Calvin Coolidge
Calvin Coolidge (* 4. Juli 1872 in Plymouth Notch, Vermont als John Calvin Coolidge, Jr.; † 5. Januar 1933 in Northampton, Massachusetts) war ein US-amerikanischer Politiker der Republikanischen Partei und von 1923 bis 1929 der 30. Präsident der Vereinigten Staaten.
Nach seiner Zeit als Gouverneur von Massachusetts war er von 1921 bis 1923 US-Vizepräsident unter Warren G. Harding. Nach Hardings Tod im August 1923 rückte er zum Präsidenten auf. Er beendete die verbleibenden eineinhalb Jahre der Amtszeit seines Vorgängers und wurde bei der nächsten Präsidentschaftswahl im November 1924 für eine volle Amtsperiode im Amt bestätigt.
Seine Präsidentschaft war gekennzeichnet von einer stark wachsenden, wenig regulierten Wirtschaft, einem Haushaltsüberschuss, der Verringerung der Staatsschulden und mehrfachen Steuersenkungen. Er betrieb eine nicht unumstrittene Laissez-faire-Politik und verzichtete weitgehend auf Eingriffe des öffentlichen Sektors. Außenpolitisch war der kriegsächtende Briand-Kellogg-Pakt das wichtigste Ergebnis seiner ansonsten eher isolationistischen Politik.
Privates
Calvin Coolidge war der Sohn von John Calvin Coolidge (1845–1926), einem Kongregationalisten, und Victoria Josephine Moor Coolidge (1846–1885). Sein Vater war in Plymouth Notch in vierter Generation als Farmer tätig, betrieb einen kleinen Laden und hatte zeitweise auch eine Vielzahl weiterer Tätigkeiten inne. Seine Mutter gärtnerte und nähte.[1] Er hatte eine Schwester, Abigail Grace Coolidge (1875–1890). Wegen des frühen Todes der Mutter half auch Coolidges Großmutter bei der Erziehung. Sein Vater war politisch aktiv und Abgeordneter sowohl im Vermonter Repräsentantenhaus als auch im Senat dieses Bundesstaates. Am 4. Oktober 1905 heiratete Coolidge Grace Anna Goodhue, mit der er zwei Söhne hatte. Sein jüngerer Sohn Calvin junior starb im Juli 1924 an einer Blutvergiftung, knapp ein Jahr nachdem Coolidge ins Weiße Haus eingezogen war.[2]
Leben bis zur Präsidentschaft
Schulbildung, Studium und Beruf
Als High School besuchte Coolidge ab 1887 die Black River Academy in Ludlow. Nebenbei arbeitete er zeitweise auch in dortigen Spielzeugfabrik.[1] Seinen Studienabschluss machte er von 1891 bis 1895 am Amherst College cum laude. Danach wurde er zum Rechtsanwalt ausgebildet und 1897 in die Anwaltskammer von Massachusetts aufgenommen.[3] Ab 1898 besaß er in Northampton eine eigene Kanzlei.[4]
Politische Karriere
1898 wurde er für die Republikaner in den Stadtrat von Northampton gewählt. 1900 wurde er dort zum Stadtanwalt ernannt und 1901 im Amt bestätigt. 1904 wurde er zum Vorsitzenden des Stadtverbandes der Republikaner gewählt. 1906 wurde er in das Repräsentantenhaus von Massachusetts gewählt und blieb dort bis 1909. Anschließend gewann er die Wahl zum Bürgermeister von Northampton. Nach einer erfolgreichen Wiederwahl im Jahr darauf nominierten ihn die Republikaner 1911 erfolgreich für einen freiwerdenden Sitz im Senat von Massachusetts, der aufgrund der Kandidatur von Amtsinhaber Allen T. Treadway freigeworden war. Sein Wahldistrikt umfasst den Süden von Berkshire, den Osten von Hampshire und den Südwesten von Hampden. Coolidge gewann die Wahl mit über 52 Prozent.[5] In den folgenden jährlichen Wiederwahlen siegte er in der Folge mit 57,[6] 52[7] und 64 Prozent und verblieb damit bis 1916 im Staatssenat.[8] Von 1913 bis 1915 fungierte er auch als Senatspräsident. Als Vizegouverneur Grafton D. Cushing sich 1915 in den Vorwahlen für das Gouverneursamt antrat anstatt sich um eine Wiederwahl zu bewerben, gewann Calvin Coolidge die Vorwahlen für das Amt des Vizegouverneurs. Bei der Hauptwahl wurde er mit mehr als 52 Prozent zum Vizegouverneur des Bundesstaates gewählt. 1916 wurde er mit über 56 Prozent und 1917 mit über 60 Prozent wiedergewählt und hatte somit dieses Amt von 1916 bis 1919 neben Gouverneur Samuel W. McCall inne.
