Balduin Groller
Balduin Groller, Pseudonym für Adalbert Goldscheider, (* 5. September 1848 in Arad, Kaisertum Österreich; † 22. März 1916 in Wien) war ein österreichischer Journalist, Schriftsteller und Sportfunktionär.
Leben
Adalbert Goldscheider verbrachte seine Kindheit in Arad und Dresden und studierte an der Universität Wien u. a. Philosophie und Rechtswissenschaft. Bereits während seines Studiums konnte er mit kleineren Beiträgen im Feuilleton verschiedener Zeitungen debütieren. 1880 magyarisierte er seinen Namen in Gál Béla.
Mit 22 wurde Groller Freimaurer in der ungarischen Loge Széchenyi in Arad.[1] Und mit 23 Jahren gründete er 1871 in Wien die Allgemeine Kunstzeitung, mit der er aber bereits nach kurzer Zeit in Konkurs ging. Später redigierte er die Deutsche Schriftstellerzeitung, die Neue Illustrierte Zeitung und das Neue Wiener Journal und war als Feuilletonist tätig.
Für die Zeitschriften Die Gartenlaube und Über Land und Meer war Groller mehrere Jahre als freier Mitarbeiter tätig. Den Journalisten- und Schriftstellerverband Concordia leitete Groller einige Jahre als Vizepräsident und als solcher avancierte er auch zum Mitglied der Kunstkommission des österreichischen Kultusministeriums.
Am 6. Februar 1906 wurde der Allgemeine Sportausschuß für Österreich[2] gegründet und als Vorstand bestimmte man neben dem Präsidenten Viktor Silberer und dem Schriftführer Siegfried Hochermann Groller zum Vizepräsidenten. Dieser Verband gilt heute als Vorläufer des Österreichischen Olympischen Comités.
Am 16. März 1908 gründete man in Wien den Zentral-Verband für gemeinsame Sportinteressen und wählte Groller zu ihrem ersten Präsidenten. Unterstützt wurde dieser dabei von den Vizepräsidenten Alexander Hornaczek und Gustav Magg.
Er war unter anderem mit der Schriftstellerin Bertha von Suttner befreundet, wovon diese in ihren Memoiren berichtet.[3] Er wurde am Hütteldorfer Friedhof bestattet.[4]
Rezeption
Als Schriftsteller oder Feuilletonist ist Balduin Groller heute nahezu vergessen. Einzig und allein sein Dagobert Trostler ist bemerkenswert, da ihm damit eine österreichische Version von Sherlock Holmes gelungen ist.[5]
Werke (Auswahl)
- Junges Blut. Novelle, Leipzig 1882
- Weltliche Dinge. Novellen. 1883
- Gräfin Aranka. Roman. 1887
- Die Tochter des Regiments. Novellen. Budapest 1888
- Aus meinem Briefkasten der Redaktion : Unfreiwillige Humore. Selbst erlebt u. selbst erlitten. Reclam, Leipzig 1900 (Reclams Universal-Bibliothek. 4053)
- Detektiv Dagoberts Taten und Abenteuer. Ein Novellenzyklus. 1910–1912 (6 Hefte)
Literatur
- Goldscheider Adalbert. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 2, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1959, S. 25.
- Susanne Blumesberger, Michael Doppelhofer, Gabriele Mauthe: Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft 18. bis 20. Jahrhundert. Band 1: A–I. Hrsg. von der Österreichische Nationalbibliothek. Saur, München 2002, ISBN 3-598-11545-8, S. 457f.
- Anton Peter Petri: Biographisches Lexikon des Banater Deutschtums, Th. Breit Druck und Verlag GmbH, Marquartstein, 1992, ISBN 3-922046-76-2
- Balduin Groller, in: Hans Heinz Hahnl: Vergessene Literaten. Fünfzig österreichische Lebensschicksale. Wien : Österreichischer Bundesverlag, 1984, ISBN 3-215-05461-2, S. 91–94
- Groller, Balduin, in: Salomon Wininger: Große jüdische National-Biographie. Band 2. Czernowitz, 1927, S. 523
Weblinks
Einzelnachweise
- Günter K. Kodek: Unsere Bausteine sind die Menschen. Die Mitglieder der Wiener Freimaurer-Logen 1869–1938. Wien, 2009 ISBN 978-3-85409-512-5, S. 120.
- ÖLV-Geschichte: 115 Jahre Leichtathletik-Verband. Abgerufen am 13. Mai 2019.
- Verkehr mit Freunden, in: Bertha von Suttner: Memoiren. Stuttgart, 1909
- Grabstelle Balduin Groller, Wien, Hütteldorfer Friedhof, Gruppe 1, Nr. 343.
- Klaus Peter Walter merkte als Herausgeber von Reclams Krimi-Lexikon an, dass man in seiner Zusammenstellung auf Groller zwar als Vielschreiber verzichte, er aber als Schöpfer Dagobert Trostlers durchaus Sympathien verdiene: Klaus-Peter Walter (Hrsg.): Reclams Krimi-Lexikon. Autoren und Werke. Philipp Reclam Jun., Stuttgart 2002, S. 8. ISBN 3-15-010509-9.