Lapplandkrieg
Der Lapplandkrieg war eine militärische Auseinandersetzung zwischen Finnland und den während des Zweiten Weltkrieges im Land stationierten deutschen Truppen. Er dauerte von September 1944 bis April 1945 und war der letzte der drei während des Weltkrieges auf finnischem Boden ausgetragenen Kriege. Es kam dabei auch zu Kampfhandlungen zwischen Wehrmacht und Roter Armee. Die Kräfte auf deutscher Seite wurden von Generaloberst Lothar Rendulic befehligt.
Vorgeschichte
Finnland kämpfte nach der Niederlage im Winterkrieg (1939/40) seit Juni 1941 im Fortsetzungskrieg zusammen mit dem Deutschen Reich gegen die Sowjetunion, um die im Winterkrieg verlorenen Gebiete wiederzuerlangen. Im Januar 1943 kam der finnische Feldmarschall Mannerheim durch die deutsche Niederlage bei Stalingrad und die Sprengung des deutschen Belagerungsrings um Leningrad zu dem Schluss, dass eine deutsche Niederlage absehbar sei. Am 3. Februar 1943 beschloss ein informelles Kriegskabinett in Mikkeli um Marschall Mannerheim, Staatspräsident Risto Ryti und Finanzminister Väinö Tanner, dass angesichts der sich abzeichnenden Niederlage der Deutschen Finnland rechtzeitig separat aus dem Krieg ausscheiden müsse, um seine Existenz zu sichern. Unter der Aufgabe von Ostkarelien sollte die Unabhängigkeit des Landes gewahrt werden.[1]
Noch im Sommer 1944 wehrten finnische und deutsche Einheiten gemeinsam eine sowjetische Offensive an der karelischen Landenge, welche auf die Besetzung des Landes abzielte, ab. Die Rote Armee wurde in etwa auf den Frontlinien des Winterkrieges gestoppt. Zur selben Zeit brach allerdings die deutsche Ostfront im Zuge der Operation Bagration weitgehend zusammen. Angesichts der sich abzeichnenden militärischen Katastrophe trat Ryti am 1. August 1944 zurück und überließ das Amt Mannerheim. Dieser intensivierte die bereits über schwedische Vermittlung bestehenden Friedensgespräche mit der Sowjetunion.[2]
Verlauf
Am 19. September 1944 beendete der Waffenstillstand von Moskau den Fortsetzungskrieg zwischen Finnland und der Sowjetunion. Um seine Unabhängigkeit zu retten, trat Finnland einige Gebiete ab und wurde überdies dazu verpflichtet, die bisher faktisch verbündeten deutschen Truppen mit militärischen Mitteln innerhalb von 14 Tagen zu vertreiben. Da diese Frist nicht eingehalten werden konnte, entstand ein Scheinkrieg, der vom finnischen Generalquartiermeister, Generalleutnant A.F. Airo, als „Herbstmanöver“ bezeichnet wurde.[3] Finnen und Deutsche trafen geheime Übereinkünfte, wobei die Verminung des Rückzugweges und die Zerstörung von Brücken durch die Deutschen Teil dieser Taktik waren, um den Sowjets auch handfeste Beweise gegen ein „rasches Nachsetzen“ durch die Finnen zu liefern. Der Druck durch die Sowjets auf die Finnen war allerdings so stark, dass diese die Wehrmacht vermehrt angriffen, woraufhin die Deutschen im Rahmen der Kampfhandlungen schließlich auch die Taktik der verbrannten Erde anwendeten. Dabei wurden ganze Dörfer, einzelne Häuser, Straßen und Brücken zerstört oder vermint, was den Vormarsch der finnischen Verfolger stark verlangsamte. Durch ein Feuer, ausgelöst durch die Explosion eines Munitionszuges, brannte die Stadt Rovaniemi restlos nieder.
Die Kampfhandlungen zogen sich bis in den Frühling 1945 hin. Die deutschen Truppen zogen sich dabei im Rahmen von Unternehmen Nordlicht nach Norden zurück, um in das noch von deutschen Truppen besetzte Norwegen zu entkommen. Der letzte Ort Finnlands, der nach den am 25. April 1945 stattgefundenen Kämpfen mit den finnischen Truppen von den Deutschen geräumt wurde, war am 27. April 1945 das Dorf Kilpisjärvi im äußersten Nordwesten des Landes. Am folgenden Tag teilte Generalleutnant Hjalmar Siilasvuo Feldmarschall Mannerheim mit, dass Finnland von deutschen Truppen befreit sei.
Der Lapplandkrieg wird auch „Kinderkreuzzug“ genannt, da in dem Waffenstillstandsabkommen mit der Sowjetunion die Demobilisierung der finnischen Armee gefordert worden war und dies dazu führte, dass im späteren Verlauf auf finnischer Seite Einheiten mit sehr jungen, unerfahrenen Soldaten an der Front zum Einsatz kamen. Ein hoher Anteil der finnischen Ausfälle war dabei auf den Einsatz von Landminen zurückzuführen.
Literatur
- Sampo Ahto: Aseveljet vastakkain – Lapin sota 1944–1945. Kirjayhtymä, Helsinki 1980, ISBN 951-26-1726-9.
Weblinks
- Die Sonderstellung Finnlands während des Zweiten Weltkriegs (eKritik.de, archivierte Version)
- Finnland – Wilde Deutsche. In: Der Spiegel. Nr. 15, 1974, S. 128–133 (online).
Einzelnachweise
- Bernd Wegner: Das Kriegsende in Skandinavien. In Karl-Heinz Frieser (Hrsg.): Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Band 8: Die Ostfront 1943/44 – Der Krieg im Osten und an den Nebenfronten. München 2011, S. 963f.
- Bernd Wegner: Das Kriegsende in Skandinavien in Karl-Heinz Frieser (Hrsg.): Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Band 8: Die Ostfront 1943/44 – Der Krieg im Osten und an den Nebenfronten. München 2011, S. 988f.
- Politische Geschichte Finnlands seit 1809 – Vom Großfürstentum zur Europäischen Union. ISBN 3-87061-833-7.