António Guterres
António Manuel de Oliveira Guterres ([ɐ̃ˈtɔnju ɡuˈtɛʁɨʃ], , * 30. April 1949 in Santos-o-Velho, Lissabon) ist ein portugiesischer Politiker und seit dem 1. Januar 2017 der neunte Generalsekretär der Vereinten Nationen. Von 1992 bis 2002 war er Generalsekretär der Partido Socialista (PS), von 1995 bis 2002 Premierminister Portugals und von 1999 bis 2005 Präsident der Sozialistischen Internationale. Danach war Guterres von 2005 bis 2015 Hoher Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen.
Biografie
Ausbildung
Guterres absolvierte die Technische Universität Lissabon mit einem Diplom 1971 in Elektrischer Energietechnik.
Politische Karriere
Ab 1976 war Guterres Abgeordneter im portugiesischen Parlament. Zeitweise stand er dem parlamentarischen Ausschuss für Wirtschaft, Finanzen und Planung und später dem Ausschuss für territoriale Verwaltung, Gemeinden und Umwelt vor.[1] Von 1981 bis 1983 war er außerdem Mitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarates, wobei er zum Vorsitzenden des Ausschusses für Demografie, Migration und Flüchtlinge gewählt wurde. 1992 wurde er zum Generalsekretär der portugiesischen PS gewählt, er hatte das Amt bis 2002 inne.
Vom 28. Oktober 1995 bis zum 6. April 2002 war er Premierminister Portugals 13. und 14. Regierung.
Außerdem war Guterres vom 9. November 1999 bis zum 15. Juni 2005 Präsident der Sozialistischen Internationale.
UN-Flüchtlingskommissar
Von Juni 2005 bis 2015 war Guterres UNO-Flüchtlingskommissar. Während seiner Amtszeit trat er für eine tiefe Strukturreform des UNHCR ein sowie für die Senkung des Personals am Hauptsitz in Genf um mehr als 20 Prozent. Das UNHCR-Tätigkeitsvolumen verdreifachte sich während seiner Zeit im Amt, nachdem eine bedarfsorientierte Budgetierung eingeführt wurde und sich die Zahl der vor Konflikten und Verfolgung geflohenen Menschen weltweit von 38 Millionen im Jahr 2005 auf über 60 Millionen im Jahr 2015 erhöht hatte. Guterres’ Amtszeit war geprägt von einigen der größten Flüchtlingskrisen, vor allem durch Konflikte in Syrien und dem Irak, aber auch in der Zentralafrikanischen Republik oder im Jemen und die Krisen im Südsudan.[1] 2015 wurde er für sein Engagement mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis[2] ausgezeichnet. Sein Nachfolger wurde Filippo Grandi.
UN-Generalsekretär
António Guterres kandidierte für die Nachfolge des UNO-Generalsekretärs Ban Ki-moon, dessen Amtszeit mit Ablauf des Jahres 2016 endete.[3][4] Am 5. Oktober 2016 nominierte der UN-Sicherheitsrat Guterres einstimmig für die Wahl zum Generalsekretär.[5] Der Prozess der Kandidatenauswahl im Sicherheitsrat verlief trotz internationaler Spannungen zwischen Russland und den Vereinigten Staaten (unter anderem Bürgerkrieg in Syrien und Krimkrise) nach Aussage der US-amerikanischen UN-Botschafterin Samantha Power bemerkenswerterweise konstruktiv.[6]
Die Generalversammlung der Vereinten Nationen wählte ihn am 13. Oktober 2016 per Akklamation in dieses Amt.[7] Er legte den Amtseid am 12. Dezember 2016 ab und trat am 1. Januar 2017 offiziell die Nachfolge Ban Ki-moons an.[8]
In seiner Neujahrsbotschaft für 2019 betonte Guterres, dass die Welt einen „Stresstest“ durchlaufe. Die fortschreitende globale Erwärmung, Konflikte, Rekordmigration, Ungleichheit, Intoleranz und abnehmendes Vertrauen seien unter den großen Problemen. Anlass zur Hoffnung böten unter anderem die Friedensgespräche für Jemen und die Fortschritte zwischen den verfeindeten Ländern Äthiopien und Eritrea, neue Anzeichen für einen Frieden im Südsudan, die Verabschiedung von Migrations- und Flüchtlingspakt sowie die UN-Klimakonferenz in Katowice 2018 (COP24).[9] Guterres erhielt am 30. Mai 2019 in Aachen den Karlspreis.
