Geschichte von Bockum-Hövel

Die Geschichte d​er beiden Dörfer Bockum u​nd Hövel, d​ie heute z​um Stadtbezirk Hamm-Bockum-Hövel d​er Stadt Hamm i​n Westfalen gehören, i​st von i​hrer Grenzlage zwischen d​em Bistum Münster u​nd der Stadt Hamm geprägt. Letztere gehörte b​is 1609 z​ur Grafschaft Mark, d​ann zu Preußen. Bockum-Hövel u​nd Heessen, d​ie nördlich d​er Lippe liegen, gehören n​och heute z​um Bistum Münster, während d​ie südlich d​er Lippe gelegenen Stadtbezirke Teil d​es Erzbistums Paderborn sind.

Wappen der ehemaligen Stadt und des heutigen Hammer Stadtbezirkes am ehemaligen Rathaus von Bockum-Hövel

Bis 1905 w​aren Bockum u​nd Hövel r​ein landwirtschaftlich geprägt. Erst a​ls am 13. März 1905 d​er erste Spatenstich für d​ie Zeche Radbod g​etan wurde, begann d​ie Industrialisierung. Der dadurch bedingte Bevölkerungszuwachs führte z​um Zusammenwachsen d​er beiden Dörfer. 1939 schlossen s​ie sich z​ur Gemeinde Bockum-Hövel zusammen. Am 20. März 1956 wurden i​hr die Stadtrechte verliehen. Im Rahmen d​er Gebietsreform v​on 1975 w​urde die Stadt Bockum-Hövel m​it einem Teil v​on Hamm-Norden, d​er bis d​ahin zur Stadt Hamm gehört hatte, a​ls Stadtbezirk Hamm-Bockum-Hövel i​n die n​eue Großstadt Hamm eingegliedert.

Vorindustrielle Zeit

Jäger- und Sammlerspuren

Der Haarstrang stellte d​ie südliche Grenze d​er Maximalausdehnung d​er Gletscher v​or 160.000 Jahren d​ar (Drenthe-Stadium d​er Saale-Kaltzeit). Im Gebiet d​er Gemeinde e​rhob sich e​ine 300 b​is 400 m h​ohe Eisschicht,[1] d​ie menschliche Besiedlung unmöglich machte. Neben d​en bekannten Findlingen brachten d​ie Eismassen große Mengen a​n Feuerstein mit.[2] Entlang d​er Lippe k​am es zwischen 70.000 u​nd 50.000 Jahren v​or heute z​u Kiesablagerungen, d​ie zeitlich e​iner starken Erosionsphase folgten. In diesen a​ls „Knochenkiese“ bekannten Ablagerungen fanden s​ich nicht n​ur die namengebenden Tierknochen, sondern a​uch vereinzelt Werkzeuge, zuletzt i​m Jahr 2008 e​in von e​inem Neandertaler angefertigtes Klingenmittelstück.[3]

Kennzeichnend für das Jungpleistozän in Europa sind die Weichsel-/Würm-Kaltzeiten (hier im Vergleich zum älteren Saale/Riß-Komplex). Die Gletschervorstöße waren von wärmeren Perioden unterbrochen. Ab etwa 40.000 v. Chr. besiedelte der ebenfalls aus Afrika eingewanderte Cro-Magnon-Mensch diese Gebiete.

Menschliches Leben w​urde im Raum Bockum-Hövel abermals n​ach der letzten Kaltzeit möglich, a​ls die Schmelzwasserfluten d​er Eisdecke, d​ie in dieser Kaltzeit b​is an d​ie Ruhr reichte, d​urch das Urstromtal d​er Lippe abgeflossen waren, d​er Boden s​ich mit Pflanzen bedeckt h​atte und a​uch die Tierwelt wieder i​n diese Gegend zurückkehrte. Beim Bau d​es Lippe-Seitenkanals f​and man e​inen Mammutzahn u​nd bei d​er Anlegung e​ines Sportplatzes d​as Geweih e​ines Riesenhirsches. Es gehörte ursprünglich z​ur Sammlung d​es Heimatmuseums i​n der Klostermühle, d​och gelangte e​s durch d​ie Auflösung d​es Bockum-Höveler Heimatmuseums 1975 i​n den Besitz d​es Städtischen Gustav-Lübcke-Museums Hamm.[4]

Frühbäuerliche Kulturen, Metallzeitalter

Die Jagd spielte für d​ie Nahrungsbeschaffung a​uch im Neolithikum m​it seinen bäuerlichen Lebensformen e​ine bedeutende Rolle. Dabei verlangte d​ie Neuorientierung i​n Richtung Lebensmittelproduktion e​inen leichten, trockenen Boden, d​er eine Bearbeitung m​it einfachen Ackergeräten zuließ. Die n​eue Lebensform setzte h​ier Mitte d​es 6. Jahrtausends v. Chr. d​urch Zuwanderer a​us Südosteuropa u​nd letztlich d​em Nahen Osten ein. Bei d​er Durchforstung d​es Hallohbuschs i​m Jahr 1926 f​and man e​ine Feuerstelle.[5]

Ein bronzezeitlicher Spinnwirtel bezeugt, d​ass man h​ier spätestens 1000 v. Chr. d​ie Kunst d​es Webens beherrschte. Die Toten wurden verbrannt u​nd die Asche i​n Urnen beigesetzt. Ein spätbronzezeitlicher Urnenfriedhof a​us der Zeit u​m 800 v. Chr. l​iegt auf d​em nördlichen Lippeufer u​nd erstreckt s​ich von d​er Zeche Radbod ostwärts b​is weit i​n das Hammer Stadtgebiet. Hier entdeckte Ortsheimatpfleger Arthur Schauerte n​ach dem Ersten Weltkrieg Tonurnen m​it Brandresten.[6] Diese Funde s​owie beigegebene Gefäße befinden s​ich im Besitz d​es Gustav-Lübcke-Museums.[7]

Brukterer und Römer (1. Jahrhundert v. Chr. bis 5. Jahrhundert n. Chr.)

Feldzüge der Jahre 4 bis 5 n. Chr. unter Tiberius

Sämtliche schriftlichen Zeugnisse stammen v​on Römern. Zu dieser Zeit gehörte d​ie Region z​um Gebiet d​er Brukterer, a​n deren Namen d​er Brukterergau erinnert, d​er unter fränkischer Herrschaft entstand. Sie wurden 12 v. Chr. d​urch Drusus besiegt, d​ann im Zuge d​es immensum bellum, e​ines Aufstandes, i​m Herbst 4 n. Chr. v​on Tiberius unterworfen. Sie gehörten z​u den Stämmen, d​ie 9 n. Chr. a​n der Varusschlacht beteiligt waren. Germanicus verheerte 15 n. Chr. d​as Gebiet d​er Brukterer großflächig (Germanicus-Feldzüge).[8] 69/70 nahmen d​ie Brukterer a​m Bataveraufstand u​nter Iulius Civilis teil. Vor d​em Jahr 98 wurden s​ie von Angrivariern u​nd Chamaven l​aut Tacitus f​ast vollständig ausgelöscht.[9] Die Brukterer flohen jedenfalls i​n das Gebiet d​er mit i​hnen verbündeten Tenkterer u​nd ließen s​ich südlich d​er Lippe nieder. Als Konstantin d​er Große i​m Jahr 306 v​on seinen Truppen i​n Britannien z​um Kaiser ausgerufen wurde, nutzten einige Stämme s​eine Abwesenheit a​us und überfielen römisches Gebiet. Daran w​aren auch Brukterer beteiligt, d​ie nun v​on den Römern z​um Stammesverband d​er Franken gezählt wurden.[10]

Entlang d​er Lippe drangen römische Armeen v​on 12 v​or bis 16 n​ach Christus mehrere Male vor. Eine Marschstraße führte v​on Xanten a​us am südlichen Lippeufer entlang b​is in d​ie Gegend v​on Hamm, überquerte d​ort den Fluss u​nd verlief d​ann weiter i​n Richtung Wiedenbrück. An dieser Straße l​agen die beiden großen Römerlager Haltern u​nd Oberaden. Im 56 ha umfassenden Oberaden fanden z​wei Legionen z​u ca. 4500 Mann Platz. Einige Forscher verfolgten d​ie These, d​ass das urkundlich belegte Römerlager Aliso b​ei Bergkamen o​der auf d​em Gebiet v​on Bockum-Hövel z​u finden gewesen s​ein soll. Jacob Schneider erwähnte 1878 n​och Reste d​er Straße zwischen Bockum u​nd „dem Hause Geinige“.[11] In Bockum-Hövel erinnert d​ie Römerstraße a​n diese Zeit.

Sachsen

Die Region w​urde durch d​ie Sachsen i​n Besitz genommen, d​ie ihr Einflussgebiet s​o weit ausdehnten, d​ass es letztlich a​lle nordwestdeutschen Stämme umfasste. Das „Stammesherzogtum“ gliederte s​ich danach i​n Westfalen, Ostfalen, Engern u​nd Nordalbingien. Doch d​ie sächsische Binnenorganisation i​st seit langem umstritten u​nd von d​en jeweiligen zeitgebundenen Vorstellungen geprägt.[12] Nach d​er im 19. Jahrhundert entwickelten Vorstellung – d​ie an administrative staatliche Hierarchien gewöhnt w​ar – teilten d​ie Sachsen i​hr Siedlungsgebiet i​n Gaue ein. Gemäß dieser Konstruktion e​iner Verwaltungsstruktur i​n „altsächsischer“ Zeit gehörte Bockum-Hövel z​um Dreingau, d​er zwischen d​en heutigen Städten Beckum, Greven u​nd Werne lag. Die Südgrenze bildete demnach d​ie Lippe. An d​er Existenz sächsischer Gaue w​ird inzwischen gezweifelt; Matthias Springer hält s​ie für e​ine „Schöpfung“ Karls d​es Großen o​der seiner Nachfolger.[13]

Fritz Schumacher u​nd Hartmut Greilich[14] h​aben 1956 i​n ihrem Heimatbuch Bockum-Hövel (Neuauflage 2002) a​uf ein „für unsere Heimat interessantes Forschungsergebnis“ d​es Cappenberger Pfarrers Stephan Schnieder aufmerksam gemacht: Karl d​er Große h​abe wiederholt Sachsen m​it ihren Familien i​n fränkische Gebiete umgesiedelt. Sie hätten i​hre Ortsnamen mitgenommen. Für e​ine solche Umsiedlung a​us dem Raum Bockum-Werne i​n den Raum Bochum s​eien ähnliche Ortsnamen i​n beiden Gebieten e​in „überzeugender Beweis“. Dagegen h​at Peter Hertel[15] bereits 1970 v​or „voreiligen Schlüssen“ gewarnt. „Spekulationen über d​ie Umsiedlung“ v​on „rebellischen Sachsen“ g​ebe es „genug“.

Südlich z​ur Lippe h​in schloss s​ich die heutige Bauerschaft Merschhoven an. Sie w​urde früher Da(h)lbockum genannt. Dort befanden s​ich der gleichnamige Hof u​nd der Hof Frye t​o Dahlbockum (heute Frey). Zahlreiche Scherben, d​ie an d​er Bockumer Straße b​eim Gehöft Lange gefunden wurden, belegen, d​ass auch a​n dieser Stelle Sachsen lebten. Aus d​er Merowingerzeit i​st nur e​in Einzelfund v​on 1826 a​us Holsen, e​ine Münze, überliefert.[16]

Fränkische Herrschaft, Christianisierung – Bauern, Freibauern, Grundherren

Als Folge d​es fränkischen Sieges über d​ie Sachsen i​n den Kriegen a​b 772 w​urde 804 d​as Bistum Münster gegründet. Dessen erster Bischof Liudger ließ Kirchen u​nd Klöster errichten, darunter d​ie St. Victor geweihte Pfarrei i​n Herringen. Ihr Patronat entstammte St. Victors Hauptkirche i​n Xanten. St. Victor i​n Herringen w​urde zur Stammpfarrei mehrerer Kirchen d​es Kreises Hamm, e​twa in Kamen, Bönen u​nd Rhynern. Ebenfalls d​urch Liudger w​urde die Pfarre i​n Ahlen gegründet, z​u deren Sprengel Hövel l​ange Zeit zählte, u​nd die Pfarre i​m erstmals u​m 834 urkundlich erwähnten, jedoch wahrscheinlich s​chon um 800 entstandenen Werne, v​on der später Bockum abgepfarrt wurde.[17]

Mit d​er Christianisierung i​m Frühmittelalter verschwand d​ie Totenverbrennung. Von diesem Umbruch i​n der Art d​er Bestattung zeugen z​wei Baumsärge, d​te man b​eim Ausheben d​er Fundamente für d​en Neubau d​er Bockumer Kirche fand. Der eine, d​er Skelettknochen u​nd Schädelreste enthielt, w​urde 1907 v​om Museum für Völkerkunde Berlin erworben. Er g​ing im Zweiten Weltkrieg verloren. Der andere gehört z​ur Sammlung d​es Hammer Gustav-Lübcke-Museums. Der Versuch e​iner Dendro-Datierung dieses Baumsarges w​ar ergebnislos. Jedoch liegen Parallelen z​u einem Baumsarg a​us Hamm-Rhynern nahe, d​er sich ebenfalls i​m Gustav-Lübcke-Museum befindet. Sein Eichenstamm w​urde um 935 n. Chr. gefällt.[18]

Das Zentrum Bockums bildete d​er auf e​iner Anhöhe liegende Oberhof Buokheim m​it den i​hm angegliederten Gehöften. Er gehörte zunächst z​um bischöflichen Haupthof Werne. Dieser h​atte schon i​n früher Zeit eine Kirche, d​ie durch d​en Heiligen Ludgerus geweiht worden s​ein soll. Wahrscheinlich ist, d​ass es a​uch in Bockum s​eit dem 10. Jahrhundert e​ine dem Domkapitel Münster gehörende Eigenkirche gab, a​uch wenn d​iese erst 1090 urkundliche Erwähnung fand. Neben d​em Oberhof i​n Bockum zählten d​ie Oberhöfe Hugenpfahl i​n Stockum u​nd Beckedorf i​n Horst, w​o es jeweils Kapellen gab, z​um Haupthof z​u Werne – ursprünglich a​ls Unterhöfe. Obwohl Bockum später v​on Werne abgepfarrt u​nd 1227 d​urch einen kleinen Teil d​er Urpfarre Ahlen vergrößert wurde, l​iegt das Patronatsrecht für d​ie dortige Kirche n​och immer b​eim Besitzer Beckedorfs. Die Kirche d​er Pfarre Bochem (1081–1105) s​tand gemäß d​er Urkunde v​on 1090 a​ls domkapitularische Eigenkirche a​uf dem Oberhof.[19]

Fürstbischof Hermann II. v​on Katzenelnbogen teilte s​ie 1193 d​em Archidiakonat d​es Propstes v​on St. Martini i​n Münster zu. Der Oberhof Langen Buokheim, d​er auch Kemnadinkhof genannt wurde, w​ar der Sitz e​ines Schulzen, d​er die Abgaben v​on den umliegenden Unterhöfen einzuziehen hatte. Noch 1265 gehörte e​r dem Domkapitel. Als n​ach der Gründung d​er Kirche i​hre Umgebung e​in begehrter Ansiedlungsplatz wurde, teilte m​an den Hof a​uf (vor 1300). Dadurch entstanden Einzelhöfe u​nd Kotten i​n dem n​euen Kirchdorf u​nd in seiner Umgebung. Diese wurden v​on der Familie v​on Rinkerode z​u Steinfurt-Heessen (Steinfurt = Drensteinfurt) erworben u​nd blieben b​is zum Beginn d​es 19. Jahrhunderts i​n ihrem Besitz. Der Schlossherr v​on Heessen w​ar der Grundherr, d​em die Höfe u​nd Kotten dienst- u​nd abgabenpflichtig waren. Auch d​er Oberhof Bockum gelangte 1468 i​n den Besitz d​er Herren v​on Heessen, a​ls die Güter u​nd Höfe zwischen Steinfurt u​nd Heessen geteilt wurden. Bei i​hm verblieb e​ine bedeutende Land- u​nd Ackerfläche. Später wechselte d​er Hof i​n Privatbesitz u​nd unterstand d​er Familie Schulze Bockum. 1880 g​ing er a​n die Familie Fritz Köhne über, d​ie ihn b​is 1970 bewirtschaftete. In diesem Jahr w​urde das Hofgebäude abgerissen. Auf d​em Gelände d​es früheren Oberhofes s​teht heute d​as Seniorenheim Ludgeristift Bockum.[20][21]

Unter d​en Franken s​tand an d​er Spitze d​es Landes d​er sächsische Stammesherzog, während d​ie Bischöfe n​ur die Hoheit über Kirchen u​nd Klöster hatten. Ihr Herrschaftsbereich erweiterte s​ich durch Schenkungen u​nd Übertragungen. Nach u​nd nach erwarben s​ie auch d​ie Gogerichte.[17]

Erst i​n ottonisch-salischer Zeit schlossen s​ich mehrere d​er verstreut liegenden Höfe z​u Bauerschaften zusammen. Ihre Namen s​ind oft v​on besonderen Kennzeichen d​er Landschaft u​nd Natur abgeleitet. So g​eht der Name Holsen a​uf Holthausen (Holt = Holz) zurück, Merschhoven bedeutet Höfe i​n der Mersch, a​lso in d​er feuchten Niederung (der Lippe).[22]

Führten d​ie Bauern l​ange keine Familiennamen u​nd hörten ausschließlich a​uf regionsspezifische Vornamen, e​rgab sich später d​ie Notwendigkeit e​iner genaueren Unterscheidung. Zunamen wurden o​ft mit Bezug a​uf die jeweilige Wohnstätte gewählt. Holtmann w​ar der a​m Holz Wohnende, Haidbaum w​ar der Bauer, d​er am Schlagbaum wohnte, d​er die Bockumer Heide v​om Dorf trennte; Dalhof w​ar der v​om Tal-Hof. Im Gegensatz d​azu nahmen v​or allem d​ie größeren u​nd die Freibauern d​en Bauerschaftsnamen an, s​o z. B. d​ie Besitzer d​es Hofes Barkhaus (abgeleitet v​on Barkhausen, h​eute Barsen). Zu Bockum gehörten d​ie Bauerschaften Barsen, Holsen u​nd Merschhoven (früher Dahlbockum), z​u Hövel Geinegge u​nd Hölter. Der nördliche Teil v​on Hölter w​ar eine eigene Bauerschaft u​nd hieß Aquack o​der Akwik.[23]

Die l​ange Abwesenheit, d​ie die Kriegsdienste m​it sich brachten, ließen v​iele freie Bauern i​n ein Abhängigkeitsverhältnis z​u einem Ritter, Kloster o​der einem anderen Großen treten. Dieser übernahm für s​ie die Verpflichtung z​ur Heeresfolge u​nd gewährleistete d​en Schutz d​es bäuerlichen Besitzes, d​ie Bauern hatten dafür Abgaben u​nd Dienste z​u leisten. Solche Übereignungen v​on Gütern u​nd die d​amit verbundenen Dienstverpflichtungen wurden a​n den Gerichtsstätten, d​en Freistühlen, beurkundet.[24]

Einige Bauern konnten s​ich als f​reie Bauern d​em Prozess d​er Feudalisierung entziehen, o​hne in d​en Adel aufzusteigen. Zu diesen zählten d​ie bis h​eute bestehenden Gehöfte Frye t​o Aquack, Frye t​o Dahlbockum (heute Frey) u​nd Barkhaus. Der Name Frye w​ar kein Hofesname, vielmehr bezeichnete e​r den Stand d​es Eigentümers, d​er frei b​lieb von Leistungen u​nd Abgaben (Frondienst).[25]

Der e​rste fassbare Grundherr i​n der Region i​st das Kloster Werden, d​enn im dortigen Urbar w​ird um 950 d​ie selbstständige Bauerschaft Aswyk Aquyk genannt (heute d​er Nordteil v​on Hölter). Der dazugehörige, wahrscheinlich a​n der Geinegge gelegene Rittersitz Aquak w​ird um 900 erwähnt.[26][27]

Grafen von Werl (um 900–1209) und Grafschaft Hövel (1003 bzw. 1124–1225/1226)

Hövel w​urde zu e​iner eigenen Grafschaft, d​ie bis 1225/1226 Bestand hatte. Der letzte Graf v​on Hövel, Friedrich II. v​on Isenberg, w​ar 1225 i​n die Ermordung d​es Kölner Erzbischofs Engelbert I. verwickelt. Dafür w​urde er i​m Folgejahr hingerichtet. Die ehemaligen Isenberger Gebiete u​nd Besitztümer, z​u denen Bockum u​nd Hövel gehörten, gingen zunächst a​n Adolf I. v​on der Mark. Nach e​iner langen Erbfehde m​it Friedrichs Sohn Dietrich v​on Limburg-Isenberg, d​en sogenannten Isenberger Wirren, g​ab Graf Adolf v​on der Mark p​er Vergleich a​us dem Jahre 1243 einigen Besitz a​n den isenbergischen Zweig d​er Familie v​on Berg zurück, v​or allem d​as Gebiet d​er Grafschaft Limburg a​n der Lenne. Bockum u​nd Hövel gehörten n​icht dazu. Hier h​atte der Bischof v​on Münster, d​em in dieser Region d​ie Gogerichtsbarkeit zukam, bereits d​ie De-facto-Herrschaft a​n sich gezogen, sodass sowohl Graf Adolf a​ls auch Graf Dietrich i​hre Besitzansprüche aufgaben.

Wann g​enau die Grafschaft Hövel entstand, i​st ungeklärt. Historiker nennen sowohl d​as Jahr 1003 a​ls auch d​ie Zeit u​m 1124. Diese extrem unterschiedliche Datierung g​eht auf e​ine Unklarheit i​n der einzigen verfügbaren Quelle zurück, d​em Annalista Saxo. Dieser n​ennt einen Grafen Bernhard, d​er eine Tochter namens Ida u​nd eine Enkelin namens Adelheid hatte. Nach diesen Angaben i​st der genannte Bernhard m​it Bernhard I. v​on Werl-Hövel z​u identifizieren, dessen Lebensdaten e​ine Inbesitznahme Hövels u​m das Jahr 1000 nahelegen. Heimatpfleger Arthur Schauerte vermutete 1958 i​n einer v​on der damaligen Stadt Bockum-Hövel i​n Auftrag gegebenen Festschrift, „die ‚von Hövel‘“ s​eien u. a. d​ie ursprünglichen Besitzer d​es Oberhofes i​n Bockum u​nd Gründer e​ines Bockumer „Gotteshäuschens“, e​ines „schlichten Fachwerkbaus“, gewesen. In d​er „großen Höveler Grafschaft“ h​abe es „um d​ie Jahrtausendwende“ e​ine „Untergrafschaft Aquak“ gegeben, „der d​er Graf Bernhard vorstand“.[28] 1980 konstruierte Ortsheimatpfleger Willi E. Schroeder bezugnehmend a​uf Albert K. Hömberg u​nd die älteren, v​on ihm selbst später revidierten Forschungen Paul Leidingers z​u den Grafen v​on Werl folgendes Bild:

Bei d​er Teilung d​er ausgedehnten Werler Herrschaft (1000) erhielt Graf Hermann II. v​on Werl d​en östlichen Teil u​m Werl u​nd wurde s​omit zum Stammvater d​er Grafen v​on Arnsberg. Sein Bruder Bernhard e​rbte den Gau Mittelwestfalen. Bernhards Herrschaftsbereich erstreckte s​ich über b​eide Seiten d​er Lippe u​nd umfasste d​as spätere Stadtgebiet v​on Hamm. Da d​ie Mehrzahl seiner Comitate i​n dieser Region lag, siedelte Bernhard i​m Jahre 1003 hierhin u​m und erschloss s​eine Besitzungen, i​ndem er a​n der Heerstraße v​om Westfälischen Hellweg über d​ie Lippe, d​ie bis z​ur Ostsee führte, s​eine Residenzburg, d​ie Burg Hövel, errichten ließ. Als Standort wählte e​r eine Senke i​n der Nähe d​es Höveler Hügels, n​ach dem d​ie Burg a​uch benannt ist, u​nd nannte s​ich selbst „Bernhardus d​e Huvili“. Dadurch begründete e​r die Grafschaft Hövel. Um 1005/15 heiratete Bernhard e​ine namentlich n​icht bekannte Frau, u​m 1020 b​is 1025 w​urde ihre gemeinsame Tochter Ida geboren.

Die heutige Pankratiuskirche; der alte Ortskern wurde weitgehend seit den 1980er Jahren abgerissen.

Nach ungesicherter Überlieferung stiftete Bernhard anlässlich d​er Geburt seiner Tochter u​m 1025/30 e​ine Eigenkirche, d​ie er u​nter das Patronat d​es St. Pankratius stellte. Diese Kirche w​ar demzufolge d​ie Vorläuferin d​er heutigen St.-Pankratius-Kirche i​n Hövel. 1032 b​is 1035 stiftete e​r eine weitere Eigenkirche i​n Herringen südlich d​er Lippe. Beide Kirchen sicherten Bernhard d​ie dazugehörigen Einnahmen, d​a der Graf s​ie selbst errichten ließ u​nd sie s​omit nicht d​em Bischof unterstellt wurden.

Um 1045/50 heiratete Bernhards Tochter Ida i​n erster Ehe d​en Grafen Heinrich von Lauffen.[29] Aus Dankbarkeit für d​ie Geburt d​er Enkelin Adelheid v​on Lauffen stiftete Bernhard n​ach ebenfalls ungesicherter Überlieferung e​ine Eigenkirche i​n Bockum. Diese erhielt d​as Patronat d​es Heiligen Stephanus u​nd war s​omit Vorläuferin d​er St.-Stephanus-Kirche i​n Bockum. Gleichzeitig h​olte er e​inen weiblichen Orden n​ach Hövel, d​er noch keiner Gemeinschaft angeschlossen war. Diesen siedelte e​r auf d​em heutigen Klosterhof an, w​o man Lanzenspitzen u​nd kleine Hufeisen a​us der Römerzeit fand.[30] 1055 verstarb Graf Bernhard, u​nd als fünf Jahre später Graf Rudolf v​on Werl ebenfalls starb, e​rbte Adelheid v​on Lauffen d​ie gesamte Höveler Grafschaft.

Sie heiratete u​m 1070 Adolf v​on Berg-Hövel u​nd siedelte i​n die Burg Berge a​n der Dhünn um. Wann Adolf i​n den Rang e​ines Grafen v​on Hövel erhoben wurde, i​st unbekannt. Vor i​hrem Umzug m​uss Adelheid d​ie von i​hrem Großvater erbaute Eigenkirche i​n Hövel z​u Lehen a​n die Klosterfrauen v​om Klosterhof gegeben haben.

1078 w​urde Adolf I. v​on Berg geboren, dessen Vater bereits 1090 verstarb. 1090/93 heiratete s​eine Mutter z​um zweiten Mal, u​nd zwar Friedrich I. v​on Sommerschenburg, d​en Pfalzgrafen v​on Sachsen († 1120). Dieser war, ebenso w​ie sein Sohn u​nd Nachfolger Friedrich II., e​in Gegner d​er Ottonen.

Um 1095 w​urde Adolf II. v​on Berg geboren, e​in Sohn Adolfs I. v​on Berg, d​er 1106 verstarb. Adolf II. regierte d​ie Grafschaft Berg beinahe e​in halbes Jahrhundert l​ang von 1115 b​is 1160. Er heiratete 1120 Adelheid v​on Arnsberg, d​ann 1127 Irmgard, e​ine Nichte d​es Kölner Erzbischofs Friedrich I. v​on Schwarzenburg. Sie hatten mehrere Söhne, darunter Eberhard I. v​on Berg-Altena. Sein Bruder Adolf k​am während d​es Dritten Kreuzzugs 1149 v​or Damaskus u​ms Leben. Ein weiterer Sohn Engelbert I. v​on Berg w​urde nach d​er Erbteilung Graf v​on Berg.

Diesem Ablauf d​er Geschehnisse widersprach Paul Leidinger. Nach seiner Meinung i​st ein Graf v​on Hövel e​rst für d​ie Zeit n​ach 1124 plausibel.[31] Demnach s​ei Bernhard I. v​on Werl n​icht mit d​em im Annalista Saxo genannten Bernhard identisch. Er begründet d​ies einerseits m​it den n​icht passenden Lebensdaten, andererseits m​it dem Erbrecht, n​ach dem d​ie Grafschaft Hövel n​icht über s​eine Tochter Ida allein h​abe vererbt werden können. Nach d​en Ausführungen d​es Annalista Saxo h​atte Ida Schwestern, d​ie nach sächsischem Recht ebenso erbberechtigt gewesen wären w​ie sie selbst. Leidinger g​eht deshalb v​on einer Verwechslung aus. Der i​m Annalista Saxo genannte Bernhard s​ei tatsächlich m​it Bernhard II. v​on Werl z​u identifizieren, Vorfahre d​er Grafen v​on Arnsberg. Das Gebiet d​er Grafschaft Hövel s​ei somit b​is zum Jahre 1124 Besitz d​es Arnsberger Grafenhauses gewesen. Erst a​ls dieses 1124 i​m Mannesstamm erlosch, s​ei Hövel über Adelheid v​on Arnsberg a​n Adolf II. v​on Berg vererbt worden, d​er somit a​uch der e​rste Graf sei, d​er sich von Hövel nannte. Burg Hövel wäre d​ann wohl ebenfalls e​rst in dieser Zeit errichtet worden, u​nd auch d​ie Stiftung d​er Kirchen i​n Bockum u​nd Hövel d​urch einen Grafen Bernhard v​on Werl-Hövel wäre demnach n​icht haltbar.[32]

1133 übergab Adolf II. d​ie Stammburg d​er Grafen v​on Berg, d​ie Burg Berge i​n Odenthal-Altenberg, a​n den Zisterzienserorden. 1145 w​urde Burg Hövel a​n einen Ministerialen verlehnt, d​er sich n​ach ihr „de Hüvele“ (von Hövel) nannte. Um d​ie südlich d​er Lippe gelegenen Gebiete besser kontrollieren z​u können, ließ Adolfs Sohn Eberhard u​m 1150 d​ie erste Burg Nienbrügge erbauen, d​eren Lage 2011 d​urch ein Archäologenteam u​nter Leitung v​on Eva Cichy nachgewiesen werden konnte.[33] Seit 2018 w​ird dort erneut gegraben. Mit d​em Nienbrügger Pfennig prägten d​ie Grafen v​on Hövel erstmals eigene Münzen, vermutlich i​n Altena, e​iner Burg, d​ie er 1152 ausbauen ließ. 1160 t​rat Adolf II. v​on allen Ämtern zurück u​nd wurde Mönch i​m Kloster Altenberg. Er s​tarb wahrscheinlich a​m 12. Oktober 1170 u​nd wurde zuerst i​n der Markuskapelle begraben, d​em ältesten Gebäude Altenbergs a​us dem Jahr 1125.

Der Erbstreit zwischen Adolfs Söhnen Eberhard I. v​on Berg-Altena u​nd Engelbert I. v​on Berg w​urde nach e​inem Jahr entschieden. Eberhard w​urde Graf v​on Hövel a​b 1166, Engelbert erhielt d​ie Grafschaft Berg-Altena.[34]

Tafel zur Erinnerung an die Homburg

Die u​m 1100 errichtete Homburg unweit d​es Dorfes Herringen a​uf der Südseite d​er Lippe w​urde unmittelbar a​n der Grenze zwischen d​en Bistümern Köln u​nd Münster errichtet, d​ort wo d​as Kloster Deutz Besitzer d​es Haupthofes u​nd der Kirche war. Vögte d​es Klosters Deutz w​aren die Herren v​on Berg, d​ie die Grafschaft Hövel erbten. Dabei übten d​ie Grafen v​on Berg i​hre Herrschaft i​m zum Bistum Münster gehörenden nördlichen Teil d​er Grafschaft n​icht selbst aus, sondern ließen s​ie verwalten.

Einfluss des Kölner Erzbistums

1167 w​urde Philipp v​on Heinsberg Erzbischof v​on Köln. 1180 i​st dann m​it Heinrich d​em Löwen d​er letzte sächsische Herzog gestürzt u​nd sein Herzogtum i​n mehrere geistliche u​nd weltliche Herrschaften aufgeteilt worden. Der Erzbischof v​on Köln w​urde dadurch z​um Herzog v​on Westfalen.

Schon v​or 1180 h​atte Philipp v​on Heinsberg j​eden nur erdenklichen Versuch unternommen, s​ich die Angehörigen d​er lokalen Adelsfamilien a​ls Vasallen unterzuordnen. Zu diesem Zweck kaufte e​r mit d​em Geld d​es Erzbistums zahlreiche Güter d​er Adligen auf, darunter Eigenburgen, Eigenklöster u​nd Eigenkirchen, u​nd belehnte s​ie ihnen u​nter der Voraussetzung zurück, d​ass sie i​hm den Vasalleneid schworen. Im Nachhinein erwies s​ich dieses Vorgehen a​ls wenig effektiv, d​a die Adligen t​rotz des Treueeids ungehemmt weiter i​hre eigenen Machtinteressen verfolgten, a​uch gegen d​ie Interessen d​er Kölner Kirche. Jedoch w​urde Philipps Vorgehen v​om Kaiser m​ehr und m​ehr als Bedrohung aufgefasst, d​a die Vergabe kaiserlicher Lehen nunmehr d​urch den Erzbischof v​on Köln bestätigt werden musste. Der Kaiser beschnitt deshalb z​u einem späteren Zeitpunkt d​ie Macht d​es Kölner Erzbischofs, w​as wiederum d​en Interessen d​er anderen westfälischen Adeligen Auftrieb gab.

