Kanton Thurgau
schweizerdeutsch Tùùrgi, Tùùrgau, französisch Thurgovie, italienisch Turgovia, rätoromanisch , lateinisch Thurgovia) ist ein deutschsprachiger Kanton im Nordosten der Schweiz. Der Hauptort ist Frauenfeld.
Der Thurgau (Kanton Thurgau | |
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Kanton der Schweizerischen Eidgenossenschaft | |
Kürzel/Kontrollschild: | TG |
Amtssprache: | Deutsch |
Hauptort: | Frauenfeld |
Beitritt zum Bund: | 1803 |
Kantonshymne: | Thurgauerlied |
Fläche: | 994,33 km² |
Höhenbereich: | 368–991 m ü. M. |
Website: | www.tg.ch |
Bevölkerung | |
Einwohner: | 282'909 (31. Dezember 2020)[1] |
Einwohnerdichte: | 285 Einwohner pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Bürgerrecht) |
25,2 % (31. Dezember 2019)[2] |
Arbeitslosenquote: | 2,3 % (30. Juni 2021)[3] |
Lage des Kantons in der Schweiz | |
Karte des Kantons | |
Politische Gemeinden des Kantons | |
Geographie
Der Kanton grenzt im Norden an das deutsche Land Baden-Württemberg und den Kanton Schaffhausen. Im Süden ist in der Nähe des Hörnli der Grenzpunkt mit den Kantonen St. Gallen und Zürich. Unterhalb des Gipfels des Grat liegt in der Gemeinde Fischingen mit 991 Metern über dem Meeresspiegel der höchste, vollständig im Kanton gelegene Punkt.[4] Den auf 992 Meter gelegenen Dreiländerstein unterhalb des Chlihörnli teilt sich der Thurgau mit den Kantonen St. Gallen und Zürich; er bildet zugleich den südlichsten Punkt des Kantons Thurgau.[5][6]
Der Hauptort und Sitz des Regierungsrates sowie des Obergerichts ist Frauenfeld. Der Grosse Rat tagt im Sommer in Frauenfeld, im Winter in Weinfelden. Der Kanton Thurgau hat seinen Namen vom Fluss Thur, der ihn von Südosten nach Nordwesten durchquert und weiter westlich im Zürcher Bezirk Andelfingen in den Rhein mündet.
Im Kanton werden 61,0 Prozent der Gesamtfläche als landwirtschaftliche Flächen genutzt.[7]
Geoportal
ThurGIS Viewer ist das offizielle Portal des Kantons Thurgau zur Darstellung von Geodaten der kantonalen Verwaltung über das Internet.[8]
Bevölkerung
Sprachen
Die im Thurgau gesprochenen deutschen Mundarten gehören dem Hochalemannischen und innerhalb dessen dem Ostschweizer Dialekt an.[11]
Demografie
Der Kanton Thurgau zählte am 31. Dezember 2018 eine Ständige Wohnbevölkerung von 276'472 Einwohnern. Die Geschlechterverteilung ist mit 139'185 Männer sowie 137'287 Frauen ausgeglichen. 117'130 sind ledig, 123 224 verheiratet, 12'504 verwitwet sowie 23'610 geschieden, unverheiratet oder in gerichtlich aufgelöster Partnerschaft. Keine Angabe machten 4.[12]
Schweizer Bürger sind 202'576, Staatsangehörige anderer Länder sind 73'896. Von den direkten Nachbarländern stammen aus Deutschland 22'542, Italien 9'383, Österreich 1'813 und Frankreich 241. Aus dem weiteren Europa sind aus Portugal 4'730, Türkei 2'616, Serbien 1'720, Ungarn 1'683, Spanien 1'411, Slowakei 1'344 und Bosnien und Herzegowina. Aus anderen Staaten stammen 39'900 Einwohner.[13] Staatenlos sind 12 und keine Angaben machten 20 Bewohner.
