Bühler AG
Die Bühler Holding AG[2] mit Sitz in Uzwil ist ein international tätiger Schweizer Technologiekonzern. Das Familienunternehmen im Besitze der Unternehmerfamilie Bühler hält weltweit führende Marktpositionen in Technologie sowie in Verfahren für die Getreideverarbeitung für Mehl und Futtermittel, aber auch für die Herstellung von Pasta und Schokolade, im Druckguss, der Nassvermahlung und Oberflächenbeschichtung. Die Kerntechnologien des Unternehmens liegen im Bereich der mechanischen und thermischen Verfahrenstechnik.[3]
Bühler Holding AG | |
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
Gründung | 10. Februar 1860 |
Sitz | Uzwil, Schweiz |
Leitung | Stefan Scheiber (CEO) |
Mitarbeiterzahl | 12'457[1] |
Umsatz | 2,70 Mrd. CHF[1] |
Branche | Anlagenbau |
Website | www.buhlergroup.com |
Stand: 2020 |
Die in über 140 Ländern tätige Bühler Gruppe beschäftigt per 31. Dezember 2020 rund 12'500 Mitarbeiter. Zudem bildet Bühler in der Schweiz, in Deutschland, Österreich, China, Indien, Brasilien, den USA und in Südafrika etwa 600 Lehrlinge aus. Es bestehen insgesamt 33 Fabrikationsstätten weltweit. Das Unternehmen erwirtschaftete 2020 einen Umsatz von CHF 2,70 Milliarden mit einem Nettogewinn von CHF 110 Millionen. 2020 wurden 5,2 Prozent des Umsatzes in Forschung und Entwicklung investiert.[1] Hermann Simon erwähnte die Bühler AG als Beispiel für einen „Hidden Champion“ in seinem gleichnamigen Buch.[4]
Geschichte
Gründung und Expansion
Die Bühler Gruppe entstand aus der am 10. Februar 1860 durch die des, in Hombrechtikon beheimateten und aufgewachsenen, Adolf Bühler sen. eröffnete Eisengiesserei im Gupfen mit zwei Angestellten.[5]
1871 wurde eine mechanische Werkstätte angegliedert und Teile von Stickmaschinen hergestellt. Ein Jahr später wurden die ersten Gusswalzen für Walzenstühle produziert.[5][6] 1875 wurde eine firmeninterne Krankenkasse eingeführt.[5] Das Interesse von Adolf Bühler am Maschinenbau führte dazu, dass Bühler nicht nur Walzen goss, sondern mit der Zeit selber Walzenstühle und ganze Mühlen baute. Um 1890 wurde die erste komplett von Bühler gebaute Getreidemühle ausgeliefert.[7] Die erste Tochterfirma wurde 1891 in Paris gegründet, 1900 kam eine in Mailand, und zwei Jahre später eine Neapel hinzu, während 1896 ein Verkaufsbüro in Barcelona eröffnet wurde.[5] 1896 übergab Adolf Bühler sen. die Leitung an Adolf Bühler jun. weiter. Für die Ziegelherstellung baute Bühler Mühlen für Stein und Lehm nach dem Prinzip des mehrfachen Kollergangs, einer Erfindung des Unternehmers Jacob Schmidheiny.[8] Nachdem Bühler ursprünglich seinen Schwerpunkt in der Textilindustrie hatte, verlegte sich Bühler auf den Bau von Getreidemühlen und verkaufte diese Produkte im internationalen Markt. Die Architekten Pfleghard und Haefeli reorganisierten von 1898 bis 1912 für Adolf Bühler den gesamten Firmenkomplex.[9]
Bis zum Zweiten Weltkrieg
1900 zählte Bühler 717 Fabrikarbeiter und 72 Angestellte.[10] Zu den Mühlen kamen nach der Jahrhundertwende Maschinen für die Teigwaren- wie auch Bierproduktion (Mälzerei). Teigwaren entstehen durch Weiterverarbeitung von Mehl. Dafür wurden das Mischen und Kneten mechanisiert und Extrusionstechniken eingesetzt. Pneumatische Förderanlagen für Losegut wurden erstmals 1908 hergestellt.[11] Als die Maschinenfabrik St. Georgen (St. Gallen) aufgelöst wurde, übernahm Bühler AG 1912 deren Maschinenpark und Patente zur Herstellung von Teigwaren.[12] 1920 wurden bereits 1400 Angestellte beschäftigt.
