Kanton Luzern
Luzern (Kürzel LU; schweizerdeutsch Lozärn, französisch Lucerne, italienisch Lucerna, rätoromanisch ) ist ein deutschsprachiger Kanton der Schweiz und zählt zur Grossregion Zentralschweiz (Innerschweiz). Der Hauptort und zugleich bevölkerungsreichste Ort ist die gleichnamige Stadt Luzern.
Kanton Luzern | |
---|---|
Kanton der Schweizerischen Eidgenossenschaft | |
Kürzel/Kontrollschild: | LU |
Amtssprache: | Deutsch |
Hauptort: | Luzern |
Beitritt zum Bund: | 1332 |
Fläche: | 1493,52 km² |
Höhenbereich: | 399–2347 m ü. M. |
Website: | www.lu.ch |
Bevölkerung | |
Einwohner: | 416'347 (31. Dezember 2020)[1] |
Einwohnerdichte: | 279 Einwohner pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Bürgerrecht) |
18,8 % (31. Dezember 2019)[2] |
Arbeitslosenquote: | 2,0 % (30. Juni 2021)[3] |
Lage des Kantons in der Schweiz | |
Karte des Kantons | |
Einwohnergemeinden des Kantons | |
Geographie
Bodenfläche
Der Kanton hat Anteil am Mittelland, an den Voralpen und an den Schweizer Alpen. Der Grossteil gehört geografisch gesehen zum Mittelland, besteht aber nicht aus grossen, flachen Ebenen, sondern ist oft eine Hügellandschaft mit Ebenen. Typische Beispiele dafür sind das Luzerner Hinterland im Nordwesten des Kantons, das Entlebuch und das Gäu rund um den Sempachersee. Das Brienzer Rothorn, das Pilatusmassiv und das Rigimassiv sind alpine Regionen im Süd- bzw. Ostteil des Kantons.
Vom gesamten Kantonsgebiet sind:
- 54,7 % landwirtschaftliche Nutzfläche, darunter
- 30,1 % bestockte Flächen, darunter:
- 8,4 % Siedlungsfläche, darunter:
- 4,1 % Gebäudeareal
- 2,7 % Verkehrsfläche
- 0,7 % Industrieareal
- 0,5 % besondere Siedlungsflächen
- 0,4 % Erholungs- und Grünanlagen
- 6,8 % unproduktive Fläche, darunter:
- 4,4 % stehende Gewässer (Seen)
- 0,9 % unproduktive Vegetation
- 0,9 % vegetationslose Fläche
- 0,5 % Fliessgewässer (Flüsse und Bäche)
Klima
Im Kanton Luzern gibt es trotz seiner geringen Grösse verschiedene Mikroklimazonen. Im Nordteil des Kantons regnet es bedeutend weniger als im Napfbergland oder im Pilatusgebiet. Ein besonders mildes Mikroklima haben die Orte am Fuss der Rigi, wo Südfrüchte und Palmen gedeihen.
Die Gegend um die Stadt Luzern weist ein besonderes Mikroklima auf. Einerseits erhält sie wegen des Pilatusmassivs reichlich Regen (was ihr bei den anderen Schweizern den Übernamen Schüttstein der Schweiz eintrug), andererseits sorgt der Föhn oft für überdurchschnittliche Temperaturen im Herbst und im Frühling.
Nachbarkantone
Der Kanton Luzern ist ein Binnenkanton und grenzt im Westen und Südwesten an den Kanton Bern, im Norden und Nordosten an den Kanton Aargau, im Osten an die Kantone Schwyz und Zug und im Süden an die Kantone Obwalden und Nidwalden.
Extrempunkte
Der höchste Punkt ist mit 2349,7 m ü. M. das Brienzer Rothorn im Südwesten des Kantons, der tiefste Punkt mit 403,1 m ü. M. die Reuss bei Honau an der Grenze zum Kanton Zug. Der höchste Gipfel, der ganz im Kanton Luzern liegt, ist der Hengst (Schrattenfluh) mit 2092 m ü. M.
Seen
Die Seen Rotsee, Baldeggersee, Sempachersee, Mauensee, Soppensee liegen vollständig im Kantonsgebiet. Einen Anteil hat der Kanton Luzern am Vierwaldstättersee, Zugersee und Hallwilersee.
Flüsse
Die bedeutendsten Fliessgewässer sind Reuss, Kleine Emme, Wigger, Luthern, Suhre, Pfaffneren und Entlen.
