Kanton St. Gallen
St. Gallen (schweizerdeutsch Sanggale, französisch Saint-Gall, italienisch San Gallo, rätoromanisch , Son Gagl) ist ein Kanton in der Deutschschweiz und liegt in der Region Ostschweiz. Der Hauptort ist die gleichnamige Stadt St. Gallen.
Kanton St. Gallen | |
---|---|
Kanton der Schweizerischen Eidgenossenschaft | |
Kürzel/Kontrollschild: | SG |
Amtssprache: | Deutsch |
Hauptort: | St. Gallen |
Beitritt zum Bund: | 1803 |
Fläche: | 2028,20 km² |
Höhenbereich: | 392–3234 m ü. M. |
Website: | www.sg.ch |
Bevölkerung | |
Einwohner: | 514'504 (31. Dezember 2020)[1] |
Einwohnerdichte: | 254 Einwohner pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Bürgerrecht) |
24,4 % (31. Dezember 2019)[2] |
Arbeitslosenquote: | 2,3 % (30. Juni 2021)[3] |
Lage des Kantons in der Schweiz | |
Karte des Kantons | |
Politische Gemeinden des Kantons | |
Geographie
Lage
Der Ostschweizer Kanton St. Gallen grenzt an die schweizerischen Kantone Graubünden, Glarus, Schwyz, Zürich, Thurgau, im Norden an den Bodensee sowie im Osten an das österreichische Bundesland Vorarlberg und das Fürstentum Liechtenstein. Durch den Bodensee grenzt der Schweizer Kanton indirekt an die Landkreise Konstanz, Bodenseekreis und Lindau in Deutschland. Ferner umschliesst er die Kantone Appenzell Innerrhoden und Appenzell Ausserrhoden.[4]
Gebirge und Gewässer
Der höchste Berg des Kantons ist der Ringelspitz mit 3247 m ü. M., bekannter dürfte jedoch der Säntis (2502 m ü. M.) sein. Der tiefste Punkt ist mit 395 Meter über Meer der Bodensee. Die grössten St. Galler Seen sind der Bodensee, der Zürichsee und der Walensee, die alle allerdings nicht ausschliesslich auf St. Galler Gebiet liegen. Der grösste See ausschliesslich auf St. Galler Gebiet ist daher der Stausee Gigerwaldsee.
Bedeutendere Flüsse sind der Rhein, die Thur, die Linth, die Sitter und die Seez.
Regionen
Geografische Regionen von Norden nach Süden und von Osten nach Westen.
Bevölkerung
Die Einwohner des Kantons werden Sankt Galler genannt.
Demographie
Per 31. Dezember 2020 betrug die Einwohnerzahl des Kantons St. Gallen 514'504.[7] Die Bevölkerungsdichte liegt mit 254 Einwohnern pro Quadratkilometer über dem Schweizer Durchschnitt (208 Einwohner pro Quadratkilometer). Der Ausländeranteil (gemeldete Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) bezifferte sich am 31. Dezember 2019 auf 24,4 Prozent, während landesweit 25,3 Prozent Ausländer registriert waren.[8] Per 30. Juni 2021 betrug die Arbeitslosenquote 2,3 Prozent gegenüber 2,8 Prozent auf eidgenössischer Ebene.[9]
Sprachen
Amtssprache im Kanton St. Gallen ist Deutsch, Umgangssprache ist Schweizerdeutsch.
2012 gaben 89,3 Prozent der Bevölkerung Deutsch, 3,6 Prozent Italienisch und 1,2 Prozent Französisch als Hauptsprache an.[10] Angaben zur anderen Schweizer Amtssprache Rätoromanisch wurden nicht gemacht. Englisch gaben 2,5 Prozent der Bevölkerung als Hauptsprache an.
Aufgrund der heterogenen Zusammenstellung des Kantons durch die Mediationsakte 1803 existieren im Kanton St. Gallen verschiedene Dialekte. Die im Fürstenland, in der Kantonshauptstadt, im Rheintal und Werdenberg und im Toggenburg gesprochenen Mundarten gehören zum Ostschweizer Dialekt.[11] Die in Rapperswil-Jona gesprochene Mundart ist hingegen praktisch mit dem Zürichdeutsch identisch.