Während des Ersten Weltkriegs stellte Bühler von 1915 bis 1917 in Lizenz der Deutschen Motorengesellschaft Berlin 88 Motoren des Typs Argus-AS-II-Flugmotoren her, die in Wild W-1- und Wild WT-Schulflugzeugen[13] und Häfeli DH-1 bis DH-3-Flugzeugen der Schweizer Armee eingebaut wurden.[14]
1918 eröffnete Bühler eine Fabrikkantine, die erste der Schweiz, welche von einem Dienstleistungsunternehmen betrieben wurde. Else Züblin-Spiller der Non-Profit-Organisation Schweizer Verband Soldatenwohl bekam den Auftrag dazu.[15] 1927 wurde anlässlich des Ausbaus und der Elektrifizierung der Bahnstrecke St. Gallen–Winterthur ein Industriegleis vom Bahnhof Uzwil zum Firmengebäude angelegt.[5]
Ab 1919 wurden Walzwerke für weitere Anwendungen entwickelt, so für die Schokoladeindustrie wie auch für die Seifen- und Farbenherstellung.
Die Druckguss-Technologie wurde 1920 in den USA entwickelt, doch die Maschinen erfüllten die Anforderungen von Bühler nicht, woraufhin eigene Druckgiessmaschinen entwickelt und gebaut wurden. Dafür wurde 1927 eine entsprechende Abteilung gegründet. Nachdem anfänglich nur für den Eigengebrauch Metallteile derart hergestellt wurden, erfolgte 1930 die erste Lieferung einer Druckgussmaschine an einen Kunden. Der heutige Geschäftsbereich im Verkauf von Kaltkammer-Druckgiessmaschinen hat diesen Hintergrund.[16]
Nachkriegszeit
1934 wurde René Bühler, der Sohn von Adolf Bühler jun., in die Geschäftsleitung aufgenommen, der 1957 auch die Schweizerische Müllereifachschule gründete[17] und von 1951 bis 1959 Nationalrat (FDP) war. Er war von 1967 bis 1985 Verwaltungsrat und von 1977 bis 1985 Vorsitzender der Firma.
1955 wurde das Abendtechnikum St. Gallen (heute Fachhochschule St. Gallen) auf Veranlassung der Firmen Bühler, Wild Heerbrugg und Adolph Saurer AG, Arbon, gegründet.[11]
1956 wurde das Bühler-Tochterunternehmen Haushaltmaschinen AG geschlossen.[5] Es produzierte unter anderem Staubsauger.[18] Zudem produzierte Bühler von 1907 bis in die frühen 1960er-Jahre Maschinen für den Zeitungsdruck.[5]
Ab 1958 stellte Bühler auch Plastikspritzgussmaschinen für Thermoplaste her und betraute damit eine neue Abteilung.[11]
Die EDV wurde 1965 bei Bühler mit einem IBM 360/40-System eingeführt.[5]
1970 wurden 5470 Angestellte gezählt, davon 3630 in der Schweiz und 380 Lehrlinge.[5]
Übernahme der MIAG 1972
1972 übernahm Bühler die Braunschweiger Firma MIAG Mühlenbau und Industrie AG. Nach der Übernahme hiess die Braunschweiger Niederlassung Bühler-MIAG GmbH. 1983 wurde die Fahrzeugherstellung der Bühler-MIAG GmbH als «MIAG Fahrzeugbau GmbH» unabhängig, sie produziert heute Flurförderfahrzeuge.[19] Bis dahin wurden Krananlagen durch Bühler-MIAG gebaut.[20] Nach einem Wechsel des Firmenleitbildes 1989 wurde der Zusatz «MIAG» wieder entfernt und die Braunschweiger Niederlassung nennt sich fortan «Bühler GmbH». Die Bereiche Zementanlagen und Mischbetttechnik der Bühler-MIAG GmbH wurden 1981 bzw. 1984 durch Orenstein & Koppel übernommen, die heute zu ThyssenKrupp gehören.
