Stefan Ruzowitzky
Stefan Ruzowitzky (* 25. Dezember 1961 in Wien) ist ein österreichischer Filmregisseur und Drehbuchautor. 2008 wurde sein Spielfilm Die Fälscher mit dem Oscar für den besten fremdsprachigen Film ausgezeichnet.
Leben
Einen großen Teil seiner Kindheit verbrachte Ruzowitzky in Düsseldorf, wo sein Vater als Maschinenbauingenieur arbeitete. Nachdem seine Familie nach Österreich zurückgekehrt war, besuchte er das Akademische Gymnasium Spittelwiese in Linz, an dem er auch maturierte.[1] Ruzowitzky studierte Theaterwissenschaft und Geschichte an der Universität Wien und drehte mehrere Musikvideos, zum Beispiel für 3-o-Matic („Hand in Hand“), N’Sync (“Tearin’ Up My Heart”) oder Stefan Raab („Ich mache nur noch Volksmusik“). Er ist seit 1999 mit Birgit Sturm (* 1968) verheiratet; sie haben zwei Kinder und wohnen in Klosterneuburg.
1996 lieferte er mit dem Spielfilm Tempo sein – mit dem Max Ophüls-Preis ausgezeichnetes – Regie- und zugleich auch Drehbuchdebüt ab. Es folgte mit Die Siebtelbauern ein von der Kritik gelobtes Drama im bäuerlichen Milieu des Mühlviertels in der Zwischenkriegszeit, das mit einigen internationalen Filmpreisen bedacht wurde. Ruzowitzky führte dann bei den deutschen Thrillern Anatomie und Anatomie 2 Regie. Anatomie lockte allein in Deutschland über zwei Millionen Besucher in die Kinos.[2]
Seinen ersten und bis dato einzigen Flop erlebte Ruzowitzky mit der internationalen Gemeinschaftsproduktion Die Männer ihrer Majestät, die bei der Filmkritik und an den Kinokassen wenig erfolgreich war. Kritisiert wurden an dem Film vor allem das Drehbuch und die schauspielerischen Leistungen.
2007 stellte Ruzowitzky bei der Berlinale 2007 seinen neuen Film Die Fälscher vor. Dieses KZ-Drama traf auf wohlwollendes Echo der Kritik. Im selben Jahr wurde Ruzowitzkys Drama als offizieller österreichischer Beitrag für die Nominierung um den besten fremdsprachigen Film bei der Oscar-Verleihung 2008 ausgewählt.[3] Die Nominierung aus 63 nicht englischsprachigen Produktionen durch die Academy erfolgte am 22. Januar 2008.[4] Der Film konnte sich bei der 80. Oscarverleihung am 24. Februar 2008 erfolgreich gegen die Auslandskonkurrenz durchsetzen. Im Oktober 2008 erhielt er in Agrigent (Sizilien) den internationalen Preis Efebo d’Oro und wurde damit für Die Fälscher geehrt.
Ab Oktober 2013 hatte er gemeinsam mit Ursula Strauss die Präsidentschaft über die Akademie des Österreichischen Films inne.[5] Im November 2021 folgten ihnen Verena Altenberger und Arash T. Riahi in dieser Funktion nach.[6]
Bei der Netflix-Serie Barbaren fungiert er bei der zweiten Staffel als Showrunner und führt bei vier der insgesamt sechs Episoden auch Regie.[7]
Filmografie
Regisseur
- 1994: Montevideo (TV Comedy)
- 1996: Tempo
- 1998: Die Siebtelbauern
- 2000: Anatomie
- 2001: Die Männer Ihrer Majestät
- 2003: Anatomie 2
- 2007: Die Fälscher
- 2009: Hexe Lilli – Der Drache und das magische Buch
- 2012: Cold Blood – Kein Ausweg. Keine Gnade. (Deadfall)
- 2013: Das radikal Böse
- 2017: Die Hölle – Inferno
- 2018: Patient Zero
- 2019: 8 Tage
- 2020: Narziss und Goldmund
- 2021: Hinterland
Drehbuch
- 1996: Tempo
- 1998: Die Siebtelbauern
- 2000: Anatomie
- 2003: Anatomie 2
- 2007: Die Fälscher
- 2009: Hexe Lilli – Der Drache und das magische Buch
- 2020: Narziss und Goldmund
Auszeichnungen (Auswahl)
- 1997: Saarbrücken / Förderpreis Langfilm für Tempo
- 1998: Rotterdam / Bester Film für Die Siebtelbauern
- 1998: Flanders Film Festival / Bester Film für Die Siebtelbauern
- 1998: Preis des saarländischen Ministerpräsidenten für Die Siebtelbauern
- 1998: Valladolid / Silberne Ähre für Die Siebtelbauern
- 2007: Nominierung für den Goldenen Bären für Die Fälscher
- 2007: Kulturpreis der Stadt Klosterneuburg
- 2008: Goldener Rathausmann der Stadt Wien
- 2008: Kulturmedaille des Landes Oberösterreich[8]
- 2008: Romy in der Kategorie TV-Moment des Jahres für den Oscar als Bester fremdsprachiger Film für Die Fälscher
- 2017: Romyverleihung 2017 – Auszeichnung in der Kategorie Beste Regie Kinofilm für Die Hölle – Inferno
Darüber hinaus gewann Ruzowitzkys Film Die Fälscher 2008 den Oscar in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film.
Literatur
- Primärliteratur
- Stefan Ruzowitzky: Die historische Fernsehdokumentation. Ästhetik und Gestaltungsformen am Beispiel des ORF. Dipl. Arb., Wien 1987.
- Sekundärliteratur
- Interview mit Stefan Ruzowitzky von Fabian Bazant und David Krych: SYN-Magazin - Irreal. LIT, Wien 2010, S. 102–107, ISBN 978-3-643-50183-7.
- Manfred Hobsch, Ralf Krämer, Klaus Rathje: Filmszene D. Die 250 wichtigsten jungen deutschen Stars aus Kino und TV. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2004, ISBN 3-89602-511-2, S. 351 f.
Weblinks
- Stefan Ruzowitzky in der Internet Movie Database (englisch)
- Interview mit Stefan Ruzowitzky auf uncut.at
- Interview mit Regisseur Stefan Ruzowitzky zu Die Fälscher auf filmnews.at
- Reaktionen auf den Oscar-Gewinn auf reuters.com
Einzelnachweise
- „Der Oscar wäre das Sahnehäubchen“. Rundschau online, 30. Januar 2008, archiviert vom Original am 2. März 2008; abgerufen am 25. Februar 2008.
- Lumiere – Datenbank über Filmbesuchszahlen in Europa
- vgl. Oscar-Nominierung für ‘Die Fälscher’ bei spiegel.de, aufgerufen am 3. Oktober 2007.
- Oscar: Österreichischer Film “Die Fälscher” ist nominiert. Die Presse, 22. Januar 2008, abgerufen am 23. Januar 2008.
- Ö-Filmpreis wandert 2014 unter neuer Präsidentschaft nach Grafenegg. In: derStandard.at. 22. Oktober 2013, abgerufen am 23. Januar 2014.
- Filmakademie: Altenberger und Riahi neues Präsidentenduo. In: ORF.at. 18. November 2021, abgerufen am 18. November 2021.
- Zweite Staffel der Netflix-Serie "Barbaren" mit Stefan Ruzowitzky. In: Wiener Zeitung. 3. September 2021, abgerufen am 4. September 2021.
- Kulturland Oberösterreich ehrt den ersten Oscar-Preisträger seiner Geschichte, in: Landeskorrespondenz Nr. 77 vom 2. April 2008