Lawrence (Kansas)
Lawrence ist eine Stadt in den Vereinigten Staaten im Nordosten des Bundesstaates Kansas, Verwaltungssitz von Douglas County. Lawrence hatte im Jahre 2016 eine Einwohnerzahl von 95.358, die jedoch ständig schwankt. Dieses liegt daran, dass es die University of Kansas beherbergt, also fällt die Einwohnerzahl jeden Sommer mit dem Schwund von Studenten. Lawrence gehört zu den wenigen „blauen Flecken“ von Kansas: Bei den letzten vier Präsidentschaftswahlen hatten immer die Demokraten die meisten Stimmen.
Lawrence | |
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Spitzname: Larryville; Midwest Oasis | |
Die Innenstadt von Lawrence, Blick südwärts auf die Massachusetts Street | |
Lage in Kansas | |
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Basisdaten | |
Gründung: | 1854 |
Staat: | Vereinigte Staaten |
Bundesstaat: | Kansas |
County: | Douglas County |
Koordinaten: | 38° 58′ N, 95° 15′ W |
Zeitzone: | Central (UTC−6/−5) |
Einwohner: – Metropolregion: | 94.934 (Stand: 2020) 119.440 (Stand: 2016) |
Fläche: | 74,3 km² (ca. 29 mi²) davon 72,8 km² (ca. 28 mi²) Land |
Höhe: | 256 m |
Postleitzahlen: | 66044-66047, 66049 |
Vorwahl: | +1 785 |
FIPS: | 20-38900 |
GNIS-ID: | 0479145 |
Website: | lawrenceks.org |
Bürgermeister: | Mike Amyx |
Geographie und Verkehr
Lage und Landschaft
Lawrence befindet sich 66 km westlich von Kansas City sowie 43 km östlich von Topeka. Die Stadt liegt an der Mündung des Flusses Wakarusa in den Kansas River (auch Kaw River). Im Zentrum der Stadt erhebt sich ein Hügel, der Mount Oread, auf dem sich die Hauptgebäude der University of Kansas befinden. Südwestlich der Stadt bilden die gestauten Gewässer des Wakarusa den Stausee Clinton Lake.
Klima
Über das ganze Jahr gesehen schwanken die durchschnittlichen Temperaturen zwischen −7 °C im Januar und über 30 °C im Juli. Durchschnittlich ist es an 49 Tagen im Jahr über 30 °C heiß. An 96 Tagen im Jahr fällt die Temperatur unter den Gefrierpunkt.
Normalerweise tritt die erste Frostnacht zwischen der dritten Oktober- und der zweiten Novemberwoche auf. Die letzte Frostnacht liegt üblicherweise zwischen der letzten März- und der dritten Aprilwoche.
Die tiefste gemessene Temperatur lag bei −30 °C im Dezember 1989. Die höchste wurde im Juli 1954 mit 43,9 °C gemessen.
Geschichte
Die Stadt wurde 1854 von der New England Emigrant Aid Company gegründet und nach dem Abolitionisten Amos Adams Lawrence benannt.[1] Die New England Emigrant Aid Company war Teil der Anti-Sklaverei-Bewegung und siedelte deshalb gezielt Einwanderer an, die gegen Sklaverei waren. Dies waren zu dieser Zeit auch Deutsche. Ziel war, das noch nicht zum Bundesstaat verfasste Kansas-Territorium bei der vorhersehbaren Konstituierung als Bundesstaat auf die Seite der Gegner der Sklaverei zu bringen. Zum Zeitpunkt der Stadtgründung gab es nämlich in der Union gleich viele Bundesstaaten für und gegen die Sklaverei (jeweils 13).[2] Lawrence war auch Teil der Underground Railroad, eines Netzwerkes, das geflohene Sklaven versteckte und transportierte. Aufgrund der mehrheitlich gegen die Sklaverei gestellten Bevölkerung wurde Lawrence wiederholt Ziel von Überfällen durch Befürworter der Sklaverei (Bleeding Kansas). 1856 belagerte der sklavereifreundliche Sheriff von Douglas County, Samuel J. Jones, die Stadt eine Woche lang, ohne anzugreifen, kehrte dann aber später zurück, um die Büros der abolitionistischen Zeitungen Herald of Freedom und Kansas Free State zu zerstören.[3] Ein Verteidiger der Stadt war der Abolitionist John Brown, der später durch eigene gewaltsame Überfälle auf Sklaverei-Befürworter zur Ikone des Abolitionismus wurde. Im Bürgerkrieg war Lawrence Schauplatz eines Massakers, bei dem 183 Stadtbewohner von konföderierten Guerillatruppen unter William Clark Quantrill ermordet und ein großer Teil der Stadt niedergebrannt wurde. Bei beiden Überfällen auf die Stadt wurde das von der New England Emigrant Aid Company betriebene Hotel (Free State Hotel) niedergebrannt, das allerdings jedes Mal wieder aufgebaut wurde und heute noch in Betrieb ist (unter dem Namen Eldridge Hotel). Diese Ereignisse spiegeln sich im Wappen der Stadt wider, das einen Phönix zeigt, der sich aus der Asche der Stadt erhebt.[4]
Bevölkerung
Demografie
Bevölkerungsentwicklung | |||
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Census | Einwohner | ± in % | |
1860 | 1645 | — | |
1870 | 8320 | 405,8 % | |
1880 | 8510 | 2,3 % | |
1890 | 9997 | 17,5 % | |
1900 | 10.862 | 8,7 % | |
1910 | 12.374 | 13,9 % | |
1920 | 12.456 | 0,7 % | |
1930 | 13.726 | 10,2 % | |
1940 | 14.390 | 4,8 % | |
1950 | 23.351 | 62,3 % | |
1960 | 32.858 | 40,7 % | |
1970 | 45.698 | 39,1 % | |
1980 | 52.738 | 15,4 % | |
1990 | 65.608 | 24,4 % | |
2000 | 80.098 | 22,1 % | |
2010 | 87.643 | 9,4 % | |
Schätzung 2018 | 97.286 | [5] | 11 % |
U.S. Decennial Census[6] |
Derzeit leben in Lawrence 80.098 Menschen (Stand: 2000). Es befinden sich in der Stadt 31.388 Haushalte.
