Liste von ehemals zweigleisigen Eisenbahnstrecken

Aufgrund des Rückgangs der Verkehrsnachfrage, durch Kriegsereignisse oder Nachkriegsdemontagen sind in Deutschland und anderen meist europäischen Ländern oft früher zwei- oder mehrgleisig ausgebaute Eisenbahnstrecken auf ein Gleis zurückgebaut worden.

Geschichtlicher Überblick

Bereits zu Beginn des Baus von Eisenbahnstrecken wurden einzelne wichtige Strecken zweigleisig angelegt, da die Kapazität einer zweigleisigen Strecke mehr als das Doppelte einer eingleisigen Strecke beträgt. In Mitteleuropa begann aber erst seit ca. 1860 der umfangreiche zweigleisige Ausbau vorhandener Hauptbahnen. Auch neue Strecken wurden, vor allem, wenn sie ebenfalls Hauptbahnen werden sollten, entweder gleich zweigleisig gebaut oder zumindest mit einer für zwei Gleise ausgelegten Trasse angelegt. Im Umfeld vieler Großstädte und/oder Eisenbahnknotenpunkte wurden Strecken oft auch drei- oder viergleisig ausgebaut, meist wurden dann entweder Personen- und Güterverkehr oder Fern- und Vorortverkehr voneinander getrennt.

In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg wurden in Deutschland neben Hauptbahnen auch gelegentlich Nebenbahnen zweigleisig ausgebaut, vor allem in den gemäß dem Schlieffen-Plan benötigten voraussichtlichen Aufmarschgebieten im Westen. Mehrere Nebenbahnen der Eifel und der Pfalz erhielten zweite Gleise, obwohl das Verkehrsaufkommen in Friedenszeiten dies ökonomisch nicht rechtfertigte.

Nach dem Ersten Weltkrieg musste die Deutsche Reichsbahn entsprechend den Bestimmungen des Versailler Vertrags solche Strecken oft auf ein Gleis zurückbauen. Veränderte Militärstrategien führten dazu, dass viele dieser Strecken auch während der Aufrüstung vor dem Zweiten Weltkrieg ihr zweites Gleis nicht zurückerhielten. Andere Strecken wurden vor dem Zweiten Weltkrieg zwar zweigleisig ausgebaut, allerdings meist aufgrund des normalen Verkehrswachstums und nicht aufgrund militärischer Anforderungen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde durch die Sowjetunion in ihrer Besatzungszone mit umfangreichen Demontagen und Reparationen begonnen. Neben dem Abbau der kompletten Oberleitungen der elektrifizierten Strecken rund um Leipzig und Magdeburg wurden vor allem fast alle zwei- oder mehrgleisigen Strecken auf ein Gleis zurückgebaut. Nur sehr wenige Abschnitte, so etwa die Verbindung BerlinFrankfurt (Oder) blieben zweigleisig.

Die Deutsche Reichsbahn begann allmählich damit, das zweite Gleis wieder aufzubauen. Bis zur Wende in der DDR erhielt der größte Teil der vor 1945 zweigleisigen Strecken ihr zweites Gleis zurück. Einige kamen nach 1990 hinzu. Ein Teil der Strecken blieb jedoch bis heute eingleisig.

In Westdeutschland wurden lediglich in der französischen Besatzungszone einzelne Strecken auf ein Gleis zurückgebaut. Die im Westen ab 1949 den Eisenbahnverkehr betreibende Deutsche Bundesbahn baute zunächst das zweite Gleis auf Strecken zurück, die aufgrund der deutschen Teilung ihre Verkehrsbedeutung verloren hatten. Seit den 70er Jahren begann sie auch mit dem Rückbau auf anderen, inzwischen nur noch relativ schwach ausgelasteten Strecken. Nur vereinzelt wurden von der Bundesbahn noch eingleisige Strecken zweigleisig ausgebaut. Hingegen wurden einzelne Abschnitte im Zuge des Ausbaus des ICE-Verkehrs sogar mehrgleisig.

Die Deutsche Bahn AG hat zwar weitgehend darauf verzichtet, weiter zweigleisige Strecken auf ein Gleis zurückzubauen. Sie wird allerdings inzwischen vielfach dafür kritisiert, dass sie durch den Abbau von Ausweich- und Überholgleisen sowohl auf zwei- als auch auf eingleisigen Strecken die Kapazität stark reduziert. Die Kritik stammt vor allem von privaten Eisenbahnunternehmen, die damit ihre im Zuge der Bahnreform erreichten Wettbewerbsmöglichkeiten eingeschränkt sehen. Die DB AG argumentiert mit den erheblichen Kosteneinsparungen, die durch den Abbau möglich seien.

In anderen europäischen Ländern sind Strecken in geringerem Umfang auf nur ein Gleis zurückgebaut worden. Demontagen aufgrund von Kriegsereignissen wurden nur in Einzelfällen durchgeführt. Erst der Rückgang der Nachfrage im Eisenbahnverkehr hat vermehrt dazu geführt, dass etwa auch in Belgien, Luxemburg, Frankreich, Österreich oder Polen einzelne Strecken ihr zweites Gleis verloren haben.

