Evangelische Volkspartei
Die Evangelische Volkspartei der Schweiz (französisch Parti Evangelique Suisse, italienisch Partito Evangelico Svizzero) ist eine christliche Schweizer Partei und zählt sich selbst zur politischen Mitte.
Evangelische Volkspartei | |
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Gründungsdatum: | 10. Mai 1919 |
Gründungsort: | Brugg |
Ideologie: | Christdemokratie, Wertkonservatismus Sozialer Konservatismus |
Präsidentin: | Lilian Studer |
Vizepräsidium: | François Bachmann Nik Gugger |
Generalsekretär: | Roman Rutz |
Mitglieder: | 4'600[1] (Stand: 2015) |
Frauenanteil: | im Nationalrat: 66,6 %, in der Partei 42 % (Stand: 2019) |
Durchschnittsalter: | 51 (Stand: 2019) |
Wähleranteil: | 2,1 % (Stand: Nationalratswahlen 2019) |
Nationalrat: | 3/200 |
Ständerat: | 0/46 |
Fraktion (BV): | Die Mitte-Fraktion. Die Mitte. EVP. |
Kantonale Parlamente: | 36/2609 (Stand: November 2019) |
Kantonale Regierungen: | 0/154 (Stand: November 2019) |
Parteigliederung: | 18 Kantonalparteien |
Gruppierungen: | *jevp |
Europapartei: | Europäische Christliche Politische Bewegung |
Website: | www.evppev.ch |
Bei den Schweizer Parlamentswahlen 2019 gewann die EVP 0,2 Prozentpunkte Wähleranteil und einen zusätzlichen Sitz, so dass sie nun wieder über drei Nationalratsmandate verfügt. Seit 2011 bilden die EVP und die CVP (neu: Die Mitte) eine gemeinsame Fraktion.
Positionen
Bei Fragen der Umverteilung und der Bildung sowie bei Umweltthemen, Ausländer- und Asylpolitik steht die EVP eher links; bei gesellschaftspolitischen Themen ist sie eher wertkonservativ. In wirtschafts- und finanzpolitischen Sachfragen vertritt die EVP Positionen der politischen Mitte.
Organisation und Mandatsträger
Die EVP hat 18 kantonale Sektionen und ist in zehn Kantonsparlamenten vertreten (Stand März 2020). Im Mai 2004 wurde im Waadtland die erste rein französischsprachige Kantonalpartei gegründet. Seit August 2004 existiert unter dem Namen *jevp auch eine Jungpartei, das Co-Präsidium teilen sich Uriel Seibert und Dominic Täubert.
Im Nationalrat hält die EVP durch Marianne Streiff-Feller, Lilian Studer und Nik Gugger drei Sitze. Sie haben sich der Mittefraktion CVP-EVP-BDP angeschlossen.
Parteipräsidentin ist seit 2021 Lilian Studer.[2] Generalsekretär ist seit 2018 Roman Rutz. Die Partei ist Mitglied der Parteien-Vereinigung Europäische Christliche Politische Bewegung.
Geschichte
Am 4. März 1917 wurde in der Freien Kirche Uster die «Protestantisch-christliche Partei» gegründet,[3] und 1918 in Bern die «Politische Vereinigung christlicher Bürger». Auf Initiative der Berner wurde vor den Nationalratswahlen 1919 die Evangelische Volkspartei der Schweiz in Brugg gegründet. Bei diesen Wahlen gelang der EVP der Gewinn eines Nationalratssitzes im Kanton Zürich. Diesen Sitz behielt die EVP bis zu ihrem vorübergehenden Ausscheiden aus dem nationalen Parlament 1939. Vier Jahre später gelang ihr der Rückgewinn, 1959 gewann sie einen zweiten, 1963 einen dritten Sitz. Diese Anzahl von drei Sitzen blieb unverändert, bis die EVP 1995 einen Sitzverlust verzeichnen musste, den sie aber bei den Wahlen 1999 mit einem zusätzlichen Mandat im Kanton Aargau für die folgenden acht Jahre wieder ausgleichen konnte.
Ab 1951 bildete die EVP im Nationalrat eine Fraktion mit den Demokraten, danach zwischen 1971 und 1979 mit der Liberalen Partei, anschliessend ab 1979 bis zu dessen Auflösung 1999 mit dem Landesring der Unabhängigen. Zwischen 2003 und 2007 existierte eine Fraktion der drei EVP-Vertreter mit den zwei Nationalräten der evangelikal-konservativen EDU. Die folgenden vier Jahre schloss sich die EVP mit den Grünliberalen und der CVP zu einer gemeinsamen Fraktion zusammen. Seit die Grünliberalen 2011 alleine Fraktionsstärke erreicht haben, bilden CVP und EVP 2011 eine gemeinsame Fraktion der politischen Mitte.
