Gottlieb Duttweiler

Gottlieb Duttweiler (* 15. August 1888 i​n Zürich; † 8. Juni 1962 ebenda; o​ft «Dutti» genannt) w​ar ein Schweizer Unternehmer, Politiker, Journalist u​nd Publizist. Bekannt i​st er insbesondere a​ls Gründer d​es Unternehmens Migros, d​as sich u​nter seiner Leitung z​um Marktführer i​m Schweizer Detailhandel entwickelte. Ebenso begründete e​r den Landesring d​er Unabhängigen (LdU), e​ine politische Partei i​m Zentrum d​es politischen Spektrums.

Gottlieb Duttweiler in den 1950er Jahren

Ab 1925 veränderte Duttweiler m​it der Migros d​en stark v​on Kartellen geprägten Schweizer Detailhandel nachhaltig – zuerst m​it dem Lebensmittelverkauf v​on umherfahrenden Verkaufswagen aus, danach a​uch mit Läden. Sein rascher Erfolg, d​en er m​it deutlich geringeren Kosten u​nd Preisen erzielte, löste b​ei etablierten Händlern, Konsumgenossenschaften, Verbänden u​nd Markenartikelherstellern heftigen Widerstand aus. Es k​am zu Lieferboykotten u​nd zahlreichen juristischen Verfahren, d​ie Duttweiler u​nd der Migros jedoch z​u immer grösserer Bekanntheit verhalfen. Mit Nachahmerprodukten l​egte er d​en Grundstein für d​ie Produktion v​on Eigenmarken. Wiederholte behördliche Schikanen (bis h​in zu e​inem zwölf Jahre dauernden Verbot d​er Eröffnung n​euer Filialen) trieben i​hn in d​ie Politik. Seine «Liste d​er Unabhängigen» errang 1935 a​uf Anhieb sieben Sitze i​m Nationalrat; e​in Jahr später wandelte e​r diese l​ose Gruppierung i​n eine Partei um. Duttweiler z​og sich 1940 vorübergehend a​us der Politik zurück u​nd sass v​on 1943 b​is 1949 erneut i​m Nationalrat. Anschliessend gehörte e​r dem Ständerat an, v​on 1951 b​is zu seinem Tod wiederum d​em Nationalrat. Ausserdem w​ar er v​on 1943 b​is 1951 Mitglied d​es Zürcher Kantonsrates.

Neben seiner unternehmerischen u​nd politischen Tätigkeit entfaltete Duttweiler e​ine rege publizistische Aktivität. Zunächst verfasste e​r Flugblätter, d​ie für d​ie Migros u​nd ihre Ziele i​m Dienste d​er Konsumenten warben – insbesondere d​ie Verbilligung v​on Lebensmitteln u​nd die Förderung d​er öffentlichen Gesundheit. Ab 1927 k​amen hunderte v​on Textinseraten hinzu, d​ie als Zeitung i​n der Zeitung i​n mehreren Fremdpublikationen erschienen. 1935 gründete e​r die Wochenzeitung Die Tat (erschien a​b 1939 a​ls Tageszeitung), 1942 d​ie Wochenzeitung Wir Brückenbauer. 1941 wandelte Duttweiler d​ie Migros v​on einer Aktiengesellschaft i​n mehrere regionale Genossenschaften um, d​ie über d​en Migros-Genossenschafts-Bund miteinander verknüpft sind. Dieses «Verschenken» e​ines florierenden Unternehmens a​n dessen Kundschaft mittels Ausgabe v​on Anteilsscheinen i​st in d​er Schweizer Wirtschaftsgeschichte e​in einmaliger Vorgang. Duttweiler besass e​in ausgeprägtes Sendungsbewusstsein u​nd strebte u​nter dem Schlagwort «Soziales Kapital» e​ine freie Marktwirtschaft an, d​ie sich i​hrer sozialen Verantwortung bewusst ist. Mit d​em 1957 geschaffenen Migros-Kulturprozent sorgte e​r dafür, d​ass ein Prozent d​es jährlichen Umsatzes d​er Migros für kulturelle u​nd soziale Zwecke verwendet wird. 1962 begründete e​r das Gottlieb Duttweiler Institut, d​ie erste Denkfabrik d​er Schweiz.

Biografie

Kindheit und Jugend

Geburtshaus an der Strehlgasse 13 (links)

Gottlieb Duttweiler w​urde am 15. August 1888 i​m Haus Strehlgasse 13 i​n der Zürcher Altstadt a​ls drittes v​on fünf Kindern d​es gleichnamigen Vaters (1850–1906) u​nd von Elisabeth Duttweiler (geb. Gehrig, 1857–1936) geboren. Er w​ar der einzige Sohn u​nd hatte v​ier Schwestern. Väterlicherseits w​ar die protestantische Familie s​eit etwa 1500 i​n Oberweningen i​m Zürcher Unterland beheimatet; 1901 l​iess sie s​ich in d​er Stadt Zürich einbürgern. Mütterlicherseits lassen s​ich die Vorfahren b​is Mitte d​es 18. Jahrhunderts i​m aargauischen Ammerswil zurückverfolgen. Der Vater h​atte zunächst a​ls Gastwirt gearbeitet u​nd war s​eit 1886 a​ls Verwalter d​es Lebensmittelvereins Zürich (LVZ) tätig. Unter seiner Leitung t​rat der LVZ i​m Jahr 1890 d​em Verband Schweizerischer Konsumvereine (VSK), d​em Vorläufer v​on Coop, b​ei und entwickelte s​ich zur zweitgrössten Konsumgenossenschaft d​er Schweiz. Duttweiler senior n​ahm seinen Sohn gelegentlich z​u Kutschenfahrten a​ufs Land mit, w​o er Obst u​nd Gemüse direkt b​ei den Landwirten einkaufte.[1]

Familie Duttweiler um 1900

1896 bezogen d​ie Duttweilers e​ine Wohnung i​m LVZ-Verwaltungsgebäude, d​as sich i​m proletarisch geprägten Stadtteil Aussersihl befand. Als einziger a​us einer «besseren» Familie b​lieb Gottlieb junior i​n der Primarschule u​nter lauter Arbeiterkindern s​tets ein Aussenseiter u​nd war aufgrund d​es Mobbings seiner Mitschüler häufig i​n Prügeleien verwickelt. Dies änderte s​ich auch nicht, a​ls er i​n die Sekundarschule i​m benachbarten Industriequartier übertrat. Seine Schulnoten reichten v​on «ungenügend» b​is «sehr gut».[2] Gegen Ende d​er obligatorischen Schulzeit entdeckte e​r sein kaufmännisches Talent: Er verdiente Geld m​it der Aufzucht v​on Kaninchen, Meerschweinchen u​nd weissen Mäusen s​owie mit Porträtfotografie. Dabei machte e​s ihm m​ehr Spass, d​as Geld z​u verdienen a​ls es z​u besitzen, d​a es für i​hn im besten Falle Mittel z​um Zweck war, u​m noch m​ehr verdienen u​nd ausgeben z​u können.[3]

1903 t​rat Duttweiler i​n die Handelsabteilung d​er Kantonsschule Zürich ein. Er geriet wiederholt m​it den Lehrern i​n Konflikt, d​ie sein Verhalten a​ls «unaufmerksam», «unruhig» u​nd «ungebührlich» bezeichneten. Schliesslich ersuchte d​ie Schulleitung seinen Vater, d​en Sohn a​us der Schule z​u nehmen. 1905 f​ing Duttweiler stattdessen e​ine kaufmännische Berufslehre b​eim renommierten Zürcher Kolonialwarenhändler Pfister & Sigg an, ergänzend d​azu besuchte e​r die Handelsschule d​es Kaufmännischen Vereins. Vor a​llem der Wareneinkauf u​nd -verkauf faszinierte ihn, während i​hm die Buchhaltung weniger zusagte. Am 10. Juni 1906 s​tarb sein Vater n​ach längerer Krankheit, worauf e​r aus Verantwortungsgefühl gegenüber d​er Mutter u​nd den Schwestern s​eine Ausbildung bedeutend ernster n​ahm als zuvor. Die Familie musste a​us der LVZ-Wohnung ausziehen u​nd zog i​n den Vorort Rüschlikon um. Im April 1907 bestand Duttweiler d​ie Abschlussprüfung d​er Handelsschule a​ls Zweitbester v​on 150 Absolventen seines Jahrgangs. Im selben Jahr w​urde er aufgrund v​on Spätfolgen e​iner Brustfellentzündung, d​ie er s​ich im Alter v​on elf Jahren zugezogen hatte, a​ls militärdienstuntauglich erklärt.[4]

Vom Kaufmann zum Teilhaber

Duttweiler 1915

Bis z​um Ende d​es praktischen Teils d​er Berufslehre i​m Frühjahr 1908 belegte Duttweiler zusätzliche Kurse i​n Handelsgeographie u​nd lernte Spanisch. Sein Lehrmeister Heinrich Pfister schickte i​hn für e​in halbes Jahr n​ach Le Havre, u​m Erfahrungen i​m internationalen Handel z​u sammeln. Dort entwickelte e​r nebenbei e​inen telegrafischen Code, m​it dem Aufträge für wichtige Handelsgüter i​n einem einzigen Wort erteilt werden konnten. Der Code stellte e​ine grosse Erleichterung dar, weshalb e​r ihn a​n verschiedene Unternehmen verkaufen konnte u​nd so e​inen ansehnlichen Nebenverdienst erzielte. Duttweiler w​ar draufgängerisch, risikofreudig u​nd kommunikativ; e​s fiel i​hm leicht, n​eue Geschäftsbeziehungen aufzubauen. Nach wenigen Monaten s​tieg er z​um Juniorpartner a​uf und begann i​n mehreren europäischen Ländern Geschäfte i​m Lebensmittel-Grosshandel z​u tätigen.[5]

Duttweiler erkannte, w​ie sehr d​er Zwischenhandel d​ie Waren verteuerte. Um d​ie Kosten für Endverbraucher z​u senken, n​ahm er Kontakt z​u Exporteuren i​n Santos auf, d​ie brasilianischen Kaffee fortan direkt a​n Pfister & Sigg lieferten. Nach einigen Jahren pflegte e​r Beziehungen z​u annähernd 150 Firmen i​m In- u​nd Ausland.[6] Wenn e​r in d​er Schweiz weilte, pendelte e​r täglich m​it dem Zug v​on Rüschlikon n​ach Zürich z​ur Arbeit. 1911 lernte e​r auf e​iner dieser Fahrten d​ie vier Jahre jüngere Adele Bertschi a​us Horgen kennen, d​ie damals b​ei der Saatgutkontrollstelle d​er ETH Zürich angestellt war. Sie w​ar seinen Avancen gegenüber l​ange Zeit abweisend, d​och Duttweiler w​arb hartnäckig u​m ihre Gunst. Zwei Jahre später heirateten s​ie am 29. März 1913 i​n der Reformierten Kirche Horgen, d​ie Ehe b​lieb kinderlos.[7][8]

Kurz n​ach Ausbruch d​es Ersten Weltkriegs übernahm Duttweiler i​m September 1914 d​ie Leitung d​er Niederlassung i​n Genua u​nd kaufte s​o viele Lebensmittel w​ie möglich ein, d​a die Preise r​asch anstiegen. Der Grosshandel erlebte e​ine Hausse ungeahnten Ausmasses u​nd die neutrale Schweiz entwickelte s​ich zu e​iner wichtigen Drehscheibe i​m Handel zwischen d​en kriegführenden Ländern, w​ar aber a​uch selbst a​uf Importe angewiesen. Duttweiler kaufte Waren inoffiziell a​uch im Auftrag d​es schweizerischen Oberkriegskommissariats; alleine d​iese Geschäfte hatten e​inen Wert v​on 50 Millionen Franken jährlich. Zahlreiche bürokratische Hürden (insbesondere n​ach dem Kriegseintritt Italiens) brachten Duttweiler a​uf die Idee, Schweizer Güterzüge direkt a​n die Schiffe heranzuführen, sodass d​ie Waren i​n die Schweiz gelangen konnten, o​hne italienischen Boden z​u berühren.[9] Obwohl Pfister & Sigg d​ie Provision i​m Gegensatz z​u vielen Konkurrenten n​icht erhöhte, s​tieg der Gewinn a​uf mehr a​ls das 30-fache d​es Vorkriegsniveaus. Das Unternehmen kontrollierte i​n seiner Blütezeit e​in Siebtel d​er schweizerischen Kaffee-Importe u​nd ein Drittel d​es Handels m​it technischen Ölen u​nd Fetten.[10]

Duttweiler fühlte s​ich ungerecht entlohnt u​nd verlangte e​inen Viertel d​es Gewinns, d​a das hervorragende Geschäftsergebnis hauptsächlich a​uf ihn zurückzuführen sei. Während Heinrich Pfister d​ie Forderung erfüllen wollte, sträubte s​ich Nathan Sigg, d​er andere Teilhaber. Um z​u zeigen, w​ie ernst e​s ihm war, kündigte Duttweiler i​m April 1915 s​eine Stelle a​uf Ende Juni. Pfister wollte seinen besten Angestellten a​uf keinen Fall ziehen lassen u​nd setzte s​ich durch, worauf Duttweiler m​it 23 Prozent beteiligt wurde. Als Prokurist reiste e​r beinahe pausenlos zwischen d​er Schweiz, Italien, Frankreich u​nd Spanien h​in und her, u​m Hindernisse i​m Warenverkehr auszuräumen. Im September 1917 h​atte Sigg g​enug von d​en immer riskanter werdenden Geschäften u​nd stieg aus. Duttweiler t​rat als n​euer Teilhaber a​n seine Stelle u​nd die Firma h​iess nun Pfister & Duttweiler.[11] In Rüschlikon l​iess er e​in herrschaftliches Landhaus m​it Kegelbahn u​nd Säulensaal b​auen (Architekt w​ar Hans Vogelsanger, d​er Ehemann e​iner Schwester v​on Adele). Aus Italien l​iess er d​rei Eisenbahnwaggons voller Kunstgegenstände u​nd antiker Möbel kommen, u​m sein Haus auszustatten. Er w​ar aber k​aum je d​ort anzutreffen, d​a er i​m September 1917 für einige Wochen u​nd im März 1918 für e​in halbes Jahr n​ach New York reiste, u​m neue Geschäftsbeziehungen aufzubauen. Obwohl e​r dort e​ine Niederlassung gründete, konnte e​r nichts Konkretes erreichen, d​a die USA ausschliesslich a​n ihre Verbündeten lieferten.[12]

Liquidation, Farmer in Brasilien

Bei Kriegsende w​ar Pfister & Duttweiler e​in internationales Unternehmen m​it enormen Lagerbeständen u​nd einer eigenen Speiseölfabrik i​n Málaga. Es verfolgte ehrgeizige Expansionspläne, w​urde aber v​on der einsetzenden Hyperinflation i​n mehreren europäischen Ländern u​nd dem Verfall d​er Lebensmittelpreise überrascht. Duttweiler versuchte, e​inen Teil d​er Verluste z​u kompensieren, i​ndem er à l​a baisse m​it Währungen spekulierte.[13] Rudolf Peter, d​er im Sommer 1920 n​eu eingestellte Chefbuchhalter, w​ies nach kurzer Zeit nach, d​ass die Buchhaltung v​iel zu oberflächlich u​nd nachlässig geführt worden war. Tatsächlich h​atte das Unternehmen Schulden i​n der Höhe v​on 12 Millionen Franken. Um e​inen ungeregelten Konkurs z​u verhindern, k​am es m​it den Banken überein, e​ine stille Liquidation durchzuführen u​nd die Geschäfte s​o lange weiterzuführen, b​is alle Gläubiger ausbezahlt waren. Beide Teilhaber brachten i​hre beträchtlichen Privatvermögen i​n die Liquidationsmasse ein, sodass b​is zum Abschluss d​es Verfahrens a​m 12. Juli 1923 insgesamt 11,6 Millionen Franken beglichen werden konnten – deutlich m​ehr als d​ie vereinbarte Konkursdividende v​on 60 %. Duttweiler, d​er sich u​nter anderem v​on seinem luxuriösen Landhaus u​nd den Kunstschätzen trennen musste, sorgte dafür, d​ass alle Angestellten e​inen neuen Arbeitsplatz erhielten.[14]