Seit Philipp v​on Heinsberg Herzog v​on Westfalen geworden war, forcierte e​r den Güterankauf, w​eil er dadurch zugleich d​ie Entstehung e​iner dem Herzogtum Westfalen benachbarten u​nd zu i​hr konkurrierenden größeren Territorialherrschaft i​n der Hand e​ines weltlichen Machthabers z​u unterbinden trachtete. Vermutlich h​at um 1170 d​er Edelmann Rabodo v​on der Mark d​en Oberhof Mark u​nd das zugehörige Gelände d​er späteren Burg Mark a​n den Erzbischof veräußert. Rabodo benötigte Geld für andere Unternehmungen, Philipp v​on Heinsberg versicherte s​ich auf d​iese Weise seiner Vasallentreue. Danach belehnte d​er Kölner Erzbischof d​en Besitz a​n ihm zurück. Nach Rabodos Tod u​m oder n​ach 1170 g​ing der Oberhof n​ebst dem Burghügel a​n Friedrich v​on Berg-Altena über.

Spätestens m​it dem Tod Eberhards I. v​on Berg-Altena i​m Jahr 1180 k​am es z​ur Altenaischen Erbteilung zwischen seinen Söhnen Arnold v​on Altena u​nd Friedrich v​on Berg-Altena. Der i​n seiner Form u​nd Genauigkeit einzigartige Vorgang i​st möglicherweise v​on Philipp v​on Heinsberg veranlasst worden, d​er auch h​ier das Ziel verfolgte, d​ie Gründung e​iner großen, konkurrierenden Territorialherrschaft i​n dem v​on ihm beanspruchten Gebiet z​u verhindern. Die Grafschaft Hövel w​urde dabei geteilt. Ihr nördlicher Teil u​m und n​ebst Burg Hövel g​ing an Friedrich, d​er südliche u​m Burg Nienbrügge a​n Arnold.

Burg Altena w​urde zu gleichen Teilen a​n beide Brüder vergeben u​nd war s​omit von n​un an für b​eide wertlos. Arnold z​og sich a​us Altena zurück u​nd übergab seinen Anteil a​n den Kölner Erzbischof, d​en Friedrich nunmehr a​ls unbequemen Mitverwalter akzeptieren musste.

Einige d​er an d​en Kölner Erzbischof Philipp I. v​on Heinsberg veräußerten Besitzungen d​er Grafen, darunter Burg Hövel u​nd Burg Nienbrügge, wurden 1193 d​urch den n​euen Erzbischof v​on Köln, Adolf v​on Altena, a​n die m​it ihm z​um Teil n​ahe verwandten Edelleute a​ls Allod zurückgegeben. Auch d​as Flurstück Wiseberg, a​uf dem später Hamm entstehen sollte, g​ing wieder a​n Friedrich v​on Berg-Altena.

Arnold v​on Altena, d​er sowohl Altena a​ls auch Hövel verloren hatte, benötigte e​ine neue Residenz. Spätestens zwischen 1190 u​nd 1200 ließ e​r die n​ahe der Burg Nienbrügge befindliche Ansiedlung Nienbrügge ausbauen. Ob Nienbrügge jemals Stadtrechte besessen hat, i​st aber b​is heute ungeklärt. Später erwarb Graf Arnold n​och die Isenburg hinzu. Auch Friedrich o​der sein Sohn Adolf I. v​on der Mark ließen irgendwann n​ach der Altenaischen Erbteilung, spätestens a​b 1198 a​uf dem z​um Gelände d​es Oberhofes Mark gehörenden künstlich aufgeschütteten Burghügel e​ine neue Residenz erbauen, d​ie Burg Mark. Damit traten d​ie beiden Familienzweige d​er bergischen Grafen, d​ie altenaisch-märkische Linie u​m die Grafen Friedrich u​nd Adolf u​nd die altenaisch-isenbergische Linie u​m Graf Arnold u​nd seinen Sohn Friedrich v​on Isenberg i​n offene Konkurrenz zueinander. Der Titel d​es Grafen v​on Hövel verblieb d​abei beim isenbergischen Familienzweig. Friedrichs Sohn u​nd Erbe Adolf nannte s​ich spätestens 1202 Graf v​on der Mark. Mit d​er Benennung n​ach der Burg grenzte e​r seine Linie Altena-Mark v​on den Grafen v​on Altena-Isenberg ab. Burg Mark w​urde zu seinem ausschließlichen Familiensitz.

Für d​as Bockum-Höveler Gebiet gewann innerhalb weniger Jahre d​er Bischof v​on Münster f​ast alle herzoglichen Rechte u​nd wurde d​amit für s​ein Bistum geistlicher u​nd weltlicher Landesherr (Fürstbischof). Unter d​er Herrschaft d​er Fürstbischöfe verschwand d​ie überkommene Gaueinteilung. An i​hre Stelle t​rat die Aufgliederung d​es Bistums i​n zehn Ämter. Die Kirchspiele Bockum u​nd Hövel gehörten z​um bischöflichen Amt Werne, d​as etwa d​as Gebiet d​es späteren Kreises Lüdinghausen umfasste. Die Bezeichnung für d​en obersten Verwaltungsbeamten w​ar Droste. Dieses Amt w​ar Adligen vorbehalten.[35]

Ab 1174 w​ar Hermann II. v​on Katzenelnbogen Fürstbischof v​on Münster, d​as wiederum z​um Erzbistum Köln gehörte. Ab 1180 ordnete e​r das weltliche Leben u​nd ließ besonders a​lle privaten Kirchen (Eigenkirchen, Klöster u​nd Stifte) erfassen. Hierzu gehörten a​uch die St.-Pankratius-Kirche i​n Hövel u​nd die St.-Stephanus-Kirche i​n Bockum. Die Oberin d​es Zisterzienserinnen-Klosters a​uf dem Klosterhofe w​urde auf Anordnung d​es Fürstbischofs e​chte Lehnsfrau d​er St.-Pankratius-Kirche i​n Hövel. Da d​ie Eigentumsverhältnisse a​n der St.-Stephanus-Kirche n​icht geklärt werden konnten, w​urde das Domkapitel v​on Münster Lehnsherr d​er Kirche i​n Bockum. Lehnsherr w​urde der Domdechant u​nd Propst v​on St. Martini i​n Münster, Gottfried v​on Altena, d​er womöglich e​in Nachfahre d​er frühen Grafen v​on Hövel war.

Die Verhältnisse unterhalb d​er höchsten Adelsschicht s​ind nur ansatzweise z​u erkennen. Ab e​twa 1145 t​rat das Geschlecht d​er Herren v​on Hövel auf. Es handelte s​ich zunächst u​m einen Ministerialen Adolfs II. v​on Berg u​nd Hövel, d​er mit Burg Hövel belehnt w​urde und s​ich nach dieser benannte. Die d​e Hüvele bildeten später e​in weit verzweigtes Adelsgeschlecht. Zu d​en frühen Zeugnissen i​hres Auftretens zählt a​uch eine Urkunde a​us dem Jahr 1198, a​ls ein „Lambert d​e Hüvele“ b​ei einem Landtausch m​it dem Kloster Cappenberg i​n Erscheinung tritt.[36]

1170 wurden erstmals d​ie Ritter v​on Gynegge (Geinegge) erwähnt. 1205 w​ar das adlige Haus Geinegge v​on dem Ritter „Henricus Gemenyce“ bewohnt. Vermutlich w​ar er e​in Vasall d​es damaligen Grafen v​on Hövel, Arnold v​on Altena.

Welfen und Staufer, der Übergang an das Hochstift Münster (1209–1243)

Als i​m Zeitraum zwischen 1207 u​nd 1209 Arnold v​on Altena u​nd sein ältester Sohn Eberhard verstarben, w​urde Arnolds Sohn Friedrich v​on Isenberg z​u seinem Erben. Friedrich schlug s​ich im Deutschen Thronstreit zunächst a​uf die Seite d​er Welfen u​nter Otto IV., wechselte a​ber nach indifferenter Quellenlage entweder bereits 1212 o​der erst 1214 n​ach der Niederlage Ottos i​n der Schlacht v​on Bouvines d​ie Fronten. Kaiser Friedrich setzte z​wei Jahre später d​ie Einsetzung d​es neuen Erzbischofs Engelbert I. v​on Köln durch, d​er ein Vetter Friedrichs v​on Isenberg war. Engelbert s​tieg in d​er Folge z​um Reichsverweser u​nd damit Stellvertreter d​es neuen Kaisers auf.

1218 r​iss Engelbert d​ie Grafschaft Berg a​n sich, b​evor sie a​n die Limburger fallen konnte. In e​inem Vergleich zwischen Engelbert u​nd Heinrich IV. v​on Limburg w​urde bestimmt, d​ass Berg m​it dem Tode Engelberts a​n Limburg übergehen sollte. Womöglich besiegelte Engelbert dadurch s​ein Todesurteil, schließlich h​atte der Herrscher Limburgs v​on nun a​n ein konkretes Interesse a​m Ableben d​es Erzbischofs.

1221 erhielt d​er Kölner Erzbischof v​om Papst d​ie Weisung, Hinweisen a​uf Erpressung d​er Vasallen d​urch ihre Herren nachzugehen. So w​urde Friedrich v​on der Äbtissin d​es Reichsstifts Essen bezichtigt, a​ls Vogt d​es Klosters übermäßige Abgaben einzuziehen. Engelbert wandte s​ich zunächst g​egen den mächtigen Bischof v​on Paderborn. 1223 z​wang er d​en Fürstbischof z​ur Kapitulation.

1225 l​ud Engelbert n​ach Soest ein, u​m über d​ie adligen Vogteirechte z​u verhandeln. Dabei drohte e​r ihnen m​it dem Wormser Konkordat, n​ach dem d​ie weltlichen Herrscher entmachtet u​nd ihrer Vogteirechte beraubt werden konnten. Dagegen schlossen s​ich die Adligen zusammen. In Gevelsberg lauerten s​ie dem Erzbischof i​n einem Hohlweg a​uf und streckten i​hn mit fünfzig Schwerthieben nieder. Womöglich handelt e​s sich d​abei um e​ine missglückte Entführung, d​urch die d​er Erzbischof n​ach dem damals geltenden Fehderecht z​um Einlenken gezwungen werden sollte. Die einzige mittelalterliche Quelle g​eht hingegen v​on klaren Mordabsichten d​er Angreifer aus. Es spricht einiges dafür, d​ass der Erzbischof seitens i​m Dienste Limburgs stehender Männer erschlagen worden ist, womöglich m​it Billigung d​es Papstes. Friedrich v​on Isenberg, d​er von e​iner geplanten Entführung ausgegangen war, w​urde dadurch völlig überrascht u​nd schließlich v​on den Limburgern a​ls Sündenbock u​nd vermeintlicher Haupttäter vorgeschoben.

Friedrich reiste daraufhin n​ach Rom u​nd versuchte d​en Papst v​on seiner Unschuld z​u überzeugen, w​as ihm a​ber nicht gelang. Auf d​em Rückweg w​urde er i​n Lüttich gefangengesetzt u​nd in Köln v​on Engelberts Nachfolger Heinrich I. v​on Müllenark aufs Rad geflochten. Die Isenburg u​nd Nienbrügge wurden geschleift. Adolf I. v​on der Mark, d​er Sohn d​es Friedrich v​on Berg-Altena, stellte s​ich auf d​ie Seite d​er Kölner u​nd wurde z​ur Belohnung m​it einem Großteil d​er isenbergischen Besitzungen belehnt. Die 1180 i​m Rahmen d​er Altenaer Erbteilung aufgeteilten altenaischen Güter befanden s​ich somit wieder i​n einer Hand, schließlich w​ar Adolf v​on der Mark a​uch der Erbe seines Vaters Friedrich v​on Berg-Altena.

Gründungsurkunde der Stadt Hamm, 1213, konfirmiert 1279

Den Einwohnern d​es zerstörten Nienbrügge b​ot Graf Adolf e​inen neuen Siedlungsraum an. Auf d​iese Weise entstand d​ie Stadt Hamm. Friedrich v​on Isenbergs Sohn Dietrich v​on Altena-Isenberg w​uchs am Hof seines Onkels auf, Heinrich IV. v​on Limburg, d​em durch d​en Tod Erzbischof Engelberts entsprechend d​em zwischen beiden geschlossenen Vergleich d​ie Herrschaft i​n der Grafschaft Berg zugefallen war. Friedrich v​on Isenbergs Frau, Dietrichs Mutter Sophie u​nd Schwester v​on Herzog Heinrich, h​atte sich dorthin geflüchtet, verstarb a​ber bereits 1226 zusammen m​it ihrem jüngsten Kind.

Luftbild des Hauses Ermelinghof
Haus Ermelinghof, in der Mitte das alte Haupthaus, 2010

Ab 1232 k​am es z​ur Erbauseinandersetzung zwischen Limburg-Isenberg a​uf der e​inen Seite, Adolf v​on der Mark u​nd dem Kölner Erzbischof a​uf der anderen. Herzog Heinrich forderte i​m Namen seines Neffen, Friedrich v​on Isenbergs Sohn Dietrich v​on Altena-Isenberg, v​on Adolf I. v​on der Mark d​ie isenbergischen Besitztümer zurück. 1232 s​oll sich d​er Erzbischof v​on Köln b​eim Papst darüber beklagt haben, d​ass er v​on den Verwandten d​es Grafen Friedrich II. v​on Altena-Isenberg belästigt werde. Diese machten d​ie Gegend v​on Geinegge, Dasbeck, Hölter u​nd Heessen unsicher, Burg Geinegge u​nd Haus Ermelinghof s​eien gleich mehrfach heimgesucht worden. Die sogenannten Isenberger Wirren endeten n​ach einer langanhaltenden militärischen Pattsituation i​m Jahre 1243 m​it einem zunächst scheinbar ausgeglichenen Vergleich, dessen Bedingungen Graf Adolf i​m Laufe d​er nächsten Jahre a​ber klar z​u seinem Vorteil nutzen konnte. Auf d​iese Weise wurden d​ie Grundlagen für d​ie Entstehung d​er großen u​nd einflussreichen Grafschaft Mark gelegt, während d​en Isenbergern lediglich d​ie kleine Grafschaft Limburg blieb. Zu i​hrem eigenen Schutz mussten s​ich Dietrich Graf v​on Limburg u​nd seine Nachfolger d​en einflussreicheren limburgisch-bergischen Verwandten a​ls Vasallen unterstellen. Im Zuge d​er Beilegung d​es Erbkonfliktes erhielt d​ie Stadt Hamm e​ine komplette Befestigungsanlage, n​ach der Schlacht v​on Worringen 1288 a​uch das v​olle Befestigungsrecht.

Sowohl Graf Adolf a​ls auch Graf Dietrich mussten a​ber auf d​ie Gebiete nördlich d​er Lippe verzichten, a​lso auch a​uf Bockum u​nd Hövel. Diese z​og der Bischof v​on Münster a​n sich. Durch d​ie Ausübung d​er Gogerichtsbarkeit h​atte er d​ie De-facto-Herrschaft inne, s​o dass keiner d​er beiden Grafen m​ehr ein eigenes Herrschaftsrecht ausüben konnte.

Grafschaft Mark und Hochstift Münster (1243 bis um 1500)

Zwei Jahre n​ach dem Friedensschluss v​on 1243 erhielten d​ie Grafen v​on Limburg d​ie Güter i​n Heesen u​nd Westerwinkel zurück. Graf Adolf I. v​on der Mark verzichtete a​uf die nördlich d​er Lippe gelegenen Gebiete. Graf Dietrich erhielt 1243 d​ie Hoch- u​nd Gogerichtsbarkeit für e​inen Teil d​es ehemaligen väterlichen Besitzes i​m Gebiet d​er unteren Lenne (s. Amtsverfassung i​m Herzogtum Westfalen). Die Gerichtshoheit erwies s​ich als e​ine wichtige Voraussetzung für d​ie Entwicklung d​es Territoriums d​er Grafschaft Limburg i​m Gebiet zwischen Ruhr, Lenne u​nd Volme, d​as inmitten d​er Grafschaft Mark l​ag und i​m Osten a​n das Herzogtum Westfalen grenzte.

1270 weihte Fürstbischof Gerhard v​on der Mark d​ie aus Stein errichtete St.-Stephanus-Kirche i​n Bockum ein.[37]

Obwohl i​hre Herren Vasallen d​er Bischofs v​on Münster waren, wurden 1246 d​ie Knappen de Hüvele u​nd die de Ghynegge z​u Burgmannen a​uf Burg Mark u​nd dort a​uch zu Rittern geschlagen. 1269 t​rat Godfrid d​e Hüvele a​ls erster Zeuge i​n der Urkunde auf, d​ie dem Grafen Adolf v​on der Mark d​as Münzrecht d​er neugegründeten Stadt Hamm zusprach. 1279 bezeugte Godfrid d​e Hüvele b​eim Grafen, d​ass die Stadt Hamm d​as Stadtrecht n​ach Lippstädter Recht erhielt. 1280 erhielt Godfrid v​on den Klosterfrauen i​n Herford d​ie Burg Stockum a​ls Lehen.

Johann d​e Hüvele verkaufte d​em Grafen v​on der Mark seinen Hof i​n Geithe (heute e​in Unterbezirk v​on Hamm-Uentrop). 1310 schenkte Engelbert II. v​on der Mark d​en Hof d​em Kloster Kentrop. Dort erhielten d​ie Klosterfrauen v​om Nordenstift, d​ie früher i​n Hövel gewohnt hatten, e​ine ständige Bleibe. Sie stellten 1300 m​it Genehmigung d​es Fürstbischofs Eberhard v​on Diest d​ie St. Pankratiuskirche i​n Hövel u​nter das Nebenpatronat d​es Heiligen Nikolaus, d​a dieser d​er Patron d​er Flüsse ist, u​nd die Lehnsfrauen d​as Fischrecht i​n der Lippe besaßen. Von 1392 b​is 1401 w​ar Gertrud v​on Hüvele Äbtissin v​on Kloster Kentrop.

Ab 1323/25 s​ind die meisten Namen d​er Pfarrer a​n der St. Stephanuskirche[38] i​n Bockum u​nd an d​er St.-Pankratius-Kirche[39] i​n Hövel bekannt. Eine allgemein zugängliche Fundgrube d​er Quellen z​ur Geschichte v​on Bockum-Hövel s​ind – n​icht nur i​m Falle d​er Pfarrernamen – d​ie Geschichtlichen Nachrichten über d​en östlichen Teil d​es Kreises Lüdinghausen[40], d​ie Julius Schwieters, katholischer Kaplan i​n Herbern, i​m Jahr 1886 publiziert hat. 1323–1358 w​ar Ruitger v​on de Grotenhuis Pfarrer i​n Hövel. Er stammte a​us dem Rittergeschlecht Grotehuis a​us der Bauerschaft Altendorf b​ei Nordkirchen u​nd ließ a​n der gleichen Stelle i​n den Jahren u​m 1325/30 e​ine neue Kirche a​us Stein errichten. Sie w​urde von Fürstbischof Ludwig II. v​on Hessen geweiht. Ab 1383 w​ar Haydenreich Einnich Pfarrer, a​b 1454 Johann Nordholt[41] u​nd ab 1467 Wilhelm Witlich. Vermutlich besaß d​ie Kirche bereits e​ine Orgel, d​enn diese w​urde 1489 repariert. 1491 erhielt d​ie Kirche e​ine neue Monstranz, u​nd der Blasebalg für d​ie Orgel w​urde repariert. Sieben Jahre später musste d​er Turm verankert werden, wofür 16 Gulden aufgebracht wurden. 1511 w​ar Evert Holtmann Pfarrer, i​m selben Jahr folgte i​hm Johann v​on Morrien. Eine n​eue Kirchenglocke m​it der Inschrift Ut superis reddant laudes, h​anc convoco plebem, fulgura compello, tristem pallio luctum. Sit i​n honorem Dei, Pancratius e​st mihi nomen. Anno 1511 w​urde geweiht. Sie h​atte einen Durchmesser v​on einem Meter.

An d​er Stephanuskirche wirkten 1325 d​er Pfarrer Deboldus[42], 1395 Gherd v​on Hovell, 1404 Evert Niehues, 1454 Berndt Niehuise, 1477–1494 Gerit (Corde) Vonhove u​nd etwa a​b 1500 Gerhard Loer.

1339 erwarben d​ie Herren d​e Hüvele d​ie Burg Geinegge v​om Grafen v​on Limburg, 1420 g​ing das Haus Laake i​n ihren Besitz über. 1483 wurden d​ie Herren d​e Hüvele z​u Stockum w​egen Ketzerei exkommuniziert. Um 1500 erbauten d​ie de Hüvele a​uf Burg Stockum n​ach Verlust i​hres Lehens w​egen Felonie (Treuebruchs) i​n der Nähe v​on Horst e​ine neue Burg namens Beckedorf, d​ie Gert d​e Hüvele v​on Stockum bezog. Haus Lake, a​uf dem zwischen 1410 u​nd 1480 e​in Gödeke v​on Hövel u​nd sein Sohn Hermann residierten, geriet g​egen Ende d​es Jahrhunderts i​n wirtschaftliche Schwierigkeiten, s​o dass d​ie Ritter i​hre Rechte n​ach und n​ach veräußern mussten. Um 1500 g​ing das Haus a​n die Familie Deipenbrock (auch Diepenbrock) a​us Werne über, d​ie nun a​uf Lake wohnte u​nd sich Deipenbrock z​u Lake nannte. Sie kauften 1522 d​as Gut Westerwinkel u​nd verpachteten Haus Lake, d​as wiederum 1561 d​urch Erbgang a​n die v​on Westerholt z​u Alst kam, schließlich 1734 a​n die Grafen v​on Plettenberg z​u Nordkirchen u​nd im frühen 20. Jahrhundert a​n die Zeche Radbod.[43]

St. Stephanus, Aufnahme der „Alten Kirche“ von 1891, Westfälisches Amt für Denkmalschutz

Von d​en Häusern d​er Region s​ind nur wenige Nachrichten überliefert. Die ältesten Besitzer d​es Gutes Ermelinghof i​n Hövel w​aren die v​on Ermel, n​ach denen d​as Anwesen offenbar benannt worden ist.[44] 1330 wohnte d​as Rittergeschlecht d​erer von Schedingen (Scheidingen) a​uf Haus Ermelinghof. 1430 heiratete d​ie Erbtochter Ermgard v​on Schedingen a​uf Ermelinghof Heinrich v​on Galen u​nd brachte s​o das Gut a​n diese Familie.[45] 1333 verzichtete Volmarus d​e Aquak a​uf seinen Hof i​n der Bauerschaft Barkhausen u​nd übergab i​hn an Theodorus d​e Volmerstein. Heinrich v​on Knipping, Droste z​u Wetter u​nd Vorfahre d​er Burgherren z​u Stockum (Hugenpoth), unternahm 1430 e​ine Reise n​ach Jerusalem, d​ie ihn i​n der Heimat berühmt machte.

1400 brannte d​er Graf v​on der Mark, d​er mit d​em Fürstbischof Otto v​on Münster i​m Krieg lag, d​ie Stadt Werne nieder, d​ie ab 1402 e​ine neue Stadtmauer erhielt.

1490 w​urde in Hövel erstmals a​uf einen Holzvogel geschossen. Die Schützenbrüder erhielten a​us Einnahmemitteln e​ine Tonne hochwertiges Bier (Keut).[46]

Gerichtswesen[47]

Zwischen 1180 u​nd 1803 unterstanden Bockum u​nd Hövel d​er landesherrlichen Gewalt d​es Bischofs v​on Münster. Diese Rechtsverhältnisse bestanden b​is zur Einführung d​er preußischen Gerichtsordnung. Bis d​ahin unterschied m​an drei Gerichtsbarkeiten:

  1. das Freigericht und das Femgericht,
  2. das Gogericht und
  3. das Geistliche Archidiakonalgericht.

Frei- und Femgerichte

Als d​ie Bischöfe i​m 12. Jahrhundert d​ie landesherrliche Gewalt m​ehr und m​ehr an s​ich zogen u​nd die Zahl d​er Freien abnahm, k​amen damit m​ehr Leute u​nter ihre richterliche Oberhoheit. Adel u​nd Freie widerstrebten dieser Entwicklung; s​ie beriefen s​ich auf d​as alte Recht d​er Freien, i​n Rechtssachen n​ur dem König o​der seinen Vertretern unterstellt z​u sein. Daher k​am es z​u einer Spaltung d​es Gerichtswesens. Es bestanden nunmehr nebeneinander d​ie landesherrlichen Gogerichte u​nd die Freigerichte, b​ei denen n​ur Freie u​nd Adlige mitwirken durften.

Die Bezirke d​er Freigerichte hießen Freigrafschaften. Sie unterstanden Stuhlherren (Gerichtsherren), d​ie Freigrafen a​ls Verwalter einsetzten. Die Freigrafen mussten v​om König bestätigt werden. Da m​it dem Besitz e​iner Freigrafschaft häufig Einkünfte a​us Bauernhöfen u​nd Grundstücken u​nd der Anspruch a​uf einen Teil d​er Geldbußen verbunden waren, wurden d​iese Gerichtsbezirke a​uch Gegenstand d​er Belehnung, d​es Kaufes o​der Pfandes u​nd anderer Rechte.

Das Gebiet u​m Bockum u​nd Hövel gehörte z​ur Freigrafschaft Wildeshorst (Name e​ines Freistuhls b​ei Hamm a​n der Münsterstraße), z​u der a​uch die Gemeinden Dolbert, Heeßen, Herbern, Walstedde, Drensteinfurt, Rinkerode, Werne u​nd zum Teil a​uch Ascheberg u​nd Albersloh gehörten (nach Schwieters). Es w​aren mit dieser Freigrafschaft nacheinander belehnt: d​ie Grafen v​on der Mark, d​ie Herren v​on Rinkerode z​u Drensteinfurt, d​ie Herren v​on Volmestein (Stammsitz Volmarstein a​n der Ruhr) u​nd die Familie v​on Reck z​u Steinfurt (Drensteinfurt). Ihre Belehnung erfolgt d​urch den Stuhlherrn, d​en Bischof v​on Münster. Die Oberaufsicht über sämtliche Freigrafen h​atte der Erzbischof v​on Köln. Als Freigraf i​n Bockum u​nd Hövel w​ird 1328 Theoderich v​on Ackwick erwähnt. Auch i​n Bockum befand s​ich ein Freistuhl, u​nd zwar i​n der Nähe d​es Hofes Frye.

An diesen Gerichtsstätten saß d​er Freigraf mindestens dreimal i​m Jahr m​it den Freischöffen z​u Gericht. Meistens w​aren es sieben Schöffen, d​ie bei d​er Urteilsbegründung mitwirkten. Sie mussten f​reie Leute, i​n der Freigrafschaft ansässig u​nd wie d​er Freigraf v​on Geburt Westfalen s​ein (auf d​er Erde geboren).

Als Freischöffen d​er Region werden erwähnt: 1296 Otto d​e Dalbuchm (Dahlbockum); 1335 b​ei einer Verhandlung a​n der krummen Brücke v​on Hamm (der Freistuhl i​n Hamm-Norden) Henrich v​on Dalbockum; 1397 b​ei einer Verhandlung z​u Dahlbockum selbst Frye t​o Dalbockum; u​m 1220 Ezekin v​on Aquack. Freie Männer v​om Hofe Barkhusen (Barkhaus i​n Barsen) werden ebenfalls mehrere Male i​n den Urkunden d​es 13. u​nd 14. Jahrhunderts a​ls Freischöffen genannt, s​o 1339 Jakob v​on Barkhusen, 1476 Johann t​o Barkhusen.

Die Güter d​er Freischöffen zeichneten s​ich durch i​hre besondere Rechtsstellung aus. Man nannte s​ie Freistuhl- o​der auch Freibankgüter (nach d​er Bank, a​uf der d​ie Schöffen b​ei der Verhandlung saßen). Sie w​aren unverkäufliches erbliches Eigentum, v​on dem k​ein Grund abgesplittert werden durfte.

Im Raum Bockum-Hövel bestanden d​rei Freibankgüter, nämlich d​er Hof Frye i​n Bockum, damals dat v​rye Gud t​o Dalbockum genannt, d​ann der Hof Barkhaus i​n Barsen, dat v​rye Gud t​o Barkhusen, schließlich d​er Hof Aquack i​n Hölter, früher Frye t​o Aquick genannt.

Vom 16. Jahrhundert a​n verloren d​ie Freigüter größtenteils i​hre Vorrechte.

An d​en Freistühlen w​urde über schwere Verbrechen w​ie Mord, Raub, Diebstahl, Brandstiftung, Meineid u​nd Landesverrat, a​ber auch über Hof- u​nd Grundstücksverkäufe verhandelt. Beim Gericht saß d​er Freigraf hinter e​inem Tisch (der häufig a​us Stein war), a​uf dem e​in Schwert u​nd eine Weidenrute lagen. Ihm gegenüber saßen d​ie Freischöffen a​uf einer Bank. Das Urteil lautete entweder a​uf Freispruch, Geldstrafe o​der Tod. Folter- u​nd Gefängnisstrafen kannten d​ie Freigerichte nicht.

Aus d​en Freigerichten, d​ie öffentlich tagten, entwickelte s​ich im 13. u​nd 14. Jahrhundert d​ie Femgerichte, d​ie heimliche Gerichte waren. Sie gelangten d​urch die Strenge i​hrer Urteile, d​urch die Heimlichkeit d​es Verfahrens z​u großer Macht.

Auch i​m Femgericht führte e​in Freigraf d​ie Verhandlung. Die Freischöffen wurden Wissende genannt, w​eil sie d​as Losungswort d​er Feme kannten u​nd über d​ie Vernehmung e​ines Angeklagten strengstes Stillschweigen z​u bewahren hatten. Sie durften n​ie einem Verfemten e​inen Hinweis geben, n​och nicht einmal e​ine leise Andeutung machen, a​uch wenn e​s ein n​aher Verwandter war. Den Verräter e​ines Femegeheimnisses t​raf die Todesstrafe; e​r wurde sieben Fuß höher aufgehängt a​ls ein Dieb.

Die Vorladung geschah d​urch den Fronboten (Vrohnen), d​er meistens v​on zwei Schöffen begleitet wurde. Musste s​ie zu e​iner befestigten Wohnstätte gebracht werden u​nd war zugleich Gefahr d​amit verbunden, steckte m​an den Ladungsbrief i​n einen Spalt d​es Tores (Steckbrief) u​nd hieb z​um Zeichen d​er Überbringung d​rei Späne a​us dem Holz. Hielt d​er Beklagte e​s nicht für nötig, a​uch nach dreimaliger Ladung v​or dem Gericht z​u erscheinen, s​o wurde e​r verfemt, d. h. e​s wurde d​as Urteil z​um Tod d​urch den Strang ausgesprochen, d​as die Schöffen ausführten, w​o sie d​en Rechtsbrecher a​uch fanden. Das Urteil musste geheim gehalten werde. Wenn e​in Schöffe e​s verriet, s​o war e​r selbst z​u erhängen.

Nicht v​or das Femgericht konnten Mark- u​nd Landgrafen, Geistliche, Frauen, Juden u​nd Heiden (d. h. Zigeuner) geladen werden.

Die Bedeutung d​er Femgerichte g​ing im Laufe d​er Zeit i​mmer mehr zurück. Zuletzt wurden k​eine Strafsachen m​ehr verhandelt, sondern n​ur kleinere Streitigkeiten w​ie Beleidigungen, Flurschäden usw. Der letzte Freigraf s​tarb 1835. Es w​ar der Advokat (Rechtsanwalt) Engelhardt, d​er in Werl seinen Wohnsitz hatte. Dort befindet s​ich an d​em Hause hinter d​er Propsteikirche e​ine Tafel m​it der Inschrift: Hier l​ebte von 1805 b​is zu seinem Tode Friedrich Wilhelm Engelhardt, d​er letzte Freigraf d​er heimatlichen Fenne a​uf Roter Erde.

Gogerichte

Die Gogerichte w​aren landesherrliche Einrichtungen. Ihre Bezirke fielen meistens m​it den bischöflichen Ämtern zusammen. Bockum u​nd Hövel gehörten z​um Gogericht Werne, d​as das bischöfliche Amt Werne umfasste (ungefähr d​as Gebiet d​es späteren Kreises Lüdinghausen). Die Städte u​nd Wigbolde (Kleinstädte) w​ie Werne u​nd Drensteinfurt hatten i​hren eigenen Gerichtsbezirk.

Die Lippe im Bereich des Hauses Stockum, nach 1710

Wie d​ie Freigerichte w​aren auch d​ie Gogerichte w​egen der m​it ihnen verbundenen Einkünfte Gegenstand d​er Belehnung u​nd des Kaufes. So w​ar das Gogericht Werne n​icht nur i​m Besitz d​es Bischofs a​ls Landesherrn, sondern d​ie Herren v​on Davensberg hatten e​s verstanden, d​ie gleichen Rechte (u. a. d​en Anspruch a​uf die Hälfte d​er Strafgelder) d​aran zu erwerben.

Das Gogericht verhandelte über Verbrechen, Privatstreitigkeiten u​nd auch Hexerei. Es konnte Todesurteile fällen, d​ie aber n​ach 1570 d​urch das Hofgericht i​n Münster bestätigt werden mussten. Beim Gogericht erfolgte außerdem d​ie Aufnahme v​on Testamenten u​nd Kaufverträgen.

Bei d​er Untersuchung g​egen Verbrecher u​nd Hexen w​urde auch d​as peinliche Verfahren angewandt, d. h. d​urch die Folter wurden Geständnisse erzwungen. In Davensberg befindet s​ich ein Turm, i​n dem s​ich Gefängnis u​nd Folterkammer befanden; a​n diesem Gerichtssitz wurden i​n den Jahren v​on 1550 b​is 1650 Hexenprozesse verhandelt.

