Rheinmetall
Die Rheinmetall AG ist ein börsennotierter deutscher Rüstungskonzern und Automobilzulieferer mit Sitz in Düsseldorf.
Rheinmetall AG | |
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
ISIN | DE0007030009 |
Gründung | 13. April 1889 |
Sitz | Düsseldorf, Deutschland |
Leitung |
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Mitarbeiterzahl | 25.329[3] |
Umsatz | 5,9 Mrd. Euro (2020)[3] |
Branche | Maschinenbau, Rüstungsindustrie, Automobilzulieferer |
Website | www.rheinmetall.com |
Stand: 31. Dezember 2020 |
Rheinmetall im Überblick
Im Geschäftsjahr 2020 (2019) erwirtschaftete das Unternehmen mit insgesamt 25.329 (25.767) Mitarbeitern einen Umsatz von 5,875 (6,255) Milliarden Euro und wies ein operatives EBIT in Höhe von 426 Millionen Euro (505 Millionen Euro) aus. Das Geschäftsjahr 2018 (2017) brachte einen Gesamtumsatz von 6,148 (5,896) Milliarden Euro mit weltweit 24.949 (23.726) Mitarbeitern.[3] Rheinmetall war 2017 auf Platz 25 der größten Rüstungsunternehmen weltweit.[4]
Februar 2021: Strategische Neuausrichtung mit neuer Konzernstruktur
Im Februar 2021 hat der Vorstand der Rheinmetall AG eine strategische Neuausrichtung des Konzerns verkündet, die ab sofort unter anderem in einer veränderten Konzernstruktur sichtbar wird. Aus der früheren Rheinmetall Group mit zwei Unternehmensbereichen Automotive und Defence entsteht ein integrierter Technologiekonzern, der sich in fünf Divisionen gliedert. Ein Kernanliegen dieser neuen Aufstellung ist es, einen forcierten technologischen Austausch zwischen den fünf Divisionen zu ermöglichen.
Die organisatorische Trennung in die bisherigen Unternehmensbereiche Automotive und Defence entfällt. Die Zwischenholding der Rheinmetall Automotive AG in Neckarsulm wird aufgelöst und in die Konzernstruktur integriert. Die Rheinmetall AG gliedert sich künftig in fünf Divisionen, die vom Konzernvorstand direkt geführt werden:
- Weapon and Ammunition
- Electronic Solutions
- Vehicle Systems
- Sensors and Actuators
- Materials and Trade.
Der bisherige Kolbenbereich wird als Nicht-Kerngeschäft weitergeführt, nachdem der Konzern bereits im Sommer 2020 die Prüfung strategischer Optionen für die Weiterentwicklung der bisherigen Division Hardparts – und hier insbesondere für die Bereiche Klein- und Großkolben – angekündigt hatte.[5]
Unternehmensbereich Automotive
Rheinmetall Automotive (vormals KSPG, für Kolbenschmidt Pierburg Gruppe) ist die Führungsgesellschaft des Unternehmensbereiches Automobiltechnik der Rheinmetall Group. Als Automobilzulieferer stellt Rheinmetall Automotive Produkte in den Bereichen Luftversorgung, Schadstoffreduzierung und Pumpen her und ist aktiv bei der Entwicklung, Fertigung und Ersatzteillieferung von Kolben, Motorblöcken und Gleitlagern. Entsprechend seiner strategischen Ausrichtung gliedert sich das Unternehmen in die drei selbstständig handelnden Divisionen Hardparts, Mechatronics und Aftermarket.
Rheinmetall Automotive schlüsselt seine Aktivitäten in sieben Geschäftsbereiche auf. Im Einzelnen handelt es sich um die Geschäftsbereiche Kolbenschmidt (Herstellung von Kolben), Großkolben (Großkolben), Pierburg (Komponenten der Luftversorgung und Schadstoffreduzierung), Pierburg Pump Technology (Kühlmittel-, Öl-, Umwälz- und Vakuumpumpen), Gleitlager (Metalllager und Gleitelemente sowie Stranggusselemente), Aluminium-Technologie (Zylinderkurbelgehäuse), Motor Service (Vertrieb für Reparatur- und Instandsetzung für KSPG).[6] 2020 betrug der Umsatz 2,151 Mrd. Euro, 2019 waren es 2,736 Mrd. Euro.[3]
Unternehmensbereich Defence
Der Unternehmensbereich Defence der Rheinmetall-Group stellt Verteidigungs- und Rüstungsgüter her. Den Kern der Organisationsstruktur bilden die drei Divisionen Weapon and Ammunition (deutsch: Waffe und Munition), Electronic Solutions (deutsch: elektronische Lösungen) sowie Vehicle Systems (deutsch: Fahrzeug-Systeme). Die Tochtergesellschaften und Beteiligungen der Rüstungssparte Rheinmetalls sind in diese drei Divisionen eingegliedert.[7]
Da der Genehmigungsprozess für den Rüstungsexport in Deutschland mit großen Risiken behaftet ist, weil die Geschäfte vom Wohlwollen der jeweiligen Regierung abhängig sind, wickelt Rheinmetall große Geschäfte, wie die mit Saudi-Arabien auch über Tochterunternehmen ab. Diese haben ihren Sitz z. B. in Italien (RWM Italia) oder Österreich (RWM Arges). Rüstungsgüter, die in anderen Ländern produziert werden, unterliegen nicht der deutschen Rüstungsexport-Kontrolle.[8]
2020 betrug der Rüstungsumsatz 3,723 Mrd. Euro und 2019 waren es 3,522 Mrd. Euro.[3]
Divisionen und Geschäftsbereiche
Die Struktur von Rheinmetall umfasst fünf Divisionen, die vom Vorstand der Rheinmetall AG direkt geführt werden.
