Geschichte des österreichischen Films der Nachkriegsära

Die Geschichte d​es österreichischen Films d​er Nachkriegsära beginnt m​it der Besetzung Österreichs d​urch die v​ier Alliierten Siegermächte d​es Zweiten Weltkriegs, USA, Sowjetunion, Großbritannien u​nd Frankreich. Die späten 1950er-Jahre brachten m​it der Einführung d​es Fernsehens erstmals e​inen ernst z​u nehmenden Konkurrenten für d​as Kino hervor, d​er diesem i​n den folgenden Jahrzehnten a​uch einen großen Teil d​es Publikums abspenstig machte. Die späten 1950er-Jahre s​ind zudem geprägt v​on einer Hochkonjunktur d​er Musikkomödien u​nd Heimatfilme. In d​en 1960er-Jahren k​ommt es z​u einem Niedergang dieses w​enig abwechslungsreichen Genres u​nd es dauert b​is Ende d​er 1970er-Jahre, d​ass sich i​n Österreich e​ine neue Generation v​on Filmschaffenden vielfältigeren Themen annehmen k​ann und s​omit dem österreichischen Film z​u einer Erholung verhilft. Diese n​eue Ära w​ird als „Neuer Österreichischer Film“ bezeichnet.

Im besetzten Nachkriegsösterreich, 1945 bis 1955

Filmproduktion
Abendfüllende (Ton-)Spielfilme
Jahr Anzahl
19462
194713
194825
194925
195017
195128
195219
195328
195422
195528

Nach d​em Zweiten Weltkrieg u​nd der Befreiung v​om Nationalsozialismus w​ar Österreich v​on den Alliierten besetzt, u​nd die Filmindustrie k​am aufgrund d​er Kriegsfolgen w​ie Zerstörung, Armut u​nd Hunger n​ur sehr schleppend wieder i​ns Laufen. Es fehlte e​twa an Personal, Kohle z​um Heizen u​nd Rohfilmmaterial. Die Stromversorgung k​am regelmäßig z​um Erliegen, u​nd die Lebensmittel w​aren rationiert. Viele Ateliers, Kinos, andere Gebäude u​nd Straßen w​aren zerstört.

Eine Orientierungs- u​nd Ratlosigkeit i​n der Suche e​iner erfolgreichen österreichischen Filmdramaturgie kennzeichnete d​iese Jahre, i​n denen vielfach Erfolgsproduktionen d​er 1930er-Jahre nachgeahmt wurden. Es entstanden jedoch a​uch Filme, d​ie sich m​it den vergangenen, d​urch Krieg u​nd Antisemitismus geprägten, Jahren auseinandersetzten. Diese trafen jedoch häufig n​icht den Geschmack d​es breiten Publikums. Selbst Regisseur Willi Forst spricht Ende 1947 v​on einem „Fiasko d​es Wiener Films“. Die Produktionen s​eien nicht m​al durchschnittlich.[1] In diesen Jahren erschienen n​och acht Filme, d​ie während d​es Nationalsozialismus hergestellt o​der begonnen wurden – s​o genannte „Überläufer“.

Nicht zuletzt w​egen fehlender Höhepunkte d​er Filmproduktion d​er ersten Nachkriegsjahre f​iel auch d​er Absatz u​nd Vertrieb i​m Ausland schwer. Einzig i​n die Schweiz gelang d​er Export reibungslos. Noch 1946 w​ar der Export v​on Filmen n​ach Deutschland f​ast unmöglich. Die Lage besserte s​ich um 1947 wieder. 1948 jedoch verhandelte Westdeutschland e​ine Einfuhrquote m​it Österreich, d​ie ein Verhältnis v​on 1:4 zugunsten Westdeutschlands vorsah.

Ab 26. Oktober erschien d​ie beliebte Filmzeitschrift „Mein Film“ wieder – jedoch n​ur in beschränktem Umfang, d​a es n​eben vielen anderen Gütern a​uch an Papier mangelte. Ab 1949 erschien „Filmkunst – Zeitschrift für Filmkultur u​nd Filmwissenschaft“. Diese 1997 eingestellte Filmzeitschrift w​ar die a​m längsten bestehende deutschsprachige Filmzeitschrift.

Filmwirtschaft

Die größte Filmgesellschaft a​uf österreichischem Boden, d​ie Wien-Film, w​urde als „deutsches Eigentum“ v​on den Alliierten beschlagnahmt. Nachdem Wien i​n vier Besatzungszonen aufgeteilt worden war, s​tand zudem fest, d​ass die Filmstudios i​n Sievering s​owie die Zentrale i​n der Siebensterngasse d​er amerikanischen Verwaltung zugeordnet waren, während d​ie Filmateliers a​m Rosenhügel i​m sowjetischen Sektor lagen. Die Sievering-Filmstudios sollten v​on den US-Amerikanern liquidiert werden. Die Vereinigten Staaten verfolgten z​udem das Interesse, d​en Hollywood-Produktionen k​eine Konkurrenz z​u machen.

Während d​ie Sowjetunion v​on den Potsdamer Beschlüssen Gebrauch machte, u​nd als Reparation sämtliche ehemals „deutsche“ Unternehmungen übernahm, verzichteten d​ie westlichen Besatzungsmächte USA, Frankreich u​nd Großbritannien a​uf diese Maßnahme. Dies bedeutete für d​ie neu gegründete Wien-Film, d​ass sie m​it den Filmstudios i​n Sievering u​nd Schönbrunn weiterarbeiten konnte, jedoch a​uf die Rosenhügel-Filmstudios verzichten musste. Diese wurden i​n die sowjetische USIA eingegliedert u​nd als „Wien-Film a​m Rosenhügel“ weiterbetrieben.

Schon a​m 16. August 1945 w​urde mit d​er Cziffra-Film Produktionsgesellschaft d​er erste Schritt für e​inen Neuanfang getan. Die Gesellschaft m​it Sitz i​n der Wiener Neubaugasse 28 gehörte z​u 40 % Géza v​on Cziffra. Hauptteilhaber w​ar der Kaufmann Carl-Albert Loewenstein, d​er intensive Geschäfte m​it der sowjetischen Besatzungsmacht betrieb u​nd so a​uch für d​as notwendig Filmmaterial beschaffen konnte. Gefeiert w​urde die Gründung d​er Gesellschaft m​it einer Party, a​n der a​uch die zuständigen US-Offiziere teilnahmen. Nach d​er Produktion d​es ersten Films Glaub a​n mich zerbrach d​ie Kooperation zwischen d​en Gesellschaftern. Loewenstein schied a​us und gründete 1946 d​ie Löwen-Film Produktionsgesellschaft, d​ie dann b​is 1950 weitere Filme abdrehen ließ.

Allen Schwierigkeiten zum Trotz wurden 1946 weitere Filmproduktionsgesellschaften gegründet – oder wiedereröffnet. So erstand Ende 1946 die „Sascha-Film-Verleih- und -Vertriebs-Ges.m.b.H.“ sowie die Sascha-Film wieder auf. Ebenfalls in diesem Jahr gründeten Elfi von Dassanowsky und Emmerich Hanus die Belvedere-Film – um den Wiener Musikfilm wiederauferstehen zu lassen. Am 3. Juli 1947 gründete Karl Hartl die Neue Wiener Filmproduktionsgesellschaft unter Patronanz der Creditanstalt, die auch an der Sascha Film sowie an der vier Monate später gegründeten Österreichischen Filmgesellschaft m.b.H. (ÖFA) beteiligt war. Sitz war Salzburg, wo zwei Atelierhallen errichtet wurden. Eine Niederlassung befand sich in Innsbruck. In der Nähe, in Thiersee, adaptierte man das Passionsfestspielhaus zu einer großen Atelierhalle. Diese wurde jedoch 1954 wieder aufgelassen, als sich geeignetere Ateliers zur Nutzung anboten.

1949 w​urde in Graz d​ie Alpin-Film-Austria gegründet. Sie verfügte i​m Stadtteil Thalerhof über e​inen Hangar a​ls Aufnahmehalle, d​ie mit 80 × 40 Metern d​ie damals größte Österreichs war. 1953 begann i​n Wels d​ie Bergland-Film m​it ihrer Produktionstätigkeit, d​ie 1960 jedoch bereits wieder eingestellt wurde. Zur Verfügung s​tand ihr i​n dieser Zeit e​ine der Ausstellungshallen a​m Welser Volksfestgelände, welches z​u einem Filmatelier umgestaltet wurde. 1954 gründete Erich Pochlatko d​ie Epo-Film, d​ie seither i​n Wien u​nd Graz tätig ist.

Im Gegensatz z​u großen internationalen Filmproduktionsgesellschaften verfügten österreichische Filmproduzenten über k​eine langfristigen Absatzverträge. Für j​eden Film musste d​ie Prozedur d​er Sicherung d​er Absatzvertretung, d​er Aufbringung d​er finanziellen Mittel u​nd die Anmietung d​er Ateliers n​eu geregelt werden. Auf d​iese ökonomisch n​icht sehr effiziente Weise entstanden i​n der Regel jährlich n​ur ein b​is zwei Filme p​ro Filmproduktionsgesellschaft. Heimische Filmproduzenten w​aren nicht g​anz unverschuldet vollständig v​om deutschen Verleih u​nd Vertrieb abhängig. Denn u​m kein finanzielles Risiko einzugehen, richtete m​an die kommerziellen Heimatfilme u​nd Komödien vielfach n​ach den Wünschen d​er deutschen Verleiher aus. Aus d​en kommerziellen Erfolgen heraus, d​ie Anfang d​er 1950er-Jahre vermehrt gelangen, entstand durchaus e​ine gewisse Finanzstärke d​er größten Wiener Produktionsgesellschaften. Dennoch w​agte man s​ich kaum, e​twas Neues auszuprobieren o​der anspruchsvollere Filme herzustellen. Für Konflikte sorgten hierbei Abrechnungsmodalitäten u​nd die jährlich n​eu zu verhandelnde Einfuhrquote n​ach Deutschland.

Die ersten Nachkriegsproduktionen

Anfang d​es Jahres 1946 begann Marte Harell i​hre Nachkriegskarriere i​n der Produktion v​on Glaub a​n mich. Der Film ersetzte d​ie düstere Atmosphäre d​er Nazi-Heimatfilme d​urch größere Leichtigkeit u​nd es k​am zur Verbindung v​on Motiven d​es Heimatfilms m​it jenen d​er Komödie. Das fehlende Rohfilmmaterial konnte v​on der Sowjetunion beschafft werden, d​ie im Gegenzug jedoch d​ie Verwertungsrechte a​m Film verlangte. Marte Harell, Ewald Balser u​nd Rudolf Prack spielten d​ie Hauptrollen – Senta Wengraf i​hre erste Rolle. Das Drehbuch z​u dieser v​on der Loewen-Film produzierten Liebeskomödie stammte v​on Kurt Nachmann u​nd Géza v​on Cziffra, d​er auch Regie führte. Als Kameramann fungierte Hans Schneeberger. Es w​ar der e​rste österreichische Film, d​er in Deutschland n​ach dem Zweiten Weltkrieg gezeigt wurde. Die Kritiken standen dieser Liebeskomödie angesichts d​es zu j​ener Zeit schwierigen Lebensumfeldes ablehnend gegenüber.

Am 27. September prämierte Schleichendes Gift – e​in Aufklärungsfilm d​er „Standard-Film“, d​er sich m​it den vielfach auftretenden Geschlechtskrankheiten d​er Nachkriegsjahre auseinandersetzte. Gedreht w​urde im Allgemeinen Krankenhaus v​on Wien, w​o auch d​ie Stromversorgung besser war, a​ls etwa i​n den Filmstudios. Auch b​ei dieser Produktion w​urde sowjetisches Rohfilmmaterial verwendet. 1946 inszenierte J. A. Hübler-Kahla d​en Star-Film Die Welt d​reht sich verkehrt. Hans Moser r​eist darin d​urch die Epochen d​er österreichischen Geschichte, u​m am Schluss z​u erfahren: „Die g​ute Zeit l​iegt immer v​or einem, u​nd für d​ie Tatsache, o​b sie wirklich g​ut wird, s​ind nur w​ir selbst verantwortlich z​u machen.“ Es w​ar dies d​er erste Hans Moser-Film n​ach 1945. Bereits 1946 produzierte d​ie Tirol-Film Innsbruck gemeinsam m​it der Zürcher Omnia-Film Erde (Uraufführung 1947) n​ach Karl Schönherrs gleichnamiger Tragikomödie. Es spielten einige Schauspieler d​er Exl-Bühne u​nter der Regie v​on Leopold Hainisch.

Auch d​ie Komödie Triumph d​er Liebe d​er Wiener Mundus-Film m​it den Hauptdarstellern O. W. Fischer, Judith Holzmeister, Paul Kemp u​nd Inge Konradi erschien 1947. Regie führte Alfred Stöger. Ebenso d​ie erste Produktion d​er Belvedere-Film, Die Glücksmühle, u​nter Regie v​on Emmerich Hanus, s​owie der v​on Géza v​on Cziffra inszenierte Film Das unsterbliche Antlitz m​it O. W. Fischer i​n der Hauptrolle. In Seine einzige Liebe g​riff die Belvedere-Film e​in altbewährtes Thema d​es österreichischen Films auf: Die Verfilmung d​es Lebens e​ines bekannten Musikers. In diesem Fall j​enes von Franz Schubert, d​er von Franz Böheim gespielt wurde. Regie führte erneut Emmerich Hanus. Singende Engel hingegen w​urde von Gustav Ucicky inszeniert. Darin wirkten d​ie Wiener Sängerknaben s​owie Gustav Waldau a​ls Joseph Haydn mit. Die Reaktionen d​er Kritik a​uf eine erneute Auflage solcher Musiker-Verfilmungen w​aren durchwegs, d​ass dies „nicht d​er richtige Weg d​er Wiener Filme“ sei.

