Häggenschwil
Häggenschwil ist eine Ortschaft und eine politische Gemeinde im Kanton St. Gallen in der Schweiz. Sie befindet sich im Wahlkreis St. Gallen.
Häggenschwil | |
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Staat: | Schweiz |
Kanton: | Kanton St. Gallen (SG) |
Wahlkreis: | St. Gallen |
BFS-Nr.: | 3201 |
Postleitzahl: | 9312 Häggenschwil 9308 Lömmenschwil 9315 Winden (Raach) |
Koordinaten: | 743521 / 262094 |
Höhe: | 565 m ü. M. |
Höhenbereich: | 463–611 m ü. M.[1] |
Fläche: | 9,07 km²[2] |
Einwohner: | 1389 (31. Dezember 2020)[3] |
Einwohnerdichte: | 153 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) | 8,4 % (31. Dezember 2020)[4] |
Gemeindepräsident: | Raffael Gemperle (parteilos) |
Website: | www.haeggenschwil.ch |
Lage der Gemeinde | |
Geographie
Häggenschwil liegt an der Sitter zwischen St. Gallen und Amriswil. Die Landschaft ist geprägt durch das leichtgewellte Gelände mit parallel verlaufenden Moränenhügeln aus der letzten Eiszeit.[5]
Die Gemeinde verfügt über eine Exklave in der Gemarkung der Gemeinde Egnach im Kanton Thurgau. Es ist der Hof Raach, der gleichzeitig mit 463 m ü. M. auch den tiefsten Punkt der Gemeinde bildet.[6] Ruggisberg an der Gemeindegrenze zu Roggwil TG bildet ebenfalls eine Exklave, welche durch eine Exklave der Gemeinde Wittenbach von Häggenschwil getrennt ist.
Zur Gemeinde gehören die Ortschaft Häggenschwil, – die ihrerseits aus dem gleichnamigen Dorf und den Weilern Agen, Bauel, Kollerberg (Chollerberg), Täschlehausen und Wetzensberg besteht.[7] – die Ortschaft Lömmenschwil und der Hof Raach.
Geschichte
Auf dem Gemeindegebiet wurde ein Grabhügel mit Brandbestattung, vermutlich aus der Hallstattzeit, entdeckt. Eine dauernde Besiedlung ist seit dem Frühmittelalter nachgewiesen. Es entstanden Einzelhöfe, unter anderem der später in zwei Teile zerfallene Hof Häggenschwil, am Sittergraben die Burgen Alt-Ramswag und Neu-Ramswag sowie die sogenannte Waldburg, das mutmassliche Refugium der Mönche des Klosters St. Gallen beim Ungarneinfall von 926. Zwischen dem 8. und dem 10. Jahrhundert bildete sich die Grundherrschaft des Klosters St. Gallen über das nachmalige Gemeindegebiet heraus. Häggenschwil wurde 1419 als Hergnschwylen erstmals urkundlich erwähnt. Das Gemeindegebiet wurde bis zur Entstehung der politischen Gemeinde Häggenschwil nach der ursprünglich bedeutendsten Siedlung Lömmenschwil genannt und stellte innerhalb des Landshofmeisteramts der Fürstabtei St. Gallen eine Hauptmannschaft des Hofgerichts dar.[8]
Kirchlich gehörten die Gemeindeteile verschiedene Pfarreien an, bis 1728 eine eigene Pfarrei mit Notker-Patrozinium geschaffen wurde. Der Standort der Kirche beim Doppelhof Häggenschwil förderte die Entwicklung des Dorfs, so dass dieses die Siedlung Lömmenschwil bald an Bedeutung übertraf und der 1803 gegründeten politischen Gemeinde den Namen gab. Häggenschwil war 1803–1831 dem Bezirk Rorschach, 1831–1918 dem Bezirk Tablat und 1918–2002 dem Bezirk St. Gallen zugeteilt.[8]
Wirtschaftlich dominierte in Häggenschwil bis ins 19. Jahrhundert der Ackerbau, wobei bis zum Ende des Ancien Régime die Dreizelgenordnung galt. Im 19. Jahrhundert setzten sich Milchwirtschaft, Viehzucht und Obstbau durch. Daneben wurde von alters her Heimarbeit für die St. Galler Textilindustrie geleistet. 1903 wurde eine Viehzuchtgenossenschaft und 1917 Obstverwertungsgenossenschaft gegründet. Von der Industrialisierung wurde Häggenschwil nur am Rand berührt (Stickereifabrikation). Seit 1910 ist der Ort ans Netz der Bodensee-Toggenburg-Bahn, die 2001 zur Südostbahn fusionierte, angeschlossen. Trotz eines 1963 eröffneten und inzwischen wieder eingestellten industriellen Lebensmittelbetriebs, einer Grosstankanlage, Gewerbebetrieben und Wegpendlern ins nahe St. Gallen blieb der bäuerliche Charakter Häggenschwils bis heute gewahrt.[8]
Wappen
Das Gemeindewappen ist eine Neuschöpfung und wurde durch Gemeinderatsbeschluss vom 25. Januar 1937 auf Vorschlag der kantonalen Wappenkommission erkoren.[9] Es stellt zwei herschauende, rotbewehrte und rotgezungte golden gekrönte Leoparden auf gelb dar. Dies ist abgeleitet vom Wappen des Rittergeschlechts der Herren von Ramschwag.[10]
Bevölkerung
Jahr | 1850 | 1900 | 1950 | 1980 | 2000 | 2010 | 2015 | 2019 |
Einwohner | 850 | 926 | 908 | 787 | 1143 | 1187 | 1264 | 1390 |
Quelle | [8] | [11] |
Jahr | Katholiken | Protestanten | Andere/ Konfessionslose |
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1976 | 695 | 132 | 22 |
1987 | 742 | 141 | 18 |
2016 | 783 | 290 | 224 |
Verkehr
In Lömmenschwil zweigt die Hauptstrasse 451 nach Neukirch-Egnach von der Hauptstrasse 471 St. Gallen–Amriswil–Scherzingen TG (–Kreuzlingen) ab.
