Liao-Dynastie
Die Liao-Dynastie (chinesisch 遼朝 / 辽朝, Pinyin Liáocháo) war eine Dynastie und ein Reich im Norden des heutigen Chinas von 916 bis 1125. Das Herrscherhaus und ein Teil der Untertanen waren Angehörige des (proto-)mongolischen Volks der Kitan. Der Dynastie- und Reichsgründer war Abaoji († 926).
Geschichte
916 bis 960
Nach dem Ende der Tang-Dynastie herrschte in Nordchina in der Zeit der Fünf Dynastien und Zehn Reiche ein Machtvakuum. Abaojis Sohn Deguang (926–947) mischte sich 936 in die inneren Auseinandersetzungen der Han-Chinesen ein, setzte den General Shi Jingtang 石敬瑭 († 942) als Kaiser ein und beanspruchte „als Dank“ große Teile des Landes (Spätere Jin-Dynastie, Hòu Jìn 後晉: 936–947). Shi Jingtangs Neffe und Nachfolger versuchte sich unter dem Einfluss eines Ministers von Deguangs Vormundschaft zu befreien, wurde aber 946 geschlagen. Die Kitan besetzten seine Hauptstadt Kaifeng (das damals „Bianjing“ hieß) und brachten ihn nach Nordostchina. Deguang versäumte es jedoch, die Plünderungen unter Kontrolle zu bringen und Verwalter zu ernennen, so dass ihn ein Aufstand zur Umkehr zwang. Auf der Rückkehr starb er, während die Han-Chinesen einen neuen Kaiser proklamierten (947).
Es folgte im Herrschaftsbereich der Han-Chinesen die kurzlebige Spätere Han-Dynastie (Hòu Hàn 後漢: 947–950) und die Spätere Zhou-Dynastie (Hòu Zhōu 後周: 951–960).
960-1125 Gegensatz zu den Song
960 entstand den Kitan in der Song-Dynastie ein ebenbürtiger Gegner, der wie einige seiner Vorgänger ebenfalls seine Hauptstadt in Kaifeng hatte. Die Song-Dynastie versuchte 979 Nordchina zurückzuerobern, konnte aber den Kitan-General Yelü Xiuge (耶律休哥, Yēlǜ Xiūgē) vor Peking nicht besiegen. Auch 986 blieb Yelü Xiuge siegreich.
Schließlich griff der Liao-Kaiser Yelü Longxu persönlich Kaifeng an und zwang die Song-Dynastie 1004 zu einem Tributfrieden, der ein Jahrhundert lang Bestand hatte.[1] Während dieser Zeit richtete sich die Politik des Kitan-Reiches gegen die Uiguren (1009), gegen Korea (1014), die Kara-Chaniden (1017) und die Tanguten (1044). Schließlich wurde 1042 der Song-China abverlangte Tribut fast verdoppelt. Die diplomatischen Beziehungen der Liao-Dynastie reichten bis nach Bagdad, es ging dort um eine Heirat.
Zu Beginn des 12. Jahrhunderts beschleunigten Dürren und Überschwemmungen, innerer Streit sowie eine Defensivpolitik den Niedergang des Reiches, das schließlich von den zunächst mit den Song verbündeten Jurchen der Jin-Dynastie 1125 übernommen wurde.