Nachdem McCall 1918 nicht erneut antrat, wurde Coolidge ohne nennenswerte Gegenkandidatur selbst als Gouverneurskandidat nominiert und gewann die Wahl mit fast 51 Prozent der Stimmen.[3] Als Gouverneur von Massachusetts brach Coolidge den Streik der Polizei von Boston. „Es gibt für niemanden, nirgendwo, niemals ein Recht auf Streik gegen die öffentliche Sicherheit“, war Teil seines in der Presse weit publizierten Telegramms an einen Gewerkschaftsführer der Polizei. Alle streikenden Polizisten wurden entlassen. Coolidges entschlossene Haltung brachte ihm den Ruf eines Verfechters von Recht und Ordnung ein und machte ihn bundesweit bekannt.[4]
Zur Präsidentschaftswahl 1920 nominierten ihn die Republikaner zum Vizepräsidenten von Warren G. Harding. Den Amtseid als Vizepräsident legte er am 4. März 1921 ab. Er übte während seiner fast zweieinhalbjährigen Vizepräsidentschaft nur geringen Einfluss auf die Regierungspolitik aus.
Präsidentschaft 1923–1929
Amtsübernahme, Kabinett und Wiederwahl 1924
Coolidge ist der bisher einzige Präsident, der von seinem Vater vereidigt wurde. Außerdem wurde er als bisher einziger Präsident am Independence Day geboren. Als Präsident Harding, unter dem Coolidge Vizepräsident gewesen war, am 2. August 1923 plötzlich starb, verbrachte Coolidge gerade seinen Sommerurlaub in seinem Heimatort Plymouth Notch bei seinem Vater. Dieser vereidigte ihn, da er Friedensrichter und Notar war.
Ferner war Coolidge bei seiner Wiederwahl 1925 der erste Präsident, der von einem Vorgänger vereidigt wurde. Im Regelfall vereidigt der Chief Justice den Präsidenten; bei Coolidges Wiederwahl bekleidete der ehemalige Präsident William Howard Taft dieses Amt.
In sein Kabinett übernahm Coolidge die meisten von Hardings Ministern, drei von ihnen blieben während seiner gesamten Präsidentschaft im Amt.
Coolidge stieg schnell zu einem der beliebtesten Präsidenten auf. Nicht geringen Anteil daran hatten die landesweiten Hörfunk-Ansprachen, die er als erster hielt. Sie brachten den Präsidenten der Bevölkerung akustisch und emotional näher. Privat war er dagegen als ungewöhnlich stiller Zeitgenosse bekannt, der sich an Smalltalk und Tischgesprächen grundsätzlich nicht beteiligte. Dies brachte ihm den Spitznamen „Silent Cal“ ein. Auch sein Politikstil war betont ruhig und geprägt durch die Ablehnung jeglichen Aktionismus, damit ein Gegenpol zur wirtschaftlichen Überhitzung jener Jahre. Coolidges Verhältnis zum Kongress war von Vetos und sogenannten Pocket-Vetos gekennzeichnet, d. h., Coolidge weigerte sich oftmals, Gesetze, die vom Kongress erlassen wurden, in der Sommerpause zu unterzeichnen. Generell waren die Konflikte mit dem Kongress dadurch gekennzeichnet, dass dieser die Staatsausgaben erhöhen, während Coolidge sie verringern wollte.
