Portugiesischer Film
Der portugiesische Film (Cinema Português oder Cinema Lusitano) bezeichnet das Filmschaffen in Portugal. Vor allem Autorenfilme und Erzählkino sind bis heute die bedeutendsten Ausdrucksweisen des portugiesischen Kinos. In diesem Bereich ist Portugal als Filmstandort bedeutungsvoll, im Bereich des kommerziellen Kinos nicht. Viele Produktionen sind auch Gemeinschaftsproduktionen, zumeist mit spanischen, italienischen, französischen, britischen oder brasilianischen Filmproduzenten. Vor allem der Produzent Paulo Branco sorgt für eine internationale Verbreitung portugiesischer Filme. Zwei wichtige und besonders anerkannte portugiesische Regisseure waren João César Monteiro und Manoel de Oliveira, heute gehören Pedro Costa, João Canijo, João Botelho oder auch Miguel Gomes zu den international bekanntesten Regisseuren aus Portugal.
Heute gilt das portugiesische Kino als international anerkanntes, besonderes Qualitätskino abseits des Massengeschmacks. Die internationale Filmkritik und die Cineasten sprechen häufig von einer eigenständigen „portugiesischen Filmschule“, insbesondere in Frankreich, aber auch in den USA und Italien, u. a. Nachdem Portugal in Folge seiner ungewöhnlichen Nelkenrevolution von 1974 in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre die internationale Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, sahen besonders Filmkritiker wie die der Cahiers du cinéma seit den frühen 1980er Jahren eine eigene, dem kommerziellen Kino abgewandte portugiesische Filmsprache entstehen, die Gefühle und Worte der Handlung überordnet. Damit lässt sich auch die relative Schwäche bei den Drehbüchern im portugiesischen Filmschaffen erklären, im Gegensatz zur ansonsten reichen Portugiesischen Literatur. Doch wie in der Literatur kommt auch im Film Portugals der Lyrik eine überdurchschnittliche Bedeutung zu, so dass sich die künstlerisch anerkanntesten portugiesischen Werke häufig durch eine poetische und weniger prosaische Filmsprache auszeichnen.[1][2] So sagte Jacques Lemière über das portugiesische Kino, es sei „ein handgemachter, anarchistischer und visionärer Film, ein sehr eigenartiger Fall im weltweiten Panorama des Kinos“.[3]
Die vergleichsweise häufigen Auszeichnungen portugiesischer Filme bei den wichtigsten Filmfestivals, vor allem Cannes und Venedig, und die weiterhin wenigen Verbindungen des kleinen portugiesischen Filmmarktes zum kommerziellen Filmschaffen bestärken diese Ausrichtung des portugiesischen Filmschaffens weiter und halten ihm damit auch den nötigen kreativen Handlungsspielraum abseits kommerzieller Erwartungen frei.[4][5]
Geschichte
Anfänge (ab 1896)
Die Anfänge des portugiesischen Films gehen auf den Filmpionier Aurélio Paz dos Reis zurück, der als eigentlicher Begründer des portugiesischen Films zu nennen ist. Dieser hat um 1896 bereits den ersten Cinematographen Portugals der Öffentlichkeit vorgestellt. Sein Film Saída do Pessoal Operário da Fábrica Confiança (Arbeiter verlassen die Hemdenfabrik Confiança) von 1896 gilt als der erste portugiesische Film.