Bis ins Mittelalter wurde in den südlichen Gegenden des Kantons St. Gallen Rätoromanisch gesprochen. Aus diesem Grunde sind viele geografische Bezeichnungen (Ortschaften, Fluren, Berge, Gewässer) in dieser Gegend romanischer Herkunft.[12] Die dortigen schweizerdeutschen Dialekte haben heute noch einen romanischen Akzent (Sarganserland und Werdenberg).
Nationalitäten
Herkunftsstaat[13] | 2000 | 2010 |
---|---|---|
Schweiz | 80,43 | 78,17 |
Deutschland | 1,86 | 4,43 |
Serbien Montenegro Kosovo | 4,31 | 4,02 |
Italien | 3,49 | 2,74 |
Nordmazedonien | 1,60 | 1,93 |
Österreich | 1,12 | 1,41 |
Türkei | 1,42 | 1,03 |
Bosnien und Herzegowina | 1,37 | 1,03 |
Portugal | 0,56 | 0,84 |
Geschichtlicher Hintergrund
Da der Kanton St. Gallen erst 1803 aus verschiedenen Territorien geschaffen worden ist, ist er konfessionell sehr heterogen. Rein katholisch sind das nördliche Fürstenland (einst Besitz des St. Galler Fürstabts), doch mit Ausnahme der traditionell reformierten Stadt St. Gallen (einst freie Reichsstadt), sowie die südlichen Teile des Kantons (einst Untertanengebiete der Innerschweiz), unter anderem das Sarganserland. Das im Westen gelegene Toggenburg ist gemischt, doch überwiegend reformiert, das im Osten gelegene Rheintal ist ebenfalls gemischt, doch vorwiegend katholisch (ausgenommen insbesondere die reformierten ehemaligen zürcherischen und glarnerischen Untertanengebiete von Sax und Werdenberg).
Heute sind der Katholische Konfessionsteil des Kantons St. Gallen, die Evangelisch-reformierte Kirche des Kantons St. Gallen, die christkatholische Kirche sowie die jüdische Gemeinde St. Gallen öffentlich-rechtlich anerkannt.[14]
Konfessionsstatistik
Am 31. Dezember 2017 waren 44,1 Prozent der Gesamtbevölkerung des Kantons römisch-katholisch und 21,3 Prozent evangelisch-reformiert, während 34,6 Prozent einer anderen Konfession/Religion angehörten oder konfessionslos waren.[15] Bei der Volkszählung 2000 waren 52 Prozent der Kantonsbevölkerung römisch-katholisch, 26 Prozent evangelisch-reformiert, 10 Prozent gehörten anderen christlichen Kirchen an, 6 Prozent waren muslimisch und 6 Prozent konfessionslos.[16]
Abgesehen von der römisch-katholischen und der reformierten Kirche liegen seit der Volkszählung 2000 keine Zahlen zur Religionsgzugehörigkeit der Gesamtbevölkerung des Kantons mehr vor. Das Bundesamt für Statistik führt jedoch Stichprobenerhebungen durch[17], bei welchen auch andere Religionsgemeinschaften im Kanton St. Gallen erfasst werden. Bei der Stichprobenerhebung von 2017 bekannten sich 7 Prozent der Befragten ab 15 Jahren zu einer anderen christlichen Konfession (weder römisch-katholisch noch reformiert), 8 Prozent waren muslimischen Glaubens und 1 Prozent gehörte einer anderen Religionsgemeinschaft an. 18 Prozent der Befragten ab 15 Jahren waren konfessionslos. Ferner zeigt die Erhebung grössere Unterschiede bezüglich der Religionszugehörigkeit auf, werden die Staatsangehörigkeit und Herkunft der Befragten betrachtet:
Religion | Total der Befragten | Schweizer Staats- angehörigkeit | Schweizer ohne Migrations- hintergrund | Schweizer mit Migrations- hintergrund | Ausländische Staats- angehörigkeit |
---|---|---|---|---|---|
Christentum | 72 | 79 | 82 | 59 | 49 |
– römisch-katholisch | 44 | 48 | 50 | 35 | 32 |
– evangelisch-reformiert | 21 | 26 | 29 | 10 | 6 |
– andere christliche Konfession | 7 | 5 | 3 | 14 | 11 |
andere Religionen | 9 | 3 | 1 | 20 | 26 |
- muslimisch | 8 | 2 | 0 | 16 | 23 |
- übrige Religionsgemeinschaften | 1 | 1 | 1 | 4 | 3 |
konfessionslos | 18 | 17 | 16 | 20 | 24 |
keine Angabe | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 |
Siehe auch: Bistum St. Gallen.
