Jelenia Góra
[jɛˈlɛɲa ˈgura] (deutsch Hirschberg, von 1927 bis 1945 Hirschberg im Riesengebirge; gebirgsschlesisch Herschbrig oder Herschbrich; tschechisch Jelení Hora, auch Hiršperk) ist eine Stadt in der polnischen Woiwodschaft Niederschlesien.
Jelenia Góra | |||
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Basisdaten | |||
Staat: | Polen | ||
Woiwodschaft: | Niederschlesien | ||
Powiat: | Kreisfreie Stadt | ||
Fläche: | 108,40 km² | ||
Geographische Lage: | 50° 54′ N, 15° 44′ O | ||
Höhe: | 350 m n.p.m. | ||
Einwohner: | 78.335 (31. Dez. 2020)[1] | ||
Postleitzahl: | 58-500 bis 58-588 | ||
Telefonvorwahl: | (+48) 75 | ||
Kfz-Kennzeichen: | DJ | ||
Wirtschaft und Verkehr | |||
Straße: | E 65 Szklarska Poręba–Legnica | ||
Eisenbahn: | Jelenia Góra–Szklarska Poręba–Kořenov | ||
Bahnstrecke Zgorzelec–Wałbrzych | |||
Nächster int. Flughafen: | Breslau | ||
Gmina | |||
Gminatyp: | Stadtgemeinde | ||
Fläche: | 108,40 km² | ||
Einwohner: | 78.335 (31. Dez. 2020)[1] | ||
Bevölkerungsdichte: | 723 Einw./km² | ||
Gemeindenummer (GUS): | 0261000 | ||
Verwaltung (Stand: 2018) | |||
Stadtpräsident: | Jerzy Łużniak | ||
Adresse: | pl. Ratuszowy 58 58-500 Jelenia Góra | ||
Webpräsenz: | www.jeleniagora.pl |
Geographie
Geographische Lage
Die Stadt liegt in Niederschlesien im Hirschberger Tal an der Mündung des Zacken in den Bober am Fuß des Riesengebirges, das die Grenze zu Tschechien bildet, auf 342 m ü. NHN, rund 90 km südwestlich von Breslau und 70 km östlich von Görlitz. Sie gehört zur Euroregion Neiße und ist Sitz des Karkonoski Park Narodowy (Nationalpark Riesengebirge).
Stadtgliederung
Die Stadtgemeinde Jelenia Góra umfasst eine Fläche von 109 km², rund 85.000 Einwohner und gliedert sich in folgende Stadtteile (dzielnice):
- Śródmieście – Innenstadt
- Cieplice Śląskie-Zdrój, auch Cieplice Zdrój (Bad Warmbrunn)
- Czarne, (Schwarzbach)
- Goduszyn (Gotschdorf)
- Grabary (Hartau)
- Jagniątków (Agnetendorf) – Stadtteil
- Maciejowa (Maiwaldau)
- Sobieszów (Hermsdorf unterm Kynast, 1935–1945 Hermsdorf (Kynast))
- Strupice (Straupitz)
- Zabobrze
- Zatorze
sowie die Siedlungen (osiedle): Osiedle Orle, Osiedle Pomorskie, Osiedle Skowronków, Osiedle Widok, Osiedle XX-Lecia, Osiedle Zabobrze I, Osiedle Zabobrze II, Osiedle Zabobrze III und Osiedle Żeromskiego.
Geschichte
Unter den schlesischen Piasten
Die Stadt wurde wahrscheinlich kurz vor 1281 auf herzoglichem Boden gegründet. Sie gehörte damals zum Herzogtum Schweidnitz und war Mittelpunkt eines deutschen Rodungsbezirks. Erstmals erwähnt wurde sie 1281 als „Hyrzberc“ in einer Urkunde, mit der Herzog Bernhard I. von Löwenberg († 1286) den Johannitern von Striegau einen Grund am Oberlauf des Flusses Zacken verlieh. Eine weitere Erwähnung erfolgte 1288 in einer Urkunde des Herzogs Bolko I., in der dieser „unseren Bürgern von Hyrzberc“ (nostrorum civium Hyrsbergensium) die Errichtung einer Schenke in Warmbrunn erlaubte. Für das Jahr 1299 ist Hirschberg als Stadt (civitas) belegt.