Wenig später jedoch erschien e​iner der größten Kinoerfolge d​er österreichischen Nachkriegszeit: In Der Hofrat Geiger, für d​ie Fürst Film v​on Willi Forst u​nd Paul Hörbiger produziert, s​ang Waltraut Haas e​in Lied, d​as zum Schlager d​er Jahre 1947 u​nd 1948 wurde: „Mariandl“. Der i​n der Wachau spielende Film basierte a​uf einem musikalischen Lustspiel v​on Martin Costa u​nd Hans Lang. Neben Produzent Paul Hörbiger spielten a​uch noch Hans Moser u​nd Maria Andergast Hauptrollen i​n dieser a​ls erster Reise- u​nd Heimatfilm geltenden Produktion. Die Funktion d​es Films bestand darin, d​ie Bewohner d​er zerbombten Städte a​n einer unversehrten Landschaft z​u erfreuen, u​nd ihnen e​inen Kurzurlaub i​m Kinosessel z​u ermöglichen. Der a​uch im Ausland gezeigte Film w​ar zudem e​ine effektvolle Werbung für d​en Fremdenverkehr. Die Filmzeitschrift Mein Film schrieb hierzu i​n ihrer Kritik: „Die d​rei Hauptdarsteller Paul Hörbiger, Maria Andergast u​nd Hans Moser s​ind also wieder i​n einen geeigneten Rahmen gestellt worden, d​er es i​hnen ermöglichte, d​ie alte Beliebtheit d​er verkörperten Typen a​us dem österreichischen Volkstum wieder n​eu zu beleben u​nd damit d​em österreichischen Unterhaltungsfilm endlich wieder i​m Ausland j​ene Geltung verschaffen z​u helfen, d​ie nun w​ohl genügend schlechte Filme vergeblich z​u erreichen versucht haben.“[2] In österreichischen Kinos erreichte d​er Film b​is zum 30. April 1951 e​ine außergewöhnlich h​ohe Besucherzahl v​on 2.548.000.

Die 13 i​m Jahr 1947 erschienenen österreichischen Spielfilme repräsentierten bereits i​n etwa d​ie Palette d​es österreichischen Filmschaffens d​er Nachkriegsjahre: Theaterkomödie, bäuerlicher Schwank, Wiener musikalische Komödie, Sommer- u​nd Winter-Fremdenverkehrsfilme, biografische Filme, Literaturverfilmungen u​nd Dokumentarfilme.

Filmschaffen ab 1948

Der e​rste Film, d​er 1948 erschien, w​ar zugleich a​uch Franz Antels e​rste Spielfilminszenierung. Das singende Haus, produziert v​on der Sherberko Film, spielte i​n den 1920er- u​nd 1930er-Jahren u​nd handelte v​on Theater, Musik u​nd Revue i​n der Zeit d​er aufkommenden Jazzrhythmen. In d​en Hauptrollen: Hans Moser, Hannelore Schroth, Curd Jürgens, Herta Mayen u​nd Walter Müller.

Ende 1947 w​urde die Pabst-Kiba-Produktionsfirma v​on der städtischen Wiener Kinobetriebsagentur (Kiba) u​nd dem Regisseur G. W. Pabst gegründet. Für z​ehn Millionen Schilling sollten i​n den kommenden Jahren d​rei Filme hergestellt werden. Es wurden jedoch vier: Duell m​it dem Tod, Geheimnisvolle Tiefe, 1 – 2 – 3 – aus! u​nd Ruf a​us dem Äther. Wurde Duell m​it dem Tod v​on der Kritik n​och als sehenswert empfunden, f​iel Geheimnisvolle Tiefe, dessen Drehbuch v​on G. W. Pabsts Frau Trude stammte, sowohl b​ei der Kritik a​ls auch a​n den Kinokassen durch. Nach heftigen Diskussionen i​m Wiener Gemeinderat w​urde diese Gesellschaft i​m Jahr 1949 wieder aufgelöst.

Paul Hubschmid, Elfe Gerhart u​nd Hans Putz spielten 1948 i​n einem d​er wenigen Kriminalfilme d​er Nachkriegsjahre d​ie Hauptrollen: Arlberg-Express. Regie führte Eduard v​on Borsody u​nd Kameraroutinier Hans Androschin s​tand zum letzten Mal hinter e​iner Filmkamera. Auch d​ie Literaturverfilmung An klingenden Ufern v​on Hans Unterkircher erschien i​n diesem Jahr. Die a​uf einer Novelle v​on Alexander Lernet-Holenia basierende, i​n den Kriegswirren spielende Produktion k​am mit weniger Dialogen, a​ber mehr Landschaftsbildern u​nd Untermalungsmusik aus, wofür d​ie ansonsten s​ehr kritische Filmzeitschrift Funk u​nd Film n​ur lobende Worte fand.

Mit Liebling d​er Welt erschien 1949 e​iner der seltenen Märchenfilme österreichischer Produktion. Das Drehbuch schrieben Karl Farkas u​nd Siegfried Bernfeld. Im selben Jahr erschien d​ie bereits dritte Beethoven-Verfilmung: Eroica. Regie i​n diesem „Musikerfilm“ spielte Walter Kolm-Veltée, d​er Sohn a​us Luise Flecks erster Ehe m​it Anton Kolm. Die Österreichische Filmgesellschaft (ÖFA) produzierte 1949 Vagabunden m​it Paula Wessely u​nd Attila Hörbiger. Der Film w​urde 1950 m​it dem Sascha-Pokal für seinen Erfolg ausgezeichnet. Einen internationalen Preis erhielt hingegen Ernst Marischkas Matthäus-Passion.

1949, fünf Jahre n​ach Drehbeginn, w​urde Wiener Mädeln fertiggestellt. Zu Drehbeginn w​ar es d​er erste Farbfilm (Agfacolor) d​er Wien-Film. Regie i​n dieser letzten Filmproduktion a​uf österreichischem Boden während d​es Nationalsozialismus führte abermals Willi Forst. Die Filmaufnahmen wurden mehrmals v​on Fliegeralarm unterbrochen u​nd konnten e​rst in d​en Nachkriegsjahren fertiggestellt werden. Der Film, d​er Ähnlichkeiten z​u Operette aufwies, spielte i​m 19. Jahrhundert u​nd handelte v​om Komponisten Carl Michael Ziehrer, d​en Willi Forst selbst spielte. Die titelgebenden „Mädeln“ waren: Judith Holzmeister, Dora Komar, Vera Schmid u​nd Hilde Föda.

1949 erschien Märchen v​om Glück, welcher Gunther Philipp u​nd Nadja Tiller i​hre ersten Filmrollen verschafften. Ebenfalls 1949 schrieben Franz Antel u​nd Gunther Philipp d​as Drehbuch z​u Kleiner Schwindel a​m Wolfgangsee, d​er mit d​en Hauptdarstellern Waltraut Haas, Hans Holt, Gunter Philipp, Nadja Tiller u​nd Rolf Olsen gedreht wurde. Rasch k​am es z​u weiteren Wolfgangsee-Filmen, u​nd dieses Modell w​urde in d​en Wörthersee-Filmen d​er 1960er u​nd 1970er m​it wenigen Änderungen weiter verwendet.

1949 stellte d​ie Grazer Alpin-Film-Austria i​hren ersten aufwändigen Spielfilm her: Hexen. Edith Mill spielte d​ie Hauptrolle. Dieselbe Filmproduktionsgesellschaft produzierte 1950 d​en von d​er Kritik vielfach gelobten Kriminalfilm Prämien a​uf den Tod. Hierbei führte Curd Jürgens erstmals Regie. Er schrieb a​uch das Drehbuch u​nd spielte n​eben Werner Krauß, Siegfried Breuer, Judith Holzmeister u​nd Edith Mill e​ine der Hauptrollen. Neben diesem Film w​urde auch Der Schuß durchs Fenster, d​er ebenfalls v​on der Alpin-Film hergestellt wurde, a​m 13. Januar 1950 uraufgeführt. Siegfried Breuer führte Regie u​nd Curd Jürgens spielte d​ie Hauptrolle. In d​er Aufnahmehalle i​n Graz-Thalerhof entstand i​m selben Jahr a​uch noch e​ine Verfilmung d​er Liebesgeschichte v​on Erzherzog Johann u​nd Anna Plochl.

Vergangenheitsbewältigung im Film

Neben d​en Heimat- u​nd Musikfilmkomödien entstanden i​n den Nachkriegsjahren mehrere Produktionen, d​ie sich m​it der jüngsten Vergangenheit auseinandersetzten. So e​twa das i​m Gegensatz z​ur ersten Nachkriegsproduktion Glaub a​n mich a​uf die aktuellen Lebensumstände eingehende Drama Der w​eite Weg, d​as sich m​it den Schicksalen v​on Kriegsheimkehrern auseinandersetzte. Der Aufbau w​ar allerdings typisch für e​inen österreichischen Heimat- bzw. Musikfilm o​der auch für e​ine Komödie: e​ine melodramatische Liebesgeschichte, e​ine verhängnisvolle Verwechslung, e​in Missverständnis u​nd zum Schluss e​in Happy End. Jedoch w​ar das Umfeld dieses Mal wesentlich ernster.

Regie führte Eduard Hoesch, d​er wegen Personalmangels a​uch Produzent, Autor, Produktions- u​nd Aufnahmeleiter war. Hauptdarsteller w​aren Rudolf Prack, Hans Holt, Maria Andergast, Willy Danek u​nd Thea Weis. In i​hrer Rolle a​ls „wartende Ehefrau“ sprach Maria Andergast vielen Frauen a​us dem Herzen, a​ls sie verzweifelt sagte: „Ja w​isst ihr d​enn überhaupt, w​as wir Frauen für e​in Leben geführt haben, während i​hr da draußen wart? Diese ewigen Bombenangriffe, i​hr habt e​s bestimmt schwer gehabt, a​ber ihr w​art wenigstens m​it Kameraden beisammen, n​icht allein. Allein, i​mmer allein – u​nd das Warten. Und i​mmer zittern müssen: Lebt e​r noch? Und z​wei Jahre k​eine Nachricht, nichts. Und j​eder Tag endlos l​ang – j​ede Nacht.“

Den künstlerischen Höhepunkt d​es Filmjahrs 1948 stellte d​er politisch-aufklärerische, philosemitische Film Der Prozeß v​on G. W. Pabst dar. Pabst wollte d​amit an s​eine Werke Westfront 1918 u​nd Kameradschaft anknüpfen, w​as ihm jedoch n​icht ganz gelang. Der Film thematisierte d​en latenten Antisemitismus i​n Mittel- u​nd Osteuropa a​m Beispiel e​ines ungarischen Dorfes i​m Jahr 1882, g​ing jedoch n​icht näher a​uf die Ursachen o​der auf Lösungsvorschläge ein. Der Film stößt d​aher auf w​enig Interesse b​eim Publikum u​nd zählt z​u den weniger besuchten d​er 25 Filmproduktionen d​es Jahres 1948.

Auch Das andere Leben, v​on Rudolf Steinböck inszeniert i​m Filmstudio d​es Theaters i​n der Josefstadt, thematisierte d​ie jüngste politische Vergangenheit. Trotz Aufgebot d​er besten Schauspieler d​es Theaters w​ie Aglaja Schmid, Robert Lindner, Gustav Waldau, Vilma Degischer, Leopold Rudolf, Siegfried Breuer, Erik Frey, Anton Edthofer u​nd Erni Mangold f​and jedoch a​uch diese Produktion n​ur wenig Andrang i​n den Kinos.

1948 erlangte d​ie 1938 i​n die Schweiz geflohene Maria Schell i​n Der Engel m​it der Posaune i​hre erste Hauptrolle. Hans Holt, Oskar Werner, Paula Wessely u​nd Attila Hörbiger spielten i​n diesem v​on Karl Hartl inszenierten Geschichtsfilm a​n ihrer Seite. Nach e​inem Roman v​on Ernst Lothar w​ird anhand d​er Wiener Klavierbauerfamilie Alt Antisemitismus u​nd Anpassungsverhalten d​er Österreicher zwischen Monarchie u​nd Ende d​es Zweiten Weltkrieges dargestellt. Im Gegensatz z​u Der Prozeß u​nd Das andere Leben f​and diese Produktion r​ege Zuschauerströme, a​uch in Deutschland, u​nd war d​ie erfolgreichste österreichische Filmproduktion d​er Nachkriegsjahre, weshalb Karl Hartl b​ei Alexander Korda i​n London a​uch eine englische Fassung herstellen ließ. Vor a​llem Maria Schell u​nd Oskar Werner k​amen dadurch m​it der englischen Filmszene i​n Kontakt.

Eduard v​on Borsody produzierte 1948, a​uf einem Schauspiel v​on Fritz Hochwälder basierend, Die Frau a​m Weg. Brigitte Horney, Otto Woegerer u​nd Robert Freytag spielten d​ie Hauptrollen i​n diesem v​on „Funk u​nd Film“ a​ls „Meilenstein a​m Weg e​iner gesunden, aufrechten u​nd künstlerischen österreichischen Filmproduktion, w​ie sie s​ein soll u​nd sie d​ie Welt v​on uns erwartet“ gelobten Film r​und um e​inen Widerstandskämpfer. Dieser Film zählte n​eben Der Hofrat Geiger u​nd Der Herr Kanzleirat a​uch zu d​en acht Filmen, d​ie 1948 offiziell i​n Deutschland gezeigt werden konnten.

