Lichtensteig

Lichtensteig i​st eine Kleinstadt u​nd politische Gemeinde i​m Kanton St. Gallen (Schweiz). Sie befindet s​ich im Wahlkreis Toggenburg.

Lichtensteig
Wappen von Lichtensteig
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton St. Gallen Kanton St. Gallen (SG)
Wahlkreis: Toggenburgw
BFS-Nr.: 3374i1f3f4
Postleitzahl: 9620
UN/LOCODE: CH LSG
Koordinaten:724343 / 241946
Höhe: 625 m ü. M.
Höhenbereich: 590–1146 m ü. M.[1]
Fläche: 2,82 km²[2]
Einwohner: 1879 (31. Dezember 2020)[3]
Einwohnerdichte: 666 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
20,6 % (31. Dezember 2020)[4]
Stadtpräsident: Mathias Müller (CVP)
Website: www.lichtensteig.ch

Lage der Gemeinde
Karte von Lichtensteig
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Geographie

Historisches Luftbild von Werner Friedli von 1946

Die Nachbargemeinden s​ind Oberhelfenschwil, Bütschwil-Ganterschwil u​nd Wattwil.

Geschichte

Lichtensteig wurde erstmal 1228 urkundlich als ein befestigter Ort der Grafen von Toggenburg mit Namen Liehtvnsteige erwähnt. Die Geschichte Lichtensteigs ist eng mit der Geschichte der Burg Neu-Toggenburg verbunden. 1310 wird erstmals ein Schultheiss aus Liechtensteig erwähnt. 1400 stellte Graf Donat Lichtensteig erstmals einen Freiheitsbrief aus. Durch diesen und weitere Briefe erlangte Lichtensteig Stadtrechte und einen eigenen Markt, eine eigene Verwaltung, ein eigenes Gericht und das Münzrecht. Damals hatte das Städtchen 400 Einwohner. Regiert wurde das Städtchen von einem Zwölferrat, wobei sechs Räte von den Bürgern jährlich zur Maiengemeinde gewählt wurden. Die anderen sechs Räte bestellte der Landesherr. Der Schultheiss wurde auf Vorschlag des Rates vom Landesherrn bestimmt. Im Jahre 1425 wird eine Stadtschule erwähnt. 1435 errichtete der letzte Graf von Toggenburg im Städtchen eine Kirche. Von 1531 bis 1967 benutzen Katholiken und Protestanten die gleiche Kirche. Nach dem Alter Zürichkrieg kaufte Fürstabt Ulrich Rösch von St. Gallen 1468 die Grafschaft Toggenburg und damit Lichtensteig. Lichtensteig wurde Sitz des Landvogts der Fürstabtei St. Gallen. Als erster Landvogt wurde der Lichtensteiger Albrecht Miles ernannt. 1469 bestätigte der Abt die Freiheitsbriefe. Bis 1798 residierten die toggenburgerischen Landvögte des Klosters St. Gallen in Lichtensteig. In Lichtensteig versammelten sich der toggenburgerische Landrat, das Landgericht und der Kriegsrat, ab 1529 auch die reformierte Synode, nachdem 1524 die Mehrheit der Bürger sich der Reformation angeschlossen hatten. 1652 wird erstmals ein Landschiessen in Lichtensteig urkundlich erwähnt. Das Landschiessen ist das älteste Freischiessen der Schweiz. Am 1. Februar 1798 erklärte der letzte Landvogt Karl Müller-Friedberg das Toggenburg für frei, ohne den Abt in St. Gallen vorher zu konsultieren. Für 3 Monate war Lichtensteig Hauptort eines Toggenburger Freistaats. Im gleichen Jahr kommt das Städtchen an den Kanton Säntis. 1803 wird Lichtensteig Bezirkshauptort im neuen Kanton St. Gallen. 1870 nimmt die Toggenburgerbahn Wil – Ebnat ihren Betrieb auf. Der Bahnhof Lichtensteig, der sich auf dem Gebiet der politischen Gemeinde Wattwil befindet, wird durch den Bau der Bodensee-Toggenburg-Bahn 1910 zum Verkehrsknotenpunkt. 1967 errichtete die reformierte Gemeinde ein eigenes Gotteshaus. 1970 die Katholische. Damit wurde die gemeinsame Nutzung des alten Gotteshauses nach 430 Jahren beendet. Die 1868 errichtete paritätische Kirche wurde 1968 abgebrochen. 1868 wurden die beiden konfessionell getrennten Schulen zu einer Schule vereint.[5][6]