83,8 % der Bevölkerung von Lawrence ist europäischer Abstammung. 23,8 % der Europäischstämmigen haben deutsche Wurzeln.
5,1 % der dort lebenden Menschen sind Afroamerikaner, 2,9 % Indianer, 3,8 % Asiaten, 4,4 % Sonstige.
91,0 % der Einwohner sprechen Englisch als Umgangssprache, weitere 2,9 % bevorzugen Spanisch und 1,0 % Chinesisch. Weitere 5,1 % sprechen sonstige Sprachen (darunter Deutsch)
Religion
In Lawrence gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Religionsgemeinschaften.
- 10 baptistische Gemeinden
- 7 evangelisch-methodistische Gemeinden (darunter eine spezielle Gemeinde für indianischstämmige)
- 5 presbyterianische Gemeinden
- 5 evangelisch-lutherische Kirchengemeinden
- 3 römisch-katholische Kirchengemeinden St. Lawrence, Corpus Christi und St. Theresa
- 1 griechisch-orthodoxe Kirchengemeinde St. Sophia
- 1 evangelisch-reformierte Kirchengemeinde
- 1 anglikanische Kirchengemeinde (Canterbury House)
- 1 Mennoniten-Gemeinde (Peace Mennonite Church USA)
- 1 Mormonen-Gemeinde
- 1 jüdisches Gemeindezentrum (Lawrence Jewish Community Center)
- 1 Bahai-Gemeinde
Infrastruktur
Verkehr
Lawrence lag an den beiden Hauptrouten für Siedler-Trecks im 19. Jahrhundert, dem Oregon Trail und dem Santa Fe Trail.[7]
Lawrence liegt an mehreren Eisenbahnlinien, von denen eine an den Personenverkehr von Amtrak angeschlossen ist, und an der ostwestlich verlaufenden Interstate 70.
Medien
In Lawrence erscheint die Tageszeitung Lawrence-Journal World[8], außerdem gibt es den lokalen Fernsehsender Channel 6.
Bildung
Lawrence ist Sitz der im Jahre 1865 gegründeten University of Kansas, mit fast 30.000 Studierenden die größte Universität in Kansas. Außerdem befindet sich dort die Haskell Indian Nations University, eine Hochschule speziell für Mitglieder von Indianerstämmen, mit ungefähr 1000 Studierenden. In Lawrence ist zudem das Robert J. Dole Institute of Politics[9] ansässig, das Veranstaltungen zur politischen Bildung anbietet und eine Ausstellung zum Leben und Wirken des ehemaligen Senators und Präsidentschaftskandidaten Bob Dole beherbergt. Angeschlossen an die University of Kansas sind ein Naturkundemuseum und das Kunstmuseum Helen Foresman Spencer Museum of Art.[10]
Kultur
Die Schriftsteller William S. Burroughs und Langston Hughes lebten einige Zeit in Lawrence.[11] Jedes Jahr findet das Rockkonzert Wakarusa Music and Camping Festival in Lawrence statt.[12]
Im Naturkundemuseum der University of Kansas steht das ausgestopfte Pferd Comanche, das lange Zeit fälschlicherweise als einziger Überlebender der 7. Kavallerie bei der Schlacht am Little Bighorn zwischen den Truppen General Custers gegen die Indianerstämme unter Sitting Bull und Crazy Horse im Jahre 1876 galt.[13][14]
Politik
Politische Landschaft
Obwohl der Bundesstaat Kansas eher republikanisch geprägt ist, stimmt die Mehrheitsbevölkerung von Lawrence üblicherweise eher für die Demokraten. Douglas County, in dem Lawrence liegt, war eines von den beiden Countys in Kansas, die bei den US-Präsidentschaftswahlen 2004 mehrheitlich für John Kerry gestimmt haben.
