Corte
Corte (korsisch Corti) ist eine am Zusammenfluss von Restonica und Tavignano gelegene Gemeinde und die einzige bedeutende Stadt und Unterpräfektur des gleichnamigen Arrondissements im Inneren der Insel Korsika. Sie liegt auf einem Hochplateau auf 436 m Höhe und hat 7485 Einwohner (Stand 1. Januar 2019). Durch den korsischen Staatsmann Pascal Paoli war Corte von 1755 bis 1769 die Hauptstadt der Insel.
Corte | ||
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Staat | Frankreich | |
Region | Korsika | |
Département (Nr.) | Haute-Corse (2B) | |
Arrondissement | Corte | |
Kanton | Corte (Hauptort) | |
Gemeindeverband | Centre Corse | |
Koordinaten | 42° 18′ N, 9° 9′ O | |
Höhe | 299–2626 m | |
Fläche | 149,43 km² | |
Einwohner | 7.485 (1. Januar 2019) | |
Bevölkerungsdichte | 50 Einw./km² | |
Postleitzahl | 20250 | |
INSEE-Code | 2B096 | |
Quartier Est von Corte |
Die Kämpfe des Mittelalters sowie die Kriege um die Unabhängigkeit haben ihre Spuren im Ort hinterlassen. Heute ist Corte mit seiner malerischen Altstadt ein touristischer Höhepunkt auf der Insel und hat besonders im oberen Teil seinen ursprünglichen Charakter erhalten, mit seinen engen, steilen Gässchen zwischen den schiefergedeckten Häusern.
Geschichte
Mit seinen Schluchten und Bergen hat Corte schon immer eine bedeutende militärische Rolle gespielt. Im 9. Jahrhundert war der Ort eine wichtige Stadt und wurde von der Republik Genua im 13. Jahrhundert erobert. 1419 eroberte Vincentello d'Istria den Ort und errichtete die Zitadelle. Später erhielt die Banco di San Giorgio (das Finanzinstitut der Republik Genua) die Stadt aus den Händen der Lehnsherren von Campo Fregosso.
Während der kurzen französischen Zugehörigkeit schickte 1553 der Marschall von Thermes den Adligen Sampiero Corso in die Stadt; er wurde ihr Befreier, die Bewohner übergaben ihm freiwillig die Schlüssel. Nach der Unterzeichnung des Friedensvertrags von Cateau-Cambresis 1559 fiel Korsika jedoch wieder an Genua zurück.
Im Jahre 1734 bemächtigten sich die Franzosen erneut der Stadt. Aber 1745 eroberten die Korsen unter Jean-Pierre Gaffori („Schützer der Nation“) die Stadt erneut. 1751 betraute die „Consulta von Orezza“ ihn mit der Exekutivgewalt.
Zwischen 1755 und 1769 war Corte die Hauptstadt des unabhängigen Teils von Korsika unter Pascal Paoli. Dieser „aufgeschlossene Despot“, Freund von Jean-Jacques Rousseau und James Boswell, reorganisierte Korsika als Staat und gab ihm eine demokratische Verfassung. In ihr waren bereits Gewaltenteilung und Volkssouveränität verankert. Gleichzeitig gründete er die erste (und bis heute einzige) Universität Korsikas im Nationalpalast. Genua behielt jedoch die Vormachtstellung an der Küste.
Da sich Paoli weigerte, mit Genua zu verhandeln, wandte sich diese an Frankreich. Unter Choiseul, einem Minister von Ludwig XV., wurde die Insel im Vertrag von Versailles 1768 an Frankreich verkauft. Dieser Verkauf veranlasste Paoli und seine Landsleute zu einem neuen Aufstand. Nach der Niederlage in der Schlacht bei Ponte Novu im Mai 1769 zog sich Paoli nach Corte zurück, doch nach vergeblichem Widerstand fiel die Stadt wieder in die Hände der Franzosen.
Bevölkerungsentwicklung
Jahr | 1962 | 1968 | 1975 | 1982 | 1990 | 1999 | 2007 | 2016 |
Einwohner | 5066 | 4948 | 5230 | 5177 | 5693 | 6329 | 7280 | 7389 |
Quellen: Cassini und INSEE |
Die Zitadelle
Die Zitadelle Corte ist die einzige größere militärische Festung im Landesinnern. Der Felsvorsprung wurde bereits im 9. Jahrhundert befestigt. Allerdings wurde erst 1419 die Burg unter dem korsischen Abenteurer Vincentello d'Istria, Vizekönig von Aragonien, gebaut. Besonders beeindruckend ist das „Adlernest“, die Südspitze des Felssporns. Es ist über eine Treppe aus „Restonica-Marmor“ zu erreichen. Im Innern der Zitadelle gab es ursprünglich kleine Häuser und eine Kapelle. Ludwig XV. und schließlich Ludwig XVI. veränderten diesen Teil und begannen mit dem Bau der Kaserne.
Doch erst unter Louis Philippe erhielt die Festung ihr endgültiges Aussehen. Die Häuser und die Kapelle wurden zerstört und die Bewohner im „Lubiacce“, dem „Gebäude der 100 Bewohner“, untergebracht. Die militärischen Gebäude boten zunächst der Garnison Unterkunft und wurden anschließend zu einem Gefängnis für politische Gefangene umgebaut.
Im Ersten Weltkrieg waren deutsche Kriegsgefangene dort untergebracht, im Zweiten Weltkrieg wurden unter der italienischen Besatzung korsische Patrioten gefangen gehalten.
Ab 1962, nach dem Ende des Algerienkriegs, war dort die Fremdenlegion stationiert. Seit dem Abzug der Legionäre 1983 gehört das Gelände der Stadt Corte.
Die Einrichtungen können besichtigt werden: Vom „Adlernest“ aus hat man einen wunderbaren Blick auf die Umgebung. Heute beherbergt die Zitadelle das Nationalparkbüro, ein Museum über korsische Geschichte sowie Einrichtungen der Universität.
Infrastruktur
Die Stadt beherbergt die 1980 wieder gegründete, einzige Universität Korsikas, die Universität Pascal Paoli Korsika, und in der Zitadelle befindet sich das korsische Völkerkundemuseum.
Corte hat über Nationalstraßen (N 193 Bastia – Ajaccio und N 200 nach Aléria) sowie über die Korsische Eisenbahn eine gute Verkehrsanbindung an die Häfen der Insel.
Wirtschaft
Auf dem Gemeindegebiet gelten kontrollierte Herkunftsbezeichnungen (AOC) für
- Brocciu-Käse,
- Honig (frz. Miel de Corse, korsisch Mele di Corsica)
- Olivenöl (frz. Huile d’olive de Corse, korsisch Oliu di Corsica)
- Kastanienmehl (frz. Farine de châtaigne corse, korsisch Farina castagnina corsa)
sowie geschützte geographische Angaben (IGP) für Wein (Ile de Beauté und Méditerranée, jeweils blanc, rosé oder rouge).[1]
Persönlichkeiten
- Joseph Bonaparte (1768–1844), der älteste Bruder von Napoleon Bonaparte
- Sauveur Casanova (1918–1998), römisch-katholischer Bischof von Ajaccio
- Dominique Colonna (* 1928), ehemaliger Fußballspieler, betreibt heute ein Hotel im Restonicatal
Weblinks
Einzelnachweise
- La ville de Corte. In: Annuaire-Mairie.fr. Abgerufen am 17. Juli 2012 (französisch).