Staatliche Organisation, Politik
Verfassung
Die gegenwärtige Verfassung des Kantons St. Gallen[19] datiert vom 10. Juni 2001 (mit seitherigen Änderungen).
Legislative
Gesetzgebendes Organ (Legislative) ist der Kantonsrat, der 120 Mitglieder zählt und vom Volk nach dem Proporzwahlrecht auf eine feste Amtszeit von vier Jahren gewählt wird.
Über Volksabstimmungen, das heisst obligatorisches Referendum bei Verfassungsänderungen, fakultatives Referendum bei Gesetzesänderungen sowie Volksinitiativen betreffend den Erlass von Verfassungs- oder Gesetzesbestimmungen, hat auch das stimmberechtigte Volk direkten Anteil an der Gesetzgebung. Die Abstimmung über ein Gesetz können 4000 Stimmberechtigte verlangen; um ein Gesetz vorzuschlagen, bedarf es der Unterstützung durch 6000 Stimmberechtigte, und um eine Verfassungsänderung zu beantragen, sind 8000 Stimmberechtigte vonnöten. Eine allgemeine rechtsetzende Tätigkeit schliesslich können 4000 Stimmberechtigte verlangen (Einheitsinitiative). Dem obligatorischen bzw. fakultativen Referendum unterliegen sodann Staatsausgaben in vom Gesetz festgelegten Höhen.
Die Zusammensetzung des Kantonsrates seit den Wahlen im Kanton St. Gallen 2016 lautet wie folgt:
Partei | Prozent | Sitze | Sitzverteilung | Stimmenanteile | |
---|---|---|---|---|---|
Schweizerische Volkspartei (SVP) | 29,63 | 40 | |||
Christlichdemokratische Volkspartei (CVP) | 20,42 | 26 | |||
FDP.Die Liberalen (FDP) | 20,31 | 26 | |||
Sozialdemokratische Partei der Schweiz (SP) | 16,71 | 20 | |||
Grüne Partei der Schweiz (GPS) | 4,76 | 5 | |||
Grünliberale Partei (GLP) | 4,21 | 2 | |||
Sonstige | – | 1 |
Das Parlament tagt im sogenannten Pfalzflügel des Klosterhofs in St. Gallen.
Exekutive
Oberstes vollziehendes bzw. ausführendes Organ (Exekutive) ist die Regierung, welche sieben gleichberechtigte Mitglieder zählt. Sie werden nach dem Majorzwahlrecht vom Volk auf eine feste Amtszeit von vier Jahren gewählt. Den Vorsitzenden, Regierungspräsident (bis 2002 Landammann) genannt, wählt der Kantonsrat nach dem Rotationsprinzip für jeweils eine einjährige Amtsdauer.
Die Regierungsräte der aktuellen Legislaturperiode vom 1. Juni 2020 bis zum 31. Mai 2024 und ihre jeweiligen Departemente lauten wie folgt:
Regierungsrat | Amtsbezeichnung | Partei | Departement |
---|---|---|---|
Bruno Damann | Regierungspräsident | CVP | Gesundheitsdepartement |
Laura Bucher | Regierungsrätin | SP | Departement des Innern |
Fredy Fässler | Regierungsrat | SP | Sicherheits- und Justizdepartement |
Susanne Hartmann | Regierungsrätin | CVP | Baudepartement |
Marc Mächler | Regierungsrat | FDP | Finanzdepartement |
Stefan Kölliker | Regierungsrat | SVP | Bildungsdepartement |
Beat Tinner | Regierungsrat | FDP | Volkswirtschaftsdepartement |
Leiter der Staatskanzlei ist seit Februar 2020 Staatssekretär Benedikt van Spyk (FDP).