Städtepartnerschaften
Rezeption
Lawrence wurde 1983 durch den Film The Day After bekannt.[15] Der Film spielt größtenteils in Lawrence, da es nach Schätzungen eine der wenigen Städte der Vereinigten Staaten sein würde, die einen Nuklearkrieg nahezu unzerstört überstehen würden. Außerdem wollte der Regisseur die Wirkung eines Nuklearkrieges auf den Durchschnittsamerikaner zeigen und wählte deshalb eine Kleinstadt im Mittleren Westen der Vereinigten Staaten. Lawrence liegt in der Nähe des geographischen Zentrums der Vereinigten Staaten (Hawaii und Alaska nicht einberechnet). Wichtig für die Wahl von Lawrence als Schauplatz war auch die Nähe zur Whiteman Air Force Base (ca. 100 Meilen entfernt), einem Luftwaffenstützpunkt, auf dem eine große Zahl Minuteman-Atomraketen stationiert waren.
Im Spielfilm About Schmidt mit Jack Nicholson besucht der Titelheld unter anderem auch Lawrence, wo er studiert hatte. Die Szenen wurden aber nicht in Lawrence gedreht. Außerdem wird die Stadt mehrfach in der Fernsehserie Supernatural erwähnt. Die beiden Hauptcharaktere Sam und Dean Winchester wurden beide dort geboren und kehren im Laufe der Staffeln mehrfach dorthin zurück. In der Serie Jericho – Der Anschlag wird erwähnt, dass Lawrence durch einen Atomschlag zerstört wurde. Die Serie wurde teils in Lawrence gefilmt.[16] Das Massaker von Lawrence ist Teil des Westerns Wer mit dem Teufel reitet mit Tobey Maguire. Ebenso spielt die Serie Heroes in der dritten Staffel in Lawrence.
Josh Ritter schrieb einen Song mit dem Titel Lawrence, KS, der u. a. von Richard Shindell gecovert wurde.
Die Software Google Earth ist beim Start auf den Wohnblock in Lawrence zentriert, in dem einer der Entwickler der Software während seiner Studienzeit an der University of Kansas wohnte.[17]
Söhne und Töchter der Stadt
- Alvan Adams (* 1954), Basketballspieler
- Cattle Annie (1882–1978), Anna Emmaline McDoulet, jugendliche Gesetzlose
- Chuck Berg (1940/41?–2016), Jazzmusiker, Autor und Hochschullehrer für Filmwissenschaften
- Erin Brockovich (* 1960), Rechtsanwaltsgehilfin
- Lawrence Brown (1907–1988), Jazz-Posaunist, Solist in der Duke Ellington Band
- Sarah Buxton (* 1980), Countrysängerin
- Danny Carey (* 1961), Schlagzeuger
- Thomas R. Docking (1954–2017), Politiker
- Robert Fred Ellsworth (1926–2011), Politiker
- Stump Evans (1904–1928), Jazzmusiker
- Addison Frei (* 1992), Jazzmusiker
- Ralph Houk (1919–2010), Spieler, Trainer und Manager im Major League Baseball
- Delbert Mann (1920–2007), Film- und Fernsehregisseur
- Thomas McKnight (* 1941), Maler
- Martha Lavey (1957–2017), Schauspielerin und Theaterintendantin
- Don Mumford (1954–2007), Jazzmusiker
- William Shockley (* 1963), Schauspieler, Musiker und Autor
- Charles A. Sprague (1887–1969), Politiker
- Josh Thompson (* 1962), Biathlet
- Bobby Watson (* 1953), Jazzmusiker
- Jeff Yagher (* 1961), Schauspieler
Weblinks
Einzelnachweise
- James M. McPherson: Für die Freiheit Sterben - Die Geschichte des amerikanischen Bürgerkrieges, Köln 2008, S. 134
- Beschreibung der Besiedlung des Mittleren Westens und des Sklavereikonflikts beim Fernsehsender PBS (englisch)
- Informationen über Sheriff Jones von Territorial Kansas Online - in Englisch
- Beschreibung des Stadtwappens (PDF; 4,4 MB)
- Population and Housing Unit Estimates. Abgerufen am 17. Juli 2019.
- United States Census Bureau: Census of Population and Housing. Archiviert vom Original am 26. April 2015. Abgerufen am 24. Oktober 2013.
- Beschreibung der Trails auf Tourismusseite der Stadt
- Website der Zeitung Lawrence Journal World, abgerufen am 7. Oktober 2021
- Website des Dole Institute of Politics, abgerufen am 7. Oktober 2021
- Webseite Naturkundemuseum (Memento des Originals vom 9. Juni 2010 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Webseite Spencer Museum of Art
- Webseite zu Burroughs in LawrenceWebseite zu Hughes in Lawrence
- http://www.wakarusa.com/ Offizielle Webseite des Festivals
- Comanche im Museum
- Comanche, Horse on Display. Roadside Pet Cemetery
- Bericht zu den Dreharbeiten des Films "The Day After" in Lawrence - in Englisch, bei lawrence.com, abgerufen am 7. Oktober 2021
- Bericht in der Lawrence Journal World
- Artikel im "University Daily Kansan"