Vehicle Systems
- Gepanzerte Kettenfahrzeuge
- ABC-Schutzsysteme
- Turmsysteme
- Logistische Radfahrzeuge
- Taktische Radfahrzeuge
- Servicekonzepte und Ersatzteilmanagement
Weapon and Ammunition
- Groß- und Mittelkaliberwaffen und deren Munition
- Waffenstationen
- Schutzsysteme
- Antriebssysteme, Treibladungen und Pulver
Electronic Solutions
- Flugabwehrsysteme
- Soldatensysteme
- Führungs- und Aufklärungssysteme
- Feuerleitsysteme
- Sensoren
- Simulation für Heer, Luftwaffe, Marine und zivile Anwendungen
- Cyber Security
- Technische Dokumentation
Sensors and Actuators
- Actuators
- Emission and Thermo Systems
- Pump Technology
- Solenoid Valves
- Materials and Trade
Aftermarket mit dem weltweitem Ersatzteilgeschäft
- Bearings
- Castings
- Pistons
Persönliche Schutzausrüstung während der COVID-19-Pandemie
Während der COVID-19-Pandemie lieferte der Rheinmetall-Konzern persönliche Schutzausrüstung (PSA) an behördliche Stellen in Deutschland. Zum Produktspektrum zählen zum Beispiel FFP2- und FFP3-Masken, OP-Masken, Infektionsschutzkittel sowie Nitril-Einmalhandschuhe.[9]
Geschichte
Am 13. April 1889 gründete der Hörder Bergwerks- und Hütten-Verein unter Generaldirektor Josef Massenez die Rheinische Metallwaaren- und Maschinenfabrik Aktiengesellschaft, um für das Deutsche Reich Munition zu liefern. Der thüringische Ingenieur Heinrich Ehrhardt leitete den Bau des Rheinmetall-Werks in Düsseldorf und leitete dieses bis 1920.[10] Neu entdeckte Quellen im Zentralarchiv von Rheinmetall sowie in anderen Archiven belegen, dass Heinrich Ehrhardt – anders als bisher lange angenommen – an der Gründung des Unternehmens selbst nicht beteiligt war. Heinrich Ehrhardt hatte bei Rheinmetall bis 1920 die Position des Aufsichtsratsvorsitzenden inne. Außerdem stellte er dem Unternehmen viele seiner Patente und Erfindungen zur Verfügung und trug so maßgeblich zur technischen Entwicklung vieler Rheinmetall-Produkte bei.
Das neu gegründete Werk in Düsseldorf-Derendorf an der Ulmenstraße begann im Dezember 1889 mit der Produktion.[11]
Frühphase
Das Unternehmen expandierte in den Folgejahren sehr schnell, was nicht nur auf die staatlichen Aufträge zurückzuführen ist, sondern auch auf die Patentierung zweier Verfahren zur Herstellung nahtloser Rohre in den Jahren 1891 und 1892. Um den durch Erweiterung des Stammwerks erhöhten Stahlbedarf zu decken, wurde 1892 die Metallwerk Ehrhardt & Heye AG in Düsseldorf-Rath erworben und 1896 als Abteilung Rath in das Unternehmen eingegliedert.
Rheinmetall stellte 1896 das weltweit erste, auf den Patenten des Ingenieurs Konrad Haußner basierende, felddiensttaugliche Schnellfeuergeschütz mit veränderlichem Rücklauf und kombinierter Rücklauf- und Vorholvorrichtung vor. Dieses wurde aber von der preußischen Artillerieprüfungskommission in Unkenntnis der Möglichkeiten abgelehnt. Nach der erfolgreichen Einführung von Rohrrücklaufgeschützen durch Frankreich (Canon de 75 mle 1897) änderte sich diese Einstellung und die Entwicklung wurde für das Unternehmen zu einem großen wirtschaftlichen Erfolg.
Für die Erprobung von Waffen und Munition wurde 1899 ein Gelände in der Nähe von Unterlüß in der Lüneburger Heide gepachtet. Dieser Standort existiert heute noch und umfasst mittlerweile eine Fläche von 50 Quadratkilometern.
Auf Initiative von Heinrich Ehrhardt übernahm Rheinmetall 1901 die in Konkurs gegangene Munitions- und Waffenfabrik AG in Sömmerda. Das als Dreyse’sche Gewehrfabrik gegründete Unternehmen stellte Handfeuerwaffen, Patronen und Geschosszünder her und erweiterte somit die Produktpalette Rheinmetalls.
Erster Weltkrieg und Zwischenkriegszeit
In den Folgejahren wuchs Rheinmetall auch auf Grund von Bestellungen aus dem Ausland. 1906 wurde daher das Werk in Düsseldorf erweitert. Bei Beginn des Ersten Weltkrieges war Rheinmetall einer der größten Rüstungshersteller im Deutschen Kaiserreich und beschäftigte fast 8.000 Mitarbeiter. Technischer Direktor der Rheinischen Metallwaarenfabrik, kurz Rheinmetall genannt, war der Ingenieur Karl Völler (1877–1916), der während des Ersten Weltkriegs bei Experimenten mit neuer Munition auf dem Versuchsgelände der Firma in Unterlüß in der Lüneburger Heide ums Leben kam. Bis zum Ende des Krieges vergrößerte sich die Belegschaft auf knapp 48.000 Arbeiter und Angestellte, darunter etwa 9.000 Frauen. Die bebauten Flächen im Stammwerk vervierfachten sich in dieser Zeit.
Mit Ende des Krieges kam die Rüstungsproduktion zum Stillstand und Rheinmetall musste zahlreiche Mitarbeiter entlassen. Die Bestimmungen des Versailler Vertrages machten eine Umstellung auf zivile Produkte notwendig. Rheinmetall produzierte daher im Rheinland Lokomotiven, Eisenbahnwaggons, Landmaschinen und Dampfpflüge. Im Werk in Sömmerda wurden feinmechanische Geräte wie Schreib- und Rechenmaschinen hergestellt. Um die Produktion ziviler Güter sicherzustellen, wurde die Stahlproduktion in Rath verstärkt.
