Langenbochum
Langenbochum ist ein nördlicher Stadtteil von Herten. Der Name Langenbochum deutet auf die ursprünglich langgestreckte Form des Stadtteils, dessen wichtigste Straße von Buchen umsäumt war.
Auf- und Abstieg als Bergbauort
Die Bauerschaft gehörte früher zur Recklinghausen-Land. Ihre Eingemeindung, die mit dem Einzug des Steinkohlenbergbaus zwischen Emscher und Lippe um die Jahrhundertwende des 19. Jahrhunderts eine große Zahl von Einwohnern hinzugewonnen hatte, erfolgte am 1. April 1926. Viele Jahrzehnte wurde Langenbochum von der Zeche Schlägel & Eisen dominiert, die hier der größte Arbeitgeber und Wohnungsvermieter war.
Die Schachtanlage Schlägel & Eisen wurde Ende der 1990er-Jahre mit der Zeche Ewald im Hertener Süden zu einem Verbundbergwerk zusammengelegt. Im Rahmen des Zechensterbens wurde die Zeche 1998 stillgelegt. Heute hat die Stadt Herten einige Büros im Nebengebäude der Zeche.
Zwangsarbeiterlager während der Zeit des Nationalsozialismus
Mit dem Zwangsarbeiterlager Schlägel & Eisen Schacht 3/4/7 an der Lyckstraße/(frühere) Hindenburgstraße bestand während des Zweiten Weltkrieges in Langenbochum das größte Zwangsarbeitslager auf dem Gebiet der Stadt Herten. Die vornehmlich aus Russland stammenden, als Fremdarbeiter und Kriegsgefangene von deutschen Besatzungsbehörden verschleppten Männer und Frauen mussten dort unter erbärmlichsten Bedingungen leben. Sie erhielten nur völlig unzureichende Ernährung und Versorgung. Die Zwangsarbeit mussten sie überwiegend im Untertagebergbau bzw. in den anderen Betrieben der Zeche Schlägel & Eisen verrichten. Von Aufsehern und Bewachern wurden sie menschenunwürdig behandelt, oft sogar gequält. Ende März 1945 wurden die Lagerinsassen von der US-Armee befreit.
In den 1960er-Jahren wurde durch das Gelände dieses ehemaligen Lagers eine neue Straße gebaut, die von den damals politisch Verantwortlichen in Herten nach der dem Nationalsozialismus verbundenen Dichterin Agnes Miegel benannt worden ist.[1]
Neue Heimat für Siebenbürger
In den 1950er-Jahren entstand die Siebenbürgersiedlung, die bis heute intakt ist.[2] Deutschstämmige Übersiedler aus Siebenbürgen, die als Folge des Zweiten Weltkrieges Rumänien verlassen mussten, kamen durch das Angebot von 1952, im Kohlebergbau arbeiten zu können, nach Herten und prägen durch ihre Kultur und Folkloreveranstaltungen das Bild.[3]
In den 1960er-Jahren errichteten die Siebenbürger das Siebenbürger Haus der Jugend, das 1964 eingeweiht wurde, um dort Versammlungen und Feste zu planen. Das Siebenbürger Haus wird heutzutage immer noch für den Jugendtreff genutzt. Man kann das Siebenbürger Haus auch für Veranstaltungen mieten.
Betriebsverlegung aus der Innenstadt
Als größter Arbeitgeber in Langenbochum gilt derzeit die Fleisch- und Wurstfabrik Herta KG, die seit über 10 Jahren eine Tochter der Nestlé AG ist. Die durch den Hertener Karl Ludwig Schweisfurth gegründete Fleischfabrik hatte ihren ursprünglichen Standort in der Hertener Innenstadt neben dem Städtischen Gymnasium Herten. Im Rahmen einer umfassenden Innenstadtneugestaltung in den 1970er-Jahren fand eine Betriebsverlegung statt. Die europaweit bekannte Markenfirma Herta fand am Rande von Langenbochum ein weiträumiges Betriebsgelände für ihre damals als vorbildlich geltenden modern gestalteten Verwaltungs- und Betriebsneubauten.
Sport
Im Sport ist der Stadtteil bekannt durch seinen Fußballverein Blau-Weiß Westfalia Langenbochum, der aus der Fusion von SG Herten-Langenbochum und Westfalia Scherlebeck im Jahr 2011 hervorging. Besonders die Jugendarbeit brachte mehrere Jugendnationalspieler und Bundesligaspieler hervor wie z. B. Benedikt Höwedes, Christian Timm, Frank Riethmann und Michael Ratajczak. Der Verein gilt als Talentschmiede für die großen Vereine wie Borussia Dortmund, FC Schalke 04 und VfL Bochum. Jedes Jahr veranstaltet der Verein eines der in Deutschland namhaftesten Jugendfußballturniere, den Euro-Cup für U-11-Junioren. Mannschaften aus ganz Europa folgen jährlich der Einladung. Neben Teams von FC Bayern München, Hamburger SV, Werder Bremen etc. nahmen auch schon Clubs wie Inter Mailand, Slavia Prag, Racing Straßburg und Rapid Wien teil.
Der Früchteteppich
Zum Erntedankfest kommen jedes Jahr Besucher aus ganz Nordrhein-Westfalen in die katholische Gemeindekirche St. Maria Heimsuchung, um den dort von Frauen der Gemeinde jeweils unterschiedlich gestalteten überdimensionalen "Früchte- und Ernteteppich" zu besichtigen.
Weblinks
- Langenbochum im Kulturatlas Westfalen
Quellen
- Spurensuche … – Gedenkplatten zur Erinnerung an die Zeit und Geschichte des Nationalsozialismus in Herten, Stadt Herten, Januar 2012 (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 1,0 MB)
- Siebenbürger Siedlung
- Die Anfänge der Siebenbürger Sachsen in Herten-Langenbochum