Judikative
Die Rechtsprechung (Judikative) wird auf kantonaler Ebene durch das Kantons-, Handels-, Verwaltungs- und das Versicherungsgericht ausgeübt.
Auf regionaler Ebene bestehen erstinstanzliche Kreis- und Arbeitsgerichte sowie als vorgeschaltete Schlichtungsbehörde die Vermittler.
Das Kassationsgericht, bis dahin oberste kantonale Gerichtsinstanz, wurde auf den 1. Januar 2011 abgeschafft.
Verwaltungsgliederung
Politische Gemeinden
Als dezentrale Einheiten kennt der Kanton St. Gallen als Normalfall die politischen Gemeinden. Spezialgemeinden sind die Ortsgemeinden, die Schulgemeinden sowie örtliche und ortsbürgerliche Korporationen, deren Zahl allerdings von Jahr zu Jahr rückläufig ist und die es folglich nicht mehr im ganzen Kanton gibt. Zwar Körperschaften des öffentlichen Rechts, aber dennoch keine «Gemeinden nach Gemeindegesetz», sondern nach landeskirchlichem Recht geordnet sind die römisch-katholischen und die evangelisch-reformierten Kirchgemeinden.
Der Kanton St. Gallen umfasst per 1. Januar 2017 mit 77 politische Gemeinden, 37 Schulgemeinden, 98 Ortsgemeinden, 41 örtlichen Korporationen und 14 ortsbürgerlichen Korporationen insgesamt 297 «Gemeinden nach Gemeindegesetz» sowie 57 Zweckverbände.[21]
Wahlkreise
Bis Ende Dezember 2002 kannte der Kanton St. Gallen eine Aufteilung in Bezirke. Die Aufgaben der früheren Bezirke wurden in den letzten Jahren zunehmend auf andere Körperschaften übertragen; als Institution wurden die Bezirke schliesslich mit der neuen Kantonsverfassung abgeschafft. Die heutigen Wahlkreise erfüllen keine Aufgaben der Staatsverwaltung mehr.
Der Kanton St. Gallen ist seit dem 1. Januar 2003 in die folgenden Wahlkreise gegliedert, die im Uhrzeigersinn aufgelistet werden:
Vertretung auf nationaler Ebene
St. Gallen entsendet – wie jeder Vollkanton – zwei Abgeordnete in den Ständerat und aufgrund seiner Einwohnerzahl zwölf Vertreter in den Nationalrat.
Aussenbeziehungen
Der Kanton St. Gallen pflegt ausgewählte Regionen-Partnerschaften in Ost- und Mitteleuropa sowie in Norditalien:[22]
- Liberecký kraj (Region Liberec), Tschechien
- Kreis Bihor, Rumänien
- (ehemalige) Provinz Udine, Italien
Geschichte
Der Kanton St. Gallen wurde 1803 auf Antrag des helvetischen Abgeordneten Karl Müller-Friedberg von Napoleon Bonaparte geschaffen. Das Gebiet des Kantons entstand aus der Verschmelzung der helvetischen Kantone Linth und Säntis abzüglich der wiederhergestellten Kantone Glarus und Appenzell. Diese «Konkursmasse» bestand aus den folgenden Gebieten (der Grösse nach):
- «Alte Landschaft» St. Gallen, bis 1798 Kerngebiet der Fürstabtei St. Gallen
- Grafschaft Toggenburg, bis 1798 von den Fürstäbten von St. Gallen regiert
- Grafschaft Sargans, bis 1798 Gemeine Herrschaft der Eidgenossenschaft
- Vogtei Windegg (Gaster) mit dem Amt Gams, bis 1798 Gemeine Herrschaft der Eidgenossenschaft
- Vogtei Rheintal, bis 1798 Gemeine Herrschaft der Eidgenossenschaft
- Grafschaft Uznach, bis 1798 Gemeine Herrschaft der Eidgenossenschaft
- Grafschaft Werdenberg, bis 1798 ein Untertanengebiet des Kantons Glarus
- Herrschaft Sax-Forstegg, bis 1798 Untertanengebiet des Kantons Zürich
- Herrschaft Rapperswil, bis 1798 Gemeine Herrschaft der Eidgenossenschaft
- Stadt St. Gallen, bis 1798 Freie Reichsstadt und Stadtrepublik
Der neu gebildete Kanton St. Gallen trat 1803 gemeinsam mit den anderen neuen Kantonen Thurgau, Waadt, Aargau, Graubünden und Tessin als gleichberechtigtes Bundesglied der Schweizerischen Eidgenossenschaft bei. Die kurzzeitig auf dem st. gallischen Territorium gebildeten helvetischen Kantone Linth und Säntis wurden aufgelöst.