Die Gemeinde Häggenschwil leistete bereits 1887 einen Beitrag für die Projektstudien einer Strasseneisenbahn von St. Gallen nach Amriswil. Dieses Projekt wurde allerdings nie realisiert. 1897 übernahm die Gemeinde Häggenschwil einen Anteil am Aktienkapital der Bodensee-Toggenburg-Bahn (BT). Wegen des Namens und dem Standort des zukünftigen Bahnhofs kam es zum Streit zwischen der Gemeinde Häggenschwil und Egnach. Schliesslich wurde der Bahnhof etwa 25 Gehminuten von Häggenschwil auf Egnacher Gebiet gebaut, dafür mit dem Namen Häggenschwil-Winden.[12] Am 3. Oktober 1910 wurde die Bodensee-Toggenburg-Bahn (BT) mit dem Bahnhof Häggenschwil-Winden eröffnet. Die Bahnlinie gehört seit 2001 der Südostbahn (SOB) und ist Teil der S-Bahn St. Gallen. Seit dem 15. September 1952 sorgt die Postautolinie Häggenschwil-Winden–Lömmenschwil–Häggenschwil, die heute weiter nach Wittenbach führt, für die Feinverteilung im öffentlichen Verkehr.
1963 bis 1975 wurde beim Bahnhof, aber bereits auf Häggenschwiler Gemeindegebiet, ein Heizöl- und Benzinlager mit 300 Millionen Litern Lagerkapazität errichtet.[13]
Sehenswürdigkeiten
- Ruine Alt-Ramschwag
- St.-Notkers-Kirche Häggenschwil
- Kapelle Ruggisberg
- Landwirtschaftsmuseum Ruggisberg[14]
- Ortsmuseum Häggenschwil[15]
- Waldburg
Persönlichkeiten
- Johann Hauser (1853–1921), Politiker[16]
- Karl Hackhofer (1904–1977), Politiker (CSP)[17]
- Hugo Huber (1919–2014), Ethnologe
- Guido A. Zäch (* 1935), Arzt und Politiker (CVP)
- Arthur Loepfe (* 1942), Politiker (CVP)
- Jörg Eberle (* 1962), Eishockeyspieler
Ehrenbürger
- 1839: Josef Gallus Popp, Pfarrer in Häggenschwil
- 1955: Josef Staub-Bieger, in Würdigung seiner 25-jährigen Tätigkeit als Gemeindevorsteher von Häggenschwil
- 1968: Edwin Hugentobler-Hauser, Sekundarlehrer, langjährige treue Lehrtätigkeit an der Schule Häggenschwil
- 1968: Josef Gerig-Eicher, Primarlehrer, langjährige treue Lehrtätigkeit an der Schule Häggenschwil
- 1968: Johann Räschle-Angehrn, Primarlehrer, langjährige treue Lehrtätigkeit an der Schule Häggenschwil[18]
Bildergalerie
- Früheres Restaurant «Krone»
- Primarschulhaus
- Früheres «Kaufhaus»
- Kulturzentrum «Kultur im Bären»
Siehe auch
Literatur
- o. V.: Geschichte der Gemeinde Häggenschwil. Eigenverlag der Darlehenskasse Häggenschwil, Häggenschwil 1972.
- Sales Huber u. a.: Häggenschwil. Hrsg.: Politische Gemeinde Häggenschwil. Ostschweiz Druck+Verlag, St. Gallen 1989.
- Ernst Scheffold (Hrsg.): Geschichte der Pfarrei Häggenschwil zum 200jährigen Jubiläum. 1728–1929. Katholisches Pfarramt Häggenschwil, Häggenschwil 1929.
Weblinks
Einzelnachweise
- BFS Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Höhen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Ausländeranteil aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- Geschichte. Auf der Webseite der Gemeinde Häggenschwil, abgerufen am 1. September 2020
- Fakten und Zahlen unter «Porträt» auf der Website der Gemeinde Häggenschwil
- Localsearch. Online-Telefonverzeichnis der Swisscom, abgerufen am 26. August 2018
- Marcel Mayer: Häggenschwil. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Geschichte der Gemeinde Häggenschwil. Eigenverlag der Darlehenskasse Häggenschwil, Häggenschwil 1972, S. 138.
- Wappen von Ramschwag auf der Website „Photos schöner alter Wappen“ (welt-der-wappen.de)
- Ständige und nichtständige Wohnbevölkerung nach Jahr, Kanton (-) / Bezirk (>>) / Gemeinde (......), Bevölkerungstyp, Staatsangehörigkeit (Kategorie), Geschlecht und Alter. Abgerufen am 29. Dezember 2020.
- Sales Huber ... [et al.]: Häggenschwil. Hrsg.: Politische Gemeinde Häggenschwil. Ostschweiz Druck+Verlag, St. Gallen 1989, S. 19.
- Erich Trösch: Winden. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Regionales Landwirtschaftsmuseum Ruggisberg (landwirtschaftsmuseum.ch)
- Ortsmuseum Häggenschwil unter «Freizeit» auf der Website der Gemeinde Häggenschwil
- Marcel Mayer: Johann Hauser. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Hugo Hungerbühler: Karl Hackhofer. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Geschichte der Gemeinde Häggenschwil. Eigenverlag der Darlehenskasse Häggenschwil, Häggenschwil 1972, S. 137.