Hochphase und Comédia portuguesa (1930er/1940er Jahre)
Es gab früh einige erfolgreiche Projekte, wie die durch Charlie Chaplin beeinflusste Komödie Pratas Conquistador von Ernesto de Albuquerque 1917 oder die Erfolge der Produktionsfirma Invicta der 1920er Jahre.[6] Doch eine portugiesische Filmindustrie begann sich erst in den 1930er Jahren zu entwickeln, die für eine Phase nationaler Kassenschlager sorgte, insbesondere seit Gründung der Tóbis Portuguesa Filmstudios 1932.[7]
1931 entstand mit A Severa („Die Strenge“, über die Fado-Sängerin Maria Severa) der erste Tonfilm in Portugal, doch erst die erste Tóbis Portuguesa-Produktion von 1933, der enorm erfolgreiche Film „Das Lied von Lissabon“ (A Canção de Lisboa), wurde der erste Tonfilm in vollständig portugiesischer Produktion. Er prägte das Genre der Comédia portuguesa und es folgten eine Reihe erfolgreicher Komödien und Tragikomödien. Diese Komödien der 1930er bis 1950er Jahre sind bis heute sehr populär in Portugal, waren sowohl wirtschaftlich bedeutend als auch für die portugiesische Filmgeschichte prägend, und spielten damit eine entscheidende Rolle bei der anfänglichen Entwicklung der portugiesischen Filmwirtschaft. Die Comédias portuguesas brachten einige der bekanntesten portugiesischen Filme hervor, und Personen wie die Sängerin Amália Rodrigues oder der Schauspieler Virgílio Teixeira wurden nun auch international erstmals bekannt. In Portugal selbst sind Revue-Schauspieler wie António Silva, Beatriz Costa oder Vasco Santana durch diese Filme zu großen Filmstars geworden und bis heute sehr populär. Arthur Duarte war seit 1927 Schauspieler bei der UFA in Deutschland, kehrte aber 1933 nach Portugal zurück, wo er als Schauspieler und Regisseur für einige der erfolgreichsten dieser Komödien verantwortlich war (O Leão da Estrela, O Costa do Castelo).[8][9]
Auch die seit dem Militärputsch 1926 aufkommende Diktatur spielte eine Rolle in der Verbreitung des Kinos in Portugal. Das seit 1932 etablierte Estado Novo-Regime von Salazar förderte das moderne Kino für die eigenen Zwecke. So produzierte das Propagandasekretariat SPN mit seinem filminteressierten Leiter António Ferro, unter dem Eindruck des spanischen Bürgerkriegs, einen recht aufwändigen Propagandafilm, A Revolução de Maio („Die Mai-Revolution“), 1937 von Regisseur António Lopes Ribeiro fertiggestellt. Der betont antikommunistische Film wurde auch im Ausland viel gezeigt. Ribeiro tat sich in der Folge, neben José Leitão de Barros, als „Regisseur der Rechten“ hervor. Vor allem Dokumentarfilme wie seine wurden Programmteil der Wanderkinos, die die Propaganda über das Land schickte. Doch auch die erfolgreichen, unpolitischen Comédias portuguesas in den Kinos der Zeit zeigten in der Regel ein in sich ruhendes, traditionelles Portugal. Diese Darstellung einer prosperierenden, starken, und vor allem friedlichen Nation inmitten einer im Zweiten Weltkrieg versinkenden Welt stärkten die Position des Regimes.[10][11]
Nach Kriegsende 1945 sorgten der Wiederaufbau und der einsetzende Wirtschaftsaufschwung im kriegszerstörten Europa für eine enorme allgemeine Entwicklung, während Portugal jetzt wieder zunehmend zurückblieb. Auch die mit den 1950er Jahren aufgekommene internationale Kritik am Regime und der portugiesischen Kolonialpolitik trug zu einem veränderten Gesellschaftsklima bei (erst 1955 Aufnahme Portugals in die 1945 gegründete UNO). Die bislang so beliebten Komödien, die dem portugiesischen Kino 1947 noch ein Rekordjahr bescherten, zeigten nun zunehmend ein überholtes Lissabon, in dem sich seine Bewohner immer weniger wiedererkannten.[12] 1958 kam mit Sangue Toureiro („Stierkämpferblut“) der erste portugiesische Farbfilm in die Kinos, mit dem bekannten Stierkämpfer Diamantino Viseu und der populären Amália Rodrigues in den Hauptrollen. Der Misserfolg des Films war symptomatisch für die seit Mitte der 1950er Jahre unübersehbare Krise der ehemals erfolgsverwöhnten Filmproduktion des Landes, wobei sich abnehmende Kino-Besucherzahlen und das schwache Drehbuch des uninspirierten Filmes gegenseitig bedingten. Bei einigen Regisseuren (etwa dem neorealistisch geprägten Manuel Guimarães), bestand der Wunsch, auch anspruchsvollere Filme beim großen Publikum zu platzieren, doch der systemkonforme Unterhaltungsfilm dominierte die Schaltstellen der Branche. Die etablierten Regisseure hielten weiter an ihren überholten Erfolgsrezepten fest. Perdigão Queiroga wurde nach anfänglichem cineastischen Elan (Madragoa, Sonhar É Fácil, beide 1951) immer konventioneller, während Manoel de Oliveira seit seinem gefloppten Aniki Bóbó (1942) nicht mehr drehte. Es mangelte an engagierten Drehbüchern und Chancen für junge Filmemacher, und das aufkommende Fernsehen verstärkte den Trend gegen das Kino weiter. Im Jahr 1955 war erstmals kein einziger Film in Portugal produziert worden.[13] Am Ende der vom Unterhaltungsfilm geprägten Hochphase steckte der portugiesische Film in einer Sackgasse und verlor den Zuspruch des Publikums.
