Vetschau/Spreewald

Vetschau/Spreewald, niedersorbisch Wětošow/Błota , ist eine Kleinstadt im Landkreis Oberspreewald-Lausitz im Süden des Bundeslandes Brandenburg.

Wappen Deutschlandkarte

Basisdaten
Bundesland:Brandenburg
Landkreis: Oberspreewald-Lausitz
Höhe: 60 m ü. NHN
Fläche: 111,42 km2
Einwohner: 7862 (31. Dez. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 71 Einwohner je km2
Postleitzahl: 03226
Vorwahlen: 035433, 03541 (Gahlen), 035436 (Briesen, Jehschen, Laasow, Missen, Ogrosen, Tornitz), 035604 (Wüstenhain)Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Vorwahl enthält Text
Kfz-Kennzeichen: OSL, CA, SFB
Gemeindeschlüssel: 12 0 66 320
Stadtgliederung: 10 Ortsteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Schloßstraße 10
03226 Vetschau/Spreewald
Website: www.vetschau.de
Bürgermeister: Bengt Kanzler (parteilos)
Lage der Stadt Vetschau/Spreewald im Landkreis Oberspreewald-Lausitz
Karte

Geografie

Karte von Vetschau/Spreewald und seiner Umgebung

Vetschau liegt am Südrand des Spreewaldes ostsüdöstlich von Lübbenau und nördlich von Calau. Die nördlichen Ortsteile liegen unmittelbar im Biosphärenreservat Spreewald.

Stadtgliederung

Als Ortsteile der Stadt sind ausgewiesen:

Daneben existieren die bewohnten Gemeindeteile Belten (Běłośin), Fleißdorf (Długi), Gahlen (Gołyń), Lobendorf (Łoboźice), Märkischheide (Husoka, bis 23. Oktober 1937 amtlich deutsch Weißagk[2]), Tornitz (Tarnojsk) und Wüstenhain (Huštań) sowie die Wohnplätze Alte Windmühle (Stary Wětšnik), Altstadt (Stare Město), Brandtemühle (Brandtowy Młyn), Briesen (Brjaze), Dubrau (Dubrawa), Göritzer Mühle (Chóricański młyn), Jehschen (Jažyn), Knorraue (Knorawa), Neustadt (Nowe Město), Radduscher Buschmühle (Radušański Młyn), Radduscher Kaupen (Radušańske Kupy), Radduscher Ziegelei (Radušańska Cyglownja), Stradow Ausbau (Tšadojske Wutwaŕki), Stradower Mühle (Tšadojski Młyn) und Suschower Ausbau (Zušojske Wutwaŕki).

Geschichte

Urkundlich wurde Vetschau zuerst 1302 als Veczicz erwähnt.[3] Der Ortsname änderte sich im Laufe der Zeit von Vetczaw im Jahr 1434 über Fetzow 1450 zu Fetczaw im Jahr 1480. 1527 wurde der Ort unter dem Namen Fetzscho erstmals als Städtlein bezeichnet, das formelle Stadtrecht erhielt Vetschau im Jahr 1543.[4] Das Wappen für Rath und Gmaind des Marckhts Vetzschew wurde dem Ort am 17. März 1548 durch König Ferdinand I. in Augsburg ausgestellt. Die Urkunde war lange verschollen und wurde erst im Juli 2005 auf einem Dachboden in Vetschau wiederentdeckt.[5]

Bis ins späte 19. Jahrhundert waren die meisten Dörfer in der näheren Umgebung von Vetschau überwiegend sorbischsprachig.[6] Der Sprachwechsel zum Deutschen erfolgte hier – beschleunigt durch die Abschaffung sorbischer Gottesdienste und die Durchsetzung des Deutschen in den Schulen – im Wesentlichen bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts.

