Askar Akajew
Askar Akajewitsch Akajew (kirgisisch/russisch Аскар Акаевич Акаев; * 10. November 1944 in Kysyl-Bajrak, Kirgisische SSR) war 1990–1991 Präsident der Kirgisischen SSR und 1991–2005 der erste Staatspräsident des unabhängigen Kirgisistan.
Leben
Nach einem Physikstudium in Leningrad (dem heutigen Sankt Petersburg) schlug er eine wissenschaftliche Laufbahn ein. Ende der 1980er Jahre wurde er zum Präsidenten der Kirgisischen Akademie der Wissenschaften ernannt. Er war Mitglied im ZK der KPdSU und wurde 1990 vom Obersten Sowjet der Kirgisischen SSR zum Parlamentspräsidenten ernannt.
Er vermittelte zwischen den verschiedenen Volksgruppen seines Landes und führte regelmäßige Aussprachen am Runden Tisch durch. Am 27. Oktober 1990 wurde er durch das Parlament zum Staatspräsidenten der Kirgisischen SSR gewählt.
Nach dem Augustputsch in Moskau von 1991 erklärte Akajew seine Republik für unabhängig. Bei der ersten Präsidentschaftswahl in Kirgisistan 1991, wie auch bei den Wahlen am 24. Dezember 1995, wurde er in seinem Amt bestätigt.
Kirgisistan war einst ein Vorbild in Sachen Demokratie unter den GUS-Staaten. Der zunehmend autoritäre Regierungsstil des Präsidenten verwandelte das Land jedoch in eine Autokratie. Obwohl die Verfassung nur zwei Amtszeiten vorsah, entschied das Verfassungsgericht im Sommer 1998, dass der Präsident sich im Jahr 2000 erneut zur Wahl stellen konnte, da bei seiner ersten Wahl die erst 1993 in Kraft getretene Verfassung noch nicht galt. Die Wahlen vom 29. Oktober 2000 waren dann von massiven Unregelmäßigkeiten begleitet.
Erneute Wahlfälschungen und andere Unregelmäßigkeiten gab es bei den Wahlen 2005 nach Aussagen von internationalen Organisationen. So wurde durch die Lenkung und Zensur der Medien ein fairer Wahlkampf für die Opposition unmöglich gemacht. Der Ausgang der Wahl hat zu anhaltenden massiven Unruhen geführt, unter anderem mit Demonstrationen und Besetzungen von öffentlichen Gebäuden. Am 22. März gab Akajew dann eine teilweise Überprüfung (regionaler) Wahlergebnisse bekannt, was jedoch von der demokratischen Opposition als taktischer Schachzug gesehen wurde. Am 24. März sah sich Akajew gezwungen, nach Kasachstan zu fliehen, nachdem Demonstranten mehrere Regierungsgebäude besetzt hatten und Russland angekündigt hatte, es werde nicht intervenieren. Von Kasachstan aus floh er weiter nach Moskau, wo er am 4. April 2005 offiziell seinen Rücktritt als Präsident Kirgisistans verkündete. Am nächsten Tag bedauerte Akajew die Ausschreitungen in einer Videoansprache und entschuldigte sich dafür bei seinen Landsleuten.
Anlässlich des Todes seines älteren Bruders im August 2014 wollte Akajew wieder in die Heimat zurückkehren. Doch auf dem Weg zum Flughafen verzichtete er plötzlich auf die Reise, nachdem ihm mitgeteilt wurde, er könne direkt nach seiner Ankunft in Bishkek festgenommen werden. Nach eigenen Angaben habe sich Akajew nach seiner Absetzung komplett aus der Politik herausgehalten und verfolge nur gelegentlich die politischen Entwicklungen in Kirgistan.[1]
2006 wurde er zum auswärtigen Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften gewählt.[2]
Publikationen (Auswahl)
- Holographic Memory. New York, NY: Allerton Press, 1997.
- Log-Periodic Oscillation Analysis Forecasts the Burst of the “Gold Bubble” in April – June 2011 // Structure and Dynamics 4/3 (2010): 1-11.
- Technological development and protest waves: Arab spring as a trigger of the global phase transition // Technological Forecasting & Social Change 116 (2017): 316–321.
Weblinks
- Literatur von und über Askar Akajew im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Website Akajews (Memento vom 4. Januar 2007 im Internet Archive)
- Interview im Spiegel
Einzelnachweise
- Екатерина Ларинина: Беженец от тюльпанов. Аскар Акаев уже 10 лет не был на родине. 4. April 2015, abgerufen am 17. Oktober 2017 (russisch).
- Ausländische Mitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften: Акаев, Аскар Акаевич. Russische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 24. März 2021 (russisch).