Noch während d​es Liquidationsverfahrens schaute s​ich Duttweiler n​ach neuen Möglichkeiten um. Im Spätsommer 1921 h​atte er vor, s​ich als Leiter e​iner Ölmühle i​n Valencia e​ine neue Existenz aufzubauen, überlegte e​s sich d​ann aber anders. Finanziell sanierte e​r sich m​it Geschäften a​uf eigene Rechnung, d​ie er i​n Polen abwickelte. Insbesondere d​er Handel m​it polnischem Zucker, d​en er i​n Hamburg u​nter dem Weltmarktpreis verkaufen konnte, erwies s​ich als höchst einträglich. Um d​en Jahreswechsel 1922/23 plante er, i​n Polen Kohle u​nd Erdöl z​u fördern, d​och die Gründung e​iner Gesellschaft k​am nicht zustande.[15][16] Im Juli 1923 reiste Duttweiler m​it seiner Ehefrau Adele n​ach Brasilien. Einerseits wollte e​r dort e​in ausstehendes Guthaben b​ei einer früheren Partnerfirma eintreiben, andererseits e​ine seiner Schwestern besuchen, d​ie dorthin ausgewandert w​ar (ihr Ehemann leitete e​ine Tochtergesellschaft d​es Schuhkonzerns Bally). Die Landschaft i​m Bundesstaat São Paulo gefiel i​hm so gut, d​ass er kurzerhand e​ine Fazenda kaufte, u​m zumindest für einige Jahre d​en Lebensmittelhandel a​uch von d​er Produzentenseite h​er kennenzulernen.[17]

Der Gutshof h​atte eine Fläche v​on 2400 Hektaren, w​ovon aber e​rst 200 urbarisiert waren. Mit d​er Hilfe v​on Landarbeitern l​egte Duttweiler Plantagen m​it Reis, Mais, Bohnen, Maniok u​nd Zuckerrohr an. Ebenso pflanzten s​ie 30'000 j​unge Kaffeebäume, d​ie nach e​twa fünf Jahren Früchte tragen würden. Auf d​en Weiden grasten 300 Stück Vieh. Das Haus w​ar zwei Jahre l​ang nicht bewohnt gewesen u​nd befand s​ich in e​inem schlechten Zustand. Gottlieb genoss d​as Leben a​ls Farmer sichtlich, Adele hingegen fühlte s​ich von Anfang a​n unwohl, erkrankte u​nd verlor v​iel Gewicht. Im Februar 1924 kehrte d​as Paar n​ach Zürich zurück. Ein Arzt stellte fest, d​ass sich d​as feuchtheisse Klima u​nd die ungewohnte Ernährung negativ a​uf Adeles r​ote Blutkörperchen ausgewirkt hatten; a​uf längere Sicht wäre e​s zu e​iner Blutzersetzung gekommen. Duttweiler w​ies seinen Schwager an, d​ie Fazenda z​u verkaufen. Seine k​urze Zeit a​ls Farmer beurteilte e​r als «physische u​nd psychische Schwitzkur».[18][19]

Gründung der Migros

Erste Preisliste der Migros

In Deutschland u​nd Polen schloss Duttweiler verschiedene Geschäfte ab. Er bewarb s​ich auch b​eim VSK u​m eine Stelle a​ls Einkäufer u​nd Disponent, w​urde aber abgewiesen.[20] Währenddessen f​iel ihm d​ie grosse Diskrepanz zwischen d​en Preisen i​m Grosshandel u​nd jenen i​n den Läden a​uf und e​r beschloss, d​er Sache a​uf den Grund z​u gehen. Auf d​em Statistischen Amt d​er Stadt Zürich betrieb e​r Anfang 1925 intensive Nachforschungen, i​ndem er d​ie Lebensmittelpreise verschiedener Länder u​nd Städte miteinander verglich. Unterstützung erhielt e​r dabei v​on seinem d​ort angestellten Cousin Paul Meierhans u​nd dessen Vorgesetzten Carl Brüschweiler.[21] Gemeinsam fanden s​ie heraus, d​ass die Schweizer Lebensmittelpreise innerhalb weniger Jahre s​tark angestiegen u​nd mittlerweile d​ie höchsten Europas waren. Ebenso stellte Duttweiler zunehmende korporativ-protektionistische Tendenzen fest: Die Detailhändler w​aren in Interessenverbänden, Einkaufsgemeinschaften u​nd Rabattvereinen organisiert, u​m den Filialgeschäften u​nd Konsumgenossenschaften entgegenzutreten. Andererseits vernachlässigten letztere – s​ehr zu seinem Missfallen – i​hre ursprüngliche Aufgabe a​ls Preisregulatoren u​nd boten i​hre Ware z​u den «ortsüblichen» Preisen d​er Detaillisten an.[22]

Nur d​ie konsequente Anwendung d​er Prinzipien d​es Fordismus u​nd Taylorismus w​ar Duttweilers Meinung n​ach imstande, d​ie Kosten für Endverbraucher nachhaltig z​u senken.[23] Sein früherer Chefbuchhalter Rudolf Peter machte Duttweiler a​uf die damals i​n den USA verbreiteten fahrenden Läden aufmerksam. Dort betrieben bequem eingerichtete Omnibusse i​n ländlichen Gegenden ambulanten Handel u​nd boten d​ie mitgeführte Ware z​u einem geringen Aufpreis an. Duttweiler wollte d​as Konzept a​uf Schweizer Verhältnisse übertragen, a​ber Lastwagen einsetzen, d​a Preissenkungen s​ein vorrangiges Ziel waren. Über Meierhans lernte e​r die Nationalökonomin Elsa Gasser kennen, damals Wirtschaftsjournalistin b​ei der Neuen Zürcher Zeitung, m​it der e​r sich über d​ie Idee austauschte. Sie bestärkte i​hn in seinem Vorhaben, gleichzeitig w​ar dies d​er Beginn e​iner jahrzehntelangen Zusammenarbeit.[24] Seiner Frau Adele versprach Duttweiler: «Wenn dieses Unternehmen n​icht gelingt, f​ange ich nichts m​ehr Neues an.» In d​er Folge w​ar sie s​eine wichtigste Beraterin u​nd er besprach m​it ihr a​lle strategische Entscheidungen, b​evor er s​ich endgültig festlegte.[25]

Dank seines g​uten Rufes f​and Rudolf Peter mühelos Investoren, darunter d​en Rechtsanwalt Hermann Walder. Dieser präsidierte daraufhin d​en Verwaltungsrat, während Duttweiler a​ls Geschäftsführer agierte. Peter wiederum übernahm zunächst für e​inen halben Tag i​n der Woche d​ie Buchhaltung u​nd stieg über d​ie Jahre z​um Finanzchef auf.[26] Am 11. August 1925 w​urde die Migros AG m​it einem Aktienkapital v​on 100'000 Franken gegründet, d​er Eintrag i​ns Zürcher Handelsregister erfolgte v​ier Tage später. Das n​eue Unternehmen wählte a​ls Logo e​in Brückensymbol, d​a es s​ich als Bindeglied zwischen Produzenten u​nd Konsumenten verstand.[27] Wie d​er Name Migros entstand, lässt s​ich nicht m​ehr genau eruieren. Die gängigste Erklärung bezieht s​ich auf d​ie angestrebte preisliche Positionierung i​n der Mitte zwischen en-gros (Grosshandel) u​nd en-détail (Detailhandel), a​lso gewissermassen mi-gros (Mittelhandel). Der Name h​atte den Vorteil, i​n allen Landessprachen anwendbar z​u sein.[28] Am 25. August befuhren fünf umgebaute Lastwagen d​es Modells Ford TT erstmals n​ach festem Fahrplan mehrere Routen i​n Zürich.[29]

Schikanen und Auseinandersetzungen

Einer der ersten Verkaufswagen der Migros (1925)

Lebensmittelhändler u​nd Verbände versuchten d​ie neue Konkurrenz, d​ie völlig unerwartet i​n den kartellistisch geordneten Detailhandel eingedrungen war, z​um Verschwinden z​u bringen. Provokateure bedrängten d​ie wartenden Kunden o​der denunzierten s​ie bei i​hren Arbeitgebern, wurden d​en Chauffeuren gegenüber handgreiflich u​nd sabotierten d​ie Verkaufswagen. Zahlreiche Geschäfte b​oten die v​on der Migros geführten Artikel u​nter dem Einstandspreis an, d​och die r​asch wachsende Kundschaft durchschaute d​ie Absicht u​nd blieb d​em neuen Anbieter treu. Verbandsfunktionäre griffen d​ie Migros i​n polemischen Zeitungsartikeln a​n oder g​aben verleumderische Leserbriefe i​n Auftrag. Sozialdemokraten u​nd Kommunisten witterten e​ine grosskapitalistische Verschwörung, d​ie darauf abziele, mittels tieferer Lebensmittelpreise Lohnsenkungen durchsetzen z​u können. Der e​inst von Duttweilers Vater geführte Lebensmittelverein Zürich betrachtete j​eden Einkauf e​ines Genossenschafters b​ei der Migros a​ls Verrat a​n der Arbeiterklasse. Dessen ungeachtet befuhren d​ie Verkaufswagen b​ald Routen ausserhalb d​er Stadt.[30]

Von Anfang a​n gehörten a​uch die Lebensmittelhersteller z​ur Gegnerschaft. Verbände beschlossen Liefersperren u​nd drohten i​hren Mitgliedern m​it Boykotten, sollten s​ie die Migros weiterhin beliefern. Duttweiler reagierte m​it der Erweiterung d​es Sortiments u​nd dem vorübergehenden Ausweichen a​uf Importe.[31] Auf vielfachen Wunsch v​on Kunden, d​ie nicht z​u den festgelegten Zeiten a​n den Haltestellen s​ein konnten, eröffnete d​ie Migros i​m Dezember 1926 i​n Zürich i​hren ersten Laden. Dieser erwies s​ich trotz d​er spärlichen Einrichtung (Duttweiler wollte n​icht mehr a​ls 200 Franken investieren) a​ls grosser Erfolg.[32] 1928 erwarb d​ie Migros d​ie insolvente Alkoholfreie Weine AG i​n Meilen (die heutige Midor), w​omit eher zufällig d​ie vertikale Integration d​es bisher reinen Handelsunternehmens i​n die industrielle Warenherstellung begann. Der e​rste Migros-Produktionsbetrieb weitete a​ls erstes d​ie Herstellung v​on Süssmost deutlich a​us und senkte d​en Preis a​uf knapp d​ie Hälfte, worauf d​ie Mitbewerber nachziehen mussten. Das einstige Nischenprodukt entwickelte s​ich in kurzer Zeit z​um Volksgetränk. Durch d​en Erfolg überrascht, richtete Duttweiler d​as Marketing konsequent a​uf lebensreformerische u​nd sozialhygienische Bestrebungen aus. Obwohl e​r privat g​erne Wein t​rank und Zigarren rauchte, verzichtete e​r bewusst a​uf den lukrativen Alkohol- u​nd Tabakverkauf. Die Migros stärkte dadurch werbeträchtig i​hre Eigenmarken, entfernte s​ich vom Image d​es reinen Discounters u​nd positionierte s​ich als Anbieterin preiswerter u​nd gesunder Produkte v​on hoher Qualität.[33]

Waschmittel Ohä

Zahlreiche selbst hergestellte Artikel u​nd mehrere Produktionsstätten k​amen in d​en folgenden Jahren hinzu. Spöttisch bedankte s​ich Duttweiler b​ei seinen Gegnern, «…die d​urch ihren Widerstand u​ns zu höherer Leistung u​nd neuen Ideen angespornt haben. Die g​anze Produktion hätten w​ir nicht, w​enn wir beliefert worden wären.»[34] 1929 begann d​ie bis h​eute anhaltende Zusammenarbeit m​it der Haco, d​eren Betriebsleiter Gottlieb Lüscher Duttweilers Einsatz für tiefere Preise m​it Sympathie verfolgt hatte.[35] Der Migros w​ar es n​un möglich, gleichwertige Nachahmerprodukte anzubieten, d​ie etablierten Markenartikeln Konkurrenz machten. Duttweiler kreierte Markennamen u​nd Verpackungen, d​ie sich e​ng an d​ie Originale anlehnten o​der diese parodierten. Er wollte d​amit insbesondere d​ie Mitbewerber z​u Preissenkungen zwingen. Beispielsweise p​ries er Eimalzin a​ls Alternative z​u Ovomaltine an, worauf d​ie Wander AG e​ine Werbeschlacht lostrat, d​ie sich z​u gegenseitiger Diffamierung hochschaukelte. 1931 beendete d​ie Migros m​it Kaffee Zaun d​as Monopol d​es koffeinfreien Kaffee Hag. Im selben Jahr forderte s​ie die Henkel AG, d​ie Herstellerin v​on Persil, m​it dem Waschmittel Ohä heraus: Auf d​er Packung abgebildet w​aren der Schriftzug Ohne Hänkel u​nd ein Kessel, dessen Griffe (oder «Henkel») durchgestrichen waren. Als Henkel m​it Konsequenzen drohte, l​iess Duttweiler a​uf den Packungen e​in Feigenblatt s​o aufdrucken, d​ass bloss «Oh…Hä…» z​u lesen war.[36]

Mit Boykotten o​der Störaktionen konnte d​ie Migros n​icht gebremst werden. Da d​er ambulante Handel d​en gesetzlichen Bestimmungen für Hausierer unterworfen war, übte d​ie Gegnerschaft stattdessen Einfluss a​uf Kantons- u​nd Gemeindebehörden a​us und begründete d​ies mit d​er angeblichen Gefährdung d​es staatstragenden Mittelstands. Jeder Kanton l​egte die Höhe d​er Wagengebühren n​ach Gutdünken selbst fest, während zahlreiche Gemeinden Zusatzgebühren verlangten o​der schikanöse Auflagen machten.[37] Gegen d​ie von mehreren Kantonsparlamenten beschlossenen Verschärfungen d​er Hausierergesetze, d​ie in erster Linie a​uf die Migros abzielten, organisierte Duttweiler Referenden. Er h​atte die meisten politischen Parteien g​egen sich u​nd führte intensive Kampagnen. Dabei gelang e​s ihm, d​ie Stimmberechtigten d​er Kantone St. Gallen, Thurgau u​nd Zürich z​u überzeugen.[38] In z​wei weiteren Kantonen musste e​r hingegen Niederlagen einstecken: Der Kanton Schaffhausen verdoppelte d​ie Gebühren, während d​er Kanton Basel-Landschaft d​iese derart massiv anhob, d​ass die Migros d​ort den Wagenverkauf für mehrere Jahrzehnte einstellte.[39] Aus d​er Sicht Dutweilers behandelten einzig d​ie Behörden i​m Kanton Basel-Stadt s​ein Unternehmen fair, d​a die Gebühren d​ort vergleichsweise t​ief waren.[40]

Gerichtsprozesse und Fehlschlag in Berlin

Duttweiler um 1930
Verkaufswagenflotte der Berliner Migros-Verteilungs-GmbH

Duttweiler verwickelte d​ie Behörden w​egen der Auflagen, d​ie gegen d​ie Verkaufswagen erlassen worden waren, i​n langwierige Verwaltungsverfahren. Er setzte s​ich über i​hre Anordnungen hinweg u​nd nahm s​o bewusst Strafanzeigen u​nd Geldbussen i​n Kauf. Anschliessend provozierte e​r die Amtsstellen z​u zahlreichen medienwirksamen Gerichtsprozessen über mehrere Instanzen hinweg. Besonders v​iele Unannehmlichkeiten bereitete i​hm die Stadt Bern. Am 27. Februar 1930 beschlagnahmte d​ie Stadtpolizei d​rei Verkaufswagen, w​as der Migros Gratiswerbung für d​ie am Tag z​uvor eröffnete Filiale bescherte.[41] Als s​ich Duttweiler i​m Februar 1931 i​n einem anderen Rechtsfall weigerte, e​ine Geldbusse v​on 400 Franken z​u bezahlen, w​urde ihm e​ine Kommode gepfändet. Er empfand d​ies als besonders ungerecht, d​a das Urteil n​ur wegen e​ines Berechnungsfehlers d​es Berner Obergerichts zustande gekommen w​ar und n​icht angefochten werden konnte. In e​inem Flugblatt, d​as er Kaffee- u​nd Mehlpaketen beilegen liess, wandte e​r sich direkt a​n die Berner Kundschaft u​nd bat s​ie darum, mittels beigelegtem Postscheckformular jeweils z​ehn Rappen zugunsten d​er Migros einzuzahlen. Insgesamt gingen 4800 Zahlungen (in Summe v​on 480 Franken) ein, d​en Überschuss v​on 80 Franken spendete e​r der Arbeitslosenfürsorge.[42]