Für seine eigene Wahlkampagne im Jahre 1924 bediente er sich modernster Kommunikationsstrategien wie der Filmgesellschaft MGM, des Einsatzes von Stars wie zum Beispiel Al Jolson und eines eigens komponierten Schlagers Keep Cool and Keep Coolidge. Er wurde bei der Präsidentschaftswahl am 4. November 1924 mit klarer Mehrheit bestätigt: 54 Prozent der Wähler sprachen sich für ihn aus. John W. Davis, der Kandidat der Demokraten, erreichte nur 28,8 Prozent, auf den Bewerber der Progressive Party, Robert Marion La Follette Sr., entfielen 16,6 Prozent. Coolidge erzielte in 35 Bundesstaaten die Mehrheit und sicherte sich damit 382 von 531 Stimmen im Electoral College. Seine volle Amtsperiode als Präsident begann er mit der zweiten Vereidigung am 4. März 1925. Sein Vizepräsident während dieser Amtsperiode war Charles Gates Dawes.[2]
Wirtschafts- und Finanzpolitik
Rasch erwarb er sich einen Ruf als Konservativer, der eine kleine Regierung bevorzugte. In seiner Amtszeit zeigte die Wirtschaft enormes Wachstum, gab es jedes Jahr einen Haushaltsüberschuss, wurden Steuern deutlich gesenkt und die Ausgaben Bundesregierung schrumpften relativ zu den Bundesstaatsregierungen und dem wachsenden privaten Sektor. Eine der bekannten Aussagen des Präsidenten war: „Ich bin für Sparsamkeit, danach bin ich für mehr Sparsamkeit“ („I am for economy, after that I am for more economy“). Auch die Arbeitslosigkeit sank. Coolidge stellte das Vertrauen der Öffentlichkeit in das Weiße Haus nach den Skandalen der Regierung seines Vorgängers wieder her. Bei seiner Antrittsrede 1924 bestärkte Coolidge Hardings Aussage „keine neuen Experimente“ mit der Feststellung, dass, „wenn wir neue Strukturen errichten wollen, wir erst ein bestimmtes Wissen über die alten Fundamente haben müssen“. Jedoch setzte er die Schutzzollpolitik fort.[9]
Unter Coolidge stieg der Dow Jones, der seit Jahren um die 100 Punkte oszillierte, nachhaltig an. Auch gelang es den USA unter Coolidge, die während des Ersten Weltkriegs angehäuften Staatsschulden deutlich zu verringern. Coolidge sah durch seine Erfahrungen mit Problemen, welche die starke Regulierung der Eisenbahnen und der Autobahnen hervorgerufen hatte, die Regulierung der Wirtschaft als negativ an und versuchte, ihr als Präsident so weit wie möglich freien Lauf zu lassen. So wurden die um sich greifende Börsenspekulation und die Kreditblase unter Coolidge nicht eingedämmt, sondern sogar gefördert. Während die Kredite für Konsumzwecke im Jahr 1919 noch 100 Millionen US-Dollar betragen hatten, stieg dieser Betrag bis 1929 auf über sieben Milliarden Dollar. Coolidge wurde so zum „Inbegriff konservativer Laissez-faire-Politik zugunsten eines freien Unternehmertums, dessen natürliches Regulativ die freie Konkurrenz auf dem Marktplatz war“.[10] Kennzeichnend ist seine Äußerung von 1925: „The business of America is business.“ John Kenneth Galbraith urteilte in seinem Buch Crash über Coolidges Rolle bei der Vorbereitung der Weltwirtschaftskrise: „President Coolidge neither knew nor cared what was going on.“ („Weder wusste Präsident Coolidge, was vor sich ging, noch interessierte es ihn.“). Auf die Initiative von Handelsminister Herbert Hoover unterzeichnete Hoover Gesetze zur Kontrolle des Radios, der Luftfahrt und zum Bau des Hoover-Staudamms, obwohl diese Gesetzesvorhaben Coolidges Laissez-faire-Standpunkt widersprachen.[9]
Sein Finanzminister Andrew Mellon überzeugte Coolidge vom damals neuen Konzept einer wissenschaftlichen Besteuerung (scientific taxation). Das Konzept zielt darauf ab, die Steuereinnahmen absolut zu maximieren. Eine Erhöhung der Steuersätze ist für dieses Ziel oft kontraproduktiv, da die zusätzliche Besteuerung das Wirtschaftswachstum verlangsamen kann. Niedrigere Sätze auf der anderen Seite könnten die absoluten Steuereinnahmen erhöhen, da sie der Privatwirtschaft erlaube, schneller zu wachsen, was die Steuerbasis vergrößere.