In den Jahren 1929 bis 1932 fanden hier jeweils Anfang August die Spreewälder Volks- und Trachtenfeste statt. Organisiert wurden sie vom damaligen Bürgermeister Otto Rohde und der niedersorbischen wissenschaftlichen Gesellschaft Maśica Serbska in Cottbus.[7]

Vetschau war von 1964 bis 1996 Standort eines der größten Braunkohlekraftwerke der Region, des Kraftwerks Vetschau. Die Schornsteine des Kraftwerks waren Wahrzeichen der Stadt, sorgten aber auch für eine erhebliche Schwefeldioxidbelastung.

Vetschau gehörte 1817–1952 zum Landkreis Calau (bis 1947 in der preußischen Provinz Brandenburg, 1947–1952 im Land Brandenburg). 1952–1993 war die Stadt Teil des Kreises Calau (bis 1990 im DDR-Bezirk Cottbus, 1990–1993 wieder im Land Brandenburg). Seit der Kreisreform 1993 liegt Vetschau im Landkreis Oberspreewald-Lausitz.

Mit Wirkung vom 1. April 1997 wurde der Name der Stadt in Vetschau/Spreewald geändert.[8]

Eingemeindungen

Märkischheide wurde 1959 eingemeindet.[9] Ende 2001 wurden vier,[10] Ende 2002 zwei[11] und im Oktober 2003 weitere vier ehemalige Gemeinden eingegliedert.[12]

Ehemalige Gemeinde Datum Anmerkung
Briesen01. Januar 1926Eingemeindung nach Tornitz
Dubrau01. Oktober 1966Eingemeindung nach Koßwig
Fleißdorf01. Januar 1974Eingemeindung nach Naundorf
Gahlen01. Januar 1957Eingemeindung nach Missen
Göritz31. Dezember 2001
Jehschen01. Januar 1928Eingemeindung nach Missen
Koßwig26. Oktober 2003
Laasow26. Oktober 2003
Märkischheide01. April 1959
Missen26. Oktober 2003
Naundorf31. Dezember 2001
Ogrosen1. Dezember 2002
Raddusch26. Oktober 2003
Repten31. Dezember 2001
Schönebegk01. Januar 1928
Stradow31. Dezember 2001
Suschow31. Dezember 2002
Tornitz01. Mai 1974Eingemeindung nach Laasow
Wüstenhain01. Mai 1974Eingemeindung nach Laasow

Bevölkerungsentwicklung

Jahr Einwohner
18752 452
18903 142
19102 699
19252 471
19332 908
19392 990
19464 064
19504 047
19647 494
Jahr Einwohner
19719 233
19819 628
19859 415
19899 258
19909 063
19918 574
19928 446
19938 352
19948 224
Jahr Einwohner
19958 203
19967 977
19977 824
19987 739
19997 548
20007 338
20017 978
20028 320
200310 025
Jahr Einwohner
20049 778
20059 616
20069 384
20079 208
20089 036
20098 903
20108 770
20118 702
20128 541
Jahr Einwohner
20138 491
20148 421
20158 307
20168 297
20178 182
20188 103
20197 941
20207 862

Gebietsstand des jeweiligen Jahres, Einwohnerzahl[13][14][15]: Stand 31. Dezember (ab 1991), ab 2011 auf Basis des Zensus 2011

Politik

Stadtverordnetenversammlung

Kommunalwahl 2019
Wahlbeteiligung: 58,7 %
 %
40
30
20
10
0
31,0 %
16,4 %
14,9 %
13,3 %
10,9 %
10,4 %
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Anmerkungen
Anmerkungen:
d Wählergemeinschaft Ortsteile
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Neues Ergebnis nicht 100%

Die Stadtverordnetenversammlung von Vetschau besteht aus 18 Stadtverordneten und dem hauptamtlichen Bürgermeister. Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 ergab folgende Sitzverteilung:[16]

Partei / Wählergruppe Sitze
CDU 6
AfD 3
SPD 3
Wählergemeinschaft Ortsteile 2
Bündnis 90/Die Grünen 2
Die Linke 2