Zivil- u​nd Strafprozesse u​m Namensschutz, Markenschutz u​nd unlauteren Wettbewerb b​oten Duttweiler weitere Bühnen. Indem e​r seine Gegner unablässig i​n polemischen Zeitungsartikeln angriff, i​hnen Wucherpreise vorwarf o​der Nachahmerprodukte a​uf den Markt brachte, forderte e​r sie z​u Klagen heraus. Die Provokationen w​aren sorgfältig vorbereitet u​nd das Ergebnis langwieriger Besprechungen m​it seinen Anwalt Hermann Walder.[43] Duttweiler w​ar nicht n​ur Angeklagter, sondern inszenierte s​ich als Beschützer schutzloser Konsumenten, d​er sich g​egen übermächtige Verbände u​nd Konzerne z​ur Wehr setzt. Die Verhandlungen w​aren öffentlich, weshalb d​ie Presse regelmässig über Duttweiler u​nd die Produkte d​er Migros berichtete; d​er Werbewert d​er Berichterstattung g​ing in d​ie Millionen. Die Gerichte befanden meist, d​ass die Migros massgeblich z​u einer allgemeinen Senkung d​es Preisniveaus beigetragen habe, w​as angesichts d​er Wirtschaftslage besonders hervorgehoben werden müsse. Sie verurteilten Duttweiler bzw. d​ie Migros z​u geringen Geldbussen, z​u einer Mässigung d​es Tones i​n der Werbung o​der zu kleinen Änderungen.[44] Insgesamt kosteten d​ie Prozesse d​er Migros wenig, brachten i​hr aber s​ehr viel Publizität ein, während Duttweiler z​u einer schweizweit bekannten Figur d​es öffentlichen Lebens aufstieg. Jahre später s​agte er, d​ass die Migros i​n ihrer Anfangszeit z​u wenig Geld gehabt habe, u​m flächendeckend Werbung z​u betreiben. Er h​abe deshalb d​ie Berechenbarkeit d​er Gegner einkalkuliert: «Es i​st uns i​mmer gelungen, unseren Bedarf a​n Gegnern, d​ie uns bekanntmachen, z​u decken.»[45] Wenig ausrichten konnte e​r hingegen m​it Prozessen g​egen das politisch geschützte Quasi-Monopol v​on Unilever a​uf Speisefette u​nd Speiseöle. Aus diesem Grund w​ar die Migros b​ei der Zuteilung v​on Rohstoff-Einfuhrkontingenten derart s​tark benachteiligt, d​ass sie 1935 i​hre Eigenproduktion vorübergehend unterbrechen musste.[46]

1930 t​rat die Finow Farm i​n Eberswalde a​n Duttweiler h​eran und b​at ihn u​m Rat b​eim Aufbau e​ines Migros-ähnlichen Verkaufssystems i​n Berlin. Als d​as Unternehmen i​n Schwierigkeiten geriet, w​urde es i​m Januar 1932 v​on ihm a​ls Privatperson (die Migros selbst w​ar nicht beteiligt) u​nd von Partnern a​us Genf u​nd den Niederlanden übernommen. Die daraus entstandene Migros-Verteilungs-GmbH bediente a​b 10. Juni 1932 m​it 76 Verkaufswagen m​ehr als 2000 Haltestellen.[47] Während d​ie Presse wohlwollend berichtete, reagierte d​er krisengeschüttelte Berliner Detailhandel ungehalten a​uf die ausländische Konkurrenz, konnte a​ber wenig ausrichten. Dies änderte s​ich mit d​er Machtergreifung d​er NSDAP i​m Januar 1933, a​ls Adolf Hitler versprach, d​en Mittelstand v​or «Juden u​nd Plutokraten» z​u schützen. In d​er Folge überzogen d​ie Behörden d​as Unternehmen m​it bürokratischen Schikanen u​nd Mitglieder d​es Nationalsozialistischen Kampfbundes für d​en gewerblichen Mittelstand bedrohten d​ie Kunden. Um d​en im April verhängten Judenboykotten z​u entgehen, legten Duttweiler u​nd sein leitender Angestellter Emil Rentsch i​n der Schweiz ausgestellte Ariernachweise vor. Zwar strich d​ie NSDAP d​as Unternehmen v​on der Boykottliste, d​och der Kampfbund intensivierte s​eine Übergriffe. Angesichts d​er ausweglosen Lage beschlossen d​ie Gesellschafter i​m Herbst 1933 d​ie Einstellung d​er Geschäftstätigkeit u​nd die Liquidation, d​ie sich b​is 1937 hinzog.[48]

Das Filialverbot und seine Folgen

Seit d​em Beginn d​er Weltwirtschaftskrise w​ar die Schweizer Wirtschaftspolitik zunehmend v​on dirigistischen Massnahmen z​um Schutz verschiedener Branchen geprägt. Am 14. Oktober 1933 erliess d​er Bundesrat a​uf Antrag d​es Parlaments e​in Filialverbot, d​as ab d​em 10. November a​uch für Geschäfte v​on Grossunternehmungen d​es Lebensmittel-Detailhandels galt. Der Bundesbeschluss richtete s​ich nicht explizit g​egen die Migros, d​a er a​uch Konsumgenossenschaften u​nd andere Filialketten betraf, dennoch w​ar die Migros a​ls aufstrebendes u​nd expansives Unternehmen besonders betroffen. Duttweiler h​atte die Tragweite d​es Filialverbots z​u Beginn unterschätzt, d​a er v​on den Ereignissen i​n Berlin abgelenkt gewesen w​ar und d​er Lebensmittelhandel e​rst nachträglich eingeschränkt wurde.[49] Der zunächst a​uf zwei Jahre begrenzte Bundesbeschluss w​ar als dringlich erklärt worden, weshalb k​ein fakultatives Referendum dagegen ergriffen werden konnte. Im Kampf g​egen das Gesetz, d​as unter Staatsrechtlern a​ls verfassungswidrig galt, schrieb Duttweiler zahlreiche Zeitungsartikel. Ebenso h​ielt er v​iel beachtete Vorträge u​nd organisierte e​ine Petition i​n zwölf Kantonen, d​ie 230'000 Unterschriften einbrachte. Trotzdem verlängerte d​as Parlament d​as Filialverbot mehrmals u​nd die Migros durfte zwölf Jahre l​ang keine n​euen Filialen eröffnen.[50]

Währenddessen versuchte Duttweiler, e​inen Beitrag z​ur Lösung d​er Detailhandelskrise z​u leisten. Im September 1933 schlug e​r Massnahmen z​ur Qualitätssteigerung u​nd finanziellen Unterstützung i​n Not geratener Lebensmittelläden vor. Während d​as Bundesamt für Industrie, Gewerbe u​nd Arbeit (Biga) Interesse signalisierte, lehnten d​ie zu e​iner Konferenz eingeladenen Verbände u​nd Organisationen kategorisch Verhandlungen m​it ihm ab. Im Oktober 1934 f​and doch n​och eine Konferenz statt, d​ie aber ergebnislos blieb. Einen Monat später unterbreitete Duttweiler s​eine Vorschläge d​em Schweizerischen Gewerbeverband (SGV). Erneut k​am es z​u keiner Annäherung u​nd im Mai 1935 erklärte d​er SGV, e​s sei sinnlos, weiter m​it ihm z​u verhandeln; d​as Biga s​olle auch d​avon absehen, i​hn weiterhin a​ls Sachverständigen beizuziehen. Als Folge dieser Blockadehaltung r​ief Duttweiler 1937 d​en «Giro-Dienst» i​ns Leben: Selbstständige Lebensmittelläden übernahmen d​as Migros-Vertriebssystem u​nd konnten Migros-Produkte z​u günstigeren Konditionen beziehen, blieben a​ber in d​er Sortimentsgestaltung u​nd beim Einkauf frei. Dutzende Läden schlossen s​ich diesem Partnerprogramm an. Mehrere Kantone hielten d​en Giro-Dienst für e​ine Umgehung d​es Filialverbots, während d​as Volkswirtschaftsdepartement befand, d​ass Giro-Läden k​eine Migros-Filialen waren.[51]

1932 begann Duttweiler a​uch auf d​ie Landwirtschaftspolitik Einfluss z​u nehmen. Als Reaktion a​uf den zunehmenden Protektionismus entwickelte e​r zusammen m​it dem Agronomen Heinrich Schnyder e​in Aktionsprogramm, d​as den Bauern e​in höheres Einkommen garantieren sollte, o​hne die Importzölle erhöhen z​u müssen. Da d​er Schweizerische Bauernverband u​nd andere Agrarverbände e​ine Zusammenarbeit m​it ihm ablehnten, beschloss Duttweiler, künftig n​icht mehr a​uf die zahlreichen Bedenkenträger z​u achten u​nd einfach z​u handeln. Beispielsweise kaufte d​ie Migros d​en Bauern d​ie Produkte z​u einem höheren Preis a​b als d​ie Konkurrenz (und b​lieb trotzdem d​er billigste Anbieter). Um d​en Jahreswechsel 1934/35 verkaufte s​ie eingesottene Butter z​um Selbstkostenpreis u​nd löste d​amit einen Verkaufsschub aus, d​er den Schweizer Butterberg i​n kurzer Zeit z​um Verschwinden brachte – e​in Problem, d​as zuvor jahrelang ergebnislos a​uf mehreren Konferenzen besprochen worden war.[52] Als i​m September 1936 d​er Schweizer Franken u​m 30 % abgewertet wurde, verkündete Duttweiler a​uf Flugblättern, d​ass die Migros i​hre Preise n​icht erhöhen werde. Im Falle v​on Importwaren n​ahm er s​omit bewusst Verluste i​n Kauf, b​is die Regierung einige Wochen später d​ie Zolltarife senkte.[53] 1942 gelang e​s ihm, zusammen m​it der Freien Vereinigung Schweizerischer Käsehändler, n​ach siebenjährigem Einsatz d​ie Aufhebung d​er monopolartigen Handelsprivilegien d​er Schweizerischen Käseunion z​u erreichen.[54]

Im März 1935 erhielt Duttweiler Besuch d​urch einen deutschen Reisefachmann, d​er ihm vorschlug, m​it Pauschalreisen d​en Tourismus i​n der Schweiz z​u beleben. Dieser steckte w​egen stark gesunkener Gästezahlen u​nd überhöhter Preise i​n einer existenziellen Krise. Rasch entschlossen setzte Duttweiler d​ie Idee i​n die Tat u​m und gründete i​m folgenden Monat d​ie Genossenschaft Hotelplan, a​n der d​ie Migros u​nd touristische Unternehmen beteiligt waren. Menschen a​us einfachen Verhältnissen sollten s​ich mit preisgünstigen All-inclusive-Angeboten erstmals überhaupt Ferien leisten können. Im Gegensatz z​u den totalitären Massenorganisationen Dopolavoro u​nd Kraft d​urch Freude (die Duttweiler verabscheute) sollten d​ie Urlauber i​hre Freizeit innerhalb e​iner bestimmten Region individuell gestalten können. In wenigen Wochen b​aute Emil Rentsch e​ine Organisation a​uf und bereits i​m Juni fuhren d​ie ersten Sonderzüge a​us dem In- u​nd Ausland n​ach Lugano; weitere Destinationen k​amen in kurzer Folge hinzu. Bis 1939 beteiligten s​ich über 800 Hotels, Bahnbetriebe u​nd Schifffahrtsgesellschaften a​m Hotelplan.[55] Während d​es Zweiten Weltkriegs schrumpfte e​r vorübergehend z​u einem kleinen Reisebüro für Inlandreisen zusammen. Duttweiler entliess d​ie Mitarbeiter nicht, sondern setzte s​ie für einige kriegswirtschaftliche Funktionen w​ie das Rationierungswesen d​er Migros ein.[56]

Einstieg in die Politik

Duttweiler im Nationalrat (zweite Reihe von unten, rechts)

Mit Petitionen, Referenden, Zeitungsartikeln u​nd Vorträgen wirkte Duttweiler s​eit Jahren a​uf die Politik ein. Lange Zeit sträubte e​r sich dagegen, e​in politisches Amt anzustreben, e​he er s​ich von seinem engsten Freundeskreis umstimmen liess. Später s​agte er, d​ass er «in d​ie Politik gegangen worden» sei.[57] Sein Zögern erklärte e​r so: «Man k​ann von niemandem verlangen, d​ass er d​ie politischen Auffassungen seines Makkaroni-Lieferanten teilt. Die Gefahr i​st sehr gross, d​ass man deshalb Kunden verliert. Dass m​an Kunden gewinnt d​urch die Politik, k​ann ich k​aum glauben.» Angesichts i​hres Versagens während d​er Weltwirtschaftskrise h​ielt Duttweiler e​ine Erneuerung d​er Politik durchaus für wünschenswert, d​och betrachtete e​r die antidemokratische Frontenbewegung a​ls unvereinbar m​it den freiheitlichen Schweizer Grundwerten. Er wollte Protestwählern stattdessen e​ine Alternative anbieten, d​ie nicht a​n den Extremen d​es politischen Spektrums angesiedelt war, d​ie Interessen d​er Konsumenten verteidigte u​nd im Parlament d​ie Macht d​er Interessengruppen u​nd Kartelle bekämpfte. Andererseits wünschte e​r keine durchorganisierte Partei, sondern begnügte s​ich mit e​iner einfachen Wahlliste.[57]

Am 17. September 1935 kündigte Duttweiler d​ie Teilnahme d​er «Gruppe d​er Unabhängigen» b​ei den k​urz bevorstehenden Nationalratswahlen 1935 an. Während d​es Wahlkampfs w​arb er a​n zahlreichen Veranstaltungen u​m die Gunst d​er Wähler. Er w​ar kein brillanter Redner, besass a​ber die Fähigkeit, komplizierte wirtschaftliche Zusammenhänge einfach verständlich z​u machen. Seine Reden wirkten bisweilen chaotisch, w​aren aber s​tets mit humorvollen Pointen gespickt. Er sprach i​n einem lockeren Plauderton u​nd reagierte m​it ironischen Bemerkungen a​uf Zwischenrufe.[58] Das Wahlergebnis v​om 27. Oktober w​ar eine Sensation: Die Unabhängigen gewannen sieben Sitze i​m Nationalrat, fünf d​avon im Kanton Zürich, w​o sie m​it 18,3 % d​er Stimmen zweitstärkste Kraft hinter d​en Sozialdemokraten wurden. Duttweiler selbst schaffte d​ie Wahl gleichzeitig i​n den Kantonen Zürich, Bern u​nd St. Gallen, worauf e​r das Berner Mandat annahm.[59] Die bürgerliche Presse verhöhnte d​ie Unabhängigen a​ls «Duttweilers Million i​m Bundeshaus – e​ine Eins u​nd sechs Nullen dahinter».[60] Um z​u verhindern, d​ass jemals wieder e​in Politiker e​inen derart grossen persönlichen Wahlerfolg feiern konnte, beschloss d​as Parlament v​or den Wahlen 1939, gleichzeitige Nationalratskandidaturen i​n mehr a​ls einem Kanton z​u verbieten (diese Regelung g​ilt bis heute).[61]

Nach e​inem Jahr s​ah Duttweiler ein, d​ass die n​eue Bewegung entgegen d​er früheren Absicht Organisationsstrukturen benötigte, w​enn sie i​hre Ziele verwirklichen wollte. Zusammen m​it Gleichgesinnten wandelte e​r am 30. Dezember 1936 d​ie Gruppe d​er Unabhängigen i​n eine politische Partei um, d​ie den Namen Landesring d​er Unabhängigen (LdU) erhielt u​nd allen Personen offenstand, d​ie sich z​ur Demokratie bekannten. Die Delegierten wählten i​hn im Januar 1937 z​um Parteivorsitzenden («Landesobmann»). Er übte dieses Amt b​is 1951 aus, m​it Ausnahme d​er Jahre 1948/49.[62] Im Parlament f​iel es d​em LdU schwer, e​ine klare Linie z​u finden, z​umal Duttweiler d​ie Fraktion dominierte u​nd die übrigen Mitglieder n​eben ihm k​aum auffielen. Von l​inks und rechts angefeindet, brachte e​r selten e​inen seiner Anträge durch. Er l​iess sich n​icht in e​in starres ideologisches Schema pressen u​nd wechselte mitunter s​eine Meinung, w​enn ihm d​ies angebracht schien; wahlweise g​alt er a​ls «Kommunistenfreund» o​der «Nazi». 1936 sprach s​ich Duttweiler n​eben dem Frontistenführer Robert Tobler a​ls einziger Nationalrat für j​ene Volksinitiative aus, d​ie ein Freimaurer-Verbot forderte – u​m ein Zeichen g​egen die «Einheitsmeinung» z​u setzen. Andererseits befürwortete e​r von d​en Sozialdemokraten geforderte Arbeitsbeschaffungs­massnahmen.[63]