Ab 1921 erlaubten die Bestimmungen der Alliierten wieder die Produktion von Waffensystemen in geringer Stückzahl. Allerdings wurde das Werk in Derendorf 1921 (Alliierte Rheinlandbesetzung) sowie von 1923 bis 1925 von belgischen und französischen Truppen besetzt (Ruhrbesetzung), teilweise verwüstet.[12] Mangels Aufträgen musste die zivile Produktion bis auf die Herstellung von Dampfpflügen eingestellt werden. Das Deutsche Reich erwarb bei einer Kapitalerhöhung 1925 über ihre Staatsholding VIAG eine Mehrheitsbeteiligung an Rheinmetall.
Im April 1933 kaufte Rheinmetall den vor der Liquidation stehenden Lokomotivhersteller Borsig und kam damit in den Besitz eines großen Werkes in Berlin-Tegel. Die Fusion 1936 führte zur Umbenennung in Rheinmetall-Borsig AG. Im Rahmen der Aufrüstung der Wehrmacht entwickelte und produzierte Rheinmetall-Borsig ab Mitte der 1930er Jahre im Auftrag des Reichskriegsministeriums Waffen und Munition. Die Fertigungspalette reichte von Maschinengewehren und -kanonen über Panzerabwehrgeschütze, Minenwerfer und Feldkanonen bis hin zu Flugabwehrkanonen und Eisenbahngeschützen. Für Entwicklung und Bau von gepanzerten Kettenfahrzeugen wurde 1937 in Berlin das Tochterunternehmen Alkett (Altmärkische Kettenwerke) gegründet (siehe auch: Montan-Schema). 1938 verlegte das Unternehmen seinen Sitz von Düsseldorf nach Berlin.
Output, Zerstörungen, Produktionsverlagerungen
Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Rüstungsproduktion maximal gesteigert und die Entwicklung neuer Waffensysteme gefordert. Der staatliche Einfluss durch Institutionen der Wehrmacht und die Eingliederung von Rheinmetall-Borsig in das Staatsunternehmen Reichswerke Hermann Göring nahm so weit zu, bis das Unternehmen vollständig verstaatlicht und in die planmäßige Kriegsvorbereitung integriert wurde. In den letzten beiden Kriegsjahren wurden die Produktionsstätten durch alliierte Luftangriffe erheblich beschädigt oder zerstört. Nach einem schweren Luftangriff auf die Werke in Düsseldorf wurden zahlreiche Produktionsbereiche in Gebiete der späteren DDR und des heutigen Polens wie Guben, Apolda und Breslau verlagert. Auch die Werke in Berlin und Sömmerda richteten Verlagerungsbetriebe ein, wobei das Sömmerdaer Werk dennoch bis zum Kriegsende von Luftangriffen verschont blieb.
Nach Ende des Krieges waren die Werkanlagen der Rheinmetall-Borsig AG zum größten Teil zerstört. Die Betriebe in Düsseldorf, West-Berlin und Unterlüß kamen unter die Kontrolle der westlichen Alliierten und unter Treuhänderschaft. Alle Besitzungen in den von der Roten Armee besetzten Gebieten wurden enteignet. Einige Werke wurden von den Siegermächten vollständig demontiert.
Beschäftigung von Zwangsarbeitern
Während des Zweiten Weltkriegs arbeiteten zahlreiche Zwangsarbeiter in den Rheinmetall-Betrieben. Im Werk Unterlüß allein wurden am Kriegsende etwa 5000 ausländische Zwangsarbeiter und -arbeiterinnen sowie Kriegsgefangene (ca. 2500 Polen, 1000 aus der UdSSR, 500 Jugoslawen, 1000 aus anderen Ländern) von den britischen Truppen befreit. Zeitweilig waren dort auch ungarische Jüdinnen aus einem Außenlager des KZ Bergen-Belsen eingesetzt.[13]
Kalter Krieg
Deutsche Demokratische Republik
In der DDR wurde das ehemalige Rheinmetall-Werk Sömmerda am 3. Juni 1952 von der Sowjetischen Kontrollkommission an die DDR zurückgegeben. Es entstand ein volkseigener Betrieb (VEB). Unter dem Firmennamen VEB Mechanik Büromaschinenwerk Rheinmetall Sömmerda wurden Büromaschinen, Mopedmotoren für Simson SR1, SR2 und Spatz sowie Fotoapparate produziert. Am 5. Mai 1958 wurde das Sömmerdaer Werk wieder ein Teil eines großen Firmenverbundes, der Vereinigung Volkseigener Betriebe (VVB) Datenverarbeitungs- und Büromaschinen Erfurt.[14] Aus dieser entstand am 1. April 1969 das VEB Kombinat Zentronik, das am 1. Januar 1978 in dem VEB Kombinat Robotron aufging. Die Produktion von Mopedmotoren und Fotoapparaten wurde in den 1960er-Jahren aufgegeben. Haupterzeugnisse des nunmehr VEB Robotron Büromaschinenwerk Sömmerda (BWS) genannten Betriebes waren ab 1967 Drucker und ab 1981 Personal Computer (PC 1715, EC 1834, EC1835). Nach der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion wurde das Werk mit damals etwa 12.000 Beschäftigten unter der Treuhandanstalt als Robotron Büromaschinenwerk AG privatisiert und zum 1. Januar 1992 liquidiert.
Bundesrepublik Deutschland
Bis 1950 herrschte ein völliges Produktionsverbot. Danach wurden Rheinmetall-Borsig in eine reine Holdinggesellschaft umgewandelt und zwei unabhängige Tochterunternehmen gegründet. Borsig in Berlin stellte Dampfkessel und Kälteanlagen her, während Rheinmetall in Düsseldorf Schreibmaschinen, Stoßdämpfer, Aufzüge, Gerbereimaschinen sowie Transport- und Verladeeinrichtungen baute. Diese zivile Produktion in Düsseldorf wird vom Unternehmen heute als wenig erfolgreich bezeichnet.