Unter Herzog Bolko II. erhielt Hirschberg 1338 das Meilenrecht, 1355 das Salz- und Bergwerksrecht sowie die Freiheit von Abgaben im Handel mit Böhmen, 1361 das Waag- und Münzrecht und 1366 die gegenseitige Zollfreiheit mit Breslau. Nach dem Tod Herzog Bolkos II. 1368 erhielt seine Witwe Agnes von Habsburg zwar ein lebenslanges Nießrecht über das Herzogtum, das jedoch gleichzeitig als erledigtes Lehen an die Krone Böhmen fiel. 1377 erwarb die Stadt die Vogtei von Herzogin Agnes.
Unter böhmischer Krone
1395 bis 1406 war Hirschberg im Besitz des böhmischen Oberstburggrafen Johann Kruschina von Lichtenburg. Während der Hussitenkriege wurde die seit 1291 belegte Burg am Hausberg auf Geheiß des Landeshauptmanns zerstört. 1502 gewährte der böhmische König Vladislav II. der Stadt das Recht der freien Ratswahl, sein Nachfolger Ludwig II. 1519 die Abhaltung eines Jahrmarkts und Kaiser Ferdinand II. 1532 einen zweiten Markt. Mit der Einführung der Reformation 1524 entwickelte sich Hirschberg zu einem wichtigen evangelischen Zentrum. In der Stadtkirche wurde evangelisch gepredigt und 1566 ein evangelisches Schulhaus errichtet.
Seit dem 17. Jahrhundert waren das Hirschberger Tal und Jauer Zentren der Leinenproduktion, insbesondere feiner Schleier, deren Herstellungsweise 1570 aus Holland importiert worden war und für die die Stadt von Ferdinand II. 1630 ein Privileg erhielt. Das Leinen wurde als Nebenerwerb von Kleinbauern, Frauen und Kindern in Heimarbeit hergestellt. In den Handelskontoren nahe den Gewässern wurden sie dann in Lagergewölben gebleicht und aufbewahrt. Während des Dreißigjährigen Kriegs wurde Hirschberg mehrmals belagert und zur Zahlung von Kontributionen verpflichtet. 1658 erfolgte die Gründung einer Kaufmannssozietät, die das Monopol auf den Leinenhandel hatte und die Qualität der Ware kontrollierte, was wesentlich zum Aufschwung nach dem Dreißigjährigen Krieg beitrug. Anfangs arbeiteten die Aufkäufer vorwiegend im Auftrag ausländischer Großhändler, doch konnten einige der Schleierherren bald eigene Niederlassungen im Ausland gründen. Zu den Hauptabnehmern der Ware zählten England, Italien, Spanien, Holland, Frankreich, Russland und das Habsburgerreich. Die Handelsherren ließen aufwendige Handelshäuser errichten und erwarben auch Landgüter in der Umgegend.
Trotz der verordneten Rekatholisierung konnte aufgrund der Altranstädter Konvention vor den Toren der Stadt 1708 bis 1718 eine evangelische Gnadenkirche errichtet werden, die im Wesentlichen von den Hirschberger Kaufmannsfamilien finanziert wurde.
Die Errichtung des Hirschberger Gymnasiums[2] war ebenfalls gleich nach der Altranstädter Konvention 1707 in Angriff genommen worden. Das Lyzeum wurde 1709 gegründet und 1712 in eine Gelehrtenschule umgewandelt. Eine Umgestaltung zu einem humanistischen Gymnasium begann dann zu Beginn des 19. Jahrhunderts.[3]
Preußische Herrschaft
Nach dem Ersten Schlesischen Krieg fiel Hirschberg wie fast ganz Schlesien an Preußen. Die damit verbundene Abtrennung der böhmischen und österreichischen Handelsmärkte führte zu einem beträchtlichen Einbruch der Leinen- und Schleierweberei, die seit dem 16. Jahrhundert florierte und der Stadt zu einer wirtschaftlichen Blüte und Reichtum verholfen hatte. Auch der Import von Baumwolle trug zum Niedergang der Heimproduktion bei, ferner die napoleonische Kontinentalsperre und die Gründung der Erdmannsdorfer Fabrik durch die Preußische Seehandlung 1840.