Bürgermeister

  • 1994–2010: Axel Müller (SPD)[17]
  • seit 2010: Bengt Kanzler

Kanzler wurde am 29. November 2009 mit 53,8 % der gültigen Stimmen zum neuen Bürgermeister Vetschaus gewählt. Er wurde in der Bürgermeisterstichwahl am 8. Oktober 2017 mit 51,7 % der gültigen Stimmen für weitere acht Jahre[18] in seinem Amt bestätigt.[19]

Wappen

Das Wappen wurde am 3. Mai 1993 genehmigt.

Blasonierung: „Gespalten; vorn in Rot ein aufgerichteter, nach links gewendeter silberner Windhund mit goldenem Halsband, hinten blau-silbern geschacht.“[20]

Flagge

Die Flagge besteht – bei Aufhängung an einem Querholz – aus zwei Längsstreifen in den Farben Weiß – Rot, auf die das Stadtwappen auf der Nahtstelle aufgelegt ist.

Städtepartnerschaft

Bedburg (Nordrhein-Westfalen) ist Partnerstadt von Vetschau.

Kirchenschiffe der Doppelkirche

Sehenswürdigkeiten und Kultur

Das Storchenzentrum Vetschau bietet Ausstellungen zum Weißstorch und Informationen zum Biosphärenreservat Spreewald.

Bauwerke

Vetschau verfügt über eine zum Teil noch gut erhaltene historische Bausubstanz. Diverse Gebäude sind in der Denkmalliste eingetragen.

  • Schloss Vetschau, um 1540 entstanden, heute Sitz der Stadtverwaltung
  • Wendisch-Deutsche Doppelkirche aus dem 17. Jahrhundert
  • Fachwerkhaus in der Schlossstraße 8, ältestes Wohnhaus der Stadt, um 1710 entstanden, bemalter Längsbalken mit historischem Segensspruch
  • Ratskeller am Markt 5, um 1890 entstanden
  • Katholische Heilige-Familie-Kirche vom Ende des 19. Jahrhunderts, Ernst-Thälmann-Straße
  • Gedenkstein zur Erinnerung an die 1928 erfolgte Eingemeindung des Dorfes Schönebegk nach Vetschau, 2008 in der Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße aufgestellt

Die Bodendenkmale sind in der Liste der Bodendenkmale in Vetschau/Spreewald aufgeführt.

Wirtschaft und Infrastruktur

Ansässige Unternehmen

Die Schälmühle am nördlichen Ortseingang, zusammen mit der Spreewaldmühle in Burg Eigentum der Familie Kümmel, ist ein modernes Wahrzeichen der Stadt. Außerdem Standort des Stahlbauunternehmens TransTec F&E Vetschau GmbH, ein Zulieferer von Drehgestellen für Schienenfahrzeuge. Hervorgegangen am Produktionsstandort aus der Fahrzeug- und Gerätebau GmbH (FAGEB) und der späteren VEB Waggonausrüstungen Vetschau. Im südlich gelegenen Ortsteil Tornitz befindet sich die Bolart Schweineproduktionsanlagen GmbH.

Die zum italienischen Konzern Iris Ceramica Group gehörende Porcelaingres GmbH mit ihrem Werk in Vetschau ist einer der wichtigsten Hersteller von Hochqualitäts-Feinsteinzeugplatten in Deutschland.[21]

Verkehr

Vetschau liegt an der Landesstraße L 54 zwischen Calau und Burg (Spreewald). Die A 15 mit der Anschlussstelle Vetschau durchquert das Stadtgebiet.

Der Haltepunkt Raddusch und der Bahnhof Vetschau an der Bahnstrecke Berlin–Görlitz werden von der Regional-Express-Linie RE 2 Wismar–Berlin–Cottbus bedient.