Bevölkerung
Per 31. Dezember 2020 betrug die Einwohnerzahl des Kantons Luzern 416'347.[4] Die Bevölkerungsdichte liegt mit 279 Einwohnern pro Quadratkilometer über dem Schweizer Durchschnitt (208 Einwohner pro Quadratkilometer). Der Ausländeranteil (gemeldete Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) bezifferte sich am 31. Dezember 2019 auf 18,8 Prozent, während landesweit 25,3 Prozent Ausländer registriert waren.[5] Per 30. Juni 2021 betrug die Arbeitslosenquote 2,0 Prozent gegenüber 2,8 Prozent auf eidgenössischer Ebene.[6] Am 27. April 2016 hat die Bevölkerung im Kanton Luzern erstmals die 400'000er-Marke erreicht.[7]
Bevölkerungsentwicklung
Die Bevölkerungsentwicklung auf dem Gebiet des heutigen Kantons Luzern seit 1798:[8][9][10]
|
|
|
- Bevölkerungsentwicklung im Kanton Luzern
- Quellen: Helvetische Volkszählung 1798, Kantonale Volkszählung 1816, Eidgenössische Volkszählung 1837, Bundesamt für Statistik, Volkszählungen 1850–2000; ab 2010 Schätzungen per Ende Jahr
Die Bevölkerung des Kantons wuchs zwischen 1850 und 1888 nur wenig. Damals wanderten viele ärmere Landbewohner in industrialisierte Regionen der Schweiz und nach Übersee aus. Mit dem Aufkommen des Fremdenverkehrs und der verstärkten Ansiedlung von Industriebetrieben änderte sich dies anschliessend. Das Bevölkerungswachstum hält bis heute an. Früher war der Hauptgrund für die starke Bevölkerungszunahme der Geburtenüberschuss; heute ist es die Zuwanderung.
Sprachen
2012 waren 90,4 Prozent der Bevölkerung deutsch-, 2,8 Prozent italienisch- und 1,7 Prozent französischsprachig.[11] Des Weiteren war Englisch mit 2,9 Prozent vertreten.
Alemannische Dialekte
Im Kanton Luzern werden verschiedene Dialekte gesprochen, die sich teils nahestehen, teils deutlich unterscheiden. Untermundarten des Luzerndeutschen sind:
- der Dialekt zwischen Malters im Süden und Triengen im Norden, also die Mitte des Kantons umfassend
- der Dialekt in den früheren Ämtern Luzern und Hochdorf, mithin von Stadt und Seetal
- der Dialekt des Entlebuchs
- der Dialekt des Luzerner Hinterlands
- der Dialekt in den Rigigemeinden Greppen, Weggis, Vitznau
Die Mundart des Schongaus schliesslich weist schon ins Freiamt hinüber. Dabei neigt der Dialekt des Entlebuchs in vielem dem Berndeutschen zu, und das Gebiet der Rigigemeinden, das eine an den Kanton Schwyz angrenzende geographische Exklave des Kantons Luzern darstellt, kann dem Schwyzer Dialekt zugeordnet werden. Das typische hochalemannische Luzerndeutsch wird damit vor allem in der Grossregion Luzern-Sempach-Seetal gesprochen.[12][13]
Nationalsprachen
Trotz starker Zuwanderung aus dem Ausland im 20. Jahrhundert hat sich die Sprachlandschaft nicht stark gewandelt. Die Einwanderer integrieren sich sprachlich zumeist in der zweiten Einwanderergeneration (sogenannte Secondos) oder spätestens in der dritten Einwanderergeneration.
Sprache | 1880 | 1900 | 1950 | 1960 | 1970 | 1980 | 1990 | 2000 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Deutsch | 134'155 | 143'337 | 216'647 | 239'068 | 263'310 | 269'327 | 289'160 | 311'543 |
Italienisch | 294 | 2'204 | 3'587 | 10'126 | 15'635 | 11'638 | 9'192 | 6'801 |
Französisch | 302 | 747 | 2'150 | 2'244 | 2'015 | 2'129 | 2'046 | 2'053 |
Rätoromanisch | 5 | 64 | 338 | 466 | 525 | 642 | 473 | 388 |
Spanisch | – | – | 33 | 203 | 4'473 | 3'681 | 2'015 | 2'491 |
Portugiesisch | – | – | – | – | – | – | 2'567 | 3'126 |
Albanisch | – | – | – | – | – | – | – | 6'768 |
Serbokroatisch | – | – | – | – | – | – | – | 7'401 |
Türkisch | – | – | – | – | 282 | – | 1'465 | 955 |
Englisch | – | – | 123 | 253 | 485 | 820 | 697 | 1'643 |
Gesamt | 134'708 | 146'519 | 223'249 | 253'446 | 289'641 | 296'159 | 326'268 | 350'504 |
Unter der älteren Wohnbevölkerung gibt es etliche Menschen ungarischer, tschechischer, slowakischer, polnischer und tibetischer Muttersprache (Flüchtlinge, zwischen 1939 und 1969 ins Land gelangt). Weitere grössere sprachliche Minderheiten sprechen Albanisch, Serbokroatisch, Griechisch, Niederländisch, Schwedisch, Kurdisch, Vietnamesisch, Arabisch, Somal und Tamilisch.