Der junge Kanton gab sich 1803 und 1814 die ersten Kantonsverfassungen und konnte sich in der nachnapoleonischen Zeit gegenüber territorialen Ansprüchen des ehem. Fürstabts von St. Gallen, Pankraz Vorster, einerseits und gegenüber separatistischen Regionen andererseits behaupten.
In der Verfassung von 1814 wurden aufgrund der konfessionellen Heterogenität des Kantons Angelegenheiten wie Kirchen-, Ehe- und Schulsachen nicht dem Staat, sondern den katholischen und reformierten Bevölkerungsgruppen, den sogenannten «Kantonsteilen», überantwortet, sodass neben dem allgemeinen gesetzgebenden Grossen Rat (heute Kantonsrat) auch ein katholischer und ein reformierter Grosser Rat eingeführt wurden (→ konfessioneller Dualismus).
1831 wurde eine repräsentativ-demokratische Verfassung eingeführt, die mit dem «Volksveto» bereits erste direkt-demokratische Züge aufwies und das bisherige oligarchische Regime ablöste. 1861 übernahm der Staat nach heftigen Streitigkeiten das bisher kirchliche Schulwesen. Die starke Konfessionalisierung des Kantons prägte St. Gallen aber noch weit bis ins 20. Jahrhundert hinein. 1875 wurde das «Volksveto» durch das fakultative Referendum (Einspracherecht des Volkes gegen Gesetze) ersetzt.
In der Verfassung von 1890 wurden mit der Einführung der Volksinitiative (Recht des Volkes, Gesetze vorzuschlagen), der Erleichterung das Referendums und der Volkswahl der Regierung die Volksrechte modernisiert. Dieses Grundgesetz galt, mit vielen Änderungen, bis zum Erlass der bis heutige gültigen Verfassung von 2001, die in erster Linie die zahlreichen verfassungsrechtlichen Neuerungen der vergangenen hundert Jahre zusammenfasste und die Reorganisation des Kantons abschloss.
Das Stimm- und Wahlrecht für Frauen wurde in St. Gallen auf kantonaler und kommunaler Ebene 1972 eingeführt.[23]
Wappen
Blasonierung: «In Grüne ein kreuzweise von einem grünen Band umwundenes silbernes Stäbebündel (Fasces) mit fünf sichtbaren Stäben und durchgehendem rechtsgewendetem silbernem Beil mit rückseitigem Dorn.»[24] | |
Wappenbegründung: Das Wappen St. Gallens zeigt in Grün ein silbernes Rutenbündel mit Beil (auch Liktorenbündel bzw. lateinisch Fasces genannt). Den Ursprung dieses Bündels findet man im römischen Reich. Liktoren trugen ein Rutenbündel mit einem Beil hohen Beamten voraus. Das Bündel galt als Symbol der Gerichtsgewalt. Die Farbe Grün ist auch in den Wappen der ebenfalls 1803 gegründeten Kantone Thurgau und Waadt sichtbar. |
Im Jahr 2011 wurde das Wappen in seiner Darstellungsform modifiziert. So wurde der Dorn des Beils entfernt, das helle Grün in ein dunkles geändert und die Wappenform nach unten spitzverlaufend gestaltet. Aufgrund dessen ist die oben aufgeführte Blasonierung teilweise korrekt.