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

  • Ferdinand Griebenow (1848–1910), Unternehmer, am 15. Juli 1898 zum Ehrenbürger ernannt
  • Selma Griebenow geborene Blütchen (1851–1942), Stifterin, am 15. Juli 1898 zur Ehrenbürgerin ernannt
  • Richard Hellmann (1876–1971), Unternehmer, am 3. Mai 1929 zum Ehrenbürger ernannt
  • Peter Ettelt (1966–2009), Musiker, am 10. Dezember 2009 zum Ehrenbürger ernannt[22]

Söhne und Töchter der Stadt

Literatur

  • Claus Reimann: Vetschau. Ein Tor zum Spreewald. Euroverlag, Cottbus 1993, DNB 95006226X.
  • Stefanie und Mathis Leibetseder: Vetschau. (= Schlösser und Gärten der Mark. Heft 125). Berlin 2012, ISBN 978-3-941675-41-4.
Commons: Vetschau/Spreewald – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bevölkerung im Land Brandenburg nach amtsfreien Gemeinden, Ämtern und Gemeinden 31. Dezember 2020 (PDF-Datei; 950 KB) (Fortgeschriebene amtliche Einwohnerzahlen) (Hilfe dazu).
  2. Statistik des Deutschen Reichs, Band 450: Amtliches Gemeindeverzeichnis für das Deutsche Reich, Teil I, Berlin 1939, S. 249.
  3. Stefanie Leibetseder: Vetschau. In: Gerhard Fouquet, Olaf Mörke, Matthias Müller und Werner Paravicini (Hrsg.): Residenzstädte im Alten Reich (1300–1800). Ein Handbuch. Abteilung I: Analytisches Verzeichnis der Residenzstädte und herrschaftlichen Zentralorte. Teil 1: Niedersächsischer und obersächsischer Reichskreis, Schleswig, Preußen, Livland, hrsg. von Harm von Seggern. Ostfildern 2018, S. 591–592.
  4. Geschichten aus und über Vetschau. In: vetschau.de. Stadt Vetschau/Spreewald, abgerufen am 6. August 2017.
  5. Brandenburgische Archive Heft 24, S. 5–11 als PDF
  6. Arnošt Muka: Pućowanja po Serbach. Nakład Domowiny, Budyšin 1957, S. 67f.
  7. Bomenius: Wendische Trachtenumzüge in Vetschau – eine Ausstellung in der Wendischen Kirche. NIEDERLAUSITZ aktuell, 31. Juli 2011, abgerufen am 29. April 2013.
  8. Änderung des Namens der Stadt Vetschau. Bekanntmachung des Ministers des Innern vom 7. März 1997. In: Amtsblatt für Brandenburg, Nummer 19, 15. Mai 1997, S. 358.
  9. Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt
  10. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2001
  11. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2002
  12. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2003
  13. Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005. Landkreis Oberspreewald-Lausitz. S. 30–33
  14. Bevölkerung im Land Brandenburg von 1991 bis 2015 nach Kreisfreien Städten, Landkreisen und Gemeinden, Tabelle 7
  15. Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Statistischer Bericht A I 7, A II 3, A III 3. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg (jeweilige Ausgaben des Monats Dezember)
  16. Ergebnis der Kommunalwahl am 26. Mai 2019
  17. Bengt Kanzler ist neuer Bürgermeister. auf www.vetschau,de
  18. Brandenburgisches Kommunalwahlgesetz, § 74
  19. Ergebnis der Bürgermeisterstichwahl am 8. Oktober 2017
  20. Wappenangaben auf dem Dienstleistungsportal der Landesverwaltung des Landes Brandenburg
  21. Keramikhersteller in Brandenburg und in Norditalien: die Werke in Vetschau und in Castellarano. In: www.porcelaingres.de. Abgerufen am 18. Oktober 2021.
  22. Ehrenbürger der Stadt Vetschau / Spreewald
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