Lohsa
Lohsa, obersorbisch , ist die flächengrößte Gemeinde im sächsischen Landkreis Bautzen in der Oberlausitz. Die Einheitsgemeinde Lohsa liegt an der Kleinen Spree, östlich der Städte Wittichenau und Hoyerswerda, und zählt zum amtlichen Siedlungsgebiet der Sorben.[2]
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Sachsen | |
Landkreis: | Bautzen | |
Höhe: | 114 m ü. NHN | |
Fläche: | 134,52 km2 | |
Einwohner: | 5187 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 39 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 02999 | |
Vorwahlen: | 035724 (Dreiweibern, Driewitz, Friedersdorf, Hermsdorf/Spree, Litschen, Lohsa, Mortka, Riegel, Steinitz, Tiegeling, Weißig, Weißkollm), 035726 (Groß Särchen, Koblenz), 035728 (Lippen) | |
Kfz-Kennzeichen: | BZ, BIW, HY, KM | |
Gemeindeschlüssel: | 14 6 25 330 | |
Gemeindegliederung: | 15 Ortsteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Am Rathaus 1 02999 Lohsa | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Thomas Leberecht (CDU) | |
Lage der Gemeinde Lohsa im Landkreis Bautzen | ||
Mehrere Seen des entstehenden Lausitzer Seenlands liegen teilweise oder ganz im Gemeindegebiet. Das Speicherbecken Lohsa I und der mit ihm in Verbindung stehende Silbersee sind die Restlöcher ehemaliger Braunkohletagebaue, deren Flutung im Februar 1971 begann. Nördlich von Lohsa entstand 2001 der Dreiweiberner See nach der Flutung des 1989 stillgelegten Braunkohlentagebaues Lohsa. Östlich von Weißkollm befindet sich mit dem Speicherbecken Lohsa II ein weiterer Tagebausee. Südlich des früheren Ortsteils Bärwalde schließt sich in geringer Entfernung zur Gemeindegrenze der Bärwalder See an.
Ortsgliederung
Zur Einheitsgemeinde Lohsa gehören folgende 15 Ortsteile:
- Dreiweibern (Tři Žony); 37 Einwohner
- Driewitz (Drěwcy); 113 Einwohner
- Friedersdorf (Bjedrichecy; mit Womjatke, auch als Neu Friedersdorf bezeichnet); 186 Einwohner
- Groß Särchen (Wulke Ždźary); 1.120 Einwohner
- Hermsdorf/Spree (Hermanecy); 184 Einwohner
- Koblenz (Koblicy); 381 Einwohner
- Lippen (Lipiny); 59 Einwohner
- Litschen (Złyčin); 275 Einwohner
- Lohsa (Łaz); 1.596 Einwohner
- Mortka (Mortkow; in der Zeit vom 30. November 1936 bis 1947 in Grube Ostfeld umbenannt); 152 Einwohner
- Riegel (Roholń); 105 Einwohner
- Steinitz (Šćeńca; mit Kolbitz und Neu Steinitz); 304 Einwohner
- Tiegling (Tyhelc); 57 Einwohner
- Weißig (Wysoka); 71 Einwohner
- Weißkollm (Běły Chołmc); 716 Einwohner
Die Einwohnerzahlen der einzelnen Orte stammen vom Meldeamt Lohsa (Stand: 31. Dezember 2016) und weisen auf Grund unterschiedlicher Berechnungsvorschriften in ihrer Summe eine Abweichung zu den Einwohnerzahlen der Gemeinden auf, die vom Statistischen Landesamt des Freistaates Sachsen herausgegeben werden.
Aufgrund des Braunkohlenabbaus sind auf den heutigen Gemeindefluren folgende Dörfer teilweise oder ganz devastiert worden:
- Buchwalde (1926–1932),
- Dreiweibern (teilweise, 1985),
- Geißlitz (1960),
- Kolpen (1960),
- Lippen (teilweise, 1960–1961),
- Neida (von 1936 bis 1947 in Köhlergrund umbenannt, 1951–1952 abgerissen),
- Neu Lohsa (1943–1947),
- Ratzen (1960),
- Scheibe (1984),
- Ziegenpfauze (1955).
Geschichte
Der Ort Lohsa wurde erstmals 1343 unter dem Namen „Lose“ urkundlich erwähnt. 1346 wird die Lohsaer Kirche erstmals in einer Urkunde erwähnt und ist damit eine der ältesten Kirchen der nördlichen Oberlausitz. Das Lohsaer Gut wird 1350 erstmals als Besitz derer von Pannewitz und Schreibersdorf in der Herrschaft Neschwitz erwähnt. Im Jahr 1470 wird Balthaser von Schreibersdorf als Besitzer von Lohsa, Friedersdorf und Weißkollm genannt. Im Jahre 1523 erwirbt Bernhard von Gersdorf das Gut Lohsa. 1547 kauft Christoph von Schreibersdorf zu Lohsa die Dörfer Litschen, Driewitz und Lippen. Vom Ende des 16. bis Mitte des 17. Jahrhunderts wechselt das Gut Lohsa mehrfach die Besitzer.