Novo Cinema (1960er/1970er Jahre)
1963 setzte sich mit dem Novo Cinema der neue portugiesische Film durch, mit Namen aufbegehrender junger Filmemacher wie António da Cunha Telles, Paulo Rocha oder Fernando Lopes.[14] Als Vorläufer für das Novo Cinema kann, wie schon beim Neorealismus mit Aniki Bóbó (1942), Manoel de Oliveira mit seinem O Acto da Primavera gelten, den er ab 1959 drehte und der 1963 nach nur einer Vorführung abgesetzt wurde (mit anschließender vorübergehender Verhaftung Oliveiras durch die Geheimpolizei PIDE). Es entstand eine erste Welle inhaltlich kritischer und cineastisch anspruchsvoller Werke. Filme wie Os Verdes Anos von Paulo Rocha, oder Belarmino und Uma Abelha na Chuva von Fernando Lopes, entwickelten von Nouvelle Vague und Neorealismus beeinflusste Filmsprachen, jedoch unter eigenen Vorzeichen, unter dem Eindruck von Poesie, Zensur, und den sozialen Problemen des Landes. Als nach zunehmendem Druck der Cineasten sich die bedeutende Gulbenkian-Kulturstiftung auch der Filmkunst zuwendete, erhielt das seit Beginn unter Zensur und mangelndem wirtschaftlichen Erfolg leidende Novo Cinema neue Zuversicht. Die Stiftung förderte die Gründung des Filmkollektivs Centro Português de Cinema (1969), in dem sich die wichtigsten Filmschaffenden organisierten. Die zeitgleich zugesagte, planmäßige Filmförderung der Gulbenkian-Stiftung, und die einsetzende institutionelle Förderung durch das neugegründete staatliche Filminstitut IPC (dem heutigen ICA), gaben dem Novo Cinema, das nach seinem ersten Enthusiasmus nachzulassen drohte, neuen Schwung. Der Erfolg des Filmes O Cerco (von António da Cunha Telles 1969/1970) überbrückte die einsetzende Durststrecke, bis die neu geförderten Projekte anliefen und dem Novo Cinema neue Impulse gaben.
Nach der Nelkenrevolution und dem Ende der Zensur der Estado Novo-Diktatur 1974 änderte sich auch die Sprache des Novo Cinemas, blieb dem Primat des Anspruchs über den Kommerz aber treu. Die neue Freiheit äußerte sich zuerst in einer Flut von politischen Dokumentarfilmen und emanzipatorischen Spielfilmen, im Verlauf der abkühlenden Revolution aber auch in zunehmender Richtungssuche. In dieser Phase konnten auch international beachtete Regisseure wie João César Monteiro neue Akzente setzen.
Ende der 1970er nahmen die Diskussionen unter den Cineasten im Land um die zukünftige Ausrichtung des Portugiesischen Films zu. Einige Stimmen verlangten nach einem publikumsnäheren Film, da zum einen die weggefallene Zensur keine metaphorische Filmsprache mehr nötig machte, zum anderen der Wunsch des Publikums Maßstab sein sollte. Andere Stimmen hingegen vertraten ein avantgardistisches Kino, das gesellschaftliche Diskussionen anstößt und sich nicht am konformen Massengeschmack orientiert. Namen des Novo Cinemas wie António da Cunha Telles, António-Pedro Vasconcelos, José Fonseca e Costa oder Luís Galvão Teles entschieden sich hier für einen Film, der Inhalte in einer unterhaltsamen Sprache transportieren will, die möglichst viele Menschen erreicht. Regisseure wie Paulo Rocha, Margarida Gil, Eduardo Geada oder Fernando Lopes sahen sich eher einem engagiert avantgardistischen Film verpflichtet.
