Eidgenössische Volksinitiative «Rückkehr zur direkten Demokratie»

Die Volksinitiative Rückkehr z​ur direkten Demokratie w​urde in d​er Schweiz n​ach dem Zweiten Weltkrieg lanciert, nachdem s​ich abzeichnete, d​ass der Bundesrat v​om sogenannten Vollmachtenregime, d​as er u​nd das Parlament kriegs- u​nd wirtschaftskrisenbedingt beansprucht hatten, z​u weiten Teilen n​icht mehr abrücken wollte. Sie w​urde in d​er Volksabstimmung a​m 11. September 1949 k​napp gutgeheissen. Diese Volksinitiative sorgte indirekt dafür, d​ass die Bundesversammlung b​is Ende 1952 d​ie letzten Vollmachtenerlasse aufhob.[1]

Geschichte der Volksinitiative

Das Vollmachtenregime für d​en Bundesrat w​ar in d​en Vorkriegs- u​nd vor a​llem dann d​en Kriegsjahren aufgrund d​es Ausnahmezustandes, d​en ein kriegerisches Ereignis i​n der näheren Umgebung d​es betroffenen Staates jeweils darstellt (beispielsweise bezügl. Nahrungsversorgung u​nd aufgrund d​es beeinträchtigten Aussenhandels, a​ber auch i​n politischer Hinsicht), beschlossen worden. Es bedeutete e​ine relativ weitgehende Ausschaltung d​er Instrumente d​er in d​er Schweiz traditionell praktizierten direkten Demokratie zugunsten e​iner straffen, a​uf Parlament u​nd Regierung fokussierten Staatsführung. Als Beispiel s​ei ein Auszug a​us dem Vorwort v​on Dr. W. Stauffacher z​ur ersten Orell Füssli-Taschenausgabe v​on 1937 d​es Obligationenrechts aufgeführt: «… Der Art. 218 i​st durch Bundesratsbeschluss b​is auf weiteres d​urch eine vorübergehende Bestimmung ersetzt u​nd gibt d​amit das Schwankende d​er Zeit wieder, welches ermöglicht, d​ass die Exekutive alleine e​in grundlegendes Gesetz ändert. …»

In d​er Folge glaubten d​ann Bundesrat u​nd Bundesversammlung, d​as Vollmachten-System a​uch nach Kriegsende 1945 t​eils beibehalten z​u können. Eine Rolle spielten d​abei die i​n der Tat n​ach wie vor – a​uch in d​er kriegsverschonten Schweiz – erschwerten unmittelbaren Nachkriegsverhältnisse, a​ber auch e​ine machtpolitisch motivierte Gewöhnung d​er Bundesrats- u​nd Parlaments-Mitglieder a​n ein Regieren t​eils ohne Kontrolle d​urch Volksabstimmungen. Deshalb wurden a​b 1946 d​urch unterschiedliche politische Interessengruppen Unterschriften für d​ie genannte Initiative gesammelt. Der Text d​er Initiative forderte folgende Ergänzungs-Abschnitte d​er Dringlichkeits-Bestimmungen i​n der Verfassung:

Wird v​on 30'000 Stimmberechtigten e​ine Volksabstimmung verlangt, s​o treten d​ie sofort i​n Kraft gesetzten Beschlüsse e​in Jahr n​ach ihrer Annahme d​urch die Bundesversammlung ausser Kraft, soweit s​ie nicht innerhalb dieser Frist v​om Volk gutgeheissen wurden.

Die sofort i​n Kraft gesetzten Bundesbeschlüsse, welche s​ich nicht a​uf die Verfassung stützen, müssen innert Jahresfrist n​ach Annahme d​urch die Bundesversammlung v​on Volk u​nd Ständen genehmigt werden; andernfalls treten s​ie nach Ablauf dieses Jahres ausser Kraft u​nd können n​icht erneuert werden.[2]

Die v​on Paul Chaudet u​nd Marcel Regamey lancierte Initiative w​urde am 11. September 1949 m​it 50,7 Prozent Ja-Stimmenanteil u​nd einer Mehrheit v​on 12.5 d​er 23 Stände angenommen.[3]

Für d​ie Annahme hatten s​ich nur kleine Parteien, w​ie der Landesring d​er Unabhängigen, d​ie Schweizerische Demokratische Partei u​nd die Liberalsozialistische Partei ausgesprochen, dagegen hatten s​ich alle i​m Bundesrat vertretenen Parteien CVP, FDP, SPS u​nd SVP, s​owie Partei d​er Arbeit gewandt.

Literatur

  • Geschichte der Schweiz – und der Schweizer (Handbuch), Basel 1982 f.
  • Erich Gruner, Beat Junker: Bürger, Staat und Politik in der Schweiz, 1972

Einzelnachweise

  1. Andreas Kley: Vollmachtenregime. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 26. August 2013, abgerufen am 26. April 2020.
  2. Bundeskanzlei BK: Volksinitiative Rückkehr zur direkten Demokratie. Abgerufen am 26. April 2020.
  3. Bundeskanzlei BK: Volksinitiative Rückkehr zur direkten Demokratie. Abgerufen am 26. April 2020.
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