Den Aufschwung brachte das Jahr 1956. Am 23. Juni wurde Rheinmetall-Borsig von der Röchlingsche Eisen- und Stahlwerke GmbH (heute Saarstahl) aus dem Besitz der Bundesrepublik Deutschland übernommen. Im August wurde Borsig an die Salzgitter AG verkauft. Die Holding firmierte ab November als Rheinmetall Berlin und das Tochterunternehmen in Düsseldorf firmierte ab 1957 als Rheinmetall GmbH. Bereits mit Aufstellung der Bundeswehr 1956 wurde wieder ein wehrtechnisches Produktionsprogramm aufgelegt. Rheinmetall produzierte Maschinengewehre, Maschinenkanonen und Munition. Das erste Produkt war das MG1.
Die Fertigung schwerer Waffen, wie Geschützrohre und Lafetten, wurde 1964 wieder aufgenommen. Dabei begann man mit der Ausstattung von Panzern und Artilleriegeschützen. Rheinmetall entwickelte eine Jagdpanzer-Kanone, einen Standard-Panzerturm und eine Panzer-Haubitze. Ein Jahr später begann die Entwicklung der 120-Millimeter-Glattrohrtechnologie unter Federführung von Raimund Germershausen.
Zur Ausweitung des Munitionssortiments auf pyrotechnische Produkte erwarb man 1970 eine Mehrheitsbeteiligung an der NICO Pyrotechnik Hanns Jürgen Diederichs KG. Auf dem Versuchsgelände in Unterlüß wurde 1972 eine Temperier-Versuchsanlage (TVA) zur klimatechnischen Erprobung von Waffen und Geräten, aber auch zivilen Produkten errichtet. 1978 begann die Serienfertigung der Feldhaubitze FH 70 (155 mm). Der erste Kampfpanzer Leopard 2 wurde am 24. Oktober 1979 an die Bundeswehr ausgeliefert. Er war mit der von Rheinmetall entwickelten, 120-Millimeter-Glattrohrkanone ausgerüstet. In den Folgejahren wurde der zivile Geschäftsbereich des Unternehmens neu geordnet und 1981 durch den Kauf einer Aktienmehrheit an Jagenberg sowie dem Erwerb der Gasti-Verpackungsmaschinen und anderen Firmen verstärkt.
1999 wurde der Geschäftsbereich Verpackungstechnik zum Jahreswechsel an die IWKA Aktiengesellschaft, Karlsruhe, verkauft. Zu diesem Geschäftsbereich gehörten die Gesellschaften A+F Automation + Fördertechnik GmbH, Kirchlengern, Benhil Gasti Verpackungsmaschinen GmbH, Neuss, sowie die französische Erca Formseal S.A., Les Ulis, und die amerikanische Autoprod Inc., Clearwater mit insgesamt 822 Mitarbeitern.[15]
1986 wurde der Unternehmensbereich Automobiltechnik durch den Kauf des Vergaserherstellers Pierburg GmbH aufgebaut. Gemeinsam mit der Diehl Munitionssysteme gründete Rheinmetall die Gesellschaft für Intelligente Wirksysteme (GIWS). Die GIWS spezialisierte sich auf intelligente Munition, Geschosse und sonstige wehrtechnische Wirksysteme. Auf Grund der veränderten weltpolitischen Lage passte Rheinmetall 1989 seine Firmenstrategie mit einer Diversifizierung in zivile Industrieprodukte an.
1990er
Durch den Erwerb einer 60-Prozent-Beteiligung an der zur Friedrich Krupp AG gehörenden MaK System Gesellschaft 1990 erweiterte Rheinmetall seine Kompetenz im Bereich neuer Systeme für die Landstreitkräfte und Spezialfahrzeuge, etwa für den Einsatz im Umweltschutz. Die restlichen 40 Prozent kaufte das Unternehmen 1992 und wurde damit alleiniger Gesellschafter. Im selben Jahr lieferte Rheinmetall den ersten gepanzerten Waffenträger Wiesel an die Bundeswehr. Auch der Standort Düsseldorf-Derendorf wurde 1992 aufgegeben und die Produktionsstätten im Kompetenzzentrum Unterlüß gebündelt. Entwicklung, Vertrieb und Verwaltung zogen in einen Neubau nach Ratingen. Mit einer Beteiligung an der WNC-Nitrochemie GmbH in Aschau am Inn verstärkte das Unternehmen sein Engagement auf dem Gebiet der Munitionsfertigung. 1993 erweiterte Rheinmetall seine zivile Produktpalette durch den Erwerb der Mauser Waldeck AG zum Aufbau des Unternehmensbereiches Bürosysteme, die Übernahme der Heimann Systems GmbH zur Stärkung des Bereiches Sicherheitstechnik und den Erwerb der Mehrheit an den Preh-Werken zum Ausbau des Unternehmensbereiches Automobiltechnik. Aus der Rheinmetall GmbH wurde 1994 die Rheinmetall Industrie GmbH. 1995 erweiterte der Konzern seine Kompetenzen bei mittelkalibrigen Maschinenkanonensystemen durch eine 60-Prozent-Beteiligung an der Mauser-Werke Oberndorf Waffensysteme GmbH und ein verstärktes Engagement von Pierburg in den USA. Die Rheinmetall Industrie GmbH wurde 1996 in eine AG umgewandelt. Im selben Jahr erwarb die AG zur Stärkung der Kompetenzen in der wehrtechnischen Elektronik eine Beteiligung an der STN Atlas Elektronik aus der Konkursmasse der Bremer Vulkan.
