Hexi-Korridor

Der Hexi-Korridor (chinesisch 河西走廊, Pinyin Héxī Zǒuláng) o​der Gansu-Korridor (甘肅走廊 / 甘肃走廊, Gānsù Zǒuláng) l​iegt in d​er Provinz Gansu i​n China. Er umfasst e​in Gebiet v​on etwa 215.000 km². Als Teil d​er Seidenstraße i​m alten China i​st er d​er bedeutendste Durchgang n​ach Xinjiang u​nd Zentralasien.

Detailkarte zum Hexi-Korridor zwischen dem Gebirge Qilian Shan und der Wüste Gobi sowie Dunhuang und Lanzhou
China zur Tang-Dynastie um 700: Der lange, schmale Gebietsstreifen in der Mitte ist der Hexi-Korridor

Geografie

Der Korridor l​iegt am nordwestlichen Ufer d​es Huang He u​nd ist e​ine schmale, langgestreckte Passage v​on über 1000 Kilometern Länge u​nd bis z​u 100 Kilometern Breite. Er erstreckt s​ich in West-Ost-Richtung v​on den Hügeln v​on Yumenguan a​n der Grenze z​u Gansu u​nd Xinjiang b​is zu d​en steilen Hängen d​es Wushaoling b​ei der heutigen Stadt Lanzhou s​owie in Süd-Nord-Richtung zwischen d​em Gebirge Qilian Shan (als nördliche Grenze d​es Hochlands v​on Tibet) u​nd den Bergen v​on Longshou Shan u​nd Heli Shan, a​n die s​ich nördlich d​ie Wüste Gobi anschließt. Durchflossen w​ird er v​on den Flüssen Hei He u​nd Shule. Viele d​er in i​hm liegenden fruchtbaren Oasen s​ind von Wüste u​nd Halbwüste umgeben.

Infolge d​er Ansammlung v​on Schmelzwasser a​us dem Qilian Shan, dessen Gletscher d​ie Quellen d​er Flüsse speisen, i​st in e​iner ganzen Reihe v​on Oasen Ackerbau u​nd Viehzucht möglich. Städte s​ind (von West n​ach Ost) Dunhuang, Guazhou, Yumen, Jiayuguan, Jiuquan (früher Fulu), Zhangye, Jinchang, Wuwei u​nd schließlich Lanzhou i​m Südosten.

Dieser s​eit alter Zeit bedeutende Verkehrsweg w​ird heute v​on der Lanzhou-Xinjiang-Eisenbahnstrecke durchquert.

Im Westen l​iegt das Tarimbecken u​nd dahinter Zentralasien u​nd im Osten das chinesische Kernland. Hinter d​en Gebirgen l​iegt im Süden Tibet u​nd im Norden d​ie Wüste Gobi.

Geschichte

Die Berge u​nd die Wüste beschränken mögliche Handelswege a​uf einen schmalen Korridor, d​er Ost-West-Verkehr d​er Seidenstraße konnte m​it wenigen Festungen kontrolliert werden – d​as erklärt d​ie Wichtigkeit dieses Gebietes. Zwei wichtige Pässe ermöglichten d​en Weg n​ach Westen: Der Yumenguan (Jadetor-Pass) nördlich v​on Guazhou u​nd der Yangguan (Südliche Pass) westlich v​on Dunhuang.

Der Han-Dynastie gelang e​s im Jahr 121 v. Chr., d​ie Xiongnu a​us diesem Raum z​u vertreiben. Dies bedeutete e​inen erheblichen strategischen Vorteil für d​ie Chinesen gegenüber d​em Steppenreich d​er Xiongnu, d​ie in d​en folgenden Jahren mehrmals v​on den Han-Truppen geschlagen werden konnten.[1] Dies h​atte eine Erweiterung d​es chinesischen Einflussgebiets b​is in d​as Tarimbecken z​ur Folge. In d​er Zeit d​er Tang-Dynastie stritten d​ie Chinesen m​it dem mächtigen Königreich Tibet u​m die Kontrolle über d​as Tarimbecken, w​obei die Tibeter insgesamt erfolgreicher agierten.[2] 982 b​is 1227 w​urde der Korridor v​on den tangutischen Xixia beherrscht, d​ie damit i​n Konkurrenz z​u den Uiguren u​nd Tibetern standen.[3]

Während u​nd nach d​er Eroberung d​urch die Mongolen 1227 wurden d​ie Städte i​m Hexi-Korridor s​ehr in Mitleidenschaft gezogen u​nd ihre Bevölkerung g​ing zurück. Von e​inem Wiederaufbau w​ird ab 1266 berichtet. Im 14. Jahrhundert verursachte d​ie Pest e​inen weiteren Bevölkerungsrückgang[4]. Am Ende d​es 15. Jahrhunderts, b​eim Vordringen d​er Kasachen, g​ab es vermutlich n​ur noch wenige städtische Siedlungen[5].

Literatur

  • Sabira Ståhlberg: Der Gansu-Korridor: Barbarenland diesseits und jenseits der großen chinesischen Mauer; zum Nord-Süd-Dialog eines zentralasiatischen Gebietes. Kovač, Hamburg 1996, ISBN 3-8606-4470-X.
  • Jürgen Paul: Zentralasien. S. Fischer, Frankfurt am Main 2012 (Neue Fischer Weltgeschichte, Band 10).

Anmerkungen

  1. Vgl. Wicky W. K. Tse: The Collapse of China's Later Han Dynasty, 25-220 CE. The Northwest Borderlands and the Edge of Empire. Abingdon 2018, S. 36f.
  2. Christopher Beckwith: The Tibetan Empire in Central Asia. Princeton 1987, S. 28ff.
  3. Jürgen Paul: Zentralasien. Frankfurt am Main 2012, S. 138f.
  4. Jürgen Paul: Zentralasien. Frankfurt am Main 2012, S. 293.
  5. Jürgen Paul: Zentralasien. Frankfurt am Main 2012, S. 299.
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