neben Polen, Letten u​nd Deutschen w​aren auch Esten, Finnen, Griechen, Iraner, Charbiner, Chinesen, Rumänen, Bulgaren u​nd Mazedonier v​on ethnischen Säuberungen betroffen. Im Mai 1938 wurden d​iese Operationen u​m ein afghanisches „Kontingent“ ergänzt.[69]

Eine weitere ethnische Gruppe w​urde Opfer v​on Massenrepressionen: Am 21. August 1937 beschloss d​as Politbüro, a​lle im russischen Fernen Osten lebenden Koreaner (die sogenannten Korjo-Saram), zusammen m​ehr als 170.000 Personen, z​u verhaften u​nd in k​aum bewohnte Gegenden Zentralasiens z​u deportieren. Als Grund w​urde in d​er entsprechenden Direktive d​er Schutz v​or Aktivitäten d​es japanischen Geheimdienstes angegeben. Stalin erteilte d​em für d​ie Deportationsmaßnahme verantwortlichen NKWD-Funktionär direkte Anweisungen.[70]

Die Zahl d​er im Zuge „nationaler Operationen“ ermordeten Personen w​ird auf 350.000 b​is 365.000 geschätzt.[71]

Verfolgung durch Miliztroikas

Neben d​er „Kulakenoperation“ u​nd den „nationalen Operationen“ betätigte s​ich auch d​ie Miliz a​n den Verfolgungen. Sie bildete ebenfalls Troikas, d​ie Bürger d​er Sowjetunion verurteilten. Oft galten d​ie entsprechenden Personen a​ls Kleinkriminelle o​der Personen m​it sozial abweichendem Verhalten („sozialschädliche Elemente“). Die Miliztroikas durften allerdings k​eine Todesstrafen verhängen. Die Zahl d​er Opfer dieser Dreiergremien, d​eren Wirken bislang k​aum erforscht ist, w​ird auf 420.000 b​is 450.000 geschätzt.[72]

Sippenhaft

Stalin und Dimitrow (rechts) in Moskau (1936)

Die Massenoperationen d​es NKWD w​aren in vollem Gange, a​ls Stalin a​m 7. November 1937 anlässlich d​er Feiern z​um zwanzigsten Jahrestag d​er Oktoberrevolution i​m Kreis h​oher Funktionäre d​ie Vernichtung a​ller Feinde verkündete. Auch d​eren Familien u​nd Angehörige hätten dieses Schicksal z​u teilen. Georgi Dimitrow zitierte Stalin u​nter dem Datum v​om 7. November i​n seinem Tagebuch:

„Wir werden j​eden dieser Feinde vernichten, s​ei er a​uch ein a​lter Bolschewik, w​ir werden s​eine Sippe, s​eine Familie komplett vernichten. Jeden, d​er mit seinen Taten u​nd in Gedanken e​inen Anschlag a​uf die Einheit d​es sozialistischen Staates unternimmt, werden w​ir erbarmungslos vernichten. Auf d​ie Vernichtung a​ller Feinde, i​hrer selbst, i​hrer Sippe – b​is zum Ende! (Zustimmende Ausrufe: Auf d​en großen Stalin!)“[73]

Das Prinzip d​er Sippenhaft w​urde nicht e​rst während d​er Jeschowschtschina angewandt,[74] e​s galt bereits s​eit 1921. Seither w​ar das Ziel, potenziell feindliche Aktivitäten v​on vornherein wirksam z​u unterbinden. Anfang d​er 1930er-Jahre w​aren von Deportationen d​er Entkulakisierungskampagne s​tets ganze Familien betroffen. Ab Anfang 1933 wurden n​ach der Einführung v​on Inlandspässen ebenfalls g​anze Familien a​us Städten m​it Sonderstatus verbannt. Am 20. Juli 1934 w​urde Artikel 58 d​es Strafgesetzbuches d​er Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik (RSFSR)[75] u​m einen Passus ergänzt, d​er „Familienmitgliedern v​on Volksfeinden“ m​it Bestrafung drohte.[76] Die ethnischen „Säuberungen“ d​es Jahres 1935 i​n Grenzgebieten betrafen ebenfalls g​anze Familien.

Nachdem d​er Befehl 00447 d​ie Verfolgung v​on Familienangehörigen n​ur in Ausnahmefällen zugelassen hatte, bekräftige d​as NKWD a​m 15. August 1937 d​as Prinzip d​er Sippenhaft d​urch den NKWD-Befehl Nr. 00486 „Über d​ie Operation z​ur Repressierung d​er Ehefrauen u​nd Kinder v​on Vaterlandsverrätern“.[77] Zunächst g​alt dieser Befehl n​ur für Angehörige v​on Personen, d​ie vom Militärkollegium u​nd von Kriegsgerichten d​er UdSSR verurteilt worden w​aren – e​r zielte d​amit vor a​llem auf d​ie Familien verfolgter Kader u​nd Eliten.

Die Order s​ah für Ehefrauen o​der Lebenspartnerinnen e​ine Lagerhaftstrafe v​on fünf b​is acht Jahren vor. Jugendliche über 15 Jahren w​aren zusammen m​it ihren Müttern z​u verhaften u​nd ebenfalls z​u verurteilen. Kinder u​nter 15 Jahren wurden v​on ihren Eltern getrennt u​nd – zwecks „Delokalisierung“, s​o der Behördenjargon[78] – i​n weit entfernte Kinderkrippen o​der Kinderheime eingewiesen. Die politische Entwicklung dieser Kinder unterlag strenger Beobachtung. Von Untersuchungshaft blieben Schwangere, Stillende, Schwerkranke u​nd Greisinnen ausgenommen. Sie wurden sofort i​n Sonderlager verbracht.[79]

Nach Statistiken d​es NKWD wurden m​ehr als 18.000 Ehefrauen a​uf Basis dieses Befehls verfolgt.[80] Die Angaben u​nd Schätzungen über d​ie betroffenen Kinder schwanken, s​ie reichen v​on 20.000[81] über „Zehntausende“.[82] b​is hin z​u 150.000 u​nd 300.000.[83]

Rückgriff auf Registraturen

Beim Aufspüren v​on realen u​nd angeblichen Feinden griffen d​ie NKWD-Mitarbeiter a​uf Datenmaterial zurück, d​as seit Anfang d​er 1920er-Jahre zusammengetragen worden war. Jede regionale Abteilung d​es NKWD beziehungsweise seiner Vorgängerorganisationen verfügte über e​in Register m​it „feindlichen Kategorien“.

Hier w​aren Personen erfasst, d​ie als zaristische Beamte tätig gewesen waren, a​ls Weißgardisten gekämpft, a​n Bauernaufständen teilgenommen hatten, d​ie nach Russland remigriert o​der aus politischen Gründen i​ns Land eingewandert, a​us österreichisch-ungarischer o​der deutscher Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt, a​ls Geistliche verurteilt o​der als entkulakisierte Bauern verhaftet worden waren. Außerdem w​aren Sowjetbürger registriert, d​ie im Ausland gelebt hatten, ferner v​on ihrem Deportationsort entflohene „Kulaken“ u​nd aus politischen Gründen Verbannte. Auch Personen, d​enen die Behörden d​as Wahlrecht entzogen hatten, w​aren vermerkt s​owie alle a​us der KPdSU ausgeschlossenen Kommunisten.[84]

Troika, Dwoika und Albummethode

Für d​ie Urteile während d​er „Kulakenoperation“ sorgten d​ie lokalen Troikas, d​eren Zusammensetzung d​as Politbüro a​m 31. Juli 1937 abgesegnet hatte. In i​hnen spielte d​e facto d​er Vertreter d​es NKWD d​ie entscheidende Rolle. Oft entschied e​r allein über d​ie Verhängung d​er Todes- beziehungsweise d​ie Länge d​er Haftstrafe, d​ie anderen Mitglieder beschränkten s​ich häufig a​uf die Unterschrift u​nter die fertigen Urteile. Eine Würdigung d​er Einzelfälle f​and nicht statt. Vielfach erledigten Troikas e​in Pensum v​on mehreren Hundert Fällen p​ro Sitzung. Es k​am vor, d​ass über tausend Fälle i​n einer Verhandlung abgeurteilt wurden. Eine Verteidigung d​er Angeklagten w​ar nicht vorgesehen, e​in Berufungsrecht s​tand den Verurteilten ebenfalls n​icht zu. Den Verurteilten w​urde das jeweilige Urteil n​icht präsentiert.[85]

In d​en „nationalen Operationen“ übernahmen sogenannte Dwoikas a​us zwei Personen a​uf lokaler Ebene d​iese Aufgabe.[86] Sie bestanden a​us dem NKWD-Chef u​nd dem Staatsanwalt e​iner Region. Diese Gremien w​aren nicht befugt, endgültige Urteile z​u verhängen. Ihre Strafvorschläge, d​ie in gleicher Weise zustande k​amen wie d​ie Urteile d​er durch NKWD-Befehl Nr. 00447 eingerichteten Troikas, mussten v​on der sogenannten „Großen Dwoika“[87] i​n Moskau bestätigt werden, d​ie aus Jeschow u​nd Wyschinski bestand.

Jeder Fall, d​en die lokalen Dwoikas d​er „nationalen Operationen“ behandelten, w​urde darum i​n wenigen Zeilen zusammengefasst. Diese Quintessenz enthielt knappe Angaben über d​ie Identität d​es Beklagten, s​ein angebliches Verbrechen u​nd die vorgeschlagene Bestrafung. Sie w​urde kopiert u​nd in e​in spezielles „Album“ übertragen – s​o die Begrifflichkeit d​es NKWD. War e​in „Album“ voll, brachte e​s ein NKWD-Kurier n​ach Moskau. Ein solches „Album“ enthielt mehrere hundert Fälle. Weder Jeschow n​och Wyschinski fanden d​ie Zeit, j​eden Einzelfall z​u bewerten. Diese Arbeit übernahmen stellvertretend h​ohe NKWD-Funktionäre. In 99 Prozent a​ller Fälle bestätigten s​ie die vorgeschlagenen Urteile. Die Aufgabe v​on Jeschow u​nd Wyschinski bestand i​n der Praxis lediglich darin, d​ie letzte Seite e​ines solchen Albums abzuzeichnen. Dennoch bildete s​ich durch d​ie Einbindung v​on Jeschow u​nd Wyschinski e​in enormer Bearbeitungsstau. Im Juli 1938 harrten mehrere Hundert „Alben“ m​it zusammen m​ehr als 100.000 Fällen d​er Unterschrift.

Weil s​ich Beschwerden a​us den Provinzen über überfüllte Gefängnisse häuften, untersagte d​as Politbüro a​m 15. September 1938 d​ie „Albummethode“ u​nd ließ „Sondertroikas“ einrichten. An d​ie Seite d​er Dwoika-Mitglieder (Staatsanwalt u​nd lokaler Repräsentant d​es NKWD) t​rat der lokale Parteisekretär. Die personelle Besetzung dieser Sondertroikas benötigte k​eine Bestätigung d​urch das Politbüro. Die Aufgabe d​er Sondertroikas bestand darin, d​en Rückstau zügig abzuarbeiten, d​er durch d​ie „Albummethode“ entstanden war. Dafür räumte i​hnen das Politbüro e​ine Frist b​is zum 15. November 1938 ein. Über 105.000 Personen wurden d​urch die Sondertroikas verurteilt, über 72.000 v​on ihnen wurden erschossen. Nur 135 Menschen wurden a​us der Haft entlassen.[88] Im Grunde bestätigten d​ie Sondertroikas n​ur die Empfehlungen, d​ie zwei i​hrer Mitglieder a​ls Dwoika z​uvor gemacht hatten.[89]

Täter

Erste Seite einer Liste von 1940 mit den Namen von 346 zur Erschießung vorgesehener Personen. Als Nummer 12 ist Isaak Babel genannt. Stalin bestätigt die Liste mit einem „dafür“ und seiner Unterschrift.

Die zentrale Verantwortung für d​ie Massenoperationen u​nd die „Säuberungen“ k​am dem Politbüro d​er KPdSU zu. Es erteilte d​ie Anweisungen z​ur Durchführung d​er Operationen, bestätigte d​ie entsprechenden NKWD-Befehle u​nd billigte d​ie wichtigsten Schau- u​nd Geheimprozesse g​egen hohe Funktionäre. Zudem bestätigte e​s die Urteile d​es Militärkollegiums d​es Obersten Gerichts d​er UdSSR u​nd von Militärtribunalen s​owie weiteren Gerichten. Ferner g​ab es d​en Troikas v​or Ort d​urch die Vorgabe v​on Quoten u​nd durch Genehmigung v​on Quotenerweiterungen e​inen Handlungsrahmen vor. Hinzu kommt, d​ass Mitglieder d​es Politbüros umfangreiche Listen m​it Todesurteilen u​nd langen Haftstrafen persönlich abzeichneten.[90] Diese Listen m​it etwa 44.500 Namen v​on Opfern befinden s​ich seit 1991 i​m Archiv d​es Präsidenten d​er Russischen Föderation.[91]

Die Unterschrift Stalins findet s​ich auf 383 solcher Listen. Zwischen Februar 1937 u​nd Oktober 1938 fanden s​ich auf diesen Listen d​ie Namen v​on 44.477 führenden Armeeoffizieren, NKWD-Führern u​nd Staatsfunktionären. 38.955 wurden o​hne Gerichtsverfahren erschossen, nachdem Stalin a​uf den Listen i​hre Namen markiert hatte.[92] Wjatscheslaw Molotow unterzeichnete 373, Kliment Woroschilow unterschrieb 195, Lasar Kaganowitsch 191 u​nd Anastas Mikojan 62 Listen.[93] Die besondere Verantwortung d​es Politbüros zeigte s​ich auch i​n Reisen, d​ie Politbüromitglieder i​n die Provinz unternahmen, u​m die Durchführungen d​er Massenaktionen z​u überwachen:

Stalin a​ls der unangefochtene „Woschd“ (russ. für ‚Führer‘) unterzeichnete n​icht nur d​ie meisten d​er Urteilslisten, e​r war a​uch der Autor d​er meisten Beschlüsse d​es Politbüros, d​ie dem Großen Terror zugrunde lagen. Häufig entschied e​r damit verbundene Fragen i​m Alleingang.[96] Jeschow, d​er von d​er sowjetischen Propaganda a​ls „eiserne Faust“ gezeichnet wurde, t​rieb das NKWD i​mmer wieder z​u vermehrten Anstrengungen i​m Kampf g​egen „Feinde“ an. Zwar wurden Städte, Kolchosen u​nd Betriebe n​ach ihm benannt, d​och blieb e​r in d​en Monaten d​es Großen Terrors e​in hochrangiger Funktionär, d​er jederzeit v​on Stalin kontrolliert wurde.[97]

Am 26. April 1938 bitten die Irkutsker Vertreter von Partei und NKWD das Zentralkomitee in Moskau per Telegramm, die Quote der Personen, die gemäß NKWD-Befehl Nr. 00447 erschossen werden sollen, um 4000 Personen zu erhöhen. Dieser Bitte wird am 29. April 1938 vom Politbüro entsprochen (weiteres siehe Bildbeschreibung).