1997 erlebte die Firma eine grundlegende Reorganisation. Nach dem Kauf des Kommunikationstechnikunternehmens Richard Hirschmann GmbH & Co. wurde dieses mit Rheinmetall Elektronik, Preh und Heimann Systems unter der Führungsgesellschaft Aditron zum Unternehmensbereich Industrielle Elektronik zusammengefasst. Der Geschäftsbereich Waffe und Munition wurde auf die neu gegründete Rheinmetall W&M GmbH übertragen. Der Bereich Automobiltechnik fiel in die Zuständigkeit der neuen KSPG, die nach der Fusion der neu erworbenen Kolbenschmidt mit Pierburg entstanden war.
Die MaK Systemgesellschaft GmbH übergab dem Heer 1997 das erste Serienexemplar des Minenräumpanzers Keiler. Nach dem Mehrheitserwerb an der STN Atlas Elektronik GmbH 1998 wurde die zivile Schiffselektronik ausgegliedert und in die neu gegründete STN Atlas Marine Electronics GmbH mit Sitz in Hamburg überführt. Im selben Jahr wurden das erste Gerät des unter der Mitwirkung von Rheinmetall und MaK Systemgesellschaft neu entwickelten Waffensystems der Rohrartillerie, die Panzerhaubitze 2000 der Bundeswehr übergeben, und der Rhino-Minenräumer von MaK Systemgesellschaft im ehemaligen Jugoslawien eingesetzt. Die Rheinmetall Industrie AG übernahm die Wehrtechnik der BUCK System GmbH und formierte die BUCK Neue Technologien GmbH.
Rheinmetall fasste 1999 seine wehrtechnische Kompetenz organisatorisch und gesellschaftsrechtlich unter dem Dach der neu gegründeten Rheinmetall DeTec AG (Defence Technologies) zusammen. Dadurch sollte die erforderliche Neuordnung der europäischen Rüstungsindustrie durch Konsolidierungen und Kooperationen strategisch vorbereitet werden. Im selben Jahr wurde die neue Gesellschaft durch Mehrheitsbeteiligungen an der Oerlikon Contraves AG, einem Anbieter von kombinierten Kanonen- und Lenkwaffensystemen für die Flugabwehr, und der Eurometaal Holding N.V., einem Artilleriehersteller von Mittelkalibern, gestärkt. Ende des Jahres übernahm Rheinmetall DeTec AG die Unternehmen KUKA Wehrtechnik GmbH und Henschel Wehrtechnik GmbH. Diese beiden Unternehmen wurden im Jahr 2000 mit der MaK Systemgesellschaft zur neuen Gesellschaft Rheinmetall Landsysteme GmbH zusammengefasst.
Ab dem Jahr 2000
Der Vorstand Rheinmetalls beschloss 2000 die Strategie der klaren Linie mit einer Konzentration auf die Kernkompetenzen Wehrtechnik, Automobiltechnik und Elektronik. Es folgte der Verkauf der Mauser Waldeck AG und der Jagenberg Papier- und Verpackungstechnik im Jahr 2000. Im Jahr 2002 wurden die Heimann Systems GmbH und die zur Eurometaal Holding N.V. gehörende Tochtergesellschaft Intergas verkauft und die Eurometaal geschlossen. 2003 wurde die verbliebene Jagenberg verkauft und Preh an die Deutsche Beteiligungs AG veräußert. Die Konzentration auf die wehrtechnischen Kompetenzen wurde 2004 mit dem Verkauf von Hirschmann und Nico Feuerwerk sowie der Teilung der STN Atlas Elektronik abgeschlossen.
- Zwei Sparten
- Unternehmensbereiche Automotive und Defence
Rheinmetall Landsysteme lieferte 2003 die ersten neuen minenschutzverstärkten Schützenpanzer Marder 1A5 aus. Zur Entwicklung des neuen Schützenpanzers Puma für die Bundeswehr gründeten Rheinmetall Landsysteme und Krauss-Maffei Wegmann das Gemeinschaftsunternehmen PSM GmbH, an dem beide Unternehmen zu 50 Prozent beteiligt sind.
Die Röchling Industrieverwaltung veräußerte 2004 ihre Mehrheitsbeteiligung an der Rheinmetall AG. Die Aktienanteile wurden von rund 75 institutionellen Investoren übernommen. Im Geschäftsbereich Wehrtechnik wurden die Rheinmetall W&M GmbH mit der Mauser-Werke Oberndorf Waffensysteme GmbH, der Buck Neue Technologien GmbH sowie der Pyrotechnik Silberhütte GmbH auf die neue Rheinmetall Waffe Munition GmbH verschmolzen. Zusammen mit der Rafael Ltd. und der Diehl Munitionssysteme GmbH gründet Rheinmetall Defence Electronics das Gemeinschaftsunternehmen EuroSpike GmbH, das als Generalunternehmer für die Spike-Flugkörperfamilie tätig ist.
Rheinmetall Landsysteme wurde 2005 Mitgesellschafter der neu gegründeten Heeresinstandsetzungslogistik (HIL). Das Unternehmen ist für einen Zeitraum von acht Jahren für die Instandsetzung von ausgewählten Fahrzeugen und Waffensystemen des deutschen Heeres verantwortlich. Um der veränderten Bedrohungslage Rechnung zu tragen und Systemlösungen für die Abwehr von Gefahren für die innere Sicherheit sowie für den Bevölkerungsschutz anzubieten, wurde das Geschäftsfeld Public Security eröffnet.
Rheinmetall erwarb im März 2008 vom niederländischen Mischkonzern Stork den Panzerhersteller Stork PWV. Auf diese Weise übernahm der Düsseldorfer Wehrtechnikkonzern den niederländischen Anteil der Herstellung von Boxer-Panzern, die für die Bundeswehr und das niederländische Heer entwickelt wird. Damit erhöht sich die Beteiligung am Boxer auf 64 Prozent.
