Locomobile
Die Locomobile Company of America war ein Automobilhersteller in den Vereinigten Staaten, der von 1899 bis 1929 Personenkraftwagen unter dem Markennamen Locomobile herstellte.
Locomobile Company of America | |
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Rechtsform | Company |
Gründung | 1899 |
Auflösung | 1929 |
Sitz | Bridgeport, Connecticut, USA |
Branche | Automobilindustrie |
Geschichte
Die Locomobile Company of America wurde 1899 in Watertown in Massachusetts gegründet, wobei der Name aus Lokomotive und Automobil zusammengesetzt wurde. John B. Walker kaufte die Pläne eines frühen von Francis und Freelan Stanley gefertigten Fahrzeugs für 250.000 US-Dollar (nur ein Wagen war bereits gebaut, aber 199 weitere waren bestellt), wobei er die Hälfte sofort an den Straßenbauunternehmer Amzi L. Barber weiterveräußerte. Die Partnerschaft dauerte nur 14 Tage; Walker gründete die Mobile Company of America auf dem Gelände der Stanley-Werke in Tarrytown (New York), wogegen Barber nach Bridgeport in Connecticut umzog, weil die Stanley-Brüder zu Direktoren von Locomobile ernannt worden waren.[1]
Locomobile begann mit der Fertigung von Dampfwagen. Die Dampf-Locomobiles waren unzuverlässig, schwierig zu bedienen, leicht entzündlich, hatten zu kleine Wassertanks (die nur für ca. 32 km Fahrstrecke reichten)[1] und mussten lange angeheizt werden. Rudyard Kipling beschrieb so ein Fahrzeug als „vernickelten Betrug“.[1] Trotzdem waren sie interessant und die amerikanische Mittelschicht schrie nach der neuesten Technologie. Vertreter, Ärzte und andere Leute, die schnell von einem Ort an einen anderen kommen mussten, fanden dieses Fahrzeug nützlich. Von 1899 bis 1902 wurden über 4000 Exemplare gebaut.[1] Die meisten hatten einfache Zweizylindermaschinen mit 927 cm³ Hubraum und einen drahtumwickelten Hochdruckkessel, der mit Naphtha beheizt wurde. Typisch für die Locomobile-Produkte war der Runabout von 1904 mit zwei Sitzplätzen, der 850 Dollar kostete. Die Zweizylinder-Dampfmaschine war in der Mitte des Holzrahmen-Fahrzeugs eingebaut.
Während des Burenkrieges wurden Locomobile-Fahrzeuge als erste Autos in einem Krieg eingesetzt, und zwar als Generator-, Beleuchtungs- und Küchenfahrzeug, Letzteres mit dem (für britischen Geschmack unschätzbaren) Vorteil, dass man aus dem Kesselwasser sofort eine Tasse Tee aufgießen konnte.[1]
Das war jedoch kein sicherer Weg zum wirtschaftlichen Erfolg, nicht einmal in Großbritannien, und Locomobile fing 1902 an, mit Benzinmotoren zu experimentieren, wobei sie mit einem Vierzylindermodell mit Stahlrahmen, das von Andrew L. Riker konstruiert worden war, begannen. Die Versuche waren so überzeugend, dass Locomobile im folgenden Jahr die Produktion von Dampfwagen einstellte und die Rechte den Stanley-Brüdern für 20.000 Dollar zurückverkaufte.[1]
Der Locomobile-Tourenwagen von 1904 bot Platz für 5 Passagiere und kostete 4500 Dollar. Der vorn im Wagen eingebaute wassergekühlte Reihenvierzylindermotor leistete 16 bhp (11,8 kW). Ein Dreigang-Stirnradgetriebe wie bei den Konkurrenten war ebenfalls eingebaut. Der Wagen mit Winkeleisenrahmen wog 998 kg.