Der Einstieg in China gelang 1981 mit dem Verkauf einer Getreideverarbeitungsanlage. Drei Jahre später folgte dort das erste Büro.[5]
1986 wurde der Sohn[21] von René Bühler, Urs Bühler, Geschäftsführer der Firma, nachdem er schon 1981 Verwaltungsrat der Firma wurde und dessen Präsidium er 1994 übernahm.[22] Die Führung des Geschäftes (CEO) übergab er 2001 Calvin Grieder, der rund 15 Jahre im Amt war.[22] Seit dem Juni 2016 liegt die Geschäftsleitung bei Stefan Scheiber, dem ehemaligen CEO des Geschäftsbereiches Grains and Food.
Weitere Übernahmen
- 1986 Übernahme der Firma Richard Frisse aus Bad Salzuflen, einem bedeutenden Hersteller von Conchiermaschinen für die Schokoladeproduktion
- 1993 die Firma Sortex aus London, welche optoelektronische Sortiermaschinen (u. a. Farbsortierer) entwickelt und herstellt
- 2000 die Maschinenbaufirma Gebr. Bindler in Bergneustadt spezialisiert auf die Kakao- und Schokolageherstellung
- 2006 die Firma Idraprince, ein Druckgussmaschinenhersteller in Holland (Michigan), USA
- 2008 die US-Firma Aeroglide in Raleigh (North Carolina) zur Trocknung und weitere thermische Prozesse für Nahrungsmittel
- 2008 die Maschinenfabrik G.W. Barth in Freiberg am Neckar mit Röstanlagen für Kakao, Nüsse und Malz
- 2010 die Firma Schmidt-Seeger in Beilngries.[5]
- 2012 die Firma Leybold Optics.[23] Diese Firma der Beschichtungstechnik wurde in den Geschäftsbereich Advanced Materials eingegliedert.
- 2017 Haas Gruppe wird Teil der Bühler AG.[24] Die Haas-Gruppe ist vor allem als Waffelmaschinenbauer bekannt geworden.
Tätigkeitsbereiche und Unternehmensstruktur
Die Geschäftstätigkeiten der Bühler Gruppe sind in die drei Bereiche Grains and Food, Consumer Foods sowie Advanced Materials gegliedert.[1]
Grains and Food
Der Bereich Grains and Food trug 2020 1665,7 Millionen CHF oder 63 % zum Konzernumsatz bei und umfasst folgende Geschäftsbereiche:
- Milling Solutions umfasst Prozesstechnologien, Engineering und Ausrüstungen für Mühlen zur Verarbeitung von Weizen, Mais, Roggen, Hafer, Gerste, Hirse, Buchweizen, Soja und Hülsenfrüchten zu Mehl- und Griessprodukten. Als führender Hersteller von Mühlen gibt es Lösungen für verschiedene Anwendungen.[25] Anhand eines Projekts bei einem Grosskunden in den USA wird die Entwicklung und der Stand der Mühlentechnik erläutert.[26]
- Grain Quality & Supply umfasst Logistiklösungen, Reinigung, Transport und Lagerung von Getreide, Reis und Malz entlang der Lebensmittel-Wertschöpfungskette von der Ernte bis zur Verarbeitung. Für Reis kann die ganze Wertschöpfungskette durch Bühleranlagen optimiert werden.[27] Auch für Brauereien werden Lösungen angeboten.[28][29] Dazu gehören auch Silos und Förderanlagen.[30]
- Value Nutrition umfasst Lösungen für die Produktion von Lebensmitteln und Tierfutter – von Teigwaren und Nudeln, Frühstücksflocken und Snacks über Haustierfutter bis hin zu Fisch-, Vieh- und Geflügelfutter. Extrusionslösungen für unterschiedliche Anwendungen kann Bühler liefern und warten.[31] Noch sind Fleischersatzprodukte auf pflanzlicher Basis zusammen mit Givaudan ein Forschungsvorhaben.[32][33] Neuerungen bei Nahrungsmitteln werden in Artikeln der Bühler-Zeitschrift Diagramm beschrieben.[34]
- Digital Technologies umfasst Sensoren, industrielle Messeinrichtungen[35] und Sortiermaschinen für Verarbeitungsindustrien. Das Sichten und Sortieren von Getreide gehört zu den wichtigen Prozesstechniken.[36] Auch optische Sortierer kommen zum Einsatz.[37] Optische Sortierung der Sortex-Technik kann pro Minute bis zu 20 Millionen Reiskörner erfassen und auf Verfärbungen und Beschädigungen überprüfen. Schon 1964 hat die britische Firma Sortex (heute Bühler Sortex) eine optische Sortiereinrichtung für Plastkabfall ausgeliefert. Plastik-Wiederverwertung ist inzwischen zu einem bedeutenden Geschäft geworden, für welches Sortex-Maschinen zum Einsatz kommen.[38]
Consumer Foods
Der Bereich Consumer Foods hat 2020 573,9 Millionen CHF Umsatz geschaffen, was 21 % des Gesamtumsatzes ausmachte.