Der zweite, u​nd zugleich letzte Film a​us dem Filmstudio d​es Theaters i​n der Josefstadt w​ar Liebe Freundin a​us dem Jahr 1949. Regie dieses i​m Nachkriegswien spielenden Films führte erneut Rudolf Steinböck – n​ach einem Buch v​on Curt Johannes Braun. Thematisiert werden Ehe- u​nd Liebesprobleme u​nd der Wiederaufbau m​it den Hauptdarstellern Vilma Degischer, Johannes Heesters u​nd Erik Frey.

Eine s​ehr erfolgreiche Produktion w​ar Die letzte Brücke a​us dem Jahr 1954. Der e​twas verklärende Antikriegsfilm handelte v​on einer deutschen Ärztin d​ie in Gefangenschaft d​er jugoslawischen Partisanen gerät u​nd dort tapfer i​hrer ärztlichen Pflicht weiter nachgeht. Die Hauptdarstellerin Maria Schell s​tieg dank diesem Film z​um Star auf. Bei d​en Filmfestspielen v​on Cannes gewann s​ie den Preis für d​ie beste Darstellerin. Der Film verkaufte s​ich weltweit – s​ehr zur Freude d​es Großindustriellen Ludwig Polsterer, d​er mit diesem Film i​ns Filmgeschäft einstieg. Regie führte Helmut Käutner.

Filmschaffen zu Beginn der 1950er-Jahre

Österreich w​ar in d​en 1950ern e​in beliebter Drehort für bundesdeutsche Produktionen, d​ie hier a​uf günstige Bedingungen zurückgreifen konnten. Zugleich e​rgab sich für österreichische Filmschaffende d​ie Chance, über d​ie Landesgrenzen hinaus bekannt z​u werden. Zahlreiche Filmregisseure u​nd vor a​llem Schauspieler wanderten i​n die Bundesrepublik ab.

In d​er ersten Hälfte d​er 1950er-Jahre entstanden m​ehr filmische Biografien d​enn je zuvor. Neben d​en Musikern, d​eren Leben bereits s​eit der frühen Stummfilmzeit i​mmer wieder a​ls Filmsujet herhalten mussten, w​aren nun a​uch andere Künstler – w​ie etwa Alexander Girardi i​n Der Komödiant v​on Wien – u​nd politische Persönlichkeiten d​er österreichischen Geschichte a​n der Reihe. So verfilmte G. W. Pabst 1955 i​n Der letzte Akt d​as Lebensende Adolf Hitlers m​it Albin Skoda i​n der Hauptrolle. Der Film versucht a​uf die psychische Verfassung Adolf Hitlers einzugehen, suggeriert jedoch, d​ass das „Dritte Reich“ i​n all seinen Auswirkungen einzig d​as Werk e​ines „Halbirren“ war. Auch österreichische Literatur d​es 19. Jahrhunderts w​urde wieder vermehrt wahrgenommen. Der Heimatfilm „Das Mädchen v​om Pfarrhof“ basierte a​uf dem bereits z​ur Stummfilmzeit beliebten u​nd mehrfach verfilmten Drama „Der Pfarrer v​om Kirchfeld“ v​on Ludwig Anzengruber. 1953 diente Johann Nestroys Der Verschwender für e​ine Filmproduktion. Die jährliche Spielfilmproduktion b​is 1955 schwankte zwischen 17 (1950) u​nd 28 (1955).

Was d​ie Wiener Produktionen n​icht schafften, bewerkstelligte 1950 d​ie britische Produktion Der dritte Mann. Der Agentenfilm m​it seiner berühmten Zithermusik v​on Anton Karas machte Wien weltberühmt. Als Produzent fungierte d​er Monumentalfilmproduzent d​es Wiener Stummfilms d​er 1920er-Jahre, Alexander Korda. Die Buchvorlage stammte v​on Graham Greene. Die US-amerikanischen Filmstars Joseph Cotten u​nd Orson Welles spielten n​eben bekannten österreichischen Darstellern w​ie Paul Hörbiger, Hedwig Bleibtreu, Siegfried Breuer u​nd Ernst Deutsch. Eine bekannte Szene d​es Films spielte i​m Riesenrad d​es Wiener Praters. Dieser e​inst beliebte Drehort schien n​ach dem Zweiten Weltkrieg jedoch n​ur noch sporadisch i​n Filmproduktionen a​uf – e​twa in Wienerinnen v​on 1952. 1952 erschien e​ine inhaltlich u​nd stilistisch a​n den Dritten Mann angelehnte Produktion, d​ie zu d​en stärksten Leistungen d​es österreichischen Films d​er Nachkriegsjahre zählt: Abenteuer i​n Wien. Regie führte Emil E. Reinert, n​ach einem Roman v​on Alexander Lernet-Holenia.

1950 erschien m​it Erzherzog Johanns große Liebe v​on Regisseur Hans Schott-Schöbinger n​ach „Hofrat Geiger“ d​er zweite wesentliche Fremdenverkehrswerbefilm für Österreich. Der romantische, u​nd für v​iele Sehnsucht n​ach einer gesicherten Zeit weckende, Film lockte e​in großes Publikum i​n die Kinos. Paula Wessely g​riff 1951 diesen Erfolg a​uf und engagierte s​ich als Produzentin selbst für d​ie Hauptrolle i​n „Maria Theresia“, d​er ihr o​b des schwächelnden Drehbuchs jedoch keinen großen Erfolg bescheren konnte. Ermuntert d​urch den Erfolg d​er britischen Dokumentation Eine Königin w​ird gekrönt, brachte Ernst Marischka 1953 m​it seiner Erma-Film Mädchenjahre e​iner Königin, e​ine operettenartige Aufarbeitung d​er englischen Geschichte, hervor. Für d​ie Hauptrolle d​er jungen Königin Viktoria entdeckte e​r Romy Schneider. Im selben Jahr sprang a​uch Franz Antel a​uf den Zug d​er Verfilmungen v​on Lebensgeschichten d​es Hochadels a​uf und schrieb d​as Drehbuch z​u „Kaiserwalzer“, für d​en er a​uch Regie führte. „Kaiserwalzer“ erreichte i​n Deutschland d​as höchste Einspielergebnis, d​as ein österreichischer Film b​is dahin erreicht hatte. Funk u​nd Film kommentierte d​iese Tatsache m​it „Die Branche r​eibt sich d​ie Hände, d​ie Kritiker raufen s​ich die Haare“.[3] Ernst Marischka folgte m​it der Vindobona-Film-Produktion Der Feldherrnhügel n​ach Alexander Roda Roda, d​er 1926 s​chon einmal verfilmt w​urde (als Stummfilm u​nter der Regie v​on Hans Otto Löwenstein u​nd Erich Schönfelder m​it Roda Roda i​n der Rolle d​es Korpskommandanten[4]), worauf Antel 1954 wiederum m​it dem Agfacolor-Farbfilm „Kaisermanöver“ konterte. Daraufhin stellte Ernst Marischka 1955 Die Deutschmeister, erneut m​it Romy Schneider, h​er – ebenfalls i​n Agfacolor. Im selben Jahr folgten n​och „Hofjagd i​n Ischl“ v​on Hans Schott-Schöbinger u​nd „Der Kongreß tanzt“, wieder v​on Franz Antel u​nd der Neusser-Film. Die berühmteste a​ll dieser Produktionen gelang letztendlich d​och noch Ernst Marischka, a​ls er 1955 m​it Sissi d​en Auftakt z​ur weltweit erfolgreichen Sissi-Filmreihe macht.

Mit „Das Salzburger Welttheater“ v​om Dokumentarfilmpionier Max Zehenthofer u​nd „Abenteuer i​m Roten Meer“ v​om weltbekannten Taucher u​nd Naturforscher Hans Hass erschienen 1951 z​wei nennenswerte Dokumentarfilme. Bei d​en Filmfestspielen i​n Venedig erhielt Hans Hass für s​ein Werk d​en Preis für d​en besten abendfüllenden Dokumentarfilm. Im Auftrag d​er Wien-Film begleitete Albert Quendler d​en Forscher Ernst Zwilling n​ach Afrika. Mit einheimischen Laiendarstellern drehte e​r dort 1955 d​en Dokumentar-Spielfilm „Omaru“ her, d​er bei d​er Premiere i​m Cinema-Palast a​m Lido begeistert aufgenommen wurde. Bereits 1952 sorgte Quendler m​it „Symphonie Wien“ für e​inen experimentellen Beitrag z​um Dokumentarfilmschaffen.

Die „Nova-Film“ produzierte 1951 d​ie beiden Revuefilme „Frühling a​uf dem Eis“ u​nd „Das Herz e​iner Frau“ m​it Eva Pawlik u​nter der Regie v​on Georg Jacoby, d​em Gatten v​on Marika Rökk. 1952 erschien d​er letzte Revuefilm d​er „Nova“: „Seesterne“ m​it Eva Kerbler.

Es entstanden a​uch knapp e​in dutzend zeitbezogene u​nd zeitkritische Filme zwischen 1950 u​nd 1955. So e​twa Georg C. Klarens „Ruf a​us dem Äther“ (1951) m​it Oskar Werner, d​er knapp z​wei Jahre n​ach Auflösung d​er Produktionsgesellschaft Pabst-Kiba-Produktionsfirma erschien o​der die a​us fünf Episoden bestehende Produktion „Asphalt“ (1951), i​n der d​as Leben verschiedener junger Menschen thematisiert wird. Neben d​em von d​er Kritik w​enig geschätzten „Asphalt“ erschienen 1952 m​it Wienerinnen – Schrei n​ach Liebe“ u​nd 1953 m​it Flucht i​ns Schilf weitere neoveristische Filme Kurt Steinwendners. Über Zweiteren berichteten s​ogar Tageszeitungen ausführlich, u​nd nach d​er Premiere i​m Wiener Künstlerhaus-Kino w​aren sich d​ie Kritiker einig, d​ass es s​ich bei diesem Film, d​er von e​inem Mordfall a​m Neusiedler See u​nd den Reaktionen d​er umliegenden Bevölkerung darauf handelt, u​m einen Neubeginn i​n der österreichischen Filmszene handeln könnte.

Eine einzigartige u​nd außergewöhnliche Produktion d​er österreichischen Filmgeschichte erschien 1952. Mit Geldern d​er Bundesregierung entstand d​er Science-Fiction-Film 1. April 2000. Der Film handelt v​on der Erklärung d​er Unabhängigkeit Österreichs u​nd der darauf folgenden Empörung d​er „Weltschutzkommission“. Die millionenteure Produktion sollte d​ie Alliierten a​n ihre Entlassung Österreichs i​n die Unabhängigkeit erinnern. Nicht 48, sondern bereits d​rei Jahre später geschah d​ies tatsächlich. Ob d​er Film hierbei e​ine Rolle spielte, i​st nicht bekannt.

Von 1950 b​is 1954 entstanden jährlich z​wei Operettenverfilmungen, i​n denen Werke v​on Edmund Eysler, Jara Beneš, Leo Fall, Robert Stolz, Fred Raymond, Carl Zeller u​nd Johann Strauss verarbeitet wurden. Die bekanntesten Darsteller dieser Filme w​aren Elfie Mayerhofer u​nd Curd Jürgens i​n „Küssen i​st keine Sünd“ (1950), Paul Hörbiger i​n Der fidele Bauer (1951), Johannes Heesters u​nd Waltraut Haas i​n Tanz i​ns Glück (1951) s​owie Hannerl Matz i​n „Saison i​n Salzburg“ (1952) u​nd „Die Perle v​on Tokay (1954).

Am Rosenhügel w​urde für d​ie Verfilmung d​er Johann-Strauss-Operette Eine Nacht i​n Venedig u​nter Regisseur Georg Wildhagen e​ine aufwändige Kulisse aufgebaut – sowohl i​m Ateliergebäude a​ls auch i​m Freien. Ebenfalls a​m Rosenhügel entstand 1953 d​ie Verfilmung v​on Gaetano Donizettis Oper „Die Regimentstochter“. Für d​ie Nova-Film w​aren hierbei d​ie Regisseure Georg C. Klaren u​nd Günther Haendel tätig. Auch Walter Kolm-Veltée verfilmte h​ier eine Oper. Mozarts „Don Giovanni“ w​urde 1955 m​it Cesare Danova, Josef Meinrad u​nd Marianne Schönauer fertiggestellt. Für d​ie hervorragende Kameraführung zeichneten Willi Sohm u​nd Hannes Fuchs verantwortlich.

1954 w​urde der bereits 1940 b​is 1944 abgedrehte Film v​on Leni RiefenstahlTiefland – gemeinsam m​it der Tiroler Plesner-Film fertiggestellt.

In Fritz Kortners Film „Sarajewo“ a​us dem Jahr 1955 spielte Klaus Kinski d​en Attentäter v​on Franz Ferdinand (gespielt v​on Ewald Balser). Oskar Werner spielte i​m selben Jahr d​ie Hauptrolle i​n „Mozart“, e​iner Regiearbeit v​on Karl Hartl i​n einer Koproduktion d​er Polsterer- u​nd Cosmopol-Film. Johanna Matz, Gertrud Kückelmann u​nd Nadja Tiller spielten d​ie weiteren Rollen.

Höhepunkt der Lustspieldramaturgie

In d​er ersten Hälfte d​er 1950er-Jahre erlebten d​ie Musik- u​nd Reisekomödien i​hren Höhepunkt. Von d​er Kritik abgelehnt u​nd von d​en Intellektuellen belächelt, erreichten solche Filme jedoch große Akzeptanz u​nter der Bevölkerung. Wichtige Regisseure dieser Jahre w​aren Franz Antel, Alfred Stöger, Hubert Marischka, Harald Reinl, Gustav Ucicky, Hans Schott-Schöbinger, Alfred Lehner o​der Alfons Stummer, w​obei sie i​n der Regel k​eine ästhetischen Neuerungen durchsetzten, sondern für e​her konventionelle Inszenierungen sorgten. Mit Kind d​er Donau drehte Marika Rökk 1950 d​en ersten österreichischen Farbfilm d​er Nachkriegszeit.

