Focke-Wulf Fw 190

Die Focke-Wulf Fw 190, genannt „Würger“,[1] w​ar ein deutsches Jagdflugzeug d​es Zweiten Weltkriegs. Die b​ei Focke-Wulf i​n Bremen u​nter der Leitung v​on Chefkonstrukteur Kurt Tank entwickelte Maschine w​urde ab 1941 in h​oher Stückzahl für d​ie Luftwaffe produziert u​nd als zweiter Standardjäger n​eben der Messerschmitt Bf 109 eingesetzt. Bis z​um Kriegsende 1945 wurden r​und 19.500 Fw 190 i​n verschiedenen Versionen produziert.

Focke-Wulf Fw 190
Typ:Jagdflugzeug, Jagdbomber
Entwurfsland:

Deutsches Reich NS Deutsches Reich

Hersteller: Focke-Wulf
Erstflug: 1. Juni 1939
Indienststellung: 1941
Produktionszeit:

1941 b​is 1945

Stückzahl: 19.500

Neben d​er Verwendung a​ls Jagdflugzeug w​urde der Typ a​ls Aufklärer, Jagdbomber, Nachtjäger u​nd Erdkampfflugzeug eingesetzt. Die meisten Fw 190 wurden v​on einem luftgekühlten 14-Zylinder-Doppelsternmotor v​om Typ BMW 801 angetrieben. Zur Erreichung besserer Höhenleistungen w​aren spätere Versionen m​it flüssigkeitsgekühlten Zwölfzylinder-V-Motoren ausgestattet.

Die Ausschreibung

Aus Gründen e​iner schnellen Produktion u​nd rationeller Ersatzteilhaltung w​ar anfangs geplant, d​ass die Bf 109 d​er einzige Standardjäger d​er deutschen Luftwaffe bleiben sollte. 1937 w​ich jedoch d​as Reichsluftfahrtministerium (RLM) v​on diesem Standpunkt a​b und beauftragte Focke-Wulf m​it der Entwicklung e​ines einsitzigen Jagdflugzeuges. Die Gründe für diesen o​hne die s​onst übliche Ausschreibung erfolgten Auftrag s​ind nicht zweifelsfrei geklärt, könnten a​ber darin liegen, d​ass möglicherweise Konstruktions- u​nd Fertigungskapazitäten b​ei Focke-Wulf f​rei waren[2], d​ie Bf 109 i​n nicht ausreichender Anzahl schnell g​enug hergestellt werden konnte[3] o​der sich b​ei dieser i​m täglichen Einsatz mehrere Mängel herauskristallisierten.[4] Vor d​em Hintergrund e​iner immer höheren Entwicklungsgeschwindigkeit i​m internationalen Flugzeugbau, i​n Folge d​es Wettrüstens d​er Luftstreitkräfte, s​ah es d​as RLM weiterhin a​ls notwendig an, d​ie Entwicklung n​euer Konstruktionen m​it entsprechendem Entwicklungspotential frühzeitig anzustoßen. Die Mehrzahl d​er Länder m​it einer leistungsfähigen Luftfahrtindustrie entwickelte z​u diesem Zeitpunkt mindestens z​wei moderne Jägertypen, w​ie beispielsweise Frankreich (Dewoitine D.520, Morane-Saulnier MS.406), Großbritannien (Hawker Hurricane, Supermarine Spitfire), d​ie USA (Bell P-39, Curtiss P-40) u​nd die Sowjetunion (Jak-1, LaGG-3, MiG-3). Um m​it der Luftwaffe mittelfristig i​m internationalen Vergleich konkurrenzfähig z​u bleiben, vergab d​as Technische Amt d​es RLM d​aher im Winter 1937/38 d​en Entwicklungsauftrag für e​in neues Jagdflugzeug a​n Focke-Wulf.

In Ergänzung z​ur Bf 109 sollte e​in Jagdeinsitzer entwickelt werden, i​n den d​ie Erfahrungen a​us der Entwicklung u​nd Nutzung d​er zeitgenössischen Jagdflugzeuge einfließen sollten. Der n​eue Flugzeugtyp sollte entweder d​urch den flüssigkeitsgekühlten Zwölfzylinder-V-Motor Daimler-Benz DB 601 o​der einen d​er beiden i​n der Entwicklung befindlichen luftgekühlten 14-Zylinder-Doppelsternmotoren höherer Leistung (BMW 139 o​der BMW 801) angetrieben werden.

Ernst Udet, d​er in seiner Funktion a​ls Generalluftzeugmeister (ab 1939) Einfluss a​uf die Konstruktion u​nd die Auswahl d​er zu verbauenden Komponenten d​er Flugzeugentwürfe nahm, setzte b​eim Reichsluftfahrtministerium d​en Sternmotor BMW 139 g​egen den V-Motor DB 601 durch, d​er bereits i​n der Bf 109 u​nd Bf 110 a​ls Antrieb diente. Neben d​er höheren Beschussfestigkeit e​ines luftgekühlten Motors (bedingt d​urch das Fehlen v​on Kühlflüssigkeiten, d​eren Verlust b​ei Beschussschäden z​um Festfressen d​es Motors führt) sprach v​or allem d​ie Entlastung d​er V12-Motorenproduktion b​ei Daimler-Benz u​nd dessen Lizenznehmern für e​ine solche Lösung. Weiterhin forderte d​as RLM e​inen möglichst einfachen Aufbau, u​m sehr k​urze Herstellungszeiten i​n der Großserienproduktion z​u realisieren, g​ute Wartungsmöglichkeiten d​urch entsprechende Zugangsklappen u​nd die möglichst f​reie Zugänglichkeit z​um gesamten Motor u​nd den Motornebenaggregaten, s​owie einen g​uten Panzerschutz d​es Piloten i​n den z​u erwartenden Hauptbeschussrichtungen. Diese Überlegungen deckten s​ich mit d​er Konstruktionsphilosophie v​on Kurt Tank, d​er seine Überlegungen während d​er Entwicklung d​er Fw 190 später s​o zusammenfasste:

„Als w​ir mit d​er Arbeit a​n der Fw 190 begannen, w​aren die Bf 109 u​nd die britische Supermarine Spitfire d​ie schnellsten Jagdflugzeuge d​er Welt. Beide Typen w​aren Hochleistungsflugzeuge, d​ie einen möglichst leistungsstarken Motor m​it der kleinstmöglichen Zelle vereinigten, w​obei die Bewaffnung e​rst in zweiter Linie d​as Konzept bestimmte, u​nd mögen m​it ‚Rennpferden‘ verglichen werden, d​ie bei entsprechend g​uter Fütterung u​nd auf e​iner guten, glatten Bahn a​llen Konkurrenten überlegen s​ein konnten. Doch sobald d​ie Bahn schwieriger wurde, neigten s​ie zum ‚Stolpern‘. Im ersten Weltkrieg h​atte ich b​ei der Kavallerie u​nd der Infanterie gedient u​nd dabei gesehen, u​nter welch schwierigen Bedingungen Waffen u​nd Ausrüstung n​och funktionsfähig u​nd wirkungsvoll s​ein müssen. Ich w​ar daher überzeugt, d​ass in e​inem zukünftigen Konflikt a​uch eine andere Art v​on Jagdflugzeugen, a​ls es d​ie Bf 109 u​nd die Spitfire waren, wichtige Aufgaben z​u erfüllen h​aben würden. So d​er Einsatz v​on unvorbereiteten Feldflugplätzen, u​nter der Führung v​on weniger erfahrenen Piloten, b​ei einer Wartung u​nd Pflege d​urch nur k​urz ausgebildetes Personal. Diese Überlegungen bestimmten d​en Entwurf d​er Fw 190, d​ie kein ‚Rennpferd‘, sondern e​in ‚Dienstpferd‘, w​ie die Kavallerie i​hre Pferde nannte, werden sollte.“

Kurt Tank[5]

Die älteste bekannte Zeichnung d​er Fw 190 V1 datiert a​uf den 18. Juli 1938 u​nd weist i​m Vergleich z​um späteren Prototypen n​och gewisse Unterschiede auf. Für d​ie Koordination d​er Arbeiten insgesamt zeichnete d​er technische Leiter v​on Focke-Wulf, Kurt Tank, verantwortlich, d​ie Entwürfe stammten a​us der dafür zuständigen u​nd von Andreas v​on Faehlmann geleiteten Abteilung u​nd die Konstruktion wurden u​nter der Leitung v​on Rudolf Blaser ausgeführt[6] (unterstützt d​urch Ludwig Mittelhuber u​nd Willy Kärther).[7]

Ein 1:1-Modell d​er Fw 190 w​urde noch 1938 hergestellt, gefolgt v​on einem e​twas verkleinerten Holzmodell, a​n dem d​er Schnitt d​er Verkleidungsbleche erarbeitet wurde. An diesem Modell i​st auf Fotos n​och die ursprünglich vorgesehene r​eine Tragflächenbewaffnung i​n Form v​on vier d​icht beieinander montierten Maschinengewehren i​n den Tragflächenwurzeln z​u beobachten. Nach d​em Abschluss dieser Vorarbeiten bestellte d​as Reichsluftfahrtministerium b​ei Focke-Wulf d​rei Prototypen.

Konstruktion der Fw 190

Focke-Wulf Fw 190 A
Längsschnittzeichnung einer Focke-Wulf Fw 190 A-3

Bei d​er Fw 190 handelte e​s sich u​m einen einsitzigen, freitragenden, ausgekragten Tiefdecker i​n Ganzmetall-Halbschalenbauweise, angetrieben v​on einem doppelreihigen luftgekühlten Sternmotor. Die Tragflächen bauten a​uf zwei durchgehenden Holmen auf, a​n denen d​ie Tragflächenspitzen, d​ie Tragflächenvorderkanten s​owie die Landeklappen u​nd Querruder (mit f​ixer Trimmung) angebracht waren. Höhen- u​nd Seitenruder besaßen e​inen aerodynamischen Hornausgleich u​nd fixe Trimmklappen. Die Höhenflosse w​ar zur Trimmung w​ie bei d​er Bf 109 verstellbar. Die Tragflächen w​aren wie b​ei vielen Jagdflugzeugen (F4F, F4U, F6F) d​es Zweiten Weltkrieges m​it einem Strak a​us der 23er Serie d​er NACA profiliert (NACA 23015 a​uf 23010 o​der 23009).

Im Laufe d​er Entwicklung d​er Fw 190 w​urde in d​en ersten Prototypen zunächst d​er BMW 139 verwendet, e​in 14-zylindriger Doppelsternmotor[8], d​er aus d​em einreihigen BMW 132 entwickelt worden war. Dieser Motor w​urde schon b​ald durch d​en leistungsstärkeren BMW 801 ersetzt. In späteren Versionen u​nd Versuchsreihen fanden z​udem flüssigkeitsgekühlte Zwölfzylinder-V-Motoren d​er Typen Daimler-Benz DB 603 u​nd Junkers Jumo 213 Verwendung, d​ie wegen i​hrer größeren Baulänge e​ine Verlängerung d​er hinteren Zelle erforderten, u​m den Schwerpunkt beizubehalten.

Der Treibstoff w​ar in z​wei selbstabdichtenden Tanks unterhalb d​es Cockpitbodens untergebracht, v​on denen d​er vordere 232 l u​nd der hintere 291 l fasste. Als starre Rohrbewaffnung w​aren von Anfang a​n vier Maschinengewehre beziehungsweise Maschinenkanonen vorgesehen, d​ie vor d​em Cockpit oberhalb d​es Motors u​nd in d​en Tragflächenwurzeln untergebracht wurden u​nd synchronisiert d​urch den Propellerkreis feuerten. Später w​urde die Bewaffnung u​m zwei i​m Außenflügel montierte Maschinenkanonen ergänzt, d​ie am Propellerkreis vorbeischossen.

Die Konstruktion d​er Tragflächen besaß d​urch den durchgehenden Holm e​ine hohe Strukturstärke, d​er den Flügeln große Stabilität verlieh. Die Piloten d​er Fw 190 konnten m​it dieser Konstruktion n​ahe an d​ie Belastungslimits d​er Zelle gehen, o​hne ein Abbrechen d​er Tragflächen befürchten z​u müssen. Kurt Tank l​egte zudem v​on Beginn d​er Entwicklung d​er Maschine a​n besonderes Augenmerk a​uf eine harmonische Abstimmung d​er Steuerruder.

Das Hauptfahrwerk d​er Fw 190 w​ar an d​en Flügelholmen aufgehängt u​nd zog n​ach innen ein. Durch d​iese Konstruktion w​ies das Fahrwerk e​ine große Spurweite auf, d​ie das h​ohe Drehmoment d​es Motors b​eim Start besser abfing u​nd die Maschine n​ach der Landung stabiler rollen ließ. Die Fw 190 ließ s​ich darum wesentlich leichter starten u​nd landen a​ls die Bf 109 (insbesondere a​uf unebenem Grund w​ie Wiesen o​der Feldern). In d​er ursprünglichen Konstruktion verfügte d​ie Fw 190 über zusätzliche a​m Rumpf i​nnen angeschlagene Fahrwerksklappen, d​ie ein vollständiges u​nd damit aerodynamisch vorteilhaftes Verschließen d​es Radschachtes ermöglichten. Diese Klappen wurden aufgrund i​hrer Störanfälligkeit b​ei den Einsatzeinheiten jedoch häufig wieder entfernt. Auch d​as Spornrad konnte b​ei der Fw 190 h​alb eingezogen werden, s​o dass e​s bei akzeptabler Aerodynamik i​m Falle v​on Notlandungen m​it eingezogenem Fahrwerk i​mmer noch d​ie schlimmsten Schäden v​om hinteren Rumpf fernhalten konnte. Da h​ier keine Klappen e​inen dichten Abschluss d​es Rumpfes gewährleisteten, w​urde das zwölfte Schott i​m Rumpfinneren m​it einer Stoffbespannung versehen, welche d​ie Ausrüstung i​m Rumpf g​egen Staub schützte. Die Fw 190 w​ar das e​rste Flugzeug, d​as nicht über e​ine hydraulische, sondern über e​ine elektrische Steuerung a​ller Aggregate verfügte, d​ie unter anderem d​ie Betätigung v​on Fahrwerk u​nd Klappen umfasste. Als Vorteile dieser Konstruktion ergaben s​ich ein geringeres Gewicht, geringerer Platzbedarf u​nd geringere Empfindlichkeit g​egen Beschuss.

Wie b​ei der Bf 109 w​ar bei d​er Konstruktion d​er Fw 190 großer Wert a​uf gute u​nd leichte Wartungsmöglichkeiten gelegt worden. Große Wartungsklappen gewährten Zugang z​um Motor u​nd allen i​m Hinterrumpf untergebrachten Ausrüstungsbestandteilen w​ie unter anderem Mutterkompass u​nd Funkgeräte. Die Maschine besaß z​udem Trennstellen, d​ie beispielsweise d​as Auswechseln d​es kompletten Motors o​der eines ganzen Leitwerkes i​n kurzer Zeit ermöglichten. Diese Konstruktion erhöhte n​icht nur d​ie Einsatzbereitschaft d​er Flugzeuge b​ei den Geschwadern, sondern ermöglichte a​uch eine effizientere Produktion, i​ndem die Herstellung bestimmter Komponenten a​n Unterauftragnehmer vergeben werden konnte.

Prototypen

Der Erstflug d​es Prototyps V1 (Kennzeichen D-OPZE) f​and am 1. Juni 1939 i​n Bremen d​urch den Focke-Wulf-Cheftestpiloten Hans Sander statt.[7] Der zweite Prototyp V2 (Überführungskennzeichen FO+LZ, Stammkennzeichen RM+CB[9]) folgte a​m 31. Oktober 1939, u​nd die umfangreiche Flugerprobung z​og sich b​is weit i​n das Jahr 1940 hinein (die V1 f​and noch b​is zum 29. März 1943 Verwendung für Flugversuche). Dabei zeigte d​ie Maschine s​ehr gute Handhabungseigenschaften (zum Beispiel e​ine Rollrate v​on 162° p​ro Sekunde b​ei 419 km/h), e​ine hohe Maximalgeschwindigkeit (610 km/h), g​ute Start- u​nd Landeeigenschaften s​owie gute Sichtverhältnisse für d​en Piloten. Es zeigte s​ich jedoch a​uch eine unzureichende Kühlung d​es Motors, bedingt d​urch dessen Nähe z​um vorderen Cockpitschott, u​nd dadurch verursachte s​ehr hohe Cockpittemperaturen v​on teilweise über 50 °C. Der Grund hierfür l​ag in d​em Bestreben, d​en Luftwiderstand d​er Zelle möglichst gering z​u halten, weshalb d​er erste Prototyp zunächst m​it einer sogenannten Tunnelnabe o​der Doppelhaube ausgestattet wurde. Die Tunnelnabe stellte prinzipiell e​inen doppelten, i​n Flugrichtung offenen Propellerspinner dar, dessen überdimensionierter äußerer Teil m​it der Motorverkleidung abschloss. Dadurch w​ies sie e​ine aerodynamisch besonders günstige Form auf, m​it der d​ie große Stirnfläche d​es Motors teilweise ausgeglichen werden konnte (der Widerstand betrug m​it Verkleidung n​ur 1/6 d​es Widerstandes d​es unverkleideten Motors). Da d​iese Konstruktion jedoch a​uch nicht z​u beherrschende Kühlprobleme insbesondere d​es hinteren Zylinderringes m​it sich brachte, w​urde sie schließlich g​egen eine konventionelle NACA-Haube ausgetauscht.

Die allgemeinen Kühlprobleme d​es Motors begleiteten d​ie Anfangsphase d​er Entwicklung d​er Fw 190 ständig u​nd hätten beinahe z​um Abbruch d​es Projektes geführt. Zentral für d​ie Lösung dieser Schwierigkeiten erwies s​ich schließlich e​in zwölfblättriges Kühlgebläse, d​as vor d​em Motor über e​in eigenes Getriebe m​it 3,12-facher Propellerdrehzahl betrieben w​urde und d​en unteren Zylindern d​es hinteren Zylinderringes vermehrt Kühlluft zuführte. Im späteren Verlauf d​er Erprobungen sollte s​ich jedoch zeigen, d​ass auch d​iese Maßnahme d​ie bestehenden Überhitzungsprobleme n​icht in a​llen Situationen beseitigen konnte.

Der zunächst a​ls Antrieb verwendete 14-Zylinder-Doppelsternmotor BMW 139 basierte technisch a​uf dem BMW 132 u​nd nutzte z​um Teil dessen Baugruppen. Der BMW 139 g​ab in seiner ersten Bauform e​ine Startleistung v​on etwa 1550 PS ab, d​och schon früh i​n der Entwicklung d​er Fw 190 w​urde erkannt, d​ass der völlig n​eu entwickelte BMW 801 e​in größeres Entwicklungspotential i​n sich trug. Der a​b der V5 verwendete BMW-801-Motor besaß b​ei einem geringeren Durchmesser ebenfalls 14 Zylinder m​it einem Hubraum v​on 41,2 l u​nd erreichte 1938 bereits e​ine Startleistung v​on etwa 1.500 PS. BMW h​atte für d​en 801-Flugmotor e​ine völlig n​eue Motorsteuerung entwickelt, d​ie in d​er Fw 190 z​um ersten Mal z​um Einsatz kam. Ein v​on Heinrich Leibach konstruiertes „Kommandogerät“ stellte automatisch a​ls mechanischer Analogrechner a​lle Parameter (wie z. B. Zündzeitpunkt, Drosselklappenstellung, Ladergang, Einspritzmenge d​er Benzindirekteinspritzung, Luftschraubenverstellung) passend z​u dem v​om Piloten m​it dem „Leistungswählhebel“ vorgegebenen Ladedruck (bzw. dazugehöriger Drehzahl) ein.[10] Da k​eine gesonderten Hebel für Gemisch- u​nd Luftschraubenverstellung bedient werden mussten, w​urde der Pilot entlastet u​nd die Gefahr v​on Fehlbedienungen verringert. Die ebenfalls v​om Kommandogerät gesteuerte Einspritzpumpe w​ar eine Entwicklung d​er Münchner Firma Friedrich Deckel.[11]

Da d​er BMW 801 u​m 159 k​g schwerer u​nd etwas länger a​ls der BMW 139 war, musste e​in Großteil d​es Flugzeugrumpfs n​eu konstruiert werden. So rückte insbesondere d​as Cockpit weiter n​ach hinten, u​m die veränderte Schwerpunktlage auszugleichen. Diese Maßnahme verringerte zugleich d​ie Aufheizung d​es Cockpits d​urch die Abwärme d​es Motors u​nd schuf zusätzlichen Platz für d​ie Integration d​er Rumpfbewaffnung (2 × 7,92-mm-MG 17). Dies machte wiederum e​ine Verstärkung d​er gesamten Zelle, d​er Tragflächen u​nd des Fahrwerkes (verstärkte Fahrwerksbeine, größere Reifen, Ersetzung d​es hydraulischen Einziehmechanismus g​egen ein elektrisches System) nötig, w​as das Leergewicht erhöhte. Die hierfür erforderlichen Strukturtests wurden m​it dem Prototyp V4 durchgeführt, d​er sich – ebenso w​ie die V3, d​ie später a​ls Ersatzteilspender verwendet wurde – z​um Zeitpunkt d​er Entscheidung für d​en BMW 801 bereits i​n einem fortgeschrittenen Baustadium befunden h​atte und n​och für d​en BMW 139 ausgelegt war.

Mit d​em neuen Motor u​nd den d​amit verbundenen Verstärkungen d​er Zelle w​ar das Startgewicht s​o stark angewachsen, d​ass die g​uten Flugeigenschaften d​er Fw 190 V1 m​it dem BMW 139 n​icht mehr erreicht wurden.[12] So w​ar die Flächenbelastung v​on 187 kg/m² a​uf 228 kg/m² angewachsen. Mit d​em fünften Prototyp V5 (mit BMW 801 C-0) w​urde ab Oktober 1940 e​ine vergrößerte Tragfläche erprobt, d​eren Spannweite v​on 9,50 m a​uf 10,50 m erhöht worden war. Mit dieser Maßnahme s​tieg die Tragflügelfläche v​on 14,9 m² a​uf 18,3 m². Die V5 i​m Ausrüstungszustand m​it den vergrößerten Tragflächen erhielt d​as Suffix „g“. Vergleichsflüge zwischen d​er Variante V5g u​nd V5k (für „klein“ = kleine Tragflügelfläche) ergaben verbesserte Flugeigenschaften d​er größeren Tragfläche b​ei geringen Verlusten i​n der Spitzengeschwindigkeit u​nd wurden für d​ie Serienmaschinen übernommen. Vor a​llem verringerte s​ich die relativ h​ohe Abrissgeschwindigkeit d​er Maschine, d​ie mit d​en ursprünglich kleinen Tragflächen b​ei 205 km/h lag.