Die Revolutionäre in Frankreich übernahmen deren Symbole. Die Helvetische Republik übernahm neben der Trikolore auch das Rutenbündel. Im Vergleich zur französischen Marianne wählte die Schweiz ihre Helvetia. Nachdem Napoleon Bonaparte den Kanton St. Gallen gründete, wurde das Rutenbündel übernommen und zeigt heute, unter welchen Umständen der Kanton gegründet wurde. Das St. Galler Rutenbündel hat acht (davon sichtbar fünf) Stäbe für die acht ehemaligen Bezirke des Kantons zur Zeit der Kantonsgründung.
Wirtschaft
- 2011 betrug das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Einwohner 72'486 Schweizer Franken.[10]
- 2012 wurden 285'210 Beschäftigte im Kanton St. Gallen gezählt, wovon 11'696 auf den primären (Urproduktion), 87'948 auf den sekundären (Industrie) und 185'566 auf den tertiären Sektor (Dienstleistung) entfielen.
- 2017 waren rund 269'000 Einwohner des Kantons St. Gallen erwerbstätig.[25]
- 37'012 Arbeitsstätten wurden 2012 im Kanton gezählt (davon 4428 im primären, 6688 im sekundären und 25'896 im tertiären Sektor).
- Die Arbeitslosenquote bezifferte sich per 30. Juni 2021 auf 2,3 Prozent gegenüber 2,8 Prozent auf eidgenössischer Ebene.[9]
Im Kanton wird die Hälfte der Gesamtfläche als landwirtschaftliche Flächen genutzt.[26] Im Jahr 2020 wurde 14,2 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche durch 494 Betriebe biologisch bewirtschaftet.[27] Bis etwa 1920 war der bei weitem wichtigste Industriezweig der St. Galler Wirtschaft die Textilindustrie.
Die bedeutendste Firma im Kanton ist der Baustoffkonzern LafargeHolcim mit Sitz in Rapperswil-Jona. Der Konzern lag 2018 auf der Liste der grössten Unternehmen in der Schweiz auf Platz 14. Weitere bedeutende Firmen sind Bühler AG, Geberit, SFS, Debrunner Koenig Holding, Leica Geosystems und Maestrani.
Verkehr
Wie jedes Jahr beim Strassen- und Schienenverkehr ist es auch 2018 wieder zu zahlreichen Wildunfällen gekommen. Im Kanton St. Gallen wurden mindestens 421 Rotfüchse, 326 Rehe, 186 Dachse, 126 Steinmarder und verschiedene andere Arten Opfer des Verkehrs.[28]
Öffentlicher Verkehr
Mehrere Fernverkehrslinien der Schweizerischen Bundesbahnen verkehren durch den Kanton. Der wichtigste Knotenpunkt im Kanton ist dabei der Bahnhof St. Gallen, in zweiter Linie folgen die Bahnhöfe Wil, Rapperswil, Ziegelbrücke, Sargans oder Heerbrugg.
Das Rückgrat des Regionalverkehrs im Kanton St. Gallen bildet dann die S-Bahn St. Gallen, das durch die Thurbo, die Südostbahn und die Appenzeller Bahnen betrieben wird. Das Postauto, die VBSG, private Busbetriebe, die Seilbahn Unterterzen-Tannenbodenalp und der Schiffsbetrieb nach Quinten erfüllen im Auftrag des Kantons oder Gemeinden Leistungen im Regional- und im Ortsverkehr. Alle im Kanton St. Gallen tätigen öffentlichen Bahn- und Busunternehmen sind Mitglied im Tarifverbund Ostwind.
Schiffsverkehr findet auf dem Walensee, dem Zürichsee und dem Bodensee statt.
