MA 2412
MA 2412 ist eine österreichische Sitcom, die von 1998 bis 2002 im Auftrag des ORF von der MR Film produziert wurde. Sie behandelt auf satirische Weise am Beispiel des fiktiven Wiener Amtes für Weihnachtsdekoration den Alltag der österreichischen Bürokratie.
Fernsehserie | |
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Originaltitel | MA 2412 |
Produktionsland | Österreich |
Originalsprache | Deutsch |
Erscheinungsjahr | 1998–2002 |
Länge | 20 – 25 Minuten |
Episoden | 34 in 4 Staffeln |
Genre | Sitcom |
Idee | Alfred Dorfer, Roland Düringer, Harald Sicheritz |
Produktion | MR Film |
Musik | Lothar Scherpe, Peter Herrmann |
Erstausstrahlung | 31. Dezember 1998 auf ORF 1 |
Besetzung | |
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Handlung und Hauptcharaktere
Der Name spielt auf die Magistratsabteilungen der Stadt Wien an, die mit MA gefolgt von einer zweistelligen Zahl bezeichnet werden. Die für die Serie geschaffene Bezeichnung MA 2412 ist das für die Zulassung von Weihnachtsdekoration aller Art zuständige „Amt“ und hat seinen Namen offensichtlich vom 24. Dezember. Die Serie ist eine Parodie auf das Amtswesen im Allgemeinen und das österreichisch-wienerische Amtswesen im Besonderen. Sie zitiert so ziemlich alle gängigen Klischees über Ämter, Beamte und allgemein Menschliches, insbesondere:
- Parteienverkehr: Parteien (Antragsteller) dürfen, wie auch in der Realität, nur zu gewissen Amtszeiten verkehren, was in der Serie jedoch satirisch überspitzt wird: Amtszeiten der MA 2412 hängen von der (stets mangelnden) Lust und Laune oder auch nur der Anwesenheit der Beamten ab.
- Lange Wartezeiten: Vor dem Zutritt zum Büro muss enorm lange gewartet werden. Der Ordnung halber sind in österreichischen Ämtern gängige Wartenummern (in der Serie: Startnummern von Rennläufern) verpflichtend vorgesehen. Die Wartezeiten in der MA 2412 suchen jedoch ihresgleichen, denn die Startnummern in der Serie beginnen nicht mit 1.
- Unzuständigkeit: Das Weiterschicken von „Parteien“ wird auch hier überzeichnet. Da Hr. Weber beispielsweise mangels Schulung nicht berechtigt ist, einen bestimmten Stempel zu benutzen, schickt er die Partei weiter zu seinem Vorgesetzten und am gegenüber liegenden Schreibtisch sitzenden Herrn Ingenieur Breitfuss, bei dem neuerlich gewartet werden muss.
- Unfreundlichkeit: Parteien werden schikaniert, auch beleidigt; sie sind aber wehrlos, weil sie auf die Ausstellung oder Bearbeitung eines bestimmten Formulars angewiesen sind.
- Amtsmissbrauch: Wenn die Beamten einmal dazu gewillt sind, einen Antrag zu stempeln, nehmen sie von den Parteien nicht selten Schmiergeld oder sonstige Aufmerksamkeiten, meistens in Form von Spirituosen, was dann gerne als Gegenleistung für eine Bearbeitung bezeichnet wird.
- Arbeitseifer: Während der Dienstzeit wird, Büroarbeit ausgenommen, so ziemlich alles gemacht: Modellbau, Lektüre erotischer Männerzeitschriften, Privatgespräche auf Amtskosten, „Außendienst“ in Einkaufszentren, bürointerne Meisterschaften im Dartspiel werden abgehalten usw. Dass daneben, wie wohl in allen Büros, Konversation geführt, genörgelt oder gestritten wird, versteht sich.
- Sexismus: s. unten.
Die Hauptpersonen sind Ingenieur[1] Breitfuss (der stets strikt auf seinem Titel beharrt) und Herr Weber. Beide sind Arbeitsmuffel und laufend damit beschäftigt, Parteien abzuweisen. Ein zwischenmenschliches Problem ist die gegenseitige Antipathie der einander gegenüber sitzenden Beamten: Herr Weber ist ein legerer jugendlicher Prolo, Macho und Schnösel, der zum Unmut seines spießigen älteren Vorgesetzten Pin-Up-Kalender an seinen Teil der Wand hängt. Außerdem ist er Auto-Fan, seine Lieblings- sowie einzige Lektüre ist die Autorevue.[2]
Ing. Breitfuss ist der Amtsleiter der MA 2412. Er ist ein verfressener, unattraktiver und dafür umso pingeligerer Toupetträger, dessen einzige Leidenschaft, neben dem Verzehr von Schokoküssen der Marke Dickmanns, seine Modellautos sind, die er durchwegs während der Dienstzeit aus Baukästen zusammensetzt. Er hält penibel Ordnung auf seinem Schreibtisch und wirft Weber permanent Unordentlichkeit vor.