Nach der Neugliederung Preußens gehörte Hirschberg seit 1815 zur Provinz Schlesien und war ab 1816 Sitz des Landkreises Hirschberg im Regierungsbezirk Liegnitz.
Durch die Industrialisierung im 19. Jahrhundert entstanden neben der Leinenindustrie Maschinen-, Papier- und Zementfabriken sowie Mehl- und Schneidemühlen. Mit dem Eisenbahnanschluss 1866 nach Görlitz und Berlin und ein Jahr später nach Waldenburg und Breslau entwickelte sich Hirschberg zu einem beliebten Ausflugs- und Touristenort. Im Hirschberger Tal entstanden im 19. Jahrhundert etwa 30 teils große Schlösser, etwa das von Prinz Wilhelm von Preußen in Fischbach (Karpniki), das in Schildau (einst im Besitz von Prinzessin Luise von Preußen).[4] Am Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Hirschberg eine evangelische Kirche, vier katholische Kirchen, eine Synagoge, ein Gymnasium, ein Waisenhaus, eine Handelskammer und war Sitz eines Landgerichts.[5]
Seit dem 1. April 1922 bildete die Stadt Hirschberg einen eigenen Stadtkreis im Regierungsbezirk Liegnitz der preußischen Provinz Schlesien des Deutschen Reichs. 1924 wurde der Gutsbezirk Hartau, 1928 der Gutsbezirk Schwarzbach aus dem Landkreis in die Stadt eingegliedert. Am 9. Juli 1927 erhielt die Stadt Hirschberg, die bisher auch den Zusatz i. Schles. trug, die neue Bezeichnung Hirschberg im Riesengebirge, wobei sich bald die amtliche Schreibweise Hirschberg i. Rsgb. durchsetzte. 1934 wurde eine Hochschule für Lehrerbildung aus Halle hierher verlagert (Bestand bis 1941), die zunächst im seit 1931 bestehenden Neubau des Gymnasiums im Kramstaweg (heute: Hochschule in der ul. Nowowiejska 3) unterkam.[6] 1934 wurden vier jüdische Bürger in der Nähe der Halben Meile ermordet. 1936 ging eine Zellwollefabrik in Betrieb. Im Zweiten Weltkrieg wurde in Hirschberg ein Außenlager des KZ Groß-Rosen errichtet[7][8] und von Februar bis Mai 1945 wurden Gefangene des Nacht-und-Nebel-Erlasses im Landgerichtsgefängnis Hirschberg inhaftiert.[9]
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs
Gegen Kriegsende wurde Hirschberg im April 1945 von der Roten Armee eingenommen und wenig später von der sowjetischen Besatzungsmacht zusammen mit fast ganz Schlesien unter polnische Verwaltung gestellt. Es begann die Zuwanderung polnischer Migranten, die zum Teil aus ostpolnischen Gebieten östlich der Curzon-Linie kamen. Der Stadtname wurde als Jelenia Góra ins Polnische übersetzt. Die deutsche Bevölkerung wurde bis auf wenige Ausnahmen vertrieben und enteignet.
Die Stadt hatte keine Kriegszerstörungen erlitten, gleichwohl wurden zahlreiche Häuser der Altstadt nach 1945 dem Verfall preisgegeben. Nach 1965 erfolgte eine vereinfachte Rekonstruktion der Ringbebauung. 1975 bis 1998 war die Stadt Hauptstadt der Woiwodschaft Jelenia Góra. Die Wirtschaftsuniversität Breslau (Uniwersytet Ekonomiczny we Wrocławiu) betreibt hier eine Außenstelle mit einem Schwerpunkt auf Regionalwirtschaft und Tourismus.
