Monolith
Monolith (altgriechisch μονόλιθος monólithos, deutsch ‚einheitlicher Stein‘ oder wörtlich ‚Ein-Stein‘, aus μονο- mono- ‚einzel-‘ und λίθος líthos ‚Stein‘) ist eine eher allgemeinsprachliche Bezeichnung für einen natürlich entstandenen oder bearbeiteten, aus nur einer Gesteinsart bestehenden Gesteinsblock.
Das entsprechende Adjektiv monolithisch wird auch im übertragenen Sinne genutzt und bedeutet dann meist so viel wie „kompakt“, „aus einem Guss“ oder auch „gleichgeschaltet“.
Natürliche „Monolithe“
Das Wort „Monolith“ findet sich in verschiedenen Zusammenhängen in wissenschaftlicher und populärwissenschaftlicher Literatur, und im englischsprachigen Raum auch in Publikationen mit Schwerpunkt Geologie oder Geomorphologie. Allerdings ist es in zahlreichen geologischen Wörterbüchern nicht verschlagwortet. Die fünfte Auflage des Glossary of Geology (2011) nennt folgende Bedeutungen:
- Ein Gesteinsstück ohne Risse und Brüche, dessen Abmessungen mehrere Meter überschreiten, beispielsweise ein unverwitterter Findling
- Eine große aufragende Felsmasse, beispielsweise eine Lavanadel
- Einer von mehreren großen Blöcken aus Stein, die die Bauteile eines Bauwerks bilden (siehe unten)
- In der Bodenkunde ein vertikales Profil, das angefertigt wird, um die Abfolge der Bodenhorizonte aufzuzeigen*
Die ersten beiden Bedeutungen des Wortes, die einen unmittelbaren Bezug zu Geologie und Geomorphologie besitzen, spiegeln sich wider in der Bezeichnung mehrerer geographischer Objekte als „Monolithe“, die, abgesehen von relativ steilen blanken Felswänden und einem flachen Gipfelplateau, eigentlich nur wenig gemeinsam haben. Dazu gehören:
- Inselberge
- Uluṟu (Ayers Rock), Northern Territory, Australien:
- besteht aus steilgestellten Sandsteinschichten
- hat einen annähernd runden, im Verhältnis zur Höhe großen Grundriss und ein entsprechend großes Gipfelplateau
- Mount Augustus, Western Australia, Australien:
- besteht aus Sandstein und anderen Gesteinen, die eine Antiklinalstruktur bilden
- ist eher ein langgestreckter Rücken
- Devils Tower, Wyoming, USA:
- besteht aus säulig geklüftetem Phonolith
- hat einen annähernd runden, im Verhältnis zur Höhe kleinen Grundriss und ein entsprechend kleines Gipfelplateau
- Uluṟu (Ayers Rock), Northern Territory, Australien:
- Felsentürme innerhalb eines Berglandes
- Angels Landing und Great White Throne in Utah, USA
- bestehen beide aus horizontal liegenden Sandsteinschichten
- Angels Landing und Great White Throne in Utah, USA
- sonstige Objekte:
- El Capitan, Kalifornien, USA, ein prominenter Vorsprung in der granitischen Nordwand des Tals des Merced River (Yosemite-Nationalpark)
- Der Phobos-Monolith, ein großer Block auf dem Marsmond Phobos, über den faktisch nichts weiter bekannt ist
Bei näherer Betrachtung ist die Bezeichnung „Monolith“ für einige dieser Objekte jedoch eher ungeeignet. So besteht der Mount Augustus und möglicherweise auch der Phobos-Monolith aus mehr als einer Gesteinsart, das Gestein des Devils Towers ist stark geklüftet, und El Capitan ist keine wirklich eigenständige morphologische Struktur. Hinzu kommt, dass der Ausdruck „Monolith“ vor allem auch in der Archäologie verwendet wird, wo er meist aus dem natürlichen Gesteinsverband herausgebrochene, behauene Natursteinobjekte bezeichnet (siehe unten). Wegen dieser Begriffsunschärfen und Uneindeutigkeiten ist „Monolith“ als geologisch-geomorphologischer Terminus möglichst zu vermeiden.
Von Menschenhand geschaffene oder bearbeitete Monolithe
Die Ausdrücke „Monolith“ oder „monolithisch“ werden nicht nur für natürliche, sondern insbesondere auch für von Menschenhand erschaffene oder zumindest modifizierte Objekte benutzt, beispielsweise für
- die aus der Jungsteinzeit und Bronzezeit überlieferten Megalithen (u. a. Menhire sowie die Trag- bzw. Decksteine von Dolmen etc.),
- die detailreicher gearbeiteten Statuenmenhire, Obelisken und Säulen jüngerer bzw. höher entwickelter Kulturen,
- Architravblöcke, Taufsteine etc.
Auch die Buddha-Statuen aus dem Bamiyan-Tal (Afghanistan), die Jain-Statue Bahubalis von Shravanabelagola (Indien), die Kolossalköpfe der Olmeken aus Veracruz (Mexiko), die Moai der Osterinsel und die Präsidentenköpfe vom Mount Rushmore (USA) werden regelmäßig als „Monolithen“ oder „monolithisch“ beschrieben.