- Bakery umfasst Aufbereitungs- und Verarbeitungslösungen für Vormischungen und Zutaten von Backwaren
- Wafers umfasst Herstellprozesse und Einrichtungen für Waffeln und Hippen
- Biscuits umfasst Backeinrichtungen für Kekse, Kuchen und Crackers.[39]
- Chocolate & Coffee umfasst Fertigungseinrichtungen für Schokoladenmasse sowie zur Veredelung von Kaffee und Nüssen.[40][41]
- Süsswaren umfasst die Verarbeitung von Schokoladenmasse zu Tafeln und weiteren Formen wie auch zur Beschichtung von Getreideriegeln.[42][43]
- Non-Food.
In diesen Bereich wurden die Geschäftstätigkeiten der 2017 übernommenen Haas-Gruppe auf den Gebieten Wafer & Convenience Food and Cones sowie Biscuits und Non-Food integriert. Der Bereich Bühler Food Equipment der ehemaligen Haas-Gruppe bestand aus folgenden Geschäftsbereichen:
- Wafer & CFT (Convenience Food and Cones)
- Biscuits
- Mixing Systems
- Non Food.
Advanced Materials
Der Bereich Advanced Materials (Moderne Werkstoffe) trug 443,3 Millionen CHF Umsatz bei, was 16 % des Konzernumsatz bedeutete. Advanced Materials umfasst folgende Geschäftsbereiche:
- Druckguss umfasst Druckgusstechnik und Maschinen für Leichtmetalllegierungen wie Aluminium und Magnesium. Lösungen für die Flugzeugindustrie, den Automobilbau und für die Konstruktion elektronischer Komponenten werden angeboten.[44]
- Grinding & Dispersing bietet Nassmisch-, Nassmahl- und Dispergiertechniken und Anlagen für die Produktion von Farben, Druckerzeugnissen, Agrochemikalien, Solarmodulen, Batterien für Elektroautos und weitere Anwendungen an.[45]
- Leybold Optics ist spezialisiert auf Vakuumbeschichtungsanlagen im PVD-Verfahren zur Optimierung der Lebensmittelkonservierung, für funktionelle Beschichtungen von Fensterscheiben, Coatings für Scheinwerferreflektoren, flexible Verpackungen oder Beschichtungen für Produkte aus der Brillen- und Präzisionsoptik.[46][47] Leybold Optics entwickelt und liefert auch Komponenten für die Herstellung modernster integrierter Schaltungen.[48]
Geografische Gliederung
- In Europa wurden 2020 6365 Mitarbeiter beschäftigt. 18 Fabriken dienten der Fertigung. Der Umsatzanteil betrug 30 %.
- In Asien (inkl. Südasien) wurden 4226 Mitarbeiter beschäftigt. 7 Fabriken dienten der Fertigung. Der Umsatzanteil betrug 38 %.
- Im Mittleren Osten und in Afrika wurden 456 Mitarbeiter beschäftigt. 2 Fabriken dienten der Fertigung. Der Umsatzanteil betrug 11 %.