Zeitgenössisches Kino (1980er Jahre bis heute)
Die gesellschaftlichen Veränderungen im Laufe der politischen Ernüchterungen, aber auch die stetig vorangeschrittenen wirtschaftlichen Verbesserungen im Portugal der 1980er und 1990er Jahre, beeinflussten auch den Blickwinkel des Films im Land, seine Themen und seine Sprache. Dabei blieben die Rahmenbedingungen im Wesentlichen unverändert, etwa der relativ kleine heimische Markt und seine beschränkten finanziellen Mittel. Und auch wenn es gelegentlich portugiesische Blockbuster gibt, etwa von dem auch als Programmdirektor des Privatsenders SIC tätigen Carlos Coelho da Silva, so gibt es sie nur in Portugal selbst, während der Portugiesische Film international weiter für seine anspruchsvollen Filme bekannt ist.[15] In der Tradition stehen heute die prämierten Filme von Namen wie João Canijo oder João Botelho. Die internationale Anerkennung wird insbesondere ermöglicht durch die Arbeit von Produzenten wie António da Cunha Telles, Tino Navarro oder dem renommierten Paulo Branco, die portugiesische Filme über internationale Filmfestivals und Vertriebe den Cineasten bekannt machten und machen.
Junge Regisseure suchen indes in der sich weiter verändernden Gesellschaft Portugals nach neuen Antworten. So ist das Spektrum des Portugiesischen Films heute breiter denn je, mit so unterschiedlichen Regisseuren wie Teresa Villaverde, Miguel Gomes, Joaquim Sapinho oder Bruno de Almeida. Der früh verstorbene José Álvaro Morais etwa hatte bei Cineasten Hoffnungen auf einen neuen Autor anspruchsvoller Filme geweckt, während Fernando Fragata sich eher an den Sehgewohnheiten des breiten Publikum orientiert. Joaquim Leitão dagegen steht in der Tradition von Regisseuren wie Vasconcelos und Fonseca e Costa, die Inhalte und Denkanstöße in einer publikumsnäheren Filmsprache anbieten. Doch auch Kultfilme abseits der Kategorien der Cineasten sind heute möglich, etwa die überraschend erfolgreiche, im September 2012 zu Ende geführte Trilogie Balas & Bolinhos (dt. in etwa „Kugeln & Kroketten“) von Luís Ismael und Freunden (unter den 10 meistgesehenen port. Filmen seit 2004).[16]
Institutionen
Eine große Rolle in der portugiesischen Filmproduktion spielt das staatliche Filmförderungs-Institut Instituto do Cinema e do Audiovisual (ICA), eine eigenständige Institution unter dem Dach des Kulturministeriums, die auch die wöchentlichen Box-Office-Zahlen herausgibt und die entsprechenden Statistiken öffentlich führt.
Zu erwähnen ist auch das 1948 gegründete Filminstitut und -museum, die Cinemateca Portuguesa, deren vielfältige Aktivitäten auch die Restauration wichtiger portugiesischer Filme beinhaltet. Die Filmklub-Bewegung ist mit ihren 22 offiziellen und vielen inoffiziellen Filmklubs weiterhin ein wichtiger Impulsgeber und Freiraum für filmische Diskussion im Land außerhalb der kommerziellen Strukturen.[17]
Filmfestivals
Bei verschiedenen Kulturfestivals des Landes werden Filme gezeigt (z. B. beim Theaterfestival CITEMOR) und gelegentlich auch ausgezeichnet (z. B. in Santa Maria da Feira). Reguläre Filmfestivals gibt oder gab es über 30 seit 1971, darunter mit dem Festróia eines, das bei der FIAPF akkreditiert ist. Die bedeutendsten sind außerdem das Fantasyfilm-Festival Fantasporto in Porto, das Kurzfilm-Festival Curtas Vila do Conde in Vila do Conde, das Umweltfilm-Festival CineEco in Seia, das Festival des portugiesischen Films (Caminhos do Cinema Português) in Coimbra, und die Lissabonner Festivals Doclisboa (Dokumentarfilme), Queer Lisboa (für den schwul-lesbischen Film) und das Festival für den Independentfilm, das IndieLisboa.