Farmpolitik
Nach dem Erster Weltkrieg waren die Getreidepreise stark gesunken, während die Steuern, Metallpreise und die Frachtraten gestiegen waren, was den Produktionspreis erhöhte. Besonders die Farmer im Nordosten und Südwesten, die vor allem Getreide anbauten, waren betroffen.[11] Als Sohn eines Bauern verstand Coolidge die wirtschaftlichen Anliegen von Farmern, zweifelte jedoch daran, dass die Regierung jemals die Tatsache ändern könne, dass die Landwirtschaft nicht viel Geld einbringe. Er vertrat die Ansicht, dass – so wie auch er selbst seine Karriere in der Stadt gemacht hatte – dies auch für viele Farmer die beste Option sei. So verweigerte er die Unterzeichnung des jahrelang vorbereiteten McNary–Haugen Farm Relief Bill vom 4. Mai 1928 zur Unterstützung für Hunderttausende bankrotter Farmer insgesamt viermal, weil er steigende Agrarpreise befürchtete – allerdings mit dem zweifelhaften Argument, sie könnten durch staatliche Garantien noch weiter sinken.[12] In dieser Ablehnung wurde er von der Lobby der industrialisierten Bundesstaaten unterstützt.
Innenpolitik
Der Präsident unterstützte eine Eingrenzung der Immigration. Er forderte, dass die Vereinigten Staaten in der Lage sein müssten, Immigranten aufzunehmen, und dass sich die Immigranten in ihr neues Land einfügen. Coolidge war jedoch in der Lage, während seiner gesamten Karriere politische Unterstützung von einigen Immigrantengruppen (z. B. die Iren in Boston) zu gewinnen. Coolidge drückte in einer Rede Opposition zur Rassendiskriminierung aus. Den Ku-Klux-Klan kritisierte er nur selten öffentlich – vor allem früh in seiner Amtszeit. Die bei den Anhängern des Klans verbreiteten Vorbehalte gegenüber irischen Einwanderern und Katholiken ganz allgemein teilte er nicht. Jedoch wurde die Einwanderungsgesetzgebung mit dem Immigration Act von 1924 unter Coolidge durch niedrigere Quoten verschärft, was eine der Hauptforderungen des Ku-Klux-Klans war.[13] Ost- und Südeuropäer wurden weiter gezielt benachteiligt, Japanern wurde die Einwanderung ganz untersagt.[14] Der Präsident schrieb einen deutlichen Brief an den Kongress, in dem er das Verbot der Einwanderung aus Japan heftig kritisierte. Japan kontrolliere bereits die Auswanderung seiner Staatsbürger und der Kongress habe „völlig ohne Anlass und Nutzen die Beziehungen mit Japan verschlechtert“.
Coolidge gewährte allerdings den amerikanischen Indianern 1924 die Staatsbürgerrechte.[15] Coolidge setzte sich auch für die Verabschiedung von Anti-Lynch-Gesetzen ein. Diese wurden jedoch durch demokratische Abgeordnete aus den Südstaaten blockiert.[16] Sein Krisenmanagement während der Mississippiflut 1927 wurde kritisiert. Aus Gründen der strikten Trennung von Bundes- und Bundesstaatsregierung besuchte der Präsident die Unglücksregionen nicht,[17] er arbeitete jedoch daran, privates Spendengeld einzutreiben.
