Satu Mare
Satu Mare (deutsch Sathmar, jiddisch סאטמאר (Satmar), ungarisch Szatmárnémeti) ist die Kreishauptstadt des gleichnamigen Kreises in Rumänien. Sie ist der Sitz des Bistums Satu Mare.
Satu Mare Sathmar Szatmárnémeti | |||||
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Basisdaten | |||||
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Staat: | Rumänien | ||||
Historische Region: | Sathmar | ||||
Kreis: | Satu Mare | ||||
Koordinaten: | 47° 47′ N, 22° 52′ O | ||||
Zeitzone: | OEZ (UTC+2) | ||||
Höhe: | 127 m | ||||
Einwohner: | 102.411 (20. Oktober 2011[1]) | ||||
Postleitzahl: | 440xxx | ||||
Telefonvorwahl: | (+40) 02 61 | ||||
Kfz-Kennzeichen: | SM | ||||
Struktur und Verwaltung (Stand: 2020[2]) | |||||
Gemeindeart: | Munizipium | ||||
Gliederung: | 1 Gemarkung/Katastralgemeinde: Sătmărel | ||||
Oberbürgermeister: | Gábor Kereskényi (UDMR) | ||||
Postanschrift: | Piața 25 Octombrie, nr. 1 loc. Satu Mare, RO–440026 | ||||
Website: |
Geographische Lage
In der historischen Region Sathmar befindet sich die nordwestlichste Großstadt Rumäniens dicht an der Grenze zu Ungarn am Fluss Someș (Somesch).
Geschichte
Archäologische Funde aus Țara Oașului, Ardud, Medieș usw. zeugen von der Besiedlung der Gegend um Satu Mare bereits während der Stein- und Bronzezeit. Viele der Funde können den ehemals hier lebenden Geten und Dakern zugeordnet werden. Bewohnt blieb die Gegend auch nach der Eroberung durch die Römer. Urkundlich wird Satu Mare erstmals unter dem Namen Castrum Zothmar in einer ungarischen Chronik im 10. Jahrhundert erwähnt. Zu der Zeit war sie als Festung Teil einer Woiwodschaft, die von Menumorut regiert wurde. Auf dem Gebiet der Festung wurden im Jahr 1006 deutschstämmige Siedler von der Gattin des ungarischen Königs Stephan I. der Heilige, Königin Gisela angesiedelt. Zur gleichen Zeit bewohnten deutsche Siedler die damals noch selbstständige Stadt Mintiu auf der anderen Seite des Flusses Someș.
Nach 1543 war die Festung in den Händen der Bathory-Familie. Sie wurde verstärkt und ein Burggraben gebaut. Unter der Belagerung durch die Osmanen 1562 und später durch die Habsburger wurde sie zerstört. Der österreichische General Lazarus von Schwendi ließ sie von dem Architekten Ottavio Baldigara im italienischen Stil in Form eines Pentagons wieder aufbauen.
Am 29. April 1711 schlossen in der Stadt die Konfliktparteien des Kuruzenaufstands den Frieden von Sathmar.
1721 wurde Satu Mare mit Mintiu als königliche Freistadt vereinigt und blühte als Zentrum für Handel und Handwerk. Im 18. Jahrhundert wurde ein Großteil der Stadt neugebaut.
Seit dem Vertrag von Trianon von 1920 gehört die früher mehrheitlich von Ungarn bewohnte Stadt und ihr östliches Hinterland zu Rumänien. Nach dem Zweiten Wiener Schiedsspruch vom August 1940 gehörte Satu Mare wieder zu Ungarn. Das nationalsozialistische Deutschland hatte seinen Bündnispartnern Ungarn und Rumänien in Zusatzprotokollen zugesichert, dass die Sathmarer Volksdeutschen nicht in den Bevölkerungsaustausch einbezogen werden. Vielmehr dürften sie dafür optieren, "heim ins Reich" umzusiedeln, und zwar unter Mitnahme ihres ganzen Vermögens.[3] Im Herbst 1944 wurde die Stadt durch sowjetische Truppen eingenommen und gehört seither wieder zum rumänischen Staatsgebiet. Seit dem Zweiten Weltkrieg hat sich die ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung durch den Holocaust an den Juden, den Zuzug von Rumänen und die Flucht bzw. Auswanderung fast aller Deutschen nachhaltig verändert.
Die heute zahlenmäßig stärkste chassidisch-jüdische Gemeinschaft der Satmarer entstand hier. Sie hat seit dem Holocaust ihren Hauptsitz in New York City.
