Steinmarder
Der Steinmarder (Martes foina), manchmal auch Hausmarder genannt, ist eine Raubtierart aus der Familie der Marder (Mustelidae). Er ist in Mitteleuropa die häufigste Art der Gattung der Echten Marder und als Kulturfolger regelmäßig in der Nähe des Menschen zu finden. Bei den in der Presse gelegentlich erwähnten sogenannten „Automardern“ handelt es sich in der Regel um Steinmarder.
Steinmarder | ||||||||||||
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Steinmarder (Martes foina) (Präparat) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Martes foina | ||||||||||||
(Erxleben, 1777) |
Beschreibung
Steinmarder haben den für Marder üblichen Körperbau mit einem langgestreckten, schlanken Rumpf und relativ kurzen Gliedmaßen. Der Schwanz ist relativ lang und buschig. Von der zweiten in Mitteleuropa lebenden Art der Echten Marder, dem Baummarder, unterscheidet er sich äußerlich in Form und Farbe des Kehlflecks.
Dieser ist beim Steinmarder weiß und oft gegabelt und kann sich bis auf die Vorderbeine erstrecken, während er beim Baummarder gelblich und abgerundet ist. Allerdings kann der Kehlfleck bei manchen asiatischen Populationen auch ganz fehlen. Das Fell dieser Tiere ist graubraun gefärbt und rau.
Weitere Unterschiede zum Baummarder sind die helle Nase und die unbehaarten Fußsohlen. Auch ist der Steinmarder etwas kürzer, aber dafür schwerer als sein Verwandter. Die Tiere erreichen eine Kopfrumpflänge von 40 bis 54 Zentimeter, eine Schwanzlänge von 22 bis 30 Zentimeter und ein Gewicht von 1,1 bis 2,3 Kilogramm.
Verbreitung und Lebensraum
Steinmarder sind in weiten Teilen Eurasiens beheimatet. Ihr Verbreitungsgebiet reicht von Spanien über Mittel- und Südeuropa (einschließlich einiger Mittelmeerinseln) und Zentralasien bis in die Mongolei und die Himalaya-Region. Eine zur Pelzjagd eingeführte Population hat sich auch im US-Bundesstaat Wisconsin etabliert.
Als einziger Vertreter unter den Echten Mardern ist der Steinmarder kein ausgesprochener Waldbewohner. Er bevorzugt offeneres, busch- oder baumbestandenes und oft felsiges Gelände und ist in Gebirgen bis 4000 Meter Seehöhe zu finden. Als Kulturfolger ist er oft in der Nähe menschlicher Siedlungen zu sehen, wo er sich in Parkanlagen, Scheunen oder auch auf Dachböden aufhält, weswegen er auch Dachmarder oder Hausmarder[1] genannt wird.
Anscheinend kam der Steinmarder erst nach dem Baummarder auf die iberische Halbinsel. Der Steinmarder profitierte offenbar von der Neolithisierung der Halbinsel, wohingegen der Baummarder in den Norden der Halbinsel abgedrängt wurde.[2]
Lebensweise
Steinmarder sind in erster Linie nachtaktiv, tagsüber ziehen sie sich in ein Versteck zurück. Natürliche Verstecke sind unter anderem Felsspalten, Steinhaufen oder verlassene Baue anderer Tiere (sie selber graben keine Baue), oft ziehen sie sich jedoch auch in Gebäuden auf Dachböden oder in Ställe zurück. Die Nester werden mit Haaren, Federn oder Pflanzenmaterial gepolstert. In der Nacht geht der Steinmarder auf Nahrungssuche, wobei er sich vorwiegend am Boden fortbewegt. Er kann zwar gut klettern, steigt jedoch selten höher auf Bäume hinauf.
Wie die meisten Marder sind Steinmarder Einzelgänger, die außerhalb der Paarungszeit den Kontakt zu Artgenossen meiden. Es sind territoriale Tiere, die ihr Revier mit dem Sekret von Duftdrüsen markieren und zumindest gegen gleichgeschlechtliche Steinmarder verteidigen. Die Reviergröße ist variabel, jedoch kleiner als die des Baummarders; ihre Spannbreite beträgt zwischen 12 und 210 Hektar und hängt unter anderem vom Geschlecht ab – Männchen haben größere Reviere als Weibchen – sowie von der Jahreszeit (im Winter kleiner als im Sommer) und vom Nahrungsangebot.