Am 19. Oktober 1991 wurde in der evangelischen Kirche von Lohsa in Anwesenheit der Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf und Manfred Stolpe sowie der Bundesministerin für Frauen und Jugend Angela Merkel die Stiftung für das sorbische Volk gegründet.[3]
Eingemeindungen
Dreiweibern und Ratzen gehören seit 1938 zu Lohsa. Im Jahr 1994 wurden fünf Gemeinden eingegliedert,[4] von denen Bärwalde 1998 nach Boxberg/O.L. umgegliedert wurde.[5] Lippen wechselte im Jahr 1996 von Uhyst nach Lohsa.[6] Die 1995 neu gebildete Gemeinde Knappensee[7] wurde 2005 aufgelöst. Ihre Ortsteile Groß Särchen und Koblenz kamen zu Lohsa.[8]
Ehemalige Gemeinde | Datum | Anmerkung |
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Bärwalde | 1. Januar 1957 1. Januar 1978 1. Januar 1994 1. Januar 1998 | Eingemeindung nach Merzdorf, Ausgliederung aus Merzdorf, Eingemeindung nach Lohsa, Umgliederung nach Boxberg/O.L. |
Dreiweibern | 1. April 1938 | |
Driewitz | 1. Januar 1957 | Eingemeindung nach Litschen |
Friedersdorf | 1. Januar 1957 | Eingemeindung nach Litschen |
Groß Särchen | 1. Oktober 1995 1. Januar 2005 | Eingemeindung nach Knappensee, Umgliederung nach Lohsa |
Hermsdorf/Spree | 1. Januar 1994 | |
Knappensee | 1. Januar 2005 | Eingemeindung nach Lohsa und Königswartha |
Koblenz | 1. Oktober 1995 1. Januar 2005 | Eingemeindung nach Knappensee, Umgliederung nach Lohsa |
Lippen | 1. Mai 1974 1. Januar 1996 | Eingemeindung nach Uhyst, Umgliederung nach Lohsa |
Litschen | 1. Januar 1994 | |
Mortka | 1. Januar 1957 | Eingemeindung nach Litschen |
Ratzen | 1. April 1938 | |
Riegel | 1. Januar 1978 | Eingemeindung nach Weißkollm |
Scheibe | 1. April 1938 | Eingemeindung nach Riegel |
Steinitz | 1. Januar 1994 | |
Weißig | 1. April 1938 1945 1948 | Eingemeindung nach Hermsdorf/Spree, Umgliederung nach Steinitz, Umgliederung nach Hermsdorf/Spree |
Weißkollm | 1. Januar 1994 |
Bevölkerung und Sprache
Für seine Statistik über die sorbische Bevölkerung in der Oberlausitz ermittelte Arnošt Muka in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts eine Bevölkerungszahl von 467, darunter 432 Sorben (93 %) und 35 Deutsche.[9] Ernst Tschernik zählte 1956 in der Gemeinde Lohsa mit Ratzen und Dreiweibern einen sorbischsprachigen Bevölkerungsanteil von nur noch 37,3 %.[10] Seitdem ist der Gebrauch des Sorbischen im Ort weiter stark zurückgegangen.
Politik
Gemeinderat
Seit der Gemeinderatswahl am 26. Mai 2019 verteilen sich die 19 Sitze des Gemeinderates folgendermaßen auf die einzelnen Gruppierungen:[11]
Gemeindewappen
Seit 1992 hat Lohsa ein Wappen. Zur Bedeutung: Lohsa war früher ein von Sümpfen umgebener Ort (grüne Wellenlinie). Ursprünglich bestritten die Bürger ihren Lebensunterhalt hauptsächlich durch die Fischerei (blauer Fisch). Seit 1935 prägte der Bergbau das Landschaftsbild (Schlägel und Eisen). Heute werden auf dem Gebiet des Landschafts-, Umwelt- und Naturschutzes große Anstrengungen unternommen, um vorhandene Naturdenkmäler zu schützen, altes Tagebaugebiet zu rekultivieren, den Ort an Natur zu bereichern und diese Bestandteil des Ortsbildes werden zu lassen. So entstand aus dem ehemaligen Tagebau II des Braunkohlenwerkes Glückauf Knappenrode das Naherholungsgebiet Silbersee (blaue Wellenlinie). Auch am ehemaligen Tagebau Dreiweibern entwickelt sich ein Naherholungsgebiet. Im Rahmen der Rekultivierung entstandenen Teiche, die wieder der Fischzucht dienen werden und bereits zu diesem Zweck vorbereitet werden (blauer Fisch). Laut Jan Meschgangs Buch Die Ortsnamen der Oberlausitz bedeutet der sorbische Name für Lohsa Łaz: „Siedlung auf einem durch Rodung urbar gemachten Neuland.“ Deshalb steht im Zentrum des Wappens ein Baum (Kiefer).