Demographie
Jahr | Einwohner | Anmerkungen |
---|---|---|
1787 | 6295 | |
1816 | 6513 | mit Neugrunau[10] |
1825 | 6184 | davon 5320 Evangelische, 780 Katholiken, 84 Juden[11] |
1840 | 7144 | davon 6004 Evangelische und 130 Juden[12] |
1867 | 10.464 | am 3. Dezember[13] |
1871 | 11.776 | am 1. Dezember, davon 9007 Evangelische, 2400 Katholiken, 29 sonstige Christen, 336 Juden, vier Sonstige[13] |
1890 | 16.314 | davon 12.206 Evangelische, 3526 Katholiken und 388 Juden[14] |
1900 | 17.865 | mit der Garnison (ein Jägerbataillon Nr. 5), davon 4118 Katholiken, 335 Juden[5] |
1905 | 19.317 | |
1925 | 28.673 | davon 21.993 Evangelische, 5776 Katholiken, 122 sonstige Christen, 266 Juden[14] |
1933 | 30.692 | davon 23.168 Evangelische, 5860 Katholiken, 66 sonstige Christen, 240 Juden[14] |
1939 | 32.764 | davon 23.982 Evangelische, 6422 Katholiken, 224 sonstige Christen, 70 Juden[14] |
Jahr | Einwohner | Anmerkungen |
---|---|---|
1970 | 55.814 | |
1997 | 93.400 | [15] |
2014 | 81.640 | [16] |
Politik und Verwaltung
Stadtpräsident
An der Spitze der Stadtverwaltung steht der Stadtpräsident. Von 2010 bis 2018 war dies Marcin Zawiła (PO), der das Amt bereits 1990 bis 1994 innehatte und bei der turnusmäßigen Wahl im Oktober 2018 nicht erneut kandidierte. Die Wahl führte zu folgendem Ergebnis:[17]
- Jerzy Łużniak (Koalicja Obywatelska) 45,6 % der Stimmen
- Krzysztof Mróz (Prawo i Sprawiedliwość) 23,5 % der Stimmen
- Paweł Gluza (Wahlkomitee „Sozialexperten für Jelenia Góra“) 15,0 % der Stimmen
- Hubert Papaj (Wahlkomitee „Hubert Papaj – Lasst uns die Stadt pflegen“) 14,8 % der Stimmen
- Übrige 1,1 % der Stimmen
In der damit notwendig gewordenen Stichwahl konnte sich Łużniak mit 59,8 % der Stimmen gegen den PiS-Kandidaten Mróz durchsetzten und neuer Stadtpräsident werden.
Stadtrat
Der Stadtrat umfasst 23 Mitglieder, die direkt gewählt werden. Die Wahl im Oktober 2018 führte zu folgendem Ergebnis:[18]
- Koalicja Obywatelska (KO) 42,9 % der Stimmen, 12 Sitze
- Prawo i Sprawiedliwość (PiS) 23,9 % der Stimmen, 7 Sitze
- Wahlkomitee „Hubert Papaj – Lasst uns die Stadt pflegen“ 12,2 % der Stimmen, 3 Sitze
- Sojusz Lewicy Demokratycznej (SLD) / Lewica Razem (Razem) 10,9 % der Stimmen, 1 Sitz
- Wahlkomitee „Sozialexperten für Jelenia Góra“ 9,3 % der Stimmen, kein Sitz
- Übrige 0,8 % der Stimmen, kein Sitz
Wappen
Wappenbeschreibung: In Silber auf grünem Dreiberg ein roter, schwarzgehufter stehender Zwölfender-Hirsch mit einem grün-goldenen stilisierten, dreiblättrigem Kleeblatt im Maul. Es gehört damit zu den Redenden Wappen.
Ein älteres Wappen war schräglinks in Silber und Blau gespalten und der Hirsch war laufend mit einem Kleeblatt im Maul.[19]
Sehenswürdigkeiten
- Die katholische Stadtpfarrkirche St. Erasmus und Pankratius (Kościól par. ŚŚ. Erazma i Pankracego) wurde erstmals 1288 erwähnt und 1303 in Stein neu errichtet. Von 1524 bis 1629 diente sie als evangelisches Gotteshaus.1662 wurde sie auf Veranlassung der Jesuiten grundlegend renoviert. Die Ausstattung der dreischiffigen Basilika mit Westturm und Zwiebelhelm ist im Wesentlichen barock, so der Hauptaltar, der 1713–1718 von dem Bildhauer Thomas Weisfeldt (1670–1721) aus Oslo und dem Tischler David Hielscher geschaffen wurde, das Hauptaltargemälde stammt vom Glogauer Maler Johann Kretschmer.