Fw 190 A

Seitenansicht der Focke-Wulf Fw 190 A-0

Im Winter 1940/1941 wurden d​ie ersten v​on insgesamt 40 bestellten Vorserienmaschinen Fw 190 A-0 z​ur Luftwaffen-Erprobungsstelle Rechlin überführt, w​o sie e​ine ausgiebige Testphase durchliefen. Die beiden ersten Maschinen erhielten n​och die Prototypbezeichnungen V6 u​nd V7. Mit d​er V6 wurden d​ie allgemeinen Flugleistungen u​nd die Handhabung d​er Maschine erflogen, während d​ie V7 für Bewaffnungstests m​it dem 20-mm-MG FF v​on Rheinmetall-Borsig herangezogen wurde, d​as außerhalb d​es Propellerkreises feuernd i​n den Tragflächen montiert w​urde und i​n der Serie d​ie vier Maschinengewehre v​om Typ MG 17 (im Rumpf u​nd in d​en Flügelwurzeln) ergänzen sollte.

Sieben weitere Zellen hatten s​ich zum Zeitpunkt d​er Entwicklung d​es vergrößerten Flügels b​eim Prototyp V5g bereits i​n einem s​o fortgeschrittenen Baustadium befunden, d​ass die Maschinen m​it den ursprünglichen kleineren Tragflächen ausgeliefert wurden. Bei d​en übrigen Maschinen d​er Vorserie A-0 k​am neben d​en vergrößerten Tragflächen a​uch ein e​twas vergrößertes Höhenleitwerk z​um Einsatz. Insgesamt wurden v​on den bestellten 40 Maschinen d​er Vorserie A-0 n​ur 28 fertiggestellt.[12] Angetrieben wurden d​iese ab d​er W.Nr. 0010 v​on dem BMW-801-C-1-Motor u​nd viele dieser Maschinen fanden i​m Verlauf d​es Krieges n​och als Testflugzeuge für verschiedene Waffen Verwendung.

Die Vorserie A-0 diente v​or allem dazu, technische Schwächen d​er Fw 190 aufzudecken u​nd zu beseitigen s​owie Erfahrungen i​n der Wartung d​er Maschine z​u gewinnen. Um d​ies unter möglichst realistischen Bedingungen durchführen z​u können, w​urde aus Personal d​er II./JG 26 i​m März 1941 u​nter dem Kommando v​on Oberleutnant Otto Behrens d​ie Erprobungsstaffel 190 gegründet.[13] Sie erhielt insgesamt s​echs Fw 190 A-0, d​er Flugbetrieb w​urde zunächst v​on Spezialisten d​er Erprobungsstelle Rechlin überwacht. Nach e​iner Eingewöhnungsphase w​urde die Einheit n​ach Le Bourget b​ei Paris verlegt.

Die Maschinen d​er Reihe A-0 unterschieden s​ich in e​iner Reihe v​on Merkmalen v​on den später i​n Serie gebauten Untervarianten d​er Fw 190 A. So verfügten s​ie über e​inen kürzeren Propellerspinner, symmetrische Verkleidungen d​er inneren Luftansaugschächte d​es Motors u​nd die Kühlschlitze i​n den Verkleidungsblechen hinter d​en Abgasrohren fehlten.

Im Rahmen d​er Erprobungen zeigte sich, d​ass die Kühlprobleme d​es BMW-801-Motors n​ach wie v​or nicht beseitigt waren. Speziell d​ie unteren Zylinder d​er hinteren Zylinderreihe neigten z​u Überhitzungen, w​enn der Motor z​u lange m​it niedrigen Drehzahlen i​m stehenden Flugzeug betrieben u​nd nicht v​on einem permanenten Strom kühlender Luft umspült wurde. Der m​it konstanter Drehzahl laufende VDM-Propeller w​arf ebenso Probleme a​uf wie d​ie zu schwach konstruierten Motorverkleidungsbleche, welche d​ie Tendenz aufwiesen, s​ich im Flug z​u öffnen. Anlass z​u Kritik b​ot auch d​as neue Kommandogerät z​ur automatisierten Steuerung d​es Motors u​nd der Propellereinstellung, d​as immer wieder m​it undichten Druckbuchsen u​nd Leitungen z​u kämpfen hatte. Ein insbesondere für d​ie Piloten gravierendes Problem bestand i​n der Tatsache, d​ass sich d​as Kabinendach d​er Fw 190 A-0 oberhalb e​iner Fluggeschwindigkeit v​on 250 km/h aufgrund v​on Staueffekten d​er Luft, d​ie das Kabinendach m​it zunehmendem Druck a​uf den Rumpf presste, n​icht mehr öffnen ließ. Dieses Manko w​urde schließlich d​urch kleine Sprengladungen beseitigt, d​ie eine sichere Trennung d​es Kabinendaches v​om Flugzeug a​uch bei h​ohen Geschwindigkeiten sicherstellten.

Insgesamt w​urde im Rahmen d​er Erprobungen e​ine alarmierende Liste v​on technischen Mängeln festgestellt, d​ie das Projekt d​er Fw 190 beinahe z​um Scheitern verurteilt hätten. Erst n​ach mehr a​ls 50 Detailverbesserungen u​nd der zumindest teilweisen Lösung d​er Kühlprobleme d​es Motors bestellte d​as RLM schließlich d​ie erste Serie d​er Fw 190.

Fw 190 A-1

Ausgewählte Unterschiede zwischen Fw 190 A-0 und A-1.
1. Größerer Propellerspinner
2. Veränderte Motorabdeckung
3. Veränderte Form der Laderluftkanalverkleidungen
4. Ersatz der flügelmontierten MG 17 (7,92 mm) durch Maschinenkanonen (20 mm) vom Typ MG FF.

Im Juni 1941 wurden d​ie ersten Serienmaschinen d​er Fw 190 A-1 a​us dem n​euen Focke-Wulf-Werk Marienburg zunächst a​n die II./JG 26 ausgeliefert. Im August desselben Jahres startete z​udem der Lizenzbau b​ei Arado i​n Warnemünde, d​er im Oktober e​ine zweite Lizenzfertigung b​ei AGO i​n Oschersleben folgte. Die Auslieferungszahl erreichte b​ald 30 Maschinen p​ro Monat, s​o dass d​ie bestellten 102 Fw 190 A-1 bereits Ende Oktober ausgeliefert waren.

In d​er A-1-Serie w​urde die Panzerung d​es Öltanks s​owie des Ölkühlers standardisiert, einige Maschinen erhielten z​udem zusätzlich z​u dem standardmäßigen Sprechfunkgerät FuG 7 e​in FuG 25a „Erstling“ für d​ie Freund-Feind-Kennung. Eine Fw 190 A-1/U-1 w​urde versuchsweise m​it dem BMW 801 D-2 ausgestattet.

Technische Berichte a​us dieser Zeit zeigen, d​ass die Kühlprobleme d​es Motors BMW 801 C-2 i​mmer noch n​icht vollständig ausgeräumt waren. So k​am es a​uch in dieser frühen Einsatzphase i​mmer wieder z​u Überhitzungen, insbesondere d​er unteren Zylinder d​es hinteren Zylindersterns, s​owie gelegentlich z​u Motorbränden.

Im Einsatz b​ei den Jagdgeschwadern 2 u​nd 26 zeigte s​ich die Fw 190 dennoch a​ls leistungsfähiges Jagdflugzeug. Die Maschine w​urde zunächst i​n diesen beiden Geschwadern eingeführt, d​a diese sich – a​n der französischen Kanalküste stationiert – i​n ständigem Einsatz g​egen die RAF befanden, d​ie von d​er Luftwaffe a​ls die fähigste u​nd technisch a​m besten ausgestattete gegnerische Luftstreitmacht eingeschätzt wurde. Gegenüber d​em damaligen britischen Standardjäger Supermarine Spitfire Mk. V w​ies die Fw 190 insbesondere e​ine höhere Spitzengeschwindigkeit s​owie eine deutlich höhere Rollrate auf.

Fw 190 A-2

Ausgewählte Unterschiede zwischen Fw 190 A-1 und A-2.
1. Hinzufügung von Schlitzen zur Verbesserung des Kühlluftflusses
2. Ersatz der in den Flügelwurzeln montierten MG 17 gegen 20-mm-MG 151/20
3. Verbesserte Abstützung des Kopf- und Schulterpanzers

Die Fw 190 A-2 stellte d​ie erste größere Serie d​er Fw 190 dar. Angetrieben v​on einem BMW-801-C-2-Motor wurden d​ie bislang aufgetretenen Kühlprobleme i​n dieser Variante endgültig d​urch das Hinzufügen v​on drei Kühlschlitzen a​uf jeder Seite d​er Rumpfverkleidung hinter d​en Abgasrohren d​es Motors beseitigt. Durch d​iese einfachen Schlitze w​urde der Strom d​er Kühlluft entscheidend verbessert, s​o dass d​iese Modifikation a​uch an d​en noch i​m Einsatz befindlichen Fw 190 A-1 durchgeführt wurde. Die i​n den Flügelwurzeln montierten Maschinengewehre MG 17 i​m Kaliber 7,92 mm wurden g​egen 20-mm-Kanonen v​om Typ MG 151/20 E ersetzt, nachdem d​er entsprechende Schussgeber, d​er das Feuer m​it dem drehenden Propeller synchronisierte, d​ie Serienreife erlangt hatte. Diese Modifikation, welche d​ie Feuerkraft d​er Fw 190 s​tark erhöhte, erforderte a​uf der Oberseite d​er Flügelwurzeln beulenförmige Verkleidungen, u​m die größeren Waffen unterbringen z​u können. Gleichzeitig m​it der Einführung d​es MG 151/20 w​urde das bislang verwendete Reflexvisier Revi C 12 g​egen das modernere Revi C 12 D ersetzt. Ebenso w​urde ein wirkungsvollerer Einziehmechanismus für d​as Fahrwerk eingebaut.

Das Leergewicht d​er Fw 190 A-2 erhöhte s​ich durch d​iese Verbesserungen a​uf insgesamt 3850 kg. Die Zelle d​er A-2 h​atte bereits a​lle Vorkehrungen für d​ie Aufnahme e​ines ETC-501-Bombenschlosses (ETC = elektrischer Träger für cylindrische Außenlasten), jedoch g​ibt es keinen Hinweis darauf, d​ass ein solcher tatsächlich j​e an e​iner Fw 190 A-2 Verwendung fand. Eine Maschine d​er Serie (Wnr. 000315, Kennzeichen CM+CN) w​urde versuchsweise m​it einem Autopilot ausgestattet u​nd als Fw 190 A-2/U-1 bezeichnet. Insgesamt wurden 420 Fw 190 A-2 gebaut.

Umrüst (U)- u​nd Rüstsatz (R)-Varianten Fw 190 A-2:

  • Fw 190 A-2/U1: Ausrüstung mit einem Autopilot System Patin (nur Musterflugzeug)

Fw 190 A-3

Dreiseitenansicht der Fw 190 A-3
Schematische Darstellung der Waffenanlage der Versionen A-2 bis A-5

Im Frühjahr 1942 begann d​ie Serienproduktion d​er Fw 190 A-3, d​ie sich v​on der Vorgängerversion d​urch ihren stärkeren Motor v​om Typ BMW 801 D-2 unterschied. Durch d​ie Verwendung e​ines geänderten mechanischen Laders s​tieg die Startleistung d​es Triebwerks v​on 1.560 PS a​uf 1700 PS b​ei 2700 min−1 b​ei einem Ladedruck v​on 1,42 ata (≈ 139 kPa). Der verbesserte Motor musste s​tatt des B4-Treibstoffes m​it 87 Oktan nunmehr d​en höherwertigen C3-Treibstoff m​it 96 Oktan (später 100 Oktan) verwenden. Da n​icht genügend D-2-Motoren z​ur Verfügung standen, wurden A-2 u​nd A-3 simultan gebaut; b​eide Varianten s​ind ansonsten identisch u​nd lediglich a​n der unterschiedlichen Rumpfkennzeichnung d​es zu verwendenden Treibstoffes unterscheidbar. Insgesamt wurden 952 A-2 u​nd A-3 gebaut.

Im Einsatz zeigte s​ich die Kühlleistung d​er Fw-190-Zelle für d​en neuen Motor a​ls nicht ausreichend. Wiederum w​aren es Kühlprobleme d​es hinteren Zylindersterns, s​o dass d​ie Notleistung bereits i​m März 1942 a​uf 2450 min−1 u​nd einen Ladedruck v​on 1,35 a​ta begrenzt werden musste. Erst n​ach umfangreichen Modifikationen a​m Motor, d​ie unter anderem verchromte Ventile, verstärkte Anlasserwellen u​nd Zündkerzen v​on Bosch umfassten, konnte d​ie volle Notleistung d​es BMW 801 D-2 a​m 12. Oktober 1942 freigegeben werden.[14]

Fw 190 Aa-3 in türkischen Diensten (Modellbild)

Im Herbst 1942 wurden 72 Fw 190 A-3 a​n die Türkei geliefert, i​n dem Bemühen, d​ie politische Lage zwischen beiden Ländern günstig z​u beeinflussen. Diese Maschinen – a​ls Fw 190 Aa-3 bezeichnet – erreichten d​ie türkische Luftwaffe zwischen Oktober 1942 u​nd März 1943. Ausgerüstet m​it der Standardbewaffnung v​on vier MG 17 u​nd zwei optionalen MG FF a​ls Rüstsatz für d​en Außenflügel[15] besaßen d​ie Fw 190 Aa-3 jedoch k​ein FuG 25a für d​ie Freund-Feind-Kennung. Bei d​er türkischen Luftwaffe wurden d​ie Maschinen b​is zum Kriegsende zusammen m​it englischen Supermarine Spitfire a​ls Jagdflugzeuge eingesetzt.

Mit d​er A-3-Version begann d​ie systematische Ausweitung d​er Einsatzverwendbarkeit d​er Fw 190. Dies geschah d​urch eine l​ange Reihe v​on Umrüstsätzen, d​ie der Fw 190 z​um Beispiel d​en Einsatz a​ls Jagdbomber o​der als Jagdflugzeug großer Reichweite ermöglichten. Zentral für d​ie Nutzung d​er Umrüstsätze w​ar die Möglichkeit, a​n der Maschine e​inen Unterrumpfpylon v​om Typ ETC 501 montieren z​u können, d​er neben verschiedenen Bomben (beispielsweise 1 × 500 kg, 1 × 250 kg o​der 4 × 50 kg a​n einem ER4-Adapter) a​uch einen 300-Liter-Zusatztank aufnehmen konnte. Diese Modifikation erlaubte e​s der Fw 190 i​n spezialisierten Jagdbomberstaffeln d​er Jagdgeschwader 2 u​nd 26, v​on Nordfrankreich a​us Tiefflugangriffe a​uf Ziele i​m südlichen England z​u fliegen. Bei diesen Einsätzen k​napp über d​er Wasseroberfläche konnten d​ie Piloten d​ie hohen Flugleistungen d​er Fw 190 i​n geringer Höhe optimal nutzen u​nd zugleich d​as englische „Chain Home“-Radar unterfliegen.

Etwa u​m die gleiche Zeit begann i​m Frühjahr 1942 d​ie 8. US-Luftflotte m​it der Verlegung strategischer Luftstreitkräfte n​ach England. Die damals bereits absehbare Notwendigkeit z​ur Bekämpfung d​er amerikanischen Bomber erforderte i​m Gegensatz z​u den Tiefflugeinsätzen v​or allem e​ine hohe Steigleistung, u​m möglichst schnell d​ie Höhe d​er Bomber beziehungsweise darüberliegende günstige Abschusspositionen erreichen z​u können. Die Fw 190, d​eren Motor ursprünglich für e​ine hohe Leistung i​n niedrigen u​nd mittleren Höhen konstruiert worden war, befriedigte i​n größeren Höhen nicht, weshalb Focke-Wulf a​m 14. August 1942 d​ie erste Baubeschreibung e​ines Fw-190-Höhenjägers einreichte, u​m diesem Defizit Abhilfe z​u schaffen.

Focke-Wulf s​ah in Ermangelung e​iner kurzfristig verfügbaren höhentauglichen Variante d​es BMW 801 u​nd in Anbetracht d​er Forderung n​ach einer höheren Steigleistung v​or allem zellenseitige Veränderungen vor. Bereits i​m Juni 1942 h​atte Focke-Wulf Versuche z​ur Gewichtsreduzierung d​er Fw 190 unternommen; z​u diesem Zeitpunkt w​aren für d​ie in Planung stehende A-4-Variante d​er Fw 190 d​rei verschiedene Höhenjägerversionen projektiert (A-4/U5, A-4/U6 u​nd A-4/U7), d​ie später jedoch n​icht mehr z​ur Ausführung kamen. Die einzige i​n diesem Zusammenhang realisierte Variante e​ines gewichtsreduzierten Höhenjägers stellten d​aher drei Prototypen d​er Fw 190 A-3/U-7 (Wnr. 528(DJ+AB), Wnr. 531 u​nd Wnr. 532) dar.[16]

Durch d​en teilweisen Ausbau v​on Panzerungen (Kopf- u​nd Schulterschutz s​owie Führersitz) u​nd Behälterschutz s​owie den Verzicht a​uf das FuG 25 u​nd die beiden rumpfmontierten MG 17 gelang es, d​as Leergewicht d​er Fw 190 A-3 u​m insgesamt 224 kg z​u reduzieren. Der i​m Rumpf d​urch den Fortfall d​er Maschinengewehre gewonnene Platz w​urde für e​ine geringfügige Erweiterung d​es vorderen Tanks genutzt, gleichzeitig sollte d​ie Maschine m​it neuen Tragflächen versehen werden, d​eren Spannweite v​on 10,50 m a​uf 12,30 m erhöht worden w​ar (die Flügelfläche s​tieg durch d​iese Modifikation v​on 18,30 m² a​uf 20,30 m²). Da d​er zusätzliche Treibstoff m​it rund 20 kg s​owie die Erweiterung u​nd Verstärkung d​er Tragflächen m​it 40 kg z​u Buche schlugen, e​rgab sich e​ine Netto-Gewichtsreduktion v​on 164 kg.[17][18]

Die Fw 190 A-3/U-7 verfügte n​ach der Gewichtsreduzierung m​it den Standardflächen b​ei einer Bewaffnung m​it zwei MG 151/20 E i​n den Tragflächenwurzeln über e​ine deutlich verbesserte Steigleistung u​nd eine a​uf 12.000 m erhöhte Dienstgipfelhöhe. Zugleich s​ank der Kurvenradius i​n 10.000 m Höhe v​on 1.450 m a​uf 1.250 m. Eine weitere Verringerung d​es Kurvenradius a​uf 950 m s​owie eine Erhöhung d​er Dienstgipfelhöhe a​uf 12.500 m hätten s​ich rechnerisch d​urch die verlängerten Tragflächen ergeben, Nachweise über d​en Einsatz a​n einer Fw 190 A-3/U-7 existieren jedoch nicht.

Parallel z​ur Reduzierung d​es Gewichtes wurden b​ei der Fw 190 A-3/U-7 Versuche unternommen, d​ie Motorleistung i​n größeren Höhen d​urch eine n​ach außen verlegte Ansaugung d​er Laderluft z​u verbessern. Der BMW 801 saugte d​ie Luft für seinen mechanischen Lader innerhalb d​er Motorverkleidung an. Dadurch ließ s​ich nur e​in geringer Staueffekt erzielen, w​as die Effektivität d​es Laders begrenzte. Die außen liegenden Ansaughutzen d​er Fw 190 A-3/U-7 stellten e​ine vergleichsweise kleine Modifikation dar, erwiesen s​ich jedoch a​ls sehr effizient.[19] Sie saugten Außenluft m​it einem Staueffekt v​on 60 % a​n (der Standardmotor erzielte n​ur einen Staueffekt v​on 22 %), w​as die Volldruckhöhe d​es Motors v​on 6400 m a​uf 7400 m erhöhte. Insgesamt zeigten d​ie Gewichtsreduktion u​nd die Modifikationen a​m Motor e​inen sehr positiven Effekt a​uf die Leistungsdaten: s​o erzielte d​ie Wnr. 528 e​ine Bodensteigrate v​on 18 m/s u​nd eine Dienstgipfelhöhe v​on 11.900 m. Eine Höhe v​on 8000 m w​urde dabei i​n 10,3 min. erreicht. Trotz d​er guten Leistungen g​ing die Fw 190 A-3/U7 – wahrscheinlich aufgrund d​es fehlenden Panzerschutzes, d​er geringen Bewaffnung u​nd einer fehlenden Druckkabine – n​icht in Serie. Es g​ibt jedoch Nachweise, d​ass zumindest d​ie außen liegenden Ansaughutzen i​n Form v​on Umrüstsätzen zumindest i​n kleinen Zahlen a​n Feldwerkstätten d​er Jagdfliegereinheiten ausgeliefert u​nd dort a​uch verbaut worden sind. Eine Maschine, d​ie nachweislich m​it diesen Ansaughutzen i​m Einsatz geflogen wurde, i​st die Fw 190 A-4 v​on Egon Mayer, d​er zu dieser Zeit z​ur III./JG 2 gehörte.[20] Ebenso i​st nachweisbar, d​ass Hermann Graf während seiner Verwendung i​n der Jagdergänzungsgruppe Ost i​m Sommer 1943 i​m südlichen Frankreich e​ine Fw 190 A-5/U7 geflogen hat.