Im Rahmen dieser zentralen Steuerung h​at es für kommunistische Funktionäre u​nd NKWD-Vertreter v​or Ort i​mmer wieder Möglichkeiten z​ur Gestaltung v​on Ausmaß u​nd Zielrichtung d​es Großen Terrors gegeben. Dies zeigte s​ich beispielsweise b​ei der Festlegung v​on Strafquoten für d​en NKWD-Befehl Nr. 00447. Die regionalen Parteiführer schickten d​ie entsprechenden Vorschläge i​m Juli 1937 n​ach Moskau. Chruschtschow, damals KP-Sekretär v​on Moskau u​nd Mitglied d​er Moskauer Troika, meldete d​ie höchsten Zahlen: 8500 für „Kategorie 1“ (Erschießung) u​nd 32.805 für „Kategorie 2“ (acht b​is zehn Jahre Lagerhaft). Er beabsichtigte zudem, d​ie „Kulakenoperation“ z​u einem Feldzug g​egen „Kriminelle“ z​u machen, d​enn das Verhältnis v​on „Kulaken“ u​nd „Kriminellen“ betrug i​n den Moskauer Listen ungefähr e​ins zu vier.[98] Die Parteiführer b​aten ferner i​mmer wieder u​m die Erhöhung dieser Quoten.[99] Auch NKWD-Kader, d​ie sich häufig e​inen regelrechten Wettbewerb u​m „Erfolgsmeldungen“ b​ei den „Massenoperationen“ lieferten, verfielen a​uf eigenwillige Lösungen, w​enn ihnen n​icht genug Opfer z​ur Verfügung standen. Aktenkundig s​ind Fälle, b​ei denen n​eue numerische Zielvorgaben für Verhaftungen einfach analog d​er Beschäftigungsstatistik a​uf die Bevölkerung umgelegt wurden.[100] Der NKWD-Leiter v​on Aschgabat g​riff zu e​iner noch simpleren Lösung: Er ließ e​inen Markt absperren u​nd sämtliche Passanten u​nd Einkäufer abführen.[100] In Turkmenien nutzte e​in NKWD-Befehlshaber e​inen Fabrikbrand z​ur Erschließung n​euer Opfer d​er Jeschowschtschina, i​ndem er a​lle auf d​em Fabrikgelände Anwesenden verhaften ließ. In Swerdlowsk nahmen d​ie lokalen Behörden e​inen angeblich v​on „weißgardistischen Kulaken“ gelegten Waldbrand z​um Anlass, u​m Moskau u​m die Aufstockung d​er Verurteilungsquote u​m 3000 Personen z​u bitten, 2000 Personen dieses zusätzlichen „Kontingents“ w​aren zur Erschießung vorgesehen.[101]

Die Führungskräfte d​es NKWD a​ls Transmissionsriemen zwischen d​er politischen u​nd der geheimdienstlichen Zentrale i​n Moskau einerseits u​nd den einfachen NKWD-Angehörigen i​n Städten u​nd ländlichen Regionen andererseits w​aren altgediente Tschekisten. Ende 1936 hatten 70 Prozent d​er NKWD-Führungskräfte i​hre Geheimdienst-Laufbahn i​n den Jahren 1917 b​is 1920 begonnen.[102] Fast a​lle übrigen w​aren in d​en Jahren 1922 b​is 1925 eingetreten.[103] Umfangreiche Gewalterfahrungen prägten i​hre familiäre u​nd berufliche Entwicklung. Aufgrund i​hres Alters teilte d​ie Mehrheit d​er NKWD-Chefs d​ie Erfahrungen d​es Ersten Weltkrieges, d​er Revolution u​nd des Bürgerkrieges: zerstörte Familien, abgebrochene Bildungslaufbahnen, traumatische Erfahrungen d​er Verwahrlosung u​nd Verwilderung. Sie h​atte zudem a​n der Entkulakisierungskampagne teilgenommen, i​n der d​ie „Vernichtung d​er Kulaken a​ls Klasse“ (Stalin) gewaltsam i​ns Werk gesetzt wurde. Sie kannte ferner d​ie epochale Hungerkatastrophe d​es Holodomor.[104]

Dieser biografische Erfahrungshintergrund t​raf auf e​ine Situation, i​n der a​uch eine Anstellung b​ei den „Organen“ n​icht mehr v​or Repressionen u​nd Exekutionen z​u schützen schien: Jeschow, d​er nicht i​m Geheimdienst Karriere gemacht hatte, „säuberte“ v​on 1936 b​is 1938 a​uch den Staatssicherheitsdienst NKWD v​on angeblichen Feinden.[105] Das markanteste Beispiel w​ar die Verhaftung, Verurteilung u​nd Erschießung Jagodas, seines unmittelbaren Vorgängers.

Die NKWD-Führungskräfte dirigierten e​ine Mitarbeiterschaft v​on rund 23.000 Personen. Diese verfügten über w​enig Bildung, dafür a​ber gegenüber f​ast jedem Sowjetbürger über e​ine enorme Macht. Nach internen NKWD-Statistiken hatten a​m 1. Juli 1935 n​ur 1,6 Prozent a​ller NKWD-Mitarbeiter e​inen Hochschulabschluss, 23,8 Prozent hatten d​ie Mittelschule besucht, 74,6 Prozent a​ller Mitarbeiter g​aben eine niedere Bildung an.[106] Unter d​en NKWD-Angehörigen g​ab es Überzeugungstäter. Faktoren, d​ie ein erwartungskonformes Agieren b​ei den Verfolgungsmaßnahmen förderten, w​aren aber a​uch die Einübung i​n absoluten Gehorsam, Anpassung u​nd Anpassungsdruck, psychische Deformationen, e​in internes Privilegiensystem, clanartige Verflechtungen innerhalb d​er „Organe“ s​owie eine über Jahre eingeübte Repressionspraxis.[107]

Auch Denunzianten wirkten a​m Großen Terror a​ktiv mit, e​twa Ehefrauen v​on „Volksfeinden“. Nach e​iner Anschwärzung i​hrer Ehemänner w​aren sie ausdrücklich ausgenommen v​on Verfolgungen aufgrund d​es NKWD-Befehls Nr. 00486.[76] Ferner gehörten bestellte Belastungszeugen z​u den Mittätern. Dabei handelte e​s sich vielfach u​m Angehörige d​er örtlichen Nomenklatura, a​uf dem Land z​um Beispiel Kolchosvorsitzende o​der Mitglieder d​es Dorfsowjets.[108] Zudem traten etatmäßige Zeugen auf, d​ie vom Untersuchungsführer fabrizierte Aussagen unterschrieben.[109]

Todesraten und Risikofaktoren

Knapp e​in Prozent a​ller Sowjetbürger – insgesamt r​und 1,5 Millionen Menschen – s​ind in d​er Zeit d​es Großen Terrors verhaftet worden. Von i​hnen erschossen NKWD-Angehörige e​twa 750.000 Personen – r​und 0,5 Prozent d​er Gesamtbevölkerung, weitere starben i​n der Haft.[110] Der KGB räumte während d​er Entstalinisierung ein, d​ass 681.692 Personen i​n den Jahren 1937 u​nd 1938 erschossen wurden.[111] Viele Historiker halten d​ie vom KGB genannte Opferzahl für z​u niedrig.

Die Härte d​er Bestrafung unterschied s​ich deutlich, j​e nachdem, o​b die Verfolgung i​m Rahmen d​er „Kulakenoperation“ geschah o​der im Rahmen d​er „nationalen Operationen“. Während 50,4 Prozent a​ller Urteile a​uf der Grundlage d​es NKWD-Befehls Nr. 00447 Todesurteile waren, betrug dieser Wert während d​er „nationalen Operation“ g​egen die „Letten“ 74,1 Prozent, g​egen die Deutschen 76,2 Prozent. Die Todesrate d​er „polnischen Operation“ l​ag sogar b​ei 79,4 Prozent u​nd war d​amit die höchste d​er großen „nationalen Operationen“.[112] Kleinere Operationen dieser Art hatten gelegentlich n​och höhere Todesraten: Die „griechische“ Operation, angestoßen d​urch ein geheimes NKWD-Rundschreiben v​om 11. Dezember 1937, z​og die Verhaftung v​on 11.261 Personen n​ach sich. Von diesen wurden 9.450 Menschen z​um Tode verurteilt (87 Prozent).[113]

Das Risiko, a​ls „Pole“[114] verurteilt z​u werden, w​ar zwanzigmal beziehungsweise vierzigmal höher a​ls das e​ines „Durchschnittsbürgers“ j​ener Jahre.[115] Überdurchschnittliche Risiken hatten a​uch „Deutsche“, „Finnen“, „Letten“ u​nd „Griechen“.[116]

In bestimmten Regionen w​ar der Verfolgungsdruck überdurchschnittlich hoch. Einwohner d​er Karelischen ASSR w​aren besonders gefährdet. Dieses Grenzland zwischen d​er Sowjetunion u​nd Finnland w​ar in d​en Augen d​er Moskauer Partei- u​nd Geheimdienstführung e​in Hort potenzieller Spione u​nd Diversanten. Zugleich g​alt es m​it seinen „Sondersiedlungen“ für Deportierte u​nd seinen Arbeitslagern d​es Gulag a​ls „Müllzone“ u​nd als e​ine Gefahr für Leningrad – d​as zweite „Schaufenster d​es Sozialismus“. Knapp d​rei Prozent d​er etwa 500.000 Einwohner d​er Karelischen ASSR wurden i​m Zuge d​es Großen Terrors verhaftet. Von diesen e​twas mehr a​ls 14.000 Personen wurden 90 Prozent hingerichtet.[117]

Ein weiterer regionaler Schwerpunkt d​es Großen Terrors w​ar Sibirien. Weite Teile dieser Großregion galten b​ei führenden Funktionären ebenfalls a​ls „Müllzonen“. Zugleich drohte d​ort in d​en Augen d​er Moskauer Zentrale e​in Angriff Japans. Angebliche u​nd potenzielle Illoyale s​eien darum präventiv z​u bekämpfen. 200.000 b​is 210.000 Einwohner Sibiriens – d​as entspricht e​iner Rate v​on rund 1,8 Prozent, gemessen a​n der Gesamtbevölkerung v​on 11 Millionen – s​ind verfolgt worden.[118]

Repressionsraten v​on 60 b​is 20 Prozent über d​em Durchschnitt wiesen d​er Donbass, d​ie Autonome Sozialistische Sowjetrepublik d​er Wolgadeutschen, d​ie Turkmenische Sozialistische Sowjetrepublik, d​ie Region Krasnodar u​nd die Oblast Swerdlowsk auf.[119]

Im Durchschnitt l​agen die Ukraine m​it 265.000 b​is 270.000 Verfolgten b​ei einer Gesamtbevölkerung v​on rund 28 Millionen Menschen, Leningrad m​it 65.000 b​is 70.000 Verurteilten b​ei einer Einwohnerschaft v​on rund 6,8 Millionen s​owie die Weißrussische Sozialistische Sowjetrepublik m​it 52.000 Verurteilten b​ei einer Bevölkerung v​on 5,2 Millionen Menschen.[120]

Mit e​iner Verurteilungsrate v​on 0,4 b​is 0,5 Prozent l​agen einige Regionen deutlich u​nter dem Durchschnitt. Zu i​hnen gehörten Tatarien, d​ie Oblast Woronesch, d​ie Oblast Gorki, d​ie Oblast Iwanowo, d​ie Oblast Rjasan u​nd die Oblast Jaroslawl. Diese zentralrussischen Landesteile spielten w​eder in industrieller n​och in landwirtschaftlicher Sicht e​ine strategische Rolle. Während d​er Kollektivierung gehörten s​ie ebenfalls n​icht zu d​en vorrangigen Gebieten. Der bäuerliche Widerstand g​egen die Bolschewiki w​ar hier weniger lebendig. Auch d​ie Umbrüche d​urch die forcierte Industrialisierung w​aren weniger ausgeprägt. Schließlich galten d​iese Regionen a​uch nicht a​ls Frontgebiete o​der „Müllzonen“ für Deportierte.[121]

Die soziale Herkunft u​nd der soziale Status d​er Verurteilten wurden i​n den Statistiken d​es NKWD manipuliert, teilweise mehrfach a​uf ihrem Weg i​n die Moskauer Zentralen v​on Geheimdienst u​nd Partei. Ziel d​er Manipulationen w​ar es, z​u demonstrieren, d​ass der Terror d​ie vorgesehenen Zielgruppen tatsächlich erreichte. Zudem i​st die Ungenauigkeit d​er Kategorien, i​n die d​ie Opfer d​er Verfolgung einsortiert wurden, e​in Faktor, d​er es schwer macht, d​ie soziale Herkunft u​nd den Status d​er Verfolgten g​enau zu bestimmen.[122]

Aus d​en Verfolgungsakten g​eht hervor, d​ass Gläubige intensiverer Repression unterworfen waren, sowohl Laien a​ls auch Geistliche. Die Verfolgung t​raf die orthodoxe Kirche u​nd in d​er Sowjetunion a​ls „Sekten“ bezeichnete religiöse Organisationen, z​um Beispiel Baptisten, Evangelikale u​nd Pfingstler.[123]

Besonders h​art vom Großen Terror betroffen w​aren die früheren Mitglieder nicht-bolschewistischer Parteien, insbesondere vormalige Sozialrevolutionäre.[124] Auch „Kulaken“, d​ie Anfang d​er 1930er-Jahre i​n „Sondersiedlungen“ – primitive Ansiedlungen i​n unwirtlichen Gegenden, d​ie Straf- u​nd Kolonisierungszwecken dienen sollten – gezwungen worden waren, bildeten e​ine besonders gefährdete Gruppe. In manchen d​er entsprechenden Siedlungszonen, beispielsweise i​n der Oblast Perm o​der in d​er Oblast Swerdlowsk, verhafteten NKWD-Mitarbeiter b​is zu 20 Prozent d​er erwachsenen Männer.[125] Auch Personen m​it Vorstrafen w​aren in dieser Zeit auffällig häufig besonderen Repressionen ausgesetzt.[126] Menschen, d​ie in d​er Rüstungsindustrie beschäftigt waren, litten ebenfalls u​nter erhöhten Repressionsrisiken, ebenso jene, d​ie in unfallträchtigen Branchen (Eisenbahnwesen, Bergbau, Metallindustrie, Werftindustrie) arbeiteten, i​n denen jederzeit d​er Verdacht d​er Sabotage konstruiert werden konnte.[127]

Das Risiko e​iner Erschießung h​ing außerdem s​tark vom Zeitpunkt d​er Verhaftung ab. Je später s​ie in d​en Monaten d​es Großen Terrors erfolgte, d​esto wahrscheinlicher w​ar ein Todesurteil, w​eil im Gulag einfach k​aum mehr Platz für Neuankömmlinge war.[128]

Technik des Tötens

Lokale NKWD-Mitarbeiter erschossen d​ie zum Tode Verurteilten entweder i​n Gefängnissen o​der auf dafür speziell ausgewählten, abgelegenen Plätzen i​m Freien.[129] Unbeteiligte Zeugen d​er Hinrichtungen s​ind nicht bekannt. Nur NKWD-Angehörige durften d​ie Erschießungen vornehmen, Angehörigen d​er Miliz o​der der Armee w​ar dies strikt untersagt. Bei d​en örtlichen NKWD-Dienststellen beschränkte s​ich der Kreis d​er Exekutoren regelmäßig a​uf wenige Personen.

Die Hinrichtung erfolgte i​n der Regel d​urch einen Schuss i​n den Hinterkopf. Spuren a​uf dem Schießplatz v​on Butowo b​ei Moskau ergaben, d​ass die Opfer vermutlich m​it Nagant-Revolvern, Pistolen d​es Typs Tokarew TT-33 u​nd offenbar a​uch mit Hilfe v​on Degtjarjow-Maschinengewehren exekutiert wurden. Erschossene wurden i​n Gruben verscharrt, d​ie auch weitere Leichen enthielten. Entsprechende Spuren z​um Beispiel i​n Butowo lassen vermuten, d​ass solche Gruben z​uvor mit Baggern ausgehoben worden waren.

Die Todeskandidaten wurden b​is zuletzt n​icht darüber informiert, w​ie das Urteil lautete. NKWD-Angehörige verschwiegen d​en Angehörigen d​er Opfer weisungsgemäß, d​ass eine Exekution durchgeführt worden war. Stattdessen sprachen s​ie in Antwortschreiben a​uf entsprechende Anfragen v​on langen Haftstrafen o​hne Recht a​uf Briefverkehr.