Rheinmetall und MAN gründeten im Mai 2010 das gemeinsame Unternehmen Rheinmetall MAN Military Vehicles (RMMV). Hiermit entstand ein Komplettanbieter im Markt für militärische Radfahrzeuge, der die vollständige Palette der geschützten und ungeschützten Transport-, Führungs- und Funktionsfahrzeuge für internationale Streitkräfte abdeckt. An der Gesellschaft sind Rheinmetall mit 51 Prozent und MAN mit 49 Prozent beteiligt.[16] Rheinmetall erwarb 2010 zunächst 51 % an den deutschen Aktivitäten der Verseidag Ballistic Protection und erhöhte im Januar 2011 seinen Anteil von 51 auf 100 Prozent; das Unternehmen wurde 2012 in Rheinmetall Ballistic Protection umbenannt. Im Februar 2011 erhöhte Rheinmetall seine Beteiligung an der ADS Gesellschaft für aktive Schutzsysteme in Lohmar auf 74 Prozent und übernahm damit die Mehrheit.[17]
Rheinmetall überprüfte im Juli 2011 die Nachhaltigkeit der Zwei-Säulen-Strategie des Unternehmens mit den beiden Bereichen Automobiltechnik und Rüstung. Beiden Bereichen sollte es jeweils ermöglicht werden, ihre Wettbewerbspositionen mit größerer Flexibilität weiterzuentwickeln. In diesem Zusammenhang untersuchte Rheinmetall insbesondere die Möglichkeit eines Börsengangs von Kolbenschmidt Pierburg (KSPG), die im Rheinmetall-Konzern den Bereich Automobiltechnik repräsentiert; der Börsengang wurde aber im September 2012 vorläufig auf Eis gelegt. KSPG übernahm 2012 die Gleitlager-Aktivitäten der Kirloskar Oil Engines Ltd. (KOEL) in Pune (Indien). KOEL ist unter anderem der größte Gleitlagerhersteller Indiens und vornehmlich auf den dortigen Binnenmarkt konzentriert.[18]
Rheinmetall und Cassidian haben im Januar 2012 ihre Aktivitäten im Bereich der unbemannten Flugsysteme und der Frachtladesysteme im Rahmen eines Joint Ventures gebündelt. Cassidian hält 51 Prozent und Rheinmetall 49 Prozent der Anteile an der neu gegründeten Rheinmetall Airborne Systems GmbH.[19]
Der Unternehmensbereich Defence von Rheinmetall trägt mit seiner im Februar 2012 eingeführten neuen Organisationsstruktur dem geplanten Unternehmenswachstum und der zunehmenden Internationalisierung Rechnung. Kern der neuen Organisationsstruktur bei Rheinmetall Defence bilden die Bereiche Combat Systems, Electronic Solutions sowie der Bereich Wheeled Vehicles. Auch der Unternehmensbereich Automotive hat seine Organisationsstruktur im Mai 2012 gestrafft. Dabei wurden die bisherigen sechs Geschäftsbereiche der KSPG in den drei Divisionen Hardparts, Mechatronics und Motorservice gebündelt.[20]
Die beiden Sparten Defence und Automotive werden aufgelöst, das gab das Unternehmen am 5. Februar bekannt. Die Unternehmensbereiche werden in fünf Divisionen neu gegliedert. Das sind „Weapon & Ammunition“, „Electronic Solutions“, „Vehicle Systems“, „Sensors & Actuators“ und „Materials & Trade“. Die Divisionen werden direkt vom Vorstandsgremium der Rheinmetall AG geführt. Der Kolbenbereich wird zunächst als Nicht-Kerngeschäft weitergeführt. Signifikanten Umsatz aus der Automobilindustrie erwartet das Unternehmen künftig jedoch überwiegend in Zusammenhang mit der Elektromobilität.
Kritik und strafrechtliche Ermittlungen
Banken und Finanzierung
Die Finanzierung von Waffenexporten betrifft auch mehrere deutsche Banken. Kritisiert wird die Finanzierung von Waffenproduktion und -exporten, u. a. von Rheinmetall, durch Banken mit dem Geld ihrer Kunden.[21]
Einzelne umstrittene Waffenexporte
Der Verkauf von Leopard-Panzern nach Indonesien 2013 wurde von Menschenrechtsorganisationen kritisiert. So sagte der Rüstungsexperte von Amnesty International, Mathias John, zum im Jahr 2012 geäußerten Wunsch Indonesiens, Leopard-2-Panzer und Schützenpanzer des Typs Marder zu kaufen: „Ein Export (…) wäre ein falsches Signal. In Indonesien sehen wir fortgesetzte Menschenrechtsverletzungen.“[22] Der Verkauf von 104 Leopard-2-Panzern und 50 Schützenpanzern vom Typ Marder 1A2 nach Indonesien wurde im Jahr 2013 genehmigt.[23]
Auch die 2011 erteilte Genehmigung des Bundessicherheitsrates zu einem Export von zweihundert Leopard 2A7+ nach Saudi-Arabien wurde Gegenstand einer öffentlichen Debatte, unter anderem im Deutschen Bundestag.[24][25] Kritiker verschiedener Richtungen kommen jedes Jahr auf der Hauptversammlung zu Wort,[26] unter anderem der Verband Kritischer Aktionäre, der wegen der Rüstungsexporte auf der Aktionärsversammlung 2012 den Antrag stellte, den Vorstand nicht zu entlasten.[27] Im Juli 2013 wurde bekannt, dass der geplante Verkauf aufgrund der massiven Kritik aus der deutschen Öffentlichkeit höchstwahrscheinlich nicht zu Stande kommt.[28]
Die Staatsanwaltschaft Bremen führt seit August 2013 gegen Manager der Rheinmetall Defence Electronics und des Elektronikausrüsters Atlas Elektronik ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts, neun Millionen Euro Bestechungsgelder an griechische Politiker und Beamte gezahlt zu haben, um den Verkauf von U-Boot-Ausrüstungen an Griechenland anzukurbeln.[29] Ein von der Staatsanwaltschaft Bremen verhängtes Bußgeld in Höhe von mehr als 37 Millionen Euro akzeptierte der Konzern,[30] Ermittlungen gegen die Firma wegen Bestechung beim Verkauf des Leopard 2 nach Griechenland wurden eingestellt, weil das Auftragsvolumen geringer war als im Atlas-Fall und Rheinmetall bei der Aufklärung geholfen hatte.[31]
