Narodowa Demokracja
Die Nationale Demokratie (polnisch Narodowa Demokracja, nach den beiden Anfangsbuchstaben auch Endecja) war eine polnische nationalistische, konservative und antisemitische[1] Bewegung, die Ende des 19. Jahrhunderts auf die Initiative von Roman Dmowski entstand und bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs existierte.
Geschichte
Nach dem Staatsstreichs des Marschalls Józef Piłsudski vom 12. bis 15. Mai 1926 in Polen (Maiputsch) im Jahr 1926 wurde die Endecja systematisch vom Regierungslager (Sanacja) bekämpft. Als Antwort darauf entstand die außerparlamentarische Opposition Obóz Wielkiej Polski („Großpolnisches Lager“, OWP) mit Dmowski als Anführer, in welcher sich vor allem nationalistische Jugendliche sammelten. Hauptziel des OWP war der außerparlamentarische Kampf mit der Sanacja um die Staatsmacht. Das Großpolnische Lager hatte ca. 300.000 Mitglieder. Die Organisationen der Nationaldemokratischen Partei umfassten zu dieser Zeit politische Parteien, Gewerkschaften, Jugendorganisationen, Frauen- und Sportverbände. 1933 wurde das OWP durch die Sanacja verboten. Die Mitglieder und Sympathisanten wurden schikaniert.
Das OWP setzte seinen Kampf 1934 als Obóz Narodowo-Radykalny (Nationalradikales Lager, ONR) fort und wurde nach nur wenigen Monaten wiederum verboten, nachdem die Endecja eine noch radikalere Richtung einschlug (Narodowy Radykalizm, „Nationaler Radikalismus“).
Im Zweiten Weltkrieg gründeten die Nationalen Demokraten ihre eigenen Untergrundorganisationen, wie die Narodowa Organizacja Wojskowa, Narodowe Siły Zbrojne und Narodowe Zjednoczenie Wojskowe. Sie wurden von den nationalsozialistischen deutschen und sowjetischen Besatzern, den ukrainischen Nationalisten und den polnischen Kommunisten bekämpft. Wieder andere Gruppen der Bewegung kollaborierten mit den deutschen Besatzungsbehörden, da sie das NS-Regime – verglichen mit den Juden – als "das kleinere Übel" ansahen. Die nationale Bewegung wurde während des Kriegs fast vollständig zerstört, die meisten Anhänger gingen nach dem Krieg ins Exil oder setzten ihren Kampf gegen das kommunistische Regime als Partisanen fort.
Ideologie
Die ideologische Grundlagen der Partei waren die programmatischen Schriften Roman Dmowskis, der als geistiger Vater der polnischen Nationalbewegung gilt. Sie strebte einen monoethnischen, katholischen Staat (Inkorporationskonzept) und stand damit im Widerspruch zum Konzept einer multiethnischen Föderation (Zwischenmeerland) Józef Piłsudskis.
Die Bewegung betonte ihre antisemitischen Positionen und hatte das Ziel, Juden aus dem sozialen und wirtschaftlichen Leben Polens auszuschließen und sie letzten Endes zur Emigration zwingen. In den 1930er Jahren fanden antisemitische Aktionen: Boykotte, Demonstrationen und sogar Pogrome statt, die durch die ND organisiert bzw. inspiriert waren.
Nationale Organisationen vor dem Krieg
- Liga Polska: 1887–1893
- Liga Narodowa: 1893–1928
- Stronnictwo Narodowo-Demokratyczne: 1897–1919
- Polnische Nationaldemokratische Partei: 1903–1918
- Związek Ludowo-Narodowy: 1919–1928
- Obóz Wielkiej Polski: 1926–1933
- Stronnictwo Narodowe: 1928–1947/im Exil
Jugendorganisationen
- Młodzież Wszechpolska: 1922–1945 und ab 1989
- Ruch Młodych: 1927–1933
- Obóz Narodowo-Radykalny: 1934
- Ruch Narodowo-Radykalny Falanga: 1935–1939
Untergrundorganisationen 1939–1947
- Narodowa Organizacja Wojskowa: 1939–1942
- Związek Jaszczurczy: 1939–1942
- Narodowo-Ludowa Organizacja Wojskowa: 1939–1942
- Konfederacja Narodu: 1940–1943
- Narodowe Siły Zbrojne: 1942–1947
- Narodowe Zjednoczenie Wojskowe: 1944–1947
Einzelnachweise
- Dietrich Beyrau: Anti-Semitism and Jews in Poland, 1918–1939. In: Herbert A. Strauss, Werner Bergmann (Hrsg.): Current Research on Antisemitism. Band 2, 3: Herbert A. Strauss (Hrsg.): Hostages of Modernization. Studies on Modern Antisemitism 1870–1933/39. Austria – Hungary – Poland – Russia. de Gruyter, Berlin u. a. 1993, ISBN 3-11-013715-1, S. 1063–1090, hier S. 1087.
Literatur
- Stephanie Zloch: Polnischer Nationalismus. Politik und Gesellschaft zwischen den beiden Weltkriegen (= Industrielle Welt. Schriftenreihe des Arbeitskreises für moderne Sozialgeschichte. 78). Böhlau, Köln u. a. 2010, ISBN 978-3-412-20543-0.
Weblinks
Webseite über die Endecja (polnisch)