Religion
Die reformierte Bevölkerung gehört der Evangelischen Landeskirche des Kantons Thurgau, die katholische kirchenrechtlich dem Bistum Basel und staatskirchenrechtlich der Katholischen Landeskirche des Kantons Thurgau an. Insgesamt waren Ende 2017 93'750 Personen keiner Landeskirche zugehörig. Mit 34,4 % lag ihr Anteil erstmals höher als jener der evangelischen (33,9 %) oder katholischen Bevölkerung (31,7 %).[14] Ende 2020 waren 38,7 % keiner Landeskirche zugehörig, 31,3 % waren Mitglied der evangelischen und 30,0 % der katholische Kirche.[15]
Seit der Volkszählung 2000 liegen keine Mitgliederzahlen zu weiteren Religionsgemeinschaften (neben den beiden Landeskirchen) für die Gesamtbevölkerung des Kanton Thurgaus mehr vor. Jedoch führt das Bundesamt für Statistik Stichprobenerhebungen durch[16], bei welchen auch andere Religionsgemeinschaften im Kanton erfasst werden. Gemäss den Zahlen der Stichprobenerhebung von 2017 geben 14,2 % der Befragten ab 15 Jahren im Kanton Thurgau an, Mitglied einer religiösen Gemeinschaft ausserhalb der Landeskirchen zu sein: 6,6 % gehören anderen christlichen Kirchen an (darunter Freikirchen und orthodoxe Kirchen), 6,5 % bekennen sich zum Islam und weitere 1,1 % sind Anhänger anderer Religionen.[17] Der Bevölkerungsanteil, der keiner Landeskirche angehört, variiert laut der Erhebung zudem stark, werden die Staatsangehörigkeit bzw. Herkunft der Befragten berücksichtigt:
Religion | Total der Befragten | Schweizer Staats- angehörigkeit | Schweizer ohne Migrations- hintergrund | Schweizer mit Migrations- hintergrund | Ausländische Staats- angehörigkeit |
---|---|---|---|---|---|
Christentum | 70,1 | 76,3 | 79,7 | 58,3 | 51,0 |
– Evangelische Landeskirche | 32,3 | 40,5 | 45,4 | 14,0 | 7,5 |
– römisch-katholische Kirche | 31,2 | 29,5 | 28,9 | 33,2 | 36,2 |
– andere christliche Kirchen | 6,6 | 6,3 | 5,4 | 11,1 | 7,3 |
andere Religion | 7,6 | 3,3 | 0,4 | 17,8 | 20,4 |
– Islam | 6,5 | 2,4 | 0,1 | 14,8 | 19,0 |
– sonstige Religionen | 1,1 | 0,9 | 0,3 | 3,0 | 1,4 |
konfessionslos | 21,5 | 19,6 | 19,0 | 22,6 | 27,3 |
keine Angabe/übrige | 0,8 | 0,8 | 0,9 | 1,3 | 1,3 |
Als ehemalige gemeine Herrschaft (gemeinsames Untertanengebiet mehrerer eidgenössischer Orte) ist der Thurgau konfessionell nicht einheitlich. Im grösseren Teil des heutigen Kantons dominiert die reformierte Konfession, doch gibt es mehrere Landstriche mit katholischer Konfession. Nach dem ersten und zweiten Kappeler Religionskrieg im 16. Jahrhundert wurde auf der von den katholischen Ständen dominierten Tagsatzung im zweiten Landfrieden festgehalten, dass die neugeschaffenen religiösen Zustände geschützt sein sollen, dass aber auf Wunsch von drei Gläubigen in einer Kirchgemeinde die katholischen Gottesdienste wieder eingeführt werden müssen und die Pfrundgüter gemeinsam verwaltet werden sollen. Im Weiteren wurde meist das Territorialitätsprinzip angewandt, die Grundherren (der Thurgau war in sehr viele lokale Herrschaften aufgeteilt) konnten massgeblich die Religion der Untertanen beeinflussen, sich aber nicht immer durchsetzen. Es bildeten sich auch viele paritätische Kirchgemeinden, in denen die Kirchen von beiden Konfessionen gemeinsam genutzt wurden, dabei ging es allerdings mehr oder weniger friedlich zu. Als erste reformierte Kirche, die im Thurgau errichtet wurde, gilt die 1617/1618 unter dem Patronat (Kollatur) des Frauenklosters Münsterlingen erbaute Kirche von Scherzingen. Mit dem vierten Landfrieden von 1712 wurden die Reformierten der katholischen Konfession gleichgestellt. Die gemeinsamen Pfrundgüter, aber auch vielerorts die Friedhöfe, wurden nach der Proportion der Konfessionen aufgeteilt. Manche reformierten Kirchgemeinden, so zum Beispiel Schönholzerswilen (1714), Roggwil (1746) und Erlen (1764), konnten im 18. Jahrhundert neue Kirchen errichten, was ihnen vor 1712 verwehrt war. Bis 1798 kam es oft vor, dass katholische Kollatoren in den reformierten Kirchgemeinden die sogenannten Prädikanten (Pfarrer) bestimmten. Mit der Aufhebung vieler geistlicher Stifte und des Bistums Konstanz fielen diese Kollaturrechte an den Kanton Thurgau, der sie nach 1820 an die einzelnen Kirchgemeinden vergab.