Die indische Polizei ermittelte im August 2013 wegen Bestechungsverdacht gegen zwei Manager der Schweizer Tochter RAD Rheinmetall Air Defense AG, die nach einem Bericht der Indischen Zeitung Indian Express den Gegenwert von etwa 400.000 EUR an einen indischen Vermittler gezahlt haben sollen, damit dieser mit seinen politischen Kontakten dafür sorgt, dass RAD von der schwarzen Liste der indischen Regierung gestrichen wird. RAD bestreitet die Stichhaltigkeit der Vorwürfe. Hintergrund ist, dass RAD, bis 2012 Hauptlieferant der indischen Armee für Flugabwehr, von der indischen Regierung 2012 wegen eines von RAD bestrittenen Bestechungsvorwurfs auf eine schwarze Liste gesetzt und damit von allen weiteren Aufträgen der indischen Armee ausgeschlossen wurde.[32]
Im Oktober 2013 starteten die Menschenrechtsorganisation Bahrain Watch, die britische Campaign Against Arms Trade und der südkoreanische Gewerkschaftsbund Korean Confederation of Trade Unions eine Kampagne gegen Tränengaslieferungen nach Bahrain, die die dortige Polizei zur Unterdrückung von Demonstrationen benutzt, wobei es seit 2011 mehrere Todesfälle gab.[33] Bahrain bezieht das Tränengas nach den Recherchen von Bahrain Watch unter anderem von der Firma Rheinmetall Denel, einem Tochterunternehmen von Rheinmetall Defence und dem südafrikanischen Rüstungskonzern Denel.[34][35]
Des Weiteren wurden Bomben der MK-80-Serie in der von Saudi-Arabien angeführten Militärintervention im Jemen eingesetzt. Die abgeworfenen MK-83 wurden bis 2012 vom Tochterunternehmen RWM Italia S.p.A. in die Vereinigten Arabischen Emirate verkauft. MK-82 und MK-84 wurden dagegen von der ehemaligen Tochtergesellschaft Burkan Munitions System (VAE) aus gelieferten Bauteilen der RWM Italia S.p.A. in den Vereinigten Arabischen Emiraten montiert.[36]
Im Januar 2015 wurde bekannt, dass sich mehrere ehemalige Mitarbeiter des Unternehmens in Athen wegen Bestechung vor Gericht verantworten müssen.[37]
2016 und 2017 wurden Pläne von Rheinmetall bekannt, in der Türkei eine Panzerfabrik zu bauen.[38] Mit Unterschriftenaktionen und der Demonstration mit einem Panzer vor dem Bundestag im April 2017 forderte die Organisation Campact den Bundestag dazu auf, Rheinmetall das Geschäft zu untersagen.[39] In einem Fernsehbeitrag der ARD wurde Anfang 2018 Rheinmetall beschuldigt, in Italien, Ägypten und in Südafrika Bomben für Saudi-Arabien für den Einsatz im Jemen herzustellen und somit das Waffenexportverbot zu umgehen[40]
Im Juli 2019 verhängt die italienische Regierung ein 18-monatiges Waffenexportmoratorium für Saudi-Arabien und die arabischen Emirate, von dem auch die Fliegerbombenproduktion am sardischen Standort Domusnovas betroffen ist.[41] Dort wurden seit 2017 massive Ausbaupläne vorangetrieben, die letztlich eine Verdreifachung der Sprengkopfproduktion ermöglichen würden[42] Naturschutz- und Friedensorganisationen, Gewerkschaften und andere Komponenten der Zivilgesellschaft in Sardinien treten verstärkt seit 2015 für die völlige Schließung und Rekonversion des RWM-Produktionsstandortes Domusnovas ein.[43]
Internationaler ethecon Black Planet Award 2017
2017 wurden Armin Papperger (Vorsitzender des Vorstands), Ulrich Grillo (Vorsitzender des Aufsichtsrats), Larry Fink (Großaktionär) und Paul Manduca (Vorstandsvorsitzender PRUDENTIAL PLC) von der Stiftung Ethecon mit dem Internationalen ethecon Black Planet Award 2017 an den Pranger gestellt.[44] In der Begründung heißt es:
„Sie treten dabei Umweltschutz, Frieden und Menschenrechte mit Füßen. RHEINMETALL fördert Krieg, ruiniert Menschenrechte und zerstört die Umwelt. Auch illegale Waffendeals, Steuerhinterziehung und Kriegstreiberei zeigen wie die Verantwortlichen von Rheinmetall für die Profitmaximierung Ethik und Moral missachten. Sie nehmen durch ihr Handeln den Untergang der Erde als Schwarzen Planeten in Kauf.“[45]
Literatur
- Christian Leitzbach: Rheinmetall: Vom Reiz, im Rheinland ein großes Werk zu errichten. Greven Verlag, Köln 2014, ISBN 978-3-7743-0641-7 (zwei Bände).
- Jürgen Lang: Rheinmetall. Eine handlungsorientierte Strategiebetrachtung. Grin Verlag, 2013, ISBN 978-3-6565-2685-8.
- Annegret Schüle: BWS Sömmerda. Die wechselvolle Geschichte eines Industriestandortes in Thüringen 1816-1995. Dreyse & Collenbusch – Rheinmetall – Büromaschinenwerk. Desotron Verlagsgesellschaft, 1995, ISBN 978-3-9803-9311-9.
- Fritz Pachtner: Deutscher Maschinenbau 1837–1937 im Spiegel des Werkes Borsig. Elsner Verlag, 1937.
- Gustav Müller: Rheinsche Metallwaren- und Maschinenfabrik Düsseldorf-Derendorf 1889–1914. Eigenverlag, 1914.