Bevölkerung
Die Bevölkerung des Ortes entwickelte sich wie folgt:[4]
Volkszählung | Ethnische Zusammensetzung | ||||
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Jahr | Bevölkerung | Rumänen | Ungarn | Deutsche | andere |
1880 | 20.531 | 1.736 | 17.555 | 759 | 481 |
1930 | 53.010 | 17.679 | 21.940 | 944 | 12.447 |
1977 | 103.544 | 52.855 | 48.861 | 993 | 835 |
1992 | 131.987 | 72.677 | 56.955 | 1.833 | 522 |
2002 | 115.142 | 66.638 | 45.298 | 1.607 | 1.599 |
Verkehr
Durch Satu Mare verläuft die Europastraße 81 und hier endet auch die Europastraße E 671 von Timișoara (Temeswar) kommend. Der Flugplatz Satu Mare International Airport (IATA: SUJ, ICAO: LRSM) liegt etwa 14 km südlich der Stadt. Er gehört zu den ältesten Verkehrsflughäfen Rumäniens. In der Stadt selbst verkehrte zwischen dem 8. November 1900 und 1920 die Straßenbahn Satu Mare, vom 15. November 1994 bis zum 9. März 2005 existierte außerdem ein Oberleitungsbus-Betrieb.
Bauwerke
Kunst und Kultur
- Philharmonie Dinu Lipatti
- Deutsche Jugendorganisation „Gemeinsam“
- Theater Teatru de Nord
- Jüdischer Friedhof
Städtepartnerschaften
Satu Mare unterhält Städtepartnerschaften mit:[5]
Persönlichkeiten
- Desider Arányi (1859–1923), Opernsänger (Tenor)
- Joel Teitelbaum (1887–1979), Gründer der chassidischen Gemeinschaft Satmar[6]
- Ernest Klein (1899–1983), kanadischer Linguist und Rabbiner[7]
- Gábor Darvas (1911–1985), ungarischer Komponist und Musikwissenschaftler
- Agnes Ullmann (1927–2019), ungarisch-französische Mikrobiologin
- Alexandru Karikas (1931–2007), Fußballspieler
- Ecaterina Stahl-Iencic (1946–2009), Florettfechterin
- Joseph Szepesi (* 1946), Degenfechter
- Suzane Adam (* 1952), israelische Autorin, Spieleerfinderin, Illustratorin, Malerin und Kunstpädagogin
- Marcela Moldovan-Zsak (* 1956), Fechterin
- Titie Jordache (* 1962), rumänisch-deutsche Ruderin
- Zita Funkenhauser (* 1966), deutsche Florett-Fechterin
- Cristina Grigoraș (* 1966), Kunstturnerin, Olympiasiegerin
- Monika Weber (* 1966), deutsche Florett-Fechterin
- Gábor Gerstenmájer (* 1967), Fußballspieler
- Sándor Halmosi (* 1971), ungarischer Dichter, Übersetzer und Mathematiker[8]
- Daniel Prodan (1972–2016), Fußballspieler und Sportdirektor
- Levente Csik (* 1974), Fußballspieler
- Susanne König (* 1974), deutsche Säbelfechterin
- Andrea Hohl (* 1975), Basketballspielerin
- Rita König (* 1977), deutsche Florettfechterin
- Daniel Lung (* 1987), Fußballspieler
- Florin Gardoș (* 1988), Fußballspieler
- Simona Pop (* 1988), Fechterin
Siehe auch
Literatur
- Simon Geissbühler: Spuren, die vergehen. Auf der Suche nach dem jüdischen Sathmar/Satu Mare. Hentrich & Hentrich, Berlin 2010, ISBN 978-3-942271-00-4.
Weblinks
Einzelnachweise
- Volkszählung 2011 in Rumänien bei citypopulation.de.
- Angaben bei Biroului Electoral Central, abgerufen am 30. März 2021 (rumänisch).
- Götz Aly: "Endlösung": Völkerverschiebung und der Mord an den europäischen Juden, (Kap. IV.) S. Fischer, Frankfurt am Main 1995, ISBN 3-10-000411-6.
- Volkszählung, letzte Aktualisierung 3. März 2010 (ungarisch; PDF; 1,1 MB)
- Angaben zu den Partnerstädten auf der Website von Satu Mare
- Great Leaders of our People Joel Teitelbaum bei www.ou.org, abgerufen am 10. Februar 2021 (englisch).
- Ernest Klein bei www.sefaria.org, abgerufen am 10. Februar 2021 (englisch).
- Sándor Halmosi bei oszk.hu (ungarisch; PDF).