Individualverkehr
Das im Kanton St. Gallen fertiggestellte Nationalstrassennetz stellt den Anschluss an die übrige Schweiz sicher; hängig ist einzig ein besserer Anschluss ins benachbarte Österreich. Das Kantonsstrassennetz mit einer Gesamtlänge von ungefähr 675 Kilometern deckt kantonale und regionale Bedürfnisse ab. Verbindungen innerhalb der Gemeinden oder weniger bedeutende Verbindungen zwischen Gemeinden liegen in der Verantwortung der politischen Gemeinden.
Im Jahr 2019 lag der Motorisierungsgrad (Personenkraftwagen pro 1000 Einwohner) bei 557.[29] Das kantonale Tiefbauamt unterhält eine Fachstelle für den Langsamverkehr. Primär sind für den Langsamverkehr (Fuss-, Wander- und Radwegnetze) aber die Gemeinden zuständig.
Städte und Orte
Nachfolgend aufgelistet sind die bevölkerungsreichsten der 77 politischen Gemeinden mit mehr als 10'000 Einwohnern per 31. Dezember 2020:[30]
Politische Gemeinde | Einwohner |
---|---|
St. Gallen, Hauptort | 76'213 |
Rapperswil-Jona | 27'483 |
Wil | 24'132 |
Gossau | 17'990 |
Uzwil | 13'284 |
Buchs | 13'053 |
Altstätten | 11'938 |
Flawil | 10'510 |
Weitere Gemeinden mit bekannten Ortschaften sind:
Politische Gemeinde | Einwohner |
---|---|
Rorschach | 9646 |
Wattwil | 8837 |
Uznach | 6519 |
Sargans | 6213 |
Bad Ragaz | 6467 |
Wildhaus-Alt St. Johann | 2624 |
Literatur
- Wolfgang Göldi, Regula Steinhauser-Zimmermann, Alfred Zangger, Max Baumann, Max Lemmenmeier: St. Gallen (Kanton). In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- St. Galler Geschichte 2003 in 9 Bänden. St. Gallen 2003.
- Diverse Autoren: St.Gallerland. Lehrmittel für die 4. bis 6. Klasse. Hrsg.: Erziehungsrat des Kantons St. Gallen. Lehrmittelverlag St. Gallen, St. Gallen 2009, ISBN 978-3-906784-37-3.
Weblinks
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Einzelnachweise und Anmerkungen
- Struktur der ständigen Wohnbevölkerung nach Kanton, 1999-2020. In: bfs.admin.ch. Bundesamt für Statistik (BFS), 1. September 2021, abgerufen am 17. November 2021.
- Struktur der ständigen Wohnbevölkerung nach Kanton, 1999–2019. In: bfs.admin.ch. Bundesamt für Statistik (BFS), 27. August 2020, abgerufen am 28. Februar 2021.
- Arbeitslosenzahlen. In: seco.admin.ch. Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO), 8. Juli 2021, abgerufen am 12. Juli 2021 (siehe Publikation «Die Lage auf dem Arbeitsmarkt im Juni 2021» vom 8. Juli 2021).
- Geografie und Klima. (Nicht mehr online verfügbar.) Staatskanzlei St. Gallen, archiviert vom Original am 30. Dezember 2010; abgerufen am 26. Juni 2008.
- STAT-TAB: Die interaktive Statistikdatenbank, Bevölkerungsentwicklung nach Region, 1850–2000. Schweizerische Eidgenossenschaft, abgerufen am 7. Januar 2014.
- STAT-TAB: Die interaktive Statistikdatenbank, Bevölkerungsstand. Schweizerische Eidgenossenschaft, abgerufen am 19. Juni 2017.
- Struktur der ständigen Wohnbevölkerung nach Kanton, 1999-2020. In: bfs.admin.ch. Bundesamt für Statistik (BFS), 1. September 2021, abgerufen am 17. November 2021.
- Struktur der ständigen Wohnbevölkerung nach Kanton, 1999–2019. In: bfs.admin.ch. Bundesamt für Statistik (BFS), 27. August 2020, abgerufen am 28. Februar 2021.
- Arbeitslosenzahlen. In: seco.admin.ch. Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO), 8. Juli 2021, abgerufen am 12. Juli 2021 (siehe Publikation «Die Lage auf dem Arbeitsmarkt im Juni 2021» vom 8. Juli 2021).