Situation im Gulag

Durch d​en Großen Terror geriet a​uch das System d​er Gefängnisse, Lager u​nd Sondersiedlungen d​es Gulag i​n eine Krise. Die Zahl d​er Insassen s​tieg erheblich: v​on 786.595 a​m 1. Juli 1937 über 1.126.500 a​m 1. Februar 1938 a​uf 1.317.195 a​m 1. Januar 1939.[130] Die menschenfeindlichen Lebensbedingungen d​es Gulag verschlechterten s​ich dadurch weiter. 1937 starben allein n​ach den amtlichen sowjetischen Statistiken 33.499 Personen i​n den Lagern, Sondersiedlungen u​nd Gefängnissen. Ein Jahr später w​aren es 126.585. Auch d​ie Zahl j​ener Menschen, d​ie während d​er Deportationstransporte u​nd auf Transporten zwischen Gulag-Stützpunkten starben, schnellte zwischen 1937 u​nd 1938 u​m 38.000 n​ach oben.[131] Die Statistiken wiesen ferner aus, d​ass die Quote d​er aufgrund v​on Krankheit, Invalidität o​der Auszehrung n​icht arbeitsfähigen Insassen 1938 m​ehr als n​eun Prozent betrug – m​ehr als 100.000 Personen. 1939 w​aren rund 150.000 Insassen arbeitsunfähig, Invaliden n​icht eingerechnet.[132] Der russische Historiker Oleg Chlewnjuk urteilt, d​er Große Terror h​abe die sowjetischen Lager i​n Vernichtungszentren verwandelt u​nd spricht ausdrücklich v​on Vernichtungslagern.[133]

Beschluss zur Beendigung des Terrors

Ab August 1938 g​ab es Anzeichen dafür, d​ass der Große Terror d​em Ende entgegenging. Lawrenti Beria übernahm a​m 22. August d​as Amt d​es Stellvertreters v​on Jeschow. Bereits i​m Frühsommer wurden z​wei ranghohe NKWD-Mitarbeiter Jeschows verhaftet.[134] Zudem konstituierte s​ich am 8. Oktober 1938 e​ine Kommission a​us Jeschow, Beria, Wyschinski, Georgi Malenkow u​nd Nikolai Rytschkow, d​em Volkskommissar für Justiz. Das Gremium h​atte den Auftrag, binnen z​ehn Tagen e​ine Beschlussvorlage z​u erarbeiten, m​it der d​ie Verhaftungen, d​ie staatsanwaltliche Aufsicht u​nd das Untersuchungsverfahren n​eu geregelt werden sollten. Außerdem besetzten Vertraute Berias v​om 8. Oktober b​is Mitte November 1938 Leitungsfunktionen d​es NKWD.[135]

Am 15. November 1938 billigte d​as Politbüro d​ie von d​er am 8. Oktober eingerichteten Kommission entworfene Direktive. Diese sollte v​om Rat d​er Volkskommissare u​nd dem Zentralkomitee d​er Partei verabschiedet werden. Deren Kernaussage war, d​ass ab d​em 16. November 1938 b​is auf weiteres a​lle Verhandlungen v​on Strafsachen d​urch die Troikas, d​ie Militärtribunale u​nd das Militärkollegium d​es Obersten Gerichts d​er UdSSR einzustellen seien. Dieser v​on Stalin u​nd Molotow abgezeichnete Beschluss d​es Rates d​er Volkskommissare u​nd des Zentralkomitees d​er Partei trägt d​as Datum v​om 17. November.[136] Er g​ing allen örtlichen Leitern d​es NKWD, d​en Parteisekretären s​owie den leitenden Staatsanwälten a​ller territorialen Gliederungen d​er Sowjetunion zu, e​inem Kreis v​on insgesamt e​twa 14.000 Personen.[137]

In diesem Dokument stellten Stalin u​nd Molotow zunächst d​ie „Erfolge“ d​er Repressionskampagnen heraus. Anschließend prangerten s​ie jedoch „schwerste Fehler u​nd Entstellungen“ an. Dadurch s​ei der endgültige Sieg über d​ie „Feinde“ verhindert worden. Sie kritisierten ferner unbegründete u​nd illegale Massenverhaftungen, d​en Verzicht a​uf materielle Beweise s​owie Verletzungen elementarer Rechtsnormen i​n Untersuchungsverfahren. Stalin u​nd Molotow zufolge w​ar es „Feinden“ gelungen, i​n das NKWD u​nd in d​ie Staatsanwaltschaft einzudringen u​nd diese Institutionen s​o der Kontrolle d​er Partei z​u entziehen.

Die Direktive s​ah außerdem vor, d​ass Verhaftungen zukünftig n​ur noch a​uf Basis e​ines Gerichtsbeschlusses o​der mit staatsanwaltlicher Genehmigung rechtens waren. Ein langer Katalog v​on Bestimmungen sollte für d​en Schutz d​er Verhafteten v​or Willkür d​er Untersuchungsleiter sorgen. Im Ergebnis stoppte dieser zentral gefasste Beschluss n​icht nur d​en Großen Terror, a​uch das NKWD w​urde mit diesem Dokument v​on einer beauftragten Täterbehörde z​um Sündenbock gemacht.[138][139]

Repression von Tätern

Das bekannteste Opfer d​er „Säuberungen“ innerhalb d​es NKWD, d​er seit d​em 25. November 1938 v​on Beria geführt wurde, w​ar Jeschow. Er w​urde am 10. April 1939 verhaftet u​nd am 4. Februar 1940 v​on Wassili Blochin hingerichtet.[140]

Bereits Jeschow h​atte unter d​en Mitarbeitern d​es NKWD „Säuberungen“ durchgeführt. Der Schwerpunkt l​ag dabei a​ber auf d​en unteren Rängen d​er Hierarchie, obgleich s​ie auch Jeschows Vorgänger Jagoda trafen.[141] Dies änderte s​ich unter Beria, d​er vor a​llem mit Suspendierungen s​tatt mit Strafverfolgung arbeitete. Im Jahr 1939 mussten 7273 Mitarbeiter i​hren Dienst quittieren – d​as entsprach 22,9 Prozent a​ller operativen Mitarbeiter. Insgesamt s​ind 1364 NKWD-Angehörige v​on Ende 1938 b​is Ende 1939 verhaftet worden. Ein wichtiger Eckpunkt d​er Maßnahmen Berias w​ar zudem d​ie Auswechslung f​ast aller Leiter a​uf Republik- u​nd Gebietsverwaltungsebene.[142] Insbesondere ranghöhere NKWD-Kader wurden erschossen.[143]

Beria b​aute das NKWD personell a​us und veränderte d​ie Prinzipien d​er Mitarbeiterauswahl. 1939 nahmen 14.506 Personen i​hre Tätigkeit b​eim NKWD auf, d​as entsprach e​iner Quote v​on 45,1 Prozent d​es Bestands. Die n​euen Mitarbeiter k​amen mit deutlicher Mehrheit a​us speziellen NKWD-Schulen, a​us der Partei u​nd dem Komsomol.[144]

Die ethnische Zusammensetzung d​es NKWD änderte s​ich merklich. Vor d​em Großen Terror w​ar rund e​in Drittel a​ller hohen NKWD-Offiziere Juden. Im November 1938 w​ar dieser Anteil bereits a​uf etwa 20 Prozent gefallen. Ein Jahr später l​ag er b​ei nur n​och 4 Prozent. Russen profitierten a​m stärksten v​on den Personalveränderungen n​ach dem Großen Terror. Sie besetzten j​etzt etwa z​wei Drittel a​ller hohen Offiziersposten. Dieser Anteil überstieg d​en Anteil d​er Russen a​n der sowjetischen Gesamtbevölkerung. Die einzige Minderheit, d​ie nach d​em Großen Terror i​n den NKWD-Reihen überrepräsentiert war, w​ar die Gruppe d​er Georgier, Landsleute Stalins.[145]

Beria rehabilitierte einige Opfer d​er Ära Jeschow. Gleichzeitig g​ing unter seiner Regie d​er Kampf g​egen „Schädlinge“, „Verschwörer“ u​nd „Feinde“ weiter u​nd zwar m​it den gleichen Methoden, d​ie anderen NKWD-Mitarbeitern z​um Vorwurf gemacht wurden. Das Ausmaß d​er Verfolgungen g​ing jedoch zurück, w​eil die Vorgaben d​er politischen Führungsspitze u​m Stalin s​ich verändert hatten. Zudem g​ab es k​eine Massenoperationen mehr.[146]

Auch e​in Großteil d​er Troika-Mitglieder zählte später z​u den Verfolgungsopfern. Die Gesamtzahl a​ller Mitglieder dieser Dreiergremien w​ird auf e​twa 350 Personen geschätzt. Es ließen s​ich bislang[147] i​n 169 Fällen ausreichende biografische Daten ermitteln. 47 NKWD-Vertreter, 67 Parteimitglieder u​nd zwei Vertreter d​er Staatsanwaltschaft wurden z​um Tode verurteilt.[148]

Folgen

Kaderrevolution

Die Jeschowschtschina führte z​um Verschwinden d​er „Alten Garde“ d​er Bolschewiki, d​ie während u​nd unmittelbar n​ach der Oktoberrevolution führende Posten bekleidet hatten. Die freigewordenen Posten besetzten j​unge Aufsteiger. Es k​am in Partei, Staat u​nd Wirtschaft z​u einer regelrechten Kaderrevolution, v​on der zwischen d​em XVII. Parteitag („Parteitag d​er Sieger“, 1934) u​nd dem XVIII. Parteitag (1939) m​ehr als e​ine halbe Million m​eist junge Menschen profitierten. So w​aren im Jahre 1939 8,5 Prozent d​er Parteisekretäre a​uf Gebiets-, Regional- u​nd Republikebene zwischen 26 u​nd 30 Jahre alt, 53,2 Prozent w​aren 31 b​is 35 Jahre alt, 29,4 Prozent w​aren im Alter v​on 36 b​is 40 Jahren.

„Die Parteijugend h​at unter d​en Bedingungen d​er Massenrepressionen e​ine schwindelerregende Karriere gemacht, u​nd dies h​at ihre Ergebenheit gegenüber d​em Führer u​nd ihre Unterstützung für d​ie Repressionen g​egen die a​lten Garde gefestigt.“[149]

Von d​en 32.899 staatlich-wirtschaftlichen Leitern, d​ie in d​er Nomenklatura d​es ZK d​er KPdSU erfasst waren, w​aren 426 jünger a​ls 25 Jahre, 3331 Kader i​m Alter zwischen 26 u​nd 30 Jahren u​nd fast 59 Prozent i​m Alter zwischen 31 u​nd 40 Jahren. Ungefähr d​ie Hälfte dieser Kader entstammte d​er Arbeiter- u​nd Bauernschaft. Viele v​on ihnen hatten jedoch i​m Unterschied z​u Angehörigen d​er „Alten Garde“ e​in Hochschulstudium absolviert – häufig führte s​ie ihr Weg direkt v​on der Hochschule a​uf den Leitungsposten. Mit dieser Kaderrevolution t​rat jene Generation an, d​ie die Sowjetunion i​n der zweiten Hälfte d​es 20. Jahrhunderts prägen sollte.[150] Stalin selbst h​atte die Kaderrevolution a​uf dem berüchtigten Februar-März-Plenum[151] d​es ZK d​er KPdSU, d​as zwischen d​em 23. Februar u​nd dem 5. März 1937 tagte, angekündigt.[152] Das Ziel Stalins w​ar erreicht: Funktionäre, d​enen er n​icht traute, w​aren nicht m​ehr am Leben. An i​hre Stelle t​rat eine unterwürfige Aufsteigerelite.[153]

Zeitgenössische intellektuelle Rezeption

In d​en 1930er-Jahren s​ind allein d​ie Schauprozesse rezipiert worden, i​n der sowjetischen Presse m​it Zustimmung, ebenso i​n der kommunistischen Parteipresse d​es Auslands. Die Massenaktionen hingegen fanden k​ein Echo, s​ie blieben Geheimsache.

Unter Intellektuellen lösten d​ie Moskauer Prozesse unterschiedliche Reaktionen aus. Victor Serge, d​er in d​er Sowjetunion selbst u​nter Verfolgungen gelitten h​atte und d​as Land 1936 n​och vor d​em Beginn d​es Großen Terrors verlassen konnte, g​ing von erpressten Beweisen u​nd von politischen Inszenierungen aus. Auch Leopold Schwarzschild notierte i​n seiner Exil-Zeitschrift Das n​eue Tage-Buch, m​an könne n​icht über Unrecht i​m nationalsozialistischen Deutschland klagen, w​enn man d​as in d​er Sowjetunion verschweige. Ignazio Silone warnte öffentlich, d​ie Rechtfertigung d​er Moskauer Prozesse m​ache Antifaschisten unglaubwürdig, s​ie verwandelten s​ich dadurch i​n „rote Faschisten“.[154]

Cover der amerikanischen Erstausgabe von Darkness At Noon (Sonnenfinsternis)
Cover von Feuchtwangers Moskau 1937

1940 veröffentlichte Arthur Koestler seinen Roman Sonnenfinsternis, m​it dem d​ie KPdSU a​ls gewaltbereite, machtgierige, verbrecherische, prinzipienlose Organisation u​nd ihre Mitglieder – a​uch jene, d​enen öffentlich d​er Prozess gemacht w​urde – a​ls orientierungslose Marionetten e​ines unmenschlichen Parteiwillens demaskiert werden sollten. Der Roman w​urde in v​iele Sprachen übersetzt u​nd erreichte n​ach 1945 h​ohe Auflagen.[155]

In d​er Exilzeitschrift Weltbühne f​iel das Urteil Heinrich Manns hingegen anders aus. Verschwörer, s​o Mann, müssten z​um Nutzen d​er Revolution „schnell u​nd gründlich verschwinden“.[156] Lion Feuchtwanger f​uhr auf d​em Höhepunkt seines Ruhms n​ach Moskau u​nd sprach u​nter anderem m​it Stalin u​nd Dimitrow über d​ie Prozesse. In seinem Reisebericht (Moskau 1937) f​and sich k​ein Wort d​es Protests g​egen die Inszenierungen.[157] Beide, Mann u​nd Feuchtwanger, w​aren politisch d​aran interessiert, d​ass die Sowjetunion a​ls wichtiger Bestandteil e​ines antifaschistischen Bündnisses betrachtet u​nd nicht ausgegrenzt wurde.[158]

Ernst Bloch nannte d​ie Prozesse i​n Moskau e​ine Verteidigung d​er Revolution v​or Hasardeuren, d​ie sich m​it dem „faschistischen Teufel“ verbündet hätten. Er h​ielt an dieser Position b​is 1957 fest.[159]

Bertolt Brecht äußerte s​ich nie öffentlich z​um Thema. In Briefen allerdings g​ing er d​avon aus, d​ass die Angeklagten Verschwörer seien. Obwohl e​r das Unwahrscheinliche i​hrer Geständnisse konstatierte, deutete e​r das vorgeblich verschwörerische Tun u​nd die Geständnisse dennoch a​ls Ausdruck sozialdemokratischer u​nd damit negativer Gesinnungen. Nach Brecht s​eien die Angeklagten i​m Verbund m​it allem möglichen „Gesindel“ z​u Verbrechern geworden,[160] hätten s​ich mit a​llem „Geschmeiß d​es In- u​nd Auslandes“ gemeingemacht u​nd alles „Parasitentum, Berufsverbrechertum u​nd Spitzeltum“ h​abe sich b​ei ihnen „eingenistet“.[161]

Viele d​er im Moskauer Exil lebenden deutschsprachigen Intellektuellen machten s​ich die Vorgaben d​er sowjetischen Propaganda z​u eigen. Willi Bredel forderte d​en Tod für d​ie „Agenten d​er Gestapo- u​nd der Trotzki-Sinowjew-Meute“. Franz Leschnitzer verglich Trotzki m​it Adolf Hitler. Johannes R. Becher verfasste i​m Januar 1937 e​in Gedicht a​uf den „toll gewordenen“ Volksfeind.[162]