Nationalitäten
Staatsangehörigkeit[14] | 2000 | 2005 | 2010 | 2015 Anzahl | 2015 Anteil |
---|---|---|---|---|---|
Schweiz | 85,18 | 84,64 | 83,35 | 327'503 | 82,13 |
EU1, davon: | 10,75 | 11,62 | 14,67 | 41'274 | 10,35 |
Deutschland | 1,20 | 1,74 | 3,13 | 13'838 | 3,47 |
Italien | 2,26 | 1,95 | 1,78 | 7'413 | 1,86 |
Portugal | 1,08 | 1,30 | 1,49 | 7'330 | 1,84 |
Spanien | 0,71 | 0,55 | 0,45 | 2'057 | 0,52 |
Kroatien | 0,85 | 0,78 | 0,62 | 2'037 | 0,51 |
Kosovo | – | – | 1,14 | 7'427 | 1,86 |
Serbien2 | 4,37 | 4,18 | 2,42 | 4'815 | 1,21 |
Nordmazedonien | 0,85 | 0,69 | 0,61 | 2'301 | 0,58 |
Bosnien und Herzegowina | 0,86 | 0,79 | 0,64 | 2'015 | 0,51 |
Türkei | 0,43 | 0,41 | 0,45 | 1'565 | 0,39 |
Sri Lanka | 0,17 | 0,52 | 0,46 | 1'423 | 0,36 |
Religionen – Konfessionen
Der Kanton Luzern ist ein traditionell katholischer Kanton. Bei einer Gesamtbevölkerung von 406'506 Einwohnern waren 2017 im Kanton Luzern 246'799 Einwohner (60,71 Prozent) Mitglied der römisch-katholischen Kirche, während 41'622 Einwohner (10,24 Prozent) der evangelisch-reformierten Kirche angehörten.[15]
Seit der Volkszählung 2000 liegen (ausser für die römisch-katholische und evangelisch-reformierte Kirche) keine genauen Zahlen zur Religionszugehörigkeit der Gesamtbevölkerung im Kanton mehr vor. Jedoch führt das Bundesamt für Statistik (BFS) Stichprobenerhebungen durch[16], bei welchen auch andere Religionsgemeinschaften im Kanton erfasst werden. Bei der Erhebung von 2017 bekannten sich 3/4 aller Befragten ab 15 Jahren im Kanton Luzern zu einer christlichen Konfession, während sich 1/4 zu einer anderen oder keiner Religion bekannte. Werden die Staatsangehörigkeit bzw. Herkunft der Befragten berücksichtigt, zeigt sich gemäss der Befragung jedoch ein weitaus differenzierteres Bild:
Religion | Total der Befragten | Schweizer Staats- angehörigkeit | Schweizer ohne Migrations- hintergrund | Schweizer mit Migrations- hintergrund | Ausländische Staats- angehörigkeit |
---|---|---|---|---|---|
Christentum | 75 | 79 | 82 | 59 | 55 |
– römisch-katholisch | 60 | 65 | 69 | 37 | 38 |
– evangelisch-reformiert | 10 | 11 | 12 | 8 | 5 |
– andere christliche Konfession | 5 | 3 | 1 | 14 | 12 |
andere Religionen | 5 | 3 | 0 | 20 | 19 |
- muslimisch | 4 | 2 | 0 | 14 | 16 |
- übrige Religionsgemeinschaften | 1 | 1 | 0 | 6 | 3 |
konfessionslos | 18 | 17 | 16 | 20 | 25 |
keine Angabe | 2 | 1 | 2 | 1 | 1 |
In den Zeiten der Reformation gelangten Schriften täuferischer und reformierter Richtung ins Gebiet des katholischen Kanton Luzerns und führten zum Übertritt einzelner Personen. Die Regierung schritt allerdings energisch ein und unterdrückte die Reformation mittels Hinrichtungen und Landesverweisen. Im Mittelalter gab es zeitweise eine jüdische Gemeinde; Pogrome und schliesslich die Ausweisung der restlichen Juden machten ihr ein Ende. Deshalb blieb der Kanton bis ins 19. Jahrhundert rein katholisch.