- Kennzahlen. St. Gallen. (Nicht mehr online verfügbar.) Bundesamt für Statistik (BFS), archiviert vom Original am 22. August 2015; abgerufen am 16. August 2015.
- Rudolf Hotzenköcherle: Die Sprachlandschaften der deutschen Schweiz. Sauerländer, Aarau, Frankfurt am Main, Salzburg 1984 (Reihe Sprachlandschaften der Schweiz 1), ISBN 3-7941-2623-8; hier: Der Nordosten. S. 91–124.
- Maximilian Wilhelm Götzinger 1891: Die romanischen Ortsnamen des Kantons St. Gallen. Online (PDF; 4,1 MB)
- Bevölkerung – Basiskennzahlen Kanton St.Gallen. (PDF; 405 kB) Fachstelle für Statistik Kanton St. Gallen, abgerufen am 1. März 2012.
- Kanton St. Gallen: Vorberatende Kommission zum Gesetz über die Religionsgemeinschaften. 15. März 2018, abgerufen am 3. Juni 2020.
- Fachstelle für Statistik Kanton St. Gallen (Statistikdatenbank STADA2): Konfession - Kanton St. Gallen (Indikatoren). 3. Juni 2020, abgerufen am 3. Juni 2020.
- Bundesamt für Statistik: Kanton St. Gallen: Wohnbevölkerung nach Hauptsprache, Religion, Nationalität und weiteren Merkmalen, VL 2000. (XLSX; 95 kB) 9. Januar 2013, abgerufen am 3. Juni 2020.
- Seit 2010 basieren die Daten des Bundesamts für Statistik zu den Religionsgemeinschaften im Kanton St. Gallen auf einer Stichprobenerhebung, für welche Personen ab dem Alter von 15 Jahren befragt werden. Es gilt zu beachten, dass die Resultate der Erhebungen ein Vertrauensintervall aufweisen. Seit der letzten Volkszählung im Jahr 2000 liegen keine Zahlen zur Religionszugehörigkeit der Gesamtbevölkerung (jeden Alters) für den Kanton St. Gallen mehr vor. Eine Ausnahme bilden die römisch-katholische und die evangelisch-reformierte Kirche, deren Mitglieder aufgrund der Kirchensteuer amtlich registriert werden.
- Bundesamt für Statistik: Ständige Wohnbevölkerung ab 15 Jahren nach Religionszugehörigkeit und Kanton, 2017. (XLSX; 377 kB) 2019, abgerufen am 3. Juni 2020.
- Verfassung des Kantons St. Gallen. In: admin.ch. Bundeskanzlei (BK), abgerufen am 16. August 2015.
- Mitglieder der Regierung. Staatskanzlei St. Gallen, abgerufen am 8. Dezember 2020.
- Amt für Gemeinden. Staatskanzlei St. Gallen, 11. Dezember 2015, abgerufen am 17. Januar 2016.
- Partnerregionen. Staatskanzlei St. Gallen, abgerufen am 16. Oktober 2018.
- Meyers Enzyklopädisches Lexikon, 1977, Band 20, S. 686.
- Mühlemann, Louis, Wappen und Fahnen der Schweiz, 700 Jahre Confoederatio Helvetica, Lengnau, 1991, 3. Auflage
- Erwerbstätige, Beschäftigte, Arbeitsplätze. Kanton St.Gallen, abgerufen am 21. Januar 2020.
- Quelle: Statistik für die EUREGIO-Bodensee. In: Aufgelistet! Die zehn Landkreise der Bodenseeregion, … In: Südkurier vom 25. Februar 2011 und in: Ders. vom 2. Juli 2011
- Biologische Landwirtschaft, 2020. In: atlas.bfs.admin.ch. Bundesamt für Statistik, abgerufen am 11. Mai 2021.
- Kanton St. Gallen: Schäden durch Wildschweine in Rekordhöhe. In: sg.ch. 18. April 2019, abgerufen am 18. April 2019.
- bfs.admin.ch
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021