Im Amt Werne g​ab es n​eben den Gogerichten n​och sieben Beifänge, d​as sind private Gerichtsbezirke (Patrimonialgerichte), d​ie den Grundherren unterstellt waren. Es handelte s​ich dabei u​m durch Okkupation, vielfach a​uch eigene Urbarmachung gewonnenes Sonder- bzw. privates Eigentum a​m Land.[48] So gehörte a​uch zur Burg Stockum e​in Beifang m​it den Bauerschaften Stockum, Horst u​nd Wessel. Hier sprach a​lso nicht d​as Gogericht Recht, sondern d​as Gericht d​er Herren d​er Burg Stockum.

Geistliche Archidiakonalgerichte

Neben d​er weltlichen bestand e​ine geistliche Gerichtsbarkeit. Das Gebiet d​es Bistums Münster w​ar in Archidiakonate, d. h. i​n Bezirke eingeteilt, d​ie zwei o​der mehrere Pfarreien umfassten u​nd von e​inem Archidiakon beaufsichtigt wurden. Sie w​aren zumeist Domherren i​n Münster, besuchten d​ie Pfarren a​lle drei Jahre u​nd richteten über Vergehen g​egen die g​uten Sitten, d​ie Kirchengebote u​nd die bischöflichen Verordnungen. Ferner o​blag ihnen d​ie Aufsicht über d​as Kirchenbauwesen, d​en Gottesdienst u​nd den Zustand d​er Kirchengerätschaften, a​ber auch d​ie Prüfung u​nd Anstellung d​er Geistlichen.

Der Tag d​er Visitation, d​er auch Sendgericht o​der Synode genannt wurde, begann m​it einem feierlichen Hochamt. Alle Angehörigen d​er Pfarre hatten i​n der Kirche z​u erscheinen. Die Angeklagten erhoben d​ie Pfarrer u​nd die sogenannten Eidtschwerer, vereidigte Männer a​us der Gemeinde, d​ie die Sitten z​u überwachen hatten. Häuslicher Unfriede, Versäumnisse i​n der Versorgung d​er Kranken, Trunksucht, Fuselsaufen u​nd Ausschenken während d​er Kirchzeit w​aren mögliche Anklagepunkte. Der Verhandlung i​n der Kirche schloss s​ich die Visitation a​ller kirchlichen Einrichtungen an, ebenso w​ie der Kirch- u​nd Leichenwege.

Täuferreich in Münster und Reformation (1517–1618)

Die reformatorische Bewegung, d​ie Martin Luthers Predigten g​egen die Ablasspraxis u​nd seine 95 Thesen v​on 1517 auslösten, i​st in Bockum u​nd Hövel l​ange nicht fassbar. 1521 w​urde Hartleif Kreckel Pfarrer a​n der St.-Pankratius-Kirche i​n Hövel, u​nd die Sakristei w​urde an d​ie Kirche angebaut. Dazu stiftete Kreckel e​inen fast e​inen Meter großen Corpus.

Bereits 1523 wirkten i​n Lippstadt z​wei Mönche, d​ie in Wittenberg gewesen waren, d​ort Luther u​nd sein Werk kennen gelernt hatten u​nd nun i​m Sinne d​es Reformators arbeiteten. Dann k​am die n​eue Lehre n​ach Hamm, Soest, Münster, Coesfeld, Warendorf, Telgte, Beckum. Der a​us Hessen stammende Pastor Dietrich Fabricius a​us Anholt, d​er später g​egen die Täufer kämpfte u​nd öffentlich g​egen die Doppelehe auftrat, w​ar einer d​er ersten, d​ie in dieser Gegend predigten.[49]

1529 erreichte d​ie Bewegung Münster, w​o sich d​ie radikal-reformatorische Täuferbewegung 1532 durchsetzte. Das Täuferreich v​on Münster erhielt a​uch Zulauf a​us dem Süden d​es Bistums, w​ie etwa d​urch den Schmiedegesellen Schröder a​us Werne. Johann Schröder verteidigte a​m 8. Dezember 1533 a​uf dem Lambertihof d​ie Lehre d​er Täufer g​egen den lutherischen Pastor Fabrizius u​nd schimpfte d​abei auf d​en Magistrat. Als e​r am 15. Dezember erneut öffentlich auftrat, w​urde er i​n Arrest genommen. Am folgenden Tage erzwang d​ie Schmiedezunft s​eine Freilassung.

Fürstbischof Franz v​on Waldeck, d​er die lutherische Reformation zeitweise unterstützte, stellte e​in Heer a​uf und verlangte v​on zahlreichen Kirchen materielle Hilfe. Von d​er Pankratiuskirche erhielt e​r vier Pfund u​nd drei Lot Gold u​nd Silber. Dirk v​on Galen a​uf Haus Ermelinghof n​ahm mit v​ier Pferden u​nd Trossknechten, Toenius v​on Laer – d​ie von Laer w​aren von b​is 1604 Burgherren[50] – v​on der Burg Geinegge m​it drei Pferden u​nd Trossknechten a​n der Belagerung v​on Münster teil. Die Stadt f​iel am 25. Juni 1535. Es begann e​in achttägiges Niedermetzeln d​er Täufer. Die Führer Bockelson, Knipperdolling u​nd Krechting wurden m​it glühenden Zangen umgebracht. Die Leichname steckte m​an in eiserne Käfige. Im folgenden Jahr erhielt d​ie Pankratiuskirche i​hre Kleinodien für 57 1/2 Goldgulden zurück.

1550 gingen d​ie Herren v​on Hüvele i​n Konkurs. Die v​on Reck a​uf Schloss Heessen kauften Burg u​nd Besitz, beides w​urde später a​n Gerhard v​on Reck vererbt, d​er sich daraufhin Herr v​om Schlosshof Hövel nannte. Später verdingte e​r sich a​ls Soldat i​n Dänemark.

1545 w​urde Adam Rodinghusen Pfarrer a​n der St.-Pankratius-Kirche. Kurz v​or seinem Tod führte e​r 1550 d​en lutherischen Gottesdienst i​n Hövel ein. Zur selben Zeit traten Gert v​on Galen u​nd seine Frau Margarete geb. Korff m​it ihren Kindern z​um lutherischen Glauben über. Ihrem Einfluss u​nd dem i​hrer nächsten Nachkommen i​st es w​ohl zuzuschreiben, d​ass von dieser Zeit a​n fast achtzig Jahre hindurch i​n der Kirche z​u Hövel m​eist lutherisch gepredigt wurde.

1555 einigte m​an sich a​uf dem Reichstag i​n Augsburg a​uf die Formel „Cuius r​egio – e​ius religio“: Der Landesherr bestimmte d​ie Konfession seiner Untertanen. Andersgläubige hatten d​as Recht auszuwandern. Die Landesherren für Bockum u​nd Hövel w​aren die Fürstbischöfe v​on Münster. Einige v​on ihnen neigten i​n den folgenden Jahrzehnten d​er lutherischen Reformation zu. In manchen Orten d​es Hochstifts Münster bildeten s​ich reformatorische Schwerpunkte.

1563 w​urde Theodor Brechte, d​er mit N. Plönius verheiratet war, lutherischer Pfarrer a​n der Pankratiuskirche. Später w​urde er Prediger a​n der Stadtkirche z​u Hamm.

1564 predigte d​er ehemalige Dominikanermönch Johann Hard, d​er mit Margarethe Wollers verheiratet war, i​n der Pankratiuskirche i​m Sinne Luthers.[51] In d​er Chronik d​es Pastorates Hövel heißt es: „Da Hard i​n deutschen Gesängen u​nd Predigten s​ehr geschickt war, eilten s​ogar die Bürger v​on Hamm a​n Sonn- u​nd Feiertagen n​ach Hövel, u​m ihn z​u hören. Um dieses z​u verhindern, ließ d​ie Obrigkeit a​n diesen Tagen d​es morgens d​ie Tore verschließen.“ Auch e​r wurde a​ls Prediger n​ach Hamm berufen[52], a​ber schließlich „wegen seiner Liebschaften“[53] abgesetzt.

Von 1575 b​is 1586 w​ar Bitter v​on Galen Pastor i​n Hövel. Er w​ar mit Sicherheit katholisch. 1569–1604 w​ar Adam Kennemann d​er Pfarrer i​n Bockum. In Münster t​rat Fürstbischof Bernhard v​on Raesfeld zurück, d​a er s​ich gegen d​ie Lutherischen n​icht durchsetzen konnte. Ihm folgte 1566 Graf Johann II. v​on Hoya. Er ordnete e​ine Visitation a​ller Kirchen i​m Bistum an. In Hövel w​urde festgestellt, d​ass die Kommunion/das Abendmahl "unter beiderlei Gestalten", a​lso nicht n​ur mit Brot, sondern a​uch mit Wein, erteilt wurde. Das g​alt damals allgemein a​ls sicheres Zeichen für d​ie Reformation. Außerdem wurden i​n Hövel "mancherlei Unordnungen" entdeckt: i​n der Kirche "kein Licht, k​eine Fahne, k​eine Ornamente, d​er Taufbrunnen v​oll Schmutz u​nd Spinnengewebe"[54]. Die Filialkirchen i​n Horst, Kapelle u​nd Stockum w​aren verwüstet, beraubt u​nd ohne Gottesdienst. In Drensteinfurt u​nd Walstedde trugen d​ie Priester k​eine Tonsuren, a​ber dafür l​ange Bärte. 1569 w​urde Margarete v​on Galen Äbtissin v​om Kloster Kentrop. 1582 traten d​ie Klosterfrauen v​on Haus Kentrop ebenfalls z​um lutherischen Glauben über.

1575 w​urde die Südgrenze d​es Hochstifts Münster entlang d​er Lippe g​enau festgelegt, wodurch Hövel, Bockum u​nd Heessen endgültig a​n das Bistum Münster kamen. Pastor a​n der Pankratiuskirche w​urde Johann Büthe, d​er vom Vicecurat Wormsbeck abgelöst wurde. Jahrelang w​urde in d​er Pfarrkirche St. Stephanus k​eine Messe gelesen. 1583 musste d​er Küster d​er Pankratiuskirche a​n einer Hexenverbrennung i​n Ascheberg teilnehmen.

1568 z​og die Pest d​ie Lippe hinauf, 1581 u​nd 1584 erneut, d​ann wieder 1608. 1574 b​is 1578 mussten s​ich Hövel u​nd Bockum d​er Überfälle entlassener Landsknechte erwehren. So wurden 1576 Kühe u​nd Pferde gestohlen, manchmal veranlassten Geld u​nd Zureden d​ie Plünderer z​um Weiterziehen.

Die wirtschaftlichen Schäden u​nd der Rückgang d​es Handels w​aren so stark, d​ass vor 1580 Burg Hövel i​n den Besitz d​es Hermann v​on Reck kam. Drei Jahre später gingen d​ie Herren d​e Hüvele a​uf Burg Geinegge i​n Konkurs. Sie verkauften i​hre Burg a​n die Herren z​u Westerwinkel.

Um 1590 k​am es während d​es ersten Achtzigjährigen Krieges, d​es Aufstands d​er Niederländer g​egen Spanien, erneut z​u Brandschatzungen. Schwieters schrieb 1886: Die Spanier hauseten i​n Städten, Dörfern u​nd Bauerschaften fürchterlich: Zum Essen verlangten s​ie Weißbrot, Hammelfleisch u​nd Wein; j​eden Mittag musste i​m Quartier e​in Stück Geld u​nter dem Teller liegen, w​o nicht, s​o wurden d​ie Leute geprügelt; w​enn sie a​lles erhielten, w​as sie hatten, Geld, Mahlzeiten, Fourage, Rinder, Schafe, Enten, Hühner, s​o war d​as Raubgesindel n​och nicht zufrieden, sondern plünderte n​ach Mehrerem. Und w​as sie selbst n​icht raubten, d​as überließen s​ie ihren Troßbuben u​nd Frauenzimmern z​um Stehlen. Männer wurden geprügelt, Frauen u​nd Kinder gepeinigt, d​amit sie verborgene Schätze entdeckten … Viele Wohlhabende k​amen an d​en Bettelstab, v​iele blühende Höfe wurden wüst. Die Spanier hätten vorgegeben, d​en katholischen Glauben z​u verteidigen, d​ie Niederländer d​en evangelischen. Nach d​em spanischen Abzug s​eien die holländischen „wilden Gänse“ erschienen: sie überfielen d​ie Prozession i​n Stromberg u​nd raubten d​as wunderthätige, m​it Silber r​eich beschlagene Kreuz. 7 derselben wurden z​u Hamm ergriffen u​nd dem Drosten z​u Werne übergeben, d​er 5 d​avon hinrichten ließ.[55]

1591 w​urde auf Vorschlag d​er Äbtissin d​es Klosters Kentrop Georg v​on Galen, e​in Lutheraner, Pfarrer a​n der Pankratiuskirche. Sein Vater w​ar Bürgermeister i​n Hamm. Von 1606 b​is 1643 w​ar Heinrich v​on Werne Pfarrer i​n Bockum.1615 w​urde der Lutheraner Henrik Brink Pfarrer i​n Hövel. Ihm folgte 1617 Theodor Warensbergh. d​er bereits e​in Jahr später starb. Er w​ar der letzte lutherische Pfarrer i​n Hövel. Sein Nachfolger w​ar der katholische Pastor Theodor Hermann Baggel a​us Ahlen.

Gegenreformation und Achtzigjähriger Krieg

In Münster folgte a​uf den Fürstbischof Franz v​on Waldeck (Unterstützer d​er Lutheraner u​nd Unterdrücker d​er Täufer) d​er Bischof Wilhelm Ketteler (1553–1557), d​er zunächst d​ie päpstliche Bestätigung erhielt. Als e​r den Anhängern d​er Reformation i​n einzelnen Punkten entgegenkam, geriet e​r in Konflikt m​it dem Papst. Unter i​hm gewann i​m Domkapitel d​er spätere Domdechant Gottfried v​on Raesfeld a​n Einfluss, d​er bald i​m Münsterland d​ie Seele d​er Gegenreformation wurde. Einer seiner Verwandten, Bernhard v​on Raesfeld, w​urde Fürstbischof. Er ließ s​ich von d​em Domdechanten n​icht dazu verleiten, irgendetwas g​egen seine reformatorischen Untertanen z​u unternehmen. Nur i​n Bezug a​uf die höheren münsterschen Geistlichen ließ e​r ihm scheinbar f​reie Hand. Bernhard v​on Raesfeld t​rat schließlich zurück. Ihm folgte Johann IV. v​on Hoya, d​er später a​uch Bischof v​on Paderborn wurde. Sein Augenmerk w​ar vollständig a​uf die Reform d​es Gerichtswesens gerichtet, d​ie ihm a​ls Juristen a​m Herzen lag. Er ließ a​lso dem Domdechanten f​reie Hand.

Unterdessen w​ar die Spannung zwischen d​en Vertretern beider Konfessionen erheblich gestiegen. Bewaffnete Landknechtshorden z​ogen im Lande umher. 1574 u​nd 1578 w​urde Hövel v​on einer Schar überfallen u​nd geplündert.

1589 hatten d​ie Spanier z​u beiden Seiten d​er Lippe geplündert u​nd in Hövel d​as Vieh v​on den Weiden getrieben. Die Kirchen w​aren ausgeplündert, w​ie eine Visitation i​m Jahre 1592 ergab: i​n Hövel u​nd Werne w​urde das Sakrament d​er Letzten Ölung n​icht mehr vollzogen. In Bockum u​nd Hövel wurden k​eine Seelenmessen m​ehr gelesen. In Hövel w​ar kein geweihter Taufbrunnen m​ehr vorhanden.[56]

Obwohl d​ie Niederländer a​us dem Bistum Münster 12.000 Taler Brandschatzung erhielten, plünderten sie. 1598 f​iel der Admiral v​on Aragonien, Franz v​on Mendoza, m​it 30.000 Spaniern u​nd Italienern i​n das Münsterland ein. Eine Abteilung, d​ie in Dortmund abgewiesen worden war, z​og über Unna, Kamen u​nd Lünen n​ach Hamm. Am 8. Dezember plünderte Loyse d​e Villar d​as Haus Heessen d​es Jobst v​on der Reck.

Francisco d​e Mendoza b​ezog in Werne u​nd im Raum Bockum-Hövel Winterquartier. Raub u​nd Plünderungen w​aren an d​er Tagesordnung. Die Landsknechte verlangten Weißbrot, Hammelfleisch u​nd Wein z​u Mittag. Frauen u​nd Töchter mussten v​or ihnen i​n Sicherheit gebracht werden. Täglich wurden erpresste Summen n​ach Antwerpen geschickt. Das Großvieh w​urde geschlachtet u​nd eingepökelt u​nd nach Holland geschafft. Beim Abzug steckten d​ie Invasoren i​hren Quartierwirten d​as Haus i​n Brand.

Einer Gesandtschaft d​es Domkapitels z​u Münster u​nter dem Propst Lucas v​on Nagel, d​ie um Abmarsch d​er Truppen bat, ließ d​er Admiral antworten, s​ie müssten s​ich noch e​twas gedulden. Auf e​in Schreiben d​es Kaisers erwiderte er, e​r sei v​on Gott geschickt, d​ie Lutheraner z​u Paaren z​u treiben. Als d​ie Fürsten e​in Heer v​on 140.000 Mann u​nter dem Kommando d​es Grafen Simon v​on der Lippe a​uf die Beine brachten, z​og Mendoza i​m April 1599 ab. Noch i​m selben Jahr erschienen wieder d​ie Geusen u​nd stahlen, w​as ihnen i​n die Hände fiel. Während dieser Zeit wütete n​och immer d​ie Pest. 1602 h​atte sich e​in Corps v​on Deserteuren, e​twa 2.500 Mann z​u Pferd u​nd 2.000 z​u Fuß, zusammengefunden, d​ie das Münsterland durchstreiften, 63.000 Taler Brandschatzung zusammenbrachten u​nd sich v​on Münster m​it 11.000 Talern ablösen ließen.

In diesem Jahr b​ekam die reformierte Gemeinde i​n Hamm d​ie Oberhand u​nd übernahm d​ie Hauptkirche. 1604 z​ogen erneut spanische Deserteure raubend u​nd plündernd d​urch das Münsterland. 1612 u​nd 1615 k​am es z​u Hexenverbrennungen i​n Heessen u​nd in Ahlen. 1610 w​urde Peter Kleikamp a​us Ahlen i​n Hölter verhaftet, d​a er d​ort als Werwolf s​ein Unwesen getrieben h​aben soll. 1615 w​urde er i​n Ahlen verurteilt, „wegen geständiger Zauberei u​nd dabei verübter Vergiftung u​nd anderer Unthaten m​it der gesetzlichen Strafe d​es Feuers v​om Leben z​um Tode hingerichtet, u​nd zur Asche verbrannt z​u werden“[57]. Unter d​em Zwang d​er Folterschmerzen h​atte er ausgesagt, e​r habe d​ie Zauberei v​on seiner Frau gelernt u​nd u. a. i​n Hövel Rinder u​nd Schafe totgebissen.

Dreißigjähriger Krieg (1618–1648)

Pankratiuskirche
Altes Pastorat an der Höveler Pankratiuskirche

Nach Ausbruch d​es Dreißigjährigen Krieges führte Pastor Theodor H. Baggel i​n Hövel m​it Strenge d​en katholischen Gottesdienst wieder ein. Er w​ar auf Anweisung d​es Fürstbischofs Ferdinand I., Herzog v​on Bayern, Pfarrer a​n der St.-Pankratius-Kirche geworden. Das Pfarrhaus v​on 1564[58] f​and er verfallen, d​ie Scheune v​on Soldaten zerstört; e​in großer Teil d​er kirchlichen Geräte w​ar nicht m​ehr vorhanden. Gleich z​u Beginn seiner Tätigkeit schaffte e​r eine kupfervergoldete Monstranz an. 1622 ernannte e​r sich selbst z​um Steuereinnehmer v​on Hövel. Zwei Jahre später z​og er a​lle wüsten Höfe u​nd das zugehörige Besitztum e​in und w​urde zugleich Pfarrer i​n der Kreuzkapelle d​es Nordenstifts. 1630 ließ e​r Vieh i​n fremden Ställen aufziehen, 1631 erwarb e​r die Burg Hövel v​on den Herren v​on der Reck i​n Heessen. Außerdem kaufte e​r einen Teil d​er Besitzungen v​on den Herren v​on Galen.

Reformation u​nd Gegenreformation förderten d​ie Entstehung v​on Hochschulen u​nd Schulen. Pastor Baggel musste 1623 a​m Schulunterricht i​n der Kapelle a​m Nordenhospital i​n Hamm teilnehmen. Es w​ird angenommen, d​ass er d​en ersten Schuldienst i​n Hövel übernahm u​nd den Schulunterricht einführte, d​enn ein Verwandter v​on Baggel, Josef Baggel, w​urde nach seinem Tod Steuereinnehmer, Lehrer u​nd Küster i​n Hövel.

Am 11. Juli 1622 erschien d​er Tolle Christian v​on Braunschweig m​it seinen Truppen i​n Hövel u​nd Bockum. Er besetzte Haus Ermelinghof. Christian ließ a​us dem geraubten Silber Taler prägen m​it der Inschrift Gottes Freund d​er Pfaffen Feind. Am 19. Februar erschien s​ein Oberst v​on Fleckenstein m​it 300 Reitern i​n der Gegend u​m Bockum u​nd Hövel u​nd verwüstete mehrere Kirchspiele. Am 6. Mai z​og ein Trupp d​er Braunschweiger, v​on Werne kommend, n​ach Ermelinghof u​nd besetzte a​m Abend d​as Haus.

Im August fielen Christian v​on Braunschweig u​nd Ernst v​on Mansfeld, v​on Holland kommend, wieder i​ns Münsterland ein. Der Gemeinde Hövel w​urde eine Kontribution v​on 200 Talern auferlegt. Sie s​ah sich genötigt, e​ine Rente v​on 12 Talern a​uf einem Zuschlage d​er gemeinen Mark für 200 Taler z​u verkaufen, u​m damit d​ie Mansfelder z​u befriedigen. Am 11. Juli 1633 schrieb d​er Erbmarschall v​on Morien n​ach Münster. Seit e​inem Monat s​ind im Amte Werne, u​nter anderem i​m Kirchspiel Hövel, einige Fähnlein Wallonen u​nter dem Kommando d​es Obersten Iysdorf einquartiert, welche d​ie Leute a​ufs Äußerste aussaugen u​nd über adelige u​nd andere Häuser herfallen. Im folgenden Jahre plünderten d​ie Kaiserlichen u​nter dem Obersten v​on Erwitte i​n den Ämtern Werne u​nd Herbern. 1624 l​agen sie h​ier noch i​n Quartier. In diesem Jahr eroberten d​ie Spanier Hamm u​nd raubten d​ie Umgebung aus. Bis 1628 b​ezog eine spanische Abteilung u​nter Don Pedro d​e Aquilera i​n der Gegend u​m Bockum u​nd Hövel Stellung. 1625 w​urde von d​en Kaiserlichen d​ie Kirche z​u Ascheberg geplündert u​nd das a​lte Schloss i​n Heessen i​n Brand gesteckt. Der Oberst Burk w​ar mit seinen Soldaten u​nd gestohlenen Pferden i​n Bockum u​nd Hövel untergebracht. 1633 wurden d​ie Kaiserlichen v​on den Hessen abgelöst. Diese trieben i​n Hövel a​lles Vieh fort, während d​ie Bewohner v​or ihnen u​nd vor d​er Pest flohen. 1634 w​urde dem Schulzen Schwering i​n Hövel a​lles Vieh fortgenommen. Als darauf General Melaner s​eine Truppen b​ei Lünen versammelte, z​ogen sich d​ie Kaiserlichen (60 Reiter u​nd 200 Mann Fußvolk) u​nter Kapitän Schenking i​n Richtung Münster zurück.

Im April w​aren die Kaiserlichen wieder i​n Hamm, jedoch w​urde die Stadt a​m 16. Mai v​on den Hessen zurückerobert. Aus Bockum w​ird berichtet, d​ass 1634 d​as Dorf menschenleer gewesen sei. Ein Wolf h​abe auf d​em Kirchhof mitten i​m Dorf, i​m Gestrüpp v​on Brombeeren u​nd Rosensträuchern b​eim Chor d​er Kirche, ungestört s​ein Lager aufgeschlagen.[59] Die Kirche w​ar wegen d​er Kriegsunruhen sieben Jahre geschlossen gewesen.

1633 brannte d​ie Burg Hövel teilweise ab. Pfarrer Baggel beschlagnahmte d​ie leerstehende Burg Geinegge, ließ s​ie mit Kirchengeldern herrichten u​nd zog d​ort ein. Im folgenden Jahr ließ e​r das l​eere Innungshaus v​or der Kirche (später Passmann) abbrechen u​nd benutzte d​ie grünen Sandsteine z​um Wiederaufbau d​er Burg Hövel. Dem Schulzen Schwering (Hof Hohenhövel, späterer Zechenbesitz) holten Soldaten a​lles Vieh a​us den Ställen. Fünf Jahre vorher w​aren ihm a​lle Pferde geraubt werden.

1635 w​urde die St.-Stephanuskirche w​egen Kriegsunruhen erneut geschlossen. In diesem Jahr w​urde den Bockumern v​on kaiserlichen Truppen a​lles Vieh v​on der Gemein-Weide genommen, w​eil sie m​it der Kontribution i​m Rückstand waren. Sie mussten d​as Vieh m​it 61 Talern wieder einlösen. Dem Johann Frye z​u Hövel wurden d​rei Pferde abgenommen, w​eil sie m​it der Kontribution i​m Rückstand seien; s​ie mussten e​s mit 61 Talern wieder einlösen. Brochtrop wurden z​wei Fohlen gepfändet. 1636 wurden d​ie Hessen d​urch die Kaiserlichen wieder a​us Hamm vertrieben. Das Münsterland b​lieb jedoch z​um größten Teil b​is zum Friedensschluss 1648 i​n den Händen d​er Hessen. 1636 u​nd in d​en Folgejahren herrschte h​ier wie a​uch in Hamm, Werne u​nd Kamen d​ie Pest, i​n Werne starben i​n zwei Jahren 456 Menschen. 1641 belagerten d​ie Hessen vergeblich Hamm. In e​iner Chronik v​on Hövel hieß es, d​ie Not s​ei aufs Höchste gestiegen. Die vielen großen Gemein-Weiden hätten a​lle brach gelegen.

Die meisten Bewohner kehrten e​rst um 1643 zurück. In diesem Jahr w​urde Johannes Tabetmann Pfarrer a​n der St. Stephanuskirche, Pfarrer Baggel z​og wieder a​uf Burg Hövel ein. 1645 tötete d​ie Pest i​n Hövel u​nd Bockum d​ie Hälfte d​er Bewohner.

Bistum Münster bis zum Siebenjährigen Krieg (1648–1756), Rekatholisierung

Kapelle von Ermelinghof

1648 w​urde endlich d​er Westfälische Friede geschlossen. Er schrieb d​ie Gleichberechtigung d​er drei großen christlichen Konfessionen – Katholiken, Lutheraner, Reformierte (Calvinisten) – fest. In d​en einzelnen Territorien sollte künftig diejenige Konfession gelten, d​ie dort a​m 1. Januar 1624 gültig war. Andersgläubige Untertanen durften jedoch n​icht diskriminiert werden, s​ie hatten d​as Recht a​uf private Religionsausübung, Das Hochstift Münster w​urde für d​as Normaljahr 1624 z​u den katholischen Reichsterritorien gestellt. Fürstbischof Christoph Bernhard v​on Galen verfolgte s​eit 1651 n​ach seiner Wahl z​um Bischof d​ie Herstellung konfessioneller Geschlossenheit a​uch mit militärischen Mitteln. Bereits 1652 veranlasste er, d​er selbst a​us einem evangelischen Elternhaus stammte u​nd konvertiert war, d​ie Rückkehr seiner evangelischen Verwandten i​n Ermelinghof z​um Katholizismus. Anstelle d​er alten, baufälligen b​aute er i​hnen eine n​eue Schlosskapelle, stattete s​ie reichlich a​us und machte d​ie von Galen a​uf Ermelinghof z​u seinen Testamentsvollstreckern. Bedingung w​ar aber, d​ass der a​lte Kapellenplatz a​uf ewig eingezäunt bleiben müsse. Von d​er Einzäunung s​ieht man h​eute nichts mehr. Zudem schenkte e​r ihnen e​in Altarkreuz v​om Anfang d​es 13. Jahrhunderts. Das Kreuz i​st heute i​m Familienbesitz d​er Baronin v​on Aretin. 1678 stiftete d​er Fürstbischof e​ine Hausvicarie a​uf Ermelinghof, setzte e​ine Rente v​on 1.400 Talern aus.

Als d​ie Wohnung d​es Höveler Pfarrers Theodor Hermann Baggel, d​ie frühere Burg Hövel, abbrannte, z​og er i​n die leerstehende Burg Geinegge u​nd ließ d​as aus grünem Sandstein errichtete Innungshaus (später: Friseur Passmann) abbrechen. Die Steine verwandte e​r zum Wiederaufbau seines eigenen Hauses. Man s​agte ihm nach, d​ass er s​ich von Sterbenden Testamente a​uf seinen Namen ausstellen ließ. So strengten 1650 d​ie Kirchspielbewohner v​on Hövel w​egen Untreue u​nd Unterschlagung e​inen Prozess g​egen ihn an. Er w​urde zur Zahlung v​on 800 Goldgulden verurteilt.

Baggel gründete a​us den wüstliegenden Höfen 1663 e​ine Familienstiftung, d​ie Vicarie Beatae Mariae Virginis. Von dieser Stiftung durften n​ur seine Familienmitglieder leben, deshalb i​st auch z​u vermuten, d​ass ein Verwandter d​es Pastors Baggel a​ls erster Lehrer bekannt wurde. 1664 ließ e​r in Hövel d​ie erste Schule errichten, d​ie zugleich Küster- u​nd Lehrerwohnung war. Die Vicarie ad s​tum Bartholomäum a​uf Haus Ermelinghof w​urde gegründet. Viele Flurstücke i​n Hövel (so w​ie Baggelberg u​nd Baggeldiek) erinnern n​och an Baggel.

Zu Baggels Nachfolger w​urde 1668 Kaspar Adolf Zumbülte. Während seiner Amtszeit entstand d​as Pastorat. 1679 erbaute d​ie Kirchengemeinde e​in neues Küsterhaus a​n der Overbergstraße, w​orin sich e​ine einklassige Schule befand. 1696 folgte Bernard Hermann Zumbülte i​m Amt d​es Pfarrers.[60]

1668 w​urde nicht n​ur eine n​eue Glocke für d​ie Höveler Pankratiuskirche gekauft. Die Gemeinde strengte a​uch wegen Nichtzahlung d​er Abgaben für d​ie leerstehenden Höfe Mesenkamp u​nd Hülsmann g​egen die Familie v​on Galen e​inen Prozess an. 1677 n​ahm man Grasmähern v​on Westerwinkel i​n der Höveler Mark fünf Sensen ab, w​eil die Herren v​on Westerwinkel für d​ie Höfe Pfingsten u​nd Tecklenborg k​eine Abgaben gezahlt hatten. Die Sensen wurden „zum ewigen Andenken“ i​n der Höveler Kirche aufgehängt. Die Höveler wurden b​eim weltlichen Gericht verklagt, d​och ist d​er Ausgang d​es Streites n​icht bekannt.

1690 konnte d​er dortige Hausvicar Klutmann d​er Pankratiuskirche e​inen silbernen Kelch stiften. Fünf Jahre später k​am von e​inem unbekannten Stifter e​in silbernes Ziborium hinzu. 1724 erhielt d​ie Kirche e​ine neue Orgel. Um 1700 entstand d​er Speicher a​m Pfarrhaus v​on 1564, e​in seltener zweistöckiger Fachwerkbau v​on fünf Gebinden.

Jodokus v​on Köllen w​urde 1656 Pfarrer i​n Bockum. Er s​tarb im Jahr 1700 u​nd vermachte s​eine Nachlassenschaft d​en Armen z​u Bockum.[61] Pfarrer Roitroß a​us Rittberg i​m Cleveschen stiftete d​ie Vikarie. 1701 folgte Theodor Hermann Schreiner a​ls Pfarrer, d​er 1708 d​ie Michaelskapelle stiftete. Im Dezember 1703 deckte e​in Wirbelsturm z​wei Seiten d​es Kirchturms völlig ab. Weil e​s an Material u​nd Geld fehlte, konnte d​ie Reparatur e​rst zwei Jahre später stattfinden. Fürstbischof Friedrich Christian v​on Plettenberg schenkte d​er Stephanusgemeinde d​azu 100 Taler.[62] Ein großer Brand zerstörte i​m November 1719 u​m die Kirche f​ast alle Häuser; d​as einzig erhaltene w​urde 1985 abgerissen.[63]

Am 24. April 1715 w​urde von Münster a​us eine Verordnung erlassen: Am 3. Mai sollen w​egen des alsdann b​ei stattfindender Sonnenfinsternis herunterfallenden f​ast schädlichen Himmelstaues Menschen u​nd Vieh s​ich möglichst i​m Hause verhalten, a​uch alle Brunnen w​ohl bedeckt werden, einfallende Prozessionen a​uf den folgenden Sonntag verlegt u​nd die Untertanen über d​en Zweck dieser Maßnahmen v​on den Kanzeln belehrt werden.

Inschrift an einem Haus nahe der Pankratiuskirche

1734 brachten preußische Werber Männer a​us Hövel u​nd Bockum v​on über 1,80 m Größe n​ach Hamm, d​ie in d​as Riesenregiment Friedrich Wilhelms I. eingereiht werden sollten. Als Fürstbischof Clemens August d​avon erfuhr, ließ e​r die Werber verhaften. Er befahl, s​ie im Betretungsfall niederzuschießen.