- In Amerika (Nord- und Südamerika) wurden 1412 Mitarbeiter beschäftigt. 6 Fabriken dienten der Fertigung. Der Umsatzanteil betrug 21 %.[1]
Werkbahn
Bühler-Werkbahn | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Streckenlänge: | 1.3 km | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Spurweite: | 1435 mm (Normalspur) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Maximale Neigung: | 55 ‰ | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Minimaler Radius: | 90 m | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Zweigleisigkeit: | nein | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Bühler AG unterhielt von 1927 bis 2017 eine Werkbahn, das zugehörige Anschlussgleis zweigt vom Bahnhof Uzwil ab und führt ins Firmengelände. Da sie eine mittlere Steigung von 35 Promille hat, gilt sie als traktionstechnisch bemerkenswert: Der Bahnhof befindet sich auf einer Höhe von 567 m ü. M., das Firmengelände auf rund 534 m, die Luftlinie zwischen den beiden Endpunkten beträgt 500 Meter.[49][50] Die Bahn ist 1,3 km lang, die grösste Steigung beträgt 55 Promille und der kleinste Kurvenradius 90 Meter.[51]
Vor der Bau der Werkbahn wurde der Transport durch Pferdefuhrwerke bewerkstelligt. 1906 kam die Idee einer Werkbahn auf. Durch Hermann Sommer wurde 1914 eine solche projektiert. Dieses berücksichtigte die ungünstige Topografie und hatte ungefähr den heutigen Verlauf. Der anstehende Doppelspurausbau der normalspurigen Bahnstrecke St. Gallen–Winterthur (Fertigstellung Schwarzenbach–Uzwil im Jahr 1927 und Uzwil–Flawil im Jahr 1931[49]) machte eine baldige Lösung nötig. Problematisch war vor allem das Gefälle. So wurde 1922 gar eine meterspurige Güterbahn mit Rollschemelbetrieb vorgeschlagen, die aber verworfen wurde.[50] Durch den Einsatz von Auflaufkurven konnten die letzten Probleme gelöst und somit konnte 1927 die dem heutigen Verlauf folgende normalspurige «Bühlerbahn»[52] bzw. «Bühlerbähnli»[53] eröffnet werden.
Bei der Eröffnung im Sommer 1927 stand der bei der SLM bestellte Traktor noch nicht zur Verfügung. Ein Breuer Lokomotor überbrückte die Wartezeit, doch dieser erwies sich als ungenügend: Wegen infolge des Gefälles versagender Bremsen entgleiste er am 1. September 1927 mit hoher Geschwindigkeit und der nachfolgende DR-Güterwagen der Bauart Omn[50] zerstörte den Traktor.[51] Der im Herbst 1927 inzwischen ausgelieferte SLM-Traktor Tm 2/2 G.B.U. 1 (SLM-Fabrikationsnummer 3221, G.B.U. steht für Gebürder Bühler, Uzwil) mit einer Leistung von 100 PS und einem Gewicht von 23,6 Tonnen übernahm daraufhin bis zur Totalsanierung des Anschlussgleises 1978 die Traktion, 1967 betrug die Laufleistung 242'000 km. Abgebrochen wurde er 1983 in Schwarzenbach.[50] Dem Traktor folgte die letzte Werkslokomotive, eine 1978 ausgelieferte Henschel DHG 300 B (Fabrikationsnummer 31988). Sie bekam später die Bezeichnung Tm 237 915-4.[54] 1988 wurde die Henschel um eine Funkfernsteuerung nachgerüstet, 2009 wurde sie totalrevidiert.[50] 2005 wurde ein Containerterminal zum Verladen der Waggons fertiggestellt.[55]