Wie andere frühe Automobilhersteller beteiligte sich auch Locomobile an Autorennen, z. B. am Gordon-Bennett-Cup 1905 mit einem 17,7-l-Rennwagen. Mit Getriebeschaden und ohne Ersatzteile schaffte Rennfahrer Joe Tracy nur zwei Runden auf dem Auvergne-Ring, bevor das Getriebe komplett auseinanderfiel. Besser erging es Tracy beim Vanderbilt Cup im gleichen Jahr, wo er Dritter wurde.[1] Beim Vanderbilt Cup 1906 schied Tracys Locomobile mit seitengesteuertem 16,2-l-Motor wegen Reifenschadens aus, aber 1908 gewann George Robertson in diesem Wagen die Veranstaltung vor seinem Markenkollegen Joe Florida auf dem dritten Platz. Damit war der Locomobile das erste amerikanische Auto, das ein internationales Rennen gewann. Das war eine hohe Vorgabe für Locomobile, die sich bald aus dem Renngeschehen verabschiedeten, obwohl Orin Davis 1913 das Rennen Los Angeles – Phoenix gewann.[1]
Dank der Rennerfolge hatte sich Locomobile bald einen guten Ruf für zuverlässige und schnelle Luxuswagen erworben. Der Locomobile 40 Runabout war ein Zweisitzer mit 60 bhp (44 kW) Leistung und kostete 4750 Dollar (heute ein Gegenwert von etwa 85.000 Euro).
Von 1912 bis 1916 entstanden Lastkraftwagen.[2] Von 1916 bis 1921 wurde dafür der Markenname Riker verwendet.[3]
Von 1919 bis 1921 gehörte das Unternehmen zum Konzern Hare’s Motors.
1922 wurde Locomobile von Durant Motors aufgekauft, die den Markennamen Locomobile für ihre Spitzenprodukte noch bis 1929 nutzten.
Locomobile in der Literatur
In dem Mitte der 1920er-Jahre spielenden Roman The Power of the Dog (1967) von Thomas Savage wird das Locomobile von Protagonist Peter Gordon höher als der Pierce-Arrow eingeschätzt: „Dies waren die Fahrzeuge der Reichen und Mächtigen, und er wusste, dass nur das Locomobile (u. a. von General Pershing bevorzugt) dem Pierce Paroli bieten konnte.“[4]
In Clive Cusslers Novelle von 2007, The Chase, kommt ein Locomobile von 1905 vor.
In Dashiell Hammetts Mysteriengeschichte von 1925, Scorched Face, fuhren die reichen Mädchen, die der „Continental Op“ suchte, ein Locomobile “mit besonderer Cabriolet-Karosserie”, als sie verschwanden.
Pkw-Modelle
Modell | Bauzeitraum | Zylinder | Leistung | Radstand (mm) |
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Steam Runabout | 1899–1904 | 2 Reihe (Dampf) | ||
Steam Buggy | 1901–1902 | 2 Reihe (Dampf) | ||
Steam Locosurrey | 1901–1904 | 2 Reihe (Dampf) | 1905–2363 | |
Steam Locotrap | 1902 | 2 Reihe (Dampf) | ||
Steam Locodilivery | 1902 | 2 Reihe (Dampf) | ||
A | 1902–1904 | 2 Reihe (Dampf) | 2159 | |
B | 1902–1904 | 2 Reihe (Dampf) | 2007 | |
C | 1903–1904 | 2 Reihe | 9–12 bhp (6,6–8,8 kW) | 1930 |
D | 1903–1905 | 4 Reihe | 16–25 bhp (11,8–18,4 kW) | 2184–2438 |
Dos-a-Dos | 1903–1904 | 2 Reihe (Dampf) | 2007 | |
E | 1905–1908 | 4 Reihe | 20 bhp (14,7 kW) | 2337–2946 |