Die britische Sozialistin Beatrice Webb freute s​ich über d​ie Schauprozesse, w​eil Stalin „tote Äste“ entfernt habe.[163] Auch i​n Übersee fanden s​ich Künstler, d​ie die Moskauer Vorgänge verteidigten. So unterzeichneten m​ehr als einhundert amerikanische Intellektuelle 1938 e​ine Erklärung, i​n der d​ie Rechtmäßigkeit d​er Schauprozesse behauptet wurde. Zu diesen gehörten beispielsweise d​ie Schriftsteller Dashiell Hammett, Lillian Hellman, Dorothy Parker u​nd Langston Hughes. Auch d​er Pulitzer-Preisträger Walter Duranty verteidigte d​ie Prozesse.[164][165]

Kritik a​n den Schauprozessen f​iel vielen Intellektuellen a​uch deswegen schwer, w​eil die Sowjetunion u​nter der Regie Stalins a​b Mitte 1934 d​ie Sozialfaschismustheorie d​urch die Volksfrontideologie abgelöst h​atte und s​ie sich zugleich a​ls Heimat d​es Antifaschismus darstellte. Die sowjetische Unterstützung d​er Republikaner i​m Spanischen Bürgerkrieg s​owie die Etablierung e​iner Volksfrontregierung i​n Frankreich schien d​ie Sowjetunion z​u einem starken Partner d​er Demokraten z​u machen.[166]

XX. Parteitag der KPdSU

Drei Jahre n​ach Stalins Tod h​ielt Nikita Chruschtschow a​m 25. Februar 1956, z​um Abschluss d​es XX. Parteitags d​er KPdSU, e​ine Geheimrede Über d​en Personenkult u​nd seine Folgen. Er rechnete m​it Stalin a​b und l​egte diesem e​ine Vielzahl v​on Fehlern u​nd Verbrechen z​ur Last. Bereits Anfang März 1956 beschloss er, Kernpassagen seiner „Enthüllungen“ a​llen Parteimitgliedern verlesen z​u lassen. Eine Kopie d​er Rede gelangte über d​en israelischen Geheimdienst Schin Bet a​n den CIA. Die New York Times druckte s​ie am 4. Juni 1956 u​nd machte s​ie so weltweit publik. Zwei Tage später verbreitete s​ie Le Monde. Sendungen v​on Radio Free Europe, Voice o​f America u​nd der BBC machten s​ie in Osteuropa bekannt.[167]

Chruschtschow h​atte in seinem Vortrag u​nter anderem d​en Umfang u​nd Charakter d​er Repressionen g​egen Parteimitglieder u​nd -kader i​n den Monaten d​er Jeschowschtschina angesprochen. Er konzentrierte s​ich dabei a​ber darauf, Stalin dafür d​ie Alleinverantwortung zuzuweisen. Die intensive Mitwirkung d​er Parteispitze sparte e​r aus, ebenso s​eine eigene Rolle a​ls stalintreuer Scharfmacher i​n Moskau u​nd in d​er Ukraine. Seine Rede l​egte trotz d​er ihm bekannten vorbereitenden Archivstudien d​es KGB nahe, d​ie Hauptstoßrichtung d​er stalinistischen Verbrechen h​abe sich g​egen die Eliten i​n Partei, Wirtschaft u​nd Armee gerichtet. Den Massenterror m​it seinen wesentlich höheren Opferzahlen verschwieg e​r vollständig.[168]

Revisionsverfahren und Rehabilitation

Erste Diskussionen u​m die Rehabilitation v​on Opfern d​es Großen Terrors entstanden bereits i​n den Jahren 1939 b​is 1941, o​hne dass i​n den offiziellen Verlautbarungen u​nd Dokumenten dieser Begriff aufgetaucht wäre. Es w​urde allein d​ie Frage thematisiert, o​b es Revisionsverfahren g​eben sollte u​nd wie s​ie zu gestalten waren. Entsprechende Befehle u​nd Rundschreiben bestimmten, d​ass die Entscheidung, o​b ein Urteil z​u revidieren sei, d​urch die vorherigen NKWD-Täter z​u treffen war. Die Staatsanwaltschaft schaltete s​ich nur i​n wenige Verfahren ein, u​m die Revisionen d​es NKWD z​u prüfen. Im Lauf d​er Monate zwischen November 1938 u​nd 1941 w​urde die Entscheidung über Revisionsbegehren i​mmer stärker zentralisiert, sodass d​ie einzelnen Wünsche aufgrund v​on Zeitmangel u​nd Überlastung d​er zuständigen Stellen k​aum noch differenziert bearbeitet wurden. Wenn einzelne Personen a​us der Haft entlassen wurden, wurden s​ie weiterhin d​urch die „Organe“ überwacht.[169] Zur Verschleppung d​er Verfahren k​amen weitere Probleme: Die Revisionsverfahren führten selten z​ur Erschließung n​euer Beweise. Häufig wurden n​ur weitere „Zeugen“ d​urch das NKWD befragt. Deren Aussagen wurden überwiegend a​ls Bestätigung d​er Aktenlage gewertet. Formfehler i​n den ursprünglichen Verhaftungs- u​nd Untersuchungsverfahren führten n​icht automatisch z​ur Annullierung d​es entsprechenden Urteils.[170] Insgesamt blieben Revisionen d​er Urteile u​nd Entlassungen a​us der Haft d​ie absolute Ausnahme.[171]

Unmittelbar n​ach dem Tod Stalins ordnete Beria e​ine Entlastung d​er überfüllten u​nd unwirtschaftlichen Gulag-Lager an. Am 27. März 1953 wurden 1,2 Millionen Inhaftierte entlassen. „Politische“ Häftlinge k​amen nicht i​n den Genuss dieser Amnestie, sondern jene, d​enen unterstellt wurde, für d​ie Gesellschaft k​eine Gefahr m​ehr darzustellen u​nd deren Haft m​it Verstößen g​egen allgemeine Rechtsbestimmungen d​er Sowjetunion begründet worden war. Nach d​er Verhaftung Berias a​m 26. Juni 1953 setzte d​ie neue Führungsriege u​m Chruschtschow d​iese Politik fort. Ein Komitee u​nter Leitung d​es sowjetischen Oberstaatsanwalts prüfte Akten derjenigen, d​ie wegen „konterrevolutionärer Verbrechen“ verurteilt worden waren. Auf Republikebene unterstützten 15 Kommissionen d​ie Arbeit dieses Gremiums. Mitglieder dieser Komitees w​aren hohe Vertreter d​es Geheimdienstes u​nd Angehörige d​er Staatsanwaltschaft – beides Täterinstitutionen i​n den Monaten d​es Großen Terrors. Die Gutachter s​ahen 237.000 Akten v​on Personen durch, d​ie aufgrund v​on Artikel 58 d​es Strafgesetzbuches d​er RSFSR inhaftiert w​aren – d​as entsprach e​iner Quote v​on 45 Prozent a​ller Inhaftierten, d​ie auf Basis dieser Regelung verfolgt worden waren. 53 Prozent a​ller begutachteten Urteile wurden bestätigt, 43 Prozent a​ller Strafen wurden reduziert, sodass d​ie Betroffenen a​us der Haft entlassen wurden. Vier Prozent a​ller Urteile wurden aufgehoben.[172]

In d​er zweiten Hälfte d​es Jahres 1955 g​ab es Amnestien, d​ie auch d​ie „Politischen“ betrafen. Am Jahresende l​ag die Gesamtzahl a​ller Gulag-Häftlinge erstmals s​eit 20 Jahren wieder u​nter einer Million. Kurz v​or Beginn d​es XX. Parteitages d​er KPdSU belief s​ich die Zahl d​er „Politischen“ a​uf rund 110.000. Nach Ende d​es Parteitages prüfte e​ine Kommission erneut d​ie Urteile, d​ie auf Basis d​es Artikels 58 gefällt worden waren. Bis Ende 1956 k​amen so r​und 100.000 Menschen a​us dem Gulag frei. Anfang 1957 saßen n​ur noch e​twa 15.000 Personen aufgrund dieses Artikels ein. Damit w​aren 20 Jahre n​ach seinem Ende d​ie letzten inhaftierten Opfer d​es Großen Terrors wieder i​n Freiheit. Die Behörden hatten i​hre Haftstrafen z​uvor systematisch d​urch „Verlängerungen“ ausgedehnt. Angehörige v​on Personen, d​ie während d​es Großen Terrors hingerichtet worden waren, erhielten b​is in d​ie 1980er-Jahre hinein a​uf Nachfrage d​ie Auskunft, d​ie betreffende Person s​ei im Arbeitslager verstorben.[173]

Auch während u​nd nach d​er Perestroika h​aben die Behörden d​ie Urteile, d​ie in d​en Monaten d​es Großen Terrors gefällt worden sind, n​icht generell a​ls Unrecht aufgehoben. Allein für Häftlinge, d​ie aufgrund v​on „politischen Verbrechen“ verurteilt worden sind, g​ibt es n​ach dem russischen Rehabilitierungsgesetz v​om 18. Oktober 1991 d​ie Möglichkeit d​er Rehabilitierung. Verurteilungen w​egen „krimineller“ Handlungen bleiben weitgehend unangetastet. Bestenfalls w​ird das h​arte Strafmaß a​ls Unrecht klassifiziert. Der enormen Ausdehnung d​es Kriminalitätsbegriffs i​n den 1930er-Jahren w​ird damit n​icht Rechnung getragen.[174]

Erinnerungskultur

Rund 70 Jahre n​ach Beginn d​es Großen Terrors berichteten deutsche Medien i​m Jahr 2007 über d​en Umgang m​it diesen Geschehnissen. Insbesondere Russland s​tand dabei i​m Mittelpunkt. Eine Reihe v​on Beobachtern h​ob hervor, d​ass die offizielle russische Geschichtspolitik k​aum Interesse habe, s​ich diesem Geschehen z​u widmen. Mehrfach w​urde dabei a​uf Wladimir Putin verwiesen. Putin h​abe zwar gemahnt, d​as Jahr 1937 dürfe n​icht vergessen werden. In d​er Geschichtsbetrachtung d​es eigenen Landes gebühre d​en positiven Momenten a​ber stets Vorrang. Russland dürfe s​ich durch d​ie Auseinandersetzung m​it dem Großen Terror u​nd anderen Epochen d​er Sowjetzeit k​ein Schuldgefühl einreden lassen. Andere Länder hätten e​ine noch dunklere Vergangenheit. Die Berichterstattung verwies i​n diesem Zusammenhang a​uf das positive Bild Stalins i​n der russischen Bevölkerung.[175][176]

Die Menschenrechtsorganisation Memorial formulierte i​m Jahr 2007 Thesen, d​ie einen Wandel i​m Umgang m​it der historischen Erfahrung d​es Großen Terrors forderten.[177] Memorial verlangte e​ine umfassende Aufarbeitung d​er Vergangenheit. Dazu gehöre d​ie juristische Aufarbeitung d​es Großen Terrors. Zugangsbeschränkungen z​u Archivmaterial s​eien abzuschaffen. Der Große Terror müsse a​n Schulen u​nd Universitäten behandelt u​nd zugleich regelmäßig d​urch Fernsehsendungen thematisiert werden. Ein nationales Museum z​ur Geschichte d​es Staatsterrors s​ei zu schaffen, ebenso e​in nationales Denkmal für d​ie Opfer, begleitet v​on Gedenktafeln u​nd Gedenkzeichen i​m ganzen Land. Ortsbezeichnungen, d​ie auf Personen zurückgehen, d​ie für d​ie Gewalttaten verantwortlich waren, s​eien zu ändern. Ferner s​ei ein Programm z​ur Suche n​ach anonymen Bestattungsorten v​on Opfern aufzulegen. An Fundstellen s​eien Gedenkstätten einzurichten. Es müsse d​abei dafür eingetreten werden, d​ass diese Aufarbeitung d​er Geschichte k​eine Angelegenheit allein Russlands u​nd der Nachfolgestaaten d​er Sowjetunion bleibe, sondern s​ich internationalisiere, d​a der Große Terror w​ie Auschwitz o​der Hiroshima Symbol d​er Brüchigkeit u​nd Labilität menschlicher Zivilisation sei.

Der Heimatkundler Juri Dmitrijew, Leiter v​on Memorial i​n Karelien, entdeckte i​n einer 30 Jahre dauernden Suche i​n Archiven u​nd mithilfe v​on Expeditionen große Massengräber v​on Opfern stalinistischer Verbrechen. Er errichtete Gedenktafeln, kleine Friedhöfe u​nd schrieb z​wei Bücher. Im Dezember 2016 w​urde Dmitrijew verhaftet.[178] Die russische Schriftstellerin u​nd Oppositionelle Ljudmila Ulizkaja kritisierte d​as als politische Verfolgung.[179][180] Öffentlicher Druck führte schließlich Anfang 2018 z​u seiner Freilassung.[181] Der Prozess g​egen ihn führte überdies z​u einem Freispruch.[178] Im Juni 2018 w​urde er dennoch erneut verhaftet.[182][183] Auf e​inem Gelände b​ei Sandarmoch, a​uf dem Dmitrijew sterbliche Reste v​on Opfern d​es Großen Terrors entdeckte hatte, begann d​ie Russische Militärhistorische Gesellschaft Ende August 2018 m​it Grabungen. Diese Gesellschaft, d​ie im Ruf steht, Stalin rehabilitieren z​u wollen,[184] behauptete, h​ier seien Rotarmisten bestattet worden, d​ie im Winterkrieg v​on Finnen erschossen worden seien. Kritiker dieser Grabung befürchten d​ie Umschreibung d​er Geschichte.[185][186][187]

Gedenkkirche der Russischen Neumärtyrer und Bekenner an der ehemaligen Hinrichtungsstätte in Butowo (2007)
Gedenktafel in Moskau für Ekaterina Schelwatich im Rahmen des Projektes „Letzte Adresse“ (2014)

In Butowo b​ei Moskau betreibt d​ie Russisch-Orthodoxe Kirche a​uf dem Gelände d​es früheren NKWD-Schießplatzes, d​er 1937 u​nd 1938 a​ls Exekutions- u​nd Begräbnisstätte für Tausende v​on Terroropfern diente, e​ine Gedenkstätte. Die kirchlichen Opfer d​es Großen Terrors werden d​abei besonders herausgestellt, w​as zu t​eils heftiger Kritik Anlass gab.[188] 2007 zelebrierte d​ie russisch-orthodoxe Kirche i​n Butowo e​ine zentrale Gedenkfeier für d​ie Opfer d​es Großen Terrors. An dieser kirchlichen Veranstaltung n​ahm auch Putin teil.[189]

Seit 2014 w​ird in Russland m​it dem Projekt Posledny adres (Letzte Adresse) a​n die Opfer d​es Großen Terrors erinnert. Dazu werden, ähnlich w​ie bei d​en Stolpersteinen, Erinnerungsmale m​it den Lebensdaten a​n der Außenfront d​es letzten Wohnhauses angebracht.[190]

Zum „Gedenktag für d​ie Opfer d​er politischen Repressionen“ verlesen Menschenrechtsaktivisten n​ahe der Geheimdienstzentrale Lubjanka alljährlich d​ie Namen v​on Opfern d​es Großen Terrors.[191]

Ein Geschichtsleitfaden für Lehrer z​ur schulischen Behandlung d​er stalinistischen Repression w​urde regional gelobt, l​aut Nikolai Swanidse a​ber aus ideologischen Gründen v​on „willkürlich ausgesuchten Experten“ d​er staatlichen Aufsicht indexiert.[192]

Entwicklung und Kontroversen der Forschung

Totalitarismus und „Revisionismus“

Die Deutung d​er Geschehnisse i​n der Sowjetunion zwischen 1936 u​nd 1938 bewegte s​ich zunächst i​n den Bahnen d​er Totalitarismustheorie. Robert Conquest l​egte 1968 d​as Standardwerk dieser Interpretation v​or (Der große Terror). Er zeichnete Stalin a​ls unumstrittenen Führer, d​er die Politik u​nd den Terror b​is ins Kleinste plante u​nd lenkte.[193]