Die UBS-Filiale i​n Lichtensteig, gegründet a​ls Toggenburger Bank i​m Jahr 1863, i​st Ursprung d​er heute grössten Bank d​er Schweiz.

1874 wurden d​ie Ortschaften Hof, Loreto u​nd Blatten v​on der Gemeinde Oberhelfenschwil a​uf Lichtensteig übertragen.

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung
Jahr19101960199020102019
Einwohner15362032204619241896
Quelle [7]

Politik

Gemeindepartnerschaft

Seit 1978 besteht e​ine Gemeindepartnerschaft zwischen Lichtensteig u​nd Adelberg i​n Baden-Württemberg, d​ie 1991 erneuert u​nd bekräftigt wurde. Volknand v​on Staufen a​us dem Geschlecht d​er Toggenburger h​atte auf eigenem Besitz i​m Schwäbischen 1178 d​as Kloster Adelberg gegründet.

Verkehr und Wirtschaft

Als 1910 die BT eröffnet wurde, bekam Lichtensteig einen neuen Bahnhof.

Lichtensteig l​iegt an d​er Hauptstrasse 16, d​ie Wil u​nd Wildhaus verbindet; e​ine Umfahrungsstrasse, a​ls Autostrasse klassiert, entlastet d​ie Stadt v​om Transitverkehr. Sie l​iegt auch a​n der Hauptstrasse 8 u​nd ist d​amit der Ausgangspunkt d​es Wasserfluhpasses.

Seit am 24. Juni 1870 die Toggenburgerbahn auf der Strecke WilEbnat-Kappel den Betrieb aufnahm, ist Lichtensteig mit dem auf Wattwiler Gemeindegebiet liegenden Bahnhof von der Eisenbahn erschlossen. Als die Bodensee-Toggenburg-Bahn (BT) am 1. Oktober 1910 die Strecke RomanshornSt. Gallen–Wattwil eröffnete, wurde der Bahnhof durch einen etwas südöstlich gelegenen Keilbahnhof ersetzt. Das Stationsgebäude des ersten Bahnhofs ist erhalten geblieben. Lichtensteig wird von den Linien S 2, S 4 und S 9 der S-Bahn St. Gallen bedient. Die Linie St. Gallen–Wattwil–Nesslau-Neu St. Johann mit dem Wasserfluhtunnel Lichtensteig–Brunnadern und dem Bahnhof Lichtensteig steht heute im Eigentum der Südostbahn (SOB). Die Strecke Wil–Lichtensteig gehört den SBB.

Der zwischen Lichtensteig u​nd Ebnat-Kappel verkehrende Ortsbus d​es Busbetriebs Lichtensteig–Wattwil–Ebnat-Kappel (BLWE) verbindet d​as Städtchen m​it Wattwil. Ein Postautokurs führt v​om Bahnhof Lichtensteig n​ach Krinau.

Wirtschaft

Überregional bekannt i​st die Firma Kägi Söhne AG, v​or allem d​urch ihr Produkt Kägi fret.