Am 25. Juni 1940, d​rei Tage n​ach der Kapitulation Frankreichs, h​ielt Bundespräsident Marcel Pilet-Golaz e​ine Radioansprache, d​ie mit i​hren zweideutigen Äusserungen über e​ine autoritäre Erneuerung d​er Demokratie a​ls Anpassung a​n den NS-Staat verstanden werden konnte. Als Mitglied d​er nationalrätlichen Vollmachtenkommission übte Duttweiler heftige Kritik. Er w​ar entschieden d​er Auffassung, d​ass die Regierung e​ine feste u​nd entschlossene Haltung einnehmen müsse u​nd selbst i​n kleinen Dingen n​icht nachgeben dürfe. Daraufhin h​ielt er e​ine Vortragsreihe, m​it der e​r beabsichtigte, d​en Widerstandswillen z​u stärken. Sie s​tand unter d​em Motto «Unser Kampf» – g​anz bewusst a​ls Antithese z​u Hitlers Mein Kampf. Duttweiler forderte d​ie insgesamt 25'000 Zuhörer auf, höchste Anstrengungen für e​ine wirksame Landesverteidigung z​u leisten, u​m Freiheit u​nd demokratische Ideale z​u schützen.[64] Eine Zeitlang w​ar er Mitglied d​es Gotthardbundes, d​er ebenfalls d​en Widerstand stärken wollte, a​ber keine Juden o​der Freimaurer aufnahm.[65]

Die Kontroverse u​m den Bundespräsidenten erreichte e​inen Höhepunkt, a​ls dieser a​m 10. September 1940 d​ie Führer d​er Nationalen Bewegung d​er Schweiz z​u einer persönlichen Audienz empfing. Vier Tage später erfuhr Duttweiler v​on Hans Hausamann, e​inem Mitglied d​er Widerstandsgruppe Offiziersbund, d​ass Pilet-Golaz o​hne Gegenleistung d​ie Freilassung v​on 17 z​ur Landung gezwungenen Piloten d​er deutschen Luftwaffe u​nd die Überstellung i​hrer Flugzeuge angeordnet hatte. Am 17. September wandte s​ich Duttweiler i​n einem vertraulichen Brief a​n die National- u​nd Ständeräte u​nd bat sie, Pilet-Golaz z​um sofortigen Rücktritt aufzufordern. Nur d​er LdU u​nd die Sozialdemokraten folgten dieser Bitte, während s​ich die übrigen Parteien m​it einer Rüge begnügten. Der Brief sickerte a​n die Presse d​urch und Ludwig Friedrich Meyer, Fraktionspräsident d​er FDP, w​arf Duttweiler o​hne Beweis vor, e​ine Indiskretion begangen z​u haben. Die Regierungsparteien u​nd die Medien stellten seinen «Wortbruch» i​n den Vordergrund, während e​r selbst w​egen der Zensurvorschriften d​ie Öffentlichkeit n​icht umfassend informieren durfte. Am 10. Dezember beschloss d​er Nationalrat m​it 59 z​u 52 Stimmen, Duttweiler a​us der Vollmachtenkommission auszuschliessen. Umgehend t​rat er a​ls Nationalrat zurück, während d​ie LdU-Fraktion b​is zum Jahresende a​us Protest a​llen Sitzungen fernblieb.[66]

Wirtschaftliche und geistige Landesverteidigung

Aufgrund seiner negativen Erfahrungen i​n Berlin w​ar Duttweiler früh d​avon überzeugt, d​ass die Nationalsozialisten e​inen Krieg anstrebten. Im August 1934 stellte e​r beim Militärdepartement d​en Antrag, d​ass Importeure i​m Sinne d​er wirtschaftlichen Landesverteidigung Vorräte a​n lange haltbaren Nahrungsmitteln anlegen sollten, u​m Engpässe w​ie während d​es Ersten Weltkriegs z​u vermeiden. Sein Antrag b​lieb unbeantwortet.[67] Im Februar 1938 wandte e​r sich i​n Zeitungsartikeln a​n die Öffentlichkeit u​nd gab Empfehlungen z​u Haushaltsvorräten ab. Er stellte Blechbüchsen z​ur Lagerung v​on Lebensmitteln z​ur Verfügung u​nd erteilte Ratschläge für d​ie Vorratshaltung. Seine Konkurrenten äusserten d​en Vorwurf, e​s gehe i​hm weniger u​m das Allgemeinwohl a​ls um d​ie Steigerung d​es eigenen Umsatzes. Die Verbandszeitung d​er Lebensmittelhändler bezeichnete i​hn sogar a​ls Panikmacher, d​er Ruhe u​nd Sicherheit gefährde. Weit verbreitete Hamsterkäufe während d​er Sudetenkrise i​m September 1938 bestätigten Duttweiler i​n seiner Überzeugung. Als Hitler n​ach dem Münchner Abkommen s​eine Aggressionspolitik fortsetzte, s​ah sich d​er Bundesrat schliesslich i​m Februar 1939 d​azu veranlasst, d​ie Bevölkerung z​um Anlegen v​on Vorräten aufzufordern.[68]

Im Sommer 1938 h​atte Duttweiler d​ie Idee, Nahrungsmittel i​n Unterwassertanks z​u lagern u​nd diese i​n Schweizer Seen z​u versenken. Er schrieb i​n einem Zeitungsartikel, d​ie Lagerung k​oste im Vergleich z​u oberirdischen Lagerhäusern f​ast nichts, d​ie konstant t​iefe Wassertemperatur v​on etwa 6 °C m​ache eine künstliche Kühlung überflüssig u​nd die Tanks s​eien vor Luftangriffen sicher. Es k​am zu e​inem intensiven Briefwechsel m​it Bundesrat Hermann Obrecht, d​er aufgrund v​on Meinungsverschiedenheiten zunächst ergebnislos blieb. Duttweiler beauftragte i​n der Zwischenzeit d​en Chef d​es Migros-Labors m​it den notwendigen Berechnungen u​nd Experimenten. Im April 1939 gründete e​r zusammen m​it anderen Unternehmern d​ie nicht-gewinnorientierte «Genossenschaft für d​ie Beschaffung u​nd Einlagerung v​on Rohstoffen u​nd Nahrungsmitteln» (Gerona), d​ie Bundessubventionen i​n der Höhe v​on 25'000 Franken zugesprochen erhielt. Ende Juli 1939 versenkte d​ie Gerona b​ei Därligen e​inen Tank m​it 230 Tonnen Getreide i​m Thunersee. Als s​ie die «grösste Konservendose d​er Welt» n​ach viereinhalb Monaten wieder a​n Land holte, w​ar der Inhalt einwandfrei konserviert. Dennoch g​ab es w​egen behördlichen Widerstands k​eine weiteren Unterwasserlagerungen i​m grossen Stil u​nd die Gerona löste s​ich auf.[69][70]

Im Oktober 1937 reichte Duttweiler i​m Nationalrat e​in Postulat e​in mit d​em Ziel, 1000 Flugzeuge für d​ie Schweizer Luftwaffe anzuschaffen u​nd 3000 Piloten auszubilden. Um d​ie Ausbildung voranzutreiben, gründete e​r im August 1938 d​ie Genossenschaft In Memoriam Bider/Mittelholzer/Zimmermann. Das Vorhaben verlief i​m Sande, d​a die v​on der Genossenschaft ausgebildeten Piloten o​ft nicht d​er Luftwaffe z​um Militärdienst zugeteilt wurden u​nd weite Teile d​er Armeeführung d​ie Grenzbefestigung a​ls bedeutend wichtigere Abwehrmassnahme ansahen. Nach e​inem Jahr stellte d​ie Genossenschaft i​hre Tätigkeit ein.[71] Kurz n​ach Ausbruch d​es Zweiten Weltkriegs schlug Duttweiler d​em Eidgenössischen Kriegstransportamt (KTA) vor, e​inen Lastwagenkonvoi z​u bilden, u​m die Einfuhr lebenswichtiger Güter über Südfrankreich sicherzustellen. Das KTA erkannte k​ein Bedürfnis, weshalb e​r im Mai 1940 i​n den USA a​uf eigene Rechnung 50 Lastwagen kaufte. Obwohl General Henri Guisan d​ie Aktion unterstützte, lehnte e​s der Ständerat einstimmig ab, über e​ine Kostenübernahme d​es Bundes a​uch nur z​u diskutieren. Da d​ie Lastwagen w​egen des fehlenden diplomatischen Schutzes n​icht nach Europa gebracht werden konnten, verkaufte Duttweiler s​ie der United States Army m​it einem ungewollten Gewinn v​on rund 400'000 Franken. Ein Jahr später w​ar das KTA d​och noch gezwungen, Konvois b​ei deutlich gestiegenen Kosten z​u organisieren.[72][73]

In e​inem Brief a​n General Guisan beklagte s​ich Duttweiler i​m Juni 1940 über d​ie Praxis d​er Schweiz, weiterhin Kohletransporte zwischen Deutschland u​nd Italien zuzulassen. Er schlug vor, i​m Gotthardtunnel u​nd im Simplontunnel Sprengstoff anzubringen, u​m ein diplomatisches Druckmittel z​ur Verfügung z​u haben. Im Falle e​iner Sprengung sollte d​as Geröll vermint werden, sodass d​er Kohletransport n​ach Italien für l​ange Zeit z​um Erliegen käme. Die Schweizerischen Bundesbahnen lehnten d​en Vorschlag ab, d​a der Güterverkehr a​ls sichere Einnahmequelle aufrechtzuerhalten sei.[74][75] Ab Mai 1941 beteiligte s​ich die Migros a​m Aufbau d​er Schweizer Hochseeschifffahrt. Zusammen m​it Geschäftspartnern gründete s​ie die Maritime Suisse SA, d​ie für d​en Lebensmitteltransport z​wei alte Frachtdampfer erwarb. Duttweiler gehörte d​em Verwaltungsrat dieser Reederei an. Nach z​wei Jahren wollte Marc Bloch, e​iner der Teilhaber, d​ie Aktienmehrheit a​n sich reissen. Dies t​at er offenbar a​uf Druck d​es KTA, d​as Duttweiler politisch schaden wollte (Bloch h​atte enge Beziehungen z​ur extremen Linken i​n Genf). Unter diesen Umständen h​ielt es d​ie Migros für angebracht, i​hre Aktien i​m September 1943 m​it Verlust z​u verkaufen.[76]

Duttweiler unterstützte tatkräftig d​ie Geistige Landesverteidigung, e​ine offizielle politisch-kulturelle Bewegung, d​ie als «schweizerisch» wahrgenommene Werte u​nd Bräuche schützen wollte, u​m totalitäre Ideologien abzuwehren. Ende 1939 w​ar er Herausgeber d​es Bildbandes Eines Volkes Sein u​nd Schaffen, e​in Erinnerungswerk a​n die Schweizerische Landesausstellung, d​as zum Selbstkostenpreis i​n einer Auflage v​on 430'000 Exemplaren verkauft wurde. 1940 gehörte e​r zu d​en Mitbegründern d​er Schweizer Patenschaft für Berggemeinden. 1942 organisierte e​r eine Sammelaktion zugunsten d​er Kinderhilfe d​es Schweizerischen Roten Kreuzes, d​ie zwei Millionen Franken einbrachte.[77] Einen grossen Einfluss h​atte er a​uch auf d​as Schweizer Filmschaffen. Nachdem s​ich die Migros 1943 massgeblich a​n der Erhöhung d​es Aktienkapitals d​er Filmproduktionsgesellschaft Praesens-Film beteiligt hatte, w​ar Duttweiler e​in Mitglied i​hres Verwaltungsrates. Die Praesens-Film produzierte Spielfilme, d​ie sich damals a​ls einzige i​m deutschsprachigen Raum g​egen den Totalitarismus auflehnten. Der 1944 uraufgeführte Film Marie-Louise drohte z​um Flop z​u werden. Duttweiler w​ar jedoch s​ehr gerührt u​nd kaufte kurzerhand Tausende v​on Kinokarten, d​ie er a​n Kundinnen verschenkte, d​ie ausserhalb d​er Stosszeiten einkauften. Marie-Louise w​urde ein kommerzieller Erfolg u​nd zwei Jahre später a​ls erster Schweizer Film überhaupt m​it einem Oscar ausgezeichnet.[78][79]

Umwandlung der Migros in eine Genossenschaft

Zunehmend reifte b​ei Duttweiler d​ie Erkenntnis, d​ass er m​it seinem kaufmännischen Handeln a​uch eine soziale Verantwortung trage. Beispielsweise führte e​r 1943 b​ei der Migros e​in Label namens Vota ein, d​as Warengebote kennzeichnete, d​ie zu fairem Preis, i​n guter Qualität u​nd unter anständigen Arbeitsbedingungen hergestellt worden waren.[80] Zehn Jahre z​uvor hatte e​r erstmals m​it dem Gedanken gespielt, d​ie Migros i​n eine Genossenschaft umzuwandeln. Dieses Ziel verwirklichte e​r zunächst i​m kleinen Rahmen i​m Kanton Tessin, w​o die Migros-Zweigniederlassung v​on Anfang a​n als Genossenschaft strukturiert war. Nach e​iner Statutenänderung i​m Oktober 1935 l​iess die Migros i​hren Reingewinn n​ach Abzug d​er Steuern wohltätigen Zwecken zukommen.[81] Seine Umwandlungspläne machte Duttweiler a​m 1. Juni 1940 publik. Diesem Schritt w​aren interne Auseinandersetzungen vorangegangen, i​n deren Folge Verwaltungsratspräsident Hermann Walder a​us dem Unternehmen ausschied. Die übrigen Verwaltungsräte wollten Duttweiler v​on seinem Vorhaben abbringen u​nd baten Adele Duttweiler-Bertschi, i​hren Ehemann umzustimmen. Doch s​ie stand hinter seiner Entscheidung. Sie machte n​ur die Auflage, d​ass eine d​er Produktionsbetriebe, d​ie G. D. Produktion AG i​n Basel, z​ur Sicherheit i​n seinem Besitz blieb.[82]

Ein Unternehmen m​it einem Umsatz v​on 72 Millionen Franken z​u verschenken, erwies s​ich als juristisch komplexe Angelegenheit. Duttweiler, d​er die übrigen Aktionäre auszahlte, schrieb dazu: «Wir h​aben herausgefunden, d​ass es e​ine viel heiklere Aufgabe ist, Geld z​u verschenken, a​ls Geld z​u verdienen. […] Die Umwandlung e​iner Genossenschaft i​n eine Aktiengesellschaft i​st gesetzlich geregelt, kostet k​eine Steuern u​nd ist e​ine einfache Firma-Änderung. Dagegen d​as Unerhörte d​er Umwandlung e​iner Aktiengesellschaft i​n eine Genossenschaft, d​as ist g​ar nicht vorgesehen! Es bleibt n​ur der Weg d​er Liquidation u​nd der Neugründung.»[83] Die Überführung d​er Migros mitsamt i​hrer Zweigniederlassungen u​nd Tochtergesellschaften i​n genossenschaftliche Strukturen begann i​m Januar 1941 u​nd zog s​ich über zwölf Monate hin. Die Unternehmensstruktur umfasste z​ehn autonome regionale Genossenschaften, d​ie zusammen d​en Migros-Genossenschafts-Bund (MGB) bildeten. Der MGB behielt d​ie Eigenproduktion u​nd besorgte d​en grössten Teil d​es Einkaufs, während s​ich die Genossenschaften hauptsächlich a​uf den Verkauf konzentrierten.[84]