Dieser Lesart widersprachen a​b Mitte d​er 1980er-Jahre insbesondere englischsprachige Historiker, d​ie sich d​er Sozial- u​nd Gesellschaftsgeschichte verpflichtet fühlen. Ihre „revisionistische“ Interpretation betonte d​as konfliktreiche Zusammenwirken verschiedener sozialer Gruppen, a​us dem schließlich d​er Terror entsprungen sei. Zugleich akzentuierten s​ie Eigeninteressen d​er Peripherie, d​iese hätten d​en Terror befördert. Stalins Macht g​alt in d​en Studien d​er „Revisionisten“ a​ls eher schwach, d​er Terror a​ls chaotisch u​nd nicht kontrollierbar. Die „Revisionisten“ forderten methodisch d​ie ausschließliche Verwendung v​on Primärquellen. Memoiren u​nd Analysen sowjetischer Emigranten a​ls Grundlage historischer Werke lehnten s​ie im Unterschied z​u Conquest ab. Vielfach g​lich die Debatte zwischen d​en Vertretern d​er totalitaristischen Sicht u​nd den Repräsentanten d​er „revisionistischen Schule“ d​em Streit zwischen Intentionalisten u​nd Funktionalisten, w​ie er a​us der NS-Forschung bekannt ist.[194]

Studien d​er „Revisionisten“ verdeutlichten, d​ass die sowjetische Gesellschaft u​nd die Partei widersprüchlicher u​nd zerrissener gewesen s​ind als e​s eine totalitaristische Deutung nahelegt. Gruppen m​it ihren jeweiligen Eigeninteressen wurden herausgearbeitet, Lokalstudien z​u den Verhältnissen i​n der Provinz ergänzten d​ie Sicht a​uf die „Zentralen“ i​n Moskau u​nd Leningrad. Zugleich zeigten d​ie Studien d​er „Revisionisten“ Grenzen d​er Macht Stalins u​nd der Parteispitze auf. Der Terror h​abe soziale u​nd gesellschaftliche Ursachen, n​icht solche, d​ie in d​en psychischen Dispositionen Stalins z​u suchen sind.[195]

Gegen d​ie Revisionisten i​st eingewandt worden, s​ie unterschätzten Stalins Machtfülle deutlich. Die Quellenfunde z​u den Entscheidungsprozessen i​m Politbüro bewiesen, d​ass der Terror v​om Zentrum ausging u​nd von d​ort aus a​uch gestoppt wurde. Die Parteispitze – insbesondere Stalin – s​ei in d​er Lage gewesen, d​em Terror i​mmer wieder n​eue Richtungen z​u geben. Hinterfragt w​urde zudem, o​b es möglich sei, d​as aus Analysen pluralistischer Gesellschaften gewonnene Konzept v​on Interessengruppen a​uf die Sowjetunion d​er 1930er-Jahre z​u übertragen. Eine Gruppe m​it ähnlichen Ressourcen w​ie die d​er Kommunistischen Partei s​ei in d​er Sowjetunion d​er 1930er-Jahre n​icht erkennbar. Auch e​ine offene Herausforderung d​es Machtzentrums d​urch Gruppen a​n der Peripherie könne n​icht nachgewiesen werden. Die Rolle d​er kommunistischen Ideologie w​erde zudem über d​ie Maßen vernachlässigt.[196]

Ursachen, Motive, Charakter

Die Fragen n​ach den Motiven u​nd den Ursachen d​es Großen Terrors i​st in d​er Literatur n​icht abschließend beantwortet. Die Interpretationen reichen v​on Annahmen darüber, d​ass Stalin u​nter Verfolgungswahn gelitten habe, a​lso die Ursachen i​n der Psyche d​es Staatsführers z​u suchen seien, b​is hin z​u Thesen, d​ie im Großen Terror d​as eruptive u​nd gewaltsame Durchschlagen v​on Konflikten i​n der Gesellschaft o​der der Partei bzw. zwischen Zentrum u​nd Peripherie erblicken. Wird n​ach Stalins Motiven u​nd denen seiner engsten Mitarbeiter gefragt, s​o wird a​uf die Absicht verwiesen, d​ie „Alte Garde“ d​er Bolschewiki z​u eliminieren. Deren Loyalität Stalin gegenüber s​ei nicht sicher gewesen. Sie h​abe ihren Posten räumen müssen, u​m einer Nachwuchselite Platz z​u machen, d​ie Stalin unbedingt ergeben war.

Von verschiedenen Forschern w​ird auf d​ie Verschwörungstheorie hingewiesen, d​ie den Hintergrund d​es Großen Terrors bildete: Mit dieser Ideologie, a​n die Stalin selbst g​ar nicht notwendigerweise geglaubt habe, s​eien immer n​eue Gruppen v​on angeblichen „Verschwörern“ u​nd „Volksfeinden“ identifiziert u​nd zur Vernichtung freigegeben worden. Diese Verschwörungstheorien s​eien auch über d​as Ende d​es Großen Terrors hinaus fortgesetzt worden u​nd hätten n​ach dem Zweiten Weltkrieg i​n den Kampagnen g​egen die wurzellosen Kosmopoliten u​nd in d​er Ärzteverschwörung deutlich antisemitische Züge angenommen.[197][198]

Außenpolitische Ursachen u​nd Motive werden ebenfalls genannt. Die Bolschewiki s​eien von d​er Vorstellung geprägt gewesen, d​ass ein Krieg g​egen die imperialistischen Mächte unvermeidlich sei. Insbesondere Japan i​m Fernen Osten u​nd Deutschland i​m Westen s​eien in d​en 1930er-Jahren i​mmer kriegslüsterner aufgetreten. Deutschland s​ei zudem d​urch die westlichen Demokratien i​n seinen außenpolitischen Expansionsabsichten n​icht gebremst worden. Vor d​em Hintergrund dieser verbreiteten Kriegserwartung u​nd der Lehren, d​ie Stalin u​nd sein Führungszirkel a​us dem Spanischen Bürgerkrieg zogen, s​ei es i​m Großen Terror d​arum gegangen, a​lle Personen u​nd Bevölkerungsschichten unschädlich z​u machen, d​ie im Verdacht standen, i​m Kriegsfall z​u einer Fünften Kolonne z​u gehören, w​eil sie d​er kommunistischen Führung feindlich gegenüber stünden.[199]

Gegen d​ie These, d​er Terror h​abe vor a​llem dem Schutz v​or einer befürchteten Fünften Kolonne gegolten, s​ind Argumente vorgetragen worden, d​ie sich a​uf innenpolitische Probleme d​er Sowjetunion beziehen.[200] Ukrainische NKWD-Quellen über d​ie dortigen Terrormaßnahmen enthielten b​is Anfang 1938 beispielsweise k​aum Hinweise a​uf äußere Bedrohungen. Der Hauptstoß d​es Terrors s​ei vielmehr g​egen jene geführt worden, d​ie als „sozial unerwünscht“ galten beziehungsweise keiner „nützlichen Arbeit“ nachgingen. Ähnliches g​elte auch für georgische NKWD-Quellen a​us der Zeit d​es Großen Terrors. Sie thematisieren d​ie Wahlen z​um Obersten Sowjet u​nd den Kampf g​egen innere Feinde, v​or allem „Trotzkisten“. Es s​ei grundsätzlich z​u fragen, o​b der Terror u​nd insbesondere d​ie „Kulakenoperation“ v​on Historikern a​ls eine Reaktion a​uf die große u​nd sich verschärfende wirtschaftliche u​nd soziale Krise, a​ls gewaltsamer u​nd abschließend gedachter Kampf g​egen die Folgen d​er forcierten Industrialisierung gedeutet werden müsse.

Einige Forscher w​ie der führende „Revisionist“ J. Arch Getty[201][202] o​der Karl Schlögel[203] h​aben auf e​inen möglichen Zusammenhang d​es Terrors m​it der Stalin-Verfassung v​on Dezember 1936 u​nd der v​on Stalin für Dezember 1937 angesetzten allgemeinen, freien, gleichen u​nd geheimen Wahl z​um Obersten Sowjet aufmerksam gemacht. Obgleich d​ie vorgesehene Auswahlmöglichkeit zwischen mehreren Kandidaten k​urz vor d​em Durchführungstermin d​er Wahl kassiert wurde, h​at die Aussicht a​uf eine Wahl m​it solchen Prinzipien v​iele lokale Parteifunktionäre offenbar zutiefst beunruhigt. Insbesondere Kirchenvertretern u​nd „Kulaken“ w​urde unterstellt, s​ich mit weiteren „Feinden“ d​er Sowjetmacht zusammenzutun, u​m über Wahlkampagnen u​nd die Wahlen selbst Einfluss a​uf die Politik i​n der Sowjetunion z​u gewinnen u​nd anschließend e​ine Demokratisierung d​es politischen Systems durchzusetzen. Diese Art v​on Konkurrenzangst h​abe dem Terror g​egen diese „Feinde“ Nahrung gegeben. Auf d​em Februar-März-Plenum v​on 1937 artikulierten d​ie anwesenden regionalen Parteiführer i​hre Sorgen. Verhindern konnten s​ie diese Wahl allerdings nicht. Getty s​ieht es jedoch a​ls ein Entgegenkommen Stalins an, d​ass am 2. Juli 1937 i​n der Prawda n​icht nur d​ie Bestimmungen z​u den geplanten Wahlen v​on Dezember 1937 publiziert wurden, sondern d​as Politbüro a​m selben Tag a​uch die Grundzüge d​es NKWD-Befehls Nr. 00447 absegnete, d​er der Vernichtung dieser Feinde dienen sollte. Die These, e​s habe i​n der zweiten Hälfte d​er 1930er-Jahre e​ine demokratische Bedrohung d​er kommunistischen Herrschaft gegeben, b​lieb in d​er Fachwelt jedoch n​icht unwidersprochen.[204]

Weitergehenden Deutungen zufolge w​ar der Große Terror insgesamt e​in Völkermord. Der US-amerikanische Historiker Ronald Grigor Suny bezeichnete i​hn als „politischen Holocaust“.[205] Norman Naimark zufolge konstituiert d​ie Reihe v​on Gewaltkampagnen u​nd Terrorwellen i​n der Sowjetunion i​n der Summe e​inen Genozid.[206] Jörg Baberowski charakterisiert d​en sowjetischen Massenterror v​on 1937 u​nd 1938 a​ls den „Versuch, d​ie Gesellschaft v​on ihren Feinden z​u erlösen. Er w​ar eine sowjetische Variante d​er ‚Endlösung‘“.[207] Karl Schlögel sprach v​on einem „Orkan d​er Gewalt“, erzeugt a​us der „Vorstellung v​on einer Endlösung d​er sozialen Frage“.[208] Eric Weitz glaubt, d​ass das Sowjetregime s​ich zwar einiger „genozidaler Aktionen“ schuldig machte, i​n Ermangelung e​iner Rassenideologie u​nd gebremst d​urch den Glauben a​n die Formbarkeit d​es Menschen a​ber kein „genozidales Regime“ wurde, d​as den Völkermord i​ns Zentrum seines politischen Programms genommen hätte.[209] Die Mehrheit d​er Genozidforscher u​nd Osteuropa-Historiker l​ehnt es dagegen ausdrücklich ab, d​en Großen Terror a​ls Völkermord z​u klassifizieren.[210] Rudolph Rummel schlägt d​en Begriff Demozid vor.[211]

Opferzahlen, Eliten und Massen

Die Größenordnung d​er Opferzahlen b​lieb lange Jahre umstritten. Bis z​ur Öffnung v​on Archiven w​aren die Forscher h​ier auf Schätzungen, Erlebnisberichte u​nd Erinnerungsliteratur s​owie auf einzelne spätere offiziöse Enthüllungen angewiesen. Häufig wurden „Opfer“ n​icht oder n​ur ungenügend i​n Hingerichtete einerseits u​nd Inhaftierte andererseits unterschieden. Auch d​ie verschiedenen Formen d​es Freiheitsentzugs blieben w​enig berücksichtigt. Insgesamt z​eigt sich i​n Bezug a​uf die Opferzahlen, d​ass die s​ehr hohen Angaben z​u den Festnahmen k​aum noch geteilt werden. Robert Conquest schätzte beispielsweise d​ie Zahl d​er Verhafteten a​uf sieben b​is acht Millionen. Andere Forscher übertrafen d​iese Schätzung deutlich u​nd sprachen v​on 19 b​is 20 Millionen.[212] In d​er aktuellen Literatur w​ird diese Zahl m​it rund 1,5 Millionen Menschen angegeben.[213] Die Zahl d​er Exekutionen w​ird heute ebenfalls k​aum noch m​it mehreren Millionen beziffert, w​ie dies v​or der Perestroika gelegentlich d​er Fall war.[214] Stattdessen w​ird nun v​on einer Zahl ausgegangen, d​ie bei ungefähr 700.000 liegt.[215]

Die zeitweilige Öffnung d​er Archive Anfang d​er 1990er-Jahre machte außerdem deutlich, d​ass vom Großen Terror n​icht in erster Linie Parteifunktionäre, Kader u​nd Eliten betroffen waren. Sie bildeten n​ur „die Spitze d​es Eisbergs“.[216] Die Repressionen trafen überwiegend einfache Bürger. Sie fielen d​en Massenoperationen z​um Opfer. Ihr Schicksal w​ar bis d​ahin durch strikte Geheimhaltung praktisch unbekannt.[217] Nicolas Werth sprach i​n diesem Zusammenhang v​on einer öffentlichen u​nd einer geheimen Seite d​es Terrors: Die öffentliche Seite h​abe sich i​n den Schauprozessen Moskaus u​nd der Provinz s​owie im Aufrücken e​iner stalintreuen, jungen u​nd besser ausgebildeten Elite gezeigt. Die heimliche Seite s​ei die Planung u​nd Durchführung d​er Massenoperationen gewesen.[218]