Verfassung und Politik
Die gegenwärtige Verfassung[18] datiert vom 16. März 1987. Sie bildet die Grundlage für die Behördenorganisation, die Volksrechte und die Erfüllung der Staatsaufgaben.
Zu den öffentlichen Aufgaben gehören die Gewährleistung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit, die Förderung der sozialen Sicherheit (vor allem die Ausrichtung der Sozialhilfe), die Beaufsichtigung und Koordination des Gesundheitswesens, die Sicherstellung einer ausreichenden medizinischen Versorgung und einer genügenden Bildung im obligatorischen Schulbereich, die Bereitstellung eines leistungsfähigen und vielseitigen öffentlichen Schulangebots (Kindergärten, Volksschulen, Berufsschulen, Mittelschulen), die Förderung des kulturellen Schaffens, der Umweltschutz, das Bauwesen und die Raumplanung, die Förderung des öffentlichen Verkehrs sowie die Versorgung der Bevölkerung mit Energie und Wasser.
Legislative
Gesetzgebendes Organ (Legislative) ist der Grosse Rat, der 130 Mitglieder zählt und gemäss Verhältniswahlrecht vom Volk auf vier Jahre gewählt wird.
Das Volk ist darüber hinaus direkt an der Gesetzgebung beteiligt, indem Verfassungsänderungen dem obligatorischen und Gesetzesänderungen dem fakultativen Referendum (von mindestens 3000 Stimmberechtigten innert dreier Monate verlangt) unterliegen, ferner besteht für höhere Staatsausgaben ein Finanzreferendum. Das Volk hat sodann das Recht der Verfassungs- und Gesetzesinitiative (von mindestens 4'000 Stimmberechtigten verlangt), und es kann (mit mindestens 20'000 Unterschriften) die Abberufung des Grossen Rats vor Ablauf der ordentlichen Amtszeit verlangen, worüber jeweils eine Volksabstimmung anzuordnen ist.
Partei | 2000 | 2004 | 2008 | 2012 | 2016 | 2020 | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Schweizerische Volkspartei (SVP) | 42 | 47 | 51 | 41 | 44 | 45 | |
FDP.Die Liberalen (FDP) | 24 | 20 | 18 | 18 | 20 | 18 | |
Christlichdemokratische Volkspartei (CVP) | 27 | 22 | 22 | 21 | 20 | 18 | |
Grüne Partei der Schweiz (GPS) | 8 | 13 | 11 | 9 | 9 | 15 | |
Sozialdemokratische Partei der Schweiz (SP) | 22 | 23 | 17 | 19 | 17 | 14 | |
Grünliberale Partei (GLP) | – | – | 2 | 6 | 7 | 9 | |
Evangelische Volkspartei (EVP) | 5 | 4 | 6 | 5 | 5 | 6 | |
Eidgenössisch-Demokratische Union (EDU) | 1 | 1 | 3 | 6 | 5 | 5 | |
Bürgerlich-Demokratische Partei (BDP) | – | – | – | 5 | 3 | – |
Exekutive
Ausführendes Organ (Exekutive) ist der Regierungsrat, der aus fünf Mitgliedern besteht und vom Volk gemäss Mehrheitswahlrecht auf ebenfalls vier Jahre gewählt wird.
Das Volk kann (wenn von mindestens 20'000 Stimmberechtigten verlangt) die vorzeitige Abberufung der Regierungsrates beantragen, über die dann eine Volksabstimmung angeordnet werden muss.
Der Regierungsrat setzt sich seit 1. Juni 2020 wie folgt zusammen:[19]
Regierungsrat | Partei | Departement |
---|---|---|
Monika Knill, Vizepräsidentin | SVP | Departement für Erziehung und Kultur |
Carmen Haag | CVP | Departement für Bau und Umwelt |
Cornelia Komposch | SP | Departement für Justiz und Sicherheit |
Urs Martin | SVP | Departement für Finanzen und Soziales |
Walter Schönholzer, Präsident | FDP | Departement für Inneres und Volkswirtschaft |
Mit der Wahl von Cornelia Komposch stellen die Frauen erstmals eine Mehrheit in der Thurgauer Regierung. – Die Staatskanzlei führt Staatsschreiber Paul Roth (seit 1. Juni 2020).
Judikative
Richterliche Behörden sind auf kantonaler Ebene das Obergericht, das Verwaltungsgericht und das Zwangsmassnahmengericht.