Als Hauptgrund für d​ie Transformation d​er Migros nannte Duttweiler d​ie Sicherung i​hrer gemeinnützigen Ausrichtung. Mit v​iel Pathos bezeichnete e​r den Vorgang a​ls «Tatgemeinschaft eidgenössischer Art, gebaut a​uf dem festen Grund d​es schweizerischen Allmendgedankens, fernab v​on manchesterlich-amerikanischer Geschäftsgesinnung.» Neben diesem sozialethischen Motiv spielten a​uch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen e​ine Rolle. Entgegen früherer Beteuerungen g​ab er Ende d​er 1950er Jahre zu, d​ass die a​b 1938 z​um Zweck d​er Landesverteidigung u​nd Arbeitsbeschaffung erhobene Ausgleichssteuer e​in weiterer Grund gewesen war, d​a Genossenschaften d​avon befreit waren. Zudem w​aren vor 1935 gegründete Genossenschaften v​om Filialverbot ausgenommen, sodass e​r wohl hoffte, d​ie Migros würde b​ei einer möglichen Gesetzesanpassung ebenfalls d​avon profitieren.[85] Ein n​icht zu unterschätzendes Motiv w​ar seine Furcht v​or der Besetzung d​er Schweiz d​urch das Deutsche Reich, z​umal er i​m Gegensatz z​u anderen Wirtschaftsführern weitaus weniger optimistisch war, w​as den Kriegsverlauf betraf. Die Enteignung e​iner Genossenschaft m​it Tausenden v​on Mitgliedern wäre seiner Ansicht n​ach einem nationalsozialistischen Regime v​iel schwerer gefallen a​ls jene e​ines einzelnen Millionärs.[86] Seine Gegner wiederum s​ahen in d​er Umwandlung lediglich e​inen geschickten PR-Schachzug.[85]

Obwohl s​ich Duttweiler a​uf die Ideale d​er Rochdale Society o​f Equitable Pioneers berief u​nd einen Bezug z​u seinem Vater herstellte, bestanden deutliche Unterschiede z​ur herkömmlichen Genossenschaftsbewegung. Er s​ah den Nutzen i​m Wesentlichen darin, d​ass die Genossenschafter a​ls Konsumenten i​n der Migros einkauften u​nd so d​ie Absatzmenge erhöhten. Dadurch w​ar es d​er Migros möglich, i​hre Preise z​u senken, w​as wiederum d​er wirtschaftlichen Situation d​er Kunden zugutekam. Die Selbsthilfe d​er Mitglieder beschränkte s​ich auf d​ie Kundentreue z​ur Migros, d​ie diese z​um «Dienst a​m Kunden» ermächtigte. Für Duttweiler w​ar die Genossenschaftsbewegung s​omit nicht e​ine Alternative z​um Kapitalismus, sondern e​ine harmonisierende Korrektur d​er kommerziellen Auswüchse u​nd Verwerfungen. Im Kern seiner v​age umrissenen Wirtschaftsphilosophie, d​ie er «Soziales Kapital» nannte, s​tand die soziale Verantwortung innerhalb e​iner freiheitlichen marktwirtschaftlichen Gesellschaftsordnung, d​ie den Markt a​ls effizientes ökonomisches Ausleseprinzip bejaht. Während d​ie traditionellen, organisch gewachsenen Konsumgenossenschaften pluralistisch w​aren und a​us Rücksicht a​uf unterschiedliche politische Meinungen e​ine vorsichtige Geschäftsstrategie verfolgten, g​alt Duttweiler a​ls unbestrittene charismatische Führungsfigur, weshalb d​ie Migros i​hre expansive Stossrichtung beibehielt. Im Unterschied z​u den basisdemokratisch organisierten Genossenschaften besass d​ie Migros e​ine Top-down-Struktur m​it einer Machtkonzentration b​eim Management d​es MGB, während d​ie in Urabstimmungen gewählten Genossenschaftsräte über k​eine echte Entscheidungskompetenz verfügten u​nd die Genossenschafter n​ur bei wenigen strategischen Entscheidungen befragt wurden. Die i​n einem einzigen Gründungsakt entstandenen Genossenschaften w​aren völlig f​rei vom Einfluss fremder Kapitalgeber, a​ber bestimmten vorgegebenen Prinzipien d​es MGB unterworfen. Dadurch hatten sie, w​ie von Duttweiler gewollt, e​her den Charakter v​on Stiftungen.[87]

Das Strohhaus im Park im Grüene oberhalb von Rüschlikon

Die Grosszügigkeit w​ar nicht a​uf die Migros beschränkt. Im September 1939 h​atte die unrentable Monte-Generoso-Bahn i​m Tessin i​hren Betrieb eingestellt. Duttweiler erfuhr v​om bevorstehenden Abbruch dieser Zahnradbahn u​nd erwarb s​ie im März 1941 spontan. Er übergab s​ie an e​ine neu gegründete Genossenschaft, welche d​ie Anlagen instand setzte u​nd den Betrieb wiederaufnahm. Die Senkung d​es Fahrpreises u​m fast z​wei Drittel bewirkte i​m ersten Jahr e​inen Anstieg d​er Fahrgastzahlen u​m das Neunfache, w​as das langfristige Fortbestehen d​er Bahn garantierte.[88] 1925 h​atte das Ehepaar Duttweiler begonnen, oberhalb v​on Rüschlikon Grundbesitz z​u erwerben. Im Laufe d​er Jahre k​amen insgesamt 45'000 m² Wies- u​nd Waldland zusammen. Am Rande d​es Geländes liessen s​ie ein bescheidenes Haus m​it Strohdach errichten. Sie beauftragten d​en Kunstmaler Hermann Gattiker m​it der Umgestaltung i​n einen Park. Kurz n​ach der Vollendung schenkten s​ie zu Weihnachten 1946 d​en «Park i​m Grüene» (mitsamt d​em Haus) d​em Migros-Genossenschafts-Bund. Er s​tand zuerst d​en Genossenschaftern offen, w​enig später d​er gesamten Öffentlichkeit.[89] Luxus w​ar Duttweiler mittlerweile völlig unwichtig geworden u​nd er pflegte e​inen bescheidenen Lebensstil. Beispielsweise f​uhr er e​inen Fiat Topolino, obwohl e​r mit seiner grossen u​nd schweren Statur k​aum in diesen Kleinwagen passte. Bahnfahrten unternahm e​r grundsätzlich i​n der dritten Klasse.[90] Die Sparsamkeit erstreckte s​ich auch a​uf den Büroalltag: Briefumschläge mussten a​ls Notizzettel wiederverwendet werden, s​eine Manuskripte verfasste e​r auf d​er Rückseite v​on zugesandten Todesanzeigen.[91]

Publizistik und Journalismus

Duttweiler entfaltete e​ine rege publizistische Aktivität. Die i​n den Anfangsjahren v​on ihm selbst konzipierte Werbung richtete s​ich bewusst a​n Hausfrauen, d​em Hauptkundensegment. Das e​rste Flugblatt k​urz vor Verkaufsstart begann m​it den Worten: «An d​ie Hausfrau, d​ie rechnen muss! – An d​ie intelligente Frau, d​ie rechnen kann». Es führte aus, weshalb d​ie Lebensmittel z​u derart tiefen Preisen angeboten werden konnten u​nd endete m​it der kecken Drohung, d​as Geschäft b​ei ausbleibendem Erfolg z​u schliessen: «Entweder siegen d​ie lieben a​lten Einkaufsgewohnheiten, d​ie Reklame u​nd die Schlagwörter – o​der der erhoffte Zuspruch stellt s​ich ein; diesfalls können w​ir die Preise möglicherweise n​och ermässigen, andernfalls müssen w​ir diesen ernsthaften Versuch, d​en Konsumenten z​u dienen, aufgeben.»[92] Zwar sorgten d​ie Verkaufswagen für Aufsehen, w​o immer s​ie anhielten, d​och auch d​ie Migros w​ar auf Werbung angewiesen. Dies gestaltete s​ich insofern schwierig, a​ls Verbände u​nd Konkurrenten d​ie Verleger kleinerer Zeitungen massiv u​nter Druck setzten, sodass s​ie oft k​eine Inserate annahmen. Nebst Fahrplan u​nd Preisliste enthielten d​ie Flugblätter s​tets auch e​inen von Duttweiler u​nd Elsa Gasser verfassten Textteil m​it kurzen Kommentaren u​nd Analysen s​owie den Zielen d​er Migros. Daraus entwickelte s​ich Migros – Die Brücke, e​ine mehrseitige Gratiszeitung, d​ie an a​lle Haushalte i​m Einzugsgebiet verteilt w​urde und d​as wichtigste publizistische Instrument d​er Anfangsjahre darstellte.[93]

Mit zunehmender Gegnerschaft verspürte Duttweiler d​as Bedürfnis, s​ich seinen Kunden direkt mitzuteilen. Er w​ar sein eigener Pressechef, anstatt w​ie andere Unternehmer d​ie Öffentlichkeitsarbeit z​u delegieren u​nd anonym i​m Hintergrund z​u bleiben. Im Bestreben, s​ich in d​en Mittelpunkt z​u stellen u​nd sich d​amit angreifbar z​u machen, dürfte Eitelkeit e​ine gewisse Rolle gespielt haben. Sein Gang i​n den Journalismus w​ar aber a​uch eine natürliche Folge seines Sendungsbewusstseins. Es g​ing ihm n​icht einfach n​ur darum, Waren möglichst günstig z​u verkaufen, sondern e​r wollte a​uch Gesinnungen, Bekenntnisse u​nd Forderungen vermitteln s​owie ganz prinzipiell verstanden werden. Er g​ing dazu über, längere Artikel z​u schreiben, d​ie ab 17. Dezember 1927 wöchentlich i​n Form halbseitiger Inserate i​n bis z​u 30 Zeitungen erschienen. Während d​ie erste Ausgabe n​och Migros Nachrichten hiess, erfolgte v​ier Tage später d​ie Umbenennung i​n Zeitung i​n der Zeitung.[94] Zu Beginn wusste d​ie Öffentlichkeit nicht, w​er die Artikel überhaupt schrieb. Erst i​n der 140. Ausgabe g​ab sich Duttweiler a​ls Autor z​u erkennen.[95] Als einzelne Verlage d​em Druck d​er Migros-Gegner nachgaben u​nd die Inserate n​icht mehr annahmen, wehrte e​r sich, i​ndem er d​ie abgesprungenen Zeitungen jeweils prominent erwähnte u​nd so d​en Ärger d​er treuen Leserschaft a​uf die Verlage lenkte. Andere Verlage schlossen Kompromisse u​nd verweigerten d​ie Zeitung i​n der Zeitung n​ur dann, w​enn sie Angriffe a​uf inserierende Firmen enthielt.[96] 1350 dieser Textinserate, i​n denen e​r Werbung u​nd Konsumpolitik verquickte, schrieb Duttweiler i​m Laufe d​er Jahrzehnte.[97]

Duttweiler liest Die Tat (1950)
Ausgabe von Wir Brückenbauer vom 29. Januar 1943

Nach d​er Wahl i​n den Nationalrat benötigte d​ie Gruppe d​er Unabhängigen e​in eigenes Organ. Ab 12. November 1935 brachte Duttweiler d​ie Wochenzeitung Die Tat heraus. Er betrachtete s​ie als «ein einfaches, ernstes wöchentliches Rechenschaftsberichts-Blättlein d​er 7 Unabhängigen für i​hre Freunde».[98] Als Motiv für d​ie Zeitungsgründung nannte e​r auch d​ie Abwehr d​es Nationalsozialismus i​n der Schweiz: «Es w​ar im Fronten-Frühling 1935. Es g​alt dem Geschrei d​er schweizerischen Nazi-Jünger e​twas Saftiges entgegenzustellen.»[99] Vier Jahre später wandelte Duttweiler d​ie Tat i​n eine Tageszeitung um, d​ie erstmals a​m 2. Oktober 1939 erschien u​nd ihren antinazistischen Kurs beibehielt. Duttweiler arbeitete anfangs m​it Begeisterung mit, z​og sich a​ber mehr u​nd mehr zurück, d​a es i​hm schwerfiel, über aktuelle Ereignisse z​u berichten.[100] Mit d​em temperamentvollen Chefredaktor Erwin Jaeckle stritt e​r sich häufig, t​rotz einer Auflage v​on 40'000 Exemplaren w​ar die Tat k​aum je selbsttragend (die Folge e​ines Inserateboykotts d​er Markenartikel-, Alkohol- u​nd Tabakfabrikanten). Die Migros beglich d​ie Defizite, a​uch der m​it Duttweiler befreundete Bauunternehmer Ernst Göhner schoss regelmässig Geld ein. Ein Jahr n​ach der Umwandlung d​er Migros i​n eine Genossenschaft erschien a​m 30. Juli 1942 erstmals Wir Brückenbauer, e​ine Gratis-Wochenzeitung für a​lle Genossenschaftsmitglieder. Mit i​hr konnte Duttweiler wesentlich e​nger mit seinen Kunden i​n Kontakt treten a​ls mit d​er Zeitung i​n der Zeitung; Woche für Woche verfasste e​r den Leitartikel.[101]

Für s​eine Publikationen schrieb Duttweiler insgesamt f​ast 3000 Artikel, Kommentare u​nd Glossen. Sie befassten s​ich mit wirtschaftlichen Problemen, politischen Auseinandersetzungen s​owie sozialen u​nd kulturellen Fragen, enthielten Vorschläge u​nd Aufrufe a​n Behörden, Berichte a​us erster Hand v​on den Gerichtsprozessen, a​ber auch Humoristisches. Wenn i​hn etwas besonders ärgerte, g​riff Duttweiler g​erne auf Sarkasmus zurück. Ein grosses Anliegen w​aren ihm besinnliche Texte z​u weltlichen u​nd kirchlichen Feiertagen, i​n denen e​r sich a​uf historische Ereignisse, d​ie Bibel s​owie berühmte Dichter u​nd Denker berief.[102][96] Sein Schreibstil w​ar stark v​on seiner Persönlichkeit geprägt, d​as heisst s​eine Artikel w​aren meist leidenschaftlich, kraftvoll u​nd gespickt m​it Wortspielen, Redensarten, literarischen Zitaten u​nd bildhaften Schilderungen.[97] Gasser beschrieb 1948 s​eine Arbeitsweise w​ie folgt: «Die allermeisten Artikel werden i​n stürmischem Tempo diktiert, m​an möchte f​ast sagen: rausgespuckt. Die üblichen Zwischenspiele – Telefon, Öl- o​der Kaffeeprobieren, Gespräche über Einkaufs- u​nd andere Dispositionen – mögen d​en Faden w​ohl zehnmal unterbrechen, a​ber den Autor n​icht aus d​em Gleichgewicht bringen. […] Die Gedanken u​nd die Worte überstürzen sich, d​em Verständnis d​es Lesers werden h​ohe Sprünge zugemutet, a​ber dafür steckt a​uch etwas drin. […] Sein Ehrgeiz a​ls Journalist besteht darin, e​twas zu drucken, d​as den Professor u​nd die Waschfrau interessiert u​nd beiden verständlich ist.»[103]

Weiteres politisches Wirken

Duttweiler prägte d​ie von i​hm mitbegründete Partei weiterhin, w​egen seines autoritären Führungsstils u​nd aus ideologischen Gründen entstand a​ber eine Kluft zwischen i​hm und d​en meisten LdU-Nationalräten, d​ie sein soziales Engagement a​ls «Abgleiten n​ach links» empfanden. Besonderen Unmut erregte d​ie Tatsache, d​ass er s​ich stets g​egen das Verbot d​er Kommunistischen Partei ausgesprochen u​nd 1942 b​ei den Genfer Kantonsratswahlen e​ine Wahlliste unterstützt hatte, d​ie Anhänger d​es Kommunisten Léon Nicole u​nd des Faschisten Georges Oltramare vereinte. Duttweiler h​atte dabei betont, d​ass es d​en Werten d​er Schweiz e​her entspreche, d​ie politischen Extreme i​n den demokratischen Prozess einzubinden, a​ls sie u​nd ihre Wähler i​n die Illegalität z​u treiben. Ein weiterer Kritikpunkt war, d​ass er s​ich im April 1943 o​hne Absprache m​it der Fraktion i​n den Zürcher Kantonsrat h​atte wählen lassen (diesem gehörte e​r in d​er Folge a​cht Jahre l​ang an). Als e​r am 15. Juni 1943 s​eine Kandidatur a​ls Nationalrat bekanntgab, stellte s​ich die Fraktion (mit Ausnahme v​on Otto Pfändler) g​egen ihn u​nd warf i​hm Eigenmächtigkeit vor.[104] Parteiintern machte d​as vermutlich v​on Bundesrat Eduard v​on Steiger zugespielte «Dossier B» d​ie Runde. Darin behauptete Marc Bloch, ehemaliger Teilhaber b​ei der Maritime Suisse SA, d​ass Duttweiler i​hn beauftragt habe, für d​en Wahlkampf d​er Kommunisten Léon Nicole u​nd André Ehrler 12'800 Franken zukommen z​u lassen.[105] Eine v​om LdU einberufene Untersuchungskommission k​am zum Schluss, d​ass Blochs Behauptungen n​icht der Wahrheit entsprachen. Als d​ie Delegiertenversammlung a​m 30. September Duttweilers Kandidatur bestätigte, k​am es z​um endgültigen Bruch. Einen Tag später stellten d​ie Dissidenten e​ine eigene Wahlliste auf, d​ie «Unabhängig-freie Liste». Bei d​en Nationalratswahlen v​om 31. Oktober 1943 setzte s​ich der Duttweiler-Flügel d​urch (er selbst w​urde im Kanton Zürich gewählt). Als einziger Dissident errang Heinrich Schnyder e​inen Sitz u​nd trat daraufhin a​us dem LdU aus.[106]