Die beiden werden zum Trio durch den knackig-hübschen Blondinenwitz in Person von Frau Knackal. Die Sekretärin ist neben ihren Affären mit dem Senatsrat (ab Folge 11 mit dem diesen ersetzenden Obersenatsrat) während ihrer Dienstzeit hauptsächlich mit privaten Telefonaten beschäftigt. Jede Folge der Serie (mit Ausnahme der Folgen Sex, Karriere und Parkpickerl, Teil 2) beginnt mit einem Telefonat von Frau Knackal mit einer ihrer Freundinnen, meistens erwähnt sie im Zuge dessen auch ihr Mausezahndi gefolgt von der Erklärung, dass es sich um den Herrn Senatsrat bzw. den Herrn Obersenatsrat handelt. Meistens finden sich in diesem ersten Telefonat Anspielungen auf das Thema der jeweiligen Folge.
Graue Eminenz der Abteilung ist der scheinbar in der Kopierkammer lebende Herr Claus, der Weihnachtsmann persönlich, der das Treiben im Amt kennt, aber davon unberührt bleibt. Als stets korrekter, freundlicher, gutmütiger und hilfsbereiter Amtsdiener verweigert er keinen Auftrag, auch wenn dieser darin besteht, Webers Auto zu waschen (was dieser weidlich ausnützt). Der Durchblick und gelegentliche Rat des Herrn Claus sowie seine parapsychischen Fähigkeiten lassen die Abteilung überleben – jedenfalls bis zum Ende. Mitunter werden seine offiziellen Vorgesetzten von (und bei) ihm zum Nachsitzen vergattert. Des Weiteren verfügt er über Zauberkräfte, mit denen er den Beamten Breitfuss und Weber auch immer wieder aus der Klemme hilft. Seine Kräfte scheinen keinerlei Grenzen zu kennen (beispielsweise kann er teleportieren, Gegenstände schweben lassen und manipulieren, durch die Zeit reisen und funktionstüchtige Autos eines Modells erschaffen, wie in einigen Folgen zu sehen). Nur im Zustand geistiger Erregung verliert er die Fähigkeit dazu (Parkpickerl, Teil 1).
In Dialogen der Beamten fällt gelegentlich der Name Herr Löwy. Dieser ist eigentlich auch Beamter der MA 2412; er scheint aber niemals im Amt zu sein, da er stets auf "Außendienst", "Urlaub" oder "im Krankenstand" ist. Er erschien nur in der Folge 9 als Silhouette in einem von Ing. Breitfuss' Träumen, und in Folge 15 stellte sich ein Mann Herrn Claus als Herr Löwy vor, der daraufhin aber auf wundersame Weise verschwand. Über Herrn Löwy ist daher nichts bekannt. In amtlichen Telefonaten von Frau Knackal wird lediglich angedeutet, dass Herr Löwy die Vertretung für Breitfuss und Weber zu sein scheint.
Am 25. Dezember 2003 lief mit MA 2412 – Die Staatsdiener der Kinofilm an, mit dem die TV-Serie ihren Abschluss fand.
Produktion
Alle vier Staffeln mit insgesamt 34 Folgen wurden von der Wiener MR Film und unter der Regie von Harald Sicheritz hergestellt. Kamera führte bis zur neunten, vorletzten Folge der ersten Staffel Martin Stingl. Bei allen weiteren Folgen war Walter Kindler für die Kameraführung verantwortlich.[3]
Für die Außenaufnahmen wurde die 1913 errichtete Volksschule an der Triester Straße 114 verwendet. Die Schule wurde Anfang der 1970er Jahre geschlossen, danach und während der Filmaufnahmen stand das Gebäude leer.[4] Nach einer umfassenden Renovierung wird das Gebäude seit 2013 von der Magistratsabteilung 49, dem Forstamt und Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien, genutzt.[5] Im Vorspann ist kurz der direkt am "Amtsgebäude Hinterhofstraße" vorbeiführende Damm der hier mehrgleisig geführten Donauländebahn erkennbar.