Ende 1989 hatte die EVP Schweiz rund 4000 Mitglieder mit einem Durchschnittsalter von etwas über 50 Jahren. Davon gehörten 85 Prozent zur reformierten Kirche, 6 Prozent zur methodistischen Kirche, gefolgt von den Chrischona-Gemeinden und den Freien Evangelischen Gemeinden. Mehr als fünf Prozent der Mitglieder waren zu diesem Zeitpunkt selbständig erwerbend. Mehr als 40 Prozent aller Mitglieder der EVP Schweiz wohnten 1989 im Kanton Zürich, gefolgt von Bern mit mehr als 20 Prozent Anteil. Die durchschnittliche Dauer einer Mitgliedschaft betrug zu diesem Zeitpunkt 13 Jahre.[4]
Zürich
Bereits 1917 errang die «Protestantisch-christliche Partei» zwei Kantonsratsmandate. 1922 sandte die EVP den ersten Vertreter in den Grossen Gemeinderat der Stadt Zürich, in welchem sie von 1954 bis 2014 ohne Unterbruch vertreten war. Den höchsten Wähleranteil erreichte sie in den 1970er-Jahren mit 8,3 % Stimmen und der Wahl Ruedi Aeschbachers 1978 in den Stadtrat von Zürich. Später pendelte der Wähleranteil zwischen drei und sechs Prozent, bis sie 2014 in der Stadt Zürich an der zwischenzeitlich eingeführten Fünfprozenthürde knapp scheiterte.[5] Auch im Kantonsrat hat sich die Anzahl der Mandate seit Mitte der 1970er- und Anfang der 1980er-Jahre halbiert. Bei den Kommunalwahlen 2018 gelang der EVP dank einer Listenverbindung mit der BDP schliesslich der Wiedereinzug in das Stadtparlament, wo sie vier Sitze erreichte.
Wahlergebnisse
Nationalrat
Jahr | % | Sitze | gewählt |
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1919 | 0,81 % | 1 | Hans Hoppeler (ZH) |
1922 | 0,86 % | 1 | Hans Hoppeler (ZH) |
1925 | 0,93 % | 1 | Hans Hoppeler (ZH) |
1928 | 0,70 % | 1 | Hans Hoppeler (ZH) |
1931 | 0,98 % | 1 | Hans Hoppeler (ZH) |
1935 | 0,74 % | 1 | Hans Hoppeler (ZH) |
1939 | 0,93 %1 | 0 | |
1943 | 0,41 % | 1 | Paul Zigerli (ZH) |
1947 | 0,94 % | 1 | Paul Zigerli (ZH) |
1951 | 0,99 % | 1 | Paul Zigerli (ZH) |
1955 | 0,91 % | 1 | Paul Zigerli (ZH) |
1959 | 1,43 % | 2 | Willy Sauser (ZH) Ernst Schmid (ZH) |
1963 | 1,63 % | 2 | Willy Sauser (ZH) Ernst Schmid (ZH) |
1967 | 1,58 % | 3 | Willy Sauser (ZH) Ernst Schmid (ZH) Paul Aebischer (BE) |
1971 | 2,15 % | 3 | Willy Sauser (ZH) Heinrich Schalcher (ZH) Otto Zwygart senior (BE) |
1975 | 1,97 % | 3 | Willy Sauser (ZH) Heinrich Schalcher (ZH) Otto Zwygart senior (BE) |
1979 | 2,22 % | 3 | Heinrich Schalcher (ZH) Hans Oester (ZH) Otto Zwygart senior (BE) |
1983 | 2,08 % | 3 | Hans Oester (ZH) Max Dünki (ZH) Otto Zwygart junior (BE) |
1987 | 1,93 % | 3 | Hans Oester (ZH) Max Dünki (ZH) Otto Zwygart junior (BE) |
1991 | 1,89 % | 3 | Max Dünki (ZH) Ernst Sieber (ZH) Otto Zwygart junior (BE) |
1995 | 1,79 % | 2 | Max Dünki (ZH) Otto Zwygart junior (BE) |
1999 | 1,83 % | 3 | Ruedi Aeschbacher (ZH) Otto Zwygart junior (BE) Heiner Studer (AG) |