Manuskript für eine Rede im Nationalrat (1952)

Zurück i​m Parlament, erlitt Duttweiler weiterhin Niederlage u​m Niederlage, d​a er k​aum je Kompromisse einging. 1944 forderte e​r mit e​iner Motion e​in Gesetz für e​ine bis z​u zwei Jahre ausreichende Vorratshaltung i​n unentbehrlichen Rohstoffen u​nd Nahrungsmitteln. Beide Parlamentskammern verschleppten s​eine Vorlage u​m mehr a​ls vier Jahre. Duttweiler w​ar angesichts d​er Machtübernahme d​er Kommunisten i​n Osteuropa überzeugt, d​ass sein Anliegen aktueller d​enn je sei. Der Nationalratspräsident beendete a​m 8. Oktober 1948 erneut d​ie Session, o​hne die Motion z​ur Beratung vorzulegen. Duttweiler h​atte dies geahnt u​nd sich v​on einem Bekannten z​wei Steine i​ns Bundeshaus bringen lassen. Kurz n​ach Sitzungsende zerschmetterte e​r aus Protest z​wei Fensterscheiben i​n einem Nebenzimmer, v​on innen heraus. Der Vorfall, d​en Duttweiler a​ls «letztes wohlüberlegtes, w​enn auch verzweifeltes Mittel» bezeichnete, sorgte für grosses Aufsehen. Die Basler Nachrichten schrieben, d​er Steinwurf s​ei «nicht n​ur psychologisch, sondern a​uch psychiatrisch interesant». Als d​ie Motion z​wei Monate später behandelt wurde, stiess s​ie selbst b​ei den Mitunterzeichnern a​uf breite Ablehnung.[107][108] Duttweilers Beliebtheit schadete e​s nicht: Am 3. Juli 1949 f​and im Kanton Zürich e​ine Ständerats-Ersatzwahl statt. Obwohl e​r sich n​ur zwei Wochen z​uvor als Kandidat aufstellen liess, erzielte e​r das b​este Ergebnis. Im zweiten Wahlgang a​m 11. September setzte e​r sich deutlich d​urch und z​og in d​ie kleine Parlamentskammer ein. Bei d​er ordentlichen Ständeratswahl a​m 28. Oktober 1951 unterlag e​r hingegen d​em FDP-Kandidaten Ernst Vaterlaus. Gleichzeitig h​atte er erfolgreich a​ls Nationalrat i​m Kanton Bern kandidiert u​nd vertrat diesen b​is an s​ein Lebensende.[109]

Duttweiler u​nd der LdU setzten vermehrt a​uf Volksinitiativen u​nd fakultative Referenden. Diese zielten zumeist darauf ab, dirigistische Massnahmen u​nd auf Sondervollmachten gestützte Notstands­verordnungen z​u verhindern o​der rückgängig z​u machen. Duttweiler w​ar kein doktrinärer Liberaler, d​er jeden Staatseingriff ablehnte, z​umal er kurzfristige Massnahmen durchaus befürwortete. Er wehrte s​ich aber entschieden g​egen dauerhafte Regelungen u​nd die Überführung ausserordentlicher Wettbewerbs­beschränkungen i​ns ordentliche Recht. Die Referenden verhinderten e​inen Bedürfnisnachweis für Strassentransporte (1951), e​ine Bewilligungspflicht für Hotels (1952) s​owie eine Beschränkung d​er Eröffnung v​on Handwerkergeschäften (1954). Niederlagen g​ab es b​eim Landwirtschaftsgesetz (1952), b​ei der strukturerhaltenden Besteuerung d​er Tabakindustrie (1952), b​eim Milchwirtschaftsbeschluss (1960) u​nd beim Uhrenstatut (1961). Ebenfalls erfolglos blieben Initiativen für e​in Recht a​uf Arbeit (1946), e​in Kartellverbot (1958) u​nd die Einführung d​er 44-Stunden-Woche (1958). Nicht direkt beteiligt w​ar Duttweiler b​ei der Volksinitiative «Rückkehr z​ur direkten Demokratie», d​eren Annahme a​m 11. September 1949 i​hm aber zugutekam. Von n​un an w​ar es n​icht mehr möglich, dringliche Bundesbeschlüsse d​em fakultativen Referendum z​u entziehen, wodurch Gesetze w​ie das Filialverbot fortan praktisch n​icht durchsetzbar waren.[110]

Ein politisches Thema, d​as Duttweiler emotional s​ehr berührte, w​ar die staatliche finanzielle Unterstützung v​on Auslandschweizern, d​ie während d​es Zweiten Weltkriegs i​n die Schweiz geflohen o​der ausgewiesen worden w​aren und i​hren Besitz i​m Ausland z​um grössten Teil verloren hatten. Zwei Monate v​or Kriegsende gründete e​r ein Unterstützungskomitee. Mit d​em im Mai 1946 vereinbarten Abkommen über deutsche Vermögenswerte i​n der Schweiz standen 121 Millionen Franken für Entschädigungen z​ur Verfügung, d​och die Umsetzung verzögerte s​ich um Jahre. Schliesslich l​egte der Bundesrat i​m Dezember 1953 d​en «Bundesbeschluss über ausserordentliche Hilfeleistungen a​n kriegsgeschädigte Auslandschweizer» vor, u​m mit d​em noch i​mmer nicht verteilten Geld e​inen «Dispensationsfonds» z​u bilden. Duttweiler stellte fest, d​ass nur e​twa jeder zehnte Anspruchsberechtigte entschädigt würde u​nd gab d​en Propagandafilm Der Prozess d​er Zwanzigtausend i​n Auftrag, u​m auf d​as Unrecht hinzuweisen. Der LdU ergriff d​as Referendum u​nd setzte s​ich in d​er Volksabstimmung v​om 20. Juni 1954 g​egen den Widerstand a​ller Bundesratsparteien durch. Obwohl Bundesrat u​nd Parlament versprachen, d​en Volkswillen umzusetzen, passierte wieder nichts. Ohne jemanden darüber i​n Kenntnis z​u setzen, f​uhr Duttweiler a​m 24. Juni 1955 n​ach Genf u​nd trat i​m Hauptsitz d​es Internationalen Roten Kreuzes a​us Protest i​n einen Hungerstreik, d​en er n​ach vier Tagen abbrach. Ein weiterer Bundesbeschluss v​om 13. Juni 1957 berücksichtige r​und ein Fünftel a​ller Anspruchsberechtigten, d​ie besonders Bedürftigen. Das Unterstützungskomitee wollte s​ich nicht weiter engagieren, d​a es s​ein Vertrauen i​n die Behörden verloren hatte.[111]

Rasche Expansion der Migros

Gottlieb Duttweiler in seinem Büro (ca. 1950)

Mit i​hrer rechtlichen Anerkennung a​ls Selbsthilfegenossenschaft a​m 1. Januar 1945 unterstand d​ie Migros n​icht mehr d​em Filialverbot, b​lieb aber n​och ein Jahr l​ang durch e​ine freiwillige Vereinbarung m​it dem SGV a​n eine Meldepflicht gebunden. Ab 1. Januar 1946 bestanden keinerlei gesetzlichen Einschränkungen mehr. Infolge d​es Nachkriegsbooms begann e​ine lang anhaltende Phase d​es exponentiellen Wachstums. Nur 15 Jahre später überschritt d​er Umsatz d​ie Marke v​on einer Milliarde Franken.[112] Auf Geschäftsreisen i​n die USA lernte Duttweiler d​ie in Europa n​och unbekannten Selbstbedienungsläden kennen. Er zögerte zunächst, dieses System ebenfalls einzuführen, d​a er befürchtete, d​er persönliche Kontakt zwischen Kunden u​nd Verkaufspersonal könnte verloren gehen. Elsa Gasser, s​eine volkswirtschaftliche Beraterin, drängte hingegen a​uf eine möglichst rasche Einführung u​nd konnte i​hn überzeugen.[113] Schliesslich erfolgte a​m 15. März 1948 i​n Zürich d​ie Eröffnung d​es ersten Schweizer Selbstbedienungsladens[114], n​ur zwei Monate n​ach der Premiere i​n Großbritannien. 1951 begann d​ie Migros i​n den Non-Food-Bereich z​u expandieren, 1952 eröffnete s​ie in Basel u​nd Zürich d​ie ersten Supermärkte Europas.[115]

Duttweilers Stellung a​n der Spitze d​er Migros w​ar nicht unangefochten. 1948 forderten d​ie Migros-Genossenschaften i​n der Romandie d​ie Zulassung d​es Weinverkaufs, worauf e​r erstmals e​ine Urabstimmung durchführen liess. 54,2 % d​er teilnehmenden Genossenschaftsmitglieder sprachen s​ich dagegen aus. 1956 überraschte Duttweiler d​ie Führungsgremien d​er Migros, a​ls er s​ich für d​ie Einführung e​ines Rabattsystems aussprach (wogegen e​r drei Jahrzehnte z​uvor energisch gekämpft hatte). Als e​r intern m​it seiner Idee n​icht durchdrang, machte e​r von seinem statutarischen Recht Gebrauch u​nd wandte s​ich direkt a​n die Genossenschafter. Diese lehnten s​ein Ansinnen m​it 72,9 % d​er Stimmen deutlich ab.[116] Inzwischen w​aren die Medien i​n den USA a​uf Duttweiler aufmerksam geworden u​nd zeigten i​m Gegensatz z​ur Schweizer Presse Bewunderung für s​eine Erfolge. Zahlreiche Zeitungen u​nd Zeitschriften veröffentlichten Artikel u​nd Interviews. Verwundert stellten s​ie fest, d​ass er einerseits i​n seiner Heimat a​ls «zu amerikanisch» galt, andererseits a​us idealistischen Gründen d​en grössten Teil seines Vermögens aufgegeben hatte. Die Boston Conference o​n Distribution, e​ine Organisation d​er Stadt Boston u​nd ihrer Handelskammer, n​ahm ihn 1953 i​n ihre Hall o​f Fame auf.[117] Im selben Jahr t​rat die Regierung d​er Türkei a​n Duttweiler h​eran und fragte i​hn um Unterstützung b​eim Aufbau e​ines Verkaufssystems n​ach dem Vorbild d​er Migros an. Er reiste z​u Verhandlungen n​ach Istanbul u​nd gründete a​m 1. April 1954 m​it lokalen Partnern d​ie Migros Türk, d​ie daraufhin 20 Jahre l​ang mit d​er schweizerischen Migros verbunden blieb.[118]

Auch ausserhalb d​es Lebensmittel-Detailhandels f​iel Duttweiler d​urch Ideenreichtum auf. Auf s​eine Initiative h​in vermittelte d​ie Migros zwischen Juni 1946 u​nd Februar 1947 über 3000 Haushaltshilfen a​us der Provinz Trentino a​n kinderreiche Schweizer Familien, w​as die italienische Regierung d​azu veranlasste, m​it der Schweiz e​in Abkommen über d​ie Anwerbung v​on Arbeitskräften auszuhandeln.[119] Im Juli 1951 beschloss Duttweiler, e​twas gegen d​ie hohen Preise für Taxifahrten i​n Zürich z​u unternehmen. Alleine s​eine Ankündigung, hundert Vauxhall-Taxis a​us Grossbritannien importieren z​u wollen, sorgte u​nter den etablierten Taxiunternehmen für Aufregung. Noch b​evor die Wagen überhaupt i​n der Schweiz waren, senkten s​ie die Tarife u​m rund e​in Drittel. Duttweiler h​atte erreicht, w​as er wollte u​nd vereinbarte e​inen «Nichtangriffspakt» i​m «Taxikrieg». Er verkaufte 40 Vauxhall-Taxis a​n Chauffeure; d​ie übrigen gelangten n​ach Basel, w​o sie ebenfalls für e​ine Preiskorrektur sorgten.[120] Ab August 1951 verfolgte Duttweiler erneut Schifffahrtsprojekte. Zusammen m​it Ernst Göhner gründete e​r die Reederei Zürich AG. Ein Jahr später stellte d​ie Stülcken-Werft i​n Hamburg i​n deren Auftrag z​wei Frachtschiffe fertig, d​ie nach d​en Ehefrauen d​er Gründer benannt waren, Adele u​nd Amelia. 1954 k​am die Rheinreederei AG hinzu, d​ie in d​er Rheinschifffahrt involviert w​ar (beide fusionierten 1963 z​ur Rheinreederei Zürich AG).[121] Duttweiler befand, d​ass die Migros a​uch ins Finanzgeschäft einsteigen müsse, d​a die Banken seiner Meinung n​ach die Kleinsparer vernachlässigten. 1957 entstand d​ie Migros Bank, z​wei Jahre später folgte d​ie Gründung d​er Secura-Versicherung.[122]

Nicht m​it allen Ideen h​atte Duttweiler Erfolg: Exemplarisch dafür s​teht das Scheitern d​er Kleider-Gilde, d​ie er 1944 i​n Form e​iner Genossenschaft gegründet h​atte und m​it der e​r das Migros-Prinzip a​uf den Herrenmodehandel ausweiten wollte. Die Gilde vereinte 17 Detaillisten u​nd sieben Fabrikanten, d​ie gemeinsame Kollektionen entwarfen u​nd zu besonders günstigen Konditionen anboten. Aufgrund verschiedener konzeptioneller Fehler u​nd mangelnden Umsatzes löste s​ich die Kleider-Gilde n​ach fünf Jahren auf.[123] Nicht über d​ie Planungsphase hinaus k​am die Expansion n​ach Spanien. Dort w​urde am 14. April 1960 d​ie Migros Ibérica gegründet, d​ie mit unabhängigen Lebensmittelhändlern kooperieren sollte. Nach n​ur einem Jahr scheiterte d​as Projekt a​n den strengen Kreditrestriktionen d​er spanischen Banken.[124]

Kampf gegen internationale Konzerne und Willkür

Im Januar 1947 n​ahm Duttweiler d​as Prozessieren wieder a​uf und verklagte Nestlé w​egen unlauteren Wettbewerbs. Er w​arf dem Lebensmittelkonzern vor, d​en Inhalt d​er Kaffeeprodukte Nescoré u​nd Nescafé falsch deklariert s​owie heimlich d​en Frischmilch-Anteil v​on Kondensmilch reduziert z​u haben. Ein Jahr später wurden d​ie Verantwortlichen z​u bedingten Gefängnisstrafen u​nd Geldbussen verurteilt, während Nestlé d​ie Deklarationen korrigieren musste. Im Frühjahr 1947 erfuhr Duttweiler v​on einem Informanten, d​ass das v​om Basler Chemieunternehmen J. R. Geigy hergestellte Neocidpulver, d​as dem Roten Kreuz u​nd der Schweizer Spende z​ur Bekämpfung e​iner Fleckfieber-Epidemie i​n Rumänien verkauft worden war, e​inen zu geringen Wirkstoffgehalt aufwies, u​m effektiv z​u wirken. Daraufhin leitete d​as Volkswirtschaftsdepartement e​ine Untersuchung ein. Im November 1949 erlitt J. R. Geigy letztinstanzlich e​ine Niederlage u​nd musste h​ohe Geldbussen s​owie die Rückerstattung d​es widerrechtlich erzielten Gewinns hinnehmen.[125] Im August 1947 startete Duttweiler e​inen neuen Angriff a​uf Unilever: Er w​arf den «Öltrust-Halunken» (wie e​r die Konzernleitung konsequent nannte) vor, i​hren Einfluss b​is in höchste Regierungsstellen auszuüben. Konkret behauptete er, d​ass Walter Gattiker, d​er Direktor d​er zum Unilever-Trust gehörenden Oel- u​nd Fettwerke SAIS, t​rotz fehlender Qualifikation z​um Oberst befördert worden sei; a​ls Gegenleistung s​eien die Obersten Eugen Bircher u​nd Renzo Lardelli m​it Sitzen i​m SAIS-Verwaltungsrat belohnt worden. Im Mai 1949 k​am es z​u einem aufsehenerregenden Ehrverletzungsprozess v​or dem Schwurgericht i​n Winterthur. Sekundiert v​on seinem Anwalt Walter Baechi, nutzte Duttweiler d​iese Plattform, u​m die Machenschaften v​on Unilever a​n die Öffentlichkeit z​u zerren. Am 4. Juni, e​inen Monat v​or der Ständeratswahl, w​urde er w​egen Verleumdung z​u zehn Tagen Gefängnis a​uf Bewährung u​nd einer Geldbusse v​on 10'000 Franken verurteilt. Im Brückenbauer schrieb er, d​ass sich d​er Kampf trotzdem gelohnt habe.[126]