Kaiser
Tempelname | Posthumer Titel | Name | Regierungszeit | Regierungsdevise(n) |
---|---|---|---|---|
Taizu 太祖 | 大聖大明神烈天皇帝 | Yelü Abaoji (耶律阿保機, Yēlǜ Ābǎojī) | 907–926 | Shéncè 神冊 916–922 Tiānzàn 天贊 922–926 Tiānxiǎn 天顯 926 |
Taizong 太宗 | 孝武惠文皇帝 | Yelü Deguang 耶律德光 (耶律德光, Yēlǜ Déguāng) | 926–947 | Tiānxiǎn 天顯 927–938 Huìtóng 會同 938–947 Dàtóng 大同 947 |
Shizong 世宗 | 孝和莊憲皇帝 | Yelü Ruan (耶律阮, Yēlǜ Ruǎn) | 947–951 | Tiānlù 天祿 947–951 |
Muzong 穆宗 | 孝安敬正皇帝 | Yelü Jing (耶律璟, Yēlǜ Jǐng) | 951–969 | Yìnglì 應曆 951–969 |
Jingzong 景宗 | 孝成康靖皇帝 | Yelü Xian (耶律賢, Yēlǜ Xián) | 969–982 | Bǎoníng 保寧 969–979 Qiánhēng 乾亨 979–982 |
Shengzong 聖宗 | 文武大孝宣皇帝 | Yelü Longxu (耶律隆緒, Yēlǜ Lóngxù) | 982–1031 | Qiánhēng 乾亨 982 Tǒnghé 統和 983–1012 Kāitài 開泰 1012–1021 Tàipíng 太平 1021–1031 |
Xingzong 興宗 | 神聖孝章皇帝 | Yelü Zongzhen (耶律宗真, Yēlǜ Zōngzhēn) | 1031–1055 | Jǐngfú 景福 1031–1032 Chóngxī 重熙 1032–1054 |
Daozong 道宗 | 孝文皇帝 | Yelü Hongji (耶律洪基, Yēlǜ Hóngjī) | 1055–1101 | Qīngníng 清寧 1055–1064 Xiányōng 咸雍 1065–1074 Tàikāng 太康 bzw. Dàkāng 大康 1075–1084 Dà’ān 大安 1085–1094 Shòuchāng 壽昌 bzw. Shòulóng 壽隆 1095–1101 |
Tianzuodi 天祚帝 | Yelü Yanxi (耶律延禧, Yēlǜ Yánxǐ) | 1101–1125 | Qiántǒng 乾統 1101–1110 Tiānqìng 天慶 1111–1120 Bǎodà 保大 1121–1125 |
Siehe auch
Literatur
- Jacques Gernet: A History Of Chinese Civilization. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 1982, ISBN 0-521-24130-8 (englisch).
- Frederick W. Mote: Imperial China. 900–1800. Harvard University Press, Cambridge MA u. a. 1999, ISBN 0-674-44515-5, S. 31–91 (englisch).
- Karl A. Wittfogel, Fêng Chia-Shêng: History of Chinese society. Liao. (907–1125) (= Transactions of the American Philosophical Society. New Series 36). American Philosophical Society, Philadelphia PA 1949, JSTOR 1005570.
- David Curtis Wright: From War to Diplomatic Parity in Eleventh-Century China. Sung’s Foreign Relations with Kitan Liao (= History of Warfare. 33). Brill, Leiden u. a. 2005, ISBN 90-04-14456-0.
Weblinks
- Drachen aus Seide, Blumen aus Gold: Textile Schätze der chinesischen Liao-Dynastie (907–1125). Sonderausstellung und englischsprachiger Katalog der Abegg-Stiftung, 3132 Riggisberg/Schweiz, 29. April–11. November 2007. (Nicht mehr online verfügbar.) In: abegg-stiftung.ch. Abegg-Stiftung, archiviert vom Original am 5. April 2007 (Link zum Text folgen).
- Gilded Splendor–Treasures of China’s Liao Empire (907–1125) (Ausstellung und Online-Dokumentation, Asia Society and Museum) (englisch)
- Valerie Hansen: The World in the Year 1000: The View from Beijing. (Nicht mehr online verfügbar.) In: ias.umn.edu. University of Minnesota, 23. Oktober 2012, archiviert vom Original am 3. März 2016 (englisch).
Anmerkungen
- Siehe Christian Schwarz-Schilling: Der Friede von Shan-Yüan. (1005 n. Chr.). Ein Beitrag zur Geschichte der chinesischen Diplomatie (= Asiatische Forschungen. 1, ISSN 0571-320X). Harrassowitz, Wiesbaden 1959, (München, Universität, Philosophische Fakultät, Dissertation, 1956).