Ab dem frühen 19. Jahrhundert liessen sich Reformierte im Kanton nieder. In der Luzerner Peterskapelle wurden seit 1826 reformierte Gottesdienste abgehalten. Zur verstärkten Zuwanderung kam es ab 1848, als im neuen Bundesstaat Schweiz die Niederlassungsfreiheit eingeführt wurde. Es entstanden reformierte und jüdische Gemeinden und – durch die Abspaltung von der römisch-katholischen Kirche – die christkatholische (altkatholische) Gemeinde.
Dennoch blieb der Kanton bis nach dem Zweiten Weltkrieg – abgesehen von einer stets anwachsenden Minderheit an Protestanten – katholisch geprägt, wie folgende Tabelle aufzeigt:
Konfession | 1850 | 1900 | 1950 | 1960 | 1970 | 1980 | 1990 | 2000 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Katholiken | 131'280 | 134'020 | 189'917 | 215'686 | 246'888 | 244'066 | 255'106 | 248'545 |
Protestanten | 1563 | 12'085 | 30'396 | 34'721 | 38'712 | 39'816 | 44'479 | 42'926 |
Juden | 0 | 319 | 497 | 532 | 563 | 587 | 585 | 399 |
Christkatholiken | – | – | 1129 | 1466 | 741 | 594 | 453 | 471 |
Muslime | – | – | – | 6 | 372 | 1691 | 6123 | 13'227 |
Ostchristen | – | – | 21 | 39 | 412 | 1473 | 4604 | 7801 |
andere Religionen | – | – | – | – | – | – | 1243 | 2883 |
Konfessionslose | – | – | – | 769 | 1672 | 4979 | 10'396 | 20'681 |
Gesamt | 132'843 | 146'519 | 223'249 | 253'446 | 289'641 | 296'159 | 326'268 | 350'504 |
Seit 1960 hat aber eine tiefgreifende Änderung eingesetzt. In den 1960er-Jahren wanderten orthodoxe Christen aus Jugoslawien und Griechenland und Muslime aus Jugoslawien ein. Seither ging der römisch-katholische Bevölkerungsanteil (trotz starker Zuwanderung katholischer Südeuropäer) von (1970) 85,2 Prozent auf (2000) 70,9 Prozent zurück.
Über 90 Prozent der Muslime sind Bosniaken, Albaner, Türken oder Kurden. Die orthodoxen Christen stammen fast gänzlich aus Südosteuropa. Unter den anderen Religionen sind der Hinduismus und der Buddhismus bedeutend. Die Hindus sind fast ausschliesslich Tamilen aus Sri Lanka. Die Buddhisten zerfallen in zwei Gruppen: Einerseits handelt es sich um Zuwanderer aus Südost- und Ostasien (Vietnam, Kambodscha, China, Tibet etc.), andererseits um einheimische Konvertiten.
Durch die gesunkene religiöse Verbundenheit nimmt der Anteil der Konfessionslosen durch Kirchenaustritte rasch zu (1970: 0,6 Prozent; 2000: 5,9 Prozent).
Als Körperschaften des öffentlichen Rechts werden durch die Luzerner Kantonsverfassung die römisch-katholische, die evangelisch-reformierte und die christkatholische Landeskirche anerkannt.
Wirtschaft
2011 betrug das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 64'618 Schweizer Franken pro Einwohner.[11] 2012 wurden 234'924 Beschäftigte im Kanton Luzern gezählt, wovon 14'238 auf den primären (Urproduktion), 55'744 auf den sekundären (Industrie) und 164'942 auf den tertiären Sektor (Dienstleistung) entfielen. 30'413 Arbeitsstätten wurden 2012 im Kanton gezählt (davon 4'986 im primären, 4'591 im sekundären und 20'836 im tertiären Sektor). Die Arbeitslosenquote bezifferte sich per 30. Juni 2021 auf 2,0 Prozent gegenüber 2,8 Prozent auf eidgenössischer Ebene.[6]
Im Jahr 2020 wurde 11,2 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche des Kantons durch 465 Betriebe biologisch bewirtschaftet.[18]
Staatliche Organisation, Politik
Verfassung
Die neue Verfassung des Kantons Luzern von 2007[19] trat am 1. Januar 2008 in Kraft. Zuvor galt die Staatsverfassung vom 29. Januar 1875, die seither über 40-mal teilrevidiert wurde.