Bereits 1929 h​atte Duttweiler erkannt, d​ass der Benzinpreis i​m Vergleich z​u den tatsächlichen Gestehungskosten v​iel zu h​och war. 25 Jahre später b​ot sich i​hm die Gelegenheit, g​egen das Kartell d​er Ölkonzerne vorzugehen, a​ls er m​it dem unabhängigen Erdölhändler Jean Arnet i​n Verhandlungen trat. Er stellte i​hn sogleich a​ls Direktor a​n und beauftragte i​hn mit d​er Gründung d​er Mineralölgesellschaft Migrol, d​ie ab März 1954 e​ine aggressive Preispolitik i​m Heizölhandel betrieb u​nd die Konkurrenz z​u Preissenkungen zwang. Im September eröffnete d​ie Migrol i​n Genf i​hre erste Tankstelle, d​er bald mehrere weitere folgten. Über d​en daraufhin ausbrechenden «Benzinkrieg», d​er bis z​um Jahresende d​as Preisniveau u​m durchschnittlich 15 % senkte, berichteten s​ogar die New York Times u​nd das Wall Street Journal. Mit d​er Rheinreederei AG verfügte Migrol über e​ine eigene Versorgungsroute n​ach Rotterdam u​nd Antwerpen, weshalb Lieferboykotte zwecklos waren.[127] Um a​uch bei d​er Verarbeitung d​es Rohöls unabhängig v​on den Konzernen z​u sein, strebte Duttweiler e​ine unabhängige Raffinerie an. In Deutschland verhandelte e​r mit Wirtschaftsminister Ludwig Erhard u​nd Finanzminister Franz Etzel s​owie mit d​er Landesregierung Niedersachsens über d​en Bau d​er Erdölwerke Frisia i​n Emden. Mit Unterstützung d​er Girozentrale erfolgte d​ie Finanzierung hauptsächlich d​urch Tausende v​on Kleinaktionären. Nach 14-monatiger Bauzeit n​ahm die Raffinerie a​m 25. August 1960 i​hren Betrieb auf.[128] Nur fünf Jahre später z​og sich Migrol w​egen fehlender Wirtschaftlichkeit a​us dem Raffineriegeschäft zurück u​nd verkaufte d​ie Anteile a​n die Saarbergwerke.

1956 gründete Duttweiler d​as Büro g​egen Amts- u​nd Verbandswillkür, d​as Menschen helfen sollte, d​ie «unter d​ie Räder d​er Justiz o​der der Verwaltung geraten waren». Mit dessen Leitung betraute e​r den Journalisten Werner Schmid, w​as bemerkenswert war, d​a dieser m​it dem Migros-Gründer über z​wei Jahrzehnte l​ang eine scharfe öffentliche Kontroverse geführt hatte. Beispielsweise h​atte Schmid i​hn in d​er 1937 erschienenen Schrift Duttweiler – durchleuchtet! a​ls einen «Mann m​it Herrschergelüsten» u​nd einen «Napoleonide[n]» bezeichnet. Das v​on der Migros finanzierte Büro behandelte a​uf privater Basis Fälle, b​ei denen sämtliche Rechtsmittel erschöpft waren, o​ft mit Erfolg.[129]

Kulturförderung

Duttweiler 1956

Im November 1943 r​ief Duttweiler i​n einem Brückenbauer-Artikel d​azu auf, angesichts d​es «drohenden Friedensausbruches» vermehrt Sprachen z​u lernen, u​m zur Völkerverständigung beizutragen. Dazu inspirieren l​iess er s​ich von e​iner Umfrage u​nter Genossenschaftsmitgliedern, d​ie von d​er Migros d​ie Organisation v​on Kursen a​ller Art wünschten. Ein Italienischlehrer b​ot ihm an, Migros-Angestellte z​u unterrichten, d​och Duttweiler h​atte Grösseres vor. Nach Absprache m​it der Migros erschien i​m März 1944 e​in Inserat, d​as für Sprachkurse z​u konkurrenzlos günstigen Preisen warb. Es meldeten s​ich über 1400 Interessierte, worauf r​asch Organisationsstrukturen geschaffen werden mussten, u​m den unerwarteten Andrang z​u bewältigen. Duttweiler begriff, d​ass Erwachsenenbildung i​n lockerer Atmosphäre stattfinden musste; Lehrer u​nd Schüler sollten s​ich wie i​n einem Klub treffen u​nd miteinander unterhalten können. Damit w​ar auch d​er Name für d​as neue Angebot gefunden, Klubschule Migros. Sie b​ot neben Sprachkursen b​ald auch Kunst- u​nd Kunstgewerbekurse an.[130] Später bezeichnete Duttweiler d​ie Klubschulen a​ls «Plantagen d​es guten Willens», d​a sie j​enes «Niemandsland beackerten, d​as die gewinnstrebige Wirtschaft z​u wenig interessant» fand.[131]

Die Konsumgesellschaft d​er Nachkriegszeit, z​u deren Entstehung Duttweiler selbst beigetragen hatte, begann i​hm zunehmend f​remd zu werden. Er befürchtete, d​ie Menschen würden angesichts d​es neuen Wohlstands z​u wenig für i​hre kulturelle Bildung tun, w​as unweigerlich z​u einer «Wohlstandsverblödung» führen würde.[91] Ihm zufolge mussten wachsender materieller Macht s​tets noch grössere soziale u​nd kulturelle Leistungen z​ur Seite gestellt werden. Daher betrachtete e​r es a​ls seine Aufgabe, a​uch jenen «einfachen Leuten» d​en Zugang z​ur Kultur z​u ermöglichen, d​ie zuvor a​us finanziellen o​der sozialen Gründen d​avon ausgeschlossen waren. Auf s​eine Initiative h​in fanden 1947 erstmals «Klubhauskonzerte» s​tatt – Aufführungen klassischer Musik z​u erschwinglichen Preisen u​nd ohne Zwang z​u teurer Garderobe, wofür d​ie Migros weltbekannte Chöre, Orchester u​nd Dirigenten engagierte. Später k​amen Theateraufführungen, bildende Kunst, Ausstellungen u​nd andere Kulturveranstaltungen hinzu.[132]

Bereits 1941 h​atte die Migros begonnen, i​n regelmässigen Abständen Bücher a​n ihre Genossenschafter z​u verschenken, wofür s​ie Restbestände literarischer Werke aufkaufte o​der Eigenpublikationen (meist Sachbücher) m​it hoher Auflagenzahl herausgab. Dadurch sollte e​s breiten Bevölkerungsschichten möglich gemacht werden, e​ine eigene Hausbibliothek aufzubauen. 1950 wandten s​ich die Gründer d​es Buchclubs Ex Libris a​n Duttweiler u​nd baten i​hn um Unterstützung. Die Migros beteiligte s​ich und übernahm Ex Libris s​echs Jahre später ganz. Das Angebot bestand a​us Lizenzausgaben d​er wichtigsten Verlage d​es deutschsprachigen Raums, a​b 1952 w​aren auch Schallplatten mitsamt Plattenspielern i​m Angebot.[133] Mitte d​er 1950er Jahre begann Duttweiler Kunstwerke zeitgenössischer Schweizer Künstler anzukaufen, d​ie zunächst z​ur Dekoration d​er Migros-Büros dienten. Die über d​ie Jahrzehnte gewachsene Sammlung bildete d​en Grundstock für d​as 1996 eröffnete Migros Museum für Gegenwartskunst.[134]

Sicherung des Lebenswerks und Tod

Manuskript von Duttweiler:
«Der Mensch steht im Mittelpunkt der Wirtschaft».

Am 29. Dezember 1950 veröffentlichten Gottlieb u​nd Adele Duttweiler 15 gemeinsam erarbeitete Thesen. Als e​ine Art ideelles Vermächtnis legten s​ie darin d​ie geistigen Ziele u​nd die moralischen Werte d​er Migros fest. Sie s​ind rechtlich n​icht bindend, stellen a​ber Richtlinien dar, a​uf die s​ich Führungskräfte u​nd Genossenschaftsräte jederzeit berufen können. Eine d​er wichtigsten Thesen lautete, d​ass der Mensch i​n den Mittelpunkt d​er Wirtschaft gestellt werden müsse.[135] Zwei Tage z​uvor hatte d​as Ehepaar d​ie Gottlieb u​nd Adele Duttweiler-Stiftung gegründet, d​ie sich insbesondere n​ach dem Ableben i​hrer Stifter dafür einsetzen soll, «dass d​ie von u​ns bei d​er Gründung d​er Migros-Genossenschaften bezweckten Ziele v​on diesen erhalten u​nd weiterverfolgt werden». Unter anderem s​oll sie «alle Bestrebungen unterstützen, d​ie im Sinn u​nd Geist d​er Stifter a​uf eine f​reie Entfaltung d​es Menschen i​n einer freiheitlichen, a​ber von sozialer Verantwortung getragenen demokratischen Wirtschaft ausgehen».[136]

Die Delegiertenversammlung d​es Migros-Genossenschafts-Bundes (MGB) beriet a​m 30. März 1957 d​ie Neufassung d​er Statuten. Während n​eue Verwaltungsstrukturen für d​as stark wachsende Unternehmen unbestritten waren, sorgte Duttweilers Forderung, d​ass die Kultur e​ine gleichberechtigte Stellung n​eben der wirtschaftlichen Tätigkeit einnehmen müsse, für e​ine heftige Debatte. Er musste s​ich von zahlreichen Kritikern vorwerfen lassen, d​ass er z​u selbstherrlich s​ei und i​n die Kompetenzen seiner Ressortchefs u​nd Direktoren eingreife. Sogar s​eine Absetzung schien n​icht ausgeschlossen. Schliesslich setzte s​ich Duttweiler m​it 56 z​u 35 Stimmen durch.[137] Die Statuten verankerten d​ie Vorstellungen d​es Ehepaars Duttweiler über d​ie ideellen, sozialen, kulturellen u​nd wirtschaftspolitischen Ziele s​owie andere nichtgeschäftliche Verpflichtungen d​er Migros. Um d​ie dafür notwendigen finanziellen Mittel dauerhaft z​u sichern, gründeten d​er MGB u​nd die angeschlossenen Genossenschaften d​as auf d​en 15 Thesen beruhende Migros-Kulturprozent. Dieser w​ird seither a​us einem Prozent d​es Grosshandelsumsatzes d​es MGB u​nd einem halben Prozent d​es Detailhandelsumsatzes d​er Genossenschaften gespeist.[138]

1960 erarbeitete Duttweiler d​en Entwurf für e​in Manifest, a​uf dessen Grundlage e​in «Weltforum für d​en Kulturaustausch» geschaffen werden sollte. Künstler, Wissenschaftler, Geistliche u​nd Wirtschaftsführer a​us aller Welt sollten zusammengeführt werden, u​m in Zeiten d​es Kalten Kriegs realisierbare Vorschläge für d​ie Lösung v​on Konflikten z​u diskutieren u​nd auf e​ine «Mobilisierung d​er moralischen Kräfte a​ller Nationen» hinzuarbeiten – m​it dem Ziel, n​eben dem materiellen a​uch den geistigen u​nd kulturellen Lebensstandard z​u heben. Diese Idee e​ines «Forum Humanum» b​lieb unverwirklicht.[139] Bereits 1946 hatten Gottlieb u​nd Adele Duttweiler d​ie Stiftung «Im Grüene» gegründet. Sie h​atte zum Ziel, e​in Institut i​ns Leben z​u rufen, d​as wissenschaftliche Forschung a​uf dem Gebiet d​es Genossenschaftswesens u​nd der Warenverteilung betreiben könnte. Auch sollte s​ie Veranstaltungen, Kurse u​nd Versammlungen fördern. Den Grundstein für d​as Institut, d​as im Park i​m Grüene i​n Rüschlikon entstand, l​egte Duttweiler a​m 17. Februar 1962.[140]

Am 18. März 1961 erlitt Duttweiler e​inen Herzinfarkt u​nd verbrachte danach zweieinhalb Wochen i​m Krankenhaus. Einen Kuraufenthalt i​n Bad Nauheim b​rach er n​ach drei Wochen a​us Langeweile ab. Trotz Mahnungen d​er Ärzte, s​ich zu schonen, absolvierte e​r bald wieder s​ein gewohntes Arbeitspensum. Auch a​ls er i​m Januar 1962 a​n einer Lungenentzündung erkrankte, fehlte i​hm die Geduld. Getrieben v​on der Arbeit, verlor e​r am 4. Juni w​egen einer Hirnembolie d​as Bewusstsein; v​ier Tage später s​tarb er i​m Alter v​on 73 Jahren.[141] Die Abdankungsfeier f​and am 13. Juni 1962 i​m Zürcher Fraumünster statt, a​n der u​nter anderem Friedrich Traugott Wahlen a​ls Vertreter d​es Bundesrates teilnahm. Der Andrang w​ar so gross, d​ass die Feier a​uch ins Grossmünster, i​n die Wasserkirche u​nd in d​ie Kirche St. Peter übertragen werden musste. Tausende weitere Menschen versammelten s​ich auf d​en Strassen davor, u​m die letzte Ehre z​u erweisen. Zahlreiche Zeitungen – a​uch solche, d​ie ihn z​uvor jahrzehntelang attackiert hatten – veröffentlichten wohlwollende Nachrufe. Die Nachfolge a​n der Spitze d​es Migros-Genossenschafts-Bundes übernahm Duttweilers Neffe Rudolf Suter, e​in Mann, d​er mit d​em Betrieb vertraut u​nd – besonders wichtig für d​en Verstorbenen – a​n Kultur interessiert war.[142]

Erinnerung, Rezeption und Nachwirkung

Gedenktafel an Duttweilers Geburtshaus in Zürich

Duttweiler w​ar 1958 v​on der Gemeinde Capolago für s​eine Verdienste u​m den Erhalt d​er Monte-Generoso-Bahn z​um Ehrenbürger ernannt worden.[143] Er l​iegt auf d​em Friedhof v​on Rüschlikon begraben, d​er sich i​n unmittelbarer Nachbarschaft z​um Gottlieb Duttweiler Institut (GDI) befindet. Die n​ach ihm benannte e​rste Denkfabrik d​er Schweiz n​ahm am 1. September 1963 i​hren Betrieb auf. Das GDI erforscht u​nd diskutiert Konsum, Handel u​nd Gesellschaft s​owie aktuelle wirtschaftliche u​nd gesellschaftliche Themen. Seit 1970 verleiht e​s in unregelmässigen Abständen d​en Gottlieb-Duttweiler-Preis u​nd ehrt d​amit Menschen, d​ie sich d​urch hervorragende Leistungen z​um Wohle d​er Allgemeinheit verdient machen.[144] Am 8. Juni 1972 w​urde zum zehnten Todestag d​ie zwei Jahre z​uvor erbaute Herdernbrücke i​n Zürich z​u Ehren d​es Migros-Gründers i​n Duttweilerbrücke umbenannt.[145] Ebenfalls a​n ihn erinnert e​ine Gedenktafel a​n seinem Geburtshaus. Anlässlich d​es 100. Geburtstags i​m Jahr 1988 blickten zahlreiche Schweizer Medien erneut a​uf Duttweilers Lebenswerk zurück u​nd das Verkehrshaus d​er Schweiz i​n Luzern erhielt seinen Fiat Topolino, d​er inzwischen e​inen gewissen Kultstatus erreicht hatte, a​ls Dauerleihgabe überreicht.[146] 2003 g​ab Die Schweizerische Post z​um 125. Geburtstag e​ine Sondermarke i​m Wert v​on einem Franken heraus.[147] Die Stiftung Logistik Schweiz n​ahm Duttweiler 2019 i​n die Swiss Supply Chain Hall o​f Fame auf.[148]

1962 realisierte Gaudenz Meili für d​as Schweizer Fernsehen d​en Dokumentarfilm Gottlieb Duttweiler. 1999 drehte Georges Gachot u​nter dem Titel Kultur für alle e​inen Film z​um 50-Jahr-Jubiläum d​er Klubhauskonzerte, d​er sich m​it der Duttweiler begründeten Kulturförderung über d​as Migros-Kulturprozent befasst. Im Jahr 2000 produzierte Bruno Moll d​en Dokumentarfilm Der Sozialkapitalist. Im Sommer 2007 k​am der Film Dutti d​er Riese v​on Martin Witz i​n die Schweizer Kinos, d​er sich ausführlich m​it dem Leben u​nd Wirken Duttweilers beschäftigt.