Anlässlich der Veröffentlichung des Global assessment report on disaster risk reduction 2019[10] erklärte er, wenn er den Zustand der Welt in einem Satz beschreiben müsse, so würde er sagen, dass wir jetzt in einer Welt leben, in der die globalen Herausforderungen zunehmend integriert sind und unsere Antworten darauf zunehmend fragmentiert sind. Wenn diese Entwicklung nicht umgekehrt werden könne, sei eine Katastrophe vorprogrammiert.[11]
Am 18. Dezember 2020 hielt er anlässlich des 75-jährigen Bestehens der Vereinten Nationen (UN) eine in deutscher Sprache vorgetragene Rede im Deutschen Bundestag in Anwesenheit von Bundespräsident Steinmeier und Bundeskanzlerin Merkel. Er würdigte Deutschland als „Friedensmacht“ und „Säule des Multilateralismus“ und forderte u. a. ambitioniertere Klimaziele und mehr Unterstützung für Entwicklungsländer.[12][13]
Guterres erklärte am 11. Januar 2021, er stehe für eine zweite Amtszeit (Anfang 2022 bis Ende 2026) zur Verfügung.[14] Am 18. Juni 2021 wurde er von der UN-Vollversammlung – ohne Gegenkandidat und mit Unterstützung des UN-Sicherheitsrats – für eine zweite Amtszeit bis Ende 2026 berufen.[15]
Persönliches
Guterres ist Mitglied des Club de Madrid, einer führenden Allianz demokratischer Ex-Präsidenten und Premierminister aus der ganzen Welt. Guterres spricht neben seiner Muttersprache fließend Englisch, Französisch und Spanisch und relativ gut Deutsch.
Der Katholik António Guterres ist nach dem Tod seiner ersten Frau (1998) seit April 2001 in zweiter Ehe mit der Juristin und ehemaligen Kulturbeauftragten der Stadtverwaltung von Lissabon, Catarina Marques de Almeida Vaz Pinto (* 1960), verheiratet.[16] Er hat zwei Kinder, Pedro Guimarães e Melo de Oliveira Guterres (* 1977) und Mariana Guimarães e Melo Guterres (* 1985), aus erster Ehe mit der Kinderpsychiaterin Luísa Amelia Guimarães e Melo (* 1946; † 1998 in London).[17]
Schriften
- Sustainable Development Goals: From Promise to Practice. Witan Media, 2017, ISBN 978-0-9929-2239-9.
- A pensar em Portugal. Editorial Presença, 1999, ISBN 978-9-7223-2549-3.
Weblinks
Einzelnachweise
- Biografie António Guterres (Memento vom 7. Oktober 2016 im Internet Archive). antonioguterres.gov.pt. Abruf am 15. September 2016 (englisch)
- Deutscher Nachhaltigkeitspreis (Memento vom 20. Oktober 2016 im Internet Archive)
- Nachfolge von Ban Ki Moon: Diese Politiker wollen an die Uno-Spitze. In: Spiegel Online. 10. April 2016, abgerufen am 13. Oktober 2016.
- António Guterres - Candidate for the position of Secretary-General of the United Nations (Memento vom 6. Januar 2017 im Internet Archive). antonioguterres.gov.pt. Abruf am 15. September 2016 (englisch)
- António Guterres soll neuer UN-Generalsekretär werden. In: Süddeutsche Zeitung (online). 5. Oktober 2016, abgerufen am 5. Oktober 2016.
- Portugal's Antonio Guterres set to be UN secretary general. BBC News, 5. Oktober 2016, abgerufen am 5. Oktober 2016 (englisch).
- António Guterres appointed next UN Secretary-General by acclamation. In: United Nations News Centre. 13. Oktober 2016, abgerufen am 13. Oktober 2016 (englisch).
- Guterres als UNO-Chef vereidigt. Tages-Anzeiger, 12. Dezember 2016, abgerufen am 1. Januar 2017.
- news.ORF.at. Abgerufen am 29. Dezember 2018.
- undrr.org Link zum Volltext als PDF
- Global platform on disaster risk reduction: we need a drastic change of course. In: Pressmitteilung Nr. 17052019. Weltorganisation für Meteorologie, 17. Mai 2019, abgerufen am 23. Mai 2019 (englisch): „If I had to select one sentence to describe the state of the world, I would say we are in a world in which global challenges are more and more integrated, and the responses are more and more fragmented, and if this is not reversed, it’s a recipe for disaster“
- Süddeutsche Zeitung: Guterres würdigt Deutschland als „Friedensmacht“. Abgerufen am 18. Dezember 2020.
- Guterres: Impfstoffe müssen für alle zugänglich und bezahlbar sein. Deutscher Bundestag, abgerufen am 20. Dezember 2020.
- Fredy Gsteiger: Zweite Amtszeit - Nun also doch: UNO-Generalsekretär Guterres will weitermachen. In: srf.ch. 18. Januar 2021, abgerufen am 18. Januar 2021.
- Zweite Amtszeit: António Guterres bleibt bis 2026 UN-Generalsekretär. In: FAZ.net. 18. Juni 2021, abgerufen am 18. Juni 2021.
- Catarina Vaz Pinto (Lisbon Municipality). lisbonconsortium.com. Abruf am 15. September 2016 (englisch).
- CATARINA VAZ PINTO E ANTÓNIO GUTERRES. caras.sapo.pt. Vom 3. August 2009 (portugiesisch).
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Aníbal Cavaco Silva | Premierminister von Portugal 1995–2002 | José Manuel Barroso |