Mit Genevieve R. Cline ernannte er 1928 die erste Frau zu einer Bundesrichterin.
Für Steven F. Hayward wie für viele andere konservative Republikaner ist Coolidge „the last serious and self-conscious anti-Progressive Republican president until Reagan came along“ („der letzte ernste und selbstbeherrschte anti-progressiv-republikanische Präsident, bis Reagan auftauchte“).[18]
Außenpolitik
Coolidge setzte in der Außenpolitik auf die Erhaltung der wirtschaftlichen und finanziellen Vorrangstellung des Landes. Mit dem Dawes-Plan gelang Coolidge und seinem Außenminister Charles Evans Hughes 1924 eine Neuregelung der deutschen Kriegsschulden. 1926 ließ er während der Guerra Constitucionalista amerikanische Marineinfanterie in Nicaragua intervenieren. Diese zweite Militärintervention in Nicaragua sollte bis 1933 andauern. Auch die Besetzung Haitis wurde unter seiner Ägide fortgesetzt, während die Besetzung der dominikanischen Republik beendet wurde.[14] Unter Coolidge stiegen die Direktinvestitionen in Südamerika weiter an und erhöhten die wirtschaftliche Abhängigkeit dieser Region von den Vereinigten Staaten.[2]
1928 unterzeichnete Außenminister Frank Billings Kellogg den Briand-Kellogg-Pakt, einen Kriegsächtungspakt. An der Wirksamkeit dieses Vertrags hatte der Präsident selber Zweifel und maß ihm vor allem symbolische Bedeutung zu. Trotzdem erhielt mit Kellogg der zweite Angehörige seiner Regierung den Friedensnobelpreis, nachdem ihn zuvor Charles Gates Dawes erhalten hatte.[2]
Während Coolidges Amtszeit wurde das faschistische Italien mit Hilfe des Bankhauses J. P. Morgan offen finanziell unterstützt; es erhielt Kredite in Höhe von mehreren Hundert Millionen Dollar. Der US-Botschafter in Italien, Richard Washburn Child, war sogar als Ghostwriter an der Autobiografie Benito Mussolinis beteiligt.[19]
Ende der Präsidentschaft
Für Öffentlichkeit und Politiker überraschend verkündete Coolidge bereits im August 1927, bei der Wahl von 1928 trotz erheblicher Popularität und guter Chancen auf Wiederwahl nicht mehr antreten zu wollen. Der amtsmüde Präsident begründete seine Entscheidung damit, dass „der regelmäßige Wechsel im Amt des Präsidenten die beste Chance für einen ehrlichen öffentlichen Dienst ist“. Doch der wirkliche Grund war vielmehr privater Natur: Im Sommer vor den Präsidentschaftswahlen 1924, die er mit überwältigender Mehrheit gewinnen sollte, hatte sich Coolidges jüngerer, minderjähriger Sohn im Rose Garden des Weißen Hauses beim Tennisspielen durch eine Blase eine Blutvergiftung zugezogen, an der er kurze Zeit später starb.[20] In seiner zweiten Amtszeit trat der ohnehin eher schüchterne und zurückhaltende Coolidge durch zunehmende Depressionen noch seltener in der Öffentlichkeit auf und schied turnusgemäß am 4. März 1929 aus dem Amt.[21]
Berufungen an den Supreme Court
Als Präsident berief Coolidge in den fünfeinhalb Jahren seiner Regierungszeit einen der insgesamt neun Richter an den Obersten Gerichtshof der USA, nämlich 1925 Harlan Fiske Stone. Stone wurde 1941 von Präsident Franklin D. Roosevelt auch zum Vorsitzenden Richter ernannt. Weitere Berufungen erfolgten an niedrigere Bundesgerichte.