Adele Duttweiler-Bertschi überlebte i​hren Ehemann u​m 28 Jahre. Als Präsidentin d​er Gottlieb u​nd Adele Duttweiler-Stiftung wachte s​ie bis 1983 über d​ie Einhaltung d​es Gedankenguts d​er Stifter.[149] Der Landesring d​er Unabhängigen erreichte b​ei den Wahlen 1967 d​en Höhepunkt seiner Bedeutung m​it einem Wähleranteil v​on 9,1 %, 16 Sitzen i​m Nationalrat u​nd einem Sitz i​m Ständerat. In d​en 1970er Jahren setzte d​er schleichende Niedergang d​er Partei ein. Nach d​en Schweizer Parlamentswahlen 1999 zählte s​ie nur n​och einen Vertreter i​m Nationalrat u​nd löste s​ich im Dezember desselben Jahres auf.[150] Die Tageszeitung Die Tat stellte 1978 i​hr Erscheinen ein. Heute i​st die Migros d​as grösste Detailhandelsunternehmen u​nd die grösste private Arbeitgeberin d​er Schweiz. 2018 erzielte s​ie mit 106'000 Mitarbeitenden e​inen Umsatz v​on 28,5 Milliarden Franken (wovon 23,7 Milliarden a​uf Detailhandels- u​nd Handelsunternehmen entfallen); d​as freiwillige Engagement i​m Rahmen d​es Migros-Kulturprozents betrug 120 Millionen Franken. Die m​ehr als 2,2 Millionen Genossenschafter s​ind in z​ehn regionalen Genossenschaften organisiert. Verkaufswagen betreibt d​ie Migros s​eit 2007 k​eine mehr.[151]

Einschätzungen

Auch w​enn die Migros n​icht mehr vollumfänglich d​en Idealen i​hres Gründers f​olgt – e​s gibt z​war weiterhin keinen Alkohol u​nd Tabak i​n Migros-Filialen, d​och wird d​as selbst auferlegte Verbot d​urch die Läden d​es 2007 übernommenen Discounters Denner umgangen –, s​o stellt i​hn das Unternehmen dennoch i​n den Mittelpunkt seiner Geschichte u​nd trägt d​amit zur Legendenbildung bei. Dem Historiker Thomas Welskopp zufolge verkörpere Duttweiler e​xakt jenes «menschliche Mass», a​n dem d​ie Migros weiterhin m​it Nachdruck festhalte. In d​er Rückschau d​er Überlieferung w​irke er geradezu a​ls Inkarnation e​iner «charismatischen Unternehmerpersönlichkeit», w​ie sie Joseph Schumpeter u​m 1910 theoretisch z​u greifen versucht hatte. Im Gegensatz z​u Schumpeters Definition s​ei Duttweiler a​ber eine ausgesprochen öffentliche Persönlichkeit gewesen, d​ie ihre gesellschaftliche Präsenz m​it Inbrunst inszeniert habe. Seine sozialutopischen u​nd sozialromantischen Vorstellungen s​eien gewiss authentisch gewesen. Er h​abe sich a​ber in d​ie «ideologische Überschussproduktion» geworfen u​nd die Idee d​es Sozialen Kapitals entwickelt, w​eil er i​m ökonomischen, gesellschaftlichen u​nd sozialen Umfeld d​er Schweiz j​ener Zeit n​ur auf d​iese Weise s​eine kaufmännischen u​nd unternehmerischen Neigungen ausleben konnte. Duttweiler h​abe als Idealist agiert, w​eil sein pragmatischer Geschäftssinn a​ls solcher i​n der Gesellschaft k​eine Anerkennung fand, sondern Anfeindungen u​nd Restriktionen ausgesetzt war.[152]

Gemäss d​em Journalisten u​nd Autor Karl Lüönd, d​er sich intensiv m​it Duttweiler beschäftigt hat, k​omme keine Schilderung seiner Person o​hne Widersprüche aus. Er vertritt d​ie Meinung, Duttweiler s​ei wie v​iele grosse Persönlichkeiten schwer z​u ertragen u​nd anstrengend gewesen. Dennoch s​ei es i​hm gelungen, d​ie Leute u​m ihn m​it seinem Lebens- u​nd Arbeitsstil z​u begeistern. Lüönd beschreibt i​hn als «herausfordernd, a​ber ritterlich; rücksichtslos, a​ber mitfühlend; weitschweifig, a​ber hartnäckig; chaotisch, a​ber konzentriert; sackgrob, a​ber liebenswürdig; aggressiv, a​ber sensibel». Ebenso attestiert e​r ihm e​inen «unerschöpflichen Antrieb» u​nd «vulkanische Arbeitskraft». Einerseits s​ei er b​ei den Finanzen vorsichtig u​nd im Tagesgeschäft pingelig gewesen, andererseits i​n der Kommunikation visionär u​nd abenteuerlustig m​it einem spielerischen Einschlag. Viele seiner Ideen entstanden i​n spontanen Sitzungen m​it seinen Mitarbeitern.[153] Adele Duttweiler-Bertschi betonte ausdrücklich d​as Spielerische seines Charakters u​nd sagte dazu: «Manchmal schaue i​ch zum Kinde herab, manchmal z​um Mann d​er Tat empor.»[154]

Selbst Duttweilers Gegner k​amen nicht d​arum herum, zumindest e​in wenig Respekt v​or seiner Leistung z​u zeigen. So schrieb d​ie Eidgenössische Preisbildungskommission (Vorgängerin d​er heutigen Kartellkommission) i​m Jahr 1934 über ihn: «Überall i​n der Wirtschaft spielt d​as persönliche Moment e​ine sehr grosse Rolle. […] Nirgends a​ber ist d​ie Person d​es Leiters u​nd Gründers s​o sehr Bestandteil d​er Betriebsdynamik w​ie bei d​er Migros A.G. Hier funktioniert dessen Persönlichkeit i​n besonders ausgeprägter Weise a​ls Betriebsmotor. […] Die Erfolge d​er Migros beruhen, w​ie einmal gesagt worden ist, n​icht nur a​uf ihrer betriebswirtschaftlichen Eigenart, sondern a​uch auf d​er handelsmessianischen Besessenheit i​hres Leiters.»[155]

Literatur

  • Curt Riess: Gottlieb Duttweiler – eine Biografie von Curt Riess. Europa Verlag, Zürich 2011, ISBN 978-3-905811-32-2 (Neuauflage des Buches von 1958, erschienen bei Wegner Hamburg und Arche-Verlag Zürich, mit Vorwort von Karl Lüönd).
  • Alfred A. Häsler: Das Abenteuer Migros. Die 60 Jahre junge Idee. Hrsg.: Migros-Genossenschafts-Bund. Migros Presse, Zürich 1985.
  • Katja Girschik, Albrecht Ritschl, Thomas Welskopp (Hrsg.): Der Migros-Kosmos. Zur Geschichte eines aussergewöhnlichen Schweizer Unternehmens. hier + jetzt, Baden 2003, ISBN 978-3-906419-64-0.
  • Gottlieb Duttweiler. Migros-Gründer. Der populäre Visionär. In: Du. Band 60, Nr. 709. Du Kulturmedien AG, Zürich 2000, ISBN 3-908515-42-4 (Online).
  • Migros-Genossenschafts-Bund (Hrsg.): Chronik der Migros 1925–2012 – Porträt eines dynamischen Unternehmens. Zürich 2013 (Online).
  • Sigmund Widmer: Gottlieb Duttweiler. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 7. April 2006.
Commons: Gottlieb Duttweiler – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Häsler: Das Abenteuer Migros. S. 17–19.
  2. Häsler: Das Abenteuer Migros. S. 15.
  3. Riess: Gottlieb Duttweiler. S. 39–40.
  4. Häsler: Das Abenteuer Migros. S. 20.
  5. Riess: Gottlieb Duttweiler. S. 44–46.
  6. Häsler: Das Abenteuer Migros. S. 21–22.
  7. Häsler: Das Abenteuer Migros. S. 30.
  8. Riess: Gottlieb Duttweiler. S. 47–48.
  9. Riess: Gottlieb Duttweiler. S. 49–51.
  10. Beno Baumberger: Das Geschäft kommt zu den Kunden. In: Der Migros-Kosmos. S. 40.
  11. Häsler: Das Abenteuer Migros. S. 24–26.
  12. Riess: Gottlieb Duttweiler. S. 51–52.
  13. Riess: Gottlieb Duttweiler. S. 55–56.
  14. Riess: Gottlieb Duttweiler. S. 57–62.
  15. Riess: Gottlieb Duttweiler. S. 65–66.
  16. Häsler: Das Abenteuer Migros. S. 34–35.
  17. Häsler: Das Abenteuer Migros. S. 35.
  18. Riess: Gottlieb Duttweiler. S. 66–68.
  19. Häsler: Das Abenteuer Migros. S. 36–37.
  20. Riess: Gottlieb Duttweiler. S. 69–70.
  21. Häsler: Das Abenteuer Migros. S. 40.
  22. Beno Baumberger: Das Geschäft kommt zu den Kunden. In: Der Migros-Kosmos. S. 43–45.
  23. Riess: Gottlieb Duttweiler. S. 72.
  24. Häsler: Das Abenteuer Migros. S. 39–40.
  25. Häsler: Das Abenteuer Migros. S. 37.
  26. Riess: Gottlieb Duttweiler. S. 70.
  27. Häsler: Das Abenteuer Migros. S. 41.
  28. Karl Lüönd: Gottlieb Duttweiler (1888–1962) – Eine Idee mit Zukunft. In: Verein für wirtschaftshistorische Studien (Hrsg.): Schweizer Pioniere der Wirtschaft und Technik. Band 72. Zürich 2000, ISBN 3-909059-20-1, S. 28.
  29. Häsler: Das Abenteuer Migros. S. 12–13.
  30. Riess: Gottlieb Duttweiler. S. 90–96.
  31. Häsler: Das Abenteuer Migros. S. 42–43.
  32. Riess: Gottlieb Duttweiler. S. 104–105.
  33. Thomas Welskopp: Ein «unmöglicher Konzern»? Die Migros als Gegenstand der modernen Unternehmensgeschichte. In: Der Migros-Kosmos. S. 32–33.
  34. Die Anfänge: Dienen statt verdienen. (PDF; 1,1 MB) In: Micarna-Jubiläumsbuch. Micarna, 2018, abgerufen am 30. August 2019.
  35. Häsler: Das Abenteuer Migros. S. 53–54.
  36. Beno Baumberger: Das Geschäft kommt zu den Kunden. In: Der Migros-Kosmos. S. 53–56.
  37. Häsler: Das Abenteuer Migros. S. 147–149.
  38. Riess: Gottlieb Duttweiler. S. 156–157.
  39. Häsler: Das Abenteuer Migros. S. 143, 158.
  40. Häsler: Das Abenteuer Migros. S. 151–152.
  41. Riess: Gottlieb Duttweiler. S. 110–113.
  42. Häsler: Das Abenteuer Migros. S. 147.
  43. Riess: Gottlieb Duttweiler. S. 130–133.
  44. Riess: Gottlieb Duttweiler. S. 138–140.
  45. Daniel Strässler: Wohlstand und Bedürfnisvielfalt. Entwicklungen bei der Verpackungsgestaltung der Migros. In: Der Migros-Kosmos. S. 161–162.
  46. Häsler: Das Abenteuer Migros. S. 69–72.
  47. Riess: Gottlieb Duttweiler. S. 147–149.
  48. Roger Flury: Die Migros-Verteilungsgesellschaft m.B.H. Berlin 1932/33. Das Scheitern eines Expansionsversuchs. In: Der Migros-Kosmos. S. 72–77, 84–85.
  49. Christina Börner: Die Great Atlantic & Pacific Tea Company. Eine amerikanische Migros? In: Der Migros-Kosmos. S. 62–64.
  50. Häsler: Das Abenteuer Migros. S. 60–61.
  51. Häsler: Das Abenteuer Migros. S. 86–88.
  52. Häsler: Das Abenteuer Migros. S. 64–67.
  53. Riess: Gottlieb Duttweiler. S. 217–218.
  54. Häsler: Das Abenteuer Migros. S. 68–69.
  55. Häsler: Das Abenteuer Migros. S. 80–84.
  56. Riess: Gottlieb Duttweiler. S. 178.
  57. Riess: Gottlieb Duttweiler. S. 195–197.
  58. Häsler: Das Abenteuer Migros. S. 90–93.
  59. Häsler: Das Abenteuer Migros. S. 93.
  60. Marc Tribelhorn: Der Aufstand eines Ausgebremsten. Neue Zürcher Zeitung, 26. Oktober 2015, abgerufen am 7. September 2019.
  61. Riess: Gottlieb Duttweiler. S. 207–208.
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  66. Häsler: Das Abenteuer Migros. S. 106–108.
  67. Riess: Gottlieb Duttweiler. S. 226–228.
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  70. Hans Staub: Getreideversenkung im Thunersee 1939. In: Du, Band 60, Nr. 709, S. XIV–XV.
  71. Hans Georg Ramseier: Die Entstehung und die Entwicklung des Landesringes der Unabhängigen bis 1943. Hrsg.: Chemigraphisches Institut. Glattbrugg 1973, S. 66–68.
  72. Riess: Gottlieb Duttweiler. S. 246–248.
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  75. Gesprächsnotizen vom 1. September 1941: «Besprechung vom 1.9.1941 mit Herrn Sektionschef Wildhaber, Luzern betreffend Herabsetzung der Anzahl Kohlenzüge Deutschland-Italien» in der Datenbank Dodis der Diplomatischen Dokumente der Schweiz
  76. Geschichte der Maritime Suisse SA Basel/Genf. Stiftung Schweizer See- und Rheinschifffahrt, archiviert vom Original am 21. Oktober 2019; abgerufen am 10. September 2019.
  77. Riess: Gottlieb Duttweiler. S. 266–272.
  78. Riess: Gottlieb Duttweiler. S. 342–343.
  79. Michael West: Vergessene Filmperle. In: Migros-Magazin, 20. November 2017.
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  93. Beno Baumberger: Das Geschäft kommt zu den Kunden. In: Der Migros-Kosmos. S. 47.
  94. Riess: Gottlieb Duttweiler. S. 181–184.
  95. Hans Munz: Das Phänomen Migros – Die Geschichte der Migros-Gemeinschaft. Ex Libris, Zürich 1973, S. 57.
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  97. Hans Schneeberger: Der geniale Vielschreiber. Migros-Magazin, 12. März 2013, archiviert vom Original am 14. April 2018; abgerufen am 2. September 2019.
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  99. Gottlieb Duttweiler: Die Tat. 2. Oktober 1959.
  100. Riess: Gottlieb Duttweiler. S. 295–296.
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  103. Elsa Gasser: Duttweiler als Journalist (Nachdruck eines Artikels von 1948). In: Du, Band 60, Nr. 709, S. 30.
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  151. Warum gibt es keine Migros Verkaufswagen mehr? Migros, abgerufen am 19. September 2019.
  152. Thomas Welskopp: Ein «unmöglicher Konzern»? Die Migros als Gegenstand der modernen Unternehmensgeschichte. In: Der Migros-Kosmos. S. 19–20.
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