Auf Bezirksebene gibt es fünf erstinstanzliche Bezirksgerichte sowie Friedensrichterämter.
Parteiensystem
Die Christlichdemokratische Volkspartei (CVP), die Freisinnig-demokratische Partei (FDP), die Schweizerische Volkspartei (SVP) und die Sozialdemokratische Partei (SP) sind in der Exekutive (Regierungsrat) vertreten. Im Parlament sind überdies die Grüne Partei (GP), die Evangelische Volkspartei (EVP), die Eidgenössisch-Demokratische Union (EDU), die Grünliberale Partei (GLP) und die Bürgerlich Demokratische Partei (BDP) repräsentiert.
Bezirke und Gemeinden
Bis Ende 2010 war der Kanton Thurgau in acht Bezirke organisiert; im Zuge der Bezirks- und Justizreform wurde die Zahl auf fünf reduziert (siehe auch Bezirke des Kantons Thurgau). Die Bezirke fungieren als Gerichts- und Wahlkreise. Die Zivilstandsämter sowie die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden sind ebenfalls bezirksmässig organisiert.
Bezirk | Einwohner (31. Dezember 2020) |
Fläche in km² |
Hauptort | Anzahl Gemeinden |
---|---|---|---|---|
Arbon | 58'414 | 89.07 | Arbon | 12 |
Frauenfeld | 69'773 | 279.61 | Frauenfeld | 23 |
Kreuzlingen | 49'760 | 129.17 | Kreuzlingen | 14 |
Münchwilen | 48'285 | 138.19 | Münchwilen | 13 |
Weinfelden | 56'677 | 227.08 | Weinfelden | 18 |
Total (5) | 282'909 | 994.33 | Frauenfeld |
Organe der örtlichen Selbstverwaltung sind die politischen Gemeinden. Der frühere sogenannte Gemeindedualismus, der durch ein Nebeneinander von Orts- und Munizipalgemeinden charakterisiert war und aus napoleonischer Zeit stammte, wurde durch die neue Verfassung von 1987 abgeschafft. Weiterhin bestehen aber auch öffentlichrechtlich anerkannte Schul-, Bürger- sowie die evangelisch-reformierten und römisch-katholischen Kirchgemeinden.
Wirtschaft
Das Rückgrat der Thurgauer Volkswirtschaft bildet eine Vielzahl kleiner und mittlerer Unternehmen. Eine grosse Bedeutung hat das verarbeitende Gewerbe, darunter insbesondere die Metallindustrie und der Maschinenbau. Weitere bedeutende Branchen sind die Nahrungs- und Genussmittelindustrie, Elektronikindustrie sowie das Segment der Kunststoffwaren. Eigentliche Wachstumsbranchen sind der Fahrzeugbau sowie das Verlags- und (Tele)-Kommunikationswesen.
Ende Dezember 2011 arbeiteten im Kanton Thurgau rund 130'000 Beschäftigte in rund 20'000 Arbeitsstätten.[20] Die Beschäftigung verteilt sich wie folgt auf die drei Wirtschaftssektoren: Land- und Forstwirtschaft 5,9 Prozent; Industrie und Bau 36,6 Prozent; Dienstleistungen 57,5 Prozent.[21]
Im Jahr 2020 wurde 16,2 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche des Kantons durch 368 Betriebe biologisch bewirtschaftet.[22] Der langfristige Trend der Beschäftigungsverlagerung vom agrarischen und vom industriellen in den Dienstleistungssektor hält nach wie vor an. Trotz der Abnahme von Arbeitsplätzen im primären Sektor um gut 2 Prozent in den Jahren 2005 bis 2008 liegt dessen Anteil an der Gesamtbeschäftigung im Thurgau mit 6,5 Prozent immer noch über dem gesamtschweizerischen Durchschnitt von 3,3 Prozent. Ähnlich verhält es sich im industriell-gewerblichen Sektor, dessen Beschäftigungsanteil ebenfalls deutlich über dem gesamtschweizerischen Mittel von 28,5 Prozent liegt (Thurgau: 39,5 Prozent). Hingegen haben fast alle Dienstleistungsbranchen im Thurgau ein geringeres Gewicht als in der Gesamtschweiz und dies, obwohl die Beschäftigung im Dienstleistungssektor zwischen 2005 und 2008 um rund 10 Prozent gewachsen ist. Die Wachstumstreiber im dritten Sektor waren das Gesundheits- und Sozialwesen sowie der Detailhandel.