- Die Mariensäule neben der Kirche stammt vermutlich ebenfalls von Thomas Weisfeldt, die Nepomuk-Statue (Nepomuk war Schutzpatron von Böhmen) vermutlich Joseph Anton Lachel.
- Die ehemals evangelische Gnadenkirche zum Heiligen Kreuz (Kościół Św. Krzyża) wurde 1709 bis 1718 nach Entwurf des aus Reval stammenden und in Liegnitz ansässigen Architekten Martin Frantz nach dem Vorbild der Stockholmer Katharinenkirche errichtet. Die Wand- und Gewölbemalereien schufen Felix Anton Scheffler und Johann Franz Hoffmann. Um die Kirche befindet sich ein weitläufiger Friedhof, der so genannte Gnadenkirchhof. Er ist von einer Mauer mit 19 Grufthäusern von Patrizierfamilien der 1658 begründeten Hirschberger Kaufmannssozietät umgeben. Alle wertvollen Grabplatten und -monumente im Innenbereich des Friedhofs wurden nach 1945 zerstört. Erhalten und kürzlich restauriert wurden die prachtvollen Epitaphien und Grufthäuser entlang der Innenseite der Friedhofsmauer.
- Das Rathaus wurde 1361 erstmals urkundlich erwähnt. Der jetzige Barockbau von Christoph Gottlieb Hedemann stammt aus den Jahren 1744 bis 1747 und ist noch heute Sitz der Stadtverwaltung. Um 1910 wurde das Rathaus mit den benachbarten „Siebenhäusern“ verbunden.
- Die Bürgerhäuser am Ring (Plac Ratuszowy) mit gewölbten Laubengängen aus der Barock- und Rokokozeit wurden nach 1945 dem Verfall preisgegeben und nach 1965 vereinfacht rekonstruiert. Hier wohnten die reichsten Bürger der Stadt. Je nach ihrer Bestimmung gab es Kürschner-, Tuch-, Garn-, Seildreher-, Weißgerber-, Korn- und Butterlauben.
- Der ehemalige Kaiser-Wilhelm-Turm (Aussichtsturm) von 1911 auf dem Hausberg (375 m), im Jahre 2011 erneuert.
- Ruine der Burg Chojnik (Kynast) im Ortsteil Sobieszów.
Sender Jelenia Góra
1957 wurde in Jelenia Góra in der ul. Sudecka 55 bei 50°53'51" nördlicher Breite und 15° 44'34" östlicher Länge ein Rundfunksender für Mittelwelle eingerichtet, der als Antennenträger bis 1967 einen 47 Meter hohen Holzturm verwendete. Dieser Turm war möglicherweise der einzige nach 1945 für Rundfunksendezwecke in Polen errichtete Holzturm. 1967 wurde der Holzturm durch einen 72 Meter hohen Stahlmast ersetzt. Seit der Einstellung des Mittelwellensendebetriebs 1994 dient dieser Sendemast zur Verbreitung von UKW-Hörfunkprogrammen.[21]
Persönlichkeiten
Bis 1700
- Pancratius Sommer (14./15. Jahrhundert), fahrender Augenarzt in Schlesien und Böhmen[22]
- Johannes Unglaube (lat.: Frater Johannes Unglaube de Hirschbergk), (* um 1445 in Hirschberg; † um 1520 in Neisse, Fürstentum Neisse), wirkte von 1485 bis 1500 als Johannes VII., Propst und Meister der Kreuzherren mit dem doppelten roten Kreuz zu Neisse, daselbst.