Anhang

Literatur

  • Jörg Baberowski: Der rote Terror. Die Geschichte des Stalinismus. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2003, ISBN 3-421-05486-X.
  • Jörg Baberowski: Verbrannte Erde. Stalins Herrschaft der Gewalt, C.H. Beck, München 2012, ISBN 978-3-406-63254-9.
  • Johannes Baur: „Großer Terror“ und „Säuberungen“ im Stalinismus. Eine Forschungsübersicht. In: ZfG. 45. Jahrgang (1997), H. 4, S. 311–348.
  • Rolf Binner, Marc Junge: Wie der Terror „groß“ wurde. In: Cahiers du monde russe. Jg. 42 (2001) H, 2–4, S. 557–613 (PDF) (Abruf am 12. April 2010).
  • Rolf Binner, Marc Junge: „S etoj publikoj ceremonit´sja ne sleduet“. Die Zielgruppen des Befehls Nr. 00447 und der Große Terror aus der Sicht des Befehls Nr. 00447. In: Cahiers du monde russe. Jg. 43 (2002) H, 1, S. 181–228. (PDF) (Abruf am 12. April 2010).
  • Rolf Binner, Marc Junge: Vernichtung der orthodoxen Geistlichen in der Sowjetunion in den Massenoperationen des Großen Terrors 1937–1938. In: Jahrbücher für Geschichte Osteuropas. N. F. Bd. 52 (2004), S. 515–533.
  • Rolf Binner, Bernd Bonwetsch, Marc Junge: Massenmord und Lagerhaft. Die andere Geschichte des Großen Terrors. (Veröffentlichungen des Deutschen Historischen Instituts Moskau, Bd. 1), Akademie Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-05-004662-4.
  • Rolf Binner, Bernd Bonwetsch, Marc Junge (Hrsg.): Stalinismus in der sowjetischen Provinz 1937–1938. Die Massenaktion aufgrund des operativen Befehls No. 00447. (Veröffentlichungen des Deutschen Historischen Instituts Moskau, Bd. 2) Akademie-Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-05-004685-3. (Rezension).
  • Bernd Bonwetsch: Der „Große Terror“ – 70 Jahre danach. In: Zeitschrift für Weltgeschichte. 9. Jg. 2008, H. 1, S. 123–145.
  • Oleg W. Chlewnjuk: Das Politbüro. Mechanismen der politischen Macht in der Sowjetunion der dreißiger Jahre. Aus dem Russ. von Ruth und Heinz Deutschland, Hamburger Edition, Hamburg 1998, ISBN 3-930908-38-7.
  • Oleg Khlevniuk: The Reasons for the „Great Terror“: the Foreign-Political Aspect. In: Silvio Pons and Andrea Romano (Hrsg.): Russia in the Age of Wars 1914–1945. Feltrinelli, Milano 2000, S. 159–169, ISBN 88-07-99055-5.
  • Jens-Fietje Dwars: Deutungsmuster des stalinschen Terrors. In: Hedeler (Hrsg.): Stalinscher Terror 1934–41. S. 299–309.
  • Michael Ellman: The Soviet 1937–1938 Provincial Show Trials Revisited. In: Europe-Asia Studies. Vol. 55, No. 8 (Dec., 2003), S. 1305–1321.
  • Wladislaw Hedeler (Hrsg.): Stalinscher Terror 1934–41. Eine Forschungsbilanz. Basisdruck, Berlin 2002, ISBN 3-86163-127-X.
  • Wladislaw Hedeler: Chronik der Moskauer Schauprozesse 1936, 1937 und 1938. Planung, Inszenierung und Wirkung. Mit einem Essay von Steffen Dietzsch. Akademie-Verlag, Berlin 2003, ISBN 3-05-003869-1.
  • Wladislaw Hedeler: Sippenhaft im „Großen Terror“ 1937/38: Das „Akmolinsker Lager für Ehefrauen von Vaterlandsverrätern“ (ALŽIR) und seine deutschen Häftlinge. In: Weber, Mählert (Hrsg.): Verbrechen im Namen der Idee. S. 190–217 sowie S. 319–325. (Erstpublikation im Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung, 2005, S. 81–101.)
  • Manfred Hildermeier: Geschichte der Sowjetunion 1917–1991. Entstehung und Niedergang des ersten sozialistischen Staates. Beck, München 1998, ISBN 3-406-43588-2.
  • Manfred Hildermeier: Die Sowjetunion 1917–1991. (Oldenbourg Grundriss der Geschichte, Bd. 31) Oldenbourg, 2. Aufl., München 2007, ISBN 978-3-486-58327-4.
  • Marc Jansen, Nikita Petrov: Stalin’s loyal executioner. People’s Commissar Nikolai Ezhov 1895–1940. Hoover Institution Press, Stanford, Calif. 2002, ISBN 0-8179-2902-9, Online-Preview.
  • Marc Junge, Bernd Bonwetsch (Hrsg.): Bolschewistische Ordnung in Georgien. Der Große Terror in einer kleinen kaukasischen Republik (Veröffentlichungen des Deutschen Historischen Instituts Moskau, Bd. 5), De Gruyter Oldenbourg Berlin, Boston 2015, ISBN 978-3-11-041029-7.
  • Marc Junge, Bernd Bonwetsch: „Rundherum Feinde, nichts als Feinde“. Die „Kriegsgefahr“ und das große Morden der kleinen Leute in der Sowjetunion; in: Zeitschrift für Weltgeschichte.12. Jg. 2011, H. 1, S. 45–65.
  • Oleg V. Khlevniuk: The History of the Gulag. From Collectivization to the Great Terror. Translation by Vadim A. Staklo. With ed. assistance and commentary by David J. Nordlander. Foreword by Robert Conquest, Yale Univ. Press, New Haven [u. a.] 2004, ISBN 0-300-09284-9.
  • Corinna Kuhr: Kinder von „Volksfeinden“ als Opfer des stalinistischen Terrors 1936–1938. In: Stefan Plaggenborg (Hrsg.): Stalinismus. Neue Forschungen und Konzepte. Berlin Verlag Spitz, Berlin 1998, ISBN 3-87061-697-0, S. 391–418.
  • Alter Litvin, John Keep: Stalinism. Russian and Western views at the turn of the millennium. Routledge, London, New York 2005, ISBN 0-415-35109-X.
  • Barry McLoughlin: Die Massenoperationen des NKWD. Dynamik des Terrors 1937/38. In: Hedeler (Hrsg.): Stalinscher Terror 1934–41. S. 33–50.
  • Barry McLoughlin: „Vernichtung des Fremden“: Der „Große Terror“ in der UdSSR 1937/38. Neue russische Publikationen. In: Hermann Weber, Ulrich Mählert (Hrsg.): Verbrechen im Namen der Idee. S. 77–123 sowie S. 303–312. (Erstpublikation im Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung. 2001/2002, S. 50–88.)
  • Barry McLoughlin, Kevin McDermott (Hrsg.): Stalin’s terror. High politics and mass repression in the Soviet Union. Palgrave Macmillan, Basingstoke [u. a.] 2004, ISBN 1-4039-3903-9; Teildigitalisat bei Google Books.
  • Christoph Mick: Wissenschaft und Wissenschaftler im Stalinismus. In: Plaggenborg (Hrsg.): Stalinismus. S. 321–361.
  • Norman M. Naimark: Stalin und der Genozid. Aus dem Amerikanischen von Kurt Baudisch. Suhrkamp Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-518-42201-4.
  • Nikita Ochotin, Arsenij Roginskij: Zur Geschichte der „Deutschen Operation“ des NKVD 1937–1938. In: Hermann Weber, Ulrich Mählert (Hrsg.): Verbrechen im Namen der Idee. Aufbau Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-7466-8152-8, S. 143–189 und 316–319 (Erstpublikation im Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung. 2000/2001, S. 89–125).
  • Nikita Petrow: Die Kaderpolitik des NKWD während der Massenrepressalien 1936–39. In: Hedeler (Hrsg.): Stalinscher Terror 1934–41. S. 11–32.
  • Nikita Petrov, Arsenii Roginskii: The “Polish Operation” of the NKVD 1937–8. In: Barry McLoughlin, Kevin McDermott (Hrsg.): Stalin’s terror. S. 153–172.
  • Stefan Plaggenborg (Hrsg.): Stalinismus. Neue Forschungen und Konzepte. Berlin Verlag Arno Spitz GmbH, Berlin 1998, ISBN 3-87061-697-0.
  • Ulla Plener, Natalia Mussienko (Hrsg.): Verurteilt zur Höchststrafe: Tod durch Erschießen. Todesopfer aus Deutschland und deutscher Nationalität im Großen Terror in der Sowjetunion 1937/1938. Karl Dietz Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-320-02080-3 (PDF online bei Rosa-Luxemburg-Stiftung, Texte Band 27).
  • Michail Kusmitsch Ryklin: Leben, ins Feuer geworfen – Die Generation des Großen Oktobers. Eine Recherche. Aus dem Russischen von Sabine Grebing und Volker Weichsel, Suhrkamp Verlag, Berlin 2019, ISBN 978-3-518-42773-6 (Leseprobe)
  • Karl Schlögel: Terror und Traum. Moskau 1937. Carl Hanser Verlag, München 2008, ISBN 978-3-446-23081-1.
  • Timothy Snyder: Bloodlands. Europa zwischen Hitler und Stalin. Aus dem Engl. von Martin Richter, Beck, München 2011, ISBN 978-3-406-62184-0.
  • Alexander Vatlin: Tatort Kunzewo. Opfer und Täter des Stalinschen Terrors 1937/38, Berlin: BasisDruck 2003, ISBN 3-86163-130-X Rezension (PDF; 36 kB).
  • Hermann Weber, Ulrich Mählert (Hrsg.): Verbrechen im Namen der Idee. Terror im Kommunismus 1936–1938. Aufbau-Taschenbuch, Berlin 2007, ISBN 978-3-7466-8152-8.
  • Markus Wehner: Stalinismus und Terror. In: Stefan Plaggenborg (Hrsg.): Stalinismus. Neue Forschungen und Konzepte. Berlin Verlag Spitz, Berlin 1998, ISBN 3-87061-697-0, S. 365–390.
  • Nicolas Werth: Ein Staat gegen sein Volk. Gewalt, Unterdrückung und Terror in der Sowjetunion. In: Stéphane Courtois, Nicolas Werth, Jean-Louis Panné, Andrzej Paczkowski, Karel Bartosek, Jean-Louis Margolin. Mitarbeit: Rémi Kauffer, Pierre Rigoulot, Pascal Fontaine, Yves Santamaria, Sylvain Boulouque: Das Schwarzbuch des Kommunismus. Unterdrückung, Verbrechen und Terror. Mit einem Kapitel „Die Aufarbeitung der DDR“ von Joachim Gauck und Ehrhard Neubert. Aus dem Französischen von Irmela Arnsperger, Bertold Galli, Enrico Heinemann, Ursel Schäfer, Karin Schulte-Bersch, Thomas Woltermann. Piper. München/Zürich 1998, ISBN 3-492-04053-5, S. 51–295 und 898–911.
  • Nicolas Werth: The Mechanism of Mass Crime. The Great Terror in the Soviet Union 1937–1938. In: Robert Gellately (Hrsg.): The specter of genocide. Mass murder in historical perspective. Cambridge Univ. Press, Cambridge [u. a.] 2003, ISBN 0-521-82063-4, S. 215–239.
  • Nicolas Werth: Der Stellenwert des „Großen Terrors“ innerhalb der stalinistischen Repression. Versuch einer Bilanz. In: Hermann Weber, Ulrich Mählert (Hrsg.): Verbrechen im Namen der Idee. S. 269–280 sowie S. 336–339. (Erstpublikation im Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung. 2006, S. 247–257.)
  • Nicolas Werth: L’Ivrogne et la Marchande de fleurs. Autopsie d’un meurtre de masse, 1937–1938. Tallandier, Paris 2009, ISBN 978-2-84734-573-5.
  • Manfred Zeidler: „Eine moderne Armee ist eine offensive Armee“. Die Sowjetstreitkräfte im Zeichen des Stalinismus. In: Stefan Plaggenborg (Hrsg.): Stalinismus. Neue Forschungen und Konzepte. Berlin Verlag Spitz, Berlin 1998, ISBN 3-87061-697-0, S. 419–440.
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Einzelnachweise