Weblinks
Einzelnachweise
- Rheinmetall Group – Vorstand. In: rheinmetall.com.
- Rheinmetall Group – Aufsichtsrat. In: rheinmetall.com.
- Geschäftsbericht 2020. (PDF; 4,9 MB) Abgerufen am 18. März 2021.
- Sipri Ranking. (Memento vom 6. Dezember 2012 im Webarchiv archive.today) dw.com
- Rheinmetall Group. In: rheinmetall.de.
- Website von Rheinmetall Automotive
- Rheinmetall Group. In: rheinmetall.de.
- Angela Göpfert: Rheinmetall und die Saudi-Connection. In: boerse.ARD.de. 7. November 2017, abgerufen am 8. November 2017.
- Rheinmetall Group. In: rheinmetall.de.
- Unternehmens-Website, Geschichte. Abgerufen am 18. Oktober 2013.
- Rheinmetall AG, „Zeittafel zur Unternehmensgeschichte / Rheinmetall W & M“, offizielle Unternehmensseite (historische Version vom 2. Mai 2005) (Memento vom 2. Mai 2005 im Internet Archive)
- Rainer Nolden: Düsseldorf-Derendorf. Sutton Verlag, Erfurt 2002, ISBN 978-3-89702-404-5, S. 52–55 (online).
- Barbara Kasper, Lothar Schuster: Fremde Arbeit – Zwangsarbeiter bei Rheinmetall-Borsig. Berlin 1983, Dokumentarfilm.
- A. Schüle: BWS Sömmerda: Die wechselvolle Geschichte eines Industriestandortes in Thüringen 1816–1995. Desotron Verlagsgesellschaft, Erfurt 1995, ISBN 3-9803931-1-9, S. 274.
- Rheinmetall strafft sein Portfolio (Ad hoc). In: ac2010.ariva.de. aktiencheck.de.
- Rheinmetall Group – Historie: 2000–2010. In: rheinmetall.com.
- Rheinmetall Group – Historie: 2011–2015. In: rheinmetall.com.
- Pressemitteilung der KSPG AG. Archiviert vom Original am 1. Juli 2014.
- Rheinmetall Group – Rheinmetall und CASSIDIAN bündeln ihre Aktivitäten im Bereich der unbemannten Flugsysteme. In: rheinmetall.com.
- Pressemitteilung der KSPG AG. Archiviert vom Original am 1. Juli 2014.
- Leila van Rinsum: Banken und Rüstungsindustrie: Ein todsicheres Geschäft. taz.de, abgerufen am 13. April 2017.
- Indonesien will Leopardpanzer. 17. November 2012, abgerufen am 9. Januar 2013.
- Umstrittener Rüstungsdeal: Berlin genehmigt Verkauf von 164 Panzern nach Indonesien. Spiegel.de, 7. Mai 2013.
- Waffen-Deal: Deutschland will Saudi-Arabien Kampfpanzer liefern. In: Spiegel Online. 2. Juli 2011, abgerufen am 9. Januar 2013.
- Deutsche Regierung schweigt zu Panzergeschäft. In: NZZ.ch. Neue Zürcher Zeitung AG, 6. Juli 2011, abgerufen am 9. Januar 2013.
- Gerhard Piper: Zu Gast bei den „Blutaktionären“. Online-Magazin Telepolis, 25. Mai 2013, abgerufen am 6. Juli 2013.
- Gegenantrag zur Hauptversammlung der Rheinmetall AG 2012. (PDF; 57 kB) 26. April 2012, abgerufen am 9. Januar 2013.
- Panzer-Deal mit Saudis offenbar geplatzt. rp-online.de, 12. Juli 2013.
- Süddeutsche Zeitung: Razzia bei deutschen Rüstungsfirmen, vom 23. August 2013
- Rheinmetall gesteht Schmiergeldzahlungen ein. zeit.de vom 10. Dezember 2014.
- Klaus Ott, Tasos Telloglu: Prozente von Rheinmetall. In: Süddeutsche Zeitung. 13. Januar 2015, abgerufen am 17. Januar 2015.
- Korruptionsverdacht bei Rheinmetall. n-tv vom 30. August 2013.
- Tausende Demonstranten fordern demokratische Reformen in Bahrain. Der Standard, 30. August 2013.
- Rheinmetall Defence – Rheinmetall Denel Munition. In: rheinmetall-defence.de.
- Global Campaign Launched to Stop Tear Gas Shipment to Bahrain. jadaliyya.com, 18. Oktober 2013.
- firstlook.org (Memento vom 22. Juli 2015 im Internet Archive), 24. Juni 2015.
- Waffengeschäfte trotz Sparmaßnahmen. deutschlandradiokultur.de, 6. Januar 2015.
- Rüstungskonzern Rheinmetall wittert gute Geschäfte in der Türkei. Abgerufen am 13. April 2017.
- Ein Panzer rollt vor den Reichstag. In: stern.de. 26. April 2017 (stern.de [abgerufen am 3. Mai 2017]).
- Philipp Grüll, Karl Hoffmann: Bomben für die Welt. (Memento vom 7. März 2019 im Internet Archive) Ausgestrahlt am 17. Januar 2018.
- Rwm, stop alle esportazioni belliche: "Temiamo il licenziamento dei lavoratori". 31. Juli 2019, abgerufen am 2. Januar 2021 (italienisch).
- Domusnovas: la fabbrica d’armi è pronta ad allargarsi. In: Altreconomia. 6. Juni 2017, abgerufen am 2. Januar 2021 (it-IT).
- Rwm, esposto contro il Governo per le esportazioni belliche in Arabia Saudita. 13. März 2019, abgerufen am 2. Januar 2021 (italienisch).
- Dossier Rheinmetall bei ethecon.org, abgerufen am 28. Februar 2022
- Ethik & Ökonomie – Stiftungstagung 2017. In: ethecon.org.