- Pankratius Klemme (~1475–1546), evangelisch-lutherischer Theologe und Reformator von Danzig
- Hieronymus Tilesius (1529–1566), lutherischer Theologe und Reformator
- Valentin Riemer (1582–1635), Rechtswissenschaftler
- David Gregor Corner (1585–1648), Benediktiner, Abt des Stiftes Göttweig 1631–1648
- Thomas Weinrich (1588–1629), lutherischer Theologe
- Gottfried George Joseph Flade von Ehrenschild (* April 1640 in Hirschberg; † 23. März 1689 ebenda), Bürgermeister Hirschbergs (seit 1673) und Kaufmann; durch seine innovativen Geschäftsreisen 1676 und 1682 in die Niederlande, nach Frankreich und England war er einer der Initiatoren des Welthandels mit schlesischen Leinwaren und Schleierleinen durch die Hirschberger Kaufmannssozietät
- Melchior Süßenbach (* 1648 in Lissa; † 7. Juli 1721 in Hirschberg), Arzt und Stadtphysicus von Hirschberg
- Johannes Neunherz (1653–1737), lutherischer Geistlicher und Kirchenlieddichter, war von 1709 bis 1737 Oberpfarrer von Hirschberg, legte den Grundstein für die Gnadenkirche
- Johann Gottfried Glafey (Glaffein), (* 16. Oktober 1656 in Breslau; † 24. November 1720 in Hirschberg); Gutsbesitzer; Kaufmann und Mäzen Hirschbergs und der evangelischen Gnadenkirche
- Christian Mentzel (Hirschberg)[23][24][25][26] (* 9. September 1667 in Hirschberg; † 23. Februar 1748 ebenda), der reichste und bekannteste der Hirschberger Kaufleute, Gutsbesitzer, Mäzen seiner Heimatstadt Hirschberg und der evangelischen Gnadenkirche
- George Gottlieb Köhler von Mohrenfeld (1675–1748), Hirschberger Arzt und Edelmann
- Christian Michael Adolph(i)[27] (1676–1753); Arzt, Medizinwissenschaftler sowie sachsen-naumburgischer Leib-Medicus
- Daniel von Buchs (* 10. Dezember 1676; † Hirschberg, 14. Juli 1735); geadelter Gutsbesitzer; Kaufmann und Mäzen Hirschbergs und der evangelischen Gnadenkirche
- Martin Frantz (1679–1742), Baumeister und Architekt, u. a. der Hirschberger Gnadenkirche
- Gottlob Adolph (1685–1745), Pfarrer an der Hirschberger Gnadenkirche; er wurde beim Predigen auf der Kanzel vom Blitz erschlagen
- Johann Martin Gottfried (* 13. Februar 1685 in Großenhain/Sachsen; † 26. Juli 1737 in Hirschberg); Kaufmann; Mäzen Hirschbergs und der evangelischen Gnadenkirche
- Adam Christian Thebesius (1686–1732), Arzt, Medizinwissenschaftler und Hirschberger Stadtphysicus
- Friedrich Wilhelm Winckler[28] (* 4. August 1693 in Leipzig; † 27. Februar 1742 in Hirschberg), stammte aus dem Leipziger Patriziergeschlecht der Wincklers, Gutsbesitzer, Kaufmann und Mäzen Hirschbergs und der evangelischen Gnadenkirche
- Joseph Anton Jentsch[29] (1698–1758), Baumeister
- Conrad Streit (* wohl um 1700; † 1772); Kaufmann und Mäzen Hirschbergs; Großvater von Karl Konrad Streit[30]
1701 bis 1900
- Jonathan Krause (1701–1762), evangelischer Theologe und Kirchenliederdichter
- Johann Balthasar Reimann (1702–1747/49), Kantor, Organist und Komponist
- Kaspar Gottlieb Lindner (1705–1769), Lyriker, Opitz-Biograf, Arzt und Ratsherr in Hirschberg
- Philipp Gotthard Graf von Schaffgotsch (1716–1795), Fürstbischof von Breslau und bedeutender Förderer der Musik
- Johann Ehrenfried Thebesius (1717–1758), Arzt, Medizinwissenschaftler und Autor
- Jeremias Benjamin Richter (1762–1807), Chemiker, Begründer der Stöchiometrie