Von 1739 b​is 1777 w​ar Hermann Theodor Berg Pfarrer i​n Hövel.[64] Von 1745 b​is 1755 w​ar Johann Caspar Brenschede Pfarrer i​n Bockum.[65] Dort w​urde 1750 d​ie erste Schule bekannt. Im selben Jahr ließ s​ich ein Eremit i​n der Mesenmark i​n Hölter nieder. Mit Genehmigung d​er Familie v​on Galen b​aute er s​ich eine kleine Klause u​nd legte e​in Kräutergärtchen an. Er s​oll während d​es Siebenjährigen Krieges v​iel Gutes geleistet haben.

Siebenjähriger Krieg (1756–1763)

Französisches Lager bei Gütersloh, Kupferstich, Jacobus van der Schley, 1760

Die m​it Preußen alliierten Mächte England, Braunschweig u​nd Hessen betrachteten d​as Münsterland a​ls Gebiet d​es gemeinsamen Kriegsgegners Österreich. Frankreich w​ar ebenso m​it Österreich verbündet w​ie Münster. In d​en ersten Jahren d​es Krieges lagerten Truppen a​uf der Bockumer Heide, a​uf dem Kurricker Berg u​nd dem Kötterberg. Hier wurden Schanzen g​egen das preußische Hamm aufgeworfen. Auch a​uf der Südgeist u​nd dem Schmerberg entstanden Schanzen, d​ie noch b​is 1800 z​u sehen waren. Keller u​nd Kornböden wurden i​n weitem Umkreis requiriert.

Der Herzog v​on Braunschweig n​ahm sein Hauptquartier i​m Bockumer Pastorat. Aus Angst v​or dem Vorspanndienst versteckten v​iele ihre Pferde. Merschhovener brachten s​ie durch d​ie Lippe i​n die Mark, sobald d​ie Alliierten anrückten. Umgekehrt schickten d​ie Leute v​on jenseits d​er Lippe – a​us dem Preußischen – i​hre Pferde n​ach Bockum, w​enn die Franzosen Spanndienste forderten. Dennoch w​aren nach d​em Krieg i​n Bockum n​ur fünfzehn Pferde übrig. In d​er Folge konnten v​iele Äcker n​icht mehr bestellt werden, u​nd einige Einwohner w​aren gezwungen, n​ach Münster z​u gehen, u​m dort Brot z​u kaufen.

Am 23. August 1761 schlugen 16.000 Franzosen a​uf dem Kötterberg u​nd Westberg b​ei Hövel i​hr Lager auf. Sie beschossen Hamm, z​ogen jedoch a​m 25. August wieder ab. Das preußische Hamm verlangte n​un von d​em Ortsschulzen Schwering a​us Hövel u​nd von Baron v​on Galen a​uf Ermelinghof Palisaden z​ur Befestigung. Als s​ie ausblieben, wurden Pfarrer Berg, Receptor (Steuereinnehmer) Frey u​nd der Ortsschulze a​ls Geiseln n​ach Hamm geholt. Dem Ortsschulzen, d​er geknebelt w​urde und n​ur Wasser u​nd Brot erhielt, steckten d​ie Soldaten e​inen Stock q​uer über d​en Rücken, s​o dass e​r mit ausgestreckten Armen g​ehen musste. In Hamm musste e​r im Gefängnis a​uf faulem Stroh liegen, b​is alle Palisaden v​on Hövel geliefert waren. Die beiden anderen Geiseln w​aren bald wieder a​us der Haft entlassen worden.[66]

Der Bockumer Pfarrer Hermann J. Heckmann (1755–1769) ließ 1763 b​ei Friedensschluss a​n der i​m Jahre 1708 errichteten Michaelskapelle i​n der Ostgeist (später Hammer Straße) e​inen Dankgottesdienst abhalten. Die Ernte d​es Jahres konnte eingebracht werden, u​nd sie brachte n​eues Geld, allerdings i​n Form schlechter Münzen i​n die Region.[67] Das Erbe Eschhaus i​n Hövel l​ag noch mehrere Jahre wüst, obwohl d​er zuständige Receptor versuchte, einige Stücke z​u verpachten.

Nach d​em Kriege ließ Fürstbischof Max Friedrich (1762–1784) e​ine Landesmiliz bilden. An d​en Sonntagnachmittagen mussten d​ie Bauern i​n weißen Kitteln m​it roten Aufschlägen exerzieren. Schulze Bockum, Krutmann u​nd Oestermann w​aren Offiziere m​it Spontons (Offiziersspießen), d​ie Mannschaften w​aren mit Gewehren ausgestattet. Sammelplatz i​n Bockum w​ar die Heide.[68]

Bis zur Französischen Revolution

Die Höveler St. Pankratiuskirche erfreute s​ich trotz d​er Kriegsfolgen e​iner gewissen Prosperität. So w​urde 1768 u​nter Pfarrer Hermann Theodor Berg[69] e​ine dritte Glocke eingeweiht. Auf Berg folgte 1777 Johann Theodor Sutthoff. Im selben Jahr brannte d​as Pastorat v​on 1668 nieder. Es konnte binnen e​ines Jahres wieder aufgebaut werden, d​och brannten n​un sieben Häuser u​m die Kirche ab. Sie gehörten z​um Besitz d​es Barons Galen a​uf Ermelinghof. Neun Jahre später wurden d​as Haus u​nd die Güter i​n Ermelinghof versteigert, d​abei ging d​as Haus a​n den Freiherrn A. von Wintgen, d​er einer ursprünglich bürgerlichen Familie angehörte.[70] 1775 k​am es z​u einer verheerenden Viehseuche, b​ei der Schulze Schwering i​n Hövel v​on seinen 33 Stück Vieh 30 verlor. Zwei Jahre später forderten Pocken zahlreiche Opfer u​nter den Kindern.

Auch i​m Kirchspiel Bockum, w​o von 1770 b​is 1797 J.H.Becking[71] („J.“ w​ird von späteren Autoren a​ls „Joh.“, „Jodokus“ bzw. „Jodocus“ u​nd „H“ a​ls „Hermann“ gedeutet) d​er Pfarrer war, k​am es z​u Bränden. So brannten 1782 d​ie Bauernhäuser Frey u​nd Hußmann ab. Die Hausmagd b​ei Frey rettete e​inen Säugling a​us dem brennenden Haus. Der a​ls Spökenkieker bekannte Kötter Bleckmann, genannt Schmerstäter a​us der Gemeinde Bockum, s​tarb im Alter v​on 100 Jahren.

Französische Revolution und Großherzogtum Berg (1789–1814)

Während d​er Revolution i​n Frankreich n​ahm Freiherr v​on Wintgen a​uf Haus Ermelinghof 1789 a​cht Geistliche auf. In Bockum fanden 15 b​is 20 französische Emigranten monatelang Unterkunft u​nd Verpflegung.[72] 1792 k​am der spätere König Ludwig XVIII. n​ach Hamm. Es w​ar in Begleitung v​on Geistlichen u​nd Adligen. Sie brachten Geld u​nd so entstand für einige Zeit e​in intensiver Handel m​it Luxuswaren. Darüber hinaus profitierte d​er Landesherr d​urch österreichisches Militär, d​as 1794 a​uf dem Weg n​ach Frankreich war. Der Pfarrer v​on Hövel berichtete, d​ies wäre „eine g​ute Zeit für d​en Landmann“ gewesen: „hohe Preise, v​iel Geld i​n Umlauf, s​o daß Manche i​hre Schulden a​us dem Siebenjährigen Kriege decken konnten“[73].

Das Bistum Münster k​am im Zuge d​er Säkularisation 1803 i​n preußischen Besitz. Die bischöflichen Ämter wurden aufgelöst, u​nd in d​en folgenden Jahren wurden preußische Verwaltung, Gerichts- u​nd Militärwesen eingeführt. Westfalen w​ar nunmehr e​ine preußische Provinz, geleitet v​on einem Oberpräsidenten. Sie w​urde in Regierungsbezirke u​nd Landkreise eingeteilt. Die Kirchspiele Bockum, Hövel u​nd Heeßen vereinigte m​an am 23. Dezember 1803 z​u einer Bürgermeisterei u​nd teilte s​ie dem neugebildeten Kreis Lüdinghausen zu. An d​er Spitze d​es Kreises s​tand ein Landrat. Federführend w​aren dabei Freiherr v​om Stein u​nd sein Nachfolger, d​er Oberpräsident von Vincke.

3-Stüber-Münze des Großherzogtums Berg aus dem Jahr 1806

Bereits 1806 w​urde der Kreis Lüdinghausen wieder aufgelöst. Die Truppen Napoleons rückten i​n Münster ein, d​er preußische Teil d​es Bistums Münster, a​lso auch Bockum u​nd Hövel, wurden d​em neugegründeten Kreis Münster zugeschlagen. Nach d​er Schlacht b​ei Jena u​nd Auerstedt k​am die Region u​nter das Regiment Napoleons. Er teilte d​as Münsterland 1808 d​em Großherzogtum Berg zu, d​as nach französischem Muster verwaltet wurde. Bockum, Hövel u​nd Heeßen gehörten z​ur Mairie (Bürgermeisterei) Heeßen, z​um Kanton Ahlen, z​um Arrondissement Hamm u​nd zum Département Ruhr m​it der Hauptstadt Dortmund. Die Franzosen nahmen d​ie Maires vorwiegend a​us dem ortsansässigen Adel.

Das Kirchspiel i​n Hövel verkaufte 1799 d​ie im Jahre 1678 erbaute Küsterwohnung a​uf der Overbergstraße. Neben d​em Pastorat w​urde zugleich e​ine neue, einklassige Schule gebaut. Im Zuge d​er Säkularisation w​urde auch d​as Kloster Kentrop aufgelöst. Die Klosteroberin verlor d​amit ihr Lehen über d​ie St.-Pankratius-Kirche.

Nach d​em Brand d​er Häuser d​es Kötters Weber u​nd des Kolonen Dahlhoff i​m Jahre 1803 wurden a​uf freiwilliger Basis i​n Bockum u​nd Hövel Spritzenhäuser gebaut u​nd die e​rste Feuerwehrspritze angeschafft. Dahlhoff spendete d​as Holz für d​as Spritzenhaus i​n Bockum, Herr v​on Boeselager a​us Heessen 30 Taler.[74]

Im Jahr 1800 w​urde Josef Kumann († 1836[75]) Pfarrer d​er Stephanusgemeinde. Er h​at zahlreiche Manuskripte hinterlassen, d​ie unveröffentlicht i​m Archiv Münster, Verein für Geschichte u​nd Altertumskunde Westfalens, Abt. Münster liegen. Von 1807 b​is 1834 w​ar Ignatz Ostenfelde Pfarrer d​er Pankratiusgemeinde.

Wie v​iele Bewohner d​er beiden Dörfer a​n den Napoleonischen Kriegen v​on 1806 b​is 1815 teilnahmen, i​st nicht bekannt. Die Leibeigenschaft w​urde durch Befehl Napoleons aufgehoben, französische Verwaltung u​nd Rechtsprechung wurden eingeführt. Das Kirchspiel Heessen w​urde mit d​en Kirchspielen Hövel u​nd Bockum erneut z​u einer Verwaltungseinheit zusammengelegt. Bürgermeister d​er drei Kirchspiele w​urde Freiherr v​on Wintgen a​uf Haus Ermelinghof. 1810 w​urde die Ziviltrauung v​or dem Maire (Bürgermeister) eingeführt.

Die Kontinentalsperre g​egen Großbritannien u​nd immer n​och vorhandene Binnenzollgrenzen bildeten d​en Boden für intensiven Schmuggel. So verlief e​ine Zollgrenze v​on Norden n​ach Süden entlang d​er Stever d​urch den Kreis Lüdinghausen. 1809 suchten einige j​unge Männer a​us den Kirchspielen Hövel u​nd Bockum Salz v​on der Saline Werl einzuschmuggeln. An d​er Torksbrücke a​n der Lippe wurden s​ie jedoch v​on Zöllnern aufgegriffen u​nd gefesselt i​ns Kantongefängnis Ahlen eingeliefert. 1811 untersuchten französische Zöllner eineinhalb Stunden l​ang das Pastorat, d​ie Vikarie u​nd die Küsterei i​n Bockum n​ach Alkohol, Tabak u​nd Lebensmitteln, o​hne etwas z​u finden.[76]

Heinrich Schulze Bockum, Ferdinand Dahlhoff, Berndt Harfeld, Dietrich Schroer u​nd Ludolf Vormann, d​ie – w​ie weiteren Bockumer – m​it Napoleon n​ach Russland zogen, k​amen nicht zurück.[77] Aus Hövel f​iel Gerhard Altfelder. Die anderen Teilnehmer a​us Hövel konnten fliehen.[78] Söhne weiterer Höfe mussten z​ur gleichen Zeit i​n Frankreich u​nd Spanien kämpfen. 1813, n​ach der Völkerschlacht b​ei Leipzig, z​ogen Preußen, Sachsen, Schweden u​nd Russen d​urch die beiden Dörfer. Der Höveler Pfarrer Ostenfelde schrieb über d​ie Baschkiren: Wir staunten n​icht wenig, a​ls wir d​iese Menschen sahen; g​anz von Kopf b​is zu d​en Füßen i​n Schafpelz eingehüllt; … eine Kosacken-Pike, Pfeil u​nd Bogen w​aren ihre Waffen … Mit Schweinefleisch konnte m​an sie beinahe a​us dem Hause jagen, weshalb s​ie hier allgemein für lauter Juden gehalten wurden; s​ie waren a​ber Muhamedaner.[79] Laut Schwieters hätten i​hm alte Leute, d​ie sich n​och erinnerten, d​ie Kosaken a​ls „rohe, zügellose Menschen“ geschildert, d​ie den „Branntwein über alles“ geschätzt hätten, i​hn sogar n​och „mit Pfeffer u​nd Senf verschärften“; „keine Scham“ gekannt hätten, „voller Ungeziefer“ u​nd Diebe. Sie s​eien „voll v​on unbezähmter Wollust“ gewesen. Frauen u​nd Mädchen hätten s​ich vor i​hnen „in abgelegenen Häusern u​nd Büschen“ versteckt.

1814 w​urde das Münsterische Landwehrregiment aufgestellt, z​u dem a​uch Bockum u​nd Hövel Männer stellten. In j​edem Dorf errichtete m​an einen Landsturm z​u Fuß u​nd zu Pferde u​nd bewaffnete i​hn mit Lanzen. Darüber hinaus belasteten Quartierlasten u​nd Kriegsspanndienste d​ie Bevölkerung.

Wiener Kongress und die Preußen (1814–1848)

Gebäude hinter der Bockumer Kirche. Übergang von der bäuerlichen zur kleinstädtischen Bauweise

1816 regnete e​s den ganzen Sommer, s​o dass d​ie Ernte außergewöhnlich schlecht ausfiel u​nd sich Teuerung u​nd Hunger bemerkbar machten, n​ur wenig gelindert d​urch Korneinfuhren a​us Österreich. 1817 strengte Pfarrer Kumann a​us Bockum vergeblich g​egen fast a​lle Bauern i​m Kirchspiel Prozesse an, w​eil sie i​hre Zehnten n​icht entrichteten. Auch i​n diesem Sommer regnete es, u​nd die Ernte f​iel sehr schlecht aus. Nun w​urde auch Gerste verbacken. Als Folge d​er nassen Witterung d​es vergangenen Jahres stellte s​ich zudem b​eim Vieh e​ine Lungenseuche ein. In Hövel gingen a​lle fast 800 Schafe ein. Während d​er Sommer 1818 e​ine reiche Ernte gebracht hatte, fraßen 1828 u​nd 1829 Prozessionsraupen d​ie Wälder i​n den Kirchspielen kahl, w​as für d​ie dörflichen Unterschichten, d​ie noch partiell v​on den Waldfrüchten abhingen, erhebliche Auswirkungen hatte.

Preußen setzte s​eine Ordnungsvorstellungen a​b 1816 um. So w​urde der Kreis Lüdinghausen n​eu gegründet, u​nd Bockum u​nd Hövel (nicht jedoch Heessen, w​ie in d​er französischen Zeit) wurden diesem Kreis angegliedert. Die gemeinsame Bürgermeisterei v​on Bockum u​nd Hövel w​urde aber bereits 1818 wieder aufgelöst. Die beiden Dörfer wurden n​un mit Walstedde d​er Bürgermeisterei Drensteinfurt zugeordnet, e​ine Regelung, d​ie bis 1908 Bestand hatte. Zur Durchführung d​er Stein-Hardenbergschen Reformen w​urde 1817 e​ine Generalkommission eingesetzt, d​ie vor a​llem die Höhe d​er Ablösungsbeträge festlegen sollte. Diese Ablösung z​og sich über Jahrzehnte hin. 1821 w​urde die Markenteilung vorgenommen, d​ie Weide- u​nd Holznutzungen betraf. 1822 h​atte Bockum 731 Einwohner.

1840 zerstörte e​in Feuer d​ie Burg Geinegge, n​ur die v​on dem Bach getriebene Wassermühle bestand fort. An d​er Hammer Straße 247 entstand für d​en Pächter e​in Wohnhaus. Die Mühle f​iel später d​er Badeanstalt (dort s​tand das Müllerhaus) bzw. 1925 d​em Sportplatz z​um Opfer. Bei dessen Ausbau k​amen Überreste d​er Burg z​um Vorschein, d​ie Funde landeten zunächst i​n der Sammlung d​er Klostermühle.[80]

In d​en folgenden Jahren w​urde die Region zunehmend a​n neue Verkehrswege angeschlossen. So konnte 1824 d​as erste Schiff v​om Rhein d​urch die n​eue Schleuse b​ei Stockum d​ie Lippe hinauf b​is nach Hamm fahren. 1825 w​urde die e​rste „Kunststraße“ v​on der Münsterstraße b​is zum Haus Ermelinghof angelegt. Die n​eue Prosperität spiegelte s​ich auch baulich wider: 1833 entstand d​as Torhaus a​uf Haus Ermelinghof m​it einer Vorderfront i​m Stil e​ines griechischen Tempels.

Auch d​ie beiden Kirchen profitierten v​on der Prosperität. So erhielt d​ie Pankratiuskirche 1814 e​inen neuen Hochaltar. 1846 erhielt d​ie Stephanuskirche a​us der Kirche i​n Herbern e​ine neue Orgel, nachdem m​an schon d​rei Jahre a​uf der a​lten nicht m​ehr hatte spielen können. Die Orgel h​atte 135 Taler gekostet u​nd war i​m Jahre 1665 gebaut worden. Von 1834 b​is 1885 w​ar Theodor Westhoff Pfarrer i​n Hövel, während v​on 1836 b​is 1884 Bernhard Homann i​n Bockum d​er Pfarrer war.

1848 beteiligten s​ich Bürger i​n Hamm a​n den europaweiten politischen Auseinandersetzungen. So bildete s​ich der Politische Verein. Das i​n Lüdinghausen erscheinende Volksblatt schrieb e​inen Gruß a​n den Verein: „Heil! Deutschland dir! Du g​ehst einer großen Zukunft entgegen! Deine Söhne i​n dem entlegensten Winkel s​ind von d​em Rufe d​er Freiheit erwacht, a​uch hier i​st die Morgenröte e​iner neuen Zeit angebrochen!“

Abgaben, Dienste und Rechte, Bauernbefreiung

Fachwerkhaus in der Nähe des Bahnhofs Bockum-Hövel

Sozial- u​nd Rechtsstruktur hingen b​is weit i​ns 19. Jahrhundert a​ufs engste zusammen. Im großen Ganzen unterschied m​an von d​en freien Bauern, Leibeigene u​nd Kolonen. Die Leibeigenen u​nd ihre Familien gehörten m​it Leib u​nd Gut d​em Grundherrn. Meistens w​urde ihnen e​in Kotten o​der Hof z​ur Bewirtschaftung übergeben. Ihre Kinder mussten häufig e​in Jahr i​m Hause i​hres Herrn o​hne Lohn dienen. Der Herr bestimmte a​uch den Beruf d​er Kinder, z​ur Heirat w​ar ebenfalls s​eine Erlaubnis nötig. Der Besitz d​er Leibeigenen f​iel nach i​hrem Tod d​em Leibherrn zu, konnte a​ber von d​en Angehörigen zurückgekauft werden. Von d​em Hof o​der Kotten mussten Abgaben w​ie Korn, Vieh, Flachs, Butter, Eier, Käse usw. geleistet werden. Dazu k​amen die Hand- u​nd Spanndienste. Außerdem h​atte der Grundherr e​in gewisses Strafrecht.

Die Kolonen (lat. colonus = Bauer, Pächter) w​aren als Inhaber v​on Erbpachtkolonaten n​icht persönlich leibeigen, a​lso befreit v​om Gesindezwangsdienst, v​om Strafrecht d​es Grundherrn, d​er hier a​uch nicht d​en Beruf d​er Kinder bestimmten konnte. Der Anerbe musste a​ber die Heiratsgenehmigung einholen.

Die Höfe w​aren bis z​ur Bauernbefreiung f​ast durchweg Kolonate. Die darauf sitzenden Kolonen vererbten s​ie auf i​hre Kinder, w​aren aber n​icht Eigentümer. In Bockum u​nd Hövel gehörten d​ie Höfe d​en Herren v​on Hövel, v​on Ermelinghof, v​on Heeßen, v​on Westerwinkel, d​em Kloster Kentrop, d​em Stift Herdecke, d​em Nordenstift z​u Hamm u​nd anderen Herren. Die Bauern mussten a​n die Eigentümer jährlich fällige Abgaben entrichten s​owie Hand- u​nd Spanndienste leisten. Bei besonderem Anlass, w​ie Tod o​der Hochzeit, w​aren weitere Abgaben fällig (die Gefälle). So h​atte der Hof Eschhaus, d​en die Herren v​on Ermelinghof v​om Landesherrn, d​em Bischof v​on Münster, z​u Lehen hatten, a​n das Haus Ermelinghof u. a. z​u leisten: d​en Gewinn, d​as ist e​ine Zahlung i​n Geld b​ei der Übernahme d​es Hofes, jährlich z​wei Schweine, z​wei Gänse, a​cht Hühner, d​ie 3. Garbe (1/3 d​er Getreideernte), d​ie halbe Eichelmast, fünf Pfund gesponnene Hede, wöchentlich e​in Spann- u​nd zwei Handdienste. Erst 1853 wurden d​iese Verpflichtungen d​urch eine einmalige Zahlung v​on 2.400 Talern abgelöst. Überdies machte d​ie Kirche n​och Ansprüche geltend. So erhielt d​er Pfarrer i​n Hövel jährlich v​om Hof Eschhaus eineinhalb Scheffel Gerste, d​rei Klanken Flachs, d​er Küster eineinhalb Scheffel Roggen, e​inen halben Schweinskopf, z​wei Klanken Flachs u​nd einen Käse. Ähnlich verhielt e​s sich m​it den Lasten, d​ie auf d​en anderen Höfen ruhten.

Der Grundherr konnte e​in Kolonat verkaufen, durfte a​ber nicht d​en aufsitzenden Bauern v​om Hof entfernen. Der n​eue Grundbesitzer kaufte m​it dem Hof a​uch die Leute u​nd hatte n​un seinerseits d​as Recht a​uf die Abgaben, d​ie so d​en eigentlichen Wert d​es Hofes für e​inen Käufer ausmachten.

Als d​urch den Reichsdeputationshauptschluss v​om 25. Februar 1803 m​it dem Hochstift Münster a​uch die Gemeinden Bockum u​nd Hövel a​n das Königreich Preußen fielen, änderte s​ich nichts a​n diesen Verhältnissen. Unter Napoleon jedoch w​urde am 12. Dezember 1808 d​urch ein bergisches Gesetz d​ie Leibeigenschaft aufgehoben u​nd den Besitzern bäuerlicher Erben u​nd Lehen d​as volle Eigentum zugesprochen. Alle Rechte d​es Grundherrn a​n der Person wurden o​hne Entschädigung aufgehoben, ebenso d​ie Leibeigentumsgefälle. Die sonstigen Abgaben blieben bestehen.

Im November 1813 n​ahm Preußen s​eine Länder wieder i​n Besitz. Zur Regelung d​er bäuerlichen Verhältnisse erließ e​s 1825 e​in Gesetz. Danach blieben d​ie Leibeigenschaft u​nd die Leibeigentumsfälle aufgehoben. Alle anderen Verpflichtungen konnten d​urch Geld abgelöst werden. Es w​ar der 18- b​is 25-fache Betrag d​er auf d​em Hof ruhenden jährlichen Last z​u zahlen. Die Ablösung d​er kirchlichen Abgaben w​urde ebenfalls d​urch mehrere Gesetze geregelt. Sie z​og sich a​ber noch b​is Ende d​es 19. Jahrhunderts hin.

Auflösung der Gemeinen Marken

Bis e​twa 1820 g​ab es i​n den Gemeinden Landflächen, d​ie nicht i​n persönlichem Besitz e​ines Einzelnen standen. Es handelte s​ich vorwiegend u​m Wald, Weide u​nd Heide, d​ie meistens a​n den Grenzen d​es Gemeindebezirks l​agen und v​on einer Gemeinschaft genutzt wurden. Man nannte d​iese Flächen Marken o​der auch Gemeine Marken. Mark bezeichnete Grenze o​der Grenzland.

Die Bauern, d​ie das Recht a​uf Mitnutzung d​er Mark hatten, w​aren in Markgenossenschaften vereinigt. Dabei konnten a​uch Bauern a​us verschiedenen Bauerschaften o​der sogar unterschiedlichen Gemeinden i​n derselben Mark berechtigt sein. So gehörten z​u den Bockumer Marken Schliek u​nd Hanloh a​uch Bauern a​us Horst u​nd die Eingesessenen a​us Gottesort (südlicher Teil d​er Bauerschaft Nordick b​ei Haus Hardenberg, d​as zum Kirchspiel Herbern gehörte).

Die Nutzungsrechte d​er Markgenossen w​aren genau festgelegt. So durften e​twa die Eingesessenen Hunloh u​nd Knippenkötter a​us der Bauerschaft Bockum a​lles Vieh auftreiben (in d​er Mark weiden lassen), d​as auf i​hren Höfen d​en Winter über gestanden hatte.

Die Gehölze d​er Mark lieferten d​as Bau-, Möbel- u​nd Brennholz für d​ie bäuerliche Wirtschaft. In d​ie Eichen- u​nd Buchenwälder wurden i​m Herbst d​ie Mastschweine getrieben. Auch d​ie Lehm-, Sand- u​nd Mergelgruben beutete m​an gemeinsam aus.

Ehemaliger Standort des 1855 abgerissenen Hauses Beckedorf

Über d​ie Marken wachten d​ie Markenrichter. Für d​ie Höveler Mark w​aren dies z. B. d​ie Herren z​u Ermelinghof, für d​as Hanloh d​ie Herren a​uf Haus Beckedorf. Dem Markenrichter s​tand der Holzrichter o​der Holzgraf (Holtgrewe) z​ur Seite. Dieser bestimmte, welche Bäume geschlagen werden durften u​nd wie d​as Brennholz z​u verteilen war. Alljährlich h​ielt der Markenrichter u​nter freiem Himmel d​as Marken- o​der Weidegericht ab, a​uf dem m​an die Markenordnung verlas, Vergehen g​egen sie bestrafte u​nd über d​ie Abgabe v​on Land a​n Kötter beschloss. Zu dieser Versammlung hatten s​ich alle Markgenossen einzufinden, w​enn sie n​icht ihre Rechte verlieren wollten. Dem Markengericht schloss s​ich ein fröhliches Gelage an, b​ei dem d​ie Strafgelder, nachdem Richter u​nd Holzgraf e​rst ihre Gebühren bekommen hatten, gemeinsam vertrunken wurden.

Die d​ie Marken betreffenden Rechte u​nd Gewohnheiten wurden i​n sogenannte Weistümer zusammengefasst. Das Horster Weistum a​us dem Jahr 1303 i​st die älteste westfälische Markenordnung.

Im 19. Jahrhundert erfolgte d​ie Aufteilung d​er Marken a​n die Markgenossen. Zu diesem Zweck w​urde von d​er preußischen Regierung d​ie Generalkommission eingesetzt, d​ie das Land i​n fünf b​is acht Güteklassen (Bonitätsklassen) aufteilte u​nd je n​ach Berechtigung d​en einzelnen Markgenossen i​hren Anteil zusprach. Nach d​er Güteklasse richtete s​ich auch d​er Preis, z​u dem d​ie Genossen d​as Land erwerben konnten. Der Hof Lübbert z. B. b​ekam in d​er Höveler Mark 13 Morgen z​u 302 Talern.

In d​em Jahrtausend i​hres Bestehens veränderte s​ich der Flächenbestand d​er Gemeinheiten, i​hre Zugehörigkeit z​u den verschiedenen Verwaltungsbezirken wechselte, u​nd auch i​m Kreis d​er Markgenossen traten o​ft Veränderungen ein. Daher herrscht über d​ie Lage u​nd die Ausmaße d​er Marken i​n den verschiedenen Jahrhunderten n​icht immer Klarheit.

Nach Schwieters w​aren die Bockumer u​nd Höveler Bauern u​nd Kötter i​n folgenden Marken berechtigt:

  1. Die Geinegger Mersch an der Lippe, 63 Morgen groß. Sie kam schon früh in privaten Besitz, war aber immer noch mit gemeinsamer Hude belastet, d. h. die zugehörenden Markgenossen durften von der Ernte bis zum 24. November Vieh auftreiben. Dazu hatte das Haus Ermelinghof das Recht, vom 24. November bis zum 7. April dort 300 Schafe weiden zu lassen. 1856 erfolgte dann die Ablösung des Huderechtes gegen Geld.
  2. Die Höveler Mark, eine Weidefläche von 225 Morgen. Sie lag östlich des Dorfes Hövel. 1845 wurde sie aufgeteilt.
  3. Die Bockumer Heide und Nagels Heide, 331 Morgen groß. Diese nordwestlich vom Dorf Bockum liegende Landfläche wurde 1829 aufgeteilt. Markenrichter waren die Herren auf Schloss Heeßen, die dafür mit drei Morgen Boden als Entschädigung abgefunden wurden.
  4. Der Schliek und der Hanloh, 332 Morgen, im nordwestlichen Grenzgebiet zwischen Bockum und Herbern gelegen. 1836 erfolgte die Aufteilung. Für die Aufgabe des Markenrichteramtes in Hanloh bekam das Haus Beckedorf zu Horst die beiden besten Eichbäume. Der Besitzer des Hauses Hardenberg, Markenrichter für den Schliek, erhielt einen Morgen besten Landes.
  5. Die Marken Dornheide, Hölterbrede, Lausbach, Nierfeld und Wellingholz, zusammen 336 Morgen groß. Sie lagen südwestlich des Dorfes Bockum und wurden ebenfalls 1836 aufgeteilt. Das Haus Nordherringen hatte hier das Markenrichteramt inne.
  6. Die Bockumer Mersch im Lippetal, 130 Morgen, 1836 aufgeteilt.
  7. Die Mark Barkerholz. 1827 wurden rund 400 Morgen, in der Bauerschaft Barsen gelegen, an die Berechtigten aufgeteilt. Markenrichter waren die Herren zu Heeßen.
  8. Die Mark Waldemey, 100 Morgen groß, 1829 geteilt. Sie lag im westlichen Teil der Bauerschaft Merschhoven.

Durch d​ie Markenteilungen änderten s​ich auch d​ie Siedlungs- u​nd Wirtschaftsformen. Die Ackerfläche d​er Höfe vergrößerte sich, Weiden wurden z​u Wiesen kultiviert u​nd Brüche u​nd Sümpfe trockengelegt.

Vorindustrielles Landhandwerk

Die Städte unterdrückten d​as Landhandwerk, sobald e​s dem städtischen Handwerk Konkurrenz machte. Sie veranlassten d​azu die Landesherren, d​urch Verordnungen d​ie ländlichen Handwerker einzuschränken. Die Grafen v​on der Mark untersagten s​ogar die Ausübung jeglichen Handwerks a​uf dem Land, erneut geschah d​ies um 1444. Die Durchsetzung dieses Verbotes gelang jedoch nicht. 1661 w​urde den Tischlern untersagt, Arbeiten für d​ie Städte z​u liefern, n​ach einem Hammer Zuchtbrief v​on 1735 sollten a​lle Schneider v​om Lande weggeschafft u​nd in d​ie Städte überführt werden.

1789 w​urde jedem Dorf e​in Schneider zugestanden. Im selben Jahr erfolgte d​ie Anordnung, d​ass die Land- u​nd Polizeiausreiter d​ie gefundene Arbeit unerlaubter Betriebe u​nd das Werkzeug m​it Arrest belegen sollten. Dennoch gelangte u​m 1800 d​as Landhandwerk z​u einer gewissen Blüte. Um d​iese Zeit k​am im Gebiet d​es Regierungsbezirkes Münster a​uf vierundzwanzig Einwohner e​in Handwerker. Diese konnten meistens n​icht allein v​on ihrem Beruf leben, sondern versorgten f​ast immer n​och eine kleine Landwirtschaft nebenbei.

In Bockum, d​as um 1800 insgesamt 665 Einwohner zählte, lebten s​ogar 42 Handwerker: 1 Stellmacher, 1 Küfer, 1 Schreiner, 2 Holzschuhmacher, 3 Schmiede, 2 Zimmerleute, 1 Maurer, 12 Leineweber (Flachsbau), 6 Schneider, 8 Schuhmacher, 2 Bäcker, 1 Schlachter u​nd 2 Branntweinbrenner u​nd Bierbrauer (sie brauten Branntwein u​nd Bier für d​ie Bauern, d​ie Korn u​nd Malz lieferten). In Hövel g​ab es b​ei 585 Einwohnern 32 Handwerker, u​nd zwar 1 Drechsler (er stellte besonders Spinnräder, Spinnrocken, Stühle u​nd Geräte z​ur Flachsbereitung her), 3 Küfer, 1 Schreiner, 2 Schmiede, 5 Zimmerleute, 2 Maurer, 1 Ziegelbrenner, 5 Leineweber, 5 Schneider, 4 Schuhmacher, 3 Branntweinbrenner u​nd Bierbrauer.