Spätere Jahre und Tod
Obwohl Coolidge seinen Nachfolger Herbert Hoover, der unter ihm Handelsminister war, als Parteigenossen öffentlich gegen die Demokraten unterstützte, mochte er ihn privat nicht und bezeichnete ihn als „Wonder Boy“. Coolidge war besorgt über Hoovers Politik, die Staatsausgaben zu erhöhen und Schulden zu machen. Er befürchtete, dass dies letztendlich zu Problemen führen könnte, weil im Falle einer Krise keine Mittel zu deren Bekämpfung zu Verfügung stünden.
Coolidge veröffentlichte 1929 seine Biographie. Er verstarb unerwartet am 5. Januar 1933 in seinem Haus in Northampton in Massachusetts an einem Herzinfarkt im Alter von 60 Jahren. Vor seinem Tod bedauerte er die Wahlniederlage seines Nachfolgers im November zuvor. Hoover hatte die Präsidentschaftswahl gegen Franklin D. Roosevelt deutlich verloren.[22] Nach seinem Tod war bis zum Ausscheiden Hoovers aus dem Amt am 4. März 1933 kurzzeitig kein Ex-Präsident mehr am Leben, was anschließend erst wieder von 1973 bis 1974 vorkam.
Coolidge als Namensgeber
Nach einer Anekdote aus Coolidges Leben ist der Coolidge-Effekt der Sexualwissenschaft benannt,[23] der allerdings erst in den 1950er Jahren experimentell getestet wurde. Auch die Stadt Coolidge in Arizona ist nach ihm benannt.
Literatur
- Katherine A. S. Sibley (Hrsg.): A Companion to Warren G. Harding, Calvin Coolidge, and Herbert Hoover. Wiley-Blackwell, Chichester 2014, ISBN 978-1-4443-5003-6, S. 191–376 (= Part III: Calvin Coolidge and His Era).
- Peter Schäfer: Calvin Coolidge (1923–1929): Der Puritaner im Weißen Haus. In: Christof Mauch (Hrsg.): Die Präsidenten der USA: Historische Portraits von George Washington bis Joe Biden. 2., fortgeführte und aktualisierte Auflage. Beck, Nördlingen 2021, ISBN 978-3-406-76733-3, S. 318–323.
- Amity Shlaes: Coolidge. HarperCollins, New York 2013, ISBN 978-0-06-210717-6.
- Michael J. Gerhardt: The Forgotten Presidents: Their Untold Constitutional Legacy. Oxford University Press, New York 2013, ISBN 978-0-19-938998-8, S. 191–216 (= 12. Calvin Coolidge).
- David Greenberg: Calvin Coolidge (= The American Presidents Series. Hrsg. von Arthur M. Schlesinger, Sean Wilentz. The 30th President). Times Books, New York City 2006, ISBN 978-0-8050-6957-0.
- Robert Sobel: Coolidge: An American Enigma. Regnery Publishing, Washington D.C. 1998, ISBN 978-0-89526-247-9.
- Coolidge, Calvin. In: Encyclopædia Britannica. 11. Auflage. Band 30: Abbe – English history. London 1922, S. 745 (englisch, Volltext [Wikisource]).
Weblinks
- Calvin Coolidge im Biographical Directory of the United States Congress (englisch)
- Calvin Coolidge in der Datenbank der National Governors Association (englisch)
- Literatur von und über Calvin Coolidge im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Zeitungsartikel über Calvin Coolidge in der Pressemappe 20. Jahrhundert der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft
- American President: Calvin Coolidge (1872–1933). Miller Center of Public Affairs der University of Virginia (englisch)
- The American Presidency Project: Calvin Coolidge. Datenbank der University of California, Santa Barbara mit Reden und anderen Dokumenten aller amerikanischen Präsidenten (englisch)
- Life Portrait of Calvin Coolidge auf C-SPAN, 27. September 1999, 156 Minuten (englischsprachige Dokumentation und Diskussion mit den Historiker Sheldon Stern sowie Führung durch den Calvin Coolidge Homestead District)
- Calvin Coolidge in der Datenbank von Find a Grave (englisch)
Einzelnachweise
- Amita Shlaes: Coolidge. HarperCollins, New York 2013, ISBN 978-0-06-196759-7, S. 14.