Tourismus
Die Gemeinde befindet sich im südlichen Teil des Lausitzer Seenlandes, welches aus gefluteten Tagebaurestlöchern entsteht. Der Silbersee (Slěborny jězor; Tgb. Werminghoff II; 315 ha; 1972), direkt südlich von Lohsa, Teil des Speicherbeckens Lohsa I, ist wegen Sanierungsarbeiten am Bahndamm gesperrt. Der Knappensee (Hórnikečanski jězor; Tgb. Werminghoff I; 286 ha; 1953), bei Groß Särchen / Koblenz, wird 2013 wegen Sanierungsarbeiten der LMBV gesperrt. Der Dreiweiberner See (Třižonjanski jězor; Tgb. Dreiweibern; 286 ha; 2002), direkt nördlich von Lohsa, wurde 2005 freigegeben. Östlich von Weißkollm entsteht mit dem Speicherbecken Lohsa II ein weiterer Tagebausee, der noch keinen richtigen Namen hat und vorrangig als Wasserspeicher dient.
Das südliche und östliche Gemeindegebiet ist Teil des Biosphärenreservates Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft, mit vielen Teichen, viel Wald, dem Fischotter, dem Wolf und vielen seltenen Vögeln.
Jedes Jahr im Spätsommer findet die Triathlonveranstaltung „Knappenman“ statt. Um die 1000 Teilnehmer absolvieren die verschiedenen Triathlonstrecken, wie die Langdistanz, Halbdistanz und Olympische Distanz.[12]
Wirtschaft und Infrastruktur
Bildung
Die Gemeinde Lohsa verfügt über eine Grundschule in Groß Särchen, sowie eine Oberschule.
Verkehr
Östlich der Gemeinde verläuft die Bundesstraße 156, westlich die B 96, über die die nordwestlich verlaufende B 97 erreichbar ist. Mit einem Bedarfshaltepunkt ist Lohsa an die Bahnstrecke Niesky–Hoyerswerda(–Falkenberg (Elster)–Roßlau (Elbe)) angebunden. Hier verkehrt die Linie RB 64 (Hoyerswerda–Görlitz) als Seenland-Neisse-Shuttle.
Sehenswürdigkeiten
- Lohsaer Seenlandschaft
- Geologischer Lehrpfad mit über achtzig Findlingen am Silbersee
Bauwerke
- siehe auch: Liste der Kulturdenkmale in Lohsa
- Fledermausschloss Weißig
- Evangelische Kirche in Lohsa
- Denkmal für Handrij Zejler am Marktplatz
Museen und Ausstellungen
- Zejler-Smoler-Haus, Webseite
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Rosemarie Ackermann (* 1952), Hochspringerin und Olympiasiegerin
- Martha Israel (1905–?), sorbische Abgeordnete der Volkskammer der DDR
- Jan Paul Nagel (1934–1997), sorbischer Komponist
- Julius Ferdinand Räbiger (1811–1891), Theologe und Hochschullehrer
Einzelnachweise
- Bevölkerung des Freistaates Sachsen nach Gemeinden am 31. Dezember 2020 (Hilfe dazu).
- Sächsisches Sorbengesetz, Anlage zu § 3 (2)
- Gründungsveranstaltung der Stiftung für das sorbische Volk am 10. Oktober 1991, Filmmaterial des Sorabia-Film-Studios
- StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands
- StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands
- StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands
- StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands
- StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands
- Ernst Tschernik: Die Entwicklung der sorbischen Bevölkerung. Akademie-Verlag, Berlin 1954.
- Ludwig Elle: Sprachenpolitik in der Lausitz. Domowina-Verlag, Bautzen 1995, S. 249.
- Kommunalwahl 2019: Wahlergebnis für Lohsa
- Homepage des "Knappenman". In: knappenman.de. Abgerufen am 18. April 2021 (deutsch).
Literatur
- Reinhard Specht: 100 Jahre Braunkohlenbergbau um Werminghoff (Knappenrode) und Lohsa. Oberlausitzer Verlag, Spitzkunnersdorf 2014, ISBN 9783941908550
Weblinks
- Offizielle Webseite der Gemeinde Lohsa
- Lohsa im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
- Kleine Chronologie zur Geschichte von Lohsa (Memento vom 15. Mai 2009 im Internet Archive)