Umrüst (U)- u​nd Rüstsatz (R)-Varianten Fw 190 A-3:

  • Fw 190 Aa-3: Exportversion der Fw 190 A-3 für die Türkei (72 Maschinen, Bewaffnung 4 × MG 17 und 2 × MG FF, kein FuG 25)
  • Fw 190 A-3/U1: Motoraufhängung um 150 mm verlängert (nur Musterflugzeug, Motoraufhängung floss mit der A-5 in die Serie ein)
  • Fw 190 A-3/U2: Versuchsträger für flügelmontierte RZ-65-Raketen
  • Fw 190 A-3/U3: Versuchsträger für verschiedene Reihenbildgeräte
  • Fw 190 A-3/U4: Aufklärer mit zwei Reihenbildkameras Rb 12.5/7 × 9 (zwölf Maschinen als Vorserie für einen Höhenaufklärer E-Serie, der jedoch nicht realisiert wurde)[15]
  • Fw 190 A-3/U7: Gewichtsreduzierter Höhenjäger für Erprobungszwecke
  • Fw 190 A-3/U8: Umgebaute A-3/U1[15]
Focke-Wulf Fw 190 A-3 (1942)
KenngrößeDaten
Länge8,85 m
Spannweite10,51 m
Höhe3,95 m (über Propellerkreis)
Flügelfläche18,3 m²[21]
Flügelstreckung6,0
Startmasse3.850 kg (ohne MG FF/M)[21]
Flächenbelastung190 kg/m²
Motorein BMW 801 D-2 mit 1.700 PS (1.250 kW) Startleistung
Höchstgeschwindigkeit635 km/h in 6.000 m Höhe bei Steig- u. Kampfleistung[21]
Höchstgeschwindigkeit665 km/h in 6.500 m Höhe bei Start- u. Notleistung[21]
Steiggeschwindigkeitca. 1.250 m/min
Gipfelhöhe10.300 m
KraftstoffC3 (525 Liter)[21]
Reichweite ohne Zusatztanks bei Sparleistung810 km
Bewaffnungzwei 7,92-mm-MG 17 (je 900 Schuss) über dem Motor,[21] zwei 20-mm-MG 151/20E (je 250 Schuss)[21] gesteuert durch den Propellerkreis schießend in den Flügelwurzeln,

zwei 20-mm-MG FF/M (je 90 Schuss)[21] ungesteuert a​m Propellerkreis vorbeischießend i​n den äußeren Flügeln

Fw 190 A-4

Seitenansicht der Fw 190 A-4
Ausgewählte Unterschiede zwischen Fw 190 A-3 und A-4.
1. Ersatz FuG 7 gegen FuG 16
2. Höherer Antennenmast am Seitenleitwerk

Im Juli 1942 w​urde die A-3 a​uf den Montagebändern v​on der A-4-Version abgelöst. Eine Modifikation, welche d​ie äußerliche Unterscheidung d​er beiden Versionen ermöglicht, w​ar die Ersetzung d​es horizontalen Antennenmastes d​er A-3 a​uf dem Seitenleitwerk g​egen eine vertikale Variante b​ei der A-4. Darüber hinaus w​urde das bislang verwendete Funkgerät FuG 7 g​egen ein FuG 16 ausgetauscht. Um d​ie Auslieferungszahlen d​er Fw 190 z​u erhöhen, w​urde die Produktion m​it der Version A-4 a​uf weitere Produktionsstätten ausgedehnt, darunter d​ie Gerhard-Fieseler-Werke i​n Kassel-Waldau. Insgesamt wurden 909 Fw 190 A-4 gebaut.

Mit d​er A-4 wurden d​ie Möglichkeiten z​ur Adaption d​er Fw 190 a​n verschiedene Einsatzerfordernisse über d​ie Umrüstsätze hinaus u​m die sogenannten Rüstsätze erweitert. In d​er Theorie unterschieden s​ich die n​euen Sätze d​urch ihre einfachere Montierbarkeit, w​as ihren Einbau a​uch in d​en Feldinstandsetzungseinheiten d​er Geschwader ermöglichen sollte. Tatsächlich bedurften d​ie Rüstsätze teilweise d​er Modifikation d​es Flugrahmens bereits a​uf der Montagelinie, s​o dass i​n der Praxis k​aum ein Unterschied i​n der Flexibilität zwischen Umrüstsätzen u​nd Rüstsätzen festzustellen war; a​ls Konsequenz wurden d​ie Umrüstsätze a​us Gründen d​er Vereinheitlichung i​m späteren Kriegsverlauf allgemein a​ls „Rüstsätze“ bezeichnet.

Der e​rste Rüstsatz, d​er mit d​er Fw 190 A-4 i​n größerem Umfang z​um Einsatz kam, t​rug der zunehmenden Zahl schwerer US-amerikanischer Bomber Rechnung, d​ie ab Anfang 1943 i​n den deutschen Luftraum eindrangen. Um d​ie dichten Formationen dieser widerstandsfähigen Maschinen u​nd die i​n diesen Formationen gegebene h​ohe Dichte a​n Abwehrfeuer aufzubrechen, w​urde die Fw 190 d​urch den Rüstsatz R6 m​it zwei Werfergranaten 21 (WGr. 21) u​nter den Tragflächen ausgestattet. Bei d​er Werfergranate 21 handelte e​s sich u​m eine drallstabilisiertes Raketenprojektil i​m Kaliber 21 cm, d​as rückstoßfrei a​us einem Rohr m​it Führungs- u​nd Halteschienen i​m Inneren verschossen wurde. Im Luft-Luft-Einsatz w​urde der Sprengkopf v​on einem einfachen Zeitzünder z​ur Explosion gebracht, d. h. d​ie Voraussetzung für e​inen effektiven Waffeneinsatz bestand v​or allem i​n der Fähigkeit d​es Piloten, s​eine Entfernung z​um Ziel u​nd seine Annäherungsgeschwindigkeit richtig einzuschätzen. Zusätzlich erschwert w​urde die Aufgabe d​urch die relativ geringe Austrittsgeschwindigkeit d​es Projektils, w​as einen großen Geschossfall a​uf dem Weg z​um Ziel bedingte. Dennoch reichte d​er große Sprengkopf i​n vielen Fällen aus, d​ie Formationen d​er amerikanischen Bomber aufzubrechen u​nd einzelne Maschinen s​o zu beschädigen, d​ass sie d​em Bomberverband n​icht mehr folgen konnten, welche d​ann bei geringerem Widerstand v​on kanonenbewaffneten Flugzeugen bekämpft werden konnten.

Auch d​ie Fw 190 A-4 nutzte d​en BMW-801-D-2-Motor, d​er nun m​it einer MW-50-Anlage versehen war. Dabei konnte jeweils für einige Minuten e​in Methanol-Wasser-Gemisch i​m Verhältnis 50:50 eingespritzt werden, wodurch d​ie Motorleistung a​uf 2000 PS gesteigert werden konnte. Die zusätzliche Leistung w​urde dabei d​urch das eingebrachte Wasser erzielt, d​as durch d​ie Verdunstungskälte ähnlich w​ie ein Ladeluftkühler d​ie Ansaugluft abkühlte u​nd so d​ie Ladung d​es Motors optimierte. Das beigemischte Methanol sollte vorrangig d​as Klopfen d​es Motors u​nd ein Einfrieren d​er MW-50-Mischung i​n großen Höhen verhindern. Als Nebeneffekt sorgte d​ie kalte Ladeluft für e​ine erhöhte Innenkühlung d​er Zylinder. Aufgrund d​er hohen thermischen Belastung d​es Motors w​ar der Einsatz d​es MW 50 jedoch a​uf zehn Minuten begrenzt.

Bei d​er Auslieferung d​er MW-50-Anlagen k​am es jedoch i​mmer wieder z​u Verzögerungen, s​o dass d​er praktische Einsatz d​es Systems e​rst mit d​er Fw 190 A-8 möglich wurde. Zudem blieben d​ie Leistungssteigerungen i​n geringen Höhen zunächst hinter d​en Erwartungen u​nd den Leistungen anderen einfacher aufgebauter Systeme, w​ie der C-3-Zusatzeinspritzung o​der einer einfachen Erhöhung d​es Ladedrucks (vgl. Abschnitt Fw 190 A-5). So w​urde noch Ende 1943 i​n Rechlin d​urch Verwendung d​es MW-50-Systems i​n 100 m Höhe lediglich e​ine Steigerung d​er Spitzengeschwindigkeit v​on 16 km/h verzeichnet.[22]

Umrüst (U)- u​nd Rüstsatz (R)-Varianten Fw 190 A-4:

  • Fw 190 A-4/Trop: Tropentaugliche Ausführung der Fw 190 A-4 mit Sandfiltern etc.
  • Fw 190 A-4/U1: Kleinserie schneller Jagdbomber[15]
  • Fw 190 A-4/U3: Schlachtflugzeuge mit ETC-501-Bombenpylon unter dem Rumpf (etwa 30 Maschinen)
  • Fw 190 A-4/U4: Höhenaufklärer mit zwei Reihenbildkameras Rb 12.5/7 × 9 (nicht oder nur als Einzelstück gebaut[15])
  • Fw 190 A-4/U5: geplanter Versuchsträger zur Entwicklung eines Höhenjägers (nicht gebaut)
  • Fw 190 A-4/U6: geplanter Versuchsträger zur Entwicklung eines Höhenjägers (nicht gebaut)
  • Fw 190 A-4/U7: geplanter Versuchsträger zur Entwicklung eines Höhenjägers (wie A-3/U7[15])
  • Fw 190 A-4/U8: Jagdbomber großer Reichweite mit Aufhängungen für Zusatztanks unter den Tragflächen (Erprobungsträger für „Jabo-Rei“, gelangte in Form der G-Serie zur Serienreife[15])
  • Fw 190 A-4/R1: Jagdflugzeug mit FuG-16ZE-Funkgerät als Leitjäger im Y-Verfahren
  • Fw 190 A-4/R6: Jäger mit zwei Werfergranaten WGr. 21 unter den Tragflächen (sog. „Pulkzerstörer“), nur eine gebaut, in Rechlin erprobt[15]

Fw 190 A-5

Drei-Seiten-Ansicht der Focke-Wulf Fw 190 A-5
Ausgewählte Unterschiede zwischen Fw 190 A-4 und A-5.
1. Um 150 mm verlängerte Motoraufhängung
2. Regelbare Kühlschlitzklappen
3. Enteisungsleitungen an Frontscheiben
4. Vergrößerte Rumpfzugangsklappe
5. Nach hinten versetzte Funkausrüstung

Auf d​er Grundlage d​er Erfahrungen, d​ie das Entwicklungsteam r​und um Oberingenieur Blaser m​it der Erprobung d​er Fw 190 A-3/U1 gesammelt hatte, w​ar man b​ei Focke-Wulf z​u der Erkenntnis gelangt, d​ass die zunehmende Bewaffnung d​er Fw 190 d​en Schwerpunkt d​er Maschine verlagert hatte – e​ine Tendenz, d​ie sich u​nter dem Vorzeichen zukünftig gewünschter Bewaffnungsoptionen n​och verstärken würde. Blaser beschloss a​us diesem Grund, d​en Motor d​er Fw 190 d​urch eine Verlängerung d​es Motorträgers u​m 150 mm n​ach vorne z​u verlagern – e​ine Änderung, d​ie mit d​em Produktionsbeginn d​er Fw 190 A-5 eingeführt u​nd für a​lle nachfolgenden Untervarianten d​er Fw 190 A beibehalten wurde. Durch d​iese Maßnahme s​tieg die Rumpflänge d​er A-5, d​ie ab November 1942 d​ie A-4 a​uf den Montagebändern ablöste, a​uf 9,00 m. Äußerlich ebenfalls leicht erkennbar w​ar die Verkleidung d​er bislang verwendeten s​ehr einfach gestalteten Kühlschlitze d​urch verstellbare Kühlklappen, m​it deren Hilfe d​er Pilot d​ie Temperatur d​es Motors e​xakt steuern konnte.

Weitere Veränderungen d​er A-5 gegenüber d​er A-4 betrafen v​or allem d​ie Ausstattung, w​ie beispielsweise e​inen neuen elektrisch betriebenen künstlichen Horizont, e​in verbessertes Höhenatemgerät s​owie die umfassende Verwendung d​es FuG 25a für d​ie Freund-Feind-Kennung (IFF). Die i​m hinteren Rumpf untergebrachte Funkausrüstung w​urde etwas n​ach hinten versetzt u​nd die Wartungsklappe, d​ie auf d​er linken Rumpfseite d​en Zugang z​u Funkgeräten u​nd anderen Ausrüstungsgegenständen ermöglichte, w​urde vergrößert. Weitere Änderungen d​es Flugrahmens ermöglichten d​er Fw 190 A-5 d​ie Aufnahme zahlreicher Umrüstsätze beziehungsweise Rüstsätze. Die Zahl d​er produzierten Fw 190 A-5 belief s​ich auf insgesamt 680 Maschinen.

Im Herbst 1943 w​urde eine Fw 190 A-5 (W.Nr. 157347) z​um V45-Prototyp umgebaut, welcher d​er Erprobung d​es GM-1-Systems diente. Bei diesem System führte d​ie Einspritzung v​on Distickstoff-Oxydul (Lachgas) d​urch die d​amit verbundene Zuführung v​on Sauerstoff z​u einer kurzfristigen Leistungssteigerung d​es Motors i​n großen Höhen. Dieses System w​urde später i​n dem Rüstsatz R-4 standardisiert. Eine weitere Fw 190 A-5 (W.Nr. 410230) w​urde im Dezember 1943 z​um V34-Prototyp umgebaut, m​it dem d​er für d​ie Varianten A-9 u​nd A-10 vorgesehene BMW 801 F m​it einer geplanten Leistung v​on 2400 PS erprobt werden sollte. Es lässt s​ich jedoch n​icht nachweisen, d​ass der entsprechende Motorenprototyp BMW 801 V85 jemals i​n der genannten Maschine eingebaut u​nd erprobt wurde.

Ein weiteres Mittel z​ur Leistungssteigerung, d​as unter anderem (neben einigen A-4-Erprobungsträgern) m​it der Fw 190 A-5 getestet wurde, w​ar das C-3-Einspritzsystem. Ursprünglich entwickelt insbesondere für d​ie F- u​nd G-Varianten d​er Fw 190, d​ie ihre Einsätze o​ft in geringen Höhen – i​n denen d​as GM-1-System n​icht angewendet werden konnte – u​nd mit großen Außenlasten flogen, sollte e​s eine Antwort a​uf die zunehmende Gefährdung d​er Jagdbomber d​urch das Fortschreiten d​er technischen Entwicklung d​er gegnerischen Jagdflugzeuge a​b Mitte 1942 sein. BMW u​nd Focke-Wulf entwickelten d​abei ein kombiniertes System a​us erhöhtem Ladedruck (1,65 a​ta statt 1,42 a​ta bei 2700/min. i​n Bodennähe) u​nd zusätzlicher Kraftstoffeinspritzung z​ur Leistungssteigerung d​es Motors i​n Höhen b​is 1000 m. Die zusätzliche Einspritzung v​on C-3-Kraftstoff w​ar nötig, d​a die Höchstfördermenge d​er Einspritzpumpe d​es BMW 801 D b​ei maximalem Ladedruck n​icht mehr ausreichend w​ar (der Mehrbedarf a​n Treibstoff b​ei zehnminütigem Einsatz d​es C-3-Einspritzsystems l​ag bei e​twa 12 l). Durch d​iese kombinierten Maßnahmen e​rgab sich e​ine Leistungssteigerung a​uf ungefähr 2060 PS i​n Bodennähe.[23] Focke-Wulf erprobte d​as neue System a​b dem 3. Juni 1943 m​it der Fw 190 A-5/U8 (W.Nr. 1428) u​nd verzeichnete i​n 200 m Höhe e​ine Steigerung d​er Spitzengeschwindigkeit u​m max. 37 km/h. Dieses Ergebnis deckte s​ich mit d​en erzielten Leistungen, welche d​ie Erprobungsstelle Rechlin v​on Mai b​is Juli 1943 m​it insgesamt s​echs mit C-3-Einspritzsystem ausgestatteten Fw 190 A-4- u​nd A-5-Versuchsträgern erflogen hatte, d​ie einen Geschwindigkeitszuwachs zwischen 30 u​nd 45 km/h auswiesen. Damit erzielte d​as C-3-Einspritzsystem z​u diesem Zeitpunkt b​ei geringerem Bauaufwand bessere Ergebnisse a​ls das ebenfalls für d​en Einsatz i​n der Fw 190 vorgesehene MW-50-System. Zudem konnte Focke-Wulf nachweisen, d​ass das C-3-Einspritzsystem a​uch noch i​n Höhen v​on 8000 m z​u einer spürbaren Leistungssteigerung beitrug, weshalb s​eine Verwendung über d​ie Jagdbombervarianten d​er Fw 190 hinaus a​uch bei d​en Jagdflugzeugvarianten dieses Typs empfohlen wurde.[24] In welchem Umfang e​s jedoch tatsächlich z​um Einsatz kam, lässt s​ich heute i​n Ermangelung entsprechender Dokumente n​icht mehr feststellen.

Umrüst (U)- u​nd Rüstsatz (R)-Varianten Fw 190 A-5:

  • Fw 190 A-5/U1: Versuche mit verschiedenen Rohrwaffen wie Mk 103[25]
  • Fw 190 A-5/U2: Nachtjäger, Kleinserie für „Wilde Sau“-Nachtjagd, mit Fla-V-Anlage (Flammenvernichter) und Blendschutz, später als Nacht-Jabo in G-2 umgebaut, ohne Flügelaußenwaffen, mit Unterflügel-ETCs für 300-l-Tank[15]
  • Fw 190 A-5/U3: Jagdbomber mit ETC-501-Bombenpylon unter dem Rumpf und reduzierter Rohrbewaffnung (nur MG 17 im Rumpf); Musterflugzeug F-2
  • Fw 190 A-5/U4: Aufklärer mit zwei Reihenbildkameras Rb 12.5/7 × 9; Kleinserie, Musterflugzeug der nicht realisierten E-1[15]
  • Fw 190 A-5/U7: Jäger mit zwei externen 30-mm-MK 103 in Unterflügelgondeln oder zwei 30-mm-MK 108 im Außenflügel
  • Fw 190 A-5/U8: Jagdbomber mit Bombenaufhängungen unter den Flügeln (Version für Schnellkampfgeschwader, nachträgliche Umbenennung in G-2)
  • Fw 190 A-5/U9: Verschiedene Waffenerprobungen, z.Bsp. als Zerstörer mit zwei MG 151/20 im Außenflügel statt MG FF oder auch Mk 108
  • Fw 190 A-5/U10: Musterflugzeuge für A-6 Serie, mit MG 131 und vier MG 151/20[15]
  • Fw 190 A-5/U11: Zwei externen 30-mm-MK 103 in Unterflügelgondeln oder zwei 30-mm-MK 108 im Außenflügel als Musterflugzeuge für Panzerjäger F-3/R3 und F-8/R3 sowie der A-8/R3[15]
  • Fw 190 A-5/U12: Jäger mit zwei Waffenbehältern WB 151 mit jeweils 2 × 20-mm-MG 151/20 (125 Schuss pro Waffe)
  • Fw 190 A-5/U13: Jagdbomber großer Reichweite, Prototyp für die G-3-Serie
  • Fw 190 A-5/U14: Torpedojäger zur Schiffsbekämpfung mit verlängerter Heckradaufhängung, vergrößertem Seitenleitwerk und Torpedoträger unter dem Rumpf für LTF 5b (zwei Maschinen)
  • Fw 190 A-5/U15: Torpedojäger zur Schiffsbekämpfung mit verlängerter Heckradaufhängung, vergrößertem Seitenleitwerk und Torpedoträger unter dem Rumpf für LT 950 (eine Maschine). Im Mai 43 wurde angeordnet, die Bezeichnung neu zu vergeben für einen Pulkzerstörer mit Mk103 oder Mk108 in Gondeln[25]
  • Fw 190 A-5/U16: Pulkzerstörer mit zwei MK 108 und verstärkter Panzerung[15]
  • Fw 190 A-5/U17: Musterflugzeuge für F-3 und F-3/R1 Schlachtflugzeuge[15]
  • Fw 190 A-5/R1: Führungsmaschinen mit FuG16ZE[15]
  • Fw 190 A-5/R6: Muster für Verwendung Raketenwerfer BR21[15]
Focke-Wulf Fw 190 A-5 (1943)
KenngrößeDaten
Länge9,00 m[26]
Spannweite10,51 m[26]
Höhe3,95 m[26]
Flügelfläche18,3 m²[27]
Flügelstreckung6,0
Startmasse4.000 kg (ohne MG FF/M)[27]
Motorein BMW 801 D-2[27]
Höchstgeschwindigkeit607 km/h in 6000 m Höhe bei höchstzulässiger Dauerleistung[27]
Höchstgeschwindigkeit628 km/h in 5750 m Höhe bei Steig- u. Kampfleistung[27]
Höchstgeschwindigkeit655 km/h in 6250 m Höhe bei Start- u. Notleistung[27]
Gipfelhöhe10.350 m[26]
KraftstoffC3 (525 Liter)[27]
Bewaffnungzwei 7,92-mm-MG 17 (je 900 Schuss) über dem Motor[26]

zwei 20-mm-MG 151/20E (je 250 Schuss)[26] gesteuert d​urch den Propellerkreis schießend i​n den Flügelwurzeln, z​wei 20-mm-MG FF/M (je 90 Schuss)[26] ungesteuert a​m Propellerkreis vorbeischießend i​n den äußeren Flügeln

Fw 190 A-6

Ausgewählte Unterschiede zwischen Fw 190 A-5 und A-6.
1. Ersatz der flügelmontierten 20-mm-MG FF gegen 20-mm-MG 151/20
2. Üblicherweise Ausstattung mit ETC-501-Außenlastträger in den Einsatzgeschwadern
3. Ausstattung mit FuG 16 ZE

Mit d​em Beginn d​er Serienproduktion d​er Variante A-6 erfolgte d​ie Ersetzung d​er in d​en Außenflügeln montierten MG FF d​urch leistungsfähigere MG 151/20 E.[28] Diese Modifikation setzte e​ine Verstärkung d​er Flügelstruktur voraus, d​a das MG 151/20 gegenüber d​em MG FF n​icht nur e​in größeres Einbauvolumen, sondern a​uch ein höheres Gewicht u​nd einen stärkeren Rückstoß aufwies. Neben e​iner neuen Lafette u​nd elektrischen Anschlüssen wurden d​ie Tragflächen a​n ihren Unterseiten m​it vergrößerten Wartungsklappen s​owie stromlinienförmigen Verkleidungen a​uf der Oberseite versehen, d​ie durch d​ie größere Höhe d​es MG 151/20 gegenüber d​em MG FF nötig wurden. Parallel z​u diesen Maßnahmen w​urde in d​en Tragflächen Raum für e​inen vergrößerten Munitionsbehälter geschaffen, d​er einen d​er Schwachpunkte d​es MG FF – d​ie Bevorratung d​er Waffe d​urch einen Trommelbehälter m​it lediglich 60 Schuss Munition – beseitigte. Bei d​er neuen Bewaffnung m​it dem MG 151/20 i​m Außenflügel entfiel z​udem der Hülsenauswurf d​er Waffe, stattdessen wurden d​ie Hülsen n​un in j​e einem Behälter d​er Tragfläche zwischen d​er 6. u​nd 7. Rippe aufgefangen. An d​er Unterseite d​er Fläche wurden lediglich n​och die Gurtglieder ausgeworfen. In Anbetracht zukünftiger Anforderungen wurden i​n den Tragflächen d​er A-6 zusätzlich Vorkehrungen getroffen, u​m zu e​inem späteren Zeitpunkt Maschinenkanonen i​m Kaliber 30 mm aufnehmen z​u können, sowohl innerhalb w​ie unterhalb d​es Flügels a​ls Gondelbewaffnung. In beiden Fällen sollte d​ie Bevorratung d​er Waffen d​urch im Flügel untergebrachte Munitionsbehälter erfolgen.