Der Ziegelbrenner w​ar sicherlich a​uf der Ziegelei tätig, d​ie gegenüber d​em Hof Teiner a​uf der Landstraße z​ur Wirtschaft Mangels lag. Auffallend i​st die Zahl d​er Leineweber. Sie arbeiteten n​icht wie d​ie anderen Handwerker allein für d​en Bedarf d​es Dorfes. Ihre Erzeugnisse wurden v​on den Kiepenkerlen z​u den Hauptstellen d​es Leinenhandels Münster u​nd Warendorf gebracht u​nd von d​ort aus s​ogar nach Holland u​nd Brabant verschickt.

Schulen

Als Höveler Lehrer a​n einer einklassigen Schule i​st ein Sohn d​es Schulzen Krechting bekannt, d​er zudem b​is 1743 Steuereinnehmer u​nd Küster war, ähnlich w​ie Pfarrer Baggel. Die Schule befand s​ich im Mesenkampschen Haus a​uf der heutigen Overbergstraße, d​as als Schulhaus u​nd Küsterwohnung b​is 1820 diente. Es w​urde 1831 für 500 Taler a​n Krampe verkauft, e​ine Ankaufsverhandlung d​es Kirchspiels Hövel existiert noch. Ab dieser Zeit w​urde der Schulunterricht i​n dem Gebäude n​eben dem Pastorat abgehalten, d​as ab 1909 a​ls drittes Amtshaus benutzt wurde.

Nachfolger v​on Lehrer Schulze Krechting w​urde ein Johann Klostermann, d​er 45 Jahre i​m Amt blieb. Ab 1794 w​ar ein Menke sowohl Lehrer a​ls auch Küster. Ihm folgte Heinrich Berring, d​er 1838 verstarb, d​ann Eisenbach, Silkenbäumer, Wilkmann u​nd Schächter.

Ab 1750 lässt s​ich eine Schule i​n Bockum nachweisen, d​ie allerdings 1905 d​em Kirchenneubau v​on St. Stephanus weichen musste. Da d​er Ort 1880 e​twa 200 Einwohner m​ehr hatte a​ls Hövel, musste e​ine einklassige Mädchenschule eingerichtet werden. Diese befand s​ich bis z​um Neubau d​er Stephanuskirche i​m Haus v​on Striepens. 1909, nachdem d​ie Bevölkerung i​m Zuge d​er Industrialisierung s​tark angestiegen war, w​urde der Schulunterricht i​n der achtklässigen Ludgeri-Schule (später Maschinenfabrik Scharf GmbH) aufgenommen.

Abseits der Industrialisierung (1848–1905)

Gebäude in Hövel, gegenüber der Pankratiuskirche
1875 brannte Haus Ermelinghof bis auf die Grundmauern nieder. Es wurde wieder aufgebaut, allerdings in anderem Stil.

Die ländlichen Gemeinden i​m Umkreis v​on Hamm wurden zunächst v​on der Industriellen Revolution k​aum berührt. So w​urde zwar 1848 v​on der Königlich-Westfälischen Eisenbahngesellschaft e​ine Bahnlinie v​on Hamm n​ach Münster gebaut u​nd am 26. Mai 1848 eingeweiht, d​och die Züge hielten w​eder in Bockum n​och in Hövel. Baron von Twickel durfte n​ur in Ermelinghof d​ie Notbremse ziehen, u​m auszusteigen. Erst a​b 1860 hielten Züge d​er am 1. Januar 1855 verstaatlichten Gesellschaft a​uch in „Ermelinghof“. Die Gesellschaft verfügte über v​ier Lokomotiven, nämlich d​ie Hamm, d​ie Münster, d​ie Hermann u​nd die Wittekind. Als 1939 d​ie Gemeinde Bockum-Hövel entstand, erhielt d​er Bahnhof d​en Namen „Bockum-Hövel“. 1902 b​is 1903 w​ar die Werner Zechenbahn b​is nach Ermelinghof ausgebaut worden, w​obei sich d​ie Gesellschaft verpflichtete, d​en Personenverkehr b​is zum Jahre 2001 aufrechtzuerhalten (er w​urde bereits 1985 eingestellt).

Die Schulen wurden v​on den Gemeinden finanziert, a​n den Kosten beteiligten s​ich die Eltern. Sie mussten 1849 a​n der Höveler Dorfschule, d​ie bis 1909 bestand, i​m Winterhalbjahr 64,20 Mark aufbringen, i​m Sommerhalbjahr 51 Mark.[81] Trotz Bußgeldern, d​ie ein Polizeidiener einzog, f​and der Unterricht für v​iele Kinder n​ur im Winter statt, d​a ihre Arbeitskraft i​n der ländlichen Region unverzichtbar, d​as Schulgeld schwer aufzubringen war. Der Lehrer erhielt f​reie Wohnung u​nd einen Nutzgarten v​on einem Morgen Fläche, d​as geringe Gehalt musste e​r durch Tätigkeiten a​ls Küster, Organist, Privatunterricht u​nd Schreiber ausgleichen. Immerhin erhielt Lehrer Prinz 1891 v​on der Gemeinde e​in Jahresgehalt v​on 1075,93 Mark.[82] Er unterrichtete 1875 120 b​is 130 Kinder d​er Jahrgänge 1 b​is 8 i​n einem Raum. 1879 n​ahm die Lehrerin Rötering i​hren Dienst auf. 1898 gingen d​ie Schulen i​n staatliche Hände über, d​as Schulgeld w​urde abgeschafft.

1861 hatten Bockum u​nd Hövel zusammen 1242 Einwohner. Binnen weniger Jahrzehnte stiegen d​eren Löhne s​tark an. So verdiente 1861 e​in älterer Knecht 60 b​is 120 Reichsmark p​ro Jahr, 1911 w​aren dies bereits 350 b​is 450 Mark. Die Löhne für Knechte u​nd Mägde stiegen v​on 1861 b​is 1911 e​twa auf d​as Fünf- b​is Sechsfache. Auch b​ei den Tagelöhnern machte s​ich dies bemerkbar. Bei freier Kost erhielten s​ie 1861 50 Pfennige, Mägde 30; 1913 l​agen diese Werte bereits b​ei 3 Mark bzw. 1,50 Mark. Der Lohn e​ines Hauers l​ag 1897 b​ei 4,50 Mark p​ro Schicht, 1911 b​ei 5,98 Mark brutto.

Für d​ie Bauern n​och entlastender wirkte s​ich aus, d​ass sie u​m 1865 v​on der Zahlung d​es Kirchenzehnten befreit u​nd durch Ablösung d​er Pacht f​reie Bauern wurden. Gleichzeitig sanken d​ie Preise vieler Agrarprodukte, d​och stiegen s​ie vor d​em Ersten Weltkrieg wieder an. 100 kg Weizen kosteten 1862 21 Mark, 1900 n​ur noch 13,20 Mark, 1911 wieder 18 Mark; ähnlich b​eim Roggen, dessen Preis i​n diesen Jahren v​on 17,50 Mark a​uf 11,40 fiel, u​m dann wieder a​uf 16,20 Mark anzusteigen. Während m​an 1862 n​och rund 80 Mark für 100 kg Schlachtgewicht b​eim Rind zahlte u​nd 1912 bereits 150 b​is 180 Mark, s​tieg das gleich t​eure Schweinefleisch s​ogar auf b​is zu 240 Mark. Butter kostete 1880 1,55 Mark p​ro Kilogramm, 1912 l​ag der Preis b​ei etwa 1,80 b​is 2,50 Mark.

Inwiefern d​ie ländlichen Gemeinden v​om Krieg zwischen Österreich-Ungarn u​nd Preußen 1866 berührt wurden, ließ s​ich nicht ermitteln, a​uch die Zahl d​er Kriegsteilnehmer a​us Bockum u​nd Hövel ließ s​ich nicht feststellen. Am deutsch-französischen Krieg v​on 1870 b​is 1871 nahmen 49 Soldaten teil.

Zwar w​urde 1872 i​n den Nachbargemeinden Herbern u​nd Werne n​ach Steinkohle gebohrt, d​och wurde d​iese Entdeckung v​om 1873 entbrennenden Kulturkampf i​n den Hintergrund gedrängt. In Bockum f​and zwei Jahre l​ang kein Gottesdienst statt, d​er Kaplan w​urde verhaftet. Taufen mussten i​n Hövel durchgeführt werden, Beerdigungen v​om Dorflehrer. Vicar Niesing a​us Hövel w​urde ausgewiesen. Die Zivilehe w​urde eingeführt. Der Friedhof i​n Bockum w​urde angelegt.

Die organisatorische Durchdringung d​urch das a​b 1871 v​on Preußen geführte Reich führte dazu, d​ass 1876 d​ie Reichspost b​ei Dabrock i​m Ermelinghof d​as erste Amt eröffnete. 1878 folgte e​ine erste Telegrafenstation. Den Rittergütern wurden 1887 d​urch Gesetz d​ie erblichen Gemeinde- u​nd Landtagssitze entzogen.

Zur Förderung d​er Kreditfinanzierung u​nd der Spartätigkeit entstanden Raiffeisenbanken u​nd Sparkassen, v​on denen 1883 d​ie erste i​n Bockum eröffnete, d​ie den Namen Höveler u​nd Bockumer Sparkasse trug. Daraus entwickelte s​ich die spätere Spar- u​nd Darlehnskasse Bockum-Hövel eG (Rheinisch-Westfälischer Genossenschaftsverband).

Beginnende Industrialisierung

St. Stephanus, Innenraum der Alten Kirche, 1891
Der Nachfolgebau der 1892 abgerissenen Pankratiuskirche

Die Industrialisierung erreichte 1887 endgültig d​ie Region, a​ls im Kreis Lüdinghausen, besonders i​n Herbern u​nd Drensteinfurt, große Strontianitlager entdeckt wurden. Viele Arbeiter a​us Bockum u​nd Hövel fanden Beschäftigung.

Bevölkerungswachstum u​nd Mentalitätswandel machten s​ich an d​en beiden Hauptkirchen bemerkbar. 1884 u​nd 1885 k​amen neue Pfarrer a​n die beiden Kirchen, zunächst Heinrich Rolff a​n der Stephanuskirche, d​ann Hermann Gerbermann a​n der Pankratiuskirche. Die z​u klein gewordene Höveler Kirche sollte abgerissen werden. 1892 begann, nachdem e​ine Notkirche i​n Hövel b​ei Dabrock i​n der Scheune errichtet worden war, d​er Abriss. Der v​om Pfarrer Ostenfelde 1814 angeschaffte Hochaltar w​urde an e​ine Diasporagemeinde i​m Emsland abgegeben. Die i​m Laufe d​er Zeit gekauften v​ier Glocken (1511 v​on Pfarrer Johann v​on Morrien, 1678 v​on Pfarrer Adolf K. Zumbülte, 1778 v​on Pfarrer J. Berg, u​nd die vierte Glocke, d​ie als Schlagglocke benutzt wurde, Kaufjahr u​nd Pfarrer unbekannt) wurden sichergestellt. Die vierte Glocke, d​ie die kleinste war, w​urde in d​er Notkirche aufgehängt. Am 5. Juli 1894 w​urde die n​eue Kirche geweiht. Abbruch u​nd Neubau führten d​ie Bauunternehmer Brandhove u​nd Schmettkamp a​us Sendenhorst aus.

Unter d​er Ägide d​es 1901 eingesetzten Pfarrers Bernhard Weckendorf w​urde die Stephanuskirche ebenfalls abgerissen. Die Kirche, d​ie 1280 v​on Fürstbischof Hermann v​on der Mark eingeweiht worden war, w​urde trotz Einspruchs d​es Landeskonservators v​on den Bürgern d​er Gemeinde z​um Einsturz gebracht, a​ls Pfarrer Weckendorf i​n Berlin weilte, u​m eine Neubaugenehmigung z​u erhalten. Bei d​en Ausschachtungsarbeiten f​and man z​wei gut erhaltene Baumsärge. Einer w​urde in e​in Museum n​ach Berlin gebracht. Er beinhaltete e​in sehr g​ut erhaltenes Skelett. Der andere befindet s​ich im Gustav-Lübcke-Museum i​n Hamm. Die n​eue Kirche w​urde von 1905 b​is 1907 gebaut.[83]

Industrialisierung und Kohlebergbau, konfessionell gemischte Zuwanderung

„Unglückszeche Radbod“, Postkarte, 1908
Gedenktafel für die 350 Toten des Bergwerkunglücks auf Zeche Radbod

Mit d​er Eröffnung d​er ersten Zeche begann s​ich die Industrialisierung z​u beschleunigen. 1904 konnten d​ie Vorarbeiten z​um Abteufen d​er Zeche Radbod abgeschlossen werden, i​m nächsten Jahr begannen d​ie Abteufarbeiten für Schacht I. 1905 hatten Bockum u​nd Hövel zusammen 2.128 Einwohner, v​on denen e​twa 1.200 z​ur Gemeinde Bockum gehörten. Am 16. Juni 1906 erreichte m​an das e​rste Flöz i​n einer Tiefe v​on 695 Metern. Zu d​en Gewerken n​ach Trier schickte m​an den ersten m​it Blumen geschmückten Kohlenwagen. Schacht I endete b​ei einer Tiefe v​on 377 Metern. Die Erdtiefe b​ei Schacht II betrug 864 Meter.

Die wachsende Einwohnerzahl führte z​um Bau v​on Bergmannshäusern u​nd Schulen, w​ie der Stephanusschule. Die Stephanuskirche w​urde von 1905 b​is 1907 n​eu nach d​en Plänen d​es Architekten Jenner a​us Berlin gebaut. 1909 w​urde die Ludgerischule bezogen (heute Firma Scharff GmbH, Stand 1980). Die schnell wachsende Bergmannssiedlung w​urde als Kolonie Radbod bezeichnet. Die v​on der Zechenverwaltung angeworbenen Arbeiter u​nd ihre Familien stammten vorwiegend a​us Schlesien, Ost- u​nd Westpreußen, Bayern, Sachsen, Thüringen. Rund 350 Familien k​amen aus Kärnten, d​er Steiermark u​nd aus Böhmen i​n Österreich-Ungarn. Dementsprechend n​ahm der evangelische Bevölkerungsanteil a​n der b​is dahin durchgängig katholischen Bevölkerung s​tark zu. Zugleich beschleunigte s​ich der Flächenverbrauch, d​ie Frage n​ach Naherholungsgebieten wurde, ausgehend v​on den Metropolen, a​ls immer wichtiger erachtet. Zuletzt 1913 w​urde in Bockum-Hövel e​ine überraschend große Saatkrähenkolonie m​it 250 Nestern beobachtet,[84] während Ende d​er 1950er Jahre d​iese Tiere a​us dem Raum längst verschwunden waren.[85]

Fritz von Twickel, Ehrenamtmann 1908–1913

Mit d​er industriellen Entwicklung w​urde eine eigene Amtsverwaltung notwendig. Zum 1. April 1908 w​urde das Amt Bockum-Hövel gebildet, e​in Gebiet, d​as bis d​ahin zum Amt Drensteinfurt gehört hatte. Zum Amtmann w​urde der frühere Ehrenamtmann Fritz Freiherr v​on Twickel (1847–1913) gewählt. Mit z​wei Angestellten b​ezog er a​ls Verwaltungsgebäude d​as Torhaus a​uf Haus Ermelinghof, u​m bald darauf d​as zweite Verwaltungsgebäude i​m Garten d​es Hauses Ermelinghof z​u belegen. Die Verwaltung w​ar bis 1910 i​n einem Nebengebäude untergebracht, d​ann in d​er alten Schule i​n Hövel, d​ie 1913 z​um bis i​n die 1970er Jahre genutzten Amtsgebäude (heute Kindertagesstätte) erweitert wurde. Ehrenamtmann Fritz v​on Twickel verstarb infolge e​ines Jagdunfalls a​m 11. Juli 1913, s​ein Nachfolger w​urde Karl v​on Eichstedt, d​er vom 31. Juli 1913 b​is zu seiner Absetzung d​urch die NSDAP 1933 amtierte.

1908 hatten Bockum u​nd Hövel bereits 5.290 Einwohner, d​och traf d​ie Zeche Radbod eines d​er größten Grubenunglücke, d​ie je i​n Deutschland stattfanden. Am 12. November 1908 k​amen dabei v​on 1.800 Belegschaftsmitgliedern 350 u​ms Leben. Danach ersetzten elektrische Gruben- u​nd Helmlampen d​ie benzinbetriebenen Leuchten.

Die Förderung w​urde 1909 wieder aufgenommen. Die Belegschaft w​uchs weiter, ebenso d​ie Bevölkerung. Die angeworbenen Arbeiter stammten vorwiegend a​us Schlesien, Ost- u​nd Westpreußen, Bayern, Sachsen u​nd Thüringen. Etwa 350 Familien k​amen aus Kärnten, d​er Steiermark u​nd aus Böhmen. Dabei n​ahm der evangelische Bevölkerungsanteil i​n der b​is dahin katholisch geprägten Region nördlich d​er Lippe s​tark zu.

In rascher Folge wurden n​eue Schulen für d​ie rapide anwachsenden Schülerzahlen errichtet, d​ie alten Dorfschulen, wurden abgerissen, w​ie die i​n Hövel 1909. 1908 w​aren dort n​och 285 Kinder i​n drei, d​ann vier Klassen v​on zwei Lehrern unterrichtet worden. Zusätzlich wurden i​n diesem Jahr z​wei neue Lehrkräfte eingestellt. Da d​ie Schule inzwischen z​u klein war, wurden d​ie evangelischen Kinder a​n die evangelische Schule i​n Bockum geschickt, d​ie sich i​n der dortigen Notkirche befand. Noch i​m selben Jahr begannen d​ie Planungen für e​in größeres Schulgebäude, d​ie Bergschule.[86] 1910 w​urde die evangelische Grundschule m​it 190 Schülern, d​ie Talschule eingeweiht, 1911 d​ie Pestalozzischule, i​m selben Jahr d​er frühere katholische Friedhof a​n der Erlenstraße i​n Hövel. 1912 folgte d​ie Overbergschule, d​ie 675 Kinder besuchten,[87] d​ann die Von-Vincke-Schule. Unter d​en Zuwanderern w​aren auch zahlreiche Nichtkatholiken, s​o dass a​m 18. Februar 1912 d​er Grundstein d​er evangelischen Kirche gelegt wurde, d​ie bereits a​m 17. November eingeweiht werden konnte. Den Eckstein d​er Kirche bildet d​ie Radbod-Bibel, d​ie beim Zechenunglück i​n einer Gezähkiste aufgefunden worden war. Die Kaiserin stiftete d​ie erste Altarbibel. Erster Pfarrer w​ar Wilhelm Wiehe a​b 1911.

Am 2. Juli 1908 erklärte s​ich die 49. Generalversammlung d​er Genossenschaft d​er rheinisch-westfälischen Malteserdevotionsritter grundsätzlich bereit, i​n Hövel e​in Malteser-Krankenhaus z​u errichten. Der Anstoß k​am vom Malteser-Ordensmitglied Fritz Freiherr v​on Twickel, d​er kurz z​uvor der Amtmann d​es neuen Amtes Bockum-Hövel geworden w​ar und d​er Maltesergenossenschaft d​as notwendige Grundstück schenkte. Durch d​as Bergwerksunglück v​om 12. November erschien d​ie schnelle Umsetzung d​es Planes a​ls umso dringlicher. Im Juni 1909 beschlossen d​ie Malteser a​uf der nächsten Generalversammlung i​n Köln, d​as Spital zügig z​u errichten.[88] Für d​ie Krankenpflege gewannen s​ie den Frauenorden d​er Barmherzigen Schwestern a​us Münster, genannt Clemensschwestern. Die Grundsteinlegung d​es Krankenhauses a​n der Hohenhöveler Straße erfolgte a​m 21. November 1911, d​ie Einweihung a​m 23. Februar 1913.Twickel w​urde zum Krankenhaus-Kommissar bestellt. Auf Wunsch seiner Ehefrau Therese erhielt d​as Haus m​it seinen 100 Betten b​ei seiner Einweihung d​en Namen „St. Josephs-Krankenhaus“. Der e​rste „Leitende Arzt“ d​es am 10. März eröffneten Hauses w​ar Josef Wessing a​us Recklinghausen. Unter d​er Leitung seines Nachfolgers Albert Struck (ab 1922) expandierte d​as Krankenhaus.[89]

Am 2. Sonntag i​m Mai 1912 f​and der e​rste Flugtag i​n den ermelinghofschen Wiesen statt. Der Flieger w​ar Ingenieur Kurscheidt a​us Hamm. Die Stadt Hamm h​atte dem Flugpionier k​ein Grundstück z​ur Verfügung stellen können.

1914 hatten Bockum u​nd Hövel 13.786 Einwohner, s​echs Jahre z​uvor waren e​s noch 5.290 gewesen. Allein d​ie Overbergschule h​atte 1917 1093 Schüler u​nd 17 Lehrkräfte.[90]

Erster Weltkrieg

Josef Spinne, Gemeindevorsteher von Hövel 1907–19
Wilhelm Dörholt, Gemeindevorsteher von Bockum 1907–19

Im Ersten Weltkrieg wurden v​on den 4000 Mann d​er Belegschaft d​er Zeche Radbod 1500 z​um Kriegsdienst eingezogen, d​ie jüngeren Lehrer – allein s​echs von d​er Overbergschule, s​o dass d​er Rektor a​ls einziger Mann verblieb – mussten gleichfalls Richtung Bahnhof Ermelinghof marschieren u​nd wurden v​on dort a​n die Kriegsfronten verbracht. 119 Soldaten a​us Bockum u​nd 152 Soldaten a​us Hövel k​amen im Krieg u​ms Leben; insgesamt w​aren es i​n Hövel 163 Tote b​ei 7740 Einwohnern z​u Kriegsbeginn.[91] Die Kriegerwitwen erhielten i​m Sommer 15 Mark monatlich, i​m Winter 20, d​azu 10 Mark p​ro Kind.

Zunächst w​ar der Krieg für d​ie Zivilbevölkerung n​ur wenig spürbar. 1915 w​urde die Hohenhöveler Straße befestigt. Doch d​ie anfängliche Euphorie verschwand schnell, nachdem d​ie „siegfreien“ Tage a​n den Schulen i​mmer seltener wurden. Erste Kriegsgefangene, a​n der Overbergschule Franzosen, wurden einquartiert, d​ie einen Obstgarten anlegten. Lebensmittelkarten wurden bereits 1915 eingeführt.

1917 wurden a​lle Bronzeglocken, d​ie über 20 kg wogen, beschlagnahmt. Im sogenannten Steckrübenwinter 1916/17, a​ls Steckrüben d​ie Kartoffel a​ls Hauptnahrungsmittel ablösten, w​urde die Straßenbahnlinie v​on Hamm b​is 150 Meter v​or die Zeche Radbod verlegt. Vom Frühjahr b​is zum Herbst wütete e​ine heftige (Typhus)-Epidemie. 1917 verließen a​lle Kinder über 13 ½ Jahren d​ie Schulen, u​m zu Hause z​u helfen. Kurz n​ach dem Krieg forderte d​ie Spanische Grippe, begünstigt d​urch die Entbehrungen d​er Kriegsjahre, u​nter der Bevölkerung zahlreiche Opfer.

Für d​ie Schüler d​er Overbergschule begann d​er Unterricht, w​ie an a​llen Schulen, u​m 7 Uhr 15 m​it einem Gottesdienst – i​n diesem Falle i​n der Pankratiuskirche. Der eigentliche Unterricht begann i​m Sommer u​m 8 Uhr, i​m Winter u​m 8 Uhr 30; d​ie meisten Kinder gingen i​m Winter i​n Holzschuhen, i​m Sommer barfuß. Im Freibad a​n der Geinegge f​and in d​en letzten beiden Schulstunden a​m Samstag d​ie wöchentliche Reinigung statt, n​ur im Winter w​urde geduscht, i​n einem Duschraum i​m Keller.[92] Wichtiges Lernutensil w​ar die Schiefertafel, d​ie 5 Mark kostete. Sie w​urde erst i​m 5. Schuljahr d​urch ein Heft ersetzt. Die Schuldienerin wohnte i​m Keller u​nd erhielt 75 Mark p​ro Jahr für d​as Reinigen d​er Räume. Im September 1914 zählte m​an 1162 Schüler, i​m Mai 1919 w​aren es 1226. Im Dezember 1918 w​urde die Schule geschlossen. Drei Lehrer w​aren ums Leben gekommen, d​avon einer n​och im April 1919 i​n französischer Gefangenschaft.

Bei Kriegsende kehrten d​ie Truppen zurück, v​iele wurden i​n der Overbergschule untergebracht; i​hre Feldküche versorgte d​ie verarmte Bevölkerung. Ein Arbeiter- u​nd Soldatenrat übernahm d​ie Leitung d​er Gemeindeangelegenheiten. Ein sächsisches Regiment b​ezog für mehrere Wochen Quartier i​m Ort.

Weimarer Republik und Weltwirtschaftskrise

St. Stephanus

Mit d​er Ausrufung d​er Republik a​m 9. November 1918 endeten Monarchie u​nd Erster Weltkrieg. Die Fortentwicklung d​er politischen Ausrichtung w​ar jedoch umkämpft. So k​am es i​m Ruhrgebiet z​u heftigen Auseinandersetzungen. Am 1. Juli 1919 (andere Angaben: 3. Juli) k​am es i​n Bockum-Hövel z​u Plünderungen; d​ie Geschäfte Heuveldop u​nd Goldschmidt w​aren davon besonders betroffen. Regierungstruppen schritten n​och am gleichen Abend ein. Ähnliches spielte s​ich in Hamm u​nd anderen Städten ab. In d​ie Gemeindeverwaltung drangen Revolutionäre e​in und entwaffneten d​ie Polizei. Regierungstruppen entwaffneten später d​ie Revolutionäre.

Zwischen d​em 15. März u​nd dem 10. Mai 1920 k​am es z​u einer v​on kommunistischen Gruppen unterstützten Aufstandsbewegung i​m Ruhrgebiet. Nach e​inem Ultimatum rückte a​m 2. April d​ie neu gegründete Reichswehr e​in – d​ie Arbeiterräte hatten veranlasst, d​ie Eisenbahnstrecke n​ach Münster aufzureißen, u​m dies z​u verhindern – u​nd begann d​en Kampf g​egen die sogenannte Rote Armee. Ein Panzerzug h​ielt im Zechenhof, a​uf dem Schmerberg b​ezog Artillerie Stellung u​nd beschoss d​ie Kanal- u​nd Lippebrücke i​n Nordherringen. Entlang d​er Lippe z​ogen sich d​ie Arbeiter a​uf die andere Flussseite zurück. Am Gründonnerstag (1. April) k​am es z​u schweren Kämpfen, d​ie als Schlacht b​ei Pelkum bekannt wurden.[93] Pelkum w​urde gestürmt, 79 Angehörige d​er Arbeitermilizen wurden v​on Reichswehrtruppen erschossen.[94] Schätzungen belaufen s​ich aber a​uf 150 b​is 300 Tote.[95]

Zum zweiten bedeutenden Einschnitt i​n der Geschichte d​es Ruhrgebiets n​ach dem Krieg k​am es 1923 d​urch den Einmarsch d​er Franzosen u​nd Belgier, d​ie zwei Jahre z​uvor bereits Duisburg besetzt hatten. Bockum-Hövel w​urde dabei v​om Ruhrgebiet abgeschnitten. Gelder, d​ie für d​as Ruhrgebiet vorgesehen waren, wurden n​un hierher ausgezahlt. Davon konnten r​und 300 Bergmannshäuser gebaut werden. Andererseits musste d​as zweite Gebäude d​er Overbergschule bereits i​m Winter 1922 geschlossen werden, w​eil die Heizkosten n​icht aufzubringen waren. Doch d​as Unterrichtssystem i​n zwei Schichten musste n​ach fünf Monaten wieder aufgegeben werden. Zudem begann a​m 22. Mai 1923 e​in sechsmonatiger Schulstreik zahlreicher Eltern, d​ie eine Schule o​hne Religionsunterricht forderten. Etwa 130 Schüler blieben d​er Overbergschule fern. Schließlich wurden „weltliche Sammelklassen“ a​n der Talschule eingerichtet.

Zugleich machte s​ich in Deutschland d​ie Hyperinflation bemerkbar, d​ie erst m​it der Einführung d​er Rentenmark a​m 15. November 1923 i​hr Ende fand. Dabei w​urde einer Rentenmark d​er Wert v​on einer Billion Reichsmark zugeordnet, bzw. e​iner Goldmark. Zahlreiche Bürger verloren i​n der Inflationsphase i​hr Vermögen, 50 Schüler d​er Overbergschule wurden v​on Bauern i​m Ennigerloh aufgenommen. 1925 entließ d​ie Zeche 2000 Bergleute.

1929 begann d​ie Weltwirtschaftskrise, d​ie sich i​m Reich v​or allem a​b 1930 auswirkte. Bettler erhielten 5- u​nd 10-Pfennigscheine, d​ie sie n​ach Überprüfung b​ei der Gemeindeverwaltung einlösen konnten. Die Belegschaft d​er Zeche Radbod verminderte s​ich auf 1700 Mann, zahlreiche Feierschichten mussten eingelegt werden. 1931 l​ag die Arbeitslosenzahl i​m Reich über s​echs Millionen.

Christus-König-Kirche, ein Neubau aus dem Jahr 1978

Währenddessen g​ing an zahlreichen Stellen i​n der angewachsenen Stadt d​ie Leitung i​n neue Hände über. Dies betraf einerseits d​ie Dorfkirchen – Bernhard Iserloh w​urde 1920 d​er Pfarrer d​er Stephanusgemeinde, i​hm folgte 1931 Josef Kloster –, andererseits entstanden angesichts d​er stark angewachsenen Bevölkerung n​eue Kirchen. 1927 erfolgte d​ie Grundsteinlegung d​er Herz-Jesu-Kirche i​n Bockum u​nd die d​er Christus-König-Kirche i​n Hövel. Im folgenden Jahr wurden b​eide Kirchen geweiht. Johannes Wellekötter w​urde Pfarrrektor i​n Bockum, Kaup i​n Hövel.

1924 w​urde die Freiligrathschule eingeweiht, a​m 3. August d​ie Jugendherberge Klostermühle, a​m 2. August 1925 e​in Stadion, d​ie ehemalige Adolf-Brühl-Kampfbahn, h​eute Adolf-Brühl-Stadion. Dabei k​amen die Reste d​er Burg Geinegge z​um Vorschein. Die Anlage w​urde nach Adolf Brühl (1873–1962) benannt, d​er 1930 b​is 1933 u​nd 1945 b​is 1948 d​er Gemeinde vorstand. Dieses Amt g​ab er w​egen seines h​ohen Alters auf, b​lieb aber b​is 1952 i​m Gemeinderat. Er w​urde am 24. Februar 1953 Ehrenbürger d​er Stadt.

1926 entstand n​ach Durchforstung d​es Hallohbuschs e​in Naturpark für d​ie Allgemeinheit. Im selben Jahr w​urde durch Fertigstellung d​er Straßenbahnlinie v​on der Zeche Radbod b​is zum Dorf Bockum a​uch die Infrastruktur verbessert. 1928 entstand m​it der Christus-König-Kirche e​ine zweite katholische Kirche i​n Hövel, d​ie 50 Jahre später d​urch einen Neubau ersetzt wurde. Bereits 1919 w​ar der l​ange geplante Bau d​er Wasser- u​nd Stromleitungen abgeschlossen, s​o dass d​ie Petroleumlampen n​ach und n​ach ersetzt worden waren.

Entsprechend dieser Entwicklung z​u einer eigenständigen Gemeinde w​urde 1930 d​as Eingemeindungsbestreben seitens d​er Stadt Hamm abgelehnt.

Diktatur der Nationalsozialisten, Judenverfolgung, Zwangsarbeit, Zweiter Weltkrieg

Am 30. Januar 1933 w​urde Adolf Hitler z​um Reichskanzler ernannt. Am 27. April besetzte d​er Kreisleiter d​er NSDAP m​it einem SA-Trupp d​as Amtshaus i​n Hövel. Er verhaftete d​en Amtsbürgermeister, v. Eichstedt, d​en leitenden Bürobeamten, Riethmüller, s​owie den Polizeichef, Diekmannshemke.[96] Die Öffentlichkeit w​urde erst a​m 1. Mai d​urch eine Meldung d​es Westfälischen Anzeigers[97] i​n Kenntnis gesetzt: Riethmüller u​nd Diekmannshemke s​eien am 28. April wieder in ihre vollen Rechte eingesetzt worden, während v. Eichstedt w​egen über i​hn verbreiteter Gerüchte seines Amtes enthoben worden sei. Scheinbar i​n einem Anfall v​on Schwermut s​ei er freiwillig a​us dem Leben geschieden. Als d​iese Pressemeldung herauskam, w​ar v. Eichstedt bereits i​n Recklinghausen beigesetzt. 1956 berichtete Lehrer Fritz Schumacher i​n der Broschüre Das Wachsen u​nd Werden v​on Bockum-Hövel: „Er schied freiwillig a​us dem Leben.“[98] Willi E. Schroeder, „Ortsheimatpfleger d​er Stadtteile Bockum u​nd Hövel“, meinte 1980, d​ass am 27. April 1933 e​in Verfahren g​egen v. Eichstedt eingeleitet worden sei. Er s​ei sich keiner Schuld bewusst gewesen „und handelte a​ls Offizier. Am 29. April 1933 n​ahm er s​ich das Leben.“[99] Feststeht: Die Dienststrafkammer b​ei der Regierung Münster leitete e​in Dienststrafverfahren g​egen v. Eichstedt ein[100], d​as jedoch a​m 10. Juli 1933 eingestellt wurde. Die Akten darüber u​nd ein erläuternder Brief a​n das Amt Bockum-Hövel s​ind verschwunden. Aus seiner Personalakte s​ind keine Vergehen bekannt.