- Christian Jakob Salice-Contessa (1767–1825), Großkaufmann, Kommunalpolitiker und romantischer Schriftsteller
- Karl Wilhelm Salice-Contessa (1777–1825), Dichter
- Carl Friedrich Ferdinand Buckow (1801–1864), Orgelbauer
- Karl Friedrich Wilhelm Wander (1803–1879), Pädagoge und Sprichwortsammler
- Rudolf von Stillfried-Rattonitz (1804–1882), Hofbeamter, Historiker und Heraldiker
- Gustav Wilhelm Körber (1817–1885), Botaniker
- Ottilie Bach (1836–1905), Schriftstellerin
- Georg Jungfer (1845–1919), Reichstagsabgeordneter und Ehrenbürger
- Guido von Matuschka-Greiffenclau (1847–1924), Verwaltungsbeamter, Hofbeamter und Gutsbesitzer
- Maximilian Schwedler (1853–1940), Flötist
- Karl Arthur Hartung (1859–1936), Oberbürgermeister von Hirschberg
- Hermann Hoppe (1865–1921), Goldschmied und Schriftsteller
- Max Fiedler (1868–1924), Lehrer, Kantor der Gnadenkirche, Komponist
- Fritz Warmuth (1870–?), Politiker der Freikonservativen Partei und der Deutschnationalen Volkspartei, Mitglied des Reichstages
- Georg de Lalande (1872–1914), Architekt, Königlicher Baurat
- Paul Brühl (1876–1950), Politiker (SPD, USPD), Reichstagsabgeordneter
- Walter Fraenkel (1879–1945), deutscher Physiko-Chemiker und Hochschullehrer
- Alexander Zweig (1881–1934), von der SS ermordeter jüdischer Arzt
- Friedrich Karmann (1885–1939), Offizier, zuletzt General der Infanterie und Chef des Heeresverwaltungsamtes
- Hans Bonnet (1887–1972), Ägyptologe
- Georg Heym (1887–1912), Schriftsteller und Vertreter des frühen Expressionismus
- Dietrich Niebuhr (1888–1963), Marineoffizier und Diplomat
- Günther Grundmann (1892–1976), Kunsthistoriker
- Walter Blume (1896–1964), Jagdflieger und Flugzeugkonstrukteur
- Kurt Schneider (1900–1988), Marathonläufer
Ab 1901
- Werner Schmauch (1905–1964), evangelischer Theologe, Hochschullehrer für Neues Testament und Dekan
- Hanna Reitsch[31] (1912–1979), bekannte Fliegerin
- Udo Hein (1914–1971), Jurist und Politiker
- Rudolf Kirchner (1919–1984), Gewerkschaftsfunktionär, Mitglied der Volkskammer der DDR
- Siegfried Fiedler (1922–1999), Offizier, Militärschriftsteller und Heereskundler
- Wolfgang Schrade (1924–2010), Flottillenadmiral der Bundesmarine, Autor maritimer und geophysikalischer Thematik
- Erle Bach (1927–1996), eigentlich Hanna-Barbara Strehblow (geb. Rauthe), Schriftstellerin und Mundartdichterin, Gründerin des Arbeitskreises Archiv für schlesische Mundart (Wangen im Allgäu)
- Ernst Augustin (1927–2019), Schriftsteller
- Siegbert Amler (1929–2019), Bildhauer und Graphiker
- Manfred Moch (1930–2011), Jazz- und Unterhaltungsmusiker
- Manfred Ebel (* 1932), deutscher Politiker (CDU)
- Thomas Dieterich (1934–2016), Jurist und Bundesrichter
- Dieter Pohl (1934–2020), Heimatforscher und Ingenieur
- Ludolf Herrmann (1936–1986), Journalist und Chefredakteur
- Norbert Rücker (1936–2016), Jurist und Kommunalpolitiker
- Jürgen Kross (1937–2019), Lyriker
- Detlef Lorenz (1938–2019), kulturhistorischer Forscher und Autor
- Ferdinand Fellmann (1939–2019), Philosoph
- Bernd Seidensticker (* 1939), Altphilologe
- Gerd Wolter (* 1939), deutscher Ruderer, 1962 Weltmeister im Vierer ohne Steuermann
- Reiner Schwarz (* 1940), Maler, Lithograf und Zeichner
- Dieter Katte (1941–2016), Geistlicher, Homiletiker und Publizist