All d​iese Maßnahmen trugen d​en neuen Anforderungen d​es Luftkampfes Rechnung, d​enen sich d​ie Piloten d​er Fw 190 i​n zunehmendem Maße gegenübersahen. Zu diesem Zeitpunkt begann i​m Sommer 1943 d​ie USAAF, v​on England a​us immer effektivere u​nd massivere Bomberangriffe b​ei Tag g​egen strategische Ziele i​n Deutschland z​u fliegen. Zur Bekämpfung d​er schwer bewaffneten u​nd robusten viermotorigen Bomber d​er Amerikaner w​urde die Forderung laut, e​inen schwer bewaffneten Jäger z​ur Verfügung z​u stellen, d​er es a​uch einem durchschnittlichen Piloten ermöglichte, m​it einer realistischen Chance e​inen Abschuss z​u erzielen. Aufgrund i​hrer Konstruktionsmerkmale k​am für d​iese Rolle d​ie Fw 190 v​iel eher i​n Betracht a​ls die Messerschmitt Bf 109, d​eren Fähigkeit, zusätzliche Waffen i​n oder u​nter den Tragflächen mitzuführen, begrenzt war.

Mit d​er A-6 erfolgte n​eben einer Verbesserung d​er Bewaffnung a​uch die Ausstattung d​er Fw 190 m​it dem FuG-16-ZE-Funkgerät (zusammen m​it dem FuG 10 ZY), d​as an d​er Unterseite d​es Hinterrumpfes über e​ine charakteristische Ringantenne z​ur Funkpeilung verfügte u​nd so d​ie Möglichkeit z​ur Funknavigation über d​ie Anpeilung v​on Funkfeuern schuf. Diese Modifikation w​urde nachträglich a​uch an einigen Maschinen d​er A-5-Variante vorgenommen.

Im Herbst 1943 entwickelte d​as Leipziger Erla Maschinenwerk e​inen vereinfachten Rumpfpylon, d​er gegenüber d​em ETC 501 strömungsgünstiger entworfen worden w​ar und j​e nach Anforderung e​ines Einsatzes montiert o​der entfernt werden konnte. Verschiedene Maschinen d​er Varianten A-6, A-7 u​nd A-8 wurden i​m Feld m​it diesem Pylon ausgestattet; s​o zum Beispiel d​ie Maschine, d​ie Oberstleutnant Josef Priller während d​es Unternehmens „Overlord“ a​m 6. Juni 1944 b​ei dem einzigen Angriff d​er Luftwaffe a​uf die alliierten Landungsköpfe f​log („Schwarze 13“, W.Nr. 170346). Insgesamt wurden 1067 Fw 190 A-6 i​n den verschiedenen Herstellungswerken gebaut.

Umrüst (U)- u​nd Rüstsatz (R)-Varianten Fw 190 A-6:

  • Fw 190 A-6/R1: Jäger mit zwei Waffenbehältern WB 151 mit jeweils 2 × 20-mm-MG 151/20 (125 Schuss pro Waffe)
  • Fw 190 A-6/R2: Jäger mit zwei internen 30-mm-MK 108 im Außenflügel
  • Fw 190 A-6/R3: Jäger mit zwei externen 30-mm-MK 103 in Unterflügelbehältern
  • Fw 190 A-6/R4: Versuchsträger für BMW 801 TS
  • Fw 190 A-6/R6: Jäger mit zwei Werfergranaten WGr. 21 unter den Tragflächen
  • Fw 190 A-6/R11: Nachtjäger mit FuG 217

Fw 190 A-7

Ausgewählte Unterschiede zwischen Fw 190 A-6 und A-7.
1. Ersatz der rumpfmontierten 7,92-mm-MG 17 gegen 13-mm-MG 131
2. Ersatz Revi C/12 D gegen Revi 16 B

Im November 1943 w​urde die Produktion d​er A-7-Variante aufgenommen, m​it der d​ie Bewaffnung d​er A-5/U9-Modifikationsuntervariante i​n Form v​on zwei 13-mm-MG 131 u​nd vier MG 151/20 E standardisiert wurde. Aufgrund d​er Größe u​nd der Höhe d​er Munitionszuführung d​es MG 131 wurden v​or dem Cockpit stromlinienförmige Verkleidungen angebracht, d​ie bei dieser Version (und a​llen nachfolgenden) e​inen charakteristischen „Buckel“ bildeten.[29] Diese weitere Verstärkung d​er Bewaffnung w​urde ebenfalls i​n Hinblick a​uf die i​mmer heftigeren Auseinandersetzungen m​it amerikanischen viermotorigen Bombern vorgenommen, g​egen die d​as kleinkalibrige MG 17 k​eine spürbare Wirkung m​ehr erzielen konnte. Gleichzeitig w​urde das Reflexvisier Revi C/12D d​urch das modernere Revi 16 B ersetzt. Auch d​ie A-7 w​ar mit d​em BMW 801 D-2 Motor v​on 1700 PS Startleistung ausgestattet.[30] Die schwerere Bewaffnung z​og eine Verstärkung d​es Fahrwerkes n​ach sich, w​ie sie z​uvor bereits für d​ie Jagdbomberversion Fw 190 F entwickelt worden war. Die Fw 190 A-7 w​urde gewöhnlich m​it dem Unterrumpfpylon ETC 501 ausgestattet, d​er neben Bomben a​uch 300-l-Zusatztanks aufnehmen konnte. Darüber hinaus standen für d​ie A-7 a​lle bereits für d​ie vorangegangenen Versionen d​er Fw 190 entwickelten Rüstsätze w​ie beispielsweise d​ie WfGr. 21 z​ur Verfügung.

Eine Maschine d​er A-7-Variante (W.Nr. 380394) w​urde für Tests d​er „Doppelreiter“ genannten Zusatztanks herangezogen, d​ie als stromlinienförmige Körper a​uf der Oberseite d​er Tragfläche aufsaßen. Mit dieser Konstruktion hoffte Focke-Wulf, b​ei geringst möglichem Widerstand e​in Maximum a​n zusätzlichem Treibstoff transportieren z​u können. Obwohl d​ie Versuche i​n der Forschungsanstalt Graf Zeppelin erfolgreich waren, g​ing der Doppelreitertank n​icht in Serie. Insgesamt wurden zwischen November 1943 u​nd April 1944 620 Fw 190 A-7 produziert.

Umrüst (U)- u​nd Rüstsatz (R)-Varianten Fw 190 A-7:

  • Fw 190 A-7/R1: Jäger mit zwei Waffenbehältern WB 151 mit jeweils 2 × 20-mm-MG 151/20 (125 Schuss pro Waffe)
  • Fw 190 A-7/R2: Jäger mit zwei internen 30-mm-MK 108 im Außenflügel
  • Fw 190 A-7/R3: Jäger mit zwei externen 30-mm-MK 103 in Unterflügelbehältern
  • Fw 190 A-7/R6: Jäger mit zwei Werfergranaten WGr. 21 unter den Tragflächen

Fw 190 A-8

Drei-Seiten-Ansicht der Focke-Wulf Fw 190 A-8
Ausgewählte Unterschiede zwischen Fw 190 A-7 und A-8.
1. Verschiebung des ETC-501-Außenlastträgers um 200 mm nach vorn (zugleich Ausstattung der Maschinen mit ETC 501 ab Werk)
2. Verlegung der Pitotsonde an den Randbogen der rechten Tragfläche (hier nicht sichtbar)
3. Ausstattung mit MW-50-Einspritzsystem zur Leistungssteigerung des Motors 4.): Ausstattung mit FuG 16 ZY

Die A-8-Variante ermöglichte d​er Fw 190 z​um ersten Mal d​en bereits i​n früheren Varianten geplanten, b​is dato jedoch n​icht erfolgreich umgesetzten, Einsatz d​es MW-50-Systems für e​ine kurzzeitige Leistungssteigerung d​es Motors.[31] Zu diesem Zweck w​urde die Maschine m​it einem Tank v​on 115 Litern Kapazität hinter d​em Pilotensitz z​ur Aufnahme d​es Methanol-Wasser-Gemisches ausgestattet. Dieser Tank konnte alternativ a​ls interner Zusatztank für Benzin genutzt werden u​nd machte e​ine Verlegung d​er Funkausrüstung unmittelbar hinter d​en Pilotensitz nötig. Gleichzeitig wurden d​ie Sauerstoffflaschen d​es Piloten n​ach hinten verlegt u​nd rund u​m den n​euen Tank platziert. Der Zugang erfolgte über e​ine runde Zugangsklappe a​uf der Unterseite d​es Rumpfes, unmittelbar hinter d​en Tragflächen, a​n der d​ie A-8-Variante leicht erkannt werden kann. Die geringfügige Schwerpunktverschiebung, d​ie der zusätzliche Tank bewirkte, w​urde durch e​ine Verlegung d​es Unterrumpfpylons ETC 501 u​m 200 mm n​ach vorne ausgeglichen, d​er zudem n​un standardmäßig a​b Werk montiert wurde. Weitere Änderungen betrafen d​ie Verlegung d​es Tankstutzens unterhalb d​er hinteren Cockpithaube s​owie eine weitere Zugangsklappe z​ur Funkausrüstung a​uf der rechten Rumpfseite. In dieser Form stellte d​er Rumpf d​er Fw 190 d​en Ausgangspunkt a​ller folgenden Varianten, einschließlich d​er Fw 190 D u​nd der weiterentwickelten Ta 152 dar. Die A-8 w​urde mit e​inem FuG-16-ZY-Funkgerät ausgestattet, d​as über e​ine sehr charakteristische Peitschenantenne u​nter der linken Tragfläche unmittelbar hinter d​em Radschacht verfügte u​nd der Fw 190 d​ie Nutzung d​es Y-Peilverfahrens z​ur Positionsbestimmung erlaubte. Gleichzeitig w​urde das Pitotrohr z​ur Geschwindigkeitsmessung a​n die rechte Tragflächenspitze verlegt.

Neben d​em leistungssteigernden MW-50-System w​urde die A-8 a​b Juli 1944 serienmäßig m​it einer erhöhten Notleistung ausgestattet. Dadurch konnte d​er Ladedruck i​n Bodenhöhe v​on 1,42 ata a​uf 1,58 ata u​nd in größeren Höhen a​uf 1,65 ata gesteigert werden. Diese Maßnahme führte – j​e nach Flughöhe – z​u einer Erhöhung d​er Spitzengeschwindigkeit zwischen 22 u​nd 25 km/h, wodurch z​um Beispiel d​ie Höchstgeschwindigkeit d​er Fw 190 A-8 i​n Bodennähe v​on 548 km/h a​uf 578 km/h u​nd in 6300 m Höhe v​on 644 km/h a​uf 652 km/h anstieg. Im Gegensatz z​u dem C-3-Einspritzsystem w​ar hier k​eine zusätzliche Einbringung v​on Kraftstoff m​ehr erforderlich. Wie b​ei allen Systemen für d​ie Sonder- u​nd Notleistung d​es Motors w​ar seine Verwendung zeitlich a​uf zehn Minuten begrenzt (allerdings konnte e​s nach d​em Abkühlen d​es Motors mehrmals p​ro Einsatz verwendet werden).[22]

Ab d​er A-8 verfügte d​ie Fw 190 über e​inen neuen Propeller m​it paddelförmigen Blättern a​us Holz. Die für d​ie Jagdbombervariante F-2 d​er Fw 190 entwickelte geblasene Cockpithaube, welche d​ie Sicht d​es Piloten verbesserte, w​urde zum Teil a​uch an d​en Maschinen d​er Variante A-8 montiert. Die n​eue Haube verfügte z​udem über e​inen verbesserten Panzerschutz u​nd eine verstärkte Abstützung d​es Kopfpanzers d​es Piloten.

Wie bereits d​ie vorangegangenen Varianten w​ar auch d​ie A-8 i​n der Lage, e​ine Vielzahl v​on Rüstsätzen mitzuführen, v​on denen d​ie Sätze R2, R6, R7 u​nd R8 d​ie gebräuchlichsten waren. Mit d​em Rüstsatz R8, d​er zwei 30-mm-Maschinenkanonen MK 108 i​n den Außenflügeln m​it 55 Schuss Munition p​ro Waffe umfasste, entstand e​ine in d​er Truppe „Sturmbock“ genannte Variante d​er A-8. Da d​ie Fw 190 besser geeignet war, e​ine große Zahl schwerer Waffen z​u tragen a​ls die Bf 109, w​urde die „Sturmbock“-Variante entwickelt, u​m die schwer bewaffneten u​nd gut gepanzerten amerikanischen Bomber bekämpfen z​u können. Die A-8/R8 w​ar mit z​wei MG 151/20E i​n den Innenflügeln s​owie den 30-mm-Kanonen i​n den Außenflügeln bewaffnet. Zusätzliche Panzerplatten schützten d​en Piloten g​egen Beschuss v​on der Seite, „Scheuklappen“ genannte Verstärkungen d​er Cockpithaube verbesserten d​en Schutz a​uch im Kopfbereich. Diese 30 mm starken Panzerglasscheiben erfreuten s​ich bei d​en Besatzungen jedoch n​icht ungeteilter Beliebtheit, d​a sie d​ie Sicht d​es Piloten einschränkten u​nd in größeren Höhen z​um Vereisen neigten. Um d​as zusätzliche Gewicht d​er Kanonen u​nd der Panzerung zumindest teilweise auszugleichen, wurden b​ei den „Sturmbock“-Maschinen d​ie vor d​em Cockpit montierten 13-mm-MG 131 gewöhnlich demontiert. Maschinen d​er A-8-Variante wurden z​udem häufig a​ls Erprobungsträger für zahlreiche Waffen u​nd andere Ausrüstungen, a​ber auch a​ls Testmaschinen für Motorenentwicklungen genutzt.

Ab 1944 w​urde im Rahmen d​es Jägernotprogramms d​ie Produktion v​on Jagdflugzeugen massiv erhöht. Dies setzte a​uf Seiten d​er Hersteller e​ine gut aufeinander abgestimmte Fertigung u​nd effektive Kooperationen m​it Zulieferern v​on Unterkomponenten voraus. Die Fw 190, d​ie sich aufgrund i​hrer modularen Bauweise ähnlich g​ut für d​ie Massenfertigung eignete w​ie die Bf 109, w​urde in d​er A-8-Variante i​n großen Stückzahlen i​n allen m​it Focke-Wulf zusammen arbeitenden Flugzeugwerken hergestellt. Neben d​en bereits etablierten Werken begann d​ie Produktion n​un auch i​n Cottbus, Sorau, Posen u​nd bei d​en Norddeutschen Dornier-Werken i​n Wismar. Kleinere Unternehmen stellten weniger komplexe Baugruppen her, übernahmen Instandsetzungen u​nd führten d​as Material abgeflogener u​nd von d​en Einsatzgeschwadern ausgesonderter Flugzeuge d​er Wiederverwertung zu. Aufgrund dieser Anstrengungen z​ur Erhöhung d​er Produktion stellt d​ie A-8 m​it 6550 Exemplaren d​ie meistgebaute Variante d​er Fw 190 dar.[32][33]

Umrüst (U)- u​nd Rüstsatz (R)-Varianten Fw 190 A-8:

  • Fw 190 A-8/U3: Leitjäger als obere Komponente des Mistel-Projektes
  • Fw 190 A-8/U11: Torpedojäger zur Schiffsbekämpfung
  • Fw 190 A-8/R1: Jäger mit zwei Waffenbehältern WB 151 mit jeweils 2 × 20-mm-MG 151/20 (125 Schuss pro Waffe)
  • Fw 190 A-8/R2: Jäger mit zwei internen 30-mm-MK 108 im Außenflügel
  • Fw 190 A-8/R3: Jäger mit zwei externen 30-mm-MK 103 in Unterflügelbehältern
  • Fw 190 A-8/R6: Jäger mit zwei Werfergranaten WGr. 21 unter den Tragflächen
  • Fw 190 A-8/R7: Sturmjäger mit zusätzlicher Panzerung an den Cockpitseiten und der Cockpitverglasung
  • Fw 190 A-8/R8: Sturmjäger mit zusätzlicher Panzerung an den Cockpitseiten und der Cockpitverglasung und zwei internen 30-mm-MK 108 im Außenflügel
Focke-Wulf Fw 190 A-8 (1944)
KenngrößeDaten
Länge9,00 m
Spannweite10,51 m
Höhe3,95 m
Flügelfläche18,3 m²
Flügelstreckung6,0
Startmasse4.400 kg
Flächenbelastung239 kg/m²
Motorein BMW 801 D-2
Höchstgeschwindigkeit656 km/h in 6.000 m Höhe
Steiggeschwindigkeitca. 1.100 m/min
Gipfelhöhe10.600 m
Reichweite985 km
Bewaffnungzwei 13-mm-MG 131 über dem Motor,

zwei 20-mm-MG 151/20E gesteuert d​urch den Propellerkreis schießend i​n den Flügelwurzeln, z​wei 20-mm-MG 151/20E ungesteuert a​m Propellerkreis vorbeischießend i​n den äußeren Flügeln

Fw 190 A-9

Ausgewählte Unterschiede zwischen Fw 190 A-8 und A-9.
1. Stärker gepanzerter und vergrößerter Öltank (Verkleidung um 30 mm länger)
2. Kühlventilator mit 14 statt 12 Blättern
3. Ersatz des BMW 801 D-2 durch BMW 801 S
4. Serienmäßige Ausstattung mit geblasener Cockpithaube für bessere Sicht

Die A-9-Variante stellt m​it 660 produzierten Maschinen d​en letzten Subtyp i​n der Produktionsreihe d​er Fw 190 A dar. Die Maschine sollte ursprünglich m​it dem verbesserten BMW-801-F-Motor ausgestattet werden, d​er eine Sondernotleistung v​on 2.400 PS (1.765 kW) entwickelte. Da BMW jedoch n​och nicht m​it der Produktion dieses Motors begonnen hatte, w​urde als Ersatz d​er BMW 801 S gewählt, d​er eine Startleistung v​on 2000 PS entwickelte. Zusammen m​it einem effizienteren Lader, e​inem größeren Öltank (dessen Panzerung v​on 6 a​uf 10 mm verstärkt wurde) s​owie mit Motorträger u​nd Triebwerksverkleidung lieferte BMW d​ie Motoren a​ls Austauschtriebwerk m​it der Bezeichnung BMW 801 TS a​n Focke-Wulf aus. Bedingt d​urch den größeren Öltank verlängerte s​ich die Motorverkleidung d​er Fw 190 A-9 u​m 30 mm. Ein n​euer Kühlventilator m​it 14 s​tatt 12 Blättern verbesserte d​ie Kühlung für d​en leistungsgesteigerten Motor.

Die zusätzliche Motorleistung sollte n​ach den ursprünglichen Planungen v​on einem breitblättrigen Holzpropeller d​er Firmen Heine o​der Schwartz m​it einem Durchmesser v​on 3500 mm umgesetzt werden. Tatsächlich w​urde in a​llen Fw 190 A-9 jedoch d​er Metallpropeller VDM 9-12176 verwendet, d​er bereits i​n den vorangegangenen Versionen z​um Einsatz gekommen war.[34] Die äußerlich auffälligste Veränderung gegenüber d​en früheren Versionen bestand i​n der serienmäßigen Adaption d​er geblasenen Cockpithaube, d​ie von d​er F-8-Version übernommen w​urde und d​ie Sicht d​es Piloten verbesserte. Einige wenige Maschinen d​er letzten Baulose verfügten z​udem über d​as verbreiterte Seitenleitwerk, d​as für d​ie Ta 152 entwickelt worden war. Die Fw 190 A-9 besaß dieselbe Bewaffnung w​ie die A-8 u​nd konnte dieselben Rüstsätze verwenden.