1985 wurden anlässlich einer Tagung zwei Einheitswagen I ins Bühler-Gelände gefördert.[50] Per 2017 fuhr die Bahn ungefähr 200 Mal im Jahr zum Bahnhof Uzwil und förderte jährlich 2500 bis 3000 Tonnen Material.[52][53] Im April 2017 wurde die Einstellung der Werkbahn per Mitte 2017 bekanntgegeben. «Verbesserungen bei der Logistik» machte sie unnötig, der Transport erfolgt seither auf der Strasse.[53] Die Lokomotive wurde 2018 an die Kibag verkauft und verkehrt seither als 98 85 5237 915-4 CH-KKS.[54]
Sonstiges
- Der Bettenauerweiher gehörte von 1927 bis 2018 zur Firma Bühler AG beziehungsweise der in im Eigentum der Familie Bühler stehenden Uze AG.[56] Im Jahr 2018 übernahm die Gemeinde Oberuzwil den Bettenauerweiher von der Uze AG durch einen Tauschvertrag.[57]
Weblinks
- Website der Bühler-Gruppe
- Peter Müller: Bühler. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Schweizerische Gesellschaft für Technikgeschichte und Industriekultur: In-Ku Bulletin 56: Bühler Uzwil (PDF; 369 kB)
- Daniel A. Walser: Pfleghard & Haefeli: Bauten für die Gebrüder Bühler in Uzwil. Eine Identität für einen Bauherren Zürich 1998 (2002)
Einzelnachweise
- Business Overview Annual Report 2020. buhlergroup.com, abgerufen am 15. März 2021
- Eintrag der Bühler Holding AG im Handelsregister des Kantons St. Gallen (Memento vom 16. Dezember 2015 im Internet Archive)
- Über Bühler - BUHLERGROUP.com. Abgerufen am 24. Februar 2017.
- Hermann Simon: Hidden Champions des 21. Jahrhunderts: Die Erfolgsstrategien unbekannter Weltmarktführer. Campus, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-593-38380-4. S. 23.
- Unternehmensgeschichte (Flash)
- Kundenzeitschrift 'Diagramm', Ausgabe 136: Neuer Schliff für Altbewährtes, Seite 47
- Kundenzeitschrift 'Diagramm', Ausgabe 143: Im Dienste der Welternährung, S. 4
- Karl Lüönd: Conzzeta: Loslassen und Anpacken. NZZ Libro Verlag, Zürich 2012, S. 42, ISBN 978-3-03823-746-4
- Pfleghard & Haefeli: Bauten für die Gebrüder Bühler in Uzwil
- Kundenzeitschrift 'Diagram', Issue 155: 17,912 grain milling machines, Seite 42 (PDF; 3 MB), abgerufen am 9. Januar 2012
- Bühler. 150 years of innovations for a better world. Bühler AG, Uzwil, 2010.
- Willy Stäbler: Tausend Jahre St. Georgen. W. Stäbler 1987, S. 60.
- Schweizer Luftwaffe: Militärische Kennungen der Luftfahrzeuge. Bevölkerungsschutz und Sport VBS. 22. Mai 2019 (online).
- St. Galler Tagblatt vom 27. Oktober 2015: Als Bühler Flugmotoren baute
- Schweizer Radio und Fernsehen: 1938 in der Fabrikkantine, abgerufen am 16. September 2014
- Kundenzeitschrift 'Diagramm', Ausgabe 141: Schlank und schlagkräftig, Seite 5
- St. Galler Tagblatt vom 14. Juni 2007: Müllerei-Fachschule feiert Jubiläum, abgerufen am 9. Januar 2012
- St. Galler Tagblatt vom 15. Juni 2010: Bühler-Staubsauger zur Hochzeit, abgerufen am 9. Januar 2012
- MIAG Fahrzeugbau: Unternehmensgeschichte
- http://www.baumaschinenbilder.de/forum/thread.php?postid=317289
- Kundenzeitschrift 'Diagram', Issue 155: 150 years of dynamic development, Seite 18 (PDF; 3 MB), abgerufen am 9. Januar 2012
- Verwaltungsrat, auf www.buhlergroup.com
- Bühler AG, Pressemitteilung: Übernahme von Leybold Optics genehmigt, abgerufen am 9. Juni 2012
- STANDARD Verlagsgesellschaft m.b.H.: Schweizer Bühler-Gruppe kauft Waffelmaschinenbauer Haas. In: derStandard.at. (derstandard.at [abgerufen am 12. September 2017]).
- Mahlen, Zerkleinern, Flockieren. buhlergroup.com, abgerufen am 25. Juni 2021.