H | 1905–1907 | 4 Reihe | 35 bhp (26 kW) | 2692–3048 |
F | 1905 | 4 Reihe | 45 bhp (33 kW) | 2794 |
Special | 1906–1907 | 4 Reihe | 90 bhp (66 kW) | 2794 |
I | 1908 | 4 Reihe | 40 bhp (29 kW) | 3124 |
30 (L) | 1909–1913 | 4 Reihe | 30–32 bhp (22–23,5 kW) | 3048 |
40 (I) | 1909–1910 | 4 Reihe | 40 bhp (29 kW) | 3124 |
48 (M) | 1910–1929 | 6 Reihe | 48–103 bhp (35–76 kW) | 3175–3607 |
38 (R) | 1913–1918 | 6 Reihe | 43 bhp (32 kW) | 3048–3556 |
Junior 8 | 1925–1927 | 8 Reihe | 66 bhp (48,5 kW) | 3150 |
90 | 1926–1929 | 6 Reihe | 86 bhp (63 kW) | 3505 |
8-80 | 1927–1928 | 8 Reihe | 90 bhp (66 kW) | 3302 |
88 | 1929 | 8 Reihe | 115 bhp (84,6 kW) | 3302 |
Pkw-Produktionszahlen
Jahr | Produktionszahl |
---|---|
1899 | 337 |
1900 | 767 |
1901 | 1.561 |
1902 | 2.750 |
1903 | 1.897 |
1904 | 927 |
1905 | 688 |
1906 | 723 |
1907 | 627 |
1908 | 1.000 |
1909 | 1.000 |
1910 | 1.000 |
1911 | 1.000 |
1912 | 1.000 |
1913 | 1.000 |
1914 | 1.000 |
1915 | 1.000 |
1916 | 1.000 |
1917 | 1.000 |
1918 | 627 |
1919 | 429 |
1920 | 1.000 |
1921 | 721 |
1922 | 221 |
1923 | 116 |
1924 | 230 |
1925 | 828 |
1926 | 2.586 |
1927 | 2.037 |
1928 | 1.112 |
1929 | 327 |
Summe | 30.511 |
Quelle:[5]
Literatur
- Beverly Rae Kimes, Henry Austin Clark Jr.: Standard catalog of American Cars. 1805–1942. 3. Auflage. Krause Publications, Iola 1996, ISBN 0-87341-428-4, S. 890–897 (englisch).
- Frank Leslie's Popular Monthly (Januar 1904)
- Donald L. Ball: The Genealogy of the Locomobile Steam Carriage, 1899–1904. 1994.
- Werbung: Recent Awards for the Locomobile, Overland Monthly and Out West Magazine XL 3, September 1902
Weblinks
- Locomobile (1906), die Geschichte vom Sieg beim Vanderbuilt-Cup 1908
- The Locomobile Catalog (Memento vom 16. Dezember 2013 im Internet Archive) Auf durantcars.com (englisch).
- Locomobile Company (1902-1928): (Memento vom 3. Juli 2007 im Internet Archive) Auf thehenryford.org (englisch).
- The Locomobile Society of America Auf locomobilesociety.com (englisch).
- List of cars manufactured by The Locomotive Company of America Auf locomobilesociety.com (englisch).
Einzelnachweise
- David B. Wise: British Steam-Car Pioneers. in Tom Northey: World of Automobiles. Ausgabe 11, Orbis Publishing, London 1974.
- George Nicholas Georgano (Herausgeber): The Complete Encyclopedia of Commercial Vehicles. Motorbooks International, Osceola 1979, ISBN 0-87341-024-6, S. 392 (englisch).
- George Nicholas Georgano (Herausgeber): The Complete Encyclopedia of Commercial Vehicles. Motorbooks International, Osceola 1979, ISBN 0-87341-024-6, S. 523 (englisch).
- Vgl. Thomas Savage: The Power of the Dog. Vintage Books, London 2016, S. 260.
- Beverly Rae Kimes, Henry Austin Clark Jr.: Standard catalog of American Cars. 1805–1942. 3. Auflage. Krause Publications, Iola 1996, ISBN 0-87341-428-4, S. 890–897 (englisch).