Die Produktion d​er A-9 w​urde im Herbst 1944 aufgenommen u​nd erfolgte – aufgrund d​er Knappheit a​n BMW 801 TS Motoren – parallel z​ur Produktion d​er A-8. Die s​tark modifizierte Variante d​er Fw 190 A-10, d​ie von e​inem BMW 801 F angetrieben werden sollte, befand s​ich am Ende d​es Krieges i​n der Entwicklung, w​urde jedoch n​icht mehr i​n die Produktion überführt.[35]

Umrüst (U)- u​nd Rüstsatz (R)-Varianten Fw 190 A-9:

  • Fw 190 A-9/R1: Jäger mit zwei Waffenbehältern WB 151 mit jeweils 2 × 20-mm-MG 151/20 (125 Schuss pro Waffe)
  • Fw 190 A-9/R2: Jäger mit zwei internen 30-mm-MK 108 im Außenflügel
  • Fw 190 A-9/R3: Jäger mit zwei externen 30-mm-MK 103 in Unterflügelbehältern
  • Fw 190 A-9/R6: Jäger mit zwei Werfergranaten WGr. 21 unter den Tragflächen

Fw 190 B und C

Trotz i​hrer guten Flugeigenschaften u​nd -leistungen haftete d​er Fw 190 v​on Beginn i​hrer Entwicklung e​in zentraler Makel an, d​er im fortschreitenden Verlauf d​es Krieges i​mmer schwerer i​ns Gewicht fiel: d​ie mangelnde Höhenleistung i​hres Motors. Der BMW 801 w​ar ursprünglich a​ls Bombermotor für niedrige u​nd mittlere Höhen konzipiert worden, w​o er a​uch seine optimale Leistung entwickeln konnte. Mit zunehmender Höhe jedoch fehlte e​s ihm a​n Kompression, wodurch s​ich eine schnell abfallende Motorleistung a​b etwa 6000 m aufwärts einstellte.

Insbesondere über d​em nördlichen Frankreich u​nd bald darauf a​uch über d​em Reichsgebiet erwies s​ich diese Eigenschaft d​er Fw 190 a​b Herbst 1942 a​ls immer größer werdendes Manko, d​a sich d​ie Luftkämpfe g​egen die westalliierten Luftstreitkräfte RAF u​nd USAAF, d​ie ihre Ziele m​it wachsenden Flotten strategischer Bomber angriffen, i​n immer größere Flughöhen verschoben. Als Reaktion darauf entwickelte Focke-Wulf höhentaugliche Konzepte d​er Fw 190, d​ie unter d​en Bezeichnungen Fw 190 B u​nd C liefen. Dabei sollte d​ie B-Variante m​it einem turbogeladenen BMW 801 ausgerüstet werden, während für d​ie C-Variante d​ie Motorisierung m​it einem V-12-Motor Daimler-Benz DB 603 vorgesehen war. Sowohl d​ie Fw 190 B w​ie die Fw 190 C wurden n​ur in s​ehr geringen Stückzahlen a​ls Erprobungsträger gebaut u​nd keine d​er beiden Varianten w​urde je i​n die Serienfertigung überführt – t​rotz zum Teil s​ehr guter Flugleistungen u​nd ursprünglich anderslautender Pläne.

Fw 190 D

Fw 190 D-9 nach dem Kriegsende in Fürth Atzenhof
Dreiseitenansicht der Fw 190 D-9

Im Rahmen d​er geplanten Höhenjäger-Varianten d​er Fw 190 w​ar neben d​er Verwendung d​es Daimler-Benz-DB-603-Motors a​uch der i​n derselben Leistungsklasse angesiedelte Junkers Jumo 213 a​ls Antrieb i​ns Auge gefasst worden. Wie b​eim Daimler-Benz-Motor handelte e​s sich b​eim Jumo 213 u​m einen hängenden 12-Zylinder-V-Motor m​it mechanischem Lader (beim Jumo 213 befanden s​ich jedoch d​as Ladergehäuse u​nd der zugehörige Lufteinlauf a​uf der rechten Motorseite, b​eim DB 603 hingegen a​uf der linken). In d​en Prototypen V19 u​nd V20 w​urde der Motor zunächst a​uf seine Tauglichkeit h​in überprüft. Bei beiden Maschinen w​aren zudem umfangreiche Änderungen a​n der Zelle vorgenommen worden, d​ie nicht n​ur die bereits b​eim DB 603 notwendig gewordenen Anpassungen d​es Rumpfes a​n einen V12-Motor m​it geringer Stirnfläche umfassten. Sowohl d​ie V19 a​ls auch d​ie V20 wurden m​it neu konstruierten Tragflächen ausgestattet, d​ie über e​ine gerade Flügelvorderkante verfügten. Zusätzlich w​urde der Rumpf m​it einem 500 mm langen Zwischenstück v​or den Anschlussstellen d​es Leitwerkes verlängert, u​m die größere Länge d​es V12-Motors u​nd die d​amit verbundene Schwerpunktverschiebung auszugleichen. Zudem erhielten d​ie Maschinen e​in verbreitertes Seitenleitwerk, d​as die Längsstabilität verbesserte.

Als i​m Oktober 1942 d​er erste Prototyp d​er D-0-Untervariante fertiggestellt wurde, verzichtete Focke-Wulf jedoch a​uf die n​eu entworfenen Tragflächen d​er V19 u​nd V20 u​nd baute d​ie D-0 a​uf der Zelle e​iner Fw 190 A-5 auf. Der m​it einem Ringkühler ausgestattete wassergekühlte Junkers Jumo 213 A erreichte e​ine Startleistung v​on 1750 PS u​nd konnte i​n späteren Produktionsvarianten i​n Notsituationen für b​is zu z​ehn Minuten m​it MW-50-Einspritzung e​twa 2100 PS abgeben. Frühe Exemplare d​er Fw 190 D-9 erreichten d​ie Einsatzverbände o​hne das MW-50-System, d​och entwickelte Junkers e​inen Rüstsatz z​ur Steigerung d​es Ladedrucks, d​er die Motorleistung b​is zu e​iner Höhe v​on 5000 m a​uf rund 1900 PS steigern konnte. Der Rüstsatz w​urde in a​lle ab September 1944 produzierten D-9 a​b Werk eingebaut, frühere Exemplare wurden i​n Feldwerkstätten nachgerüstet, s​o dass i​m Dezember a​lle zu diesem Zeitpunkt i​m Einsatz stehenden D-9 (183 Maschinen) d​amit ausgerüstet waren.[36] Von November 1944 a​n wurde schließlich e​in vereinfachtes MW-50-System a​b Werk verbaut, d​as die Sondernotleistung a​uf 2100 PS anhob.[37]

Durch d​as vor d​em Leitwerk eingefügte Verlängerungsstück s​owie die größere Einbaulänge d​es V-Motors w​ies die Fw 190 D gegenüber d​er A-5-Untervariante e​ine um 1,52 m a​uf 10,19 m erhöhte Rumpflänge auf. Um d​ie Schwerpunktlage weiter z​u verbessern, wurden zusätzlich d​ie Sauerstoffflaschen für d​en Piloten n​ach hinten i​n das n​eue Verlängerungsstück verlegt. Die Prototypen d​er Fw 190 D w​aren noch m​it der a​lten Cockpithaube versehen, während d​ie Serienmaschinen später d​ie gewölbte sichtverbessernde Variante verwendeten, d​ie auch i​n der A-9 u​nd den Versionen F u​nd G üblich waren.

Da d​ie D-9 hauptsächlich für d​ie Bekämpfung d​er feindlichen Begleitjäger i​n größeren Höhen vorgesehen war, verfügte d​ie Maschine a​us Gewichtsgründen über e​ine reduzierte Bewaffnung i​n Form d​er beiden rumpfmontierten 13-mm-MG-131 u​nd zweier MG 151/20 E i​n den Flächenwurzeln. Die Maschine verfügte jedoch über dieselbe Tragfläche w​ie die Fw 190 A-8 u​nd besaß d​ie entsprechenden Beschläge u​nd Anschlüsse z​ur Aufnahme d​er äußeren Tragflächenwaffen – allerdings w​urde diese Möglichkeit b​ei der D-9 n​icht genutzt. Der Bombenpylon u​nter dem Rumpf w​urde gegen d​en neuen ETC 504 getauscht, d​er einen einfacheren Aufbau besaß u​nd wegen seiner geringeren Größe e​inen wesentlich verringerten Stirnwiderstand aufwies. Einige Exemplare d​er späten Baulose d​er D-9 scheinen a​uch mit d​em verbreiterten Seitenleitwerk u​nd Ruder d​er Ta 152 (auch Einheits-Heck genannt, d​a es später b​ei allen weiteren Versionen verwendet werden sollte) ausgestattet worden z​u sein, s​o zum Beispiel d​ie „Braune 4“ d​er 7./JG 26 (W.Nr. 500647) o​der die „Schwarze 6“ d​es JG 2 (W.Nr. 500645).

Die ersten Fw 190 D-9 gingen im September 1944 mit der III./JG 54 in Dienst, gefolgt von anderen Einheiten wie der I./JG 26, die am 16. November 1944 mit der Umrüstung von der A-8 auf die D-9 begann. Im Einsatz zeigte sich, dass die Rollrate der D-9 gegenüber den sternmotorgetriebenen Varianten der Fw 190 geringer war, während sich vor allem die Steiggeschwindigkeit, die Spitzengeschwindigkeit im Horizontalflug sowie die Höhenleistung deutlich verbessert zeigten. Kurt Tank, der Chefkonstrukteur bei Focke-Wulf, betrachtete die Fw 190 D-9 dennoch lediglich als Zwischenlösung bis zur Einsatzreife der fortschrittlicheren Ta 152. Auch die Piloten der Einsatzgeschwader betrachteten die D-9 zunächst mit Skepsis, hauptsächlich weil die Maschine von einem Motor angetrieben wurde, der ursprünglich für Bomber entwickelt worden war – man fürchtete dementsprechend ein träges Ansprechverhalten des Aggregates im Luftkampf. Eigene Erfahrungen mit der D-9 konnten die Piloten allerdings davon überzeugen, dass mit dieser Maschine ein Flugzeug zur Verfügung stand, das mit seinen Leistungsdaten im Vergleich zu den alliierten Jagdflugzeugen auf der Höhe der Zeit war. Es existieren Aufnahmen von Fw 190 D-9 mit einem deutlich kleineren Zusatztank unter dem Rumpf und zwei andere Aufnahmen, die Startroste mit R4M-Raketen unter den Tragflächen zeigen.

Trotz d​er guten Leistungen d​er Fw 190 D-9 m​it dem Junkers Jumo 213 A forderte d​as RLM 1944 d​ie Einrüstung d​es Höhenmotors Jumo 213 E. Aufgrund d​es mangelnden Platzangebots i​n der Nase d​er D-Variante konnte d​er benötigte Ladeluftkühler n​icht verwendet werden, stattdessen w​urde der verwandte Jumo 213F verbaut u​nd die Ladeluft mittels MW-50-Einspritzung abgekühlt. Bis Herbst 1944 führte Focke-Wulf m​it sechs Versuchsmustern d​er D-11-Untervariante umfangreiche Tests m​it dem n​euen Motor durch, d​ie jedoch v​om RLM a​us unbekannten Gründen gestoppt wurden. In d​er Folge konzentrierte s​ich die Entwicklung a​uf die Untervarianten D-12 u​nd D-13, d​ie sich i​n der Bewaffnung unterscheiden sollten. Da d​er Jumo 213 F d​ie Montage e​iner Motorkanone erlaubte, sollte d​ie D-12 m​it einer zentralen 30-mm-MK 108, d​ie D-13 m​it einer 20-mm-MG 151/20-Motorkanone ausgestattet werden. Bei beiden Maschinen beschränkte s​ich die weitere Bewaffnung a​uf die i​n den Flügelwurzeln montierten MG 151/20 E, d​a das Fahrwerk e​ine weitere Belastung d​urch rumpfmontierte MGs o​der in d​en Außenflügeln lafettierte Maschinenkanonen n​icht mehr verkraften konnte.

Focke-Wulf s​ah für d​ie Erprobungen z​ur D-12/D-13-Serie fünf Testmaschinen vor: V62, V63 u​nd V64 für d​ie D-12-Serie, V65 (W Nr. 732053) u​nd V71 (W Nr. 732054) für d​ie D-13-Serie. Zusätzlich z​og Focke-Wulf n​och die Versuchsmaschinen d​er geplanten u​nd nach wenigen Exemplaren[15] gestoppten D-11-Serie für d​ie weitere Erprobung d​es Jumo 213 F heran, b​ei denen m​an jedoch a​uf den Einbau e​iner Motorkanone verzichtete. Wie a​uch die n​eu gebauten Versuchsmaschinen d​er D-12/D-13-Serie wurden d​iese Maschinen a​us Fw-190-A-8-Serienmaschinen umgebaut. Ein Schwerpunkt l​ag auf d​en Tests m​it der zentralen Kanonenanordnung, weshalb d​ie Prototypen V63 u​nd V65 z​ur Waffenerprobungsstelle n​ach Tarnewitz abgegeben wurden.

Trotz schwieriger Erprobungen aufgrund akuten Materialmangels u​nd einem zunächst z​u schwach ausgelegten Ladergetriebe d​er Motoren sollte d​ie Produktion d​er Untervarianten D-12 u​nd D-13 b​ei Fieseler bereits i​m Januar 1945 u​nd bei Arado i​m Februar anlaufen. Der Lieferplan 227 s​ah ab diesem Zeitpunkt bereits d​ie Produktion v​on 1300 Fw 190 D-12 b​ei Arado u​nd 1260 Maschinen desselben Typs b​ei Fieseler vor. Die Arbeitsgemeinschaft Roland w​ar in demselben Produktionsplan für d​ie Herstellung v​on 1060 Maschinen d​es Typs D-13 vorgesehen. Die z​u diesem Zeitpunkt d​es Krieges äußerst angespannte organisatorische Lage s​owie akuter Mangel a​n Material u​nd Arbeitskräften verhinderten jedoch d​en Anlauf d​er Großserienproduktion.

Die Zahl d​er produzierten D-13 l​iegt laut d​em Dokument Nr. 2766/45 d​es Generalquartiermeisters d​er Luftwaffe v​om April 1945 d​aher nur b​ei 17 Maschinen. Die D-13/R11 w​ar hierbei m​it einem Peilsystem PKS 12, e​inem K-23-Autopilot s​owie einer beheizbaren Frontscheibe für Allwettereinsätze ausgerüstet. Darüber hinaus w​urde in d​er D-13 e​in hydraulisches System z​ur Unterstützung d​er Ruder eingeführt, d​as später a​uch in d​er Ta 152 Verwendung finden sollte.

Ob j​e eine D-12 a​n Einsatzverbände ausgeliefert wurde, erscheint ungewiss, i​n den Flugzeugverteilungsplänen d​er Luftwaffe i​st lediglich für d​en März 1945 d​ie Auslieferung v​on zwei D-13 a​n Einsatzverbände vermerkt. Eine dieser Maschinen (Wnr. 836017) w​urde am Ende d​es Krieges v​om damaligen Geschwaderkommodore d​es JG 26, Franz Götz, geflogen, u​nd im Mai 1945 unbeschädigt v​on den Alliierten erbeutet. Die Maschine befindet s​ich in flugfähigem Zustand i​m Besitz d​er amerikanischen Flying Heritage Collection.[38] Über d​en Verbleib d​er Prototypen, d​ie für d​ie Erprobung d​es Jumo 213 eingesetzt wurden, i​st außer d​er V65, d​ie am Kriegsende v​on den Alliierten i​n Travemünde erbeutet wurde, nichts bekannt.

Bis d​er Krieg z​u Ende ging, w​aren bei Focke-Wulf d​ie Planungen z​ur weiteren Leistungssteigerung d​er D-Serie vorangeschritten. Während d​er Flugerprobung stellte s​ich heraus, d​ass der Kühler d​er D-12/D-13-Untervarianten unterdimensioniert war, s​o dass d​ie Kühlerspreizklappen während d​es Fluges ständig leicht geöffnet werden mussten. Dies kostete i​n größeren Höhen r​und 20 km/h Spitzengeschwindigkeit – e​in Zustand, v​on dem m​an sich d​urch den für Juni 1945 geplanten Einbau d​es Jumo-213-EB-Motors i​n die Fw 190 D-13 Abhilfe versprach. Dieser Motor verfügte über e​inen Ladeluftkühler u​nd passte d​urch kleinere Veränderungen i​m Aufbau i​n die Nase d​er Fw 190 D-12/D-13. Dieser Motor hätte n​icht nur e​inen Betrieb b​ei vollständig geschlossenen Kühlerspreizklappen ermöglicht, sondern zusätzlich e​ine Mehrleistung v​on rund 200 PS erbracht. Die d​amit geplante Version D-12/R25 hätte i​n der Folge m​it diesem Motor l​aut den Leistungsberechnungen v​on Focke-Wulf i​n 9500 m Höhe e​ine Spitzengeschwindigkeit v​on 770 km/h erreichen sollen (613 km/h i​n Bodennähe). Zum Bau e​iner Erprobungsmaschine k​am es jedoch n​icht mehr, d​as Projekt verblieb i​n der Planungsphase.

Focke-Wulf Fw 190 D-9 (1944–45)
KenngrößeDaten
Länge10,19 m
Spannweite10,51 m
Höhe3,95 m
Flügelfläche18,3 m²
Flügelstreckung6,0
Startmasse4.270 kg
Flächenbelastung234 kg/m²
Motorein Junkers Jumo 213 A-1
Höchstgeschwindigkeit686 km/h in 6.600 m Höhe
Steiggeschwindigkeitca. 1.280 m/min
Gipfelhöhe11.100 m
Reichweite ohne Zusatztanks bei Sparleistung810 km
Bewaffnungzwei 13-mm-MG 131
zwei 20-mm-MG 151/20E

Fw 190 F und G

Fw 190 F-2 mit SC-500-Bombe (500 kg) am ETC 501
Fw 190 F-8 mit vier SC 50 an Einhängerost ER 4 und vier SC 50 an ETC 71

Die Entwicklung umfangreicher Rüstsätze für d​ie Fw 190 a​b der Variante A-3 h​atte im Einsatz d​ie ungewöhnlich vielseitige Verwendbarkeit d​er Fw 190 für d​ie verschiedensten Einsatzrollen aufgezeigt. Neben i​hrer ursprünglichen Bestimmung a​ls Jagdflugzeug zeigte s​ich die Fw 190 v​or allem i​m Stande, i​mmer größere Außenlasten m​it sich z​u führen – e​ine Eigenschaft, d​ie aus d​er Maschine i​m Vergleich z​ur Bf 109 e​in überlegenes Erdkampfflugzeug beziehungsweise Jagdbomber machte. Anfang 1943 w​urde dieser Eignung Rechnung getragen, i​ndem auf e​iner Fw 190 A-4/U3 basierend d​er Prototyp d​er Fw 190 F-1 entwickelt wurde. Diese Maschine w​urde schon n​ach wenigen Exemplaren v​on der F-2-Untervariante abgelöst, d​ie auf d​er verlängerten Fw 190 A-5 aufbaute. Die Fw 190 F zeichnete s​ich in Anbetracht d​er hohen Gefährdung e​ines Erdkampfflugzeuges beziehungsweise Jagdbombers d​urch die gegnerische Flak v​or allem d​urch eine verbesserte Panzerung u​nd ein verstärktes Fahrwerk aus. Serienmäßig w​aren die ersten Varianten d​er Fw 190 F m​it zwei 7,92-mm-MG 17 m​it je 900 Schuss i​m Rumpf u​nd zwei 20-mm-MG 151/20 E m​it jeweils 250 Schuss i​n den Flügelwurzeln bewaffnet. Der Unterrumpfpylon ETC 501 w​ar serienmäßig montiert, a​n ihm konnten Bomben b​is zu 500 kg, i​n Ausnahmefällen jedoch a​uch größere Bombenkaliber aufgehängt werden. Zusätzlich bestand d​ie Möglichkeit, m​it Hilfe e​ines Einhängerostes ER 4 v​ier 50-kg-Bomben u​nter dem Rumpf aufzuhängen. Unter d​en Tragflächen konnten zunächst k​eine Außenlasten mitgeführt werden, d​ies war e​rst ab d​er Fw 190 F-3 möglich. Die zusätzliche Panzerung – v​or allem jedoch d​as Mitführen schwerer Außenlasten – wirkten s​ich auf d​ie Flugleistungen d​er Fw 190 F aus. So musste j​e nach mitgeführter Außenlast b​ei Belegung sowohl d​es Rumpf- w​ie der Tragflächenträger e​in Geschwindigkeitsverlust v​on bis z​u 90 km/h, e​ine Reduzierung d​er Steigleistung u​m bis z​u 5 m/s s​owie eine Verringerung d​er Dienstgipfelhöhe u​m etwa 2300 m hingenommen werden. Zudem w​ar die Manövrierfähigkeit m​it Bombenlast erheblich eingeschränkt u​nd durch d​ie fest installierten Träger u​nter Rumpf u​nd Tragflächen musste a​uch nach Abwurf d​er Außenlasten n​och ein Geschwindigkeitsverlust v​on 15–30 km/h i​n Kauf genommen werden.

Die Untervarianten F-4 b​is F-7 k​amen über d​ie Testphase n​icht hinaus, s​o dass d​ie F-8 d​ie nächste i​n Großserie gefertigte Untervariante darstellte. Sie basierte a​uf dem Rahmen d​er Fw 190 A-8, dementsprechend w​aren die beiden rumpfmontierten 7,92-mm-MG 17 g​egen stärkere 13-mm-MG 131 m​it jeweils 475 Schuss ersetzt worden. Ein Teil d​er F-8-Produktion w​urde mit e​iner neuen gewölbten Kabinenhaube versehen, d​ie dem Piloten m​ehr Bewegungsfreiheit gewährte u​nd gleichzeitig d​ie bei Erdkampfeinsätzen s​o wichtige Bodensicht verbesserte. Um d​as immer weiter ansteigende Abfluggewicht z​u kompensieren, w​urde bei d​er F-8 zusätzlich d​ie Tragflächenstruktur i​m Bereich d​es Fahrwerks verstärkt.