Im Jahr 2013 wurde knapp ein Drittel (29,4 Prozent) aller Thurgauer Exporte in Deutschland abgesetzt.[23] Mit Abstand folgen Italien (9,8 Prozent) sowie Frankreich (6,6 Prozent) und Österreich (5,5 Prozent). Insgesamt gingen im Jahr 2013 73,3 Prozent des Ausfuhrvolumens in die Europäische Union. Ausserhalb der Europäischen Union waren die Vereinigten Staaten (5,1 Prozent) und asiatische Transformations- (3,3 Prozent) und Schwellenländer (2,8 Prozent) wichtige Handelsstaaten.
Die Regionen Thurgau ist Teil der Interregio Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein. Dem Interreg-IV-Programm Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein standen für die Förderperiode 2007 bis 2013 insgesamt 23.871.170,00 € an Fördermitteln aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) zur Verfügung. Auf Schweizer Seite betrug das Budget an Fördermitteln 7.745.000,00 €, tatsächlich ausbezahlt wurden rund 7.200.000,00 €, d. h. also ca. 93 % des zur Verfügung stehenden Gesamtbetrages. Auch der Standort Thurgau wurde damit gefördert.
Tourismus
Die Hügellandschaft und das 70 Kilometer lange Thurgauer Bodenseeufer[24] eignen sich zum Radfahren, Wandern und Inline-Skaten. 900 Kilometer beschilderter Radwege auf Nebenstrassen und landwirtschaftlichen Nutzwegen stehen den Radfahrern zur Verfügung. Dazu kommen 220 Weiher und Kleinseen, 1600 Kilometer Flüsse und Bäche, diverse natürliche öffentlich zugängliche Badeplätze sowie traditionelle Badeanstalten.
Im Jahr 2013 wurden über 421'006 Logiernächte registriert. Die ausländischen Gäste kommen überwiegend aus Deutschland in den Thurgau.[25]
Ein wichtiges Standbein bildet der Seminar- und Tagungstourismus. Durch gegenseitige Unterstützung, Erfahrungsaustausch und Koordination fördert und entwickelt Seminarland Thurgau, eine Arbeitsgemeinschaft verschiedenen Tagungs- und Seminarhotels sowie Ausbildungszentren, den Seminar- und Tagungstourismus im Kanton Thurgau.
Schlösser am Bodensee und kulturhistorisch bedeutsame Klöster verwinkelte Ortschaften und auch die zeitgenössische Kunst und Kultur in den Thurgauer Kunsträumen. Diverse Museen können besucht werden. Die Arbeitsgemeinschaft Kulturland Thurgau sorgt für deren Erhalt sowie Vernetzung und gemeinsamer Präsentation.
In Zusammenarbeit mit den touristischen Leistungsträgern übernimmt der Thurgau Tourismus als Destinationsmanagementorganisation (DMO) sowie als Gesellschafter der Internationalen Bodensee Tourismus GmbH (IBT GmbH) die touristische Vermarktung dieser Region.
Verkehr
Der Kanton Thurgau liegt zwischen Zürich, St. Gallen und dem Bodensee.
Die Nähe zur Schweizer Wirtschaftsmetropole Zürich und zum Flughafen Zürich (30 Minuten ab Frauenfeld) sichern die schnelle Verbindung zu nationalen und internationalen Zielen. Ebenfalls in Reichweite sind die Flughäfen von St. Gallen-Altenrhein und Friedrichshafen (Deutschland).
Der Kanton ist durch zwei Autobahnen (A1 und A7) sowie zwei Schnellzugsachsen (Zürich–Konstanz/Romanshorn und Zürich–St. Gallen) mit den Zentren in der Schweiz und des nahen Auslands (Deutschland und Österreich) verbunden.
Die Verbindungen zu den Nachbarregionen sowie die innerkantonalen Verbindungen werden durch ein gut ausgebautes Kantons- und Gemeindestrassennetz sowie durch eine Vielzahl von regionalen Bahn- und Buslinien gewährleistet. Der öffentliche Verkehr ist in den vergangenen Jahren sukzessive ausgebaut worden. Im Jahr 2009 sind für alle öffentliche Verkehrsmittel (Bahn- und Buslinien, Ortsverkehr und Schifffahrtslinien) rund 12,5 Millionen Kilometer an Leistung geplant. Im Jahr 2008 beförderten sie über 32 Millionen Passagiere. Dies sind beinahe elf Millionen Personen mehr als im Jahr 2000.