Außerhalb Europas wurden besonders in Kanada und der Osthälfte der Vereinigten Staaten zwei- und mehrgleisige Strecken auf ein Gleis zurückgebaut.

Deutschland

Baden-Württemberg

Bayern

Berlin/Brandenburg

Hessen

Mecklenburg-Vorpommern

Niedersachsen

komplett abgebaut:

ein Gleis abgebaut:

Nordrhein-Westfalen

Rheinland-Pfalz/Saarland

Sachsen

Sachsen-Anhalt

Schleswig-Holstein/Hamburg

Thüringen

Österreich

Eingleisig zurückgebaute Strecken:

  • Niederösterreich:
    • Bahnstrecke Wien–Gmünd: Absdorf-Hippersdorf – Staatsgrenze nächst Gmünd NÖ (119,1 km)
    • Abzw. Zuckerfabrik (Tulln-Stadt) – Moosbierbaum – Heiligeneich (15,1 km)
    • Herzogenburg – Viehofen (6,2 km)
    • Marchegger Zweigstrecke: Stadlau – Marchegg – Anfang Marchbrücke (37,9 km)
  • Wien:
    • Wien Freudenau Hafen – Wien Donaukaibahnhof (2,7 km)
    • Wien Brigittenau – Nussdorf (0,3 km)
    • Wien – Nussdorf Kahlenbergbahn (4,9 km, komplett abgebaut)
  • Steiermark:
    • Österreichische Südbahn: (Puntigam) – Werndorf – Staatsgrenze nächst Spielfeld-Straß (29,4 km).
      Der zweigleisige Wiederaufbau ist in sieben Bauabschnitte unterteilt: Die erste Ausbaustufe umfasst den am 22. November 2009 zweigleisig in Betrieb genommenen Abschnitt Lebring – Kaindorf und den Ende 2012 abgeschlossenen Abschnitt Leibnitz – Wagna[6]. Die zweite Ausbaustufe ist noch im Planungsstadium und umfasst die Abschnitte Werndorf – Wildon, Wildon – Lebring, Wagna – Retznei, Retznei – Ehrenhausen und Ehrenhausen – Staatsgrenze.
    • Leoben Hbf – Leoben Donawitz – St. Peter Freienstein (5,8 km)
    • Erzbergbahn: Hieflau – Hieflau Verschiebebahnhof (0,7 km)

Schweiz

Eingleisig zurückgebaute Strecken:

Belgien

Flandern

  • TienenDrieslinter (Linie 22), 11,4 km, abgebrochen
  • GeulthalRonheide (Linie 24A), 4,8 km, 1918–1949 zweigleisig, 1969 abgebrochen
  • AntwerpenMechelen (Linie 25A), 20,0 km, abgebrochen
  • Stichstrecke zum Bahnhof Brussel-Thurn en Taxis (Linie 28 A) 1,4 km, abgebaut im Jahr 2001
  • Brussel-Leopoldswijk – Tervuren (Linie 160), 13,1 km, 1970 stillgelegt und abgebrochen
  • OostendeTorhout (Linie 62), 24,4 km, ab 1942 einspurig; 1963 stillgelegt und 1984/1985 abgebaut

Wallonien

Dänemark

Frankreich

Großbritannien

Eingleisig zurückgebaute Strecken:

Italien

Luxemburg

Polen

Unten stehende Liste beinhaltet (wahrscheinlich) alle ehemaligen zweigleisigen Strecken des Jahres 1993.

Tschechien

Slowakei

Slowenien

Ungarn

  • Transdanubien:
    • SárbogárdRétszilas (9 km; Rückbau nach Erstem Weltkrieg)
  • Cisdanubien:
    • MezőzomborSátoraljaújhely (41 km; Rückbau nach Erstem Weltkrieg)
    • SelypSalgótarján (48 km; Rückbau nach Erstem Weltkrieg)
    • Soroksár – Kunszentmiklós-Tass (44 km, Rückbau nach Erstem Weltkrieg)
    • Szeged – Újszeged (2 km; Rückbau nach Erstem Weltkrieg, im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört)
    • Újszeged – Deszk (10 km; nach Zweitem Weltkrieg wurde das zweite Gleis nicht mehr benutzt)

USA

Japan

  • Gotemba-Linie (zweigleisig bis 1943, Rückbau wegen Kriegswirtschaft und Rückgang der Verkehrsmenge nach Eröffnung des Tanna-Tunnel 1934)

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. @1@2Vorlage:Toter Link/www.schwarzwaldbahn-calw.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  2. Steffen Lüdecke: Die Schiefe Ebene. 4. Auflage. EK-Verlag, Freiburg 2016, ISBN 978-3-88255-594-3, S. 289.
  3. Eisenbahnkurier 12/2016, S. 56
  4. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 6. Mai 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.abstract.lib-ebook.com
  5. Der Bahnbetrieb bis 1945 (Memento vom 7. Oktober 2013 im Internet Archive)
  6. ÖBB Infrastruktur AG: Leibnitz_Wagna. In: www.oebb.at. Abgerufen am 11. Dezember 2016.
  7. grewamm.demon.co.uk
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