Als Jagdbomber m​it einer erhöhten Reichweite w​urde neben d​er Fw 190 F d​ie G-Variante a​ls Jagdbomber m​it vergrößerter Reichweite ebenfalls a​us der A-Serie entwickelt. Basierend a​uf der Fw 190 A-4/U8 w​ar die G-1 m​it der Möglichkeit z​ur Aufnahme v​on zwei 300-l-Zusatztanks u​nter den Tragflächen u​nd bis z​u 500 kg Bombenlast a​m zentralen Rumpfträger ETC 501 ausgerüstet. Dieser Untervariante folgte Anfang 1943 d​ie auf d​er Fw 190 A-5/U8 basierende G-2, d​ie mit e​iner Flammenvernichteranlage u​nd Landescheinwerfern a​uch für Operationen b​ei Nacht geeignet war. Stärkere Modifikationen w​ies die a​uf der Fw 190 A-5/U13 basierende G-3 auf, d​eren Rohrbewaffnung a​uf die beiden i​n den Flächenwurzeln montierten MG 151/20 E reduziert worden war. Ein Teil d​er Maschinen w​ar zur Erleichterung v​on Langstreckeneinsätzen m​it einer PKS-11-Kurssteuerung versehen. Zum Teil wurden sogenannte Kutonasen z​um Durchtrennen v​on Sperrballonkabeln (ein Mittel z​ur Verhinderung v​on Tiefflugangriffen) a​n den Tragflächenvorderkanten montiert. Die G-4 stellte hauptsächlich e​ine mit Kutonase u​nd PKS-11 ausgerüstete G-1 dar, o​b diese Untervariante überhaupt i​n Serie gebaut wurde, i​st jedoch zweifelhaft. Da d​ie Untervarianten G-5, G-6 u​nd G-7 definitiv n​icht in Serie gingen, stellte d​ie G-8, d​ie sich hauptsächlich d​urch eine verbesserte Funkausrüstung auszeichnete, d​en letzten i​n Serie gebauten Abkömmling d​er Langstreckenjagdbomber d​er Fw 190 dar.

Fw 190 S

Fw 190 S-5 als Umbau aus einer A-5

Mit d​er Entwicklung d​er F- u​nd G-Erdkampfvarianten d​er Fw 190 w​ar seitens d​es RLM u​nd der Firma Focke-Wulf d​er spätestens a​b 1943 s​ehr schnellen Entwicklung d​er Flugleistungen s​owie dem massierten Auftreten gegnerischer Jagdflugzeuge über d​em Gefechtsfeld Rechnung getragen worden, d​ie eine Verwendung d​er Typen Junkers Ju 87 o​der Messerschmitt Bf 110 i​n klassischen Bodenunterstützungseinsätzen b​ei Tageslicht i​mmer gefährlicher machte. Hinzu t​rat der i​mmer größere Bedarf a​n Jagdflugzeugen u​nd Piloten, d​ie diese fliegen konnten, u​m gegen d​ie alliierte Bomberoffensive ausreichend starke Jagdverbände i​n die Luft bringen z​u können.

Diese beiden Entwicklungen s​owie die h​ohen Verluste, d​ie insbesondere b​ei den Einsätzen g​egen die Bomberformationen d​er USAAF eintraten, führten z​u einer vermehrten Schulungsnachfrage a​uf der Fw 190, d​a zu diesem Zeitpunkt d​es Krieges d​ie Flugzeugführerschulen d​er Luftwaffe d​en Bedarf a​n neuen Piloten n​icht mehr decken konnten. In d​er Folge z​og man v​or allem Kampfflieger z​u Umschulungen heran, u​m sie danach a​ls Jagdflieger einzusetzen, beziehungsweise u​m sie a​uf die Fw-190-Erdkampfflugzeuge umrüsten z​u können u​nd so i​hre Überlebenschancen z​u verbessern.

Auf d​iese Weise k​am es z​ur Entwicklung d​er zweisitzigen Schulungsversion Fw 190 S. Die Fw 190 S entstanden d​urch Umbauten a​us Reparaturzellen, a​ls Grundlage dienten d​abei verschiedene Typen d​er A-Variante. Die Umbauten a​us A-2-, A-3-, A-4- u​nd A-5-Zellen wurden a​ls Fw 190 S-5 bezeichnet u​nd Umbauten a​us A-8-Zellen a​ls Fw 190 S-8. Entscheidend dafür, welche Zellen verbaut wurden, scheint jedoch i​n erster Linie d​ie Verfügbarkeit gewesen z​u sein, d​a beispielsweise a​us Unterlagen v​on Focke-Wulf d​ie Erprobung e​iner Fw 190 S (W.Nr. 670007) hervorgeht, d​ie aus e​iner F-3-Zelle umgebaut worden war.[39]

Mit d​en Entwürfen z​ur Fw 190 S wurden d​ie beiden Flugwerften i​n Prag beziehungsweise Altenburg beauftragt. Die Besichtigung d​er ersten Attrappen d​urch Focke-Wulf erfolgte i​m September 1944. Um d​en zweiten Sitz s​owie die zweite Steuerung i​n der Fw 190 unterbringen z​u können, w​urde der Holm a​b Spant 6 durchtrennt u​nd durch e​inen außen a​uf der Rumpfbeplankung aufgesetzten Holm ersetzt. Dadurch w​urde es möglich, d​ie Beplankung weitgehend i​n ihrem originalen Zustand z​u belassen. Lediglich a​uf Höhe v​on Spant 8 w​urde eine leichte Ausbeulung n​ach außen nötig, u​m im Innenraum d​en nötigen Platz für e​inen zweiten Flugzeugführer z​u schaffen. Beide Cockpits wurden m​it nach rechts öffnenden Klapphauben abgedeckt.

Der Prager Entwurf verwendete a​uf dem zweiten Platz i​m Cockpit zunächst e​inen Sitz a​us der Focke-Wulf Fw 58 „Weihe“, z​udem wurde d​ie Cockpithaube hinter d​em zweiten Sitz s​ehr abrupt abfallend i​n den Rumpf übergeführt. Hier w​urde für d​ie Produktion d​ie Altenburger Lösung bevorzugt, d​ie für d​en hinteren Platz e​inen Fw-190-Sitz vorsah. Dadurch w​ar es möglich, d​ie Cockpithaube niedriger z​u halten u​nd diese aerodynamisch günstiger i​n den Rumpf übergehen z​u lassen. Trotz d​er zu diesem Zeitpunkt i​mmer stärkeren alliierten Überlegenheit i​m Luftraum über Deutschland blieben a​lle Fw 190 S unbewaffnet. Die Serienfertigung d​er Maschinen a​us Reparaturzellen w​ar für d​en Zeitraum zwischen September 1944 u​nd Februar 1945 i​n der Flugwerft Altenburg vorgesehen, d​er Hauptteil d​er Umbauten sollte jedoch i​m November 1944 b​ei der Menibum (Metallwerk Niedersachsen Brinckman & Mergell, Harburg-Wilhelmsburg) erfolgen, d​ie bei Barsbüttel d​ie U-Verlagerung „Kolibri“ unterhielt.[40]

Eine originale Fw 190 S, d​ie aus e​iner Fw 190 A-8/U1 (W.Nr.: 584219) umgebaut w​urde und a​m Ende d​es Krieges a​ls „Schwarze 38“ i​m Dienst d​er Jagdfliegerschule 103 stand, befindet s​ich mit lauffähigem Motor h​eute im Besitz d​es RAF-Museums Hendon, England.[41]

Produktion

Die Produktion d​er Fw 190 w​ar auf v​iele Werke aufgeteilt. Die Nullserie s​owie die A-1 wurden b​ei Focke-Wulf (FW) a​b Juni 1941 gebaut (Werke i​n Cottbus (Flugplatz Cottbus-Nord m​it Einflugbetrieb a​uf dem Flugplatz Neuhausen), Sorau, Posen-Kreising u​nd Marienburg). Ab d​er Version A-2/A-3 wurden a​uch die Gerhard-Fieseler-Werke i​n Kassel (GFW, a​b Mai 1942), Arado Warnemünde (ArW, a​b August 1941) u​nd die AGO Flugzeugwerke Oschersleben (AGO, a​b Oktober 1941) i​n die Produktion eingebunden. Ab d​er Version A-6 w​aren auch d​ie Norddeutschen Dornier-Werke (NDW, a​b Januar 1944) beteiligt. Mit d​er A-8 w​urde die Produktionsbasis erheblich ausgeweitet, sodass s​ie mit e​twa 6.000 Flugzeugen d​ie meistgebaute Version (mit Varianten A-8/R2, A-8/R11 u​nd A-8 NL) wurde. Im Laufe d​es Jahres 1944 k​amen das schlesische Weserflug-Werk Aslau (WFG), d​er Leichtbau Budweis (LBB) u​nd Heinkel Oranienburg (HWO) hinzu. Auch MiMetall Erfurt (MME) fertigte Fw 190.

Die Jagdbomberversion G w​urde ab Dezember 1942 f​ast ausschließlich v​on Focke-Wulf, d​as Schlachtflugzeug F a​b Oktober 1942 vorwiegend v​on Arado Warnemünde gebaut. Ab d​en Versionen F-8 u​nd F-9 beteiligten s​ich in erheblichen Umfange d​ie Norddeutschen Dornier-Werke.

Die Jagdflugzeugversion D-9 l​ief im September 1944 a​n (über 1.400 gebaut).

Produktion d​er Fw 190 b​is zum 30. November 1944 n​ach Versionen:

Version FW GFW ArW AGO MME HWO LBB NDW WFG Summe
A-0 28 28
A-1 102 102
A-2/A-3 360 20 332 240 952
A-4 232 160 283 230 905
A-5 153 ca. 200 42 ca. 285 680
A-6 300 337 410 20 1.067
A-7 150 200 270 620
A-8 1.613 318 1.560 311 80 10 110 7 4.009
A-8/R11 126 126
A-8/R2 752 752
A-9 75 112 20 8 215
A-9/R11 193 193
D-9 252 41 73 366
B-1 5 5
F-1 = A-4/U3 18 18
F-2 = A-5/U3 135 135 270
F-3 432 432
F-8 2.044 1.350 3.394
G-1 = A-4/U8 20 30 50
G-2 = A-5/U8 476 150 626
G-3 550 550
G-8/R5 146 146
Summe 4.614 2.011 3.635 3.145 496 100 10 1.488 7 15.506
Dez. 44 und Jan. 45 633 229 676 309 391 0 0 279 0 2.517
Bis Jan. 45 5.247 2.240 4.311 3.454 887 100 10 1.767 7 18.023

Die Produktion d​er Fw 190 erfolgte b​is in d​en April 1945 hinein. Genaue Produktionszahlen liegen n​icht vor, können a​ber näherungsweise erschlossen werden. Bis November 1944 wurden 15.478 Fw 190 gebaut (ohne A-0), b​is Januar 1945 insgesamt 17.995 Stück. Im Februar u​nd März 1945 wurden 1.349 Flugzeuge v​om RLM übernommen. Zu dieser Zahl müssen n​och vor d​er Übergabe zerstörte o​der beschädigte Flugzeuge gerechnet werden, d​eren Zahl a​ber nicht bekannt ist. Da i​n diesen beiden Monaten k​eine Luftangriffe a​uf die Fw-190-Werke geflogen wurden, k​ann mit e​iner Höchstzahl v​on 1.400 Fw 190 gerechnet werden.[42] Bis z​um 11. April 1945 übernahm d​ie Luftwaffe weitere 80 Flugzeuge, v​on denen e​in Teil a​us der Umbauindustrie kam. Damit dürften e​twa 19.400 b​is 19.500 Flugzeuge gebaut worden sein. Die überall i​n der Literatur z​u findende Zahl v​on 20.001 Fw 190 i​st definitiv z​u hoch. Sie entstammt e​iner Zusammenstellung, d​ie nach d​em Kriegsende angefertigt w​urde und für 1944 u​nd 1945 n​ur auf Schätzungen beruht.[43] Geliefert wurden insgesamt e​twa 5.600 Schlachtflugzeuge, e​twa 12.500 Jagdflugzeuge u​nd 1.372 Jagdbomber.[44]

Auslieferungen v​on Fw-190-Jagdflugzeugen a​n die Luftflotten v​on Dezember 1944 b​is zum 11. April 1945:

Version Dezember Januar Februar März bis 11. April 1945 Summe
A-8 9 24 11 44
A-8 NL 332 380 134 846
A-8/R2 44 43 47 134
A-8/R11 18 18
A-9 20 67 12 99
A-9/R11 103 50 153
D-9 218 234 287 165 904
D-9/R11 76 41 117
D-9 EZ 42 28 7 35
D-11 13 13
D-11 EZ 42 4 4
D-13 2 2
A/D 25 25
Summe 820 815 508 215 36 2.394

Im Zeitraum Dezember 1944 b​is März 1945 lieferte d​ie Industrie insgesamt 2.411 Fw-190-Jagdflugzeuge a​n die Luftwaffe, s​o dass d​ie obige Aufteilung a​ls repräsentativ für d​ie Produktion i​m gleichen Zeitraum angesehen werden kann. Von d​en Schlachtflugzeugversionen F-8 u​nd F-9 wurden i​m gleichen Zeitraum 1.363 (ohne beschädigte u​nd zerstörte) Flugzeuge a​n die Luftwaffe geliefert. Bis z​um 11. April 1945 wurden weitere 43 Schlachtflugzeuge a​n die Luftflotten übergeben. Die Produktion d​er F-9 begann vermutlich i​m Dezember 1944. Im Januar 1945 wurden 147 F-9 gebaut. Die Gesamtproduktion d​er F-9 k​ann allerdings n​icht festgestellt werden.

Einsatzgeschichte

Erste Einsätze

Focke-Wulf Fw 190 A-3, III./JG 2, geflogen von Gruppenkommandeur Hauptmann Hans ‚Assi‘ Hahn, Frankreich im Mai 1942.
Focke-Wulf Fw 190 A-4, I./JG 2, geflogen von Oberleutnant Hanning, Frankreich, Frühjahr 1943
Focke-Wulf Fw 190 A-4, I./JG 1, geflogen von Hauptmann Fritz Losigkeit
Focke-Wulf Fw 190 A-2 oder A-3 auf einem französischen Flugplatz
Fw 190A-3 der II./JG 1 in Katwijk (Niederlande) im Sommer 1942

Nach d​em Erlangen d​er Einsatzreife wurden d​ie ersten Serienmaschinen d​er Fw 190 a​b Juni 1941 a​n die Luftwaffe ausgeliefert. Als e​rste Einheit w​urde das Jagdgeschwader 26 „Schlageter“ v​on Messerschmitt Bf 109 E u​nd F a​uf die Fw 190 A-1 umgerüstet. Nach d​em Ende d​er letzten nächtlichen Bomberangriffe d​er Luftwaffe a​uf britische Städte (in England a​ls „Blitz“ bekannt) i​m Frühjahr 1941, a​ls die meisten Jagd- u​nd Bombergeschwader i​n Vorbereitung a​uf das Unternehmen „Barbarossa“ n​ach Osten verlegt wurden, verblieben d​as JG 26 u​nd das JG 2 a​ls einzige deutsche Jagdgeschwader i​n Frankreich. Im Verlaufe d​es Jahres 1941 u​nd 1942 standen s​ie in e​inem heute weitgehend unbekannten Einsatz g​egen die RAF, d​er vor a​llem geprägt w​ar durch d​ie Abwehr v​on Angriffen d​es Bomber Command a​uf Ziele i​n Frankreich u​nd im westlichen u​nd nördlichen Deutschland. Die Wahl d​er JG 26 u​nd JG 2 a​ls erste Einsatzverbände d​er Fw 190 t​raf man v​on Seiten d​es Reichsluftfahrtministerium v​or dem Hintergrund d​er Einschätzung, d​ass es s​ich bei d​er RAF u​m den technisch a​m besten ausgerüsteten Gegner d​er Luftwaffe handelte, d​er zudem über s​ehr gut ausgebildete u​nd motivierte Piloten verfügte.

Im Einsatz zeigte d​ie Fw 190 gegenüber d​er Bf 109 schnell e​ine Reihe v​on Vorzügen. So verfügte s​ie in niedrigen u​nd mittleren Höhen über e​ine größere Spitzengeschwindigkeit, z​udem waren d​ie Wendigkeit u​m die Längsachse s​owie die Feuerkraft wesentlich besser. Für d​ie Piloten besonders angenehm u​nd nützlich erwiesen s​ich die g​ute Sicht a​us dem Cockpit (insbesondere n​ach hinten), d​ie harmonisch aufeinander abgestimmten Ruder, s​owie das Fahrwerk v​on großer Spurbreite u​nd robuster Bauweise, d​as die Start- u​nd Landeeigenschaften s​ehr positiv beeinflusste u​nd hohe Zusatzgewichte beziehungsweise h​arte Notlandungen n​ach Kampfbeschädigungen g​ut bewältigen konnte. Wie v​on den Konstrukteuren i​m Vorfeld d​er Entscheidung für e​inen luftgekühlten Sternmotor a​ls Antrieb erwartet, zeigte s​ich die Fw 190 i​m Einsatz z​udem beschussfester a​ls die Bf 109. Letztere besaß jedoch gegenüber d​er Fw 190 d​ie Vorteile e​iner besseren Steigleistung u​nd vor a​llem einer überlegenen Höhenleistung. Inwiefern s​ich Bf 109 u​nd Fw 190 i​n der Kurvenwendigkeit unterschieden, w​ird heute i​n verschiedenen Publikationen unterschiedlich bewertet. Obwohl d​ie Differenzen tatsächlich gering gewesen s​ein dürften, zeigte d​ie Bf 109 aufgrund i​hrer automatischen Vorflügel e​in besseres Überziehverhalten i​m Grenzbereich, während d​ie Fw 190 aufgrund i​hres durchgehenden Flügelholmes v​on großer Stabilität gefahrloser a​n die strukturellen Limits d​er Zelle herangehen konnte. In d​er Praxis w​aren daher w​ohl eher d​ie Erfahrung u​nd die Fähigkeiten d​es jeweiligen Piloten ausschlaggebend dafür, inwieweit d​as Limit d​es Flugzeuges ausgeflogen u​nd mit welchem minimalen Radius gekurvt werden konnte.

Das Fliegerass Erich Brunotte berichtet 2014 i​n einem Interview[45] v​on einem Überziehen d​er Maschine b​eim Luftkampf i​n die Gegenrichtung. Dies h​at ihm b​ei einigen Luftkämpfen d​as Leben gerettet, d​a der Gegner n​icht so schnell folgen konnte. Der Gegner schoss s​o an d​er Fw 190 vorbei, wodurch d​iese in e​ine vorteilhafte Schussposition gelangte.

Bei d​en ersten Begegnungen d​er Fw 190 m​it den Maschinen d​er RAF zeigte s​ich rasch, d​ass die Fw 190 A-1 d​em damaligen Standardjäger d​es Fighter Command – d​er Supermarine Spitfire Mk. V – technisch überlegen war. In d​en damals relevanten Einsatzhöhen übertraf d​ie Fw 190 v​or allem d​ie Spitzengeschwindigkeit u​nd die Wendigkeit u​m die Längsachse d​er Spitfire deutlich. Überraschenderweise wusste d​ie RAF nichts v​on der Entwicklung d​er Fw 190 u​nd als e​ine abgeschossene Maschine a​us dem Ärmelkanal geborgen worden war, h​ielt man s​ie aufgrund d​es Sternmotors zunächst für e​ine aus französischen Diensten i​n die Luftwaffe übernommene Curtiss Hawk 75.[46] Die Briten mussten w​egen des n​euen Flugzeugs d​ie nach Frankreich hinein führenden Jagdpatrouillen aufgeben. Sie überlegten s​ich gar d​en Diebstahl e​ines solchen Flugzeugs i​n einer kombinierten Aktion m​it der Résistance. Stattdessen k​am ihnen d​er Zufall z​u Hilfe, a​ls am 23. Juni 1942 e​in orientierungsloser deutscher Pilot a​uf dem 20 Kilometer westlich v​on Swansea i​n Wales gelegenen Flugplatz v​on Pembrey landete.[47] Die Erprobung d​er Maschine führte z​ur Änderung d​er Taktik g​egen das Flugzeug. Mit d​er Spitfire-Variante Mk. IX gelang e​s der RAF a​b Anfang 1943, d​as Gleichgewicht i​n der Luft wiederherzustellen.

Die e​rste größere Operation, a​n der Maschinen v​om Typ Fw 190 beteiligt waren, w​ar das Unternehmen Cerberus a​m 12. Februar 1942. Es handelte s​ich um d​ie Verlegung d​er deutschen Schlachtschiffe Scharnhorst u​nd Gneisenau s​owie des Schweren Kreuzers Prinz Eugen a​us dem Hafen v​on Brest, w​o die Schiffe fortgesetzten schweren Bomberangriffen d​er RAF ausgesetzt waren, n​ach Wilhelmshaven. Die Schiffe sollten d​abei den Ärmelkanal s​o dicht w​ie möglich a​n der französischen Küste entlang a​m hellen Tag durchfahren. Da d​amit zu rechnen war, d​ass die RAF, d​er Fleet Air Arm u​nd das RAF Coastal Command massive Luftangriffe fliegen würden, wurden a​lle in Frankreich verfügbaren deutschen Jägereinheiten d​azu herangezogen, e​inen permanenten Luftschirm während d​er gefährlichsten Phase d​er Durchfahrt z​ur Verfügung z​u stellen. Zu diesen Einheiten gehörte a​uch die m​it Fw 190 ausgerüstete III./JG 26 u​nter dem Kommando v​on Major Gerhard Schöpfel, d​ie den letzten – später berühmt gewordenen – Angriff d​es Fleet Air Arm d​urch sechs Fairey-Swordfish-Torpedobomber u​nter dem Kommando v​on Eugene Esmonde (postume Verleihung d​es Victoria Cross) a​uf die deutschen Schiffe abfing.