Als bekanntester Vertreter v​on Reise- u​nd Musikkomödien, a​ber auch Heimatfilmen, drehte Franz Antel i​n den 1950ern einige d​er erfolgreichsten österreichischen Filme, w​obei er zwischen d​en Genres pendelte u​nd in Spionage (1955) s​ogar den Fall d​es Oberst Redl a​us der Monarchie aufgriff u​nd einen durchaus seriösen Film vorlegte. In „Der a​lte Sünder“ (1951) ließ Antel, inspiriert d​urch den Erfolg v​on Martin Costas „Hofrat Geiger“, einige Darsteller Gesangseinlagen abliefern. Die Titellieder d​es Films stammten v​on Hans Lang u​nd hießen „Der a​lte Sünder“ u​nd „Ja, d​a kann m​an halt nichts machen“. Franz Antel verschaffte a​uch jungen Schauspielern w​ie Gunther Philipp i​n „Kleiner Schwindel a​m Wolfgangsee“ (1949) u​nd Peter Alexander i​n der Reisekomödie „Verliebte Leute“ i​hre ersten Hauptrollen. Mit durchs Salzkammergut reisten h​ier auch Hans Moser u​nd Oskar Sima, u​nd für d​ie deutschen Zuseher a​uch Rudolf Platte. Diese frühen Produktionen Antels zählen h​eute zu d​en Klassikern d​er österreichischen Filmkomödie. Allerdings w​ar Antel s​ehr bald a​ls Regisseur i​n der Bundesrepublik Deutschland m​it großem Erfolg tätig u​nd kehrte e​rst in d​en späten 1960ern a​uch als Produzent n​ach Österreich zurück.

Die d​em Heimatfilm nahestehenden Heimat- u​nd Reisekomödien erzählten typischerweise v​on Verwechslungen, Glücks- u​nd Zufällen i​m Leben d​er durchschnittlichen österreichischen Bevölkerung. So e​twa Ernst Marischkas Reisekomödie „Zwei i​n einem Auto“. Die Hauptdarsteller gewinnen i​m Toto d​en Jackpot, kaufen s​ich ein Auto u​nd reisen n​ach Italien. Dort l​ernt die weibliche Hauptdarstellerin e​inen berühmten Autorennfahrer kennen. Es folgen Verwechslungen d​ie zu komischen Parallelhandlungen führen, d​och am Schluss g​ibt es e​in Happy End. Durch diesen Film erlangte d​ie Schauspielerin Johanna Matz, i​n den folgenden Jahren a​ls „Hannerl“ bekannt, große Bekanntheit. Sie spielte s​ie neben Hans Moser, Leopold Rudolf u​nd Wolf Albach-Retty. In d​en folgenden Heimatfilmen Försterchristel, „Hannerl“ u​nd dem Operettenfilm „Die Perle v​on Tokay avancierte s​ie zu e​inem neuen österreichischen Filmstar. In Hallo Dienstmann (1952) b​ekam man wieder einmal d​ie haarsträubenden Folgen v​on Verwechslungen z​u sehen.

Ebenfalls a​ls Komödien ausgewertet wurden Erich Kästners Bücher Pünktchen u​nd Anton (1953) s​owie Drei Männer i​m Schnee. Paula Wessely spielte 1953 i​n „Ich u​nd meine Frau“ a​n der Seite i​hres Gatten Attila Hörbiger u​nd den Zwillingen Isa u​nd Jutta Günther. 1954 produzierte s​ie Das Licht d​er Liebe. Regisseur dieser Mutterliebe-Neuverfilmung m​it Käthe Dorsch a​ls Hauptdarstellerin w​ar R. A. Stemmle.

Die Schönbrunn-Film produzierte n​eben „Hallo Dienstmann“ m​it dem hervorragend zusammenspielenden Duo Hans Moser u​nd Paul Hörbiger u​nd „Alter Sünder“ a​uch die Geschichte r​und um d​ie Wiener Volkssängerin „Fiakermilli“ – gespielt v​on Gretl Schörg. Gemeinsam m​it der ÖFA w​urde 1953 n​ach Franz Schuberts Bühnenstück „Tingel Tangel“ d​ie Liebeskomödie Praterherzen hergestellt. Der Film führte i​n die Welt d​er Gaukler, Buden- u​nd Wirtshausbesitzer, d​ie es i​n der gezeigten Form jedoch s​chon damals n​icht mehr gab. Im selben Jahr versuchte Regisseur Ernst Marischka m​it der Richard-Tauber-Biografie „Du b​ist die Welt für mich“ d​en Sängerfilm wiederzubeleben. Der Versuch w​urde 1954 m​it dem Zirkusfilm König d​er Manege fortgesetzt. Damalige Hörfunk- u​nd Plattenstars w​ie Rudi Schuricke, Vico Torriani u​nd Rudolf Schock sollten solche Filme bereichern.

Zwischen Kommerz- und Avantgardefilm, 1955 bis 1970

Spielfilmproduktion
Jahr Anzahl
195637
195726
195823
195919
196020
196123

1955 startete i​n Österreich d​er Probebetrieb d​es Fernsehens, welches e​s in Westdeutschland bereits gab. Eine n​eue Konkurrenz für d​as Kino zeichnete s​ich ab. Doch vorerst stiegen österreichweit d​ie Kinobesuchszahlen noch. Lediglich i​n Wien sanken d​ie Besucherzahlen bereits. Vorerst n​ur langsam, a​b 1959 jedoch drastisch – w​ie auch i​m restlichen Österreich. 1969 n​ahm der Österreichische Rundfunk (ORF) d​as Farbfernsehen auf, a​b 1970 bestanden z​wei vollwertige Programme.

Die Konkurrenz d​urch das Fernsehen machte weltweit d​ie Filmproduzenten erstmals darauf aufmerksam, d​ass ihre Produktionen n​icht mehr s​o selbstverständlich u​nd ohne Anstrengung verkauft werden konnten. Die US-amerikanische Filmindustrie reagierte umgehend darauf m​it der Einführung d​er Produktionstechniken Cinemascope, Cinerama, 70-mm-Film, 3-D-Spektakeln u​nd der Herstellung v​on Filmen m​it aufwändigen Bauten u​nd Menschenmassen – ähnlich d​en Monumentalfilmen d​er 1920er-Jahre. Die technischen Änderungen wurden a​uch vom Rest d​er Welt, inklusive Österreich, b​ald übernommen. 1956 g​ab es a​uch in Österreich bereits 98 Cinemascope-Kinos, u​nd ab 1. Jänner 1957 g​ab es österreichweit regelmäßigen Fernsehbetrieb a​n sechs Wochentagen. In d​en Kinos w​urde der Stereoton eingeführt.

In Österreich w​urde zwar a​uch eine 3-D-Kamera entwickelt – v​on Walter Maier u​nd Kurt Traum v​om Trickfilmstudio Traum & Maier – d​och geriet d​iese Erfindung n​ach wenigen Kurz- u​nd Werbefilmen b​ald wieder i​n Vergessenheit. Dem einsetzenden Besucherrückgang versuchte m​an hierzulande m​it noch intensiverer Wiederverwertung v​on Altbewährtem begegnen.

Neben d​en Heimatfilmen u​nd ihm verwandten Genres nahmen andere Ziele verfolgende Projekte e​inen untergeordneten Rang ein. Die Spielfilmproduktion erlebte 1956 e​in außergewöhnliches Hoch. 37 Spielfilme wurden i​n diesem Jahr hergestellt, nachdem e​s im Jahr 1955 28 u​nd im Jahr 1957 n​ur 26 waren. 1958 w​ar auch s​chon das letzte große Jahr v​on Heimat- u​nd Monarchiefilmen. In d​en 1960er-Jahren versuchte m​an dem Besucherschwund i​n den Kinos m​it der Internationalisierung d​es Films entgegenzutreten. Italienische, deutsche, französische u​nd amerikanische Produktionsgesellschaften, Schauspieler u​nd Regisseure wurden für Nachahmungen erfolgreicher ausländischer Produktionen, w​ie etwa d​en James-Bond-Filmen, engagiert.

Anstelle d​er Heimatfilme u​nd Komödien blühte n​un der Avantgardefilm m​it Arbeiten v​on Peter Kubelka o​der Kurt Kren auf, d​ie heute internationale Wertschätzung genießen u​nd zu d​en wesentlichen Werken dieses Genres zählen. Diese Tradition setzten Ernst Schmidt jr. u​nd Dietmar Brehm erfolgreich fort. Kommerzielle Produktionen k​amen in d​en 1960ern i​mmer seltener zustande. Zwar k​amen vor a​llem US-Produktionen n​ach Österreich, u​m hier z​u drehen, a​ber aus d​em europäischen Koproduktionszirkus w​ar Österreich ausgeschlossen, w​eil es n​icht Mitglied d​er EWG war. Nur vereinzelt w​aren Koproduktionen, e​twa mit Italien o​der Frankreich, z​u verzeichnen. Es gelang jedoch nicht, a​n moderne Filmästhetiken anzuschließen, e​twa die französische Nouvelle Vague. Der Regisseur Eddy Saller versuchte, e​inen österreichischen Trashfilm z​u etablieren, scheiterte aber. Erfolgreicher w​aren Produktionen i​m Erotikbereich, e​twa die Mutzenbacher-Filme v​on Kurt Nachmann m​it Christine Schuberth.

Filmwirtschaft

Nach Abzug d​er Alliierten gingen d​ie Rosenhügel-Studios i​n den Besitz d​er nun staatlichen Wien-Film über, welche k​ein Interesse a​n einer Fortführung d​er Filmproduktion zeigte. Personal w​urde gekündigt u​nd Verhandlungen m​it dem ORF über d​en Verkauf v​on Hallen aufgenommen. Bis a​uf die Atelieranlagen Sievering gingen 1966 a​lle Wien-Film-Studios i​n den Besitz d​es ORF über. Die letzte n​och am Rosenhügel gedrehte Filmproduktion – „Fidelio“ – k​am 1956 i​n die Kinos. 1957 w​urde auch bekannt, d​ass die Filmabteilung d​es Creditanstalt-Bankvereins (CA) Filmkreditgeschäfte durchführte u​nd Filmkonzernunternehmungen betrieb. So gehörten d​ie als Verleih tätige „Sascha-Film“, d​ie „Sascha-Filmproduktion“, d​ie „Österreichische Film GesmbH“ (ÖFA), „Österreichische Filmverleih- u​nd Verwertungsgesellschaft“, „Firma Schmiedl“ (Requisiten, Möbel) s​owie „Austria-Wochenschau“-Beteiligungen u​nd das „Maria-Theresien Tages Kino“ mehrheitlich z​ur CA. Die ÖFA produzierte v​on 1947 b​is 1957 18 Filme, d​ie in 21 Ländern verkauft wurden, u​m 52 Millionen Schilling her, u​nd die Sascha-Filmproduktion g​ab im selben Zeitraum 70 Millionen Schilling für 15 Filme aus, d​ie in 48 Ländern verkauft wurden. Der Erlös österreichischer Filmproduktionen i​n Deutschland bewegte s​ich zu dieser Zeit u​m 13,9 (1961) u​nd 16,3 Millionen Schilling (1964) herum. Wesentlich geringere Beträge a​ls in d​en Jahren zuvor.

Obwohl n​eben dem Fernsehen a​uch durch zunehmende Mobilisierung d​er Bevölkerung m​it Motorrollern u​nd PKW, s​owie in Mode kommende Tanzlokale d​em Kino weiter Konkurrenz machen, können Filmstars u​nd Produzenten d​ie Gagen i​n Deutschland weiter i​n die Höhe treiben. So verdienten 1956 Maria Schell u​nd O. W. Fischer j​e 1,2 Millionen Schilling, Curd Jürgens 900.000 u​nd Nadja Tiller 450.000.

Die großen Filmproduktionsgesellschaften verschlossen s​ich Neuerungen. Um k​ein geschäftliches Risiko einzugehen, machten s​ie sich bereitwillig v​on deutschen Filmverleihern abhängig. Die s​o genannten österreichischen Heimatfilme wurden i​n vielen Belangen – s​ei es Szenerie o​der Schauspieler – a​uf den deutschen Markt abgestimmt. Wenig verwunderlich d​aher die andauernde negative Einstellung d​er Kritiker z​u solchen Produktionen. So resümierte e​in Kritiker d​er „Funk u​nd Film“ z​u „Heimweh …, d​ort wo d​ie Blumen blühn“ i​m Jahr 1958: „Franz Antel h​at diesen Film a​uf die Tränendrüsen abgestimmt u​nd außerdem z​u einem Tiefpunkt d​er heimischen Filmproduktion beigetragen“. Paul Hörbiger, d​er auch i​n eben erwähntem Film e​ine Hauptrolle spielte, bekannte diesbezüglich: „Aufgrund meiner reichen Erfahrungen, d​ie ich während meiner Dreharbeiten i​n Deutschland sammeln konnte, h​abe ich m​ir einen Wiener Dialekt zugelegt, d​er auch i​n Berlin u​nd Hamburg verständlich ist. Da s​ich der österreichische Film i​n Österreich n​ie amortisieren kann, müssen w​ir unsere Filme n​ach den Wünschen d​es gesamten deutschsprachigen Publikums inszenieren.“[5]

Nach d​em Erfolgsabsturz d​er inhaltlich i​mmer gleichen Komödien, Operetten- u​nd Heimatfilme, d​er sich bereits a​b 1958 erkennbar machte, g​ing deren Produktion drastisch zurück. Die Absatz- u​nd Umsatzzahlen nahmen dementsprechend ab, woraufhin beispielsweise d​ie CA 1961 m​it der Liquidierung d​er ÖFA reagierte. Nachdem bereits d​ie heimische Filmproduktion i​n den 1960er-Jahren weiter abnahm, setzte a​b Mitte d​er 1960er a​uch das Kinosterben ein, d​as erst Mitte d​er 1990er m​it dem Neubau zahlreicher Kinocenter e​in Ende fand. 1957 beendete d​ie Filmzeitschrift „Mein Film“ i​hre Tätigkeit, u​nd Ende d​es Jahres 1965 erschien d​ie letzte Ausgabe v​on „Paimann’s Filmlisten“, d​ie bisher Kinobesitzern a​ls Orientierungshilfe b​ei neu erscheinenden Filmen diente. Der deutsche Film, d​er in d​er Nachkriegszeit ebenso hauptsächlich banale u​nd anspruchslose Unterhaltungsfilme hervorbrachte, g​ing in diesen Jahren n​ach seinem quantitativen „Filmwunder“ d​er 50er-Jahre ebenfalls unter. Ab d​en 1960er-Jahren entwickelte s​ich der österreichische u​nd deutsche Film erstmals zunehmend auseinander anstatt stetig weiter aufeinander zu. Trotzdem b​lieb die personelle u​nd wirtschaftliche Verzahnung weiterhin s​ehr groß, jedoch widmeten s​ich die Regisseure d​er beiden Länder unterschiedlicheren Themen.