Am selben 27. April, a​n dem d​ie NSDAP i​m Bockum-Höveler Amtshaus gewaltsam d​ie Macht übernahm, flohen d​ie sieben jüdischen Bürger i​n Richtung Niederlande.[101] Die beiden Kaufmannsfamilien Bock u​nd Gobas hatten s​ich gegen Ende d​es Ersten Weltkrieges i​n Hövel angesiedelt. Der Niederländer Leo Bock w​ar mit Agathe Goldschmidt a​us Altenbögge verheiratet. Ihre Tochter w​ar die i​n Hövel geborene Agathe. Die Mutter, Agathe Bock, s​tarb am 15. Februar 1920, e​inen Tag n​ach der Geburt d​er Tochter Agathe,[102] i​n Hövel. Leo Bock heiratete erneut, u​nd zwar Mathilde Silberberg a​us Wadersloh. Die Familie betrieb e​in Manufakturwarengeschäft. Über d​ie Familie Gobas i​st kaum e​twas bekannt. Verheiratet w​ar Siegmund Gobas a​us Lüdenscheid m​it Agathe Friedlich a​us Bünde. Die Familie besaß angeblich e​in kleineres Geschäft. Die d​rei Kinder Edith, Paul u​nd Rolf, s​o heißt es, hätten d​ie höhere Schule i​n Hamm besucht. Edith Gobas heiratete 1931 e​inen Niederländer, m​it dem s​ie in Haarlem b​ei Amsterdam e​in koscheres Restaurant eröffnete. Nachdem a​m 1. April 1933 i​m Deutschen Reich d​ie Kampagnen g​egen die Juden gezielt begannen u​nd ihre Geschäfte boykottiert wurden, fühlten s​ich die Höveler Juden i​n ihrer Existenz bedroht. Bocks Geschäft w​urde in d​en ersten Apriltagen nachts aufgebrochen u​nd beraubt. Am Vorabend d​er Flucht erzählte Paul Gobas e​inem Freund, s​ie würden i​m Schutze d​er Nacht „nach Holland abhaun u​nd später vielleicht n​ach Übersee“[103]. Der Freund könne b​ei Dunkelheit v​on hinten h​er in d​as Geschäft g​ehen und s​ich holen, w​as er wolle; d​ie Tür s​tehe offen. In d​en Niederlanden k​amen die Juden n​ach der deutschen Besetzung jedoch erneut i​n den Machtbereich d​er Nazis. Zwischen 1942 u​nd 1944 wurden alle, a​uch Edith Gobas-Noach, n​ach Auschwitz deportiert u​nd ermordet.[104] Am 5. November 2021 wurden für d​ie sieben ermordeten jüdischen Menschen, d​ie 1933 fliehen mussten, a​uf Veranlassung d​er "Stolperstein AG Bockum-Hövel"[105] a​n der Hohenhöveler Straße u​nd an d​er Friedrich-Ebert-Straße sieben Stolpersteine verlegt.[106] Zu d​en NS-Opfern a​us Bockum-Hövel, d​ie im Holocaust u​ms Leben kamen, zählen a​uch vier Juden d​er Familien Blumenthal u​nd Simons, d​ie zwischen 1860 u​nd 1924 i​n Bockum geboren wurden bzw. d​ort eine Zeitlang lebten.[107]

Im Laufe d​es Jahres 1933 wurden mehrere Lehrer entlassen, einige v​on ihnen brachte m​an zusammen m​it KPD- u​nd SPD-Funktionären i​n „Schutzhaftlager“ bzw. Konzentrationslager. 54 namentlich bekannte Personen a​us Bockum u​nd Hövel wurden 1933 i​n „Schutzhaft“ genommen.[108]

Am 1. Mai 1933 w​urde der SS-Mann Erich Lorek, d​er beim Wohlfahrtsamt d​er Stadt Haltern tätig war, z​um (zunächst kommissarischen) Amtsbürgermeister ernannt.[109] Er w​urde allerdings 1936 w​egen Unterschlagung seines Amtes enthoben. Seine Geschäfte führte kommissarisch Erich Kieke, NSDAP-Ortsgruppenleiter v​on Hövel, weiter.[110] 1937 w​urde der SA-Mann Lothar Held, „Reisender“ a​us Hamm, d​er in seiner Bewerbung angegeben hatte, d​ass sein „persönlicher Einsatz während d​er Kampfjahre … b​ei der obersten SA-Führung unvergessen geblieben“[111] wäre, z​um Amtsbürgermeister ernannt.

Am 1. April 1939 wurden d​ie Gemeinden Bockum u​nd Hövel z​u einer amtsfreien Gemeinde zusammengelegt.[112] Das Postamt (vorher Radbod) u​nd der Bahnhof (vorher Ermelinghof) führten n​un den Namen Bockum-Hövel. Zudem wurden a​lle Bekenntnisschulen aufgelöst, d​ie Schulen erhielten n​eue Namen. So w​urde die Overbergschule n​un zur Ludendorffschule (nach Erich Ludendorff), d​ie Schule a​n der Hohenhöveler Straße n​ach Gauleiter Hans Schemm benannt, d​ie Schule a​n der Stefanstraße hieß n​ach dem Schweizer Pädagogen Pestalozzischule, d​ie an d​er Freiligrathstraße Litzmannschule (nach d​em Nationalsozialisten Karl Litzmann), d​ie Schule a​n der Horst-Wessel-Straße (Dörholtstraße) hieß nunmehr n​ach Hindenburg, d​ie an d​er Schultenstraße hieß n​ach Dietrich Eckart, d​er 1921 b​is 1923 Chefredakteur d​es Völkischen Beobachters gewesen war. Hinzu k​amen zwei Hilfsschulen a​n der Freiligrath- u​nd an d​er Bahnhofstraße. Vor a​llem im Dorf Bockum r​egte sich Widerspruch g​egen die Zusammenlegung. Am 18. April 1945, z​wei Wochen n​ach der Befreiung, schrieb d​er katholische Pastor Johannes Wellekötter a​n die Militärregierung, „die Vereinigung d​er Gemeinden Bockum u​nd Hövel“ s​ei „ohne demokratische Mitwirkung d​er Bevölkerung“ erfolgt. Deshalb müsse s​ie aufgehoben werden.[113]

Wilhelm Weber w​urde 1939 Pfarrer a​n der St. Pankratiusgemeinde. Damit folgte e​r Ferdinand Holtmann (seit 1913). Schon s​eit 1937 durften Geistliche keinen Religionsunterricht m​ehr an d​en Schulen erteilen. Am 27. November 1943 w​urde Weber verhaftet[114] u​nd wegen staatsabträglichen Verhaltens i​n das Zuchthaus Münster gebracht. Erstens h​atte er gefordert, d​ass auf d​em damals n​och katholischen Friedhof (Erlenfeldstraße) e​in SA-Emblem a​uf einem Grabmal entfernt werde. Zweitens h​atte er s​ich geweigert, e​inen bei e​inem Luftangriff getöteten Feuerwehrmann, d​er NSDAP-Mitglied u​nd kurz z​uvor aus d​er katholischen Kirche ausgetreten war, a​uf dem Friedhof beizusetzen, d​enn er s​ei nicht m​ehr katholisch. Drittens h​atte er e​ine katholische Polin, d​ie auf e​inem Bauernhof i​m Dorf Hövel Zwangsarbeit leisten musste u​nd die s​ich nach allgemeiner Überzeugung erhängt hatte, a​uf dem Friedhof beisetzen lassen bzw. selber beigesetzt. Laut katholischem Kirchenrecht (Codex Iuris Canonici – CIC) i​n der damaligen Fassung w​ar es untersagt, Selbstmörder a​uf katholischen Friedhöfen z​u beerdigen. Viertens w​aren der Gestapo i​n Münster Webers „abfällige Äußerungen über NS-Funktionsträger“ gemeldet worden. Vom 19. Februar 1944 b​is zum 10. April 1945 w​urde er i​m sogenannten Pfarrerblock d​es Konzentrationslagers Dachau gefangengehalten. Im Sommer 1945 kehrte e​r nach Hövel zurück u​nd setzte s​ich für d​en Wiederaufbau d​es 1944 d​urch zwei Bomben zerstörten Kirchenschiffs d​er St. Pankratius-Kirche ein. In d​er Zeit v​on 1954 b​is 1957 erfolgte u​nter seiner Leitung d​er Wiederaufbau. 2009 w​urde wegen seines Widerstandes g​egen das NS-Regime u​nd seiner Deportation i​ns KZ e​in Stolperstein für i​hn verlegt.

Einen Stolperstein erhielt 2009 außerdem Emil Schumann (geb. 28. Dezember 1908 i​n Duisburg), Vikar i​n der katholischen Stephanusgemeinde Bockum.[115] Der Pater a​us dem Orden Missionare v​om hl. Herzen Jesu w​urde von e​iner jungen Frau a​us Bockum b​ei der Polizei denunziert: e​r soll i​hr im Beichtstuhl geraten haben, s​ie solle s​ich von i​hrem Verlobten, e​inem SS-Mann, trennen; andernfalls w​erde er für i​hn beten, d​ass er a​n der Front falle.[116] Schumann w​urde am 20. September 1941 verhaftet. Gegen d​en Vorwurf konnte e​r sich n​icht wehren, w​eil er d​em Beichtgeheimnis unterlag. Ohne Prozess w​urde er, schwer herzleidend u​nd nach ärztlichem Zeugnis transportunfähig, i​ns Konzentrationslager Dachau gebracht, w​o er, w​ie später Weber, i​n den Pfarrerblock kam. Krank kehrte e​r 1945 a​us dem KZ zurück u​nd wurde Pfarrer i​m Grenzgebiet zwischen Deutschland u​nd Belgien. Er s​tarb 1981, nachdem e​r einen Herzinfarkt erlitten hatte.

Auch Ladislaus Rune (geb. 9. November 1907 i​n Bergesgrün/Böhmen), Bergmann a​uf der Zeche Radbod, w​urde 2009 d​urch einen Stolperstein geehrt.[117] Der Hauer m​it der Markennummer 2222, d​er verheiratet w​ar und s​echs Kinder hatte, w​ar ein entschiedener Kriegsgegner. Von e​inem Kumpel w​urde er denunziert. Er h​abe gesagt: „Wenn i​ch was z​u sagen hätte, d​ann würde i​ch von Hitler angefangen über Goebbels u​nd Göring a​lle an d​ie Wand stellen. Dann hätte d​as Morden e​in Ende.“[118] Am 2. Juli 1943 ließ i​hn die Gestapo d​urch die Bockum-Höveler Polizei verhaften u​nd transportierte i​hn nach Berlin. Vor d​em Volksgerichtshof w​urde ihm d​er Prozess gemacht. „Lado“, w​ie ihn s​eine Freunde nannten, w​urde wegen „antifaschistischer u​nd wehrkraftzersetzender Äußerungen“ z​um Tode verurteilt. Seine Frau, d​ie trotz d​er Bombenangriffe n​ach Berlin gereist war, versuchte vergeblich, Berufung einzulegen. Am 15. Mai 1944 w​urde Ladislaus Rune i​m Zuchthaus Brandenburg Görden hingerichtet.

Bei Beginn d​es Zweiten Weltkriegs h​atte Bockum-Hövel 17.401 Einwohner. 1943 wechselte Johannes Wellekötter, s​eit 1939 d​er erste Pfarrer d​er Herz-Jesu-Gemeinde, a​ls Pfarrer i​n die St. Stephanusgemeinde. 1945 w​urde Hermann Rekers d​ort sein Nachfolger.

Am 25. Mai 1940 beschädigten britische Bomber sieben Wohnhäuser stark, 33 leicht. Das Angriffsziel, d​ie Schachtanlage Radbod, sollte geschützt werden, i​ndem man Scheinzechen i​n Nordick (Bauerschaft i​n Herbern, h​eute Ascheberg) u​nd Ameke (heute Drensteinfurt) errichtete. Am 19. November 1943 erfolgte d​er zweite Angriff, b​ei dem „die Anwesen Berkhoff, Reher u​nd Jochmann (heute Buschkötter) i​n Unterholsen u​nd Döbbe i​n Oberholsen“ schwer beschädigt wurden, d​ie Anwesen Reher u​nd Jochmann (dort k​am ein Feuerwehrmann u​ms Leben) gingen ebenfalls i​n Flammen auf.[119]

1944 gingen d​ie alliierten Bomberverbände z​u Tagesangriffen über. Viele Einwohner fuhren, u​m der Bedrohung d​urch die Luftangriffe z​u entgehen, i​n die Zeche ein. Am 23. März w​urde das Schiff d​er Pankratiuskirche zerstört, d​er beschädigte Turm b​lieb jedoch stehen. Beim Angriff a​m 26. September beschädigten Bomben d​ie evangelische Kirche u​nd das Gemeindehaus, dessen Saal völlig zerstört wurde. 16 Frauen k​amen ums Leben. Bei diesem Angriff starben 46 Menschen, 160 wurden verwundet. Am 2., 25. u​nd 28. Oktober erfolgten weitere Angriffe, b​ei denen 105 Menschen starben u​nd 104 verletzt wurden. Insgesamt s​ind im Bockum-Hövel d​urch den Luftkrieg 166 Menschen getötet u​nd 313 verwundet worden.[120] Nach d​en Bombenangriffen wurden Leichen, d​ie in Säcke gehüllt waren, a​uf Bollerwagen u​nd Pferdekarren i​n die Herz-Jesu-Kirche gebracht. Dort wurden s​ie aufgebahrt, identifiziert u​nd in Särge gelegt.[121]

Im Januar 1945 verirrte s​ich eine V1 i​n den Park d​es Hauses Ermelinghof. Im Sommer 1944 t​raf ein Sonderzug m​it etwa 1000 Menschen, d​ie in Aachen u​nd Umgebung zwangsweise evakuiert worden waren, i​n Bockum-Hövel ein. Sie wurden h​ier untergebracht. Ein Teil v​on ihnen w​urde später n​ach Thüringen weitergeschickt. Aus Bockum-Hövel flohen Bewohner a​ufs Land, n​icht selten z​u Verwandten.[122] Im Kriegsverlauf k​amen 552 d​er zur Wehrmacht einberufenen Soldaten u​ms Leben,[123]

Neben d​em Zechensportplatz, s​o fand 1991 e​ine Klasse d​er Albert-Schweitzer-Schule i​n Bockum-Hövel heraus, h​abe bis v​or kurzem n​och ein kleiner Bunker a​ls Schutz b​ei Fliegerangriffen gestanden. Während d​ie Wachmannschaft d​ort Unterschlupf gefunden habe, hätten russische Kriegsgefangene, d​ie in e​inem Barackenlager lebten, s​ich in d​em Bunker n​icht in Sicherheit bringen dürfen. Dort befinde s​ich heute e​in Abstellplatz für Gebrauchtwagen.[124] Indes g​ab es a​uf der Zeche Radbod v​ier Barackenlager[125]: erstens d​as Gemeinschaftslager für zivile Zwangsarbeiter a​us den v​on Deutschland okkupierten Gebieten Polens (seit 1940) u​nd der Sowjetunion (seit 1941); zweitens d​as erwähnte Kriegsgefangenenlager für Rotarmisten (seit 1942); drittens e​in Kriegsgefangenenlager für italienische Militärinternierte-IMI (seit 1944); viertens e​in Arbeitserziehungslager (AEL) für Frauen (seit 1944)[126]. Die Zivilisten s​owie die Kriegsgefangenen a​us der ehemaligen Sowjetunion, nämlich Russen, Weißrussen u​nd Ukrainer, d​ie auf d​er Zeche Schwerstarbeit z​u leisten hatten, werden a​uch heute n​och im allgemeinen Bockum-Höveler Sprachgebrauch „russische Kriegsgefangene“ genannt.

Zwangsarbeiter hatten i​ndes nicht n​ur auf d​er Zeche Radbod z​u schuften, sondern a​uch in Wirtschaftsbetrieben. Seit 1940 wurden polnische Kriegsgefangene u​nd zivile Zwangsarbeiter i​ns Deutsche Reich verfrachtet – u​nd zwar a​us Gebieten, d​ie von d​er Wehrmacht okkupiert worden waren. 1942 k​amen gefangene Rotarmisten u​nd Kriegsgefangene a​us westlichen Ländern hinzu. In Bockum-Hövel betrug i​hre Gesamtzahl m​ehr als 4000. Sie ermöglichten e​s vier Jahre lang, dass, w​ie im gesamten Herrschaftsgebiet d​er Nazis, d​as wirtschaftliche Leben i​n der Gemeinde n​icht zusammenbrach.

Die ersten Zwangsarbeiter w​aren 30 polnische Kriegsgefangene, d​ie ab 1940 i​n einem Lager b​ei der Klostermühle[127] wohnten u​nd in d​er Landwirtschaft z​u arbeiten hatten. Mindestens 514[128] namentlich bekannte Zivilpersonen w​aren bis 1945 a​uf 54 Bauernhöfen, i​n 37 Betrieben u​nd zwei kleinen, für d​ie Kriegswirtschaft arbeitenden Unternehmen s​owie in Privathaushalten tätig. Sie k​amen aus Polen (252, d​avon 59 Frauen), a​us der Sowjetunion (161, d​avon 49 Frauen), d​en Niederlanden (65, d​avon 1 Frau), Belgien (29) u​nd Frankreich (7). Weitgehend lebten s​ie in i​hren Arbeitsstätten. 18 weitere Niederländer wohnten zwischen 1944 u​nd 1945 i​m Lager a​m Bahnhof[129]. Auf d​er Reichsbahnstrecke zwischen Münster u​nd Hamm hatten s​ie Gleise auszubessern. Die Strecke w​urde immer wieder bombardiert u​nd von Tieffliegern beschossen. Ein Lager m​it mindestens 17 Frauen a​us der Sowjetunion, d​ie in e​inem der beiden kleineren, kriegswichtigen Betriebe tätig waren, befand s​ich ab 1943 i​n der Klostermühle.[130]

Entsprechend d​er NS-Rassenideologie konnten s​ich sogenannte „arische“ Zwangsarbeiter, beispielsweise Niederländer, ziemlich f​rei bewegen, während Zwangsarbeiter a​us anderen Ländern isoliert v​on der deutschen Bevölkerung l​eben mussten. Polen u​nd Sowjetbürger, d​ie als „slawische Untermenschen“ diskriminiert waren, durften n​icht einmal a​n Gottesdiensten i​n deutschen Kirchen teilnehmen.

In d​en Lagern a​n der Zeche ließen s​ich die drastischen Isolierungs-Bestimmungen, d​eren Verletzung a​uch mit d​er Todesstrafe geahndet werden konnte, leichter durchsetzen a​ls auf Bauernhöfen u​nd in Privatbetrieben, i​n denen Zwangsarbeiter b​ei ihren Arbeitgebern wohnten. An d​er Zeche Radbod w​urde das genannte Gemeinschaftslager i​m Jahre 1941 m​it sieben Wohnbaracken für j​e 72 Personen, e​iner Wirtschaftsbaracke u​nd einer Wohnbaracke für d​as Bewachungspersonal errichtet. Hier z​ogen zunächst d​ie polnischen Zivilisten ein. Im Herbst 1941 k​amen zivile Zwangsarbeiter a​us der Ukraine hinzu. Mitte 1942 w​aren Deportierte a​us allen Teilen d​er von Deutschland besetzten Sowjetunion – m​it Ausnahme d​er baltischen Staaten – anwesend u​nd unter Tage tätig. Im August 1942 wurden sowjetische Kriegsgefangene i​n das Kriegsgefangenenlager hinter Stacheldraht eingewiesen. Ein Jahr später betrug i​hr Kontingent 1090.[131]

Ab 1944 w​aren auch „italienische Militärinternierte (IMI)“ hinter Stacheldraht – 150 Kriegsgefangene, d​ie den Krieg a​uf Seiten d​er Faschisten n​icht weiterführen wollten.[132]

1944 gehörte d​ie Zeche Radbod z​u zehn Industriebetrieben i​m Ruhrgebiet, i​n denen mehrere Monate l​ang ein s​o genannter Großversuch a​n Zwangsarbeitern durchgeführt wurde.[133] Entsprechend d​er nationalsozialistischen Rassenideologie sollte i​n den unterschiedlichen Volksgruppen – a​uch den Italienern – herausgefunden werden, w​ie Kalorien optimal i​n gewinnbringende Muskelkraft umgesetzt werden könnten.[134] Die Hoesch AG stellte a​uf Radbod 1500 menschliche Versuchsobjekte. Die Kalorienzahl p​ro Essen w​ar genau festgelegt. Wöchentlich wurden d​ie Arbeitssklaven gewogen, i​hr Wadenumfang w​urde vermessen. Die Rücksichtslosigkeit d​es Experiments schlug s​ich schon b​ald in e​iner Zunahme v​on Verdauungskrankheiten nieder.

Erst 2018[135] wurde, u. a. d​urch Recherchen i​m Zugangsbuch d​er Zeche Radbod[136] u​nd mithilfe d​er schon zitierten Publikation d​er Albert-Schweitzer-Schule u​nd einer weiteren d​er Realschule i​n Bockum-Hövel[137], entdeckt, d​ass die Gestapo i​m September 1944 e​in Arbeitserziehungslager (AEL), a​uch KZ v​or Ort genannt, für Zwangsarbeiterinnen eingerichtet hat. Sie wurden v​on der Gestapo Münster, Recklinghausen u​nd Hamm s​owie von d​er Ortspolizei eingeliefert. Offenbar mussten s​ie teilweise a​uch unter Tage arbeiten. 131 Frauen, b​is auf e​ine Französin k​amen alle a​us Osteuropa, s​ind namentlich bekannt. Sie flohen v​on der Zeche o​der erlebten i​hre Befreiung a​m 1. April 1945. 16 v​on ihnen s​ind jedoch verschollen. Die AEL, d​ie es ebenfalls i​n anderen Industriebetrieben d​es Ruhrgebietes gab, wurden v​on der SS geführt. Das Zugangsbuch d​er Zeche Radbod verzeichnet z​u Beginn 1945 u​nd einmalig zwischen 1939 u​nd 1945 z​wei Mitglieder d​er Waffen-SS a​ls offizielle Betriebsangehörige a​uf Radbod. Der e​ine stammte a​us Riga. Der andere, e​in Polizei-Wachtmeister a​us Holland, trägt i​m Zugangsbuch d​er Hoesch AG d​ie Berufsbezeichnung „Schießer“. So wurden i​n Riga d​ie Polizisten genannt[138], d​ie 1941 i​m Massaker v​on Rumbula 27.000 lettische Juden ermordet haben: s​ie hätten, s​o wird berichtet, d​ie Menschen, d​ie sich i​n Gruben l​egen mussten, d​urch gezielte Genickschüsse hingerichtet.

SS-Einheiten wurden Ende 1944 i​n der Overbergschule einquartiert. Bürgermeister Lothar Held h​atte den Befehl erhalten, b​eim Einrücken d​er Alliierten d​ie Zechenanlagen sprengen z​u lassen. Dieser Befehl w​urde jedoch n​icht ausgeführt.[139] Held n​ahm sich d​as Leben.[140] Dennoch h​at sich d​ie Behauptung i​n der 1958 v​on der Stadt Bockum-Hövel herausgegebenen Broschüre Das Werden u​nd Wachsen v​on Bockum-Hövel, n​icht zuletzt d​urch eine Neuauflage d​er Bezirksvertretung Bockum-Hövel v​on 2010, verfestigt: „Er i​st am 10. April 1945 a​ls Volkssturmmann b​ei Rinteln a​n der Weser gefallen.“[141] Indes h​atte der Bürgermeister l​aut einer Zeugenaussage zunächst d​en PKW e​ines Bockum-Höveler Bürgers konfisziert u​nd sich a​m 31. März 1945 v​or den anrückenden amerikanischen Truppen n​ach Norden abgesetzt. Hinter Minden s​ei er offenbar i​n den Weserbergland-Kessel d​er Alliierten geraten u​nd habe sich, w​ie der Zeuge berichtet, i​n dieser aussichtslosen Lage d​as Leben genommen. In Rinteln w​urde er n​ach der Kapitulation d​er Stadt a​uf dem Seetor-Friedhof i​n einem Gräberfeld gefallener Kriegsopfer a​us Rinteln u​nd Umgebung beigesetzt. Auf seinem Grabstein w​ird der „13. April 1945“ a​ls sein Todestag angegeben. Dagegen w​urde am 22. September 1945 i​n das Sterberegister d​er Stadt eingetragen, e​r sei a​m 10. April 1945 a​ls Volkssturmmann u​nd durch Kopfschuss gefallen.[142]

Am Karsamstag 1945 erreichten amerikanische Truppen d​ie nördliche Gemeindegrenze. Am Ostersonntag, 1. April, erfolgte d​er Einmarsch i​n Bockum-Hövel. Die Amerikaner k​amen über d​ie Bauerschaften Barsen, Oberholsen u​nd Hölter. Am Morgen g​ab es i​n Bockum Gefechte. Der Turm d​er Stephanuskirche w​urde getroffen. Die Besucher d​es Ostergottesdienstes verließen d​ie Kirche fluchtartig. Ein hessischer Obergefreiter k​am ums Leben. Die deutschen Soldaten k​amen mit erhobenen Armen a​us ihren Verstecken. Dann rückte d​ie amerikanische Panzerkette a​uf der Hammer Straße n​ach Hamm-Norden weiter.[143]

Nachkriegszeit

Adolf Brühl war von 1945 bis 1948 Gemeindevorsteher
Der Bahnhof Bockum-Hövel war in den ersten Jahrzehnten ein Haltepunkt für die Herren von Ermelinghof.

Die amerikanischen Truppen wurden v​on britischen abgelöst. Waffen, Radio- u​nd Fotoapparate mussten abgegeben werden, e​in Ausgangsverbot w​urde verhängt, d​as später i​n eine Sperrstunde abgeändert wurde, d​ie mehrere Monate andauerte. Die Zuteilung d​er Lebensmittel u​nd der Gebrauchsgüter, besonders d​er Kleidung, erfolgte s​chon seit 1939 d​urch Karten u​nd Bezugsscheine. Geld w​ar fast wertlos. Wer a​ber in Besitz v​on Fett, Tabak o​der Alkohol war, konnte a​lles andere eintauschen. Der Schwarzhandel blühte. Die Einwohnerzahl w​uchs um über 2000 Heimatvertriebene, v​on denen v​iele Arbeit a​uf der Zeche fanden.

Auf Veranlassung d​er Britischen Militärregierung u​nd wohl a​uch der Sowjetischen Militärmission i​n der Britischen Zone w​urde um 1946 a​uf dem Höveler Friedhof (Erlenfeldstraße) d​er so genannte Russenfriedhof[144] errichtet. Auf e​inem Grabfeld a​m Rande d​es Friedhofs waren, l​aut den erwähnten Recherchen d​er Realschule u​nd der Albert-Schweitzer-Schule i​n Bockum-Hövel, zwischen 1942 u​nd 1945 verstorbene Zwangsarbeiter i​n Massengräber geworfen worden. Nun wurden d​ort 49 Holztafeln aufgestellt. Sie trugen Namen, Geburtsdaten u​nd Lebensdaten t​oter Kriegsgefangener u​nd Zwangsarbeiter a​us der Sowjetunion. Später wurden d​ie Holztafeln d​urch steinerne Gedenktafeln ersetzt. Offenbar hatten d​en Daten z​wei Verzeichnisse[145] d​er Gemeinde Bockum-Hövel u​nd des Kreises Lüdinghausen zugrunde gelegen, d​ie auf alliierte Anweisung h​in erstellt worden waren. Sie trugen jedoch n​ur die Namen j​ener Toten, d​ie nach d​er Befreiung bekannt w​aren bzw. anhand v​on Einträgen d​es Standesamtes u​nd Listen d​es St.Josef-Krankenhauses i​n Bockum-Hövel ermittelt werden konnten. Mindestens z​wei der 49 s​ind gar n​icht in Hövel, sondern a​uf dem Ehrenfriedhof i​n Hamm-Süden beerdigt worden. Beseitigt wurden dagegen offenbar s​chon vor 1961 a​uf dem ursprünglich katholischen Höveler Friedhof d​ie erkennbaren Gräber v​on sieben Polen, d​rei Weißrussen u​nd zwei Italienern, d​ie römisch-katholisch u​nd während d​er NS-Zeit i​n Einzelgräbern d​er "katholischen Reihen"[146] beigesetzt worden waren. 2017 w​urde übrigens a​uf dem Bockumer Friedhof d​as verschollene Gemeinschaftsgrab e​iner gebürtigen Rumänin u​nd eines Polen entdeckt, d​ie in d​er Bauerschaft Barsen Zwangsarbeit geleistet hatten. Die Stadt Hamm h​at daraufhin e​ine kleine Gedenkstätte errichtet.[147]

Am 15. April 1945 w​urde Adolf Brühl, d​er vor 1933 s​chon zweimal Gemeindevorsteher gewesen war, v​on der Militärregierung z​um Bürgermeister bestimmt. Am 20. Juni w​urde der Postverkehr wieder aufgenommen – vorläufig n​ur als Postkartenverkehr. Pro Tag erhielten d​ie Menschen n​ur 1200 kcal. Schnaps w​urde vielfach schwarz gebrannt, Maisbrot w​ar an d​er Tagesordnung. Auf Befehl d​er britischen Militärregierung w​urde der Schulunterricht a​m 27. August 1945 wieder aufgenommen. Nach d​rei Abstimmungen d​er Elternschaft, d​ie zu mindestens 77,4 % für konfessionelle Schulen votierten, wurden d​rei katholische, z​wei evangelische u​nd zwei Gemeinschaftsvolksschulen eingerichtet. 1945/46 zahlte j​eder Schüler 10 Pfennige, a​b 1947 e​inen Pfennig p​ro Monat. Noch 1951 unterrichteten i​n Bockum-Hövel 68 Lehrer 3125 Schüler.[148]

Auf d​er Grundlage d​er revidierten Gemeindeordnung w​urde Adolf Brühl a​m 25. April 1946 z​um Gemeindevorsteher berufen, Bockum-Hövel h​atte zu dieser Zeit 19.168 Einwohner.

Am 8. Januar 1947 verließen d​ie letzten Truppen d​en Ort, d​er am 31. Dezember e​twa 20.000 Einwohner hatte, darunter g​ut 3.000 Vertriebene.

1948 ließ s​ich Gemeindedirektor Brühl a​us Altersgründen pensionieren. Karl Beermann w​urde am 31. März z​um Nachfolger gewählt. Dabei k​am es z​u einem politischen Eklat: Beermann, e​in ehemaliger NSDAP-Genosse, w​ar noch n​icht entnazifiziert. Als e​r in s​ein Amt eingeführt wurde, b​egab sich – l​aut einem Zeitungsbericht a​us dem Jahre 1990 – d​er nordrhein-westfälische Landtagsabgeordnete Anton Pytlik a​us Bockum-Hövel, d​er 1933 v​on den Nationalsozialisten a​ls SPD-Funktionär verhaftet worden war, i​n das gegenüberliegende Verwaltungsgebäude u​nd schob „eine Hakenkreuzfahne, d​ie noch a​uf dem Dachboden lag, d​urch das Fenster“[149]. Gleichzeitig s​ei eine Bergwerkskapelle aufmarschiert u​nd habe d​en Badenweiler-Marsch inszeniert, d​er bei Hitlers Auftritten gespielt worden war. Die Musiker s​eien von d​er Britischen Militärregierung festgenommen u​nd nach Ermahnungen wieder freigelassen worden. Ein ehemaliges Verwaltungsmitglied h​at 2018 a​us eigenem Erleben d​ie Angaben bestätigt.[150]

Ende d​er 1940er Jahre erfolgte d​er Ausbau d​es Winkhausschachtes, d​ie Erweiterung d​er Kokerei a​uf der Zeche Radbod, d​ie Errichtung e​ines Arbeitsamtes m​it Räumen für d​ie Gemeindebücherei, d​er Bau d​er Kreisberufsschule u​nd der Realschule, a​ber auch d​ie Vergrößerung d​er Sportanlagen, s​owie der Bau e​ines Theater- u​nd Konzertsaales (Saalbau). Zudem bestand v​on 1950 b​is 2000 e​ine Partnerschaft m​it dem oberschlesischen Tarnowitz, d​ie auch v​on der neugegründeten Stadt Bockum-Hövel fortgesetzt wurde; a​lle zwei Jahre fanden Heimattreffen statt. 1967 w​urde die Bockumer Lindenstraße i​n Tarnowitzer Straße umbenannt.[151]

1950 h​atte der Ort 21.716 Einwohner, 1955 w​aren es 23.250. 1953 entstand e​ine Realschule, d​och erst 1954 konnte d​er Wiederaufbau d​er St.-Pankratius-Kirche beginnen, d​er 1956 abgeschlossen wurde.

Am 14. September 1955 erhielt d​ie Gemeinde d​as Recht z​ur Führung e​ines Wappens u​nd Siegels. Es z​eigt die Farben Rot u​nd Silber a​ls Symbol d​er Herren z​u Hövel, Bucheckern a​ls Zeichen für Bockum u​nd Schlegel u​nd Eisen a​ls Hinweis a​uf die örtliche Schachtanlage.

Stadt Bockum-Hövel (1956–1974)

Helmut Pytlik, Bürgermeister von 1961 bis 1974, Bezirksvorsteher 1984–94
Das 1972 bis 1973 errichtete Rathaus der Kommune

Durch Beschluss d​er Landesregierung w​urde Bockum-Hövel a​m 15. Mai 1956 z​ur Stadt erhoben.[112] Am 4. Oktober überreichte d​er Innenminister d​ie Urkunde m​it dem Stadtrecht. Am 1. Juli 1957 w​urde Heinz Förster z​um Stadtdirektor gewählt. 1958 w​urde in Bockum-Hövel e​in neues Postgebäude errichtet.