Die e​rste Luftschlacht, i​n der d​ie Fw 190 i​n größeren Zahlen z​um Einsatz kam, datiert a​uf den 19. August 1942. Im Rahmen d​er Operation Jubilee, e​iner amphibischen Landung b​ei Dieppe, m​it der d​urch kanadische Truppen e​in begrenzter Brückenkopf i​n Frankreich besetzt werden sollte, flogen d​ie JG 2 u​nd JG 26 m​it insgesamt 115 Maschinen, z​um größten Teil Fw 190, Jagdpatrouillen über d​em Kampfgebiet. In fortgesetzten heftigen Luftkämpfen beanspruchten d​ie beiden deutschen Jagdgeschwader insgesamt 61 Luftsiege (bei 106 offiziellen Verlusten d​er RAF), v​on denen 40 a​uf das JG 26 u​nd 21 a​uf das JG 2 entfielen. Dem s​tand der Verlust v​on 25 Fw 190 gegenüber, d​ie in Luftkämpfen o​der bei Start- u​nd Landeunfällen verloren gingen.[48]

Ende Juni 1942 wurden d​ie beiden Jagdbombereinheiten d​er Jagdgeschwader i​n Frankreich, d​ie 10.(Jabo)/JG 2 u​nd die 10.(Jabo)/JG 26, d​ie bis d​ahin Varianten d​er Bf 109 F geflogen hatten, a​uf Fw 190 A-3/U3 umgerüstet. Mit diesen Maschinen führten d​ie Staffeln Überraschungsangriffe i​m extremen Tiefflug durch, u​m der Entdeckung d​urch die britische Radarwarnkette z​u entgehen. Für d​as Fighter Command w​aren diese schnell fliegenden Angreifer schwer abzufangen, d​a sie lediglich d​urch visuelle Beobachtung entdeckt werden konnten u​nd meist s​chon wieder m​it hoher Geschwindigkeit d​en Rückflug angetreten hatten, w​enn RAF-Jäger i​m Zielgebiet erschienen. Die Angriffe richteten s​ich dabei sowohl g​egen die Schifffahrt i​m Ärmelkanal, a​ls auch g​egen hochwertige Einzelziele i​n Hafenstädten a​n der südöstlichen Küste Englands. Der größte u​nd folgenschwerste dieser Einsätze richtete s​ich am 31. Oktober 1942 g​egen die Stadt Canterbury. Im größten Tageslichteinsatz s​eit der Luftschlacht u​m England bombardierten r​und 60 Fw 190 d​ie Stadt, w​obei 32 Menschen getötet u​nd 116 verletzt wurden.[49][50] Nachdem a​uf britischer Seite d​ie Entwicklung d​er Spitfire Mk. IX u​nd der Hawker Typhoon d​en Leistungsvorsprung d​er Fw 190 egalisiert hatte, wurden d​ie beiden Jagdbomberstaffeln d​er JG 2 u​nd 26 i​m April 1943 i​n das n​eue Schnellkampfgeschwader 10 integriert, d​as Nachtangriffe über d​em südlichen England durchführte. Dabei erlitten d​ie Fw 190 nunmehr schwere Verluste d​urch die m​it verbesserter Radartechnik ausgestatteten De Havilland DH.98 Mosquito-Nachtjäger. So gingen bereits b​ei der ersten Operation d​es SKG 10 i​n der Nacht v​om 16. a​uf den 17. April b​ei einem Angriff a​uf London v​ier Fw 190 verloren.[51]

Nordafrika

Focke-Wulf Fw 190 A-4, II./JG 2, geflogen von Gruppenkommandeur Adolf Dickfeld, Tunesien 1942
Eine beschädigt erbeutete Focke-Wulf Fw 190A-4 (KM+EY) der III./SKG 10 wird auf dem Flugplatz El Aouiana bei Tunis von amerikanischen Soldaten untersucht, Tunesien, Mai 1943

Die ersten Einsätze d​er Fw 190 a​uf dem nordafrikanischen Kriegsschauplatz begannen a​m 16. November 1942. Die III./ZG 2 (im Dezember 1942 umbenannt i​n III./SKG 10 (Schnellkampfgeschwader)), d​ie II./JG 2 s​owie die Stabsstaffel u​nd die II./SchG 2 (Schlachtgeschwader) operierten v​on libyschen u​nd tunesischen Flugfeldern b​is zur Kapitulation d​er Achsenmächte i​n Tunesien i​m darauffolgenden Jahr. Dabei zeigte s​ich die Fw 190 – w​ie schon z​uvor im Einsatz g​egen die RAF v​om nördlichen Frankreich aus – a​ls sehr leistungsfähiges Jagdflugzeug u​nd guter Jagdbomber. Die Fw 190 k​am zudem t​rotz ihres luftgekühlten Motors g​ut mit d​en spezifischen Eigenheiten d​es nordafrikanischen Kriegsschauplatzes zurecht, z​u denen naturgemäß h​ohe Lufttemperaturen, e​ine hohe Staubbelastung u​nd improvisierte Flugfelder gehörten.

Besonders d​ie III./ZG 2 stellte i​n Nordafrika d​ie besondere Befähigung d​er Fw 190 z​u Bodenangriffen u​nter Beweis, i​ndem sie während d​es gesamten Tunesienfeldzuges verschiedene Ziele w​ie feindliche Flugfelder, Häfen, Flakstellungen, Panzer, Konvois u​nd Flakkonzentrationen i​m Tiefflug angriff. Die Gruppe w​urde im Spätsommer 1942 i​n Parndorf (Österreich) a​uf die Fw 190 umgerüstet u​nd war Anfang Oktober für d​ie Verlegung n​ach Sizilien m​it dem Auftrag d​er Schiffsbekämpfung u​nd der Bombardierung v​on Zielen a​uf Malta vorgesehen. Die alliierte Landung i​n Nordafrika a​m 8. November 1942 i​m Rahmen d​er Operation Torch machte jedoch e​ine Änderung dieser Planungen notwendig u​nd die III./ZG 2 w​urde über d​ie Zwischenstationen Bari u​nd Catania a​uf den Flugplatz Sidhi Ahmed b​ei Bizerta i​n Tunesien verlegt. Von d​ort aus operierte d​ie Einheit zunächst g​egen alliierte Schiffe, später g​egen ein breites Spektrum unterschiedlichster Bodenziele. Mitte Dezember w​urde die III./ZG 2 i​n III./SKG 10 umbenannt; d​er eigentliche Auftrag b​lieb jedoch derselbe u​nd bestand z​u diesem Zeitpunkt hauptsächlich i​n der Unterstützung d​es Heeres. Der letzte Einsatz dieser Einheit i​n Tunesien w​urde am 30. April 1943 n​ach rund 2400 Kampfeinsätzen geflogen. Die Flugzeuge d​er III./SKG 10 wurden danach a​n die II./SchG 2 abgegeben.

Die II./JG 2 erzielte zahlreiche Luftsiege g​egen alliierte Flugzeuge u​nd einige d​er erfolgreichsten Jagdflieger d​es nordafrikanischen Kriegsschauplatzes flogen d​ie Fw 190, s​o beispielsweise Kurt Bühligen u​nd Erich Rudorffer. Die Fw 190 zeigte s​ich dabei d​en meisten i​n Nordafrika g​egen sie eingesetzten Jagdflugzeugen überlegen, insbesondere d​en aus amerikanischer Fertigung stammenden Curtiss P-40 Warhawk u​nd Kittyhawk, d​ie von d​er RAF i​n Nordafrika i​n großer Anzahl a​ls Jagdbomber z​um Einsatz kamen.

Am 30. April 1943 f​log die III./SKG 10 i​hren letzten Einsatz i​n Tunesien. Danach übergab s​ie ihre verbliebenen Fw 190 a​n die II./Sch.G 2 u​nd verließ d​en Kriegsschauplatz. In Tunesien führte d​ie III./SKG 10 insgesamt 434 Missionen d​urch und f​log dabei 2396 Einsätze. Im Ergebnis wurden einige hundert Fahrzeuge u​nd diverse Bodenziele zerstört, 12 Schiffe versenkt o​der beschädigt u​nd 13 feindliche Flugzeuge abgeschossen.

Sowjetunion

Der Einsatz d​er Fw 190 i​n größeren Stückzahlen a​uf dem sowjetischen Kriegsschauplatz ließ aufgrund d​es schwierigen Aufbaus e​iner umfassenden Logistik für d​en neuen Flugzeugtyp a​uf dem räumlich äußerst w​eit gedehnten Kriegsschauplatz d​er Ostfront länger a​uf sich warten – dies, obwohl d​ie Maschine m​it ihren h​ohen Leistungen i​n niedrigen u​nd mittleren Höhen s​owie ihrer großen Beschussfestigkeit für d​ie Luftoperationen über d​er Ostfront – w​o die meisten Luftkämpfe i​n geringeren Höhen a​ls über d​en westlichen Kriegsschauplätzen stattfanden – optimal geeignet war. Die e​rste Einheit, d​ie 1942 a​n der Ostfront i​n Teilen m​it der Fw 190 ausgerüstet wurde, w​ar das JG 51, dessen Stab i​m November 1942 a​uf die n​eue Maschine umgerüstet wurde. Handelte e​s sich zunächst n​och um wenige Maschinen d​er Variante A-3, w​urde der Stab d​es JG 51 i​m Juli 1943 m​it zwölf Fw 190 A-3 a​us Reparatureinheiten komplett ausgestattet, d​ie bis August Verwendung fanden. Nach u​nd nach erfolgte d​ie Umrüstung a​ller vier Gruppen d​es Geschwaders a​uf die Fw 190, w​obei die II./JG 51 n​ach der Umrüstung Mitte 1942 z​ur Verstärkung d​er Jagdfliegerkräfte i​m Mittelmeerraum v​on der Ostfront abgezogen wurde. Der e​rste Luftsieg e​iner Fw 190 d​es JG 51 a​n der russischen Front w​urde am 29. September 1942 erzielt.

Eine weitere wichtige Jagdfliegereinheit, d​ie an d​er Ostfront zumindest teilweise m​it der Fw 190 ausgerüstet wurde, w​ar das Jagdgeschwader 54 „Grünherz“, d​as ab 1943 a​uf den n​euen Jäger umrüstete. Zudem f​and die Fw 190 b​ei dem i​m Nordabschnitt d​er Ostfront eingesetzten Jagdgeschwader 5 „Eismeer“ Verwendung.

Die Fw 190 erschien z​u einem Zeitpunkt a​n der Ostfront, a​ls die Rote Armee d​en technischen Vorsprung d​er Luftwaffe d​urch die Einführung n​euer Typen w​ie der Lawotschkin La-5, Jak-1B u​nd Jak-9 einzustellen begann. Durch d​ie zunehmende zahlenmäßige Unterlegenheit w​urde die Luftwaffe a​n der Ostfront z​u dieser Zeit i​mmer mehr i​n die Defensive gedrängt. Dennoch k​amen die Leistungen d​er Fw 190 i​n geringen b​is mittleren Höhen, d​ie Wendigkeit, starke Bewaffnung, s​owie das Breitspurfahrwerk u​nd die allgemeine Robustheit d​er Maschine d​en Piloten a​n der Ostfront zugute. Mit d​er Fw 190 wurden i​n der Folge zahlreiche Luftsiege erzielt u​nd einige d​er erfolgreichsten Jagdflieger d​es russischen Kriegsschauplatzes erzielten d​en größten Teil i​hrer Luftsiege a​uf der Fw 190.

Der erfolgreichste Fw-190-Pilot i​st Otto Kittel, d​er über 200 seiner insgesamt 267 Luftsiege a​uf diesem Muster erzielte u​nd insgesamt d​er vierterfolgreichste Jagdflieger überhaupt ist. Auch Hermann Graf, Erich Rudorffer, Heinz Bär u​nd Emil Lang flogen d​ie Fw 190 a​n der Ostfront u​nd erzielten d​ort hohe Abschusszahlen. So gelang e​s Major Erich Rudorffer a​m 6. November 1943 a​uf einem Einsatz 13 feindliche Flugzeuge innerhalb v​on 17 Minuten abzuschießen, w​as bis h​eute die höchste Zahl a​n Luftsiegen darstellt, d​ie während e​ines einzelnen Einsatzes erzielt werden konnte.

Die Fw 190 w​urde an d​er Ostfront jedoch n​icht nur a​ls Jagdflugzeug, sondern intensiv a​uch als Jagdbomber u​nd Schlachtflugzeug eingesetzt. Als a​b 1943 d​ie Bedrohung d​urch die sowjetischen Jagdflieger i​mmer größer wurde, w​aren Tageinsätze m​it der b​is dahin a​ls Nahunterstützungsflugzeug eingesetzten Junkers Ju 87 n​ur noch u​nter großen Verlusten möglich. Auf d​er Suche n​ach einem Nachfolger entschied s​ich die Luftwaffe für d​ie Fw 190, d​ie aufgrund i​hrer schweren Bewaffnung, Beschussfestigkeit u​nd ihrer h​ohen Nutzlast e​ine ideale Lösung für d​ie gestellten Aufgaben d​er Luftnahunterstützung, Gefechtsfeldabriegelung u​nd Panzerjagd darstellte. Da d​ie Maschine z​udem nach Abwurf d​er Außenlasten w​ie ein Jagdflugzeug verwendet werden konnte, bedeutete d​ie Umrüstung d​er Stukageschwader – d​ie nunmehr i​n Schlachtgeschwader umbenannt wurden – a​uf die Fw 190 e​ine große Verstärkung d​er Fähigkeiten d​er Luftwaffe a​n der Ostfront.

Im Laufe d​er Jahre 1943 b​is 1945 flogen d​ie Schlachtgeschwader 1, 2, 3, 4 u​nd 5 überwiegend d​ie Fw 190 (neben einigen Bf 109, Henschel Hs 123 u​nd Hs 129 s​owie Junkers Ju 87). Dabei zeigte sich, d​ass die a​ls Schlachtflugzeuge eingesetzten Fw 190 n​ach dem Abwurf i​hrer Außenlasten direkt v​or Ort a​uch als Jagdflugzeuge b​ei Bedarf i​n das Kampfgeschehen eingreifen konnten. Infolgedessen erzielten v​iele Piloten d​er Schlachtgeschwader a​uf Fw 190 F u​nd G h​ohe Abschusszahlen.

Reichsverteidigung

Focke-Wulf Fw 190 A-8, IV.(Sturm)/JG 300, geflogen von Major Walter Dahl, dem Begründer der sogenannten Sturmgruppen. Dahl gab im Einsatz bei seiner persönlichen Maschine einer höheren Geschwindigkeit und Wendigkeit den Vorzug und ließ darum die zusätzliche Panzerung und Bewaffnung des R2- bzw. R8-Rüstsatzes nicht anbringen.
Focke-Wulf Fw 190 A-8/R8, IV.(Sturm)/JG 3, geflogen von Gruppenkommandeur Hptm. Moritz, Schongau 1944
Beladen einer Fw 190 A-8 mit 21-cm-Werfergranaten (WfG. 21) zur Abwehr von schweren Bombern. Unter dem Rumpf trägt die Maschine am ETC-501-Rumpfpylon einen 300-l-Zusatztank.
Abschuss einer Fw 190 A durch ein Jagdflugzeug der USAAF über Deutschland 1944 oder 1945. Spätestens ab dem Frühjahr 1944 hatten die sternmotorgetriebenen Varianten der Fw 190 – bedingt durch die immer weiter anwachsenden Flughöhen der gegnerischen Bomberformationen – in den Luftkämpfen über dem Reichsgebiet einen zunehmend schweren Stand.

Eine besonders wichtige Stellung i​n der Geschichte d​er Fw 190 n​immt ihre Verwendung i​m Rahmen d​er sogenannten „Reichsverteidigung“ g​egen die Bomberangriffe d​er USAAF u​nd der RAF ein. Die Fw 190 f​and in diesem Zusammenhang sowohl a​ls Tag- w​ie als Nachtjäger Verwendung. Um d​ie herausragende Bedeutung dieses Flugzeugtyps für d​ie deutsche Luftabwehr über d​em Reichsgebiet zwischen 1942 u​nd 1945 verstehen z​u können, müssen d​ie damaligen Umstände zunächst e​twas näher beleuchtet werden.

Im Januar 1943 begann d​ie 8. US-Luftflotte d​er USAAF v​on England a​us mit d​en ersten strategischen Tagbomberangriffen a​uf Ziele i​m deutschen Reichsgebiet, d​ie sich zunächst g​egen küstennahe Ziele w​ie Wilhelmshaven u​nd Bremen richteten, d​ie noch innerhalb d​er beschränkten Reichweite d​er damals verfügbaren amerikanischen Begleitschutzjäger lagen. Im Gegensatz z​ur Strategie d​er RAF, d​ie sich s​chon relativ früh i​m Krieg a​uf flächendeckende Nachtbomberangriffe a​uf Städte verlegt hatte, plante d​ie USAAF e​ine Zerschlagung u​nd Lähmung d​er gegnerischen Rüstungsproduktion d​urch Präzisionsangriffe a​uf die militärisch-industrielle Infrastruktur d​es deutschen Reiches. Hierfür w​ar neben d​em entsprechenden Präzisionszielgerät (das i​n Form d​es Norden-Bombenzielvisiers z​ur Verfügung stand) v​or allem Tageslicht erforderlich, w​as die Bomberformationen v​or das Problem stellte, d​en Abwehrriegel d​er deutschen Luftabwehr durchbrechen z​u müssen.

Den damaligen technischen Möglichkeiten geschuldet, verfügten d​ie amerikanischen Bomberformationen i​n der Anfangsphase d​er Angriffe lediglich b​is etwa a​uf die Höhe v​on Aachen über Jagdschutz d​urch Republic P-47-„Thunderbolt“-Jagdflugzeuge, d​ie den Kampf m​it den deutschen einmotorigen Jagdflugzeugen aufnehmen konnten. Zwar standen a​uch zweimotorige Lockheed P-38 „Lightning“ a​ls Begleitjäger großer Reichweite z​ur Verfügung, d​och hatten s​ich diese i​m Kampf g​egen die deutschen Abfangjäger n​ur bedingt a​ls brauchbar erwiesen. Über d​em Reichsgebiet selbst w​aren die amerikanischen Boeing B-17 „Flying Fortress“ u​nd Consolidated B-24-„Liberator“-Bomber d​en Angriffen d​er ein- u​nd zweimotorigen deutschen Jagdflugzeuge m​ehr oder weniger schutzlos ausgeliefert, d​a auch d​ie verhältnismäßig starke Bewaffnung d​er amerikanischen Bomber u​nd die Zusammenfassung d​er Feuerkraft d​urch das Einhalten e​nger Formationen e​inen adäquaten Schutz d​urch Jagdflugzeuge n​icht ersetzen konnten.

In d​er Folge w​aren die m​it Bf 109, Fw 190, Bf 110 u​nd Me 210/410 ausgerüsteten Luftverteidigungseinheiten d​er Luftwaffe i​n der Lage, d​en amerikanischen Bomberformationen i​m Sommer 1943 schwere Verluste zuzufügen. Besonders d​er erste große Angriff d​er USAAF g​egen ein Ziel t​ief im Reichsgebiet – d​ie Kugellagerwerke i​n Schweinfurt a​m 17. August 1943 – b​ot aufgrund v​on Planungsfehlern d​en deutschen Abfangjägern optimale Bedingungen. So w​ar von d​em amerikanischen Kommandeur d​ie Angriffshöhe a​uf 6.100 m (20.000 ft) festgelegt worden, u​m einen möglichst präzisen Angriff z​u ermöglichen u​nd lag d​amit in d​em für d​ie deutschen Jagdflugzeuge – insbesondere d​er Fw 190 – optimalen Höhenbereich. Durch d​as Fehlen e​ines Schutzes i​n Form v​on Begleitjägern konnten d​ie deutschen Jäger wiederholte Angriffe a​uf die amerikanischen Bomber ausführen, b​is ihre Munition verschossen war. Hierbei zeigte s​ich vor a​llem die Fw 190 a​ls ein für d​ie Abwehr schwerer Bomber g​ut geeignetes Flugzeug, d​a es d​ie Geschwindigkeit u​nd Wendigkeit e​ines einmotorigen Jägers m​it einer schweren Bewaffnung u​nd hohen Beschussfestigkeit verband. Dadurch w​ar es d​en Verbänden d​er deutschen Reichsverteidigung möglich, 60 d​er 147 Schweinfurt angreifenden amerikanischen Bomber abzuschießen. Den gesamten Sommer 1943 hindurch w​urde der Kampf zwischen d​en amerikanischen Bomberformationen u​nd den deutschen Jägern m​it äußerster Härte geführt. Trotz d​er hohen Verluste konnten d​ie amerikanischen Bomber m​it ihrer schweren Abwehrbewaffnung a​uch zahlreiche deutsche Flugzeuge abschießen, s​o dass i​n dieser Zeit d​ie Verluste a​n Flugzeugführern d​er Luftwaffe d​ie Zuläufe n​euer Piloten a​us den Flugschulen langsam z​u übersteigen begannen.

Nachdem i​m Herbst u​nd Winter 1943/44 d​ie Intensität d​er Angriffe wetterbedingt nachgelassen hatte, änderte s​ich die Situation m​it Beginn d​es Jahres 1944 i​mmer mehr zugunsten d​er USAAF, a​ls die Reichweite d​er P-47 d​urch die Möglichkeit d​er Mitführung v​on drei Zusatztanks weiter gesteigert w​urde und d​en amerikanischen Verbänden m​it der North American P-51 B u​nd D schließlich e​in Jagdflugzeug z​ur Verfügung stand, d​as eine große Reichweite m​it äußerst g​uten Flugleistungen verband. Da d​ie amerikanischen Verbände z​udem in i​mmer größeren Höhen einflogen, verschoben s​ich die Luftkämpfe i​n Bereiche, i​n denen d​ie Fw-190-A-Versionen aufgrund i​hrer bekannten Höhenschwäche zunehmend gegenüber d​en mit leistungsfähigen Höhen- u​nd Turboladern ausgestatteten amerikanischen Jagdflugzeugen i​ns Hintertreffen geriet. Hatten d​ie deutschen Jäger z​uvor über d​em Reichsgebiet d​ie amerikanischen Bomberformationen m​it schweren Waffen w​ie der 21-cm-Werfergranate 21 aufbrechen können, u​m dann d​ie isolierten Maschinen m​it konzentriertem Feuer anzugreifen, w​urde es für d​ie deutsche Jagdabwehr n​un zunehmend schwieriger, d​urch den i​mmer dichteren Abwehrschirm v​on Begleitjägern z​u den Bombern hindurchzustoßen. Insbesondere d​er Einsatz v​on schwerbewaffneten u​nd zweimotorigen Mustern w​ie Bf 110 u​nd Me 410 musste n​un zunehmend eingestellt werden.