Nahrung
Steinmarder sind opportunistische Allesfresser, die jedoch vor allem Fleisch zu sich nehmen. Sie erbeuten Kleinsäuger (zum Beispiel Nagetiere und Kaninchen), Vögel und deren Eier, Frösche, Insekten und anderes. Im Sommer bildet pflanzliches Material, insbesondere Beeren und Früchte, einen wichtigen Teil der Nahrung. Manchmal dringen sie auch in Hühnerställe und Taubenschläge ein. Durch das panische Umherflattern der Vögel wird ihr Tötungsreflex immer wieder ausgelöst, sodass sie alle Tiere darin töten, selbst wenn sie nicht alle fressen können.
Fortpflanzung
Die Paarung erfolgt im Sommer (Juni bis August). Bedingt durch die Keimruhe bringen die Weibchen aber erst im Frühling (März oder April) den Nachwuchs zur Welt. So liegen zwischen Paarung und Geburt acht Monate, die eigentliche Tragzeit ist aber nur einen Monat lang. Die Wurfgröße beträgt im Normalfall drei bis vier, die Neugeborenen sind blind und nackt. Nach einem Monat öffnen sie die Augen, nach zwei Monaten werden sie entwöhnt, im Herbst werden sie selbständig. Die Geschlechtsreife tritt im Alter von 15 bis 27 Monaten ein. Die durchschnittliche Lebenserwartung in freier Wildbahn beträgt drei Jahre, das Höchstalter zehn Jahre. In menschlicher Obhut können sie deutlich älter werden, bis zu 18 Jahren.
Steinmarder und Menschen
Steinmarder wurden manchmal wegen ihres Felles gejagt, allerdings in weit geringerem Ausmaß als beispielsweise Baummarder, da ihr Pelz als weniger wertvoll gilt.
Als „Schädlinge“, die in Vogelställe oder Kaninchengehege eindringen, werden sie ebenfalls verfolgt.
Steinmarder sind dafür bekannt, dass sie bei Fahrzeugen Kabel, Schläuche und Dämmmaterial zerbeißen und so beträchtlichen Schaden anrichten können – in diesem Zusammenhang werden sie häufig als „Automarder“ bezeichnet.[3] Ursachen dafür sind nicht, wie vielfach angenommen, die Restwärme des Motors oder der Geruch, der die Tiere anlockt. Reviermarkierungen von Artgenossen im Motorraum sind vermutlich hauptsächlich verantwortlich für das Interesse der Steinmarder an Autos. Das heißt, nicht der erste Marder, der unter dem Auto Zuflucht suchte, beschädigt das Auto, sondern der nächste, den der Geruch des Kontrahenten aggressiv macht. Zur Marderabwehr wird eine Reihe von Hilfsmitteln angeboten. Im Jahr 2017 wurden den Versicherungen in Deutschland 214.000 Schäden durch Marderverbiss gemeldet.[4]
Auch die Neigung der Steinmarder, Gebäude, insbesondere Dachböden, zu beziehen, kann sie in Konflikt mit dem Menschen bringen.
Steinmarder unterliegen dem Jagdrecht und sind in einem Großteil ihres Verbreitungsgebietes recht häufig, sie zählen nicht zu den bedrohten Arten.
Literatur
- Beate Ludwig: Von Mardern und Menschen. Das Buch der Steinmarder. 2. Aufl., Tecklenborg Verlag, Steinfurt 1999, ISBN 3-924044-68-6.
- Ronald M. Nowak: Walker’s mammals of the world. 6. Auflage. Johns Hopkins University Press, Baltimore 1999, ISBN 0-8018-5789-9 (englisch).
- Ilse Haseder, Gerhard Stinglwagner: Knaurs Großes Jagdlexikon, Weltbild Verlag GmbH, Augsburg 2000, ISBN 3-8289-1579-5
Weblinks
- Martes foina in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2008. Eingestellt von: A. Tikhonov u. a., 2008. Abgerufen am 1. Januar 2009. (engl.)
- Information (Memento vom 8. Mai 2002 im Internet Archive) bei forst-hamburg.de
- Marderinformation Stiftung Naturschutz Berlin
- spurenjagd.de: Steinmarder – Tierspuren Datensammlung
Einzelnachweise
- so im Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm, Eintrag unter Hausmarder
- Laura Llorente-Rodríguez, Carlos Nores-Quesada, José Antonio López-Sáez, Arturo Morales-Muñiz: Hidden signatures of the Mesolithic–Neolithic transition in Iberia: The pine marten (Martes martes Linnaeus, 1758) and beech marten (Martes foina Erxleben, 1777) from Cova Fosca (Spain), in: Quaternary International, Juli 2015 (im Druck).
- Peer Körner: Marderschäden am Auto: Industrie lässt Kabel durch Marder testen. Spiegel Online, 11. Dezember 2014.
- Schadenarten. Abgerufen am 6. Mai 2019.