→ Siehe auch: Liste der Filmfestivals in Portugal
Lissabon
Die Hauptstadt spielte als traditioneller Schwerpunkt der Kultur in Portugal auch für den heimischen Film stets eine besonders wichtige Rolle. Auch wenn es Filmfestivals, Filmschulen und Filmproduktionen überall im Land gibt, so sind die wichtigsten Institutionen des Portugiesischen Films sämtlich in Lissabon beheimatet. Auch die meisten heimischen Filmproduktionen sind dort gedreht und spielen in den malerischen Kulissen der alten Viertel oder den eher trostlosen Vorstädten.
→ Siehe auch: Liste von Filmen mit Bezug zu Lissabon
Regisseure
Manoel de Oliveira
Manoel de Oliveira wurde 1908 in Porto geboren. Er war bis zu seinem Tod am 2. April 2015 der bedeutendste Repräsentant des Portugiesischen Films, gleichzeitig galt er als Altmeister und einer der letzten großen Autorenfilmer Europas. Mit „Aniki Bóbó“ drehte er 1942 den ersten Film im Stil des Neorealismus (noch vor Viscontis Besessenheit von 1943), und auf der „Studienwoche zum portugiesischen Novo Cinema“ wurde er von den Filmschaffenden als Aushängeschild ihrer Bewegung auserkoren.[18] Er war darüber hinaus der letzte Regisseur weltweit, der als Schauspieler und Regisseur noch in der Stummfilmzeit gedreht hat. Auch war er der älteste aktive Regisseur der Welt und der bisher einzige, der mit über 100 Jahren regelmäßig noch Filme drehte.
Zu den von ihm bevorzugten internationalen Schauspielern zählten Marie-Christine Barrault, Irene Papas, Michel Piccoli, Chiara Mastroianni, Catherine Deneuve, John Malkovich und Marcello Mastroianni, dessen letzten Film er 1996 drehte.
João César Monteiro
João César Monteiro wurde 1939 in Figueira da Foz geboren. Bekannt wurde er durch polemische Filme, in denen er sarkastisch und sozialkritisch an moralischen Tabus rüttelte oder mit gesellschaftlichen Konventionen spielte. Als bekanntester Film dürfte „Erinnerungen an das gelbe Haus“ (1989) gelten. Unter Cineasten erlangte er international Anerkennung durch Preise auf Festivals, insbesondere Cannes und Venedig. Oft spielte er in seinen Filmen auch die Hauptrolle. Er nahm aber auch gelegentlich Rollen in Filmen anderer Regisseure an, etwa von Margarida Gil, mit der er einige Zeit verheiratet war. Der unangepasste Exzentriker konnte aber auch überraschen, etwa mit dem gefühlvollen und farbenreichen „Auf dem Meer“ (1986), mit Laura Morante und Georges Claisse in den Hauptrollen. 2003 starb Monteiro in Lissabon an Krebs.
Zeitgenössische Regisseure
Bei Cineasten und internationaler Kritik sind die vielschichtigen Autorenfilme etwa von João Canijo und João Botelho bekannt. Pedro Costa ist für seine anspruchsvollen und harten Sozialportraits international bekannt, Fernando Fragata orientiert sich eher am internationalen Publikumsfilm mit Schwerpunkt auf Spannung und Action, während sich Jorge Pelicano erfolgreich dem engagierten Dokumentarfilm nationaler Thematiken widmet. Regisseure wie Bruno de Almeida, Joaquim Sapinho oder Miguel Gomes engagieren sich im international ausgerichteten Independentfilm. João Pedro Rodrigues steht für kreative, vorwiegend schwul-lesbische Werke, Teresa Villaverde für ein meist bildgewaltiges, immer kritisches und sehr gefühlsintensives Kino, und Edgar Pêra für einen unberechenbaren, von Stummfilm bis Popkultur inspirierten, besonders kreativen Film.