- David Greenberg: American President: Calvin Coolidge: Family Life. In: millercenter.org. Miller Center of Public Affairs der University of Virginia, abgerufen am 19. April 2018 (englisch).
- Amity Shlaes: Coolidge. HarperCollins, New York 2013, ISBN 978-0-06-196759-7, S. IX-X.
- Peter Schäfer: Calvin Coolidge (1923-1929): Puritaner im Weißen Haus. In: Christof Mauch (Hrsg.): Die Präsidenten der USA. 2., fortgeführte und überarbeitete Auflage. Beck, Nördlingen 2021, ISBN 978-3-406-76733-3, S. 318.
- Election Statistics. Office of the Secretary of the Commonwealth, Boston 1912, S. LV.
- Election Statistics. Office of the Secretary of the Commonwealth, Boston 1913, S. CCIII.
- Election Statistics. Office of the Secretary of the Commonwealth, Boston 1914, S. 535.
- Election Statistics. Office of the Secretary of the Commonwealth, Boston 1915, S. 425.
- Peter Schäfer: Calvin Coolidge (1923-1929). Der Puritaner im Weißen Haus. In: Christof Mauch (Hrsg.): Die Präsidenten der USA. 2., fortgeführte und aktualisierte Auflage. Beck, Nördlingen 2021, ISBN 978-3-406-76733-3, S. 320.
- Willi Paul Adams: Die USA im 20. Jahrhundert. Oldenbourg, München 2000, S. 48.
- The agricultural situation (Images 6-10). In: loc.gov. Library of Congress, 20. August 1923, abgerufen am 2. Januar 2021 (englisch).
- Auszug aus der Begründung der Ablehnung (Memento vom 2. November 2013 im Internet Archive) (PDF-Datei; 10 kB)
- The Ku Klux Klan in Calvin Coolidge’s America. Calvin Coolidge Presidential Foundation, abgerufen am 14. Oktober 2016 (englisch).
- Peter Schäfer: Calvin Coolidge (1923-1929): Ein Puritaner im Weißen Haus. In: Christof Mauch (Hrsg.): Die Präsidenten der USA. 2., fortgeführte und aktualisierte Auflage. Beck, Nördlingen 2021, ISBN 978-3-406-76733-3, S. 321.
- Nicolas Hansen: Indianer werden US-Amerikaner. Deutschlandradio, 2. Juni 2009, abgerufen am 26. Juni 2013.
- Robert Sobel: Coolidge: An American Enigma. Regnery Publishing, 1998, ISBN 978-0-89526-410-7, S. 249–250.
- Donald R. McCoy: Calvin Coolidge: The Quiet President. Macmillan, New York 1967, S. 330–331.
- Steven Hayward: Keep Cool with Coolidge. In: powerlineblog.com. Abgerufen am 1. Juli 2011 (englisch).
- J. P. Diggins: Mussolini and Fascism: The View from America. Princeton NY 1972, S. 27 f.
- Robert E. Gilbert: Calvin Coolidge’s Tragic Presidency: The Political Effects of Bereavement and Depression. Hrsg.: Journal of American Studies Vol. 39, No. 1 (Apr., 2005). Cambridge University Press, April 2005, S. 87–109 (englisch).
- Peter Schäfer: Calvin Coolidge (1923–1929). Der Puritarier im Weißen Haus. In: Christof Mauch (Hrsg.): Die amerikanischen Präsidenten. 5., fortgeführte und aktualisierte Auflage. München 2009, S. 297–301, hier: S. 300–301.
- David Greenberg: American President: Calvin Coolidge: Life after the Presidency. Miller Center of Public Affairs der University of Virginia, abgerufen am 19. April 2018.
- Rolf Degen: Das Rätsel der erlahmenden Libido. In: Die Zeit, Nr. 24/1998.