Besonderheiten
Obwohl man die Serie im Großen und Ganzen als Sitcom getarnte zynische und ironische Parodie auf das österreichische Beamtentum verstehen kann und die meisten Episoden von Scherzen über miserable Behandlung vonseiten der Beamten oder Seitenhiebe auf amtliche Bräuche leben, gibt es einige nennenswerte und (vor allem für Sitcoms) außergewöhnliche Elemente:
Der Weihnachtsmann: Einer der Protagonisten ist, wie bereits erwähnt, der Weihnachtsmann, oder wie er in der Serie liebevoll genannt wird – Herr Claus. Wie Herr Claus zu den Beamten der MA 2412 stieß, wird erst im Kinofilm geklärt. In der Serie ist er bereits ein fest integriertes „Mitglied“ und darüber hinaus das einzig arbeitstüchtige. Herr Claus wird von seinen Kollegen – allen voran Herrn Weber – als Reinigungskraft missbraucht. Trotz seiner schlechten Behandlung und seiner Depressionen erklärt sich Herr Claus immer wieder gerne bereit, den Beamten zu helfen, indem er diesen Unterricht erteilt (die Herren Weber und Breitfuss drücken so nach dem Ertönen der Schulglocke wieder die Schulbank), ihnen mit seinen Zauberkräften Aufheiterung schenkt, eine Lehre erteilt oder sie aus der Misere rettet. Über Weihnachten ist Herr Claus logischerweise berufsbedingt anderwärtig beschäftigt.
Die Zeitreise: siehe oben (Die Folgen).
„Interaktivität“: Gelegentlich werden die Zuseher direkt in die Handlungen der Episode integriert, was sich dadurch bemerkbar macht, dass die Protagonisten plötzlich in die Kamera sehen und das Publikum direkt ansprechen. Besonders Herr Claus wendet sich den Zuschauern zu, um das letzte Wort zu sprechen; in Folge 31 ("Kontrolle") wird besonders deutlich gemacht, dass sie von Filmkameras beobachtet werden und dass das Büro nur ein Studio ist.
Diese Elemente verleihen der Serie eine besondere Note und heben sie deutlich von Genrekollegen ab.
Specials
Die Specials erschienen nur auf VHS/DVD und wurden nicht im TV ausgestrahlt.
- Knackal Spezial
- Die ganze Wahrheit über MA 2412
VHS und DVD
Alle Folgen von MA 2412 und auch der Kinofilm sind sowohl auf Video, als auch auf DVD erschienen.
- VHS
Insgesamt erschienen auf zwölf VHS-Kassetten alle vierunddreißig Folgen, auf der Kassette 9 (Folgen 25+26) erschien das Knackal Spezial, auf der letzten Kassette (Folgen 33+34) erschien das Special „Die ganze Wahrheit über MA 2412“.
- DVD
Auf insgesamt sieben DVDs erschienen alle Folgen, die Specials befinden sich hier auf der letzten DVD (Folgen 33+34). Außerdem gibt es auf den letzten 3 DVDs "Was bisher Geschah"-Specials, die Ausschnitte aus den Folgen der ersten 4 DVDs zeigen. Auf der fünften DVD sind die Folgen 25+26 als Specials angegeben – nicht als normale [?] Folgen.
- Im Jahr 2005
wurde die Collectors Edition „MA 2412 – Der komplette Akt“ auf den Markt gebracht. Diese beinhaltet 7 DVDs mit allen 34 Folgen inkl. Specials. Dazu gibt es einen offiziellen MA 2412 Fan-Block samt Kugelschreiber.
Einzelnachweise
- Zusätzlich zum elaborierten Artikel der deutschsprachigen Wikipedia ist anzumerken, dass dieser Titel, nach einer bestimmten Praxiszeit, Absolventen höherer technischer Schulen in Österreich auf Antrag zuerkannt wird (im Unterschied zum Diplomingenieur der Technischen Universität; umgangssprachlich als „Schmalspuringenieur“ bezeichnet). Absolventen (Maturanten) höherer Schulen, zum Beispiel Gymnasium, Handelsakademie, Technologisches Gewerbemuseum, werden im öffentlichen Dienst Österreichs in der Gehaltsstufe „B“ eingestuft, d.h. Ing. Breitfuss ist gegenüber Weber höher gestellt.
- monatlich erscheinendes Automagazin der Verlagsgruppe NEWS
- Filmographie der MR Film: MA 2412 (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (Seite abgerufen am 4. Mai 2008)
- https://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/architektur/oeffentliche-bauten/stadt/amtshaus-triesterstrasse.html
- https://www.wien.gv.at/kontakte/ma49/index.html