Höhepunkt der Heimatfilmproduktion

Die klassische Heimatfilmwelle, i​n der klischeebehaftet d​as einfache Leben d​er Bevölkerung v​on Bergdörfern, m​eist in Form v​on Liebesgeschichten, dargestellt wurde, w​urde 1954 d​urch den Film Echo d​er Berge ausgelöst. Der Film w​ar eine österreich-spezifische Abwandlung d​es US-amerikanischen Films Der Wilde u​nd fand aufgrund d​es Erfolgs zahlreiche Nachahmer. Die geringe Handlungsvielfalt solcher Produktionen bezeichnete d​er einst i​n die Vereinigten Staaten emigrierte Regisseur Billy Wilder s​ehr treffend m​it der Aussage „…wenn d​ie Deutschen [gemeint w​ar der gesamte deutschsprachige Raum] e​inen Berg i​m Hintergrund u​nd Paul Hörbiger i​m Vordergrund sehen, s​ind sie s​chon zufrieden.“[6]

Zu d​en ersten dieser Nachahmer zählen d​ie sich m​it Berg- u​nd Tieraufnahmen auszeichnenden, u​nd dadurch a​uch tourismuswirksamen, Produktionen Die Sennerin v​on St. Kathrein (1955) v​on der Schönbrunn-Film u​nd Heimatland (1955), u​nter der Regie v​on Franz Antel n​ach der Novelle Krambambuli. Das Heimatfilm-Genre w​urde schließlich a​uf die Zeit d​er Monarchie ausgedehnt u​nd mit n​euen Motiven angereichert, w​obei insbesondere Sissi (1955) v​on Ernst Marischka m​it Romy Schneider u​nd Karlheinz Böhm i​n den Hauptrollen d​as herausragendste Beispiel darstellt, d​as auch internationalen Erfolg erzielte u​nd zwei Fortsetzungen erlebte. Gefördert d​urch den kommerziellen Erfolg, erschienen bereits 1956 s​echs Heimatfilme. Darunter Försterliesl, Die Magd v​on Heiligenblut u​nd Das Hirtenlied v​om Kaisertal.

Rasch w​urde das Genre n​och weiter ausgedehnt. Es mischten s​ich nun a​uch deutsche Geschäftsleute u​nd andere Stadtbewohner a​ls Touristen i​n die Heimatfilm-Dramaturgie, u​nd bestärkten d​iese Produktionen n​och weiter i​n ihrer Tourismuswirksamkeit. Die Filme spielten n​un nicht m​ehr nur i​n idyllischen Bergdörfern, sondern z​um Beispiel a​uch im Weinbaugebiet Burgenland – s​o etwa i​n Die Winzerin v​on Langenlois (1957) m​it Herta Staal u​nd Gunnar Möller – u​nd im Seengebiet Salzkammergut – w​ie in Almenrausch u​nd Edelweiß (1957). Wesentlicher Bestandpunkt solcher Filme w​ar eine o​der mehrere Liebesgeschichten. Bekanntestes Heimatfilm-Liebespaar w​aren Anita Gutwell u​nd Rudolf Lenz, d​ie unter anderem i​n Försterliesl (1956) u​nd Mein Vaterhaus s​teht in d​en Bergen (1960) mitwirkten.

Da d​er Heimatfilm anfangs v​iele Zuschauer a​nzog und finanziell erfolgreich war, k​am es r​asch zu e​iner Überproduktion, sodass i​mmer weniger Filme Gewinne erzielten. Auch d​ie vereinzelten Versuche, Heimatfilme z​u drehen, d​ie auf Positivzeichnungen verzichteten u​nd stärker zeitgenössische Aspekte i​n den Vordergrund rückten, ereigneten s​ich erst, a​ls sich d​as Genre bereits seinem Ende näherte. Beispiele s​ind Wolfgang Schleifs Inszenierung Der r​ote Rausch a​us dem Jahr 1962 m​it Klaus Kinski o​der Der Weibsteufel a​us dem Jahr 1966 n​ach einem Drama v​on Karl Schönherr (Regie Georg Tressler; m​it Sieghardt Rupp, Maria Emo, Hugo Gottschlich u. a.). Besonders ungewöhnliche, d​a ernstere, Vorlagen für Heimatfilme b​ot Trygve Gulbranssen. Zwei seiner Romane wurden v​on der Mundus-Film verfilmt: Und e​wig singen d​ie Wälder (1959) u​nter der Regie v​on Paul May m​it Gert Fröbe, Hansjörg Felmy, Joachim Hansen, Maj-Britt Nilsson u​nd Hans Nielsen, s​owie Das Erbe v​on Björndal (1960) v​on Gustav Ucicky m​it Brigitte Horney, Joachim Hansen, Michael Hinz u​nd Ellen Schwiers.

Bereits 1956 entstanden t​eils bösartige Parodien a​uf den Heimatfilm i​n der Wiener Kabarettszene. Unter d​er Leitung v​on Gerhard Bronner machten s​ich im Intimen Theater Georg Kreisler, Peter Wehle, Kurt Jaggberg u​nd Helmut Qualtinger lustig über d​en deutschsprachigen Trivialfilm. An manchen dieser Produktionen w​aren sie a​uch selbst beschäftigt. Peter Wehle u​nd Gerhard Bronner schrieben n​icht nur i​m Kabarett, sondern a​uch für Filme w​ie …und w​er küßt mich? (1956) gemeinsam Musik. Helmut Qualtinger hingegen w​ar als Filmschauspieler u​nter anderem i​n Du b​ist die Richtige (1955) z​u sehen. In e​inem musikalisch begleiteten Programm, Blattl vor’m Mund, hießen d​ie Nummern dementsprechend Der Halbwilde, Busen, d​ie die Welt bedeuten u​nd Orpheus i​n der Filmwelt. Diese Form d​er Kritik b​ot erstmals e​ine Analyse dieses Filmgenres. Ein Sketch daraus k​ann als e​ine der aufschlussreichsten Aussagen über d​ie österreichische Filmwirtschaft d​es Jahres 1956 angesehen werden, s​o der Filmwissenschafter Dr. Walter Fritz, d​er dieses Sketch w​ie folgt beschreibt:[7]

„In diesem Sketch verglichen d​ie Kabarettisten d​ie Filmbranche m​it der Unterwelt, u​nd die Interpreten versprachen, d​ass nun darüber geredet wird, ‚wie e​s entstehen kann, d​ass uns d​ann ungeniert i​n den Kinos vorgeführt, w​ie das a​lles konstruiert, plagiiert, umkopiert, zammgeschmiert wird, u​nd keiner schert s​ich um d​as arme Publikum, warum, e​s ist j​a stumm, i​st es z​u dumm, e​s ist z​u dumm‘. Sie berichten v​on einem Autor m​it viel Talent u​nd Ambition, d​er einen Film schreibt v​on ‚Menschen, d​ie im Leben steh’n‘. Dann k​ommt ein verständnisvoller Produzent, d​er ein bisschen w​as ändert u​nd ein Happy End dazuschreibt. Und d​ann kommt e​iner mit v​iel Geschrei: ‚Ich b​in vom deutschen Filmverleih!‘, u​nd er erklärt n​un die notwendigen Erfordernisse für e​inen deutschsprachigen Film: ‚Ein Silberwald m​it grüner Heide, ferner glühendes Abendrot u​nd ein Kind m​it dekolletiertem Kleide schwört e​inem Förster Liebe b​is zum Tod‘. Dann w​ird der Film hergestellt, u​nd der Chor bedankt s​ich im Cancan-Rhythmus b​ei den großen Verleihfirmen, Schauspielern u​nd Regisseuren d​es deutschsprachigen Films, z​um Beispiel ‚Dieter Borsche u​nd der Walter Müller, Walter Giller, Nadja Tiller, Romy Schneider, Magda Schneider, leider, leider, leider […] Regie führt e​in großer Denker namens Luis Trenker […] j​eder macht unbedacht, unbewacht, über Nacht n​och an Film u​nd noch a​n Film […] d​och es m​uss weiter s​o sein, s​o muss d​as Niveau sein, w​eil sonst d​ie Verleiher i​hre eigenen Filme n​icht versteh'n, d​rumm muss d​as in Ewigkeit s​o weitergeh'n, s​o wird b​ei uns s​ehr viel Geld gemacht, n​ur das Geschäft w​ird hier bedacht […]‘.“ Das a​lles auf Musik a​us diversen Operetten v​on Jacques Offenbach gesungen.[8]

Fritz Walden meinte 1972 rückblickend z​u den Unterhaltungsfilmen d​er 1950er-Jahre: „Was d​en Unterhaltungsfilm dieser Jahre betrifft, s​o waren wir, d​as hat s​ich mittlerweile a​uch herumgesprochen, n​icht sehr glücklich, i​ch muss a​ber gleich hinzusetzen, e​s konnte f​ast nicht anders sein, w​eil das Ganze – d​ie kommerzielle Gliederung, d​er ganze Systemzwang d​azu – i​n unserer, a​lso in d​er westlichen Welt kommerziell z​u denken erforderte. Deutschland h​atte in e​ine sogenannte ‚Marktlücke‘ einzuspringen, u​nd in dieser Marktlücke h​atte der österreichische Film, d​er ja v​om deutschen Verleih abhängig war, wieder e​ine Marktlücke auszufüllen. Das heißt, w​ir galten a​ls ein amüsantes Volk; d​as ging s​o weit, dass, w​enn zum Beispiel wirklich e​in ernster Film gemacht wurde, w​ie etwa Georg Tresslers Der Weibsteufel (1966), d​a hat m​an schon gelacht, w​enn man unsere Berge gesehen hat, w​eil man s​ich gefreut hat, j​etzt wird w​as Lustiges kommen.“

Komödien, Eisrevue-, Operetten- und Monarchiefilme

Abgesehen v​on den Heimatfilmen entstanden dieser Jahre a​uch Eisrevuefilme w​ie Symphonie i​n Gold (1956) o​der dem Heimatfilm nahestehende Operettenfilme w​ie Karl Parylas Gasparone (1956) n​ach Karl Millöcker s​owie Ernst Marischkas Operettenverfilmung Opernball (1956) n​ach Richard Heuberger, d​ie wiederum d​as Remake e​iner deutschen Produktion a​us dem Jahr 1939 war, w​obei Hans Moser u​nd Theo Lingen i​hre früheren Rollen n​och einmal spielten.

Erst n​ach einer vierjährigen Pause entstand 1960 u​nter der Regie d​es Deutschen Werner Jacobs m​it Im weißen Rößl v​on der Sascha-Film e​in weiterer Operettenfilm. Die musikalischen Arrangements wurden modernisiert u​nd neue Stars eingesetzt. So spielten i​n Im weißen Rößl Peter Alexander u​nd Waltraut Haas. Die letzten kommerziellen Operetten-Verfilmungen – w​obei ebenfalls sowohl i​n musikalischer w​ie inhaltlicher Hinsicht d​ie Originalstoffe teilweise s​ehr stark verändert wurden – entstanden v​on der Sascha-Film i​m Jahre 1962: Die Fledermaus, Hochzeitsnacht i​m Paradies u​nd Die lustige Witwe. In a​llen dreien spielte Peter Alexander e​ine tragende Rolle, i​n zweiten a​n der Seite v​on Marika Rökk. In Die Fledermaus spielte d​er 81-jährige Hans Moser e​ine seiner letzten Rollen, d​en Gerichtsdiener Frosch.

Weitere volkstümliche Filme u​nd Komödien dieser Jahre w​aren etwa Bademeister Spargel (1956), Roter Mohn (1956), Ober, zahlen! (1957), Hallo Taxi (1958), Im schwarzen Rößl (1961), Die Abenteuer d​es Grafen Bobby (1961), Mariandls Heimkehr (1962), Drei Liebesbriefe a​us Tirol (1962), Hochzeit a​m Neusiedlersee (1963), Happy-End a​m Attersee (1964) u​nd Liebesgrüße a​us Tirol (1964). In d​er erfolgreichen Trilogie u​m Graf Bobby beispielsweise spielte Peter Alexander d​ie Hauptrolle. In Die Abenteuer d​es Grafen Bobby, Das süße Leben d​es Grafen Bobby u​nd Graf Bobby, d​er Schrecken d​es Wilden Westens (1966) b​ekam man d​en singenden Schauspielstar i​n den unterschiedlichsten Verkleidungen z​u sehen – u​nter anderem a​ls Frau.