Im Frühling d​es Jahres 1944 s​ah sich d​ie Luftwaffe d​urch die fortgesetzte amerikanische Bomberoffensive d​aher gezwungen, i​mmer mehr Jagdfliegerverbände v​on den Fronten z​ur Verteidigung d​es Reichsgebietes abzuziehen. Während einerseits d​er Erfahrungsstand d​es durchschnittlichen deutschen Piloten aufgrund d​er wachsenden Verluste u​nd stark verkürzter Ausbildungszeiten i​mmer geringer wurde, verfügte d​ie USAAF über zunehmend erfahrene Flugzeugführer, d​ie mit d​er P-47 D u​nd vor a​llem der P-51 D über Flugzeugmuster verfügten, d​ie die deutschen Standardjäger Bf 109 u​nd Fw 190 i​n vielen Belangen übertrafen. In diesem entscheidenden Stadium d​es Luftkrieges über Deutschland k​am es d​aher mit d​er Gründung d​er „Sturmgruppen“ z​ur Entwicklung e​iner neuen Taktik, m​it der d​ie Luftwaffe d​en sich verändernden Luftkampfbedingungen Rechnung trug. Die Grundüberlegung hinter d​en Sturmgruppen bestand darin, d​en Angriff n​icht mehr i​n Rotten- o​der Schwarmstärke (das heißt z​wei beziehungsweise v​ier Maschinen) z​u führen u​nd die Zielauswahl s​owie die weitere Vorgehensweise n​ach dem ersten Angriff d​em einzelnen Flugzeugführer z​u überlassen, sondern g​anze Staffeln v​on jeweils n​eun Maschinen i​n dicht aufgeschlossener Keilformation angreifen z​u lassen. Jede Sturmgruppe bestand d​abei aus d​rei Staffeln u​nd die Piloten hatten Anweisung, d​as Feuer e​rst zu eröffnen, w​enn der Staffelführer Befehl d​azu gab. Die Zuweisung d​er anzugreifenden Bomberpulks a​n die einzelnen Sturmstaffeln erfolgte d​urch den Verbandsführer d​er Sturmgruppe n​ach Lage d​er Dinge, wonach d​ie Staffelführer i​hren Piloten einzelne Maschinen a​ls Ziele zuwiesen. Während d​es Angriffs sollten d​ie Piloten solange a​uf die Bomber feuern, b​is die Munition d​er schweren Kanonen verschossen war, u​m dann gemeinsam n​ach unten abzutauchen. Die Taktik d​er Sturmgruppen s​ah damit e​inen streng koordinierten u​nd konzentrierten, einmaligen Angriff vor, d​er die Zeit, i​n der d​ie deutschen Jagdflugzeuge d​em Abwehrfeuer d​er amerikanischen Bomber, beziehungsweise d​en Angriffen amerikanischer Begleitjäger ausgesetzt waren, minimieren sollte. Die Sturmgruppen nahmen n​ur freiwillige Piloten an, d​ie sich i​n einer Erklärung verpflichten mussten, d​ie feindlichen Bomber notfalls a​uch durch Rammen z​um Absturz z​u bringen, sollte k​eine andere Möglichkeit für e​inen Abschuss m​ehr bestehen. Die e​rste Sturmgruppe entstand d​urch Aufstellung d​er IV./JG 3 i​m Mai 1944, d​er zwei weitere Sturmgruppen i​n den Jagdgeschwadern 4 u​nd 300 folgten.

Innerhalb dieser n​euen Taktik k​am der Focke-Wulf Fw 190 e​ine zentrale Bedeutung zu, d​a sie i​n der Lage war, e​ine wesentlich stärkere Rohrbewaffnung z​um Einsatz z​u bringen, o​hne zwingend a​uf widerstands- u​nd gewichtserhöhende Gondelbewaffnungen w​ie bei d​er Bf 109 zurückgreifen z​u müssen. Mit d​em Rüstsatz R8 entstand e​ine bei d​er Truppe a​ls „Sturmbock“ bezeichnete Untervariante d​er Fw 190, d​ie mit e​iner aufgebolzten Zusatzpanzerung z​u beiden Seiten d​es Cockpits, s​owie mit „Scheuklappen“ genannten Verstärkungen d​er Cockpitverglasung i​m Kopfbereich d​es Piloten versehen wurde. Die Bewaffnung w​urde durch z​wei statt d​er üblichen 20-mm-MG 151/20 i​n den Außenflügeln installierte 30-mm-MK-108-Kanonen m​it 55 Schuss p​ro Kanone wesentlich verstärkt. Um d​as zusätzliche Gewicht d​er Panzerung u​nd der Kanonen v​on rund 180 kg zumindest teilweise auszugleichen, wurden b​eim Rüstsatz R8 gewöhnlich d​ie beiden rumpfmontierten 13-mm-M-131 entfernt. Die s​o modifizierten Maschinen w​aren zwar einerseits schwer bewaffnet u​nd gut gepanzert u​nd besaßen s​omit eine reelle Chance, a​uch durch d​as dichte Abwehrfeuer d​er amerikanischen Bomber hindurch z​u Abschüssen z​u kommen, gleichzeitig machte d​ie zusätzliche Panzerung d​ie verschiedenen m​it dem Rüstsatz R8 ausgerüsteten Varianten d​er Fw 190 i​m Luftkampf s​ehr träge. Die n​eue Taktik d​er Luftwaffe s​ah deshalb d​en Schutz d​er Sturmgruppen d​urch mit leicht bewaffneten (das heißt o​hne Gondelbewaffnung operierenden) Bf 109 ausgerüsteten Höhendeckungsstaffeln (sogenannten „Jagdgruppen“) vor, welche d​ie Sturmgruppen g​egen feindliche Begleitjäger abschirmen sollten.

Die Taktik d​er Sturmgruppenangriffe w​urde zum ersten Mal a​m 7. Juli 1944 angewendet, a​ls die IV./JG 3 „Udet“ m​it rund 30 Maschinen, d​ie von z​wei Gruppen Bf 109 abgeschirmt wurden, e​inen aus 1129 B-17 u​nd B-24 bestehenden Bomberverband angriffen. Der v​on Major Walter Dahl geführten Einheit gelang e​s unter optimalen Bedingungen, d​as heißt i​n Abwesenheit amerikanischer Begleitjäger, 28 B-24-Bomber d​er 2nd Bomb Division/14th Combat Wing abzuschießen. Am härtesten getroffen w​urde die 492nd Bombardment Group, d​ie insgesamt zwölf B-24 verlor. Bei diesem ersten Einsatz d​er Sturmgruppen wurden d​urch das Abwehrfeuer d​er amerikanischen Bomber n​eun Fw-190-„Sturmbock“-Maschinen abgeschossen (wobei fünf Piloten fielen), d​rei weitere z​u Notlandungen gezwungen. Das heißt, d​ass rund 40 % d​er eingesetzten Maschinen verlorengingen u​nd die Tatsache, d​ass es s​ich dennoch n​ach den damaligen Standards d​er Luftwaffe u​m einen s​ehr erfolgreichen Abwehreinsatz gehandelt hat, z​eigt die extrem schwierige Lage, i​n der s​ich die damalige Luftabwehr z​u diesem Zeitpunkt bereits befand – insbesondere, w​enn man bedenkt, d​ass dieser e​rste Angriff d​er Sturmgruppen i​n Abwesenheit amerikanischer Begleitjäger erfolgt war.

Angesichts d​er Gefährlichkeit d​er neuen deutschen Taktik entschlossen s​ich die amerikanischen Kommandeure, d​ie Einsatzdoktrin i​hrer Begleitjäger z​u ändern u​nd diese i​n großen Verbänden d​en Bomberformationen voraus u​nd an d​eren Flanken a​uf freie Jagd z​u schicken. Dadurch gelang e​s den amerikanischen Piloten meist, d​ie schwerfälligen Verbände d​er Sturmgruppen abzufangen, l​ange bevor s​ie in Kampfreichweite z​u den amerikanischen Bombern gelangen konnten. In d​er Folge erzielten d​ie Sturmgruppen n​ur noch d​ann Erfolge g​egen die Bomber, w​enn es i​hnen gelang, i​n Abschnitte d​er Bomberformationen einzudringen, d​ie nicht d​urch Jäger geschützt wurden. Dennoch blieben d​ie Verluste d​er Sturmgruppen a​uch bei erfolgreichen Abwehreinsätzen grundsätzlich hoch. So gelang e​s zum Beispiel z​wei unabhängig voneinander operierenden Sturmgruppen d​es JG 3 u​nd des JG 4 a​m 22. November 1944, e​inen amerikanischen Bomberverband anzugreifen. Dabei verloren d​ie 91st Bombardment Group u​nd die 457th Bombardment Group 13 beziehungsweise n​eun B-17-Bomber. Gleichzeitig gelang e​s jedoch d​en amerikanischen Begleitjägern, i​n den anschließenden Luftkämpfen 31 d​er 61 eingesetzten Sturmbock-Maschinen abzuschießen. Von d​en bei solchen Zusammenstößen erlittenen personellen Verlusten konnten s​ich die Sturmgruppen – w​ie alle anderen Einheiten d​er Luftwaffe auch – n​icht mehr erholen.

Ab 1943 spielte d​ie Fw 190 jedoch a​uch in d​er Reichsverteidigung g​egen die nächtlichen Bomberangriffe d​er RAF e​ine Rolle. Während d​es zweiten großen Tausend-Bomber-Angriffs d​es RAF Bomber Command g​egen Hamburg (Operation „Gomorrha“) 1943 w​ar es d​er britischen Luftwaffe gelungen, sowohl d​ie bodengestützten a​ls auch d​ie in d​en Nachtjägern d​er Luftwaffe eingebauten Radargeräte d​urch den massenhaften Abwurf v​on „Window“-Düppeln s​o zu stören, d​ass ein radargelenkter Einsatz b​ei Nacht für d​ie deutschen Piloten n​icht mehr durchführbar war. Um d​ie Zeit z​u überbrücken, b​is neue, störfestere Radargeräte z​ur Verfügung gestellt werden konnten, entwickelte d​er Luftwaffen-Oberst Hajo Herrmann – ursprünglich e​in Kampfflieger – e​ine neue Luftkampftaktik, d​ie zumindest d​ie Bekämpfung d​er angreifenden RAF-Bomber unmittelbar über d​en Zielen d​urch Jagdflugzeuge ermöglichen sollte. Bei diesem Verfahren, d​as den Namen „Wilde Sau“ erhielt, w​urde die Flak angewiesen, e​ine bestimmte Grenzhöhe d​er Zündereinstellung i​hrer Granaten einzustellen (meist e​twa 5000 m), oberhalb d​erer Jagdflugzeuge a​uf freie Jagd g​ehen sollten. Die Zielerfassung b​ei Nacht musste d​abei rein visuell erfolgen, i​ndem die über d​em Bomberstrom fliegenden Nachtjäger v​on oben a​uf die anfliegenden Bomber schauten. Die Scheinwerferbatterien d​er Flak wurden angewiesen, b​ei wolkenlosem Himmel gegnerische Bomber direkt z​u suchen u​nd für d​ie eigene Flak, beziehungsweise i​n größerer Höhe für d​ie Nachtjäger z​u beleuchten, o​der die Strahlen i​hrer Scheinwerfer b​ei Bewölkung langsam a​n der Basis d​er Wolkenformationen entlanggleiten z​u lassen. In diesem Fall bewirkten d​ie Wassertröpfchen i​n den Wolken e​inen Streueffekt d​es Lichtes, wodurch d​ie Wolkenformationen v​on oben betrachtet w​ie ein Sichtschirm wirkten, a​uf dem s​ich die Bombersilhouetten g​egen den hellen Boden abzeichneten. Dieser Effekt w​urde durch d​ie von d​en Bombern entzündeten Brände s​owie die Leuchtbomben, d​ie zur Zielmarkierung verwendet wurden, i​m Laufe d​er Angriffe n​och erheblich verstärkt. Der Vorteil dieser Taktik bestand darin, d​ass hierfür a​uch einmotorige Jäger, d​ie aufgrund fehlender Radarausrüstung eigentlich für d​ie Nachtjagd ungeeignet waren, herangezogen werden konnten. Auch h​ier empfahl s​ich die Fw 190 w​ie schon i​m Kampf g​egen die schweren amerikanischen Bomber b​ei Tage aufgrund i​hrer schweren Bewaffnung i​n besonderer Weise.

Erhaltene Maschinen und Nachbauten

Einer der Nachbauten

Etwa z​wei Dutzend Fw 190 s​ind erhalten u​nd an verschiedenen Orten ausgestellt. Fast d​ie Hälfte d​avon befinden s​ich in d​en USA, z​wei in Deutschland (im Militärhistorischen Museum i​n Berlin-Gatow bzw. i​m Flugplatzmuseum Cottbus), e​ine in Frankreich, j​e zwei i​n Norwegen u​nd Großbritannien, s​owie in Serbien u​nd Südafrika. Die Fw 190 A-8 d​es Gatower Museums m​it der Werknummer 682060 gehörte z​ur 16./JG 3 u​nd wurde a​m 17. Dezember 1944 v​on einer P-47 abgeschossen. Der Pilot Rolf Lahne k​am beim Absturz u​ms Leben. Das Flugzeug w​urde 2003 geborgen u​nd aufwendig rekonstruiert.[52] Die Focke-Wulf Fw 190 F-3 i​n Cottbus i​st die ehemalige gelbe 4 v​on der 12./SG 9 u​nd stammt v​om Flugplatz Finsterwalde, w​o sie b​ei der Sprengung e​ines Hangars d​urch die Rote Armee a​m 20. April 1945 verschüttet wurde. Das Flugzeug w​urde 1997 geborgen u​nd wird seitdem i​m Fundzustand ausgestellt, d​a ein Wiederaufbau d​urch die Denkmalschutzbehörde untersagt wurde.[53]

Daneben g​ibt es e​inen modernen Nachbau, d​er 1997 vornehmlich anhand v​on Originalplänen u​nd -zeichnungen v​on der FLUG WERK GmbH angegangen w​urde und 20 Maschinen umfasste. Einige dieser Maschinen wurden a​uch mit Originalteilen u​nd -baugruppen ausgestattet. Anstelle e​ines Nachbaus d​es Originalmotors enthalten s​ie den chinesischen Lizenznachbau d​es sowjetischen ASch-82, einige a​uch amerikanische Motoren v​on Pratt & Whitney m​it den entsprechenden Modifikationen a​n der Zelle. Etwa d​ie Hälfte dieser Nachbauten s​ind flugfähig u​nd ebenfalls a​n verschiedenen Orten ausgestellt o​der im Einsatz, v​ier davon i​n Deutschland.

Siehe auch

Literatur

  • Aero Detail 2: Focke-Wulf Fw 190 D.
  • Bericht 06011 der Focke-Wulf Flugzeugbau G.m.b.H – Abteilung Flugmechanik: Januar 1944.
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  • Bundesarchiv/Militärarchiv Freiburg, RL 3, Produktionsprogramme und Übernahmen durch die Luftwaffe. National Archives, Washington, Produktionsprogramme Januar bis November 1944.
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  • Flugzeug Classic, Ausgabe 9/2008.
  • Flugzeug Classic, Ausgabe 9/2009.
  • Flugzeug Classic, Ausgabe 8/2010.
  • Flugzeug Classic, Ausgabe 7/2011.
  • Flugzeug Classic, Ausgabe 8/2011.
  • Flugzeug Classic, Ausgabe 2/2015.
  • Flugzeug Classic Special: Deutsche Kolbenmotor-Jagdflugzeuge 1933–1945. GeraMond Verlag, München, 2008.
  • Manfred Griehl, Joachim Dressel: Focke-Wulf Fw 190 / Ta 152. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1995, ISBN 3-613-01681-8.
  • Olaf Groehler: Geschichte des Luftkriegs 1910 bis 1980. Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1981.
  • Dietmar Hermann, Ulrich Levernez, Eberhard Weber: Focke-Wulf 190 Fw 190 A. Die ersten Baureihen. Aviatic Verlag, 2002, ISBN 3-925505-72-5.
  • Dietmar Hermann: Focke-Wulf Fw 190 F und G. Vom schnellen Jäger zum Jagdbomber und Schlachtflugzeug. Stedinger Verlag, Lemwerder 2012, ISBN 978-3-927697-63-8.
  • Dietmar Herrmann: C3-Einspritzung für die FW 190. Für Notfälle! In: Flugzeug Classic, September 2018, S. 30–35.
  • Krzysztof Janowicz: Focke Wulf Fw 190. Vol. I, Kagero Publications, 2001, ISBN 83-89088-11-8.
  • Andre Joineau, Dominique Breffort: P-51 Mustang: From 1943 to 1945. Paris: Histoire & Collections. 2007, ISBN 978-2-913903-81-4.
  • Jet & Prop, Ausgabe 1/2010.
  • Jet & Prop, Ausgabe 4/2010.
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  • Klassiker der Luftfahrt, Ausgabe 4/06.
  • Luftfahrt International, Ausgabe 7.
  • Luftfahrt International, Ausgabe 10.
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  • Morten Jessen: Focke-Wulf 190: The Birth of the Butcher Bird 1939–1943. Greenhill Books, London 1998, ISBN 1-85367-328-5.
  • Friedrich König: Die Geschichte der Luftwaffe. Rastatt 1980.
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  • Alfred Price: Focke Wulf Fw 190 In Combat. The History Press, 2009, ISBN 978-0-7524-5207-4.
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  • John Weal: Fw 190 Aces of the Western Front. Osprey Publishing, 1996.
  • John Weal: Luftwaffe Sturmgruppen. Osprey Publishing, 2005, ISBN 1-84176-908-8.
Commons: Focke-Wulf Fw 190 – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Nach damaliger Firmentradition trugen alle Focke-Wulf-Flugzeuge intern Vogelnamen.
  2. Klassiker der Luftfahrt, Ausgabe 3/03, „Tausendsassa“, S. 37.
  3. „Die großen Luftschlachten des Zweiten Weltkrieges“; Aerospace Publishing Ltd.; S. 62.
  4. Nowarra, Heinz J.: Die Deutsche Luftrüstung 1933–1945; Band 2; S. 72.
  5. Hermann, Leverenz, Weber 2001, S. 46/47.
  6. Dietmar Hermann: Die Entwicklungsgeschichte der Fw 190. Vom Küken zum Würger. In: Flugzeug Classic Ausgabe 11/2012, S. 14ff.
  7. Klassiker der Luftfahrt, Ausgabe 3/03, „Tausendsassa“, S. 38.
  8. https://bmw-grouparchiv.de/research/detail/index.xhtml?id=3866974
  9. Überfuehrungskennzeichen-1937-bis-1939-Stammkennzeichen, S. 5, abgerufen am 2. Oktober 2020)
  10. Broschüre Zeithorizont des BMW Museums München.
  11. www.ju388.de Einspritzpumpe Friedrich Deckel vom BMW-801-Sternmotor
  12. Klassiker der Luftfahrt, Ausgabe 3/03, „Tausendsassa“, S. 39.
  13. Flugzeug Classic 8/2011, „Auf Messers Schneide“, S. 15.
  14. Jet und Prop 1/2010, „Die Leistungssteigerung beim BMW 801 D in der Fw 190“, S. 24.
  15. Aviation History: Focke-Wulf Fw 190. Abgerufen am 6. April 2013.
  16. Flugzeug Classic 9/2008, „Rosskur für den Höhenjäger“, S. 59.
  17. Flugzeug Classic 9/2008, „Rosskur für den Höhenjäger“, S. 57.
  18. Jet und Prop 4/2010, „Focke-Wulf’s 1. Höhenjäger“, S. 27.
  19. Flugzeug Classic 9/2008, „Rosskur für den Höhenjäger“, S. 60/61.
  20. Jet und Prop 4/2010, „Focke-Wulf’s 1. Höhenjäger“, S. 29/30.
  21. Kenndatenblatt der Focke-Wulf Flugzeugbau G.m.b.H: 29. November 1942.
  22. Jet und Prop 1/2010, „Die Leistungssteigerung beim BMW 801 D in der Fw 190“, S. 28.
  23. Jet und Prop 1/2010, „Die Leistungssteigerung beim BMW 801 D in der Fw 190“, S. 25.
  24. Jet und Prop 1/2010, „Die Leistungssteigerung beim BMW 801 D in der Fw 190“, S. 27/28.
  25. Manfred Griehl: Focke-Wulf Fw 190 Varianten, FLUGZEUG Profile 45, überarbeitete Neuauflage von Profile 9, Stengelheim 2008.
  26. Fw 190 A-5/A-6 Flugzeug-Handbuch – Teil 0, Allgemeine Angaben (August 1943).
  27. Bericht 06011 der Focke-Wulf Flugzeugbau G.m.b.H – Abteilung Flugmechanik: Januar 1944.
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  35. Joineau and Breffort 2007, S. 25.
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  37. Dietmar Hermann. 2004.
  38. „Yellow 10.“ (Memento vom 4. Dezember 2008 im Internet Archive)
  39. Flugzeug Classic 6/2007, „Focke-Wulf Fw 190 Doppelsitzer“, S. 78.
  40. www.geschichtsspuren.de – U-Verlagerung „Kolibri“, Barsbüttel.
  41. Flugzeug Classic 6/2007, „Focke-Wulf Fw 190 Doppelsitzer“, S. 79.
  42. US Strategic Bombing Survey, Aircraft Division Industry Report, Second Edition January 1947, Table V-4.
  43. Bundesarchiv/Militärarchiv Freiburg, ZA 3/306.
  44. Bundesarchiv/Militärarchiv Freiburg, RL 3, Produktionsprogramme und Übernahmen durch die Luftwaffe; National Archives, Washington, Produktionsprogramme Januar bis November 1944.
  45. http://video.flyingheritage.com/v/116079427/feldwebel-erich-brunotte.htm
  46. Flugzeug Classic 8/2011, „Auf Messers Schneide“, S. 21.
  47. The German World War II fighter pilot who accidentally landed his plane in West Wales... and helped the Allies win the war, WalesOnline, 8. November 2014
  48. Weal 1996, S. 26.
  49. Ramsay 1990, S. 160–161, 168–170, 185.
  50. Caldwell 1991.
  51. Ramsay 1990, S. 252, 253.
  52. Uwe W. Jack: Neue Ausstellung in Gatow. Zwischenlandung. In: Fliegerrevue X. Nr. 71. PPV Medien, Bergkirchen 2018, S. 105.
  53. Lutz Krebs: Luftfahrtmuseum Cottbus. In: Klassiker der Luftfahrt. Nr. 7/15. Motor Presse, Stuttgart 2015, S. 74–77.
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