Im Jahr 2020 lag der Motorisierungsgrad (Personenkraftwagen pro 1000 Einwohner) bei 633.[26]
Bildung
Schulen und Hochschule
Das schulische Angebot umfasst zunächst Kindergärten, Primarschulen und Sekundärschulen in 60 Schulgemeinden des Kantons Thurgau. Diese sind dem kantonalen Amt für Volksschule unterstellt.
Ein Gymnasiumsabschluss (Matura) kann an den Kantonsschulen Frauenfeld, Kreuzlingen, Romanshorn und an der Pädagogischen Maturitätsschule Kreuzlingen abgelegt werden. Dank eines Abkommens mit dem Kanton St. Gallen besuchen die Thurgauer Schülerinnen und Schüler die Kantonsschule Wil zu gleichen Bedingungen wie jene aus St. Gallen. Die Kantonsschulen Frauenfeld und Romanshorn bieten eine Fachmittelschule mit Fachmatura an. Ausserdem unterhält die Kantonsschule Frauenfeld eine Handelsmittelschule und eine Informatikmittelschule, beide mit Berufsmaturität. Ein überkantonales Angebot stellt die Thurgauisch-Schaffhauserische Maturitätsschule für Erwachsene dar.
Die Pädagogische Hochschule Thurgau (PHTG) wurde 2003 mit Sitz in Kreuzlingen gegründet. Sie ist eine Einrichtung auf Tertiärstufe und dient der Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen auf Vorschulstufe, Primarschulstufe, Sekundarstufe I, Sekundarstufe II sowie, in Form eines Masterstudiengangs, Frühe Kindheit. Kooperationspartner ist dabei die Universität Konstanz. Daneben ist die Pädagogische Hochschule Thurgau in Form von Studiengängen und Kursen im Bereich der Weiterbildung tätig. Sie betreibt Forschung und unterhält ein Medien- und Didaktikzentrum mit dem Schwerpunkt Dienstleistungen für Lehrpersonen und Studierende.
Thurgauer Bibliotheken
Orte der Vermittlung von Wissen sowie der Begegnung unterschiedlicher Menschen und Gruppen stellen die Thurgauer Bibliotheken dar: die Kantonsbibliothek Thurgau, das Medien- und Didaktikzentrum der Pädagogischen Hochschule, die Bibliotheken der Berufsinformationszentren in Amriswil, Frauenfeld und Kreuzlingen, je 22 Gemeinde- sowie Fach- und Spezialbibliotheken und ein vielseitiges Angebot an Schulmediotheken. Ihr Dienstleistungsangebot wird durch institutionenübergreifende Zugänge wie etwa die Digitale Bibliothek Ostschweiz ergänzt.
Kantonale Museen
Auf die Auseinandersetzung mit der Thurgauer Kulturgeschichte, die Kenntnis der Natur und ihrer Zusammenhänge sowie die Begegnung mit zeitgenössischer Kunst sind die kantonalen Museen ausgerichtet, so das Napoleonmuseum Schloss und Park Arenenberg, das Kunstmuseum Thurgau, das Ittinger Museum, das Historische Museum Thurgau im Schloss Frauenfeld, das Naturmuseum Thurgau sowie das Museum für Archäologie, beide in Frauenfeld.
Netzwerk für Wissenschaft und Forschung
Thurgau Wissenschaft ist ein Netzwerk für Wissenschaft und Forschung im Kanton Thurgau. Partner sind: das kantonale Amt für Archäologie, das Bildungs- und Beratungszentrum Arenenberg, das Biotechnologische Institut Thurgau, die Dienststelle für Statistik, das Institut für Werkstoffsystemtechnik Thurgau, die Kantonsbibliothek Thurgau, das Napoleonmuseum Thurgau, die Pädagogische Hochschule Thurgau, das Thurgauer Wirtschaftsinstitut, die Thurgauer Naturforschende Gesellschaft. Das Netzwerk führt eine eigene Webseite und einen Newsletter über seine Aktivitäten.