→ Siehe auch: Liste portugiesischer Regisseure
Schauspieler
→ Siehe auch: Liste portugiesischer Filmschauspieler
Der Portugiesische Film brachte eine Reihe beachteter Schauspieler hervor, die jedoch nur selten international bekannt wurden, etwa Virgílio Teixeira oder António Vilar seit den 1940er Jahren.
Namen wie Teresa Madruga, Luís Miguel Cintra oder Laura Soveral sind trotz ihrer langen und vielseitigen, auch internationalen Karrieren weitgehend unbeachtet geblieben außerhalb des Landes. In Hollywood konnten sich indes Maria de Medeiros, die an der Seite von Bruce Willis in „Pulp Fiction“ spielte, und Joaquim de Almeida etablieren, der mittlerweile US-amerikanischer Bürger ist und einige kleinere Hauptrollen in Hollywood gespielt hat, etwa in „Desperado“ als Gegenspieler von Antonio Banderas, oder an der Seite von Harrison Ford und Willem Dafoe in „Das Kartell“.
Carlos de Carvalho ist ein weiterer international bekannter Schauspieler, der jedoch meist außerhalb des portugiesischen Films arbeitet.
An jungen Schauspielern weckten zuletzt Namen wie Ana Moreira oder Beatriz Batarda Erwartungen bei Cineasten.
Kameraleute
Der bekannteste portugiesische Kameramann dürfte Eduardo Serra (* 1943) sein, als bedeutendster Kameramann des Portugiesischen Films gilt jedoch Acácio de Almeida (* 1938). Weitere bekannte Kameraleute sind Rui Poças (* 1966), Manuel Costa e Silva (1938–1999), oder auch Mário Barroso (* 1947), der auch als Regisseur bekannt wurde.
Die bekanntesten portugiesischen Filme
Die bekanntesten portugiesischen Unterhaltungsfilme der 1930er–1950er Jahre
Zu den bekanntesten Filme der Hochphase des portugiesischen Kinos zählen vor allem die „Lissabonner Komödien“, die Comédia portuguesa, aber auch andere erfolgreiche Produktionen der Zeit:
- A Severa (1931, R: José Leitão de Barros)
- A Canção de Lisboa (1933, R: Cottinelli Telmo)
- Maria Papoila (* 1937, R: José Leitão de Barros)
- Aldeia da Roupa Branca (1938, R: Chianca de Garcia)
- João Ratão (1940, R: Jorge Brum do Canto)
- O Pai Tirano (1941, R: António Lopes Ribeiro)
- O Pátio das Cantigas (1942, R: Francisco Ribeiro, „O Ribeirinho“)
- O Costa do Castelo (1943, R: Arthur Duarte)
- A Menina da Rádio (1944, R: Arthur Duarte)
- A Vizinha do Lado (1945, R: António Lopes Ribeiro)
- José do Telhado (1945, R: Armando de Miranda)
- Capas Negras (1947, R: Armando de Miranda)
- Fado, História d’uma Cantadeira (1947, R: Perdigão Queiroga)
- O Leão da Estrela (1947, R: Arthur Duarte)
- Ribatejo (1949, R: Henrique Campos)
- O Grande Elias (1950, R: Arthur Duarte)
- Sonhar É Fácil (1951, R: Perdigão Queiroga)
- Os Trés da Vida Airada (1952, R: Perdigão Queiroga)
- Madragoa (1952, R: Perdigão Queiroga)
- Rosa de Alfama (1953, R: Henrique Campos)
- Sangue Toureiro (1958, R: Augusto Fraga)
- A Costureirinha da Sé (1958, R: Manuel Guimarães)
Literatur
- Cinema – Literaturliste von José de Matos-Cruz in der portugiesischsprachigen Wikipedia.
- Jacques Lemière: Présence et absence de l´art du cinéma au Portugal (1930–1994)., Cinéluso, Rouen 1995.
- João Bernard da Costa: Portugiesische Filmgeschichte(n). Avinus-Verlag, Berlin 1997, ISBN 978-3-930064-03-8.
- Jorge Leitão Ramos: Dicionário do Cinema Português 1962–1988. Editorial Caminho, Lissabon 1989, ISBN 972-21-0446-2.
- Jorge Leitão Ramos: Dicionário do Cinema Português 1989–2003. Editorial Caminho, Lissabon 2005, ISBN 972-21-1763-7.