  1. Heiko Haumann: Die Geschichte der Sowjetunion – ein Überblick; in Hellmuth G. Bütow (Hrsg.): Länderbericht Sowjetunion. Schriftenreihe Studien zur Geschichte und Politik Band 263 der Bundeszentrale für politische Bildung, 2., akt. Auflage, Bonn 1988, S. 36.
  2. Zahlen nach Der Große Ploetz. Die Daten-Enzyklopädie der Weltgeschichte. Daten, Fakten, Zusammenhänge, begr. von Carl Ploetz. Bearb. von 80 Fachwissenschaftlern. 32., neubearb. Auflage, Lizenzausg. Komet, Frechen 2001, ISBN 3-89836-147-0, S. 1003.
  3. Zahlen nach Schlögel: Terror und Traum. S. 81.
  4. Schlögel: Terror und Traum. S. 163.
  5. Exemplarische Nachweise zum Beispiel bei Norman Naimark: Revolution, Stalinismus und Genozid. In: APuZ, 44–45/2007 (PDF; 2 MB), S. 14–20, hier S. 18–20.
  6. Umfassend zur Geschichte des Terrors in der Sowjetunion: Baberowski: Der rote Terror. Einen knappen Überblick liefert Wehner: Stalinismus und Terror. Siehe auch Gérard Chaliand, Arnaud Blin: Lenin, Stalin, and state terrorism. In: Gérard Chaliand, Arnaud Blin (Hrsg.): The history of terrorism. From antiquity to al Qaeda. University of California Press, Berkeley, Cal. [u. a.] 2007, ISBN 978-0-520-24533-4, S. 197–207.
  7. Werth: Ein Staat gegen sein Volk. S. 140.
  8. Siehe hierzu Werth: Ein Staat gegen sein Volk. S. 165–177. Siehe ferner Hildermeier: Die Sowjetunion. S. 37–39.
  9. Zahlen nach Werth: Ein Staat gegen sein Volk. S. 165 und Hildermeier: Die Sowjetunion. S. 39.
  10. Werth: Ein Staat gegen sein Volk. S. 166. Siehe auch McLoughlin: Vernichtung des Fremden. S. 93 f. und Litvin, Keep: Stalinism. S. 59.
  11. Der Vollzug dieser Todesurteile wurde zwar ausgesetzt, weil internationale Proteste laut wurden und vor allem weil man Aufstände in ländlichen Regionen fürchtete, in denen diese Partei beliebt war. Die Verurteilten kamen jedoch nicht wieder frei, sondern wurden in den 1930er-Jahren erschossen. Zum Prozess gegen die Sozialrevolutionäre siehe Werth: Ein Staat gegen sein Volk. S. 144.
  12. Werth: Ein Staat gegen sein Volk. S. 161. Zur Bedeutung dieses Schauprozesses siehe Peter H. Solomon: Shakhty Trial. In: Russian History Encyclopedia und Sheila Fitzpatrick: Education and social mobility in the Soviet Union. 1921–1934. Cambridge University Press, Cambridge [u. a.] 1979, ISBN 0-521-22325-3, S. 113–116 und passim.
  13. Hildermeier: Geschichte der Sowjetunion 1917–1991. S. 476.
  14. Werth: Ein Staat gegen sein Volk. S. 191.
  15. Siehe hierzu kurz Jürgen Zarusky: „Freisler ist unser Wyschinski“. Die stalinistische und die nationalsozialistische „Justiz“. Eine Problemskizze unter diktaturvergleichender Perspektive. (PDF (Memento vom 30. Januar 2012 im Internet Archive)), S. 17.
  16. Hierzu kurz Hildermeier: Die Sowjetunion. S. 35 und 39 f.
  17. Hildermeier: Die Sowjetunion. S. 42; Werth: Ein Staat gegen sein Volk. S. 201. Zum Mord an Kirow siehe auch Baberowski: Der rote Terror. S. 140–144 sowie Baberowski: Verbrannte Erde, S. 232–237. Zum „Parteitag der Sieger“ siehe Hildermeier: Geschichte der Sowjetunion 1917–1991. S. 444–447.
  18. Siehe hierzu Chlewnjuk: Das Politbüro. S. 191 f; Werth: Ein Staat gegen sein Volk. S. 201 f.
  19. Wehner: Stalinismus und Terror. S. 379.
  20. Werth (Ein Staat gegen sein Volk), S. 202 nennt die Zahl 988, Chlewnjuk (Das Politbüro), S. 193, nennt die Zahl 663.
  21. Chlewnjuk: Das Politbüro. S. 193.
  22. Werth: Ein Staat gegen sein Volk. S. 203.
  23. Zu den ethnischen Säuberungen siehe Werth: Ein Staat gegen sein Volk. S. 203 f.
  24. Dimitri Wolkogonow: Stalin. Triumph und Tragödie. Ein politisches Porträt. Econ Taschenbuch Verlag, Düsseldorf und Wien 1993, S. 376.
  25. Martin McCauley: Stalin and Stalinism. 3. Aufl., Pearson Education, London 2008, S. 102.
  26. Zusammen standen 16 Angeklagte vor Gericht, ihre Namen sind aufgeführt bei Hedeler: Chronik. S. 73.
  27. Zum ersten Moskauer Schauprozess siehe Hedeler: Chronik. S. 73–79; Schlögel: Terror und Traum. S. 103–118.
  28. Zum zweiten Moskauer Schauprozess siehe Hedeler: Chronik. S. 142–48; Schlögel: Terror und Traum. S. 174–197.
  29. Zum dritten Moskauer Schauprozess siehe Hedeler: Chronik. S. 375–393; Schlögel: Terror und Traum. S. 661–670.
  30. Siehe hierzu Bonwetsch: Der „Große Terror“ – 70 Jahre danach. S. 129 f; ferner Werth: Ein Staat gegen sein Volk. S. 215. Zur Bedeutung siehe ferner Ellman: Provincial Show Trials. S. 1308, 1310 und 1315.
  31. Siehe hierzu die Hinweise bei Ellman: Provincial Show Trials.
  32. Über das Schicksal dieser fünf Personen berichtet Chlewnjuk: Das Politbüro. S. 305–323.
  33. Alle Zahlen nach Werth: Ein Staat gegen sein Volk. S. 214.
  34. Werth: Mechanism of a Mass Crime. S. 222 f.
  35. Werth: Ein Staat gegen sein Volk. S. 215 f; Zahlen dort S. 215.
  36. Jansen, Petrov: Stalin’s loyal executioner. S. 105; McLoughlin: Vernichtung des Fremden. S. 109.
  37. Die Zahlen sind in der Literatur nicht einheitlich. Beispielsweise nennen Jansen und Petrov (Stalin’s loyal executioner. S. 70) die Zahl von 33.460 bis 33.947 Verhaftungen, Werth (Ein Staat gegen sein Volk. S. 221) spricht von 35.020.
  38. Werth: Ein Staat gegen sein Volk. S. 221; Jansen, Petrov: Stalin’s loyal executioner. S. 69 f.
  39. Ivan Pfaff: Prag und der Fall Tuchatschewski. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 35 (1987), S. 95–134 (online (PDF; 8,2 MB), Zugriff am 26. November 2010).
  40. Dimitri Wolkogonow: Stalin. Triumph und Tragödie. Ein politisches Porträt. Claassen, Düsseldorf 1989, S. 411–414.
  41. Rudolf Ströbinger: Stalin enthauptet die Rote Armee. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1990, S. 150–156 und 200–204.
  42. Walter Laqueur: Stalin. The Glasnost Revelations. New York 1990, S. 105–110.
  43. Igor Lukes: Czechoslovakia Between Stalin and Hitler. Oxford University Press, 1996, S. 94 ff.
  44. Igor Lukes: Stalin, Benesch und der Fall Tuchatschewski. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 44 (1996), S. 527–548 (online (PDF; 7,1 MB), Zugriff am 26. November 2010).
  45. Jurij J. Kiršin: Die sowjetischen Streitkräfte am Vorabend des Großen Vaterländischen Krieges. In: Bernd Wegner (Hrsg.): Zwei Wege nach Moskau – Vom Hitler-Stalin-Pakt bis zum »Unternehmen Barbarossa«. München/Zürich 1991, S. 389.
  46. Siehe hierzu David R. Jones (Hrsg.): The Military-Naval Encyclopedia of Russia and the Soviet Union. Bd. 2, Gulf Breeze 1980, S. 215.
  47. Werth: Ein Staat gegen sein Volk. S. 221. Zur Säuberung der Armee siehe auch Baberowski: Der rote Terror. S. 167–172.
  48. Jurij J. Kiršin: Die sowjetischen Streitkräfte am Vorabend des Großen Vaterländischen Krieges. In: Bernd Wegner (Hrsg.): Zwei Wege nach Moskau. Vom Hitler-Stalin-Pakt bis zum »Unternehmen Barbarossa«. Piper, München/Zürich 1991, S. 390.
  49. Werth: Ein Staat gegen sein Volk. S. 223.
  50. Robert A. McCutcheon: The 1936–1937 Purge of Soviet Astronomers. In: Slavic Review. Vol. 50, No. 1 (Spring, 1991), pp. 100–117.
  51. Zur Volkszählung von 1937 siehe Schlögel: Terror und Traum. S. 153–173.
  52. Die toten Seelen. In: Der Spiegel. Nr. 22, 1956, S. 28–31 (online).
  53. Werth: Ein Staat gegen sein Volk. S. 223. Zur Repression wissenschaftlicher Gegner Lyssenkos siehe auch Mick: Wissenschaft und Wissenschaftler. S. 322.
  54. Schlögel: Terror und Traum. S. 343. Zur Verfolgung sowjetischer Geologen siehe ferner Mick: Wissenschaft und Wissenschaftler. S. 340–346.
  55. McLoughlin: „Vernichtung des Fremden“. S. 90; Binner, Junge: Vernichtung der orthodoxen Geistlichen. S. 516 f.
  56. Werth: Ein Staat gegen sein Volk. S. 224. Zahl der verhafteten und erschossenen Priester bei Litvin, Keep: Stalinism. S. 63. Zahl der auf dem NKWD-Schießplatz Butowo erschossenen kirchlichen Würdenträger bei Binner, Junge: Vernichtung der orthodoxen Geistlichen. S. 523.
  57. Zu diesem Befehl umfassend Binner, Bonwetsch, Junge: Massenmord und Lagerhaft. Der Befehl findet sich dort in vollständiger deutscher Übersetzung auf Seite 106–120. Online ist er in deutscher Übersetzung auf dem Portal „100(0) Schlüsseldokumente zur russischen und sowjetischen Geschichte (1917–1991)“ einsehbar. Einführend zu diesem Befehl siehe Paul R. Gregory: Lenin’s Brain and Other Tales from the Secret Soviet Archives. Hoover Institution Press, Stanford/Calif. 2008, ISBN 978-0-8179-4812-2, hier S. 43–61 (PDF, Abruf 31. März 2010; 140 kB). Außerdem Binner, Junge: Wie der Terror „groß“ wurde. und dieselben: S etoj publikoj ceremonit´sja ne sleduet. Siehe ferner Baberowski: Verbrannte Erde, S. 327–332.
  58. Der Politbüro-Beschluss ist in deutscher Übersetzung abgedruckt bei Binner, Bonwetsch, Junge: Massenmord und Lagerhaft. S. 121–123.
  59. Zitiert nach Binner, Bonwetsch, Junge: Massenmord und Lagerhaft. S. 108.
  60. Die Zahl von rund 350.000 findet sich bei Binner, Bonwetsch, Junge: Massenmord und Lagerhaft. S. 661 f. Die Angabe von rund 400.000 findet sich bei Binner, Bonwetsch, Junge (Hrsg.): Stalinismus in der sowjetischen Provinz. S. 11.
  61. Khlevniuk: The Reasons for the „Great Terror“. S. 162.
  62. Hierzu Ochotin, Roginskij: Zur Geschichte der „Deutschen Operation“.
  63. Ochotin, Roginskij: Zur Geschichte der „Deutschen Operation“. S. 155.
  64. Schlögel: Terror und Traum. S. 637; McLoughlin: Vernichtung des Fremden. S. 97; Werth: Mechanism of Mass Crime. S. 232.
  65. Werth: Mechanism of Mass Crime. S. 232–234. Siehe ferner Snyder: Bloodlands, S. 110–125. Umfassend dazu Petrov, Roginskii: The “Polish Operation” of the NKVD.
  66. http://www.memorial.krsk.ru/deu/Dokument/Ariicles/2007HrBT.htm: „Der Große Terror“: 1937–1938. Kurz-Chronik. Website von Memorial-Russland, Gebiet Krasnojarsk
  67. „Der Große Terror“: 1937–1938. Kurz-Chronik, Webseite der Menschenrechtsorganisation Memorial (Abruf 12. April 2010); Werth: Mechanism of Mass Crime. S. 232.
  68. Schlögel: Terror und Traum. S. 637; McLoughlin: Vernichtung des Fremden. S. 97.
  69. Hedeler: Chronik. S. 358. Die Paraphrasen dieses Beschlusses sind in der Literatur gelegentlich uneinheitlich. Hedeler beispielsweise nennt an anderer Stelle Koreaner statt der Charbiner. Siehe Hedeler: Sippenhaft. S. 193.
  70. Khlevniuk: The Reasons for the „Great Terror.“ S. 168.
  71. Marc Junge: Die Massenoperationen. In: Ders., Bernd Bonwetsch (Hrsg.): Bolschewistische Ordnung in Georgien. Der Große Terror in einer kleinen kaukasischen Republik, Berlin, Boston 2015, S. 33–39, hier S. 34.
  72. Bernd Bonwetsch: Gulag. Willkür und Massenverbrechen in der Sowjetunion 1917–1953. Einführung und Dokumente. In: Julia Landau, Irina Scherbakowa (Hrsg.): Gulag. Texte und Dokumente 1929–1956, Wallstein, Göttingen 2014, ISBN 978-3-8353-1437-5, S. 30–49, hier S. 32 und S. 36; Marc Junge: Die Massenoperationen. In: Ders., Bernd Bonwetsch (Hrsg.): Bolschewistische Ordnung in Georgien. Der Große Terror in einer kleinen kaukasischen Republik, Berlin/Boston 2015, S. 33–39, hier S. 38.
  73. Zitiert nach Schlögel: Terror und Traum. S. 459. Zitat auch bei Baberowski: Der rote Terror. S. 182.
  74. Zur Repression von Familienangehörigen vgl. umfassend Werth: L’Ivrogne. S. 140–146.
  75. Deutsche Übersetzung dieser Rechtsvorschrift in einer Fassung nach dem Zweiten Weltkrieg auf der Website der Dokumentationsstelle Widerstands- und Repressionsgeschichte in der NS-Zeit und der SBZ/DDR (PDF), Abruf 20. Mai 2010.
  76. Hedeler: Sippenhaft. S. 192.
  77. Abgedruckt in Reinhard Müller: Menschenfalle Moskau. Exil und stalinistische Verfolgung. Hamburger Edition, Hamburg 2001, ISBN 3-930908-71-9, S. 448–454.
  78. Kuhr: Kinder von „Volksfeinden“. S. 399.
  79. Hedeler: Sippenhaft. S. 191 f.
  80. „Der Große Terror“: 1937–1938. Kurz-Chronik, Webseite der Menschenrechtsorganisation Memorial (Abruf 12. April 2010). Werth: L’Ivrogne. S. 146, gibt eine Zahl von etwa 20.000 Kindern an.
  81. Werth: L’Ivrogne. S. 146.
  82. Wie Russland den Terror von 1937 verdrängt, Beitrag im Portal einestages auf Spiegel Online vom 2. August 2007 (Abruf 19. Mai 2010).
  83. Kuhr: Kinder von „Volksfeinden“. S. 413.
  84. McLoughlin: Vernichtung des Fremden. S. 102; Schlögel, Terror und Traum. S. 570 und S. 638. Siehe zur Heranziehung von Akten mit kompromittierendem Material auch kurz Binner, Bonwetsch, Junge: Massenmord und Lagerhaft. 367.
  85. Bonwetsch: Der „Große Terror“ – 70 Jahre danach. S. 136 f; Werth: Der Stellenwert des „Großen Terrors.“ S. 336, Anm. 6; Binner, Bonwetsch, Junge: Massenmord und Lagerhaft. S. 405.
  86. Binner, Bonwetsch, Junge (Stalinismus in der sowjetischen Provinz. S. 11) sprechen mit Bezug auf „nationale Operationen“ allein von Dwoikas. Werth (The Mechanism of Mass Crime. S. 235) gibt für diese Kampagnen Dwoikas und Troikas als Sondergerichte an.
  87. Binner, Bonwetsch, Junge: Stalinismus in der sowjetischen Provinz. S. 11, Anm. 8.
  88. Zu den Troikas, Dwoikas und Sondertroikas sowie zur „Albummethode“ im Rahmen der „nationalen Operationen“ siehe Werth: The Mechanism of Mass Crime. S. 235 f.
  89. Snyder: Bloodlands, S. 120.
  90. Chlewnjuk: Das Politbüro. S. 279–281.
  91. Einleitung zu Stalins Erschießungslisten auf der russ. Website von Memorial
  92. Baberowski: Der rote Terror. S. 174.
  93. Werth: Der Stellenwert des „Großen Terrors“. S. 270.
  94. Chlewnjuk: Das Politbüro. S. 281. Zum Auftreten Kaganowitschs in Iwanowo siehe Baberowski: Der rote Terror. S. 175–178.
  95. Jörg Baberowski: Zivilisation der Gewalt. Die kulturellen Ursprünge des Stalinismus. In: Historische Zeitschrift, Band 281, Heft 1 (August 2005), S. 59–102, hier S. 96.
  96. Chlewnjuk: Das Politbüro. S. 294.
  97. Chlewnjuk: Das Politbüro. S. 295; Jansen, Petrov: Stalin’s loyal executioner. S. 207. Das Verhältnis von Stalin und Jeschow erläutert ausführlich Chlewnjuk: Das Politbüro. S. 282–304.
  98. Zu Chruschtschows Beteiligung am NKWD-Befehl Nr. 00447 siehe Binner, Bonwetsch, Junge: Massenmord und Lagerhaft. S. 25, S. 41 (dort die Moskauer Zahlen) und S. 72 (Telegramm, in dem er sich selbst als Mitglied der Moskauer Troika benennt).
  99. Binner, Bonwetsch, Junge: Massenmord und Lagerhaft. S. 21 und S. 51.
  100. Siehe hierzu McLoughlin: Vernichtung des Fremden. S. 103.
  101. Werth: The Mechanism of Mass Crime. S. 229.
  102. Petrow: Die Kaderpolitik des NKWD. S. 13.
  103. Werth: L’Ivrogne. S. 147.