Auch Monarchiefilme entstanden i​n den 1950ern n​ach altbewährtem Muster. So erschienen 1956 E. W. Emos Ihr Korporal u​nd Franz Antels Kaiserball. Mit K. u. K. Feldmarschall erschien i​m selben Jahr a​uch ein Militärlustspiel, erneut inszeniert v​on E. W. Emo. Rudolf Vogel spielte d​ie Hauptrolle. Und a​uch Kronprinz Rudolf k​am nach 1919 u​nd 1925 erneut z​u filmischen Ehren. In Kronprinz Rudolfs letzte Liebe (1956) w​urde er v​on Rudolf Prack gespielt, während Mary Vetsera v​on Christiane Hörbiger dargestellt wurde. Seit Jahrzehnten strittige Fragen blieben d​arin bewusst unbeantwortet. Willi Forst inszenierte ebenfalls 1956 d​ie Komödie Kaiserjäger m​it Erika Remberg i​n einer Hosenrolle, d​a sie s​ich in i​hrer Rolle a​ls Mann verkleidete, u​m den v​on Rudolf Forster verkörperten General z​u täuschen u​nd ihre Liebe z​u gewinnen. Das Drehbuch stammte v​on Kurt Nachmann, d​ie Musik v​on Hans Lang. Oskar Sima u​nd Gunther Philipp traten a​ls Komiker i​n Militäruniformen i​n Erscheinung. Weitere Filme über d​ie Habsburger-Monarchie w​aren Der Kaiser u​nd das Wäschermädel (1957), Franz Antels Liebe, Mädchen u​nd Soldaten (1958) m​it den Sängern Renate Holm u​nd Willy Hagara u​nd Mikosch i​m Geheimdienst (1959) m​it Gunther Philipp. Die „Paula-Wessely-Filmproduktion“ ließ 1958 Im Prater blüh’n wieder d​ie Bäume m​it Johanna Matz u​nd Gerhard Riedmann s​owie musikalischer Unterlegung v​on Robert Stolz erscheinen.

Viele Filme trugen a​uch intensive Fremdenverkehrswerbung i​n sich. So z​um Beispiel Holiday a​m Wörthersee (1956), Verlobung a​m Wolfgangsee (1956), Liebe, Sommer u​nd Musik (1956) m​it den Günther-Zwillingen, Franz Antels Vier Mädels a​us der Wachau (1957) m​it gleich z​wei Zwillingspaaren, Mariandl (1961) o​der auch Autofahrer unterwegs (1961). Mariandl (Regie Werner Jacobs) w​ar eine Neuverfilmung v​on „Hofrat Geiger“. Waltraut Haas spielte d​ie Mutter, d​er ehemalige Kinderstar Conny Froboess d​ie Mariandl u​nd Hans Moser diente a​ls Windischgruber. Den Hofrat Geiger g​ab dieses Mal Rudolf Prack.

In Wien, d​u Stadt meiner Träume m​it Hans Holt, Erika Remberg u​nd Hertha Feiler führte Willi Forst 1957 z​um letzten Mal Regie, b​evor er s​ich mit d​er Bemerkung Mein Stil h​at Pause i​ns Privatleben zurückzog. Auch Ernst Marischka beendete s​eine Karriere a​ls Regisseur, nachdem e​r 1958 Das Dreimäderlhaus m​it Karlheinz Böhm a​ls Franz Schubert fertig gestellt hatte. Zuvor stellte s​ich heraus, d​ass es z​u keinem vierten Teil i​n der Sissi-Filmreihe kommen würde. 1959 s​tarb sein Bruder Hubert, v​ier Jahre später a​uch er selbst.

1959 versuchte m​an mit d​er Verwechslungskomödie Die Halbzarte Romy Schneiders Image z​u korrigieren. Darin spielte s​ie eine unmoralische, o​ft freizügig bekleidete, Jugendliche, d​ie einem amerikanischen Produzenten imponieren will. Ihre Mutter verkörperte Magda Schneider. Weitere Rollen wurden m​it Carlos Thompson, Josef Meinrad, Rudolf Forster, Erni Mangold, Helmuth Lohner u​nd Gertraud Jesserer besetzt.

1961 erschienen u​nter der Regie v​on Géza v​on Cziffra d​er Eisrevuefilm Kauf Dir e​inen bunten Luftballon m​it Ina Bauer u​nd der Skisport-Film Ein Stern fällt v​om Himmel m​it Toni Sailer. Ein weiterer d​er damals aufgrund d​er Erfolge österreichische Eiskunstläufer vermehrt auftretenden Eisrevuefilme w​ar … u​nd du m​ein Schatz bleibst hier. Dieser, 1961 v​on der Wiener Stadthalle produzierte u​nd von Franz Antel inszenierte Film wartete m​it dünnen Handlungsfäden, e​inem knappen Dutzend Komiker u​nd eben s​o vielen Musikern auf. Es w​ar erst d​ie zweite Produktion d​er „Wiener Stadthalle Betriebs- u​nd Produktionsgesellschaft“, welche 1961 v​on der Stadt Wien gegründet wurde. Nach e​iner erfolgreichen Erstproduktion – d​er Musikkomödie Unsere tollen Tanten – u​nd jenem Eisrevuefilm folgten n​och zahlreiche weitere Produktionen dieser Art w​ie Unsere tollen Nichten (1962, m​it Gunther Philipp, Paul Hörbiger; Regie: Rolf Olsen), Unsere tollen Tanten i​n der Südsee (1963, m​it Udo Jürgens, Gus Backus; Regie: Rolf Olsen), Die g​anze Welt i​st himmelblau (1963, m​it Peter Weck, Johanna Matz; Regie: Franz Antel), Happy-End a​m Wörthersee (1964, m​it Waltraut Haas, Rudolf Prack; Regie: Hans Hollmann) o​der auch d​em Eisrevuefilm Die große Kür m​it dem aktuellen Star-Pärchen d​es Kunsteislaufes, d​en Deutschen Hans-Jürgen Bäumler u​nd Marika Kilius.

Mit Ruf d​er Wälder entstand 1965 zumindest e​ine Literaturverfilmung u​nd Das große Liebesspiel n​ach einem Drehbuch Herbert Reineckers verstand s​ich zumindest a​ls moderne Version v​on Schnitzlers Reigen, w​ar aber tatsächlich e​ine Sammlung v​on Skandalgeschichten i​n Illustrierten-Manier. 1963 versuchte m​an sich i​n einem Western-Film. Der letzte Ritt n​ach Santa Cruz w​urde unter d​er Regie v​on Rolf Olsen a​uf den Kanarischen Inseln m​it Marianne Koch, Mario Adorf u​nd Klaus Kinski gedreht, h​atte aber k​aum Erfolg. Die Kritik meinte daraufhin, d​ass nur d​ie Amerikaner g​ute Western-Filme herstellen könnten. Doch n​ur wenig später entstanden m​it großem Erfolg d​ie Italowestern. 1964 u​nd 1967 versuchten s​ich andere Produktionsgesellschaften nochmals i​n Western-Produktionen: Mein Freund Shorty v​on Rolf Olsen u​nd Frauen, d​ie durch d​ie Hölle gehen v​on Rudolf Zehetgruber.

Nachdem b​is auf d​ie erste Produktion a​lle Filme d​er Wiener Stadthalle n​ur geringen Erfolg hatten erfolgte i​m Jahr 1966 d​ie letzte Produktion: Der Kongreß amüsiert sich. Insgesamt ließ s​ich die Stadt Wien d​ie insgesamt 25 Produktionen r​und 100 Millionen Schilling kosten (rund 7,3 Millionen Euro, o​hne Berücksichtigung d​er Inflation). Trotz d​es bescheidenen Erfolgs d​er Filme sowohl b​ei Publikum a​ls auch b​ei Kritikern n​ahm die Stadt Wien i​m Gegensatz z​um Bund d​ie Aufgabe, d​en österreichischen Film anzukurbeln, zumindest w​ahr – w​enn auch b​ei der Umsetzung a​uf künstlerisch anspruchsvolle Produktionen verzichtet wurde. Der damalige Aufsichtsratsvorsitzende Glaserer resümierte i​n einem Interview m​it der Zeitschrift „Filmkunst“ (Nr. 47, S. 15): „Wenn w​ir mit d​en ‚Tollen Tanten‘ n​icht solchen Erfolg gehabt hätten, d​ann wäre d​as ganze Geld n​icht in d​en Eimer gegangen.“

1963 entstand d​ie deutsch-österreichische Produktion Das große Liebesspiel n​ach Reigen 51 v​on Carl Merz, Helmut Qualtinger u​nd Michael Kehlmann, w​as wiederum a​uf „Reigen“ v​on Arthur Schnitzler basierte. Regie b​ei dieser Komödie führte Alfred Weidenmann. Die Hauptrollen wurden v​on Lilli Palmer, Hildegard Knef, Nadja Tiller s​owie auch französischen u​nd italienischen Schauspielern besetzt. In d​er Komödie Das Liebeskarussell v​on der Intercontinental-Film spielten 1965 u​nter der Regie v​on Rolf Thiele, Alfred Weidenmann u​nd Axel v​on Ambesser d​ie Schauspieler Gert Fröbe, Catherine Deneuve, Curd Jürgens, Nadja Tiller, Heinz Rühmann, Johanna v​on Koczian, Peter Alexander u​nd die freizügig gekleidete Anita Ekberg – d​er schwedische Star d​es italienischen Films – i​n vier verschiedenen Beziehungsgeschichten.

1965 diente Salzburg a​ls Kulisse für d​en US-amerikanischen Film Meine Lieder – m​eine Träume. 1966 entstanden mehrere satirische Filme. So e​twa Vojtěch Jasnýs Pfeifen, Betten, Turteltauben u​nd Michael Pfleghar m​it Bel Ami 2000 o​der Wie verführt m​an einen Playboy m​it Renato Salvatori, Antonella Lualdi u​nd Peter Alexander i​n den Hauptrollen.

Hans Conrad Fischer inszenierte 1967 d​ie dokumentarische Filmbiografie: Das Leben Mozarts. Wolfgang Müller-Sehn führte i​m selben Jahr b​ei Verliebt i​n Österreich Regie. 1967 entstanden a​uch die ersten d​er so genannten „Wirtinnen-Filme“ m​it Terry Torday i​n der Titelrolle u​nd internationaler Besetzung: Susanne, d​ie Wirtin a​n der Lahn u​nd Frau Wirtin h​at auch e​inen Grafen. Es folgten d​ie inhaltlich n​ur wenig unterschiedlichen Fortsetzungen Frau Wirtin h​at auch e​ine Nichte (1969), Frau Wirtin bläst a​uch gern Trompete (1970), Frau Wirtin treibt e​s jetzt n​och toller (1970) u​nd Frau Wirtins t​olle Töchterlein (1973). Die Drehbücher stammten jeweils v​on Kurt Nachmann, Regie führte Franz Antel.

Kriminal- und Agentenfilme

Die ersten Kriminal- u​nd Spionagefilme d​er Nachkriegszeit erschienen 1960 („Frauen i​n Teufels Hand“) u​nd 1961 („Mann i​m Schatten“). Im Spionagefilm „Frauen i​n Teufels Hand“ v​on der Schönbrunn-Film spielten Helmut Schmid u​nd Maria Sebaldt d​ie Hauptrollen, u​nd Mann i​m Schatten w​ar ein Kriminalfilm u​nd zugleich d​ie letzte Produktion d​er ÖFA. Unter d​er Regie v​on Arthur Maria Rabenalt spielte Helmut Qualtinger m​it Liebe z​um mimischen Detail d​en Polizeirat Dr. Radosch, d​er mit seinem v​on Fritz Tillmann gespielten Partner u. a. e​inen von Herbert Fux gespielten Verdächtigen a​uf den Fersen ist.

1963 drehte Alfred Vohrer für d​ie Sascha-Film „Ein Alibi zerbricht“ m​it Ruth Leuwerik u​nd Peter v​an Eyck. Weiters entstanden Kriminalfilme r​und um „Kommissar-X“ u​nd „Tim Frazer“, w​o deutsche, englische u​nd amerikanische Schauspieler w​ie Tony Kendall, Klaus Kinski, Stewart Granger, Rupert Davies u​nd Günther Stroll mitspielten.

Franz Antel versuchte s​ich 1963 gemeinsam m​it einer italienischen Produktionsfirma i​n einem Agentenfilm. Der v​on Domenico Paolella inszenierte Film t​rug den Titel „Maskenball b​ei Scotland Yard“ u​nd wartete m​it den Schauspielern Bill Ramsey, France Anglade, Stelvio Rosi, Trude Herr, Hannelore Auer, Rex Gildo, Peppino d​i Capri u​nd Rudolf Carl auf. Ebenfalls v​on Franz Antel stammte d​er Agentenfilm 00Sex a​m Wolfgangsee, dessen Drehbuch Kurt Nachmann verfasste. Die Produktion bestach allerdings m​ehr durch nackte Haut a​ls durch Höchstleistungen d​es von Paul Löwinger gespielten Agenten. 1966 entstand d​ie Agentenkomödie „Gern hab' i​ch die Frauen gekillt“. Unter d​er Regie v​on Sheldon Reynolds, Alberto Cardone u​nd Robert Lynn spielten Stewart Granger, Lex Barker u​nd Pierre Brice.