- Ralf Jandl (* 1942), Dichter und Satiriker unter dem Pseudonym Karl Napf
- Armin Nentwig (* 1943), Politiker (SPD), Landrat des Landkreises Amberg-Sulzbach von 2002 bis 2008
- Manfred T. Reetz (* 1943), Chemiker
- Friedrich Carl Janssen (* 1944), Banker
- Michael Stiller (1945–2016), Journalist
- Sławomir Czarnecki (* 1949), Komponist und Musikpädagoge
- Ryszard Skowronek (* 1949), Leichtathlet
- Ryszard Zając (* 1951), Bildhauer und Musiker
- Marcin Zawiła (* 1958), Politiker, Sejm-Abgeordneter
- Paweł Hause (* 1964), lutherischer Theologe und Bischof der Diözese Masuren
- Waldemar Glinka (* 1968), Langstreckenläufer
- Prasqual (* 1981), Komponist
- Agnieszka Cyl (* 1984), Biathletin
- Maciej Kurowski (* 1986), Rennrodler
Sagen
In Hirschberg spielt die Rübezahl-Sage Rübezahl als Holzhauer. Nach der Sage lebte im Ort ein geiziger Bäcker, der die Not der ihm Holz liefernden Bauern ausnutzte. Rübezahl bot dem Bäcker an, ihm für eine Hucke Holz die von einem Bauern gerade erworbene große Menge Holz zu hauen. Der Bäcker willigte ein. Rübezahl zog daraufhin sein eigenes linkes Bein aus der Hüfte und hackte damit das Holz rasend kurz und klein und lud sich schließlich die gesamte Holzmenge auf. Das Holz warf er beim Hof des Bauern ab. Der schockierte Bäcker nutzte fortan die Bauern nicht mehr aus.[32]
Literatur
- Günther Grundmann: Hirschberg. In: Hugo Weczerka (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten. Band: Schlesien (= Kröners Taschenausgabe. Band 316). Kröner, Stuttgart 1977, ISBN 3-520-31601-3, S. 189–193.
- Erle Bach: Das alte Hirschberg zwischen Handel und Poesie. Eine 700jährige Stadt im Herzen Europas im Spiegel ihrer Geschichte. Husum Verlag 1992. ISBN 3-88042-619-8.
- Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen Schlesien. München·Berlin 2005, ISBN 3-422-03109-X, S. 387–394.
- Gerhard Schiller: Der Hirschberger Gnadenkirchhof mit seinen Grufthäusern. Erinnerung an seine Geschichte und die hier Ruhenden. Jelenia Góra 2013, ISBN 978-83-64313-24-0.
Weblinks
- Offizielle Webpräsenz der Stadt
- Museum Karkonoskie (incl. Film) muzeumkarkonoskie.pl
- e-riesengebirge.de über Jelenia Góra
- (MP3; 606 kB) Mundartbeispiel ehemaliger Deutscher Einwohner (Baberhäuser, Lautdenkmal) (MP3; 606 kB) Mundartbeispiel ehemaliger Deutscher Einwohner (Baberhäuser, Lautdenkmal)
- Private Website zum historischen Hirschberg (polnisch)
- Website des Freundeskreises Erftstadt-Jelenia Gora (Hirschberg) e.V., Partnerschaftsverein für die Städtepartnerschaft
- Schlosspark Paulinum auf der Homepage des Gartenkulturpfades beiderseits der Neiße
- Historisches Meßtischblatt von 1893, Hirschberg und Umgebung auf einer Generalstabskarte:
- Geschichte der jüdischen Gemeinschaft in Jelenia Góra auf der Website „Virtuelles Schtetl“
Einzelnachweise
- Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2020. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF-Dateien; 0,72 MB), abgerufen am 12. Juni 2021.
- Otto Miller: Zur Geschichte des Hirschberger Gymnasiums, in: Königl. Evangelisches Gymnasium zu Hirschberg in Schlesien. Festschrift zur Feier des zweihundertjährigen Bestehens. Hirschberg 1912, S. 3–44.
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