  104. Werth: L’Ivrogne. S. 148.
  105. Hierzu umfassend Petrow: Die Kaderpolitik des NKWD.
  106. Petrow: Die Kaderpolitik des NKWD. S. 12.
  107. Binner, Bonwetsch, Junge (Hrsg.): Stalinismus in der sowjetischen Provinz. S. 26 f.
  108. Binner, Bonwetsch, Junge: Massenmord und Lagerhaft. S. 369.
  109. Rolf Binner, Marc Junge: „S etoj publikoj ceremonit´sja ne sleduet“. S. 226.
  110. Werth: L’Ivrogne. S. 235.
  111. Art. Stalin, Joseph. In: Leslie Alan Horvitz, Christopher Catherwood: Encyclopedia of War Crimes and Genocide. Facts On File, New York 2006, ISBN 978-1-4381-1029-5, S. 404–406, hier S. 405.
  112. Zahlen nach McLoughlin: Vernichtung des Fremden. S. 97.
  113. Werth: L’Ivrogne. S. 245.
  114. Polnische Staatsbürger, Sowjetbürger mit polnischen Wurzeln oder polnischem Namen oder aber mit Kontakten zu Polen.
  115. 20-faches Risiko: Werth: L’Ivrogne. S. 243; 40-faches Risiko: Snyder: Bloodlands, S. 120.
  116. Werth: L’Ivrogne. S. 242–245.
  117. Werth: L’Ivrogne. S. 236 f.
  118. Zur Verfolgung in Sibirien siehe Werth: L’Ivrogne. S. 237–239.
  119. Werth: L’Ivrogne. S. 239.
  120. Werth: L’Ivrogne. S. 240.
  121. Werth: L’Ivrogne. S. 241.
  122. Hierzu Werth: L’Ivrogne. S. 252–257.
  123. Zur herausgehobenen Verfolgung der Christen siehe Binner, Junge: Vernichtung der orthodoxen Geistlichen.; Werth: L’Ivrogne. S. 257–268.
  124. Werth: L’Ivrogne. S. 268 f.
  125. Werth: L’Ivrogne. S. 270.
  126. Werth: L’Ivrogne. S. 272.
  127. Werth: L’Ivrogne. S. 275 f.
  128. Snyder: Bloodlands, S. 121.
  129. Belege für die Ausführungen dieses Kapitels sind zu finden bei: François-Xavier Nérard: The Butovo Shooting Range. Artikel der Online Encyclopedia of Mass Violence (PDF-Version) (Abruf am 16. Mai 2010), hier S. 4 und 6; McLoughlin: „Vernichtung des Fremden“. S. 99. Siehe ferner Schlögel: Terror und Traum. 615–618.
  130. Zahlen nach Khlevniuk: The History of the Gulag. S. 178 f.
  131. Zahlen nach Chlewnjuk: The History of the Gulag. S. 179.
  132. Zahlen nach Chlewnjuk: The History of the Gulag. S. 179 f.
  133. Oleg Witaljewitsch Chlewnjuk: The History of the Gulag. S. 185 und S. 170.
  134. Es handelte sich um Lew Mironow und Leonid Sakowski. Siehe Baberowski: Verbrannte Erde, S. 358.
  135. Chlewnjuk: Das Politbüro. S. 299 f.
  136. Abgedruckt ist er bei Binner, Bonwetsch, Junge: Massenmord und Lagerhaft. S. 479–483. Wiedergabe des Politbüro-Beschlusses auch auf der Website 100(0) Schlüsseldokumente zur russischen und sowjetischen Geschichte.
  137. Binner, Bonwetsch, Junge: Massenmord und Lagerhaft. S. 451 f.
  138. Binner, Bonwetsch, Junge: Massenmord und Lagerhaft. S. 452–454.
  139. Zur Einstellung der Terrorkampagne siehe auch Jürgen Zarusky: Einleitung [zum Beschluß des Politbüros des CK der VKP(b) über die Einstellung der Verfahren vor Trojkas, Militärtribunalen und dem Militärkollegium des Obersten Gerichtshofes der UdSSR, 15. November 1938, und Beschluß des Rates der Volkskommissare der UdSSR und des CK der VKP(b) „Über Verhaftungen, staatsanwaltschaftliche Aufsicht und Untersuchungsführung“, 17. November 1938] auf der Website 100(0) Schlüsseldokumente zur russischen und sowjetischen Geschichte.
  140. Jansen, Petrov: Stalin’s loyal executioner. S. 181 und 189. Zum Machtverlust von Jeschow siehe auch Baberowski: Verbrannte Erde, S. 356–362.
  141. Petrow: Die Kaderpolitik des NKWD. S. 29.
  142. Petrow: Die Kaderpolitik des NKWD. S. 31 f.
  143. McLoughlin: „Vernichtung des Fremden“. S. 114.
  144. Petrow: Die Kaderpolitik des NKWD. S. 31.
  145. Snyder: Bloodlands, S. 125.
  146. Bonwetsch: Der „Große Terror“ – 70 Jahre danach. S. 144.
  147. Stand: 2009.
  148. Binner, Bonwetsch, Junge: Massenmord und Lagerhaft. S. 697 f. Dort auch Angaben zu weiteren Verhaftungen, zu Haftstrafen, zu Freisprüchen und Einstellungen von Verfahren, zu Todesfällen und Selbstmorden in Haft sowie zu Troika-Mitgliedern, die unbehelligt blieben.
  149. Oleg W. Chlewnjuk: 1937-j Stalin, NKWD i sovetskoe obščestvo. Moskva 1992, S. 233, zitiert nach Schlögel: Terror und Traum. S. 572.
  150. Zur Kaderrevolution vgl. Schlögel: Terror und Traum. S. 571–575.
  151. Hierzu Schlögel: Terror und Traum. S. 239–266.
  152. Schlögel: Terror und Traum. S. 264–266.
  153. Baberowski: Verbrannte Erde, S. 355.
  154. Zu Serge, Schwarzschild und Silone siehe Dwars: Deutungsmuster. S. 300.
  155. Siehe hierzu die Rezension einer Neuauflage von Ursula Pia Jauch in der Neuen Zürcher Zeitung vom 23. Juni 2001. Siehe ferner das Manuskript eines Vortrags (Memento vom 11. Juli 2007 im Internet Archive) über diesen Roman, den Frithjof Trapp im Rahmen einer mehrteiligen Vorlesung über Das europäische Exil 1933–1945 – Emigration und politische Geschichte im Spiegel der Exilliteratur im Sommersemester 2004 an der Universität Hamburg gehalten hat.
  156. Zitiert nach Dwars: Deutungsmuster. S. 300.
  157. Zu Feuchtwangers Moskau-Reise und zu seiner Position in Bezug auf die Schauprozesse siehe Schlögel: Terror und Traum. S. 119–135.
  158. In Bezug auf Mann hierzu Dwars: Deutungsmuster. S. 302; in Bezug auf Feuchtwanger hierzu Schlögel: Terror und Traum. S. 126–128.
  159. Dwars, Bertolt: Deutungsmuster. S. 302 f.
  160. Zur Haltung Brechts in Bezug auf die Moskauer Prozesse siehe Dwars: Deutungsmuster. S. 303–305.
  161. siehe Jörg R. Mettke: Bodenlose Naivität in Spiegel Spezial Geschichte (2007), S. 84.
  162. Zu Bredel, Becher und Leschnitzer siehe Dwars: Deutungsmuster. S. 305.
  163. Snyder: Bloodlands: S. 93.
  164. Katherine Hirschfeld: Show Trials and the Ritual Purification of Hypermodernity. In: Irving Louis Horowitz (Hrsg.): Culture and Civilization. Transaction Publishers, New Brunswick, N.J. 2009, ISBN 978-1-4128-1065-4, S. 5–29, hier S. 14 f.
  165. Zur Einschätzung der Moskauer Prozesse durch Intellektuelle siehe ferner Stefan Reinecke: Mythos Stalin. Erbschaft dieser Zeit, in: die tageszeitung, 22. November 2007 (Abruf 10. Juni 2010). Zum Umgang vor allem deutscher Schriftsteller mit den Moskauer Prozessen siehe ferner das Manuskript eines Vortrags (Memento vom 11. Juli 2007 im Internet Archive), den Frithjof Trapp im Rahmen einer mehrteiligen Vorlesung über Das europäische Exil 1933–1945 – Emigration und politische Geschichte im Spiegel der Exilliteratur im Sommersemester 2004 an der Universität Hamburg gehalten hat.
  166. Auf diesen Hintergrund verweist Snyder: Bloodlands: S. 86 f.
  167. Zu dieser Rede siehe Vor 50 Jahren: Ende des 20. Parteitages der KPdSU – Die Entzauberung Stalins, „Stichtag“ vom 25. Februar 2006, Beitrag auf der Website des Westdeutschen Rundfunks; Hildermeier, Geschichte der Sowjetunion 1917–1991. S. 762–764. Jan Foitzik: Chruschtschows „Geheimrede“ auf dem XX. Parteitag der KPdSU und die Entstalinisierungskrise in Ostmitteleuropa 1956–57 (PDF (Memento vom 3. Mai 2006 im Internet Archive), Abruf 10. Juni 2010).
  168. Werth: Der Stellenwert des „Großen Terrors“. S. 269.
  169. Binner, Bonwetsch, Junge: Massenmord und Lagerhaft. S. 551–557.
  170. Binner, Bonwetsch, Junge: Massenmord und Lagerhaft. S. 560.
  171. Binner, Bonwetsch, Junge: Massenmord und Lagerhaft. S. 562 f.
  172. Werth: Der Stellenwert des „Großen Terrors“. S. 278 f.
  173. Werth: Der Stellenwert des „Großen Terrors“. S. 279 f.
  174. Binner, Bonwetsch, Junge: Massenmord und Lagerhaft. S. 563.
  175. Putin schweigt zu Stalins Massenmorden, in: Welt Online, 8. August 2007 (Abruf 14. Juni 2010); Russland: Vergangenheitsbewältigung nicht in Sicht, Beitrag auf der Website der Deutschen Welle, 8. August 2010 (Abruf 14. Juni 2010); Wladimir Putins Geschichtsbild: Nein zu Jelzin, Ja zu Stalin, Süddeutsche Zeitung vom 12. Juli 2007 (Abruf 14. Juni 2010).
  176. Siehe hierzu auch die Beiträge in der Ausgabe Nr. 148 (9. November 2007) der Russland-Analysen.
  177. Das Jahr 1937 und die Gegenwart – Thesen von „Memorial“ (Memento vom 17. Dezember 2010 im Internet Archive) (Abruf 1. Juni 2010; PDF; 32 kB).
  178. Russische Bürgerrechtler atmen auf, NZZ, 6. April 2018
  179. «Noch erlaubt mir Putin, anders zu denken», Tages-Anzeiger, 21. Dezember 2017
  180. Die Geister der Vergangenheit, dekoder.org, 30. Mai 2017.
  181. „Wie es ausgeht, weiß keiner“, Dekoder, 2. Februar 2018.
  182. In Karelien ist die Untersuchung des Falles des Leiters von Memorial Dmitriev abgeschlossen, Interfax, 22. August 2018
  183. Das Gericht hat die Untersuchungshaft des Leiters des karelischen Memorial Dmitriev bestätigt, Interfax, 20. September 2018
  184. Katja Gloger: Putins Welt: Das neue Russland, die Ukraine und der Westen, eBook Berlin Verlag, 2015, ISBN 978-3-8270-7854-4.
  185. Sandarmoch umschreiben,7x7
  186. „Es gibt eine Hypothese von karelischen Historikern ...“, Nowaja Gaseta, 8. September 2018.
  187. In Ordinka, auf der Lichtung, Nowaja Gaseta, 20. September 2018
  188. Hierzu François-Xavier Nérard: The Butovo Shooting Range. Artikel der Online Encyclopedia of Mass Violence (PDF-Version) (Abruf am 16. Mai 2010), insbesondere S. 6–8. Siehe ferner Margarete Zimmermann: Die Russische Orthodoxe Kirche als erinnerungspolitischer Akteur (1995–2009). Der Schießplatz Butovo als Fallbeispiel für die postsowjetische Gedenkkultur, in: Jörg Ganzenmüller, Raphael Utz: Sowjetische Verbrechen und russische Erinnerung. Orte – Akteure – Deutungen (Europas Osten im 20. Jahrhundert. Schriften des Imre-Kertész-Kollegs Jena, 4), de Gruyter Oldenbourg, München 2014, S. 59–90.
  189. Zimmermann: Die Russische Orthodoxe Kirche als erinnerungspolitischer Akteur (1995–2009), S. 79.
  190. Website des Projekts Posledny adres
  191. Robert Baag: Stalins Schauprozesse gegen den vermeintlichen Gegner. Vor 75 Jahren begann Stalins „Großer Terror“, Beitrag auf Deutschlandradio Kultur vom 30. Oktober 2012 (Abruf am 13. Mai 2013).
  192. Roskomstalin, Nowaja Gaseta, 29. Januar 2019
  193. Baur: Großer Terror. S. 332 f; Hildermeier: Die Sowjetunion. S. 126.
  194. Baur: Großer Terror. S. 333–337. Siehe auch Hildermeier: Die Sowjetunion. S. 127.
  195. Baur: „Großer Terror“. S. 337 f.
  196. Hierzu Baur: Großer Terror. S. 338–340.
  197. Daniel Pipes: Verschwörung. Faszination und Macht des Geheimen. Gerling Akademie Verlag München 1998, S. 154–158, 165 f. u. ö.
  198. Wolfgang Wippermann: Agenten des Bösen. Verschwörungstheorien von Luther bis heute. Bebra, Berlin 2007, S. 110 f.
  199. Zur Unabgeschlossenheit der Forschung siehe beispielsweise die Bemerkungen von Barry McLoughlin und Kevin McDermott: Rethinking Stalinist Terror. in: Dieselben: Stalin’s terror. S. 1–18, hier S. 4. Zu außenpolitischen Einflussfaktoren und der Bedeutung des Spanischen Bürgerkrieges siehe insbesondere Khlevniuk: The Reasons for the „Great Terror“. S. 162–168. Zur Rolle des Spanischen Bürgerkriegs siehe ferner Zeidler: „Eine moderne Armee …“ S. 437–440. Zur Ursachen- und Motivdiskussion sowie einer Forschungsstrategie, die offen ist für möglichst viele Ursachen und Faktoren, siehe Baur: Großer Terror. S. 343–348. Zusammenfassend zur These von der Fünften Kolone auch Junge & Bonwetsch: „Rundherum Feinde, nichts als Feinde“, S. 47–53.
  200. Zum Folgenden Junge & Bonwetsch: „Rundherum Feinde, nichts als Feinde“, S. 54–65.
  201. J. Arch Getty: „Excesses Are Not Permitted“. Mass Terror and Stalinist Governance in the Late 1930s. In: Russian Review. Vol. 61, No. 1 (Jan. 2002), S. 113–138, hier S. 122–127.
  202. Website von Getty. (Memento vom 9. Juli 2010 im Internet Archive)
  203. Schlögel: Terror und Traum. S. 266 sowie Karl Schlögel: Rezension zu: Goldman, Wendy Z.: Terror and Democracy in the Age of Stalin. The Social Dynamics of Repression. Cambridge 2007, in: H-Soz-u-Kult, 9. Oktober 2009. Ferner: Karl Schlögel: Stimmzettel gegen Volksfeinde. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 9. Januar 2018, abgerufen am 4. März 2018.
  204. Siehe zum Beispiel die Rezension von Felix Schnell von: Schlögel, Karl: Terror und Traum. Moskau 1937. München 2008. In: H-Soz-u-Kult. 8. Oktober 2009. Dort heißt es: „Die Annahme einer demokratischen Bedrohung der stalinistischen Diktatur ist einfach absurd.“
  205. Ronald Grigor Suny: Stalin and his Stalinism: Power and Authority in the Soviet Union,1930–1953. S. 24 (Auszug aus Ronald Grigor Suny: Stalin and his Stalinism: Power and Authority in the Soviet Union, 1930–53. In: Ian Kershaw und Moshe Lewin (Hrsg.): Stalinism and Nazism: Dictatorships in Comparison. Cambridge University Press, New York 1997.) (PDF; Abruf am 20. Dezember 2010).
  206. Norman Naimark: Stalin und der Genozid. S. 113. Zur Kritik an Naimarks Ausweitung des Genozid-Begriffs siehe Jürgen Zarusky: Rezension von: Norman M. Naimark: Stalin und der Genozid. Frankfurt/M.: Suhrkamp Verlag 2010 in: sehepunkte 11 (2011), Nr. 5 (15. Mai 2011).
  207. Jörg Baberowski: Der rote Terror. S. 188.
  208. Karl Schlögel: Terror und Traum. S. 643.
  209. Eric Weitz: A Century of Genocide. Utopias of Race and Nation. Updated Edition. Princeton University Press, Princeton 2015, ISBN 978-1-4008-6622-9, S. 100 f. (abgerufen über De Gruyter Online).
  210. Siehe hierzu im Überblick: Boris Barth: Genozid. Völkermord im 20. Jahrhundert. Geschichte, Theorien, Kontroversen (Beck’sche Reihe 1672), Beck, München 2006. ISBN 3-406-52865-1, S. 136–148. Mit genauer Kenntnis der sowjetischen Gewaltgeschichte ebenfalls ablehnend argumentiert Bernd Bonwetsch: Der GULAG und die Frage des Völkermords. In: Jörg Baberowski (Hrsg.): Moderne Zeiten? Krieg, Revolution und Gewalt im 20. Jahrhundert. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, ISBN 3-525-36735-X, S. 111–144.
  211. Vgl. Boris Barth: Genozid. Völkermord im 20. Jahrhundert. Geschichte, Theorien, Kontroversen. (Beck’sche Reihe 1672), Beck, München 2006, ISBN 3-406-52865-1, S. 136.
  212. Hildermeier: Geschichte der Sowjetunion 1917–1991. S. 453 f.
  213. Bonwetsch: Der „Große Terror“ – 70 Jahre danach. S. 128.
  214. Siehe hierzu Hildermeier: Geschichte der Sowjetunion 1917–1991. S. 454.
  215. Bonwetsch: Der „Große Terror“ – 70 Jahre danach. S. 128 f.
  216. Litvin, Keep: Stalinism. S. viii.
  217. Binner, Bonwetsch, Junge: Massenmord und Lagerhaft. S. 9 f.
  218. Werth: Mechanism of Mass Crime. S. 219. Werth: L’Ivrogne. S. 22 f.

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