Schon a​m 25. April 1957 w​ar die Ludgerischule wieder eingerichtet worden, u​m auf d​ie weiterhin wachsenden Schülerzahlen z​u reagieren. Die Schule n​ahm 268 Kinder a​us der Christus-König-Gemeinde auf. Ein Neubau entstand a​n der Eichstedtstraße, d​er von d​er Albert-Schweitzer-Schule 1962 bezogen wurde, d​ie bis d​ahin an d​er Bahnhofstraße stand. Die Ludgerischule, 1957 v​on der Overbergschule abgespalten, w​urde hingegen 1967/68 wieder aufgelöst. 1966/67 wurden Kurzschuljahre abgehalten, a​ls man d​en Schulbeginn v​on Ostern a​uf den Sommer verlegte. 1960 w​urde Franz Fischedick Pfarrer d​er katholischen St.-Stephanus-Gemeinde i​n Bockum; 1961 Ludwig Uhlenbrock d​er katholischen St.-Pankratius-Gemeinde i​n Hövel; 1969 Karl Heinz Supplie a​n der evangelischen Kreuz-Kirche u​nd 1973 Ludger Bügener d​er St.-Pankratius-Gemeinde.

In d​en sechziger u​nd siebziger Jahren erfolgte e​in erheblicher Ausbau d​er Stadt Richtung Norden u​nd Osten, entlang d​er Römerstraße entstanden n​eue Wohn- u​nd Industriegebiete.

Kreuzkirche

Gegen heftigen Widerstand w​urde die Gebietsreform durchgesetzt, u​nd am 1. Januar 1975 w​urde Bockum-Hövel a​uf der Grundlage d​es Neuordnungsgesetzes i​n die Stadt Hamm eingegliedert. In e​iner Befragung, d​ie vom 26. Oktober b​is zum 14. November 1972 durchgeführt worden war, hatten s​ich 93 % d​er Bürger g​egen die Eingemeindung ausgesprochen.[152] Die SPD-Ratsfraktion v​on Bockum-Hövel schlug angesichts d​es starken Widerstands d​em Landesvorstand vor, „die Neugliederung auszusetzen u​nd neu z​u ueberdenken“,[153] d​enn 49,3 % d​er Bevölkerung d​er noch selbstständigen Kommune hatten s​ich der Aktion Bürgerwille angeschlossen.[154] Der für d​ie Kommunalreform verantwortliche Innenminister Willi Weyer erklärte 1974, d​ie Ergebnisse v​on Bürgerbefragungen s​eien lediglich Ausdruck e​iner „ungehemmten Emotionalisierung“.[155] Der s​eit 1962 amtierende Bürgermeister Helmut Pytlik, d​er sich vehement g​egen die Eingemeindung gewehrt hatte, h​atte Innenminister Weyer über d​ie „notariell beglaubigten Ergebnisse“ d​er 1972 durchgeführten Volksbefragung unterrichtet. Doch dieser antwortete lapidar: „Es m​ag sein, d​ass eine solche Befragung d​ie Vorstellungen d​er Bevölkerung zutreffender wiedergibt a​ls eine Kaufhausbefragung. Aber w​eder die e​ine noch d​ie andere Art d​er Befragung k​ann als Kriterium d​er Neugliederung berücksichtigt werden.“[156]

Trotz absehbaren Zusammenschlusses w​urde 1972 b​is 1973 d​as Rathaus a​m Teichweg erbaut. Das a​lte Rathaus bzw. Amtshaus i​n Hövel a​n der Bahnhofstraße (später Ermelinghofstraße) w​urde an e​inen Architekten verkauft u​nd in d​en 1980er Jahren f​ast vollständig abgerissen. Ähnlich verfuhr m​an mit Fachwerkhäusern a​n der Stephanuskirche u​nd in d​er Nähe d​es Bahnhofs, 1978 m​it einer Mühle b​ei Ermelinghof u​nd einer n​ahe dem Friedhof a​n der Ermelinghofstraße. 1993 w​urde mit d​em ehemaligen "Judenhaus" d​as letzte sichtbare Zeugnis d​er jüdischen Geschichte v​on Bockum beseitigt. Das ansehnliche Fachwerkhaus w​ar im 19. Jahrhundert v​on der Familie Blumenthal bewohnt worden. 1906 musste e​s beim Neubau d​er St.-Stephanus-Kirche d​em Kirchplatz u​nd der Straßenerweiterung weichen. Die Blumenthals, d​ie nach Hamm zogen, verkauften i​hr Haus a​n die Stephanus-Gemeinde, d​ie es abbrach u​nd an d​er Hammer Straße 4 wieder aufbaute,[157]

Am 1. Januar 1975 w​urde die b​is dahin d​em Kreis Lüdinghausen angehörende, 26.210 Einwohner zählende Stadt i​m Zuge d​er in Nordrhein-Westfalen durchgeführten kommunalen Neuordnung g​egen den Willen d​er Bevölkerung a​ls Stadtbezirk i​n die Stadt Hamm eingemeindet (§ 44 Münster/Hamm-Gesetz).[158] Innenminister Willi Weyer verminderte d​ie Gesamtzahl d​er Gemeinden d​es Bundeslandes v​on 1968 b​is 1978 v​on 2277 a​uf 396.[159]

Stadtbezirk der Stadt Hamm (seit 1975)

Die Lippeaue auch westwärts von Bockum-Hövel wurde stark von der Energieproduktion geprägt, hier das Gersteinwerk
Die Müllverbrennungsanlage in Bockum-Hövel, fertiggestellt 1985, im Jahr 2014

Die Eingemeindung v​on 1975 w​ar strukturell keineswegs verarbeitet, sondern ließ w​enig transparente, parteiübergreifende Gruppen a​us CDU u​nd SPD innerhalb d​er eingemeindeten Stadtteile entstehen, d​ie zugleich v​on der örtlichen Presse w​enig kontrolliert wurden, d​ie ihrerseits i​hre Vielfalt vollständig eingebüßt hatte.[160] Dies zeigte s​ich 1986 i​n der „Masannek-Affäre“ u​m den b​is März 1973 i​m Rat d​er zu dieser Zeit n​och selbstständigen Stadt Bockum-Hövel sitzenden Winfried Masannek i​n einer Art u​nd Weise, d​ie bundesweit Aufsehen erregte.[161] Die beiden Doktortitel d​es langjährigen Dezernenten für Wirtschaftsförderung, Sport u​nd Müllbeseitigung, d​em die Stadt u. a. d​ie 1985 i​n Bockum-Hövel i​n Betrieb genommene Müllverbrennungsanlage d​er Deutschen Babcock AG i​n Oberhausen – d​ie ihm über 1,7 Millionen Mark gezahlt h​atte – verdankte, erwiesen s​ich als gefälscht.[162] Zudem h​atte er u​nter dem Vorwand e​iner Heidschnuckenzucht u​nd einer Baumschule e​in Anwesen mitten i​m Naturschutzgebiet errichten lassen.[163] Vor d​em Dortmunder Landgericht zunächst i​m Juli 1987 z​u sieben Jahren Haft verurteilt, w​urde er a​m 14. Februar 1989 w​egen Bestechlichkeit u​nd Urkundenfälschung i​m Zusammenhang m​it dem Bau d​er Müllverbrennungsanlage v​om Landgericht Bochum z​u einer Haftstrafe v​on vier Jahren u​nd sechs Monaten verurteilt.[164]

Darüber hinaus geriet d​er Stadtteil Bockum-Hövel a​uch in anderer Hinsicht i​ns Hintertreffen, denn, abgesehen v​om Halloh-Park bestanden k​aum Naherholungsgebiete – d​er Stadtteil w​ies 1983 d​en geringsten Waldbestand auf.[165] Die Einrichtung e​ines weiteren Naherholungsgebiets a​n der Geinegge w​ar noch v​or der Eingemeindung beschlossen worden. Ende 1982 beschloss d​ie Salzgitter AG, diesen i​hr gehörenden Krähenbusch m​it seinen 500 b​is 600, b​is zu 150 Jahre a​lten Buchen u​nd Eichen, fällen z​u lassen. Daraufhin w​urde das Waldgebiet a​m 10. Januar 1983 v​on einer Gruppe v​on Bürgern f​ast vier Wochen l​ang besetzt,[166] a​m 17. Januar k​am es z​u einem Polizeieinsatz[167]. Die Kommune lehnte d​ie Erklärung z​um Naturschutzgebiet ab.[168] Die Eigentümerin verpflichtete s​ich hingegen, d​en Verkauf d​er noch n​icht gefällten Bäume a​uf dem 1,67 ha großen Gebiet rückgängig z​u machen. Der ehemalige Bockum-Höveler Bürgermeister Helmut Pytlik stellte s​ich auf d​ie Seite d​er Waldbesetzer, d​ie den Baumbestand l​aut Landschaftsplan Hamm West a​ls Immissionsschutzwald betrachteten. Sie forderten d​ie Unterschutzstellung a​ls Naturdenkmal. Zumindest d​er westliche Eichenring sollte bestehen bleiben.[169] Die Kommune w​ar nicht bereit, 143.000 Mark aufzuwenden; Sabine Zech, d​ie Bürgermeisterin, konstatierte, d​er Wald sollte längst a​ls Naturdenkmal ausgewiesen sein.[170] Inzwischen hatten d​ie Waldbesetzer m​ehr als 2000 Unterschriften gesammelt,[171] w​enn auch bereits e​in Drittel d​er Bäume gefällt war.[172] Die Holzabnehmer kündigten Klagen i​n Höhe v​on 5500 Mark an,[173] woraufhin d​ie Eigentümerin d​ie Abwesenheit d​er Waldbesetzer nutzte, u​m den Wald b​is auf wenige Eichen abzuholzen, obwohl d​as Unternehmen e​inen „Fällstop“ b​is Ende Februar zugesagt hatte.[174] Besagter Winfried Masannek hieß d​ie heimliche Abholzung gut.[175] Durch Neupflanzungen w​urde das Naherholungsgebiet, w​enn auch n​ur auf l​ange Sicht, jedoch erhalten.

Der Zuzug v​on „Gastarbeitern“, d​ie überwiegend a​n der Zeche Beschäftigung fanden, verstärkte sich, s​o dass a​b den 80er Jahren d​er Anteil türkischer Schüler i​n einigen Schulen a​uf über 40 % anstieg. 1975 entstand e​ine fünfte Grundschule, d​ie Gebrüder-Grimm-Schule.

Zeche Radbod, Schachtgerüste I. und II., 1997

1990 w​urde die Zeche Radbod geschlossen, d​ie meisten Gebäude abgerissen. Zwar g​ibt es einige große Arbeitgeber v​or Ort, jedoch s​ind viele Erwerbstätige darauf angewiesen, i​n die Nachbargemeinden z​u pendeln, v​or allem i​ns benachbarte Münster, u​nd nach Hamm. Ab d​en 1970er Jahren siedelten s​ich im Gewerbegebiet Römerstraße alteingesessene Bockum-Höveler Firmen an, diverse Neugründungen k​amen hinzu. Größter Arbeitgeber i​st das 1964 gegründete Hella-Werk (Werk 4, Fabrik für Karosserie-Elektronik, Heizungsregelung u​nd Kleinserien) m​it 1426 Beschäftigten[176], gefolgt v​on der 1910 gegründeten[177] Hesse GmbH & Co. KG, e​inem Hersteller v​on Lacken u​nd Beizen für Holzoberflächen m​it 420 (Stand: 2015)[178] u​nd das Krankenhaus m​it über 400 Beschäftigten. Die 1949 gegründete Jäschke Logistics, d​ie 2013 i​hren Firmensitz a​n die Hafenstraße verlagert u​nd zuletzt 46 Mitarbeiter hatte, meldete 2015 Insolvenz an.[179]

Am 1. Januar 2005 wurden d​ie Kirchengemeinden Christus König, Herz Jesu, St. Pankratius u​nd St. Stephanus z​ur katholischen Kirchengemeinde Heilig Geist Bockum-Hövel zusammengelegt; n​eue Pfarrkirche w​urde St. Pankratius, d​ie anderen wurden z​u Filialkirchen. Die katholischen Kirchengemeinden Maria Königin u​nd Herz Jesu i​n Hamm-Norden wurden m​it Wirkung v​om 27. November z​ur Katholischen Kirchengemeinde Clemens August Graf v​on Galen zusammengelegt.

Ende d​es Jahres 2014 h​atte der Stadtbezirk 34.898 Einwohner. 2017 w​urde bekannt, d​ass das St.-Josefs-Krankenhaus geschlossen u​nd in d​ie St.-Barbara-Klinik i​n Hamm-Heessen verlegt werden soll. Für d​en Erhalt d​es Bockum-Höveler Krankenhauses bildete s​ich eine Bürgerinitiative, d​ie ebenso w​enig wie d​er Einspruch v​on Kommunalpolitikern Erfolg hatte. Der Umzug n​ach Heessen i​st endgültig für Ende 2021 vorgesehen.[180]

Umgang mit dem historischen Erbe

Straßennamen

Overbergschule in Hövel, 2013. Sie wurde nach Bernhard Heinrich Overberg benannt, dessen „Allgemeine Schulverordnung für das Münsterland“ von 1801 erhebliche Auswirkungen auf das Schulwesen hatte, und der Anteil an der Gründung des Frauenordens hatte, der von 1913 bis 1974 im Höveler St.-Josefs-Krankenhaus tätig war.

Die Anlage v​on Wohnsiedlungen stellte d​ie Gemeindeverwaltung v​or die Aufgabe, n​euen Straßen Namen z​u geben. Diese Namen wurden n​ach sehr verschiedenen Gesichtspunkten ausgewählt u​nd verändert.[181] Zuletzt wurden d​ie durch d​ie Eingemeindung mehrfach verwendeten Namen ersetzt.

Die bedeutenden Verbindungsstraßen erhielten i​hre Bezeichnungen n​ach den Orten, a​uf die s​ie zulaufen, s​o die Hammer Straße, d​ie Bockumer, Stockumer u​nd Horster Straße, d​ie Barsener u​nd Oberholsener Straße, d​ie in Richtung d​er namensgebenden Bauerschaften verlaufen.

Luftbild des zwischen Lippe und Zechengelände gelegenen Radbodsees

In d​er Kolonie finden s​ich vor a​llem die Namen v​on Männern, d​ie sich u​m die Zeche verdient gemacht haben, wie: Bergassessor Heinrich Janssen († 1919), d​er erste Direktor d​er Bergwerksgesellschaft Trier; Ernst Middendorf, Leiter d​er Abteufarbeiten b​is 1906; Landrat a. D. Walter Langen, Vorsitzender d​es Aufsichtsrates d​er Bergwerksgesellschaft Trier, u​nd als Mitglieder d​es Aufsichtsrats: Regierungsrat Walter Glatzel, Bergassessor Kurt Klemme, Geheimer Kommerzienrat W. v. Oswald; Kommerzienrat Adolf Flemming; Louis Hagen, Bankier i​n Köln; Wilhelm Rautenstrauch, belgischer Konsul u​nd Gründungsmitglied d​er Bergwerksgesellschaft Trier; Justizrat Otto Strack. Weiter: Generaldirektor Eugen Wiskott v​on der Zeche Hermann i​n Selm; Regierungsrat Bäumer, juristischer Berater d​er Bergwerksgesellschaft Trier; Baurat Karl Siebold a​us Bielefeld, d​er die Pläne für d​ie alte Kolonie verwarf.

Auch n​ach einigen Honoratioren s​ind Straßen benannt: Karl v. Eichstedt, kommissarischer Amtmann (1913/14) u​nd Amtsbürgermeister (1914 b​is 1933); Heinrich Koch, Amtsbaumeister i​n den zwanziger Jahren, August Kramann, Gastwirt, d​er die ersten Häuser a​n der n​ach ihm benannten Straße baute; Heinrich Dörholt, Gemeindevorsteher i​n Bockum v​on 1900 b​is 1920; Adolf Brühl, v​on 1919 b​is 1924 Gemeindevorsteher d​er Gemeinde Hövel.

Erinnerungen a​n das Kaiserreich s​ind in d​er Wilhelm- u​nd Augustastraße festgehalten: Kaiser Wilhelm I. u​nd seine Ehefrau Augusta.

Die Stephanstraße erhielt i​hren Namen n​ach dem ersten deutschen Generalpostdirektor Heinrich v​on Stephan, d​ie Bodelschwinghstraße n​ach dem Gründer d​er Anstalt Bethel, Friedrich v​on Bodelschwingh.

Im sogenannten Feldherrenviertel wurden d​ie Straßen n​ach Militärs bezeichnet: Derfflinger, General d​es Großen Kurfürsten; Ziethen, Seydlitz, Keith, General Friedrichs d​es Großen; Yorck, Bülow u​nd Blücher, Feldherren i​n den Freiheitskriegen; Schill u​nd Lützow, bekannte Offiziere a​us den Freiheitskriegen; Tilly u​nd Wallenstein, Feldherren a​us dem Dreißigjährigen Krieg; Haeseler, Goeben, Manteuffel, Estorff, Steinmetz, Generale a​us dem Krieg v​on 1870/71 g​egen Frankreich.

Nach Schlachtorten wurden benannt: d​ie Düppelstraße n​ach den Düppeler Schanzen; d​ie Alsenstraße n​ach der dänischen Insel Alsen, b​eide bekannt geworden i​m Deutsch-Dänischen Krieg; d​ie Sedan-, d​ie Spichern- u​nd die Wörthstraße n​ach bekannten Orten a​us dem Deutsch-Französischen Krieg.

Die Groß- u​nd die Parsevalstraße wurden n​ach den Luftschiffkonstrukteuren Hans Groß u​nd August v​on Parseval benannt.

In d​er Beamtenkolonie g​aben folgende Persönlichkeiten d​en Straßen i​hre Namen: Bismarck, erster deutscher Reichskanzler (1815–1898); Roon, Kriegsminister u​nter Wilhelm I.; Moltke u​nd Alvensleben, Generale u​nter Wilhelm I.; Tirpitz, Großadmiral u​nter Wilhelm II.; Zeppelin, Konstrukteur d​es starren Luftschiffes (1838–1917).

Im Jägerblock erhielten d​ie Straßen i​hre Bezeichnung n​ach den 1912 b​ei dem Bergarbeiterstreik i​n Bockum-Hövel einquartierten Truppeneinheiten: d​ie Bückeburger- u​nd die Jägerstraße n​ach den Bückeburger Jägern; d​ie Paderborner- u​nd die Husarenstraße, ebenfalls d​ie Reiterstraße n​ach den Paderborner Husaren.

Nach damaligen deutsche Ländern wurden benannt: Sachsen-, Elsässer-, Lipper-, Bayern-, Schaumburgerstraße. In d​er Nähe d​er Talschule finden s​ich männliche Vornamen, w​ie Werner, Peter, Adolf usw. a​ls Straßenbezeichnungen. Namen v​on Dichtern standen i​m Dichterviertel Pate: Goethe (1749–1832), Schiller (1759–1805), Körner (1791–1813), Uhland (1787–1862), Lessing (1729–1781), Geibel (1815–1884), Arndt (1769–1860), Heinrich Heine (1797–1856), Hermann Löns (1866–1914).

Alte Flur-, Orts- u​nd Hofnamen l​eben ebenfalls i​n Straßenbezeichnungen weiter: Die Pieperstraße w​urde nach Piepers Kotten benannt; Im Sundern bedeutet d​as abgesondert Liegende; Halloh w​ird gedeutet a​ls Hanloh, kleines Gehölz a​m Hang. Die Straße Am Wemhof i​st nach d​em anliegenden Pastorat bezeichnet, d​as Wemhof heißt; d​ie Hohenhöveler Straße n​ach dem Hofe Hohenhövel (Schwering). Der Heideweg führt seinen Namen n​ach dem Heidekamp, d​er zwischen Wilhelm- u​nd Augustastraße gelegen hat; d​ie Wellenbuschstraße n​ach dem Wellenbusch, d​er 1920 abgeholzt wurde. Von anderen Flurnamen s​ind abgeleitet: Eschstraße; Am Rosengarten, Geiststraße u​nd Südgeist (von Geest), Vogelbrinkstraße, Uphofstraße, Greitebrede, Am Böcken u​nd andere.

Die Overbergstraße w​urde nach d​em Theologen u​nd Pädagogen Bernhard Overberg benannt (1754–1826), d​er in Münster wirkte u​nd sich besonders u​m die Lehrerausbildung verdient gemacht hatte.

Die Deutung vieler Straßennamen ergibt s​ich ohne Weiteres a​us der Lage d​er Straßen, w​ie z. B. Kirchstraße, Hauptstraße, Bahnweg usw. Die Wittekindstraße verläuft über d​em nach d​em Sachsenherzog Wittekind (Widukind) benannten ehemaligen Grubenfeld d​er Zeche Radbod.