- Janet Anderson: The Evolution of the Milling Industry. In: Diagramm #181, Dezember 2020, S. 30–35.
- Reisverarbeitung. buhlergroup.com, abgerufen am 25. Juni 2021.
- Mälzen. buhlergroup.com, abgerufen am 25. Juni 2021.
- Brauen und Destillieren. buhlergroup.com, abgerufen am 25. Juni 2021.
- Aufbereiten. buhlergroup.com, abgerufen am 25. Juni 2021.
- Eine Technik für die Lebens- und Futtermittelkette. buhlergroup.com, abgerufen am 25. Juni 2021.
- Manfred Rist: Was zum Teufel macht ihr in einem Land ohne Landwirtschaft? NZZ, 2021-04-12, abgerufen am 12. April 2021.
- Carmen Püntener: Plant-based Alternatives are booming. In: Diagramm #181, Dezember 2020, S. 42–49.
- Janet Anderson: Making a Meal: Emerging Food Tribes. In: Diagramm #181, Dezember 2020, S. 24–29.
- Messen. buhlergroup.com, abgerufen am 25. Juni 2021.
- Sichten & Sortieren. buhlergroup.com, abgerufen am 25. Juni 2021.
- Optische Sortierer seit 1947. buhlergroup.com, abgerufen am 25. Juni 2021.
- Diagramm #181, Dezember 2020, S. 106.
- Backen. buhlergroup.com, abgerufen am 25. Juni 2021.
- Conching. buhlergroup.com, abgerufen am 25. Juni 2021.
- Rösten. buhlergroup.com, abgerufen am 25. Juni 2021.
- Form- und Dressieranlagen. buhlergroup.com, abgerufen am 25. Juni 2021.
- Füll- und Dekoriermaschinen. buhlergroup.com, abgerufen am 25. Juni 2021.
- Druckgiessmaschinen. buhlergroup.com, abgerufen am 25. Juni 2021.
- Nassmahlen und Dispergieranlagen. buhlergroup.com, abgerufen am 25. Juni 2021.
- Über uns. buhlergroup.com, abgerufen am 9. April 2021.
- Vakuumdünnfilmbeschichtungen. buhlergroup.com, abgerufen am 25. Juni 2021.
- Carmen Püntener: Microchips are becoming Nanochips. In: Diagramm #181, Dezember 2020, S. 30–35.
- Anton Heer: Rorschach – St. Gallen-Winterthur: zwischen 170-jähriger Eisenbahngeschichte und Zukunft. Sabon-Verlag GmbH, St. Gallen 2006, ISBN 978-3-907928-55-4 (PDF)
- Anton Heer: Die Bühler-Werkbahn in Uzwil (SG). In: Christian Zellweger (Hrsg.): Semaphor. Sommer 2016, Nr. 48. Semaphor GmbH, Bern 2016, S. 36–44.
- Andrea Häusler: Vom Gleis geschleudert. In: Wiler Zeitung. 13. August 2016, abgerufen am 28. März 2017.
- Angelika Hardegger: Via Bühlerbahn nach Südafrika. In: Wiler Zeitung. 4. Oktober 2014, abgerufen am 28. März 2017.
- Urs Bänziger: «Bühlerbähnli» vor letzter Fahrt. In: Wiler Zeitung. 25. April 2017, abgerufen am 1. Mai 2017.
- Rangierdiesel: Fahrzeugportrait
- Mirjam Trunz: Keine Nostalgie-Bahn bei Bühler. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Wiler Zeitung. 10. Oktober 2006, archiviert vom Original am 16. April 2018; abgerufen am 29. März 2017.
- Schutzverordnung der Gemeinde Oberuzwil, 17. August 1992, Seite 7 (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- «Betti» ist jetzt im Gemeindebesitz (Memento des Originals vom 26. Juli 2018 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Mitteilungsblatt der Gemeinde Oberuzwil, Ausgabe 13/2018, Seite 2
- Givaudan, Bühler und Migros spannen bei pflanzlichem «Fleisch» zusammen. In: cash.ch. 15. September 2021, abgerufen am 15. September 2021.