2003 | 2,28 % | 3 | Ruedi Aeschbacher (ZH) Walter Donzé (BE) Heiner Studer (AG) |
2007 | 2,45 % | 2 | Ruedi Aeschbacher (ZH) Walter Donzé (BE) |
2011 | 2,00 % | 2 | Maja Ingold (ZH) Marianne Streiff (BE) |
2015 | 1,90 % | 2 | Maja Ingold (ZH) Marianne Streiff (BE) |
2019 | 2,08 % | 3 | Nik Gugger (ZH) Marianne Streiff (BE) Lilian Studer (AG) |
1 Aussagekraft begrenzt, da stille Wahl in 9 Kantonen |
Kantonsparlamente
Jahr | National- rat |
Kantonsparlamente | |||||||||||||||||||||||||
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ZH |
BE |
LU |
UR |
SZ |
OW |
NW |
GL |
ZG |
FR |
SO |
BS |
BL |
SH |
AR |
AI |
SG |
GR |
AG |
TG |
TI |
VD |
VS |
NE |
GE |
JU | ||
2007 | 2,4 | 5,2 | 0,5 | 5,6 | * | * | n. a. | 0,4 | |||||||||||||||||||
2008 | n. a. | n. a. | 5,2 | 2,4 | 2,3 | 5,0 | |||||||||||||||||||||
2009 | 1,8 | 4,5 | n. a. | 0,7 | n. a. | ||||||||||||||||||||||
2010 | 5,9 | n. a. | n. a. | n. a. | n. a. | * | n. a. | ||||||||||||||||||||
2011 | 2,0 | 3,8 | n. a. | 0,4 | 4,7 | 2,2 | * | n. a. | |||||||||||||||||||
2012 | n. a. | n. a. | 4,2 | 2,2 | 2,2 | 3,9 | 4,7 | 0,6 | |||||||||||||||||||
2013 | 1,4 | n. a. | n. a. | n. a. | |||||||||||||||||||||||
2014 | 6,4 | n. a. | n. a. | n. a. | n. a. | * | |||||||||||||||||||||
2015 | 1,9 | 4,3 | 0,2 | 5,4 | 2,1 | * | n. a. | n. a. | |||||||||||||||||||
2016 | n. a. | 0,3 | n. a. | 1,4 | 2,4 | 1,7 | 4,0 | 4,9 | |||||||||||||||||||
2017 | 1,1 | 0,3 | n. a. | n. a. | |||||||||||||||||||||||
2018 | 6,2 | n. a. | n. a. | n. a. | n. a. | * | n. a. | ||||||||||||||||||||
2019 | 2,1 | 4,2 | 0,6 | 4,9 | 2,6 | * | 0,2 | ||||||||||||||||||||
2020 | n. a. | n. a. | 3,6 | 2,6 | 2,3 | 4,2 | 4,8 | 0,6 | |||||||||||||||||||
2021 | 0,3 | 1,9 | n. a. | 0,7 | |||||||||||||||||||||||
Legende: * – Landsgemeinde oder Majorzwahlen/Gemeindeversammlungen in mehreren/allen Wahlkreisen; … – zuk. Wahlen im laufenden Jahr; gelb – Einzug ins Parlament; n. a. – nicht angetreten; Wahlergebnisse in Prozent; Quelle:[6] |
Weblinks
- Website der EVP Schweiz
- Website der *jevp Schweiz
- Evangelische Volkspartei in der Archivdatenbank des Schweizerischen Bundesarchivs
Einzelnachweise
- Der Bund kurz erklärt 2015. (PDF; 14821 kB) (Nicht mehr online verfügbar.) Schweizerische Bundeskanzlei, 28. Februar 2014, archiviert vom Original am 26. Dezember 2015; abgerufen am 21. Dezember 2015. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Delegiertenversammlung - Lilian Studer neue Präsidentin der EVP. In: srf.ch. 19. Juni 2021, abgerufen am 20. Juni 2021.
- 100 Jahre evangelische Politik : Geplant in Maur, gegründet in Uster. in: Zürcher Oberländer, 4. März 2017, Seite 9.
- Evangelische Volkspartei der Schweiz: Pressedienst vom 3. Januar 1990. Zürich 1990.
- NZZ, 15. Februar 2014.
- Bundesamt für Statistik: Kantonale Parlamentswahlen: Stärke der Pateien und Wahlbeteiligung