- Jorge Leitão Ramos: Dicionário do Cinema Português 1895–1961. Editorial Caminho, Lissabon 2012, ISBN 978-972-21-2602-1.
- Alcides Murtinheira, Igor Metzeltin: Geschichte des portugiesischen Kinos. Praesens Verlag, Wien 2010, ISBN 978-3-7069-0590-9.
- Leonor Areal: Cinema Português - Um país imaginado, vol. I - antes de 1974. Edições 70, Lissabon 2011, ISBN 978-972-44-1671-7.
- Leonor Areal: Cinema Português - Um país imaginado, vol. II . após 1974. Edições 70, Lissabon 2011, ISBN 978-972-44-1672-4.
Weblinks
- Webseite des Instituto Camões zum Portugiesischen Film (portugiesisch)
- Webseite Cinema Português (portugiesisch)
- Portal des Portugiesischen Films
- Website zum portugiesischen Kino (englisch)
- Ausführlicher Artikel über Kino in der Diktatur des Estado Novo (englisch)
- Offizieller Report über die portugiesische Filmindustrie (Memento vom 26. Juli 2001 im Internet Archive) (englisch)
- Webseite des Filmklub-Verbandes FPCC
Einzelnachweise
- A. Murtinheira/I. Metzeltin: Geschichte des portugiesischen Kinos. 1. Auflage, Praesens Verlag, Wien 2010, ISBN 978-3-7069-0590-9, S. 117
- Leonor Areal: Cinema Português. Um País Imaginado, vol. I. – Antes de 1974. Edições 70, Lissabon 2011 (ISBN 978-972-44-1671-7), S. 267ff.
- zitiert nach Leonor Areal: Cinema Português. Um País Imaginado, vol. I. – Antes de 1974. Edições 70, Lissabon 2011 (ISBN 978-972-44-1671-7), S. 267
- Ausführungen des portugiesischen Regisseurs Miguel Gomes bei der Berlinale 2012 (ab ca. Min. 4:00), Mitschnitt des Radio-Eins-Nighttalks auf YouTube, abgerufen am 15. Mai 2021
- Manuel José Damásio (Koord.): O Cinema Português e os Seus públicos. Edições Universitárias Lusófonas, Lissabon 2006 (ISBN 972-8881-26-6), S. 7f.
- A. Murtinheira, I. Metzeltin: Geschichte des portugiesischen Kinos. 1. Auflage, Praesens Verlag, Wien 2010, S. 19ff.
- The invention of portuguese cinema. (PDF; 231 kB) S. 6.
- Jorge Leitão Ramos: Dicionário do cinema portugués 1962–1988. 1. Auflage, Editorial Caminho, Lissabon 1989, S. 130.
- A. Murtinheira, I. Metzeltin: Geschichte des portugiesischen Kinos. 1. Auflage, Praesens Verlag, Wien 2010, S. 59.
- Cinema, Fascism and Propaganda. A historical approximation to the Portuguese Estado Novo. 1. Februar 2012
- A. Murtinheira, I. Metzeltin: Geschichte des portugiesischen Kinos. 1. Auflage, Praesens Verlag, Wien 2010, S. 49ff.
- A. Murtinheira, I. Metzeltin: Geschichte des portugiesischen Kinos. 1. Auflage, Praesens Verlag, Wien 2010, S. 75.
- A. Murtinheira, I. Metzeltin: Geschichte des portugiesischen Kinos. 1. Auflage, Praesens Verlag, Wien 2010, S. 80.
- A. Murtinheira, I. Metzeltin: Geschichte des portugiesischen Kinos. 1. Auflage, Praesens Verlag, Wien 2010, S. 90ff.
- The invention of portuguese cinema (PDF; 231 kB) S. 11ff.
- Die meistgesehenen portugiesischen Filme ab 2004 (Memento des Originals vom 8. Juli 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 236 kB) Stand: März 2013
- Übersicht portugiesischer Filmklubs (Memento des Originals vom 22. Januar 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 149 kB) aus 2011
- A. Murtinheira, I. Metzeltin: Geschichte des portugiesischen Kinos. 1. Auflage, Praesens Verlag, Wien 2010, S. 97.