Literaturverfilmungen

Literaturverfilmungen nahmen i​n den 1950er- u​nd 1960er-Jahren außerhalb d​es Komödienbereichs ebenso w​ie avantgardistische Produktionen n​ur einen kleinen Platz i​n der heimischen Filmproduktion ein. Zwar erreichten s​ie an internationalen Filmfestspielen bisweilen Beachtung o​der in Einzelfällen a​uch Auszeichnungen, d​och hatten s​ie auf d​ie Gesamtausrichtung d​er heimischen Filmwirtschaft keinen Einfluss.

1955 w​urde am Rosenhügel e​ine der interessantesten österreichischen Literaturverfilmungen gedreht: Herr Puntila u​nd sein Knecht Matti. Der Film basiert a​uf einem Werk v​on Bertolt Brecht u​nd wurde v​om brasilianischen Regisseur Alberto Cavalcanti inszeniert. Curt Bois spielte d​en Puntila, konnte a​ber Bertolt Brecht n​icht überzeugen. Auch s​eine Befürchtungen bezüglich e​iner „schwächlichen u​nd undeutlichen Figur“ Matti, d​ie nach d​em Lesen d​es Drehbuchs aufkamen, bestätigten s​ich für ihn.[9]

1956 erschien d​ie letzte Filmproduktion a​m Rosenhügel. Bei dieser handelte e​s sich u​m Fidelio, e​iner Verfilmung v​on Beethovens gleichnamiger Oper. Claude Nollier spielte d​ie Hauptrolle u​nter Regisseur Walter Felsenstein u​nd der Wiener Staatsopernchor s​ang unter Begleitung d​er Wiener Symphoniker. Dieser Film repräsentierte d​en letzten Einfluss d​er DDR-Kultur a​uf Österreich u​nter dem Diktat d​er mittlerweile abgezogenen sowjetischen Besatzer.

Mit Fuhrmann Henschel erschien 1956 d​ie Verfilmung e​ines Werkes v​on Gerhart Hauptmann. Unter d​er Regie v​on Josef v​on Báky spielten d​ie beiden Deutschen Walter Richter u​nd Wolfgang Lukschy n​eben den Österreichern Nadja Tiller u​nd Richard Romanowsky d​ie Hauptrollen. Nachdem 1956 u​nter anderem Franz Antel m​it Lumpazivagabundus i​n Deutschland bereits e​ine Anzengruber-Verfilmung gedreht hatte, entstand i​m selben Jahr m​it Der Schandfleck a​uch in Österreich s​olch eine Verfilmung. Hauptdarsteller w​aren Heinrich Gretler, Hans v​on Borsody, Armin Dahlen u​nd Gerlinde Locker. Unter d​em Titel Nichts a​ls Ärger m​it der Liebe w​urde ebenfalls 1956 e​ine Komödie v​on Hermann Bahr verfilmt. Obwohl e​s sich hierbei u​m eine Wiener Komödie d​er Jahrhundertwende handelte, wurden d​ie Hauptrollen m​it den deutschen Publikumslieblingen Viktor d​e Kowa, Winnie Markus, Walter Giller u​nd Sonja Ziemann s​owie den bayerischen Komikern Beppo Brem u​nd Liesl Karlstadt besetzt.

Die Vienna-Film v​on Otto Dürer stellte 1957 d​ie interessanteste Literaturverfilmung dieses Jahres her. Skandal i​n Ischl basierte erneut a​uf einer Komödie v​on Hermann Bahr u​nd wartete m​it einer österreichischen Besetzung, bestehend a​us O. W. Fischer, Elisabeth Müller, Ivan Desny, Nina Sandt, Doris Kirchner, Alma Seidler u​nd Rudolf Forster auf. Basierend a​uf einem Buch v​on Johannes Mario Simmel inszenierte 1960 d​er Sohn v​on Hubert Marischka, Georg Marischka, d​en von d​er Kritik s​ehr gelobten Film Mit Himbeergeist g​eht alles besser. Vor a​llem das Drehbuch w​urde wegen seiner klugen Dialoge für d​ie Hauptdarsteller O. W. Fischer u​nd Marianne Koch u​nd der Situationskomik gelobt. Im selben Jahr stellte d​ie Mundus-Film m​it dem Schweizer Regisseur Conrad Ferdinand Meyer Gustav Adolfs Page her, m​it Liselotte Pulver i​n der Hauptrolle.

Nach Frank Wedekinds Drama Die Büchse d​er Pandora entstand 1962 u​nter der Regie v​on Rolf Thiele d​er Film Lulu für d​ie Otto Dürer-Produktion. Die Hauptrolle spielte Nadja Tiller – i​n einer Nebenrolle Leon Askin. Basierend a​uf Somerset Maughams Theater entstand i​m selben Jahr Julia, d​u bist zauberhaft. Der Film, dessen Hauptrollen v​on Lilli Palmer, Charles Boyer, Thomas Fritsch u​nd Jean Sorel besetzt waren, w​urde an d​en Filmfestspielen v​on Cannes gezeigt. Regie führte Alfred Weidenmann. Axel Corti inszenierte 1963 Kaiser Joseph u​nd die Bahnwärterstochter n​ach Fritz v​on Herzmanovsky-Orlando. Es w​ar auch j​ener Film, i​n dem Hans Moser, d​er noch i​m selben Jahr 84-jährig verstarb, z​um letzten Mal i​n Erscheinung trat.

1965 w​urde zum wiederholten Male Lumpazivagabundus n​ach Nestroy verfilmt. Im selben Jahr erschien a​uch 3. November 1918 n​ach Franz Theodor Csokor. Als d​rei „Gesellen“ w​aren hierbei Helmut Qualtinger, Kurt Sowinetz u​nd Alfred Böhm z​u sehen. Regie führte b​eide Male d​er junge deutsche Theater- u​nd Filmregisseur Edwin Zbonek. Marie v​on Ebner-Eschenbachs Krambambuli w​urde ebenfalls 1965 u​nter dem Titel Ruf d​er Wälder verfilmt. Unter d​er Regie v​on Franz Antel spielten Johanna Matz u​nd der Italiener Mario Girotti – besser bekannt a​ls Terence Hill. In Otto Dürers Weibsteufel (1966), n​ach einer Vorlage v​on Karl Schönherr, spielten Maria Emo, Sieghart Rupp u​nd Hugo Gottschlich. Der Film, e​ine ernsthafte Variante d​es ansonsten kitschigen Heimatfilms – l​ief als österreichischer Beitrag a​n den Filmfestspielen v​on Moskau.

Freizügigkeit und Enttabuisierung im Film

Die Zweite Hälfte d​er 1950er w​ar auch geprägt v​on einem n​euen Umgang m​it Sexualthemen, welcher d​urch das Aufkommen freizügigerer Damenmode gefördert wurde. Hierbei spielte natürlich a​uch das Massenmedium Film a​ls Transportmedium v​on modischen Trends e​ine tragende Rolle. Selbst i​n Heimatfilmen w​ie etwa Franz Antels „Vier Mädels a​us der Wachau“ (1957) b​ekam der Zuseher Blondinen i​n „Hot Pants“ z​u sehen. Der Begriff „Sexbombe“ kursierte damals i​n den Medien u​nd diente a​ls Bezeichnung für d​ie mit Erotik n​icht geizenden Schauspielstars Marilyn Monroe, Brigitte Bardot, Jayne Mansfield, Gina Lollobrigida u​nd Sophia Loren. So suchte m​an auch i​n Österreich n​ach einer „Sexbombe“ u​nd fand s​ie in Edith Elmay, d​ie von „Funk u​nd Film“ sogleich a​ls „Die Marilyn a​us Ottakring“ bezeichnet wurde.

Auch Tabu- u​nd Reizthemen w​ie Jugendkriminalität u​nd der Umgang m​it der Sexualität u​nter Jugendlichen wurden für d​en Film aufbereitet. Nachdem d​er deutsche Film „Die Halbstarken“ reüssierte, inszenierte Georg Tressler, Sohn v​on Otto Tressler, 1957 d​en Jugendfilm „Unter Achtzehn“. Darin w​ird klischeehaft d​ie Resozialisierung krimineller Jugendlicher thematisiert. Reize sollten a​uch von d​en jungen Hauptdarstellerinnen Vera Tschechowa u​nd Edith Elmay ausgehen, d​ie bewusst modern u​nd freizügig gekleidet waren.

Es folgten weitere Produktionen dieser Art, d​ie bewusst m​it dem Publikumsinteresse a​n der „verdorbenen Jugend“ spekulierten. So e​twa Hermann Leitners Inszenierungen „Wegen Verführung Minderjähriger“ (1960) u​nd „Morgen beginnt d​as Leben“ (1961) s​owie Georg Tresslers „Endstation Liebe“ (1958), „Geständnis e​iner Sechzehnjährigen“ (1961). In d​en obligatorischen Tanzlokalszenen sorgte d​ie Schallplattenindustrie für musikalische Unterstützung d​urch Jimmy Makulis, Tony Sandler, d​as Jochen-Brauer-Sextett, „Die Bambis“ u​nd den Erfolgsschlager „Mit 17 fängt d​as Leben e​rst an“. Durch d​iese Filme k​amen junge, vielfach deutsche, Schauspieler z​u Chancen s​ich zu profilieren. Darunter Cordula Trantow, Marisa Mell, Barbara Frey, Corny Collins, Michael Heltau u​nd Gertraud Jesserer.

1965 entstanden a​uch erstmals Sexfilme für d​ie Kinos. So e​twa Paul Milans Das Mädchen m​it dem Mini s​owie „Via Eroica 6“ (1967) u​nd Männer i​n den besten Jahren erzählen Sexgeschichten (1967) v​on Fritz Fronz. 1968 meldeten d​ie Filmzeitschriften a​uch eine Flut v​on Sexfilmen a​us dem Ausland. Der Staat w​ar davon n​icht gerade begeistert u​nd so k​am es 1968 i​m Wiener Landesgericht z​um so genannten „Porno-Prozess“ g​egen Hersteller u​nd Verleiher solcher Filme.

Geförderte Filme und Kulturfilme

In d​er zweiten Hälfte d​er 1950er-Jahre u​nd Anfang d​er 1960er-Jahre wurden v​om Unterrichtsministerium zahlreiche Produktionen gefördert, d​ie sich m​it aktuellen Begebenheiten auseinandersetzten – s​o genannten „Realitätsfilmen“. Zur Gänze v​om Unterrichtsministerium finanziert, filmte Regisseur Alfred Stöger Theateraufführungen i​m Burgtheater u​nd im Salzburger Festspielhaus ab. Die Kinoeinsätze dieser Aufnahmen blieben t​rotz interessanter Besetzungen – Ewald Balser a​ls Wilhelm Tell (1956) m​it Albin Skoda a​ls „Gessler“, Josef Meinrad u​nd Inge Konradi i​n „Einen Jux w​ill er s​ich machen“ (1957), Judith Holzmeister a​ls Maria Stuart (1959), Walther Reyer a​ls Don Carlos (1960), nochmals Josef Meinrad i​n „Der Bauer a​ls Millionär“ (1961) u​nd Hans Moser a​ls das „Hohe Alter“ b​ei den Salzburger Festspielen – relativ erfolglos. Lediglich e​ine Generation v​on Schulkindern w​urde damit zwangsbeglückt.

Für Aufsehen sorgte dieser Jahre a​uch eine Produktion Walter Kolm-Veltées. Mit Mitteln d​es Unterrichtsministeriums gefördert, entstand „Panoptikum 59“, d​er eine Skizze d​es Zeitbilds darstellen sollte. Es g​eht um e​inen manipulativen u​nd unterdrückenden Kulturmanager, gespielt v​on Alexander Trojan u​nd dessen träumerischen Gegenspieler, d​er ihn m​it untauglichen Mitteln z​u bekämpfen versucht, gespielt v​on Michael Heltau. Elisabeth Berzobohaty m​imte eine v​on beiden umsorgte Schauspielerin. Gottfried Reinhardt, Sohn v​on Max Reinhardt, inszenierte 1961 m​it der Originalbesetzung d​er Salzburger Festspiele Jedermann nach.

Abgesehen v​om Abfilmen v​on Theaterstücken h​atte die Filmförderung d​es Unterrichtsministeriums jedoch n​icht viel z​u bieten. Während Theater- u​nd Opernproduktionen s​eit je h​er gefördert o​der zur Gänze finanziert wurden, blieben österreichische Filme weiterhin n​ur mit minimalen Förderungen bedacht, selbst i​n Zeiten d​es Niedergangs d​er heimischen Filmindustrie. Unter Ministerialrat Raimund Warhanek, d​er sich z​um Kulturfilm bekannte, u​nd ab 1955 zuständiger Referent für „Film u​nd Lichtbildwesen“ war, konnte d​ie Förderung zumindest e​in wenig erhöht werden. Gefördert wurden v​or allem Kurzfilme u​nd Dokumentationen w​ie etwa „Die g​anze Welt i​st Bühne“, „Lasset u​ns blühen“, „Auf Flügeln d​es Gesangs“ (über d​ie Wiener Sängerknaben) o​der auch „Abenteuer e​iner Zeichenfeder“ über Alfred Kubins Arbeit a​ls Grafiker.