Sehenswürdigkeiten

Die Gemeinde h​at eine mittelalterliche Altstadt («Städtli»). Die ältesten Häuser, d​ie auch Teil d​er Stadtmauer sind, werden a​uf die e​rste Hälfte d​es 15. Jahrhunderts datiert. Seit 2016 gehört Lichtensteig z​um Verein Die schönsten Schweizer Dörfer.[8]

Das auffälligste Baudenkmal i​st die Katholische Kirche St. Gallus (1968–1970) v​on Walter M. Förderer. Sie s​teht auf e​inem Hügel oberhalb d​er Altstadt u​nd zählt z​um Baustil Brutalismus.

Kultur

Jeweils i​m August finden d​ie Jazztage, d​as grösste Jazzfestival d​er Ostschweiz, i​n Lichtensteig statt. Im September findet d​er Schweizerische Photoflohmarkt statt.

Persönlichkeiten

  • Jost Bürgi (1552–1632), veröffentlichte 1620 die erste Berechnungsmethode für den Logarithmus
  • Josef Germann (1658–1724), Landweibel im Toggenburg, opponierte im Zweiten Villmergerkrieg gegen die Fürstabtei St. Gallen
  • Johann Ulrich Giezendanner (1686–1738), Goldschmied und Pietist, Auswanderer nach South Carolina
  • Basilius Germann (1727–1794), Benediktiner, Bibliothekar und Archivar im Kloster Rheinau
  • Beat Ludwig Walthard (1743–1802), Verleger
  • Friedrich Bernhard Jakob Lutz (1785–1861), Oberfeldarzt der Armee und Politiker
  • Johann Jacob Rietmann (1815–1867), Pfarrer und Ehrenbürger in Lichtensteig
  • Fritz Meyer-Fierz (1847–1917), Unternehmer, Mäzen und Kunstsammler
  • Johann Jakob Frey (1858–1925), Journalist und Politiker
  • Paul Altherr (1870–1928), Maler
  • Albert Edelmann (1886–1963), Lehrer, Maler und Förderer von lokalem Volks- und Kulturgut
  • Paul Staerkle (1892–1977), Archivar und Autor
  • Paula Rueß (1902–1980), deutsche Widerstandskämpferin in der Résistance
  • Hans-Ulrich Scherrer (* 1942), Generalstabschef der Schweizer Armee von 1998 bis 2002
  • Rita Roos (* 1951), Juristin, Politikerin und Regierungsrätin des Kantons St. Gallen von 1996 bis 2000
  • Max Rychner (1897–1965), Journalist und Schriftsteller. Er verbrachte die ersten 14 Lebensjahre in Lichtensteig, bis er des Gymnasiumsbesuchs wegen nach Zürich übersiedelte

Literatur

  • Daniel Studer: Das Städtchen Lichtensteig im Toggenburg. Hrsg. in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung Lichtensteig. (Schweizerische Kunstführer, Band 577/578, Serie 58). Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK, Bern 1995, ISBN 3-85782-577-4.
  • Armin Müller: Lichtensteig. Geschichte des Toggenburger Städtchens. Politische Gemeinde Lichtensteig, Lichtensteig 1978.
  • Robert Forrer: Lichtensteig, das Gewerbestädtchen im Toggenburg. Politische Gemeinde Lichtensteig, Lichtensteig 2008.
Commons: Lichtensteig – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. BFS Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Höhen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
  2. Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Ausländeranteil aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
  5. Hans Büchler: Lichtensteig. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 27. November 2008, abgerufen am 28. September 2018.
  6. Die Geschichte Lichtensteigs im Überblick. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 29. September 2018; abgerufen am 18. September 2018.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.lichtensteig.ch
  7. Ständige und nichtständige Wohnbevölkerung nach Jahr, Kanton (-) / Bezirk (>>) / Gemeinde (......), Bevölkerungstyp, Geburtsort und Staatsangehörigkeit. Abgerufen am 29. Dezember 2020.
  8. Lichtensteig im Verein Die schönsten Schweizer Dörfer. In: www.lichtensteig.ch. Abgerufen am 23. November 2016.
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