Im modernen Bauwesen werden faktisch alle Stahlbetonbauteile als monolithische Bauteile bezeichnet, da sie aus einem Stück gegossen sind (siehe auch → Monolithische Kuppel). Verbindungen zwischen zwei solchen Bauteilen werden monolithische Verbindung oder monolithischer Anschluss genannt. Auch für Kunst- und Gebrauchsgegenstände aus „Gussbeton“ werden bisweilen die Bezeichnungen „Monolith“ oder „monolithisch“ verwendet.
Weitere Verwendungen der Ausdrücke „Monolith“ und „monolithisch“
- monolithische Kernel sind Betriebssystemkernel (z. B. bei älteren Linux-Versionen), deren einzelne Komponenten (Gerätetreiber, Dateisysteme, Funktionserweiterungen etc.) sich in einem gemeinsamen, nicht getrennten oder geschützten Bereich befinden. Im Vergleich dazu versuchen Mikrokernel-Systeme ihre einzelnen Komponenten (Kernel-Module) getrennt voneinander, in eigenständigen geschützten Einheiten zu organisieren (z. B. GNU Hurd, L4). Moderne Kernel sind überwiegend Hybride aus beiden Konzepten (z. B. aktuelles Linux, Windows NT, Darwin).
- Integrierte Schaltkreise, die auf nur einem einzigen (Silizium-)Kristall (Chip) aufgebaut sind, werden als monolithisch bezeichnet – im Gegensatz z. B. zur Dickschicht-Hybridtechnik.
- In der Flüssigchromatographie werden stationäre Phasen als monolithisch oder Monolithen bezeichnet, wenn sie nicht aus vielen dicht gepackten, einzelnen unporösen oder porösen Partikeln bestehen, sondern aus einem Einzelstück hochporösen Materials (z. B. aus Silicagel oder einem organischen Polymer).[2]
- In der Raumfahrt werden Raumstationen als monolithisch bezeichnet, wenn sie aus einer einzigen Einheit bestehen, was auf frühe und relativ kleine Raumstationen wie die der sowjetischen Saljut-Reihe zutraf. Modernere und größere Raumstationen wie die Mir oder die ISS waren bzw. sind hingegen modular aufgebaut.
- Parteien oder Organisationen können als monolithisch beschrieben werden. Dies suggeriert Trägheit, Konservatismus und lange tradierte Entscheidungsstrukturen. Josef Stalin wird in diesem Sinn heute als „Machtkoloss“ und sein System als „monolithisch“ bewertet. Auch die CDU wurde in der Literatur als monolithische Handlungseinheit beschrieben; dies wurde jedoch von Josef Schmid verworfen.[3]
Populärkultur
Im Roman und Film 2001: Odyssee im Weltraum von Arthur C. Clarke bzw. Stanley Kubrick ist ein schwarzer, perfekt quaderförmiger Monolith, dessen Kanten ein Längenverhältnis von 1:4:9 aufweisen, Symbol einer höheren, möglicherweise außerirdischen Intelligenz. Als Anspielung darauf verwenden mehrere Videospiele, welche die Besiedlung von Planeten oder Monden im Fokus haben, eine Art von Monolith, um anzuzeigen, dass intelligentes Leben vor Ort gewesen war. Zum Beispiel kann man in der letzten Spielphase des evolutionsbasierten Videospiels Spore einen Monolithen auf einen von primitiven Lebensformen besiedelten Planeten setzen, um jene schneller in das Raumfahrt-Zeitalter zu bringen.[4]
Wohl inspiriert durch Clarkes Buch und/oder Kubricks Film wurde 2020 in der Wüste von Utah von Unbekannten eine Metallstele installiert, die als „Monolith von Utah“ in feuilletonistischen Medien rezipiert wurde und nachfolgend mehr oder weniger gelungen in verschiedenen Regionen der Erde nachgeahmt wurde.
Bei der schweizerischen Landesausstellung Expo.02 im Drei-Seen-Land installierte der französische Architekt Jean Nouvel einen begehbaren Stahlblechwürfel mit 34 Metern Kantenlänge im Murtensee und nannte ihn „Monolith“.
Literatur
- Robert P. Bourman, Clifford D. Ollier, Solomon Buckman: Inselbergs and monoliths: a comparative review of two iconic Australian landforms, Uluru (Ayers Rock) and Burringurrah (MountAugustus). In: Zeitschrift für Geomorphologie. Band 59, Nr. 2, 2015, S. 197–227, doi:10.1127/0372-8854/2014/0148, (alternativer Volltextzugriff: ResearchGate).
Einzelnachweise
- Hans-Peter Blume, Karl Stahr, Peter Leinweber: Bodenkundliches Praktikum – Eine Einführung in pedologisches Arbeiten für Ökologen, Land- und Forstwirte, Geo- und Umweltwissenschaftler. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2010, ISBN 978-3-8274-1553-0, S. 60.
- Veronika R. Meyer: Praxis der Hochleistungs-Flüssigchromatographie. 10., vollst. überarb. und erweit. Auflage. Wiley-VCH, Weinheim 2008, ISBN 978-3-527-32046-2, S. 114 ff.
- Josef Schmid: Expertenbefragung und Informationsgespräch in der Parteienforschung: Wie föderalistisch ist die CDU? In: Ulrich von Alemann (Hrsg.): Politikwissenschaftliche Methoden – Grundriß für Studium und Forschung. Springer, Berlin/ Heidelberg 1995, S. 293–326, doi:10.1007/978-3-663-05982-0_6.
- Haupt-Entwickler Will Wright spricht dies im TED-Talk Will Wright: Spore, birth of a game an