Geschichte
Ortschaften
Nachfolgend aufgelistet sind die zehn grössten politischen Gemeinden per 31. Dezember 2020:
Politische Gemeinde | Einwohner |
---|---|
Frauenfeld | 25'974 |
Kreuzlingen | 22'390 |
Arbon | 14'950 |
Amriswil | 14'211 |
Weinfelden | 11'629 |
Romanshorn | 11'327 |
Aadorf | 9216 |
Sirnach | 7901 |
Bischofszell | 5907 |
Münchwilen | 5830 |
«Mostindien»
In der Schweiz heisst der Kanton Thurgau scherzhaft auch «Mostindien». Geschaffen wurde der Begriff von der Redaktion der humoristischen Zeitschrift Der Postheiri, die 1845–1875 von Alfred Hartmann in Solothurn herausgegeben wurde. In diesem Blatt wurde der in Form einer Mostbirne gezeichnete Thurgau erstmals 1853 mit «Most-India» beschriftet. Das Bestimmungswort «Most-» ist eine Verballhornung von «Ost» und verquickt die östliche Lage des Thurgaus mit dem im Thurgau bedeutsamen Obstbau beziehungsweise dem einst berühmten Thurgauer Birnenmost; der Gesamtname «Mostindien» ist ein sinnfreies Wortspiel mit Ostindien, einem damals bekannten geographischen Raum, der als Gegensatz zum karibischen Westindien das heutige Südasien und Südostasien bezeichnete. Schon 1849 war im Postheiri von der «Mostschweiz» (in Anlehnung an Ostschweiz) die Rede, und 1854 folgten das «Mostindische Meer» (an Ostindisches Meer anklingend) und die «Mostsee» (an Ostsee anklingend), beide für den Bodensee. Das Grundwort «-Indien» hat somit nichts mit Indien zu tun; auch andere Wortschöpfungen des Postheiris wie «Honolulu» für Solothurn (daher die heutige Narrenzunft Honolulu), «Mesopotamien» beziehungsweise «Mutzopotamien» für Bern und «Persepolis» für Zürich spielen nur formal auf die namengebenden realen Örtlichkeiten an.[27]
Thurgauerlied
Die Hymne des Kantons ist das Thurgauerlied O Thurgau du Heimat. Die Melodie stammt von Johannes Wepf, der Text von Johann Ulrich Bornhauser.
Weblinks
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Wikivoyage | – Reiseführer |
- Offizielle Website des Kantons Thurgau
- Statistik Thurgau
- Offizielle Statistik (Bundesamt für Statistik)
- Statistikplattform Bodensee
- Geoportal des Kantons Thurgau
- Offizielle Website von Thurgau Tourismus
- Linkkatalog zum Thema Kanton Thurgau bei curlie.org (ehemals DMOZ)
- Mehrere Autoren: Thurgau. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Christoph Landolt: Mostindien – die Schweiz durch die Brille des «Postheiris». In: Wortgeschichten vom 23. September 2014, herausgegeben vom Schweizerischen Idiotikon.
- Interregio Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein (Informationen zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit in der Grossaglomeration)
Einzelnachweise und Anmerkungen
- Struktur der ständigen Wohnbevölkerung nach Kanton, 1999-2020. In: bfs.admin.ch. Bundesamt für Statistik (BFS), 1. September 2021, abgerufen am 17. November 2021.
- Struktur der ständigen Wohnbevölkerung nach Kanton, 1999–2019. In: bfs.admin.ch. Bundesamt für Statistik (BFS), 27. August 2020, abgerufen am 28. Februar 2021.
- Arbeitslosenzahlen. In: seco.admin.ch. Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO), 8. Juli 2021, abgerufen am 12. Juli 2021 (siehe Publikation «Die Lage auf dem Arbeitsmarkt im Juni 2021» vom 8. Juli 2021).
- Auf dem höchsten Punkt des Kantons Thurgau Artikel in Tagblatt Online vom 6. Januar 2011.
- GIS-Browser. In: Geoinformation Kanton Zürich. Amt für Raumentwicklung, abgerufen am 19. September 2020.
- Geoportal des Bundes. In: swisstopo. Bundesamt für Landestopografie swisstopo, abgerufen am 19. September 2020.
- Quelle: Statistik für die EUREGIO-Bodensee. In: Aufgelistet! Die zehn Landkreise der Bodenseeregion, … In: Südkurier. vom 25. Februar 2011 und in: Ders. vom 2. Juli 2011.
- ThurGIS
- Bevölkerungsentwicklung nach institutionellen Gliederungen, 1850–2000. Schweizerische Eidgenossenschaft, abgerufen am 29. Oktober 2019.
- Ständige und nichtständige Wohnbevölkerung nach Jahr, Kanton. Schweizerische Eidgenossenschaft, abgerufen am 27. Oktober 2019.
- Aufschluss zu den sprachlichen Besonderheiten geben Fritz Enderlin: Die Mundart von Kesswil (= Beiträge zur Schweizerdeutschen Grammatik, 5). Huber & Co., Frauenfeld [1911]; Rudolf Hotzenköcherle: Die Sprachlandschaften der deutschen Schweiz (= Sprachlandschaften der Schweiz, 1). Sauerländer, Aarau / Frankfurt am Main / Salzburg 1984, ISBN 3-7941-2623-8; Eugen Nyffenegger, Oskar Bandle: Thurgauer Namenbuch, Band 1 (2 Halbbände). 2003, ISBN 3-7193-1309-3.