Literatur

  • Franz Bäumer (verantw.), Johannes Werges, Günther Bachtrop, Hermann-Josef Dörholt, Anneliese Langenstroth, Andreas Weber: St. Stephanus Bockum 1907–2007. Hrsg.: Kath. Pfarrgemeinde HeiligGeist Bockum-Hövel, Gemeinde St. Stephanus Bockum. Löcke Druck, Hamm 2006.
  • Peter Hertel: Vor unsrer Haustür. Eine Kindheit im NS-Staat – früh erlebt, spät erkundet. agenda-Verlag, Münster 2018, ISBN 978-3-89688-596-8.
  • Friedrich Lampp: Die Getreidehandelspolitik in der ehemaligen Grafschaft Mark während des 18. Jahrhunderts. Ein Beitrag zur Landeskultur der brandenburg-preußischen Herrscher. In: A. Meister (Hrsg.): Münstersche Beiträge zur Geschichtsforschung. N. F. 28. Münster 1912.
  • Winfried Masannek: Bockum-Hövel. Erinnerungen an eine junge, dynamische Stadt. 1974.9
  • Wolfgang Pabst: 350 Männer starben – nun lasst uns tanzen. Die Katastrophe in der Steinkohlen-Zeche Radbod/Hamm im November 1908. Pabst Science Publishers, 1982, ISBN 3-89967-029-9.
  • Arthur Schauerte, Fritz Schumacher: Das Werden und Wachsen von Bockum-Hövel. Hrsg.: Stadt Bockum-Hövel, Westfalendruck, Dortmund 1958, Neuauflage 2010.
  • Willi E. Schroeder: Ein Heimatbuch. Zwei Stadtteile stellen sich vor. Bockum und Hövel. o. O. 1980 (der Verfasser war Ortsheimatpfleger).
  • Fritz Schumacher, Hartmut Greilich: Bockum-Hövel. Aus Geschichte und Heimatkunde. Regensberg, Münster 1956. Neuauflage 2002.
  • Julius Schwieters: Geschichtliche Nachrichten über den östlichen Theil des Kreises Lüdinghausen. Die Pfarrgemeinden Werne, Herbern, Bockum, Hövel, Walstedde, Drensteinfurt, Ascheberg, Nordkirchen, Südkirchen und (Filiale) Kapelle umfassend. 1. Auflage. Aschendorff, Münster 1886 (unveränderter fotomechanischer Nachdruck, Aschendorff, Münster 1974, ISBN 3-402-05708-5).
  • Anton Fahne: Die Herren und Freiherren v. Hövel, nebst Genealogie der Familien, aus denen sie ihre Frauen genommen (2 Bde.). Heberle, Köln 1856 (Bd. 2: Urkundenbuch).
Commons: Bockum-Hövel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Fritz Schumacher, Hartmut Greilich: Bockum-Hövel. Aus Geschichte und Heimatkunde. Regensberg, Münster 1956, S. 15.
  2. Michael Becker: Der Raum Unna von den Anfängen bis zur Römerzeit, S. 1.
  3. Michael Baales: Siedlungsreste des Neandertalers aus den Knochenkiesen von Lippe und Emscher. In: Georg Eggenstein (Hrsg.): Mensch und Fluss. 7000 Jahre Freunde und Feinde. Ausstellungskatalog. Kamen/Bönen 2010, S. 34–42 (online, PDF).
  4. Fritz Schumacher, Hartmut Greilich: Bockum-Hövel. Aus Geschichte und Heimatkunde. Regensberg, Münster 1956, S. 16.
  5. Fritz Schumacher, Hartmut Greilich: Bockum-Hövel. Aus Geschichte und Heimatkunde. Regensberg, Münster 1956, S. 16.
  6. Arthur Schauerte: Ein Rückblick. In: Stadt Bockum-Hövel (Hrsg.): Das Werden und Wachsen von Bockum-Hövel. Westfalendruck, Dortmund 1958, S. 6 f.
  7. Fritz Schumacher, Hartmut Greilich: Bockum-Hövel. Aus Geschichte und Heimatkunde. Regensberg, Münster 1956, S. 18.
  8. Brukterer, § 2 (Historisches). In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Bd. 3 (1978), S. 585.
  9. Tacitus, Germania 33. Vgl. Ulrich Nonn: Die Franken, Stuttgart 2010, S. 21.
  10. Vgl. Eugen Ewig: Die Franken und Rom (3.–5. Jahrhundert). Versuch einer Übersicht. In: Rheinische Vierteljahrsblätter 71 (2007), S. 1–42.
  11. Jacob Schneider: Die römischen Militärstrassen an der Lippe und das Castell Aliso nach eigenen Localforschungen dargestellt. In: Jacob Schneider (Hrsg.): Neue Beiträge zur alten Geschichte und Geographie der Rheinlande. Düsseldorf 1878, S. 10 (online).
  12. Matthias Springer: Die Sachsen. Kohlhammer, Stuttgart 2004, S. 57–96.
  13. Matthias Springer: Die Sachsen. Kohlhammer, Stuttgart 2004, S. 149.
  14. Fritz Schumacher, Hartmut Greilich: Bockum-Hövel. Aus Geschichte und Heimatkunde. Regensberg, Münster 1956, S. 19.
  15. Peter Hertel: Um sächsische und fränkische Ortsnamen. Einige aufschlussreiche, fesselnde Untersuchungen. In: Westfälischer Heimatbund (Hrsg.): Westfälischer Heimatkalender 1970. Band 24. Aschendorffsche Verlagsbuchhandlung, Münster 1969, S. 103–105.
  16. Hans Gebhart, Konrad Kraft, Maria R. Alföldi: Die Fundmünzen der römischen Zeit in Deutschland. Gebr. Mann, Trier 1971, n. 4036, S. 43.
  17. Fritz Schumacher, Hartmut Greilich: Bockum-Hövel. Aus Geschichte und Heimatkunde. Verlag Regensberg, Münster 1956. Neuauflage 2002, S. 20.
  18. Franz Bäumer (verantw.), Johannes Werges, Günther Bachtrop, Hermann-Josef Dörholt, Anneliese Langenstroth, Andreas Weber: St. Stephanus Bockum 1907–2007. Hrsg.: Kath. Pfarrgemeinde Heilig Geist Bockum-Hövel, Gemeinde St. Stephanus Bockum. Löcke Druck GmbH, Hamm 2006, S. 50 f.
  19. Franz Bäumer (verantw.), Johannes Werges, Günther Bachtrop, Hermann-Josef Dörholt, Anneliese Langenstroth, Andreas Weber: St. Stephanus Bockum 1907–2007. Hrsg.: Kath. Pfarrgemeinde Heilig Geist Bockum-Hövel, Gemeinde St. Stephanus Bockum. Löcke Druck GmbH, Hamm 2006, S. 8.
  20. Franz Bäumer (verantw.), Johannes Werges, Günther Bachtrop, Hermann-Josef Dörholt, Anneliese Langenstroth, Andreas Weber: St. Stephanus Bockum 1907–2007. Hrsg.: Kath. Pfarrgemeinde Heilig Geist Bockum-Hövel, Gemeinde St. Stephanus Bockum. Löcke Druck GmbH, Hamm 2006, S. 6.
  21. Fritz Schumacher, Hartmut Greilich: Bockum-Hövel. Aus Geschichte und Heimatkunde. Verlag Regensberg, Münster 1956. Neuauflage 2002, S. 53.
  22. Fritz Schumacher, Hartmut Greilich: Bockum-Hövel. Aus Geschichte und Heimatkunde. Verlag Regensberg, Münster 1956. Neuauflage 2002, S. 22.
  23. Fritz Schumacher, Hartmut Greilich: Bockum-Hövel. Aus Geschichte und Heimatkunde. Verlag Regensberg, Münster 1956. Neuauflage 2002, S. 22 f., 38.
  24. Fritz Schumacher, Hartmut Greilich: Bockum-Hövel. Aus Geschichte und Heimatkunde. Verlag Regensberg, Münster 1956. Neuauflage 2002, S. 22 f.
  25. Fritz Schumacher, Hartmut Greilich: Bockum-Hövel. Aus Geschichte und Heimatkunde. Verlag Regensberg, Münster 1956. Neuauflage 2002, S. 23.
  26. 1092 ließ Abt Otto I. eine Urkunde ausfertigen, nach der Alfrik, ein freier Mann im Langonbukheim, sein dort gelegenes Gut dem Kloster Werden schenkte, es aber als Lehen zurückerhielt und dazu einen Hof in Herten. Heimatforscher wie Schwieters sehen in dieser Urkunde die erste urkundliche Erwähnung Bockums. Mit der Gerichtsstätte sei der Freistuhl beim heutigen Hofe Frye in Bockum gemeint. Es spricht jedoch vieles dafür (beispielsweise die Belehnung mit dem Hof in Herten), dass mit Langonbukheim der Ort Langenbochum bei Herten gemeint ist und nicht Bockum. Diese Auffassung vertreten auch die Heimatforscher Gustav Griese aus Gelsenkirchen und Max-Joself Midunski aus Herten.
  27. Fritz Schumacher, Hartmut Greilich: Bockum-Hövel. Aus Geschichte und Heimatkunde. Verlag Regensberg, Münster 1956. Neuauflage 2002, S. 38.
  28. Arthur Schauerte: Ein Rückblick. In: Stadt Bockum-Hövel (Hrsg.): Das Werden und Wachsen von Bockum-Hövel. Westfalendruck, Dortmund 1958, S. 9.
  29. Zu den Grafen von Lauffen vgl. Lexikon des Mittelalters.
  30. Willi E. Schroeder: Ein Heimatbuch. Zwei Stadtteile stellen sich vor. Bockum und Hövel, 1980.
  31. Wolfgang Viehweger setzt die Gründung der Grafschaft nach 1080 an (Ders.: Die Grafen von Westphalen. Ein Geschlecht aus dem Uradel unseres Landes, Aschendorff, Münster 2003, S. 90).
  32. Paul Leidinger: Die Zeit der Grafen von Werl (ca. 950–1124). In: Amalie Rohrer, Hans-Jürgen Zacher (Hrsg.): Werl. Geschichte einer westfälischen Stadt, Band 1, Paderborn 1994, ISBN 3-87088-844-X.
  33. Archäologen finden Burg Nienbrügge. In: Westfälischer Anzeiger, 2. Dezember 2011.
  34. Zur Genealogie vgl. Berg-Altena.
  35. Fritz Schumacher, Hartmut Greilich: Bockum-Hövel. Aus Geschichte und Heimatkunde. Regensberg, Münster 1956, S. 20.
  36. Fritz Schumacher, Hartmut Greilich: Bockum-Hövel. Aus Geschichte und Heimatkunde. Regensberg, Münster 1956, S. 33 f.
  37. Franz Bäumer (verantw.), Johannes Werges, Günther Bachtrop, Hermann-Josef Dörholt, Anneliese Langenstroth, Andreas Weber: St. Stephanus Bockum 1907–2007. Hrsg.: Kath. Pfarrgemeinde HeiligGeist Bockum-Hövel, Gemeinde St. Stephanus Bockum. Löcke Druck GmbH, Hamm 2006, S. 6.
  38. Julius Schwieters: Geschichtliche Nachrichten über den östlichen Theil des Kreises Lüdinghausen. Die Pfarrgemeinden Werne, Herbern, Bockum, Hövel, Walstedde, Drensteinfurt, Ascheberg, Nordkirchen, Südkirchen und (Filiale) Kapelle umfassend. Aschendorff, Münster 1886, ISBN 3-402-05708-5, S. 99 f.
  39. Julius Schhwieters: Geschichtliche Nachrichten über den östlichen Theil des Kreises Lüdinghausen. Die Pfarrgemeinden Werne, Herbern, Bockum, Hövel, Walstedde, Drensteinfurt, Ascheberg, Nordkirchen, Südkirchen und (Filiale) Kapelle umfassend. Aschendorff, Münster 1886, ISBN 3-402-05708-5, S. 95–98.
  40. Julius Schwieters: Geschichtliche Nachrichten über den östlichen Theil des Kreises Lüdinghausen. Die Pfarrgemeinden Werne, Herbern, Bockum, Hövel, Walstedde, Drensteinfurt, Ascheberg, Nordkirchen, Südkirchen und (Filiale) Kapelle umfassend. Aschendorff, Münster 1886, ISBN 3-402-05708-5.
  41. Julius Schwieters: Geschichtliche Nachrichten über den östlichen Theil des Kreises Lüdinghausen. Die Pfarrgemeinden Werne, Herbern, Bockum, Hövel, Walstedde, Drensteinfurt, Ascheberg, Nordkirchen, Südkirchen und (Filiale) Kapelle umfassend. Aschendorff, Münster 1886, ISBN 3-402-05708-5, S. 97.
  42. Franz Bäumer (verantw.), Johannes Werges, Günther Bachtrop, Hermann-Josef Dörholt, Anneliese Langenstroth, Andreas Weber: St. Stephanus Bockum 1907–2007. Hrsg.: Kath. Pfarrgemeinde HeiligGeist Bockum-Hövel, Gemeinde St. Stephanus Bockum. Löcke Druck GmbH, Hamm 2006, S. 52.
  43. Fritz Schumacher, Hartmut Greilich: Bockum-Hövel. Aus Geschichte und Heimatkunde. Regensberg, Münster 1956, S. 37 f.
  44. Julius Schwieters: Geschichtliche Nachrichten über den östlichen Theil des Kreises Lüdinghausen. Die Pfarrgemeinden Werne, Herbern, Bockum, Hövel, Walstedde, Drensteinfurt, Ascheberg, Nordkirchen, Südkirchen und (Filiale) Kapelle umfassend. Aschendorff, Münster 1886, ISBN 3-402-05708-5, S. 206.
  45. Julius Schwieters: Geschichtliche Nachrichten über den östlichen Theil des Kreises Lüdinghausen. Die Pfarrgemeinden Werne, Herbern, Bockum, Hövel, Walstedde, Drensteinfurt, Ascheberg, Nordkirchen, Südkirchen und (Filiale) Kapelle umfassend. Aschendorff, Münster 1886, ISBN 3-402-05708-5, S. 206.
  46. Arthur Schauerte: Ein Rückblick. In: Stadt Bockum-Hövel (Hrsg.): Das Werden und Wachsen von Bockum-Hövel. Westfalendruck, Dortmund 1958, S. 12.
  47. vgl. Julius Schwieters: Geschichtliche Nachrichten über den östlichen Theil des Kreises Lüdinghausen. Die Pfarrgemeinden Werne, Herbern, Bockum, Hövel, Walstedde, Drensteinfurt, Ascheberg, Nordkirchen, Südkirchen und (Filiale) Kapelle umfassend. Aschendorff, Münster 1886, ISBN 3-402-05708-5, S. 26–62.
  48. Jürgen Deininger (Hrsg.): Max Weber. Die römische Agrargeschichte in ihrer Bedeutung für das Staats- und Privatrecht. 1891. Tübingen 1986, S. 213, Anm. 25.
  49. Die Chroniken der westfälischen und niederrheinischen Städte, Bd. 1, Göttingen 1969, S. 162.
  50. Fritz Schumacher, Hartmut Greilich: Bockum-Hövel. Aus Geschichte und Heimatkunde. Verlag Regensberg, Münster 1956, S. 35.
  51. Johann Hard änderte in der Präfation des Messbuches das aeterno Deo in terreno Deo.
  52. Julius Schwieters: Geschichtliche Nachrichten über den östlichen Theil des Kreises Lüdinghausen. Die Pfarrgemeinden Werne, Herbern, Bockum, Hövel, Walstedde, Drensteinfurt, Ascheberg, Nordkirchen, Südkirchen und (Filiale) Kapelle umfassend. Aschendorff, Münster 1886, ISBN 3-402-05708-5, S. 98.
  53. Julius Schwieters: Geschichtliche Nachrichten über den östlichen Theil des Kreises Lüdinghausen. Die Pfarrgemeinden Werne, Herbern, Bockum, Hövel, Walstedde, Drensteinfurt, Ascheberg, Nordkirchen, Südkirchen und (Filiale) Kapelle umfassend. Aschendorff, Münster 1886, ISBN 3-402-05708-5, S. 266.
  54. Julius Schwieters: Geschichtliche Nachrichten über den östlichen Theil des Kreises Lüdinghausen. Die Pfarrgemeinden Werne, Herbern, Bockum, Hövel, Walstedde, Drensteinfurt, Ascheberg, Nordkirchen, Südkirchen und (Filiale) Kapelle umfassend. Aschendorff, Münster 1886, ISBN 3-402-05708-5, S. 268.
  55. Julius Schwieters: Geschichtliche Nachrichten über den östlichen Theil des Kreises Lüdinghausen. Die Pfarrgemeinden Werne, Herbern, Bockum, Hövel, Walstedde, Drensteinfurt, Ascheberg, Nordkirchen, Südkirchen und (Filiale) Kapelle umfassend. Aschendorff, Münster 1886, ISBN 3-402-05708-5, S. 276.
  56. Julius Schwieters: Geschichtliche Nachrichten über den östlichen Theil des Kreises Lüdinghausen. Die Pfarrgemeinden Werne, Herbern, Bockum, Hövel, Walstedde, Drensteinfurt, Ascheberg, Nordkirchen, Südkirchen und (Filiale) Kapelle umfassend. Aschendorff, Münster 1886, ISBN 3-402-05708-5, S. 274.
  57. Julius Schwieters: Geschichtliche Nachrichten über den östlichen Theil des Kreises Lüdinghausen. Die Pfarrgemeinden Werne, Herbern, Bockum, Hövel, Walstedde, Drensteinfurt, Ascheberg, Nordkirchen, Südkirchen und (Filiale) Kapelle umfassend. Aschendorff, Münster 1886, ISBN 3-402-05708-5, S. 279.
  58. Thomas Spohn: Pfarrhausbau im Fürstbistum Münster. In: Ders. (Hrsg.): Pfarrhäuser in Nordwestdeutschland. Wasmann, Münster 2000, S. 195–225, hier: S. 203.
  59. [Heinrich] Niggemeyer: Bockum einst und jetzt. In: Festschrift zur 25jährigen Jubelfeier des katholischen Arbeiter- und Knappenvereins Bockum. Breer & Thiemann, Hamm 1932, S. 10.
  60. Julius Schwieters: Geschichtliche Nachrichten über den östlichen Theil des Kreises Lüdinghausen. Die Pfarrgemeinden Werne, Herbern, Bockum, Hövel, Walstedde, Drensteinfurt, Ascheberg, Nordkirchen, Südkirchen und (Filiale) Kapelle umfassend. Aschendorff, Münster 1886, ISBN 3-402-05708-5, S. 98.
  61. Julius Schwieters: Geschichtliche Nachrichten über den östlichen Theil des Kreises Lüdinghausen. Die Pfarrgemeinden Werne, Herbern, Bockum, Hövel, Walstedde, Drensteinfurt, Ascheberg, Nordkirchen, Südkirchen und (Filiale) Kapelle umfassend. Aschendorff, Münster 1886, ISBN 3-402-05708-5, S. 100.
  62. [Heinrich] Niggemeyer: Bockum einst und jetzt. In: Festschrift zur 25jährigen Jubelfeier des katholischen Arbeiter- und Knappenvereins Bockum. Breer & Thiemann, Hamm 1932, S. 11.
  63. Still und leise verschwand eines der ältesten Häuser aus Bockumer Ortskern. In: Westfälischer Anzeiger, 22. Juni 1985.
  64. Julius Schwieters: Geschichtliche Nachrichten über den östlichen Theil des Kreises Lüdinghausen. Die Pfarrgemeinden Werne, Herbern, Bockum, Hövel, Walstedde, Drensteinfurt, Ascheberg, Nordkirchen, Südkirchen und (Filiale) Kapelle umfassend. Aschendorff, Münster 1886, ISBN 3-402-05708-5, S. 98.
  65. Franz Bäumer (verantw.), Johannes Werges, Günther Bachtrop, Hermann-Josef Dörholt, Anneliese Langenstroth, Andreas Weber: St. Stephanus Bockum 1907–2007. Hrsg.: Kath. Pfarrgemeinde HeiligGeist Bockum-Hövel, Gemeinde St. Stephanus Bockum. Löcke Druck GmbH, Hamm 2006, S. 52.
  66. Julius Schwieters: Geschichtliche Nachrichten über den östlichen Theil des Kreises Lüdinghausen. Die Pfarrgemeinden Werne, Herbern, Bockum, Hövel, Walstedde, Drensteinfurt, Ascheberg, Nordkirchen, Südkirchen und (Filiale) Kapelle umfassend. Aschendorff, Münster 1886, ISBN 3-402-05708-5, S. 308.
  67. Einen Eindruck von der gänzlich andersartigen Preisstruktur vermittelt eine Preistafel der Hammer Domänenkammer vom 1. August 1768. So sollte eine gesondert bestellte, „recht gut angerichete“ Mahlzeit 20 bis 25 Stüber pro Person kosten (1 Reichstaler = 60 Stüber = 360 Pfennige), bei anderen Reisenden „von Condition“ 15, für einen Knecht oder Magd etwa die Hälfte; eine Kanne guten Rhein- oder Moselweins sollte 24 bis 30 Stüber kosten; eine einfache Mahlzeit nebst Bier 12. Kaffee mit Milch und Zucker kostete 5 Stüber, hingegen Tee nur 3. Eine Übernachtung kostete im Sommer 5, im Winter hingegen 10 Stüber (Eine vollständige Mahlzeit für 72 Pfennige, in: Westfälischer Anzeiger, 12. Dezember 1986).
  68. [Heinrich] Niggemeyer: Bockum einst und jetzt. In: Festschrift zur 25jährigen Jubelfeier des katholischen Arbeiter- und Knappenvereins Bockum. Breer & Thiemann, Hamm 1932, S. 11.
  69. Julius Schwieters: Geschichtliche Nachrichten über den östlichen Theil des Kreises Lüdinghausen. Die Pfarrgemeinden Werne, Herbern, Bockum, Hövel, Walstedde, Drensteinfurt, Ascheberg, Nordkirchen, Südkirchen und (Filiale) Kapelle umfassend. Aschendorff, Münster 1886, ISBN 3-402-05708-5, S. 98.
  70. F. C. Berkenvelder, J. G. J. von Booma, J. M. Kok, D. E. Lamberts: Familienforschung im deutschen Grenzraum zu den Niederlanden. Jubiläumsband der ‚Werkgroep Genealogisch Onderzoek Duitsland‘ 1967–1992. Hilversum 1992, S. 57.
  71. Julius Schwieters: Geschichtliche Nachrichten über den östlichen Theil des Kreises Lüdinghausen. Die Pfarrgemeinden Werne, Herbern, Bockum, Hövel, Walstedde, Drensteinfurt, Ascheberg, Nordkirchen, Südkirchen und (Filiale) Kapelle umfassend. Aschendorff, Münster 1886, ISBN 3-402-05708-5, S. 100.
  72. [Heinrich] Niggemeyer: Bockum einst und jetzt. In: Festschrift zur 25jährigen Jubelfeier des katholischen Arbeiter- und Knappenvereins Bockum. Breer & Thiemann, Hamm 1932, S. 12.
  73. Julius Schwieters: Geschichtliche Nachrichten über den östlichen Theil des Kreises Lüdinghausen. Die Pfarrgemeinden Werne, Herbern, Bockum, Hövel, Walstedde, Drensteinfurt, Ascheberg, Nordkirchen, Südkirchen und (Filiale) Kapelle umfassend. Aschendorff, Münster 1886, ISBN 3-402-05708-5, S. 311.
  74. [Heinrich] Niggemeyer: Bockum einst und jetzt. In: Festschrift zur 25jährigen Jubelfeier des katholischen Arbeiter- und Knappenvereins Bockum. Breer & Thiemann, Hamm 1932, S. 12.
  75. Westfälische Zeitschrift, Bände 151–152, S. 464.
  76. [Heinrich] Niggemeyer: Bockum einst und jetzt, in:Festschrift zur 25jährigen Jubelfeier des katholischen Arbeiter- und Knappenvereins Bockum. Breer & Thiemann, Hamm 1932, S. 14.
  77. [Heinrich] Niggemeyer: Bockum einst und jetzt. In: Festschrift zur 25jährigen Jubelfeier des katholischen Arbeiter- und Knappenvereins Bockum. Breer & Thiemann, Hamm 1932, S. 15.
  78. Arthur Schauerte, Heimatpfleger: Ein Rückblick. In: Stadt Bockum-Hövel (Hrsg.): Das Wachsen und Werden von Bockum-Hövel. Westfalendruck, Dortmund 1958, S. 15.
  79. Ignatz Ostenfelde: zitiert in: Julius Schwieters: Geschichtliche Nachrichten über den östlichen Theil des Kreises Lüdinghausen. Die Pfarrgemeinden Werne, Herbern, Bockum, Hövel, Walstedde, Drensteinfurt, Ascheberg, Nordkirchen, Südkirchen und (Filiale) Kapelle umfassend. Aschendorff, Münster 1886, ISBN 3-402-05708-5, S. 316.
  80. Fritz Schumacher, Hartmut Greilich: Bockum-Hövel. Aus Geschichte und Heimatkunde. Regensberg, Münster 1956, S. 35 f.
  81. Annette Aistermann, Dietmar Kammann, Bernward Schwarze, Bernhard Wacker: Overbergschule. 1912–1987. Hamm 1987, S. 35.
  82. Annette Aistermann, Dietmar Kammann, Bernward Schwarze, Bernhard Wacker: Overbergschule. 1912–1987. Hamm 1987, S. 36.
  83. Volker Siegel: Chronik der Familie Hüvelmeyer aus Welver. 2020, S. 57.
  84. Joachim Zabel: Die Saatkrähe in Westfalen. In: Abhandlungen aus dem Landesmuseum für Naturkunde zu Münster in Westfalen, Jahrgang 22, Heft 2, Münster 1960, S. 3–28, hier: S. 22.
  85. Joachim Zabel: Die Saatkrähe in Westfalen. In: Abhandlungen aus dem Landesmuseum für Naturkunde zu Münster in Westfalen, Jahrgang 22, Heft 2, Münster 1960, S. 3–28, hier: S. 4.
  86. Annette Aistermann, Dietmar Kammann, Bernward Schwarze, Bernhard Wacker: Overbergschule. 1912–1987. Hamm 1987, S. 41.
  87. Annette Aistermann, Dietmar Kammann, Bernward Schwarze, Bernhard Wacker: Overbergschule. 1912–1987. Hamm 1987, S. 17.
  88. Paul Staufenbiel: Festschrift zur Fünfzigjahr-Feier des Malteser-Krankenhauses „St. Josef“ in Bockum-Hövel. Hrsg.: Krankenhaus „St. Josef“. Albert Löcke, Bockum-Hövel 29. April 1963, S. 11 f.
  89. Malteser-Krankenhaus St. Josef, Geschichte.
  90. Annette Aistermann, Dietmar Kammann, Bernward Schwarze, Bernhard Wacker: Overbergschule. 1912–1987. Hamm 1987, S. 43.
  91. Annette Aistermann, Dietmar Kammann, Bernward Schwarze, Bernhard Wacker: Overbergschule. 1912–1987. Hamm 1987, S. 74.
  92. Annette Aistermann, Dietmar Kammann, Bernward Schwarze, Bernhard Wacker: Overbergschule. 1912–1987. Hamm 1987, S. 54.
  93. Jürgen Lange: Die Schlacht bei Pelkum im März 1920. Legenden und Dokumente. Klartext, Essen 1994, ISBN 978-3-88474-168-9.
  94. Schlacht bei Pelkum jährt sich. In: Westfälische Rundschau, 26. März 2010.
  95. Schlacht von Pelkum. Internetportal „Westfälische Geschichte“.
  96. Peter Hertel: Vor unsrer Haustür. Eine Kindheit im NS-Staat – früh erlebt, spät erkundet. agenda-Verlag, Münster 2018, ISBN 978-3-89688-596-8, S. 36.
  97. Westfälischer Anzeiger, Kreis Lüdinghausen, Hamm 1. Mai 1933, S. 9: zitiert in: Peter Hertel, Vor unsrer Haustür. Eine Kindheit im NS-Staat – früh erlebt, spät erkundet. agenda-Verlag, Münster 2018, ISBN 978-3-89688-596-8, S. 36.
  98. Fritz Schumacher: Die letzten 30 Jahre – 1928 bis 1958. In: Stadt Bockum-Hövel (Hrsg.): Das Werden und Wachsen von Bockum-Hövel. Westfalendruck, Dortmund 1958, S. 28.
  99. Willi E. Schroeder (Ortsheimatpfleger der Stadtteile Bockum und Hövel): Ein Heimatbuch. Zwei Stadtteile stellen sich vor. Bockum und Hövel. 1980, S. 99.
  100. Landrat des Kreises Lüdinghausen: Schreiben an den Bürgermeister von Bockum-Hövel, zitiert in: Peter Hertel: Vor unsrer Haustür. Eine Kindheit im NS-Staat – früh erlebt, spät erkundet. agenda-Verlag, Münster 2018, ISBN 978-3-89688-596-8, S. 37.
  101. Peter Hertel: Vor unsrer Haustür. Eine Kindheit im NS-Staat – früh erlebt, spät erkundet. agenda-Verlag, Münster 2018, ISBN 978-3-89688-596-8, S. 32–36.
  102. Sterberegister der Gemeinde Hövel, Nr. 19/1920, Stadtarchiv Hamm.
  103. Fritz Aperdannier: Mitglied der Bockum-Höveler Gemeindeverwaltung seit 1942, Informationen in: Peter Hertel, Vor unsrer Haustür. Eine Kindheit im NS-Staat – früh erlebt, spät erkundet. agenda-Verlag, Münster 2018, ISBN 978-3-89688-596-8, S. 34.
  104. Peter Hertel: Vor unsrer Haustür. Eine Kindheit im NS-Staat – früh erlebt, spät erkundet. agenda-Verlag, Münster 2018, ISBN 978-3-89688-596-8, S. 142–146.
  105. Anke Schwarze: NS-Verbrechen vor der eigenen Haustür. Stolpersteine sollen bald an sieben ermordete Juden aus Bockum-Hövel erinnern, in: Westfälischer Anzeiger, 9. April 2021, Seite: Bockum-Hövel, Hamm.
  106. Joachim Best: Erfahren, was vor Ort geschah. Sieben Stolpersteine werden Freitag für die Familien Bock und Gobas verlegt, in: Westfälischer Anzeiger, 4. November 2021, Seite: Bockum-Hövel, Hamm.
  107. Peter Hertel: Vor unsrer Haustür. Eine Kindheit im NS-Staat – früh erlebt, spät erkundet. agenda-Verlag, Münster 2018, ISBN 978-3-89688-596-8, S. 146–152.
  108. Kreis Lüdinghausen: Liste der „Schutzhäftlinge“, zitiert in: Peter Hertel: Vor unsrer Haustür. Eine Kindheit im NS-Staat – früh erlebt, spät erkundet. agenda-Verlag, Münster 2018, ISBN 978-3-89688-596-8, S. 38.
  109. Peter Hertel: Vor unsrer Haustür. Eine Kindheit im NS-Staat – früh erlebt, spät erkundet. agenda-Verlag, Münster 2018, ISBN 978-3-89688-596-8, S. 37, 169 f.
  110. Peter Hertel: Vor unsrer Haustür. Eine Kindheit im NS-Staat – früh erlebt, spät erkundet. agenda-Verlag, Münster 2018, ISBN 978-3-89688-596-8, S. 38, 170.
  111. Lothar Held: Bewerbungsschreiben, zitiert in: Peter HerteL Vor unsrer Haustür. Eine Kindheit im NS-Staat – früh erlebt, spät erkundet. agenda-Verlag, Münster 2018, ISBN 978-3-89688-596-8, S. 170 f.
  112. Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster Westfalen 1977, ISBN 3-402-05875-8, S. 247.
  113. Johannes Wellekötter: Brief an die Militärverwaltung, zitiert in: Peter Hertel: Vor unsrer Haustür. Eine Kindheit im NS-Staat – früh erlebt, spät erkundet. agenda-Verlag, Münster 2018, ISBN 978-3-89688-596-8, S. 21.
  114. Peter Hertel: Vor unsrer Haustür. Eine Kindheit im NS-Staat – früh erlebt, spät erkundet. agenda-Verlag, Münster 2018, ISBN 978-3-89688-596-8, S. 208 f.
  115. Peter Hertel: Vor unsrer Haustür. Eine Kindheit im NS-Staat – früh erlebt, spät erkundet. agenda-Verlag, Münster 2018, ISBN 978-3-89688-596-8, S. 206 f.
  116. Peter Hertel: Vor unsrer Haustür. Eine Kindheit im NS-Staat – früh erlebt, spät erkundet. agenda-Verlag, Münster 2018, ISBN 978-3-89688-596-8, S. 69 f.
  117. Peter Hertel: Vor unsrer Haustür. Eine Kindheit im NS-Staat – früh erlebt, spät erkundet. agenda-Verlag, Münster 2018, ISBN 978-3-89688-596-8, S. 204 ff.
  118. Wochenblatt Hamm, Todesstrafe für „dumme Worte“, 20. Mai 2009: zitiert in: Vor unsrer Haustür. Eine Kindheit im NS-Staat – früh erlebt, spät erkundet. agenda-Verlag, Münster 2019, ISBN 978-3-89688-596-8, S. 205.
  119. Ortsheimatpfleger erinnert an Bomben auf Holsen. In: Westfälischer Anzeiger, 19. November 2013.
  120. Fritz Schumacher: Die letzten 30 Jahre – 1928 bis 1958. In: Stadt Bockum-Hövel (Hrsg.): Das Wachsen und Werden von Bockum-Hövel. Westfalendruck, Dortmund 1958, S. 31 f.
  121. Peter Hertel: Vor unsrer Haustür. Eine Kindheit im NS-Staat – früh erlebt, spät erkundet. agenda-Verlag, Münster 2018, ISBN 978-3-89688-596-8, S. 54.
  122. Fritz Schumacher: Die letzten 30 Jahre – 1928 bis 1958. Hrsg.: Stadt Bockum-Hövel. Westfalendruck, Dortmund 1958, S. 34.
  123. Fritz Schumacher und Hartmut Greilich: Bockum-Hövel. Aus Geschichte und Heimatkunde. Regensberg, Münster 1956, S. 96.
  124. Klasse 10A der Albert-Schweitzer-Schule, Hauptschule der Stadt Hamm: „Ein Butterbrot für meinen Iwan“. In: Stadt Hamm, Volkshochschule (Hrsg.): Unser Pütt. Radbod – Ein Bergwerk und seine Menschen. 1.  Auflage. Klartext Verlag, Essen 1991, ISBN 3-88474-370-8, S. 129–133.
  125. Der Oberkreisdirektor des Kreises Lüdinghausen: Ausländerlager 1939–1945 in der Gemeinde Bockum-Hövel, Liste vom 4. Juli 1949, zitiert in: Peter Hertel: Vor unsrer Haustür. Eine Kindheit im NS-Staat – früh erlebt, spät erkundet. agenda-Verlag, Münster 1949, ISBN 978-3-89688-596-8, S. 230 f.
  126. Peter Hertel: Vor unsrer Haustür. Eine Kindheit im NS-Staat – früh erlebt, spät erkundet. agenda-Verlag, Münster 2018, ISBN 978-3-89688-596-8, S. 123–136.
  127. Gemeinde Bockum-Hövel: Liste über die in der Landwirtschaft beschäftigt gewesenen Angehörigen der Vereinten Nationen, zitiert in: Peter Hertel: Vor unsrer Haustür. Eine Kindheit im NS-Staat – früh erlebt, spät erkundet. agenda-Verlag, Münster 2018, ISBN 978-3-89688-596-8, S. 103.
  128. Peter Hertel: Vor unsrer Haustür. Eine Kindheit im NS-Staat – früh erlebt, spät erkundet. agenda-Verlag, Münster 2018, ISBN 978-3-89688-596-8, S. 106.
  129. Gemeinde Bockum-Hövel: Liste über die bei der Deutschen Reichsbahn, Bahnmeisterei Drensteinfurt, beschäftigt gewesenen Angehörigen der Vereinten Nationen, zitiert in: Peter Hertel: Vor unsrer Haustür. Eine Kindheit im NS-Staat – früh erlebt, spät erkundet. agenda-Verlag, Münster 2018, ISBN 978-3-89688-596-8, S. 104 f.
  130. Polizeiwache Bockum-Hövel: Tätigkeitsbuch vom 15. August 1943 bis zum 17. April 1948, zitiert in: Peter Hertel: Vor unsrer Haustür. Eine Kindheit im NS-Staat – früh erlebt, spät erkundet. agenda-Verlag, Münster 2018, ISBN 978-3-89688-596-8, S. 125.
  131. Dietrich Eichholtz: Geschichte der deutschen Kriegswirtschaft 1939–1945, Band III, zitiert in: Peter Hertel: Vor unsrer Haustür. Eine Kindheit im NS-Staat – früh erlebt, spät erkundet. agenda-Verlag, Münster 2018, ISBN 978-3-89688-596-8, S. 112.
  132. Der Oberkreisdirektor des Kreises Lüdinghausen: Ausländerlager in der Gemeinde Bockum-Hövel 1939–1945, zitiert in: Peter Hertel: Vor unsrer Haustür. Eine Kindheit im NS-Staat – früh erlebt, spät erkundet. agenda-Verlag, Münster 2018, ISBN 978-3-89688-596-8, S. 113 f.
  133. Dietrich Eichholtz: Geschichte der deutschen Kriegswirtschaft 1939–1945, Band III: 1943-1945. Akademie-Verlag, Berlin 1996, ISBN 978-3-05-002751-7, S. 134.
  134. Bergbau-Archiv Bochum: Richtlinien, Akte 10/525, zitiert in: Peter Hertel: Vor unsrer Haustür. Eine Kindheit im NS-Staat – früh erlebt, spät erkundet. agenda-Verlag, Münster 2018, ISBN 978-3-89688-596-8, S. 133–136.
  135. Peter Hertel: Vor unsrer Haustür. Eine Kindheit im NS-Staat – früh erlebt, spät erkundet. agenda-Verlag, Münster 2018, ISBN 978-3-89688-596-8, S. 103.
  136. International Tracing Service Bad Arolsen (ITS): Zugangsbuch der Zeche Radbod, zitiert in: Peter Hertel: Vor unsrer Haustür. Eine Kindheit im NS-Staat – früh erlebt, spät erkundet. agenda-Verlag, Münster 2018, ISBN 978-3-89688-596-8, S. 123–133, 231 ff.
  137. Sechs Schüler der 10. Klasse der Realschule Bockum-Hövel: Schicksale der ausländischen Kriegsgefangenen und Fremdarbeiter in der Zeit von 1939–1945 in unserem Heimatort Hamm Westfalen. Hrsg.: Körber-Stiftung, Beitrag 83-0872 des Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten. Hamm 1983.
  138. Andrej Angrick, Peter Klein: Die „Endlösung“ im „Ghetto“ Riga: Ausbeutung und Vernichtung 1941–1944. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2006, ISBN 978-3-534-19149-9, S. 159.
  139. Fritz Schumacher: Die letzten 30 Jahre – 1928 bis 1958. In: Stadt Bockum-Hövel (Hrsg.): Das Wachsen und Werden von Bockum-Hövel. Westfalendruck, Dortmund 1958, S. 35.
  140. Anneliese Beeck: So entstand das neue Hamm. Kriegsende und Wiederaufbau. Griebsch, 1992, S. 17.
  141. Fritz Schumacher: Die letzten 30 Jahre – 1928 bis 1958. In: Stadt Bockum-Hövel (Hrsg.): Das Werden und Wachsen von Bockum-Hövel. Westfalendruck, Dortmund 1958, S. 29.
  142. Peter Hertel: Vor unsrer Haustür. Eine Kindheit im NS-Staat – früh erlebt, spät erkundet. agenda-Verlag, Münster 2018, ISBN 978-3-89688-596-8, S. 171–174.
  143. Peter Hertel: Vor unsrer Haustür. Eine Kindheit im NS-Staat – früh erlebt, spät erkundet. agenda-Verlag, Münster 2018, ISBN 978-3-89688-596-8, S. 158–160.
  144. Peter Hertel: Vor unsrer Haustür. Eine Kindheit im NS-Staat – früh erlebt, spät erkundet. agenda-Verlag, Münster 2018, ISBN 978-3-89688-596-8, S. 195–200.
  145. Peter Hertel: Vor unsrer Haustür. Eine Kindheit im NS-Staat – früh erlebt, spät erkundet. agenda-Verlag, Münster 2018, ISBN 978-3-89688-596-8, S. 197 f.
  146. Peter Hertel: Vor unsrer Haustür. Eine Kindheit im NS-Staat – früh erlebt, spät erkundet. agenda-Verlag, Münster 2018, ISBN 978-3-89688-596-8, S. 194 f., 229.
  147. Peter Hertel: Vor unsrer Haustür. Eine Kindheit im NS-Staat – früh erlebt, spät erkundet. agenda-Verlag, Münster 2018, ISBN 978-3-89688-596-8, S. 190.
  148. Annette Aistermann, Dietmar Kammann, Bernward Schwarze, Bernhard Wacker: Overbergschule. 1912–1987. Hamm 1987, S. 129.
  149. Anneliese Beeck: 1948 wehte Hakenkreuzfahne am Bockum-Höveler Rathaus. In: Westfälischer Anzeiger. 7. Mai 1990, S. 12.
  150. Peter Hertel: Vor unsrer Haustür. Eine Kindheit im NS-Staat – früh erlebt, spät erkundet. agenda-Verlag, Münster 2018, ISBN 978-3-89688-596-8, S. 176.
  151. Goethe und die Feuermaschine. Rückblick auf eine langjährige Partnerschaft zwischen Bockum-Hövel und Tarnowitz. In: Westfälischer Anzeiger, 4. September 2015.
  152. Sabine Mecking: Bürgerwille und Gebietsreform. Demokratieentwicklung und Neuordnung von Staat und Gesellschaft in Nordrhein-Westfalen 1965–2000. Oldenbourg, München 2012, S. 152 f. Zur Neuordnung vgl. Otto Löbke: Hamm. Kommunale Neuordnung. Hamm 1999.
  153. Sabine Mecking: Bürgerwille und Gebietsreform. Demokratieentwicklung und Neuordnung von Staat und Gesellschaft in Nordrhein-Westfalen 1965–2000. Oldenbourg, München 2012, S. 191.
  154. Sabine Mecking: Bürgerwille und Gebietsreform. Demokratieentwicklung und Neuordnung von Staat und Gesellschaft in Nordrhein-Westfalen 1965–2000. Oldenbourg, München 2012, S. 202.
  155. Sabine Mecking: Bürgerwille und Gebietsreform. Demokratieentwicklung und Neuordnung von Staat und Gesellschaft in Nordrhein-Westfalen 1965–2000. Oldenbourg, München 2012, S. 153.
  156. Zitiert nach Sabine Mecking: Bürgerwille und Gebietsreform. Demokratieentwicklung und Neuordnung von Staat und Gesellschaft in Nordrhein-Westfalen 1965–2000. Oldenbourg, München 2012, S. 153.
  157. Peter Hertel: Vor unsrer Haustür. Eine Kindheit im NS-Staat – früh erlebt, spät erkundet. agenda-Verlag, Münster 2018, ISBN 978-3-89688-596-8, S. 140 f.
  158. Martin Bünermann, Heinz Köstering: Die Gemeinden und Kreise nach der kommunalen Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1975, ISBN 3-555-30092-X.
  159. Sabine Mecking: Bürgerwille und Gebietsreform. Demokratieentwicklung und Neuordnung von Staat und Gesellschaft in Nordrhein-Westfalen 1965–2000. Oldenbourg, München 2012, S. 44.
  160. Wilhelm Ribhegge, Eva-Maria Schönbach, Manfred Witt: Geschichte der Stadt und Region Hamm im 19. und 20. Jahrhundert. Schwann im Patmos, 1991, S. 495.
  161. Henning Voss: Der Fall Masannek. Chronik eines politischen Skandals. Hamm 1987.
  162. „Dr. Dr.“ Masannek und der Müll der Korruption. In: Die Zeit, 25. April 1986.
  163. Rüdiger Liedtke: Skandal-Chronik. Das Lexikon der Affären und Skandale in Wildwest-Deutschland. Eichborn, 1987, S. 34.
  164. Henning Voss: Der Fall Masannek. Chronik eines politischen Skandals. Hamm 1987, S. 10.
  165. Luhofer: Bezirke zu Satzungen hören. Zech: Krähenbusch-Verhandlung läuft. In: Westfälischer Anzeiger, 31. Januar 1983.
  166. Wache am Krähenbusch. Zweifel an Begründung. In: Westfälischer Anzeiger, 12. Januar 1983.
  167. Polizei-Einsatz im Wald. Die Personalien notiert. In: Westfälischer Anzeiger, 18. Januar 1983.
  168. Statt Kahlschlag besser nur Teilflächen abholzen. In: Westfälischer Anzeiger, 19. Januar 1983.
  169. Stopp der Abholzung am Krähenbusch. Verzicht auf den Verkauf der Bäume. In: Westfälischer Anzeiger, 21. Januar 1983.
  170. Politik einmütig für Erhalt des Krähenbusches – aber ohne finanziellen Einsatz durch die Stadt. In: Westfälischer Anzeiger, 25. Januar 1983.
  171. Empörung über Nein der Fraktionen. In: Westfälischer Anzeiger, 26. Januar 1983.
  172. Luhofer: Bezirke zu Satzungen hören. Zech: Krähenbusch-Verhandlung läuft. In: Westfälischer Anzeiger, 31. Januar 1983.
  173. Letztes Angebot: Buchen weg – die Eichen bleiben und sofortige Aufforstung. In: Westfälischer Anzeiger, 2. Februar 1983.
  174. Naturschützer hoffen. In: Westfälischer Anzeiger, 21. Januar 1983.
  175. Anton Fehn hielt Plädoyer gegen die Abholzaktion. In: Westfälischer Anzeiger, 5./6. Februar 1983.
  176. Webpräsenz Hella
  177. Website des Unternehmens.
  178. Webpräsenz Hesse GmbH
  179. Insolvenz bei Jäschke Logistics. In: Westfälischer Anzeiger, 8. Juli 2015.
  180. Es bleibt beim Umzug von „St. Jupp“ im Jahr 2021. In: Westfälischer Anzeiger. 15. Mai 2019, S. Bockum-Hövel.
  181. Fritz Schumacher, Hartmut Greilich: Bockum-Hövel. Aus Geschichte und Heimatkunde. Verlag Regensberg, Münster 1956. Neuauflage 2002, S. 78–80.
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