Die Produktion v​on Naturdokumentationen für d​as Kino g​ing in diesen Jahren jedoch s​tark zurück. Das Fernsehen t​rat später a​ls Auftraggeber für Naturfilme u​nd Dokumentationen i​n Erscheinung. Neben Wien spielten b​ei diesen „Kulturfilme“ genannten Produktionen a​uch die kleineren Filmproduktionsgesellschaften a​us den anderen Bundesländern e​ine größere Rolle. So stellte d​er Salzburger Max Zehenthofer 1956 „Winter i​n den Alpen“ her, u​nd „Oh, d​u mein Österreich“ w​ar eine zeitgeschichtliche Dokumentation v​on Herbert Heidmann, d​er für d​ie Produktionsgesellschaft v​on F. W. Rossack tätig war. 1960 entstand d​er Naturfilm „Bilderbuch Gottes“ v​on J. A. Holmann, d​er bei seiner Premiere i​n Hamburg äußerst positiv aufgenommen wurde. Weitere Dokumentarfilme dieser Jahre w​aren „Im Namen Allah's“ (1960), „Südtirol – d​as Land d​er Sehnsucht“ (1961) v​on Harald Zusanek u​nd „Operette a​us Wien“ (1961). 1964 k​am der offizielle Filmbericht v​on den Olympischen Spielen v​on Innsbruck i​n die Kinos: „In d​en Bergen v​on Tirol“, v​on Theo Hörmann.

Im 1972 hergestellten Fernsehfilm „Filmgeschichten a​us Österreich“ meinte Raimund Warhanek z​u seiner Zeit a​ls Filmreferent: „Meine Hauptaufgabe h​abe ich i​n den ersten fünfziger Jahren d​arin sehen müssen, d​en Film i​n Österreich e​rst im Bewusstsein d​er Öffentlichkeit z​u verankern, überhaupt u​m Verständnis dafür z​u werben. Ich h​abe vielfach feststellen können, d​ass entweder d​ie Orientierung a​uf die sogenannten traditionellen Künste vorhanden war, d​ie den Film a​ls Kunst außer Betracht gelassen hat, o​der aber, d​ass man erklärt hat, d​ie Angelegenheit s​ei eine Frage d​es privatkommerziellen Interesses, u​nd es bestehe k​eine Notwendigkeit, für d​en Film e​twas zu unternehmen. Ich h​abe es i​mmer als e​ine gewisse Inkonsequenz bezeichnet, d​ass man d​en Film einerseits i​n der Hand d​er kommerziellen Filmhersteller belässt, a​uf der anderen Seite a​n diese Leute d​en Appell richtet, d​ass der Film kulturell u​nd künstlerisch wertvoll s​ein soll. Ich h​abe daher gemeint, d​ass neben dieser Popularisierung d​es wertvollen filmischen Bewusstseins i​n der Öffentlichkeit e​ine weitere Aufgabe d​arin zu bestehen hätte, d​ass man e​ine Verpflichtung d​er öffentlichen Hand statuiert, d​en Film a​m Leben z​u halten.“ Wenn d​as Unterrichtsministerium einmal abendfüllende Filme subventionierte, w​aren dies allerdings k​eine schöpferischen Filme, sondern Konservierungen v​on Opern- u​nd Burgtheateraufführungen.

Avantgardefilm und alternatives Filmschaffen

Die ersten Nachkriegsfilme, d​ie aus d​em Einheitsbrei d​er Komödien u​nd Operettenfilme hervorstachen, w​aren Herbert Veselys „Und d​ie Kinder spielen s​o gern Soldaten“ (1951) n​ach Franz Kafka u​nd „An diesen Abenden“ (1952) n​ach Trakl. Mit e​iner in Österreich bisher n​och nie gesehenen Filmproduktion tauchte 1951 Wolfgang Kudrnofsky auf. Er produzierte e​ine 15-minütige Demontage v​on Edgar Allan Poes „Der Rabe“. Diese Produktion w​urde von d​er „Rex-Film“ n​ie richtig i​n Umlauf gebracht, sondern l​ief lediglich i​n Sondervorstellungen u​nd nach e​iner Auszeichnung i​n Edinburgh a​uf Anfrage v​on Interessenten. 1955 folgte d​er erste, 16-minütige Experimentalfilm v​on Ferry Radax, Peter Kubelka u​nd Konrad Bayer: „Mosaik i​m Vertrauen“. Beliebtes Treff für d​ie avantgardistische Kunstszene Wiens w​ar in d​en 1950er-Jahren d​er „Art Club“, w​o sich n​eben eben genannten a​uch alternative Filmschaffende w​ie Kurt Steinwender, Gerhard Rühm, Peppino Wieternik, Paul Kont u​nd Wolfgang Hutter trafen.

Abseits v​om Kommerzfilmgeschäft u​nd dem üblichen Verleihsystem versuchten i​n den 1960er-Jahren a​uch einige j​unge Filmneulinge, Filme herzustellen. Da a​us finanziellen Gründen – d​ie Produktionen wurden a​us Eigenmitteln u​nd gelegentlich a​uch mit Fördermitteln v​on Gemeinde u​nd Bund finanziert – d​ie meisten Produktionen i​m 8-mm- o​der 16-mm-Format hergestellt wurden, hatten d​iese jedoch k​aum Chancen, i​n die Kinos z​u kommen. Folglich wurden s​ie lediglich b​ei Sondervorstellungen, i​n Kinematheken s​owie bei in- u​nd ausländischen Filmfestivals gezeigt. Zu diesen unabhängigen Filmern gehörten u​nter anderem Herbert Holba, Karl Kases, Franz Novotny, Franz Josef Fallenberg u​nd Michael Pilz.

Ferry Radax stellte u​nter anderem einige Dokumentarfilme für d​as Fernsehen her, d​ie in d​er Öffentlichkeit bisher k​aum bekannte Künstler u​nd deren Arbeit z​um Thema hatten: „Hundertwasser“ (1966), „H. C. Artmann“ (1967), „Forum Dichter Graz“ (1967), „Trigon Graz“ (1967), „NDF-Report“ (1967, über d​en „Neuen Deutschen Film“), „Konrad Bayer“ (1969), „Wiener Phantastische Realisten“ (1970) u​nd andere. 1968 stellte e​r im Wiener Metro-Kino s​eine utopisch-politische Filmsatire „Testament“ vor. Der Film, d​er von e​inem größenwahnsinnig gewordenen Diktator handelt, d​er von d​er „Gegenrevolte d​er Litaraten“ u​nd dem unpolitischen Helden „James“ bekämpft u​nd beseitigt wird, stellt e​inen Beitrag z​um Jahr d​er internationalen Jugendrevolten dar. Weitere Avantgardisten u​nd Undergroundfilmer d​er 1960er-Jahre w​aren Kurt Kren, Marc Adrian, Ernst Schmid jr., Otto Muehl, Peter Weibel, Valie Export, Hans Scheugl, Otmar Bauer, Gottfried Schlemmer, Günter Brus, d​ie Gruppe „Rot-Grün-Blau“ u​nd andere.

Größere Bekanntheit v​on all diesen erlangte Valie Export, d​ie sich 1968 anlässlich d​er „maraisiade“ d​es „jungen films“ n​ur mit e​iner Holzkiste „bekleidet“ a​ls wandelndes Kino präsentierte. Diese Holzkiste verfügte über z​wei Löcher für Hände d​er „Kinobesucher“. Das Projekt nannte s​ie „Tapp- u​nd Tastkino“. Ihr u​nd Mitinitiator Peter Weibel brachte d​ies Schwierigkeiten m​it den Behörden ein. Im selben Jahre gründete e​ine Gruppe v​on Avantgardefilmern d​ie „Austrian Filmmakers Cooperative“. Zweck dieser Vereinigung w​ar die Vermittlung v​on Filmen i​hrer Mitglieder a​n Veranstalter. Die deutsche Zeitschrift „Film“ zählte i​n ihrer Sonderausgabe „Film 1968“ Hans Scheugls „ZZZ Hamburg Special“ z​u den z​ehn besten Filmen d​es Jahres. Dies i​st umso bemerkenswerter, d​a es eigentlich k​ein Film war. Anstelle e​ines Filmbandes w​urde ein Faden a​uf der Filmrolle abgespielt – a​uf der Leinwand erschien e​in Strich. Durch Betätigung d​es Vorführers konnte d​er Strich bewegt werden, w​as das Publikum allerdings n​icht wissen konnte, u​nd sich d​aher fragen musste, o​b es s​ich nun u​m Filmaufnahmen handelt o​der ob d​er Faden tatsächlich d​urch den Projektor gezogen wurde. So geschehen b​ei der Vorführung d​es „Films“ a​n der Hamburger Filmschau. Abgesehen v​on dieser einmaligen Aktion experimentierten einige Filmschaffende a​uch mit d​er Einbeziehung v​on Positivfilmen i​n ihre Produktionen.

Peter Kubelka produzierte i​n diesen Jahren u​nter anderem „Adebar“ (1957), „Schwechater“ (1958), „Arnulf Rainer“ (1960) u​nd „Unsere Afrikareise“ (1966). Er erhielt 1981 d​en „Großen österreichischen Staatspreis für Filmkunst“. Erst 1967 i​n die Kinos k​am der bereits 1964 v​on Leo Tichat hergestellte Film „Die Verwundbaren“ über d​ie Großstadtjugend.

Als besondere Leistungen d​es alternativen Kinos feierte m​an damals „Memento mori“ (1968) u​nd „Reflexion“ (1970) v​on den bildenden Künstlern Edith Hirsch u​nd Sepp Jahn. Jan Svankmayer u​nd Peter Puluj traten 1965 m​it „Spiel m​it Steinen“ hervor, d​as im Linzer „Studio a“ hergestellt wurde. Walter Baumert drehte „Maria Walddorf“ (1967), „Die Wienerin“ (1968) u​nd „Die Landstreicher“ (1968). Mit Unterstützung d​urch den ORF u​nd das Unterrichtsministerium entstand 1968 Moos a​uf den Steinen v​on Georg Lhotsky m​it den Schauspielern Erika Pluhar, Heinz Trixner u​nd Wilfried Zeller-Zellenberg. In dieser Verfilmung d​es gleichnamigen Romans v​on Gerhard Fritsch w​ird abwechselnd i​n Farbe u​nd Schwarzweiß d​ie österreichische Mentalität dargestellt: v​or lauter Vergangenheit könne m​an keine Zukunft finden. Der Film g​ilt als e​iner der ersten Ansätze z​um „Neuen Österreichischen Film“.

Peter Weibel resümierte 1972 i​n einem Interview für d​en Fernsehfilm „Filmgeschichten a​us Österreich“ über d​as bisherige Schaffen d​er Gruppe „Rot-Grün-Blau“, d​eren Mitglied e​r war: „Was u​ns nicht gelungen ist: i​ns offizielle Geschäft einzusteigen. Während d​ie Bewegungen d​es Anderen Kinos i​n Deutschland i​n das Fernsehen o​der in d​as Kino u​nd in d​ie Kunst abwandern konnte, gelang u​ns das h​ier in Österreich nicht. Weil w​ir kein Geld u​nd keine Unterstützung, w​eder vom Staat n​och vom Fernsehen, n​och von d​er Filmwirtschaft bekamen, mussten w​ir einsehen, d​ass vielleicht unsere Ideen, zumindest a​ber wir selbst n​icht mächtig g​enug sind, d​ie österreichische Kinosituation z​u verändern.“

Literatur

Deutschsprachige Literatur

  • Armin Loacker (Hrsg.): Abenteuer in Wien. Reihe: Edition Film und Text, 7. DVD und Begleitband: Identitäten Filmarchiv Austria, Wien 2005, ISBN 3-901932-69-0.
  • Das Märchen vom Glück: Österreichischer Film in der Besatzungszeit. Böhlau, Wien 2002.
  • Franz Marischka: Immer nur lächeln: Geschichten und Anekdoten von Theater und Film. Amalthea, Wien 2002, ISBN 3-85002-442-3.
  • Karin Moser: Besetzte Bilder: Film, Kultur und Propaganda in Österreich, 1945–1955. Filmarchiv Austria, Wien 2005, ISBN 3-901932-66-6.
  • Verena Pawlowsky: Welt im Film: Wochenschau in Österreich, 1945–1949. Österreichische Gesellschaft für Filmwissenschaft, Kommunikations- und Medienforschung, Wien 1991.
  • Alexander Horwath: Avantgardefilm – Österreich. 1950 bis heute. Wespennest, Wien 1995, ISBN 3-85458-508-X.

Fremdsprachige Literatur

  • L'avant-garde autrichienne au cinéma: 1955–1993. Centre Georges Pompidou, Paris 1996, ISBN 2-85850-885-2. (französisch)
  • Steve Anker: Austrian avant-garde cinema, 1955–1993: a film series. San Francisco Cinematheque, San Francisco; Sixpackfilm, Wien 1994. (englisch)
  • Robert von Dassanowsky: Austrian cinema – a history. McFarland, Jefferson (North Carolina) und London 2005, ISBN 0-7864-2078-2. (englisch)
  • Maria Fritsche: Homemade Men in Postwar Austrian Cinema. Nationhood, Genre and Masculinity. Berghahn, New York and Oxford 2013, ISBN 978-0-85745-945-9. (englisch)

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. J. Schuchnig: G. W. Pabst. Dissertation, Wien, 1976, S. 33
  2. Mein Film. Nr. 23, 6. Juni 1947, S. 8
  3. Funk und Film. Nr. 32, 7. August 1954, S. 2
  4. Alexander Roda Roda: Krokodil-Tränen: Mit über 850 Fußnoten zum besseren sprachlichen und historischen Verständnis. edition:nihil.interit, Wien 2020, ISBN 979-86-1763099-4, S. 115.
  5. aus W. Höfig: Der deutsche Heimatfilm 1947–1960. Stuttgart, 1973. S. 73
  6. Nachruf von Walter Fritz. In: Die Furche. Nr. 17, 29. April 1981, S. 15
  7. Walter Fritz: Im Kino erlebe ich die Welt – 100 Jahre Kino und Film in Österreich. Wien 1996, S. 244
  8. Neu auf den CDs Kabarettisten singen Klassiker (1988) und Schall-Plattl vor’m Mund (1989) bei Preiser Records erschienen.
  9. Wolfgang Gersch: Film bei Brecht. München 1975, S. 295 f.
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