- Ständige Wohnbevölkerung nach institutionellen Gliederungen, Geschlecht, Zivilstand und Altersklasse. Schweizerische Eidgenossenschaft, 31. Dezember 2018, abgerufen am 17. Oktober 2019.
- Ständige Wohnbevölkerung nach institutionellen Gliederungen, Geburtsort und Staatsangehörigkeit. Schweizerische Eidgenossenschaft, 31. Dezember 2018, abgerufen am 17. Oktober 2019.
- Religionen, Konfession. Zwei Drittel der Thurgauerinnen und Thurgauer sind evangelisch oder katholisch. Bevölkerungsstand und Struktur Thurgau Dienststelle für Statistik. Abgerufen am 8. März 2017.
- Thurgau in Zahlen, abgerufen am 30. Juni 2021.
- Seit der letzten Volkszählung im Jahr 2000 liegen keine Zahlen zur Religionszugehörigkeit der Gesamtbevölkerung (jeden Alters) für den Kanton Thurgau mehr vor. Eine Ausnahme bilden die römisch-katholische und die evangelisch-reformierte Kirche (Landeskirchen), deren Mitglieder aufgrund der Kirchensteuer amtlich registriert werden. Die Daten des Bundesamts für Statistik zu den Religionsgemeinschaften im Kanton Thurgau basieren auf einer Stichprobenerhebung, für welche Personen ab dem Alter von 15 Jahren befragt werden. Es gilt zu beachten, dass die Resultate der Erhebungen ein Vertrauensintervall aufweisen. Siehe auch Volkszählung in der Schweiz#Strukturerhebung.
- Bundesamt für Statistik: Ständige Wohnbevölkerung ab 15 Jahren nach Religionszugehörigkeit und Kanton, 2017. (XLSX; 377 kB) 2019, abgerufen am 16. Januar 2021.
- Verfassung des Kantons Thurgau. vom 16. März 1987 (Stand am 11. März 2013). Die Bundesbehörden der Schweizerischen Eidgenossenschaft (admin.ch), abgerufen am 29. Juli 2014.
- Regierung – Allgemein. Kantonale Verwaltung Thurgau, abgerufen am 22. Juni 2015.
- Beschäftigte, Arbeitsstätten, Unternehmen und Wirtschaftsstruktur. (Nicht mehr online verfügbar.) Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau, archiviert vom Original am 12. August 2014; abgerufen am 29. Juli 2014.
- Arbeitsstätten und Beschäftigte nach Wirtschaftszweigen. (PDF; 28 kB) Kanton Thurgau und Schweiz, 2011, Wirtschaftszweige gemäss NOGA 2008. (Nicht mehr online verfügbar.) Staatskanzlei, Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau, archiviert vom Original am 10. August 2014; abgerufen am 29. Juli 2014.
- Biologische Landwirtschaft, 2020. In: atlas.bfs.admin.ch. Bundesamt für Statistik, abgerufen am 11. Mai 2021.
- Export, Import und Handelsbilanz nach Regionen und Ländern. (PDF) Kanton Thurgau, 2013, in 1'000 CHF. (Nicht mehr online verfügbar.) Staatskanzlei, Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau, archiviert vom Original am 10. August 2014; abgerufen am 29. Juli 2014.
- Schülerdokumentation Thurgau Tourismus
- Bundesamt für Statistik
- bfs.admin.ch
- Schweizerisches Idiotikon. Band IV, Sp. 541 ff., Artikel Most. Niklaus Bigler: Von Mostindien bis Mutzopotamien. Ortsnamen im «Postheiri». In: Festgabe für Peter Dalcher. Hrsg. von der Redaktion des Schweizerdeutschen Wörterbuchs, Zürich 1987, S. 41–53. Peter Bretscher: Nur «Mostindien» überlebte (Memento vom 4. November 2014 im Internet Archive). In: Thurgauer Zeitung. 13. Oktober 2012, S. 35. Peter Bretscher: Mostindien – ein Name gibt Rätsel auf. In: BauernZeitung. 15. November 2013, S. 26 (die beiden Artikel von Bretscher stützen sich auf das Idiotikon und den Aufsatz von Bigler). Christoph Landolt: Mostindien – die Schweiz durch die Brille des «Postheiris». Wortgeschichte vom 23. September 2014.