Die letzte Verfassungsrevision war ein längerer Prozess. Eine Gruppe des Kantonsrates erarbeitete einen Entwurf. Bis Ende 2004 konnten interessierte Gruppierungen an der Vernehmlassung zu diesem teilnehmen. Der Grosse Rat des Kantons (heute Kantonsrat) hat den Entwurf der neuen Verfassung am 30. Januar 2007 mit 70 zu 45 Stimmen verabschiedet. An der Volksabstimmung vom 17. Juni 2007 wurde die Verfassung mit 51'273 zu 29'137 Stimmen bei einer Stimmbeteiligung von 34,31 Prozent angenommen; sie trat am 1. Januar 2008 in Kraft.
Legislative
Das gesetzgebende Organ (Legislative) bildet der 120-köpfige Kantonsrat (bis 2007 Grosser Rat genannt), der vom Volk nach dem Proporzwahlrecht gewählt wird.
Das stimm- und wahlberechtigte Volk nimmt mittels direktdemokratischer Möglichkeiten an der Gesetzgebung teil. 5000 Stimmberechtigte können die Einleitung einer Total- oder Teilrevision der Verfassung beantragen (Verfassungsinitiative), 4000 Stimmberechtigte den Erlass, die Änderung oder die Aufhebung eines Gesetzes (Gesetzesinitiative). Unbedingt der Volksabstimmung zu unterbreiten sind Verfassungsänderungen sowie Gesetze und Beschlüsse des Kantonsrates, die Ausgaben von mehr als 25 Millionen Franken nach sich ziehen (obligatorisches Referendum), auf Verlangen von 3000 Stimmberechtigten oder einem Viertel der Gemeinden sonstige Gesetze sowie Ausgaben zwischen 3 und 25 Millionen Franken (fakultatives Referendum).
Partei | Sitze 2019 | Wähler- anteil 2019 (%) | Sitze 2015 | Wähler- anteil 2015 (%) | Sitze 2011[20] | Wähler- anteil 2011 (%)[21] | Sitze 2007 | Wähler- anteil 2007 (%) | Sitze 2003 | Wähler- anteil 2003 (%) | Sitze 1999 | Wähler- anteil 1999 (%) | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Christlichdemokratische Volkspartei (CVP) | 34 | 27,51 | 38 | 30,86 | 39 | 31,29 | 46 | 37,31 | 44 | 35,88 | 48 | 39,84 | |
Schweizerische Volkspartei (SVP) | 22 | 19,63 | 29 | 24,11 | 27 | 22,27 | 23 | 19,03 | 26 | 19,88 | 22 | 17,02 | |
FDP.Die Liberalen (FDP) | 22 | 19,56 | 25 | 21,04 | 23 | 18,87 | 29 | 23,05 | 28 | 23,15 | 31 | 25,67 | |
Sozialdemokratische Partei der Schweiz (SP) | 19 | 13,84 | 16 | 11,85 | 161 | 10,96 | 13 | 10,71 | 16 | 11,57 | 12 | 9,62 | |
Grüne Partei der Schweiz (GPS) | 152 | 11,65 | 7 | 6,70 | 9 | 8,67 | 9 | 7,31 | 6 | 5,63 | 7 | 5,70 | |
Grünliberale Partei (glp) | 8 | 6,55 | 5 | 4,32 | 6 | 5,90 | – | – | – | – | – | – |
1 davon 1 auf JUSO-Liste gewählt
2 davon 1 auf Junge Grüne-Liste gewählt
Exekutive
Das ausführende Organ (Exekutive) bildet ein von der stimm- und wahlberechtigten Bevölkerung nach dem Majorzwahlrecht gewählter fünfköpfiger Regierungsrat.
Regierungsrat | Amtsbezeichnung | Partei | Departement |
---|---|---|---|
Paul Winiker | Regierungspräsident | SVP | Justiz- und Sicherheitsdepartement |
Guido Graf | Regierungsrat | CVP | Gesundheits und Sozialdepartement |
Fabian Peter | Regierungsrat | FDP | Bau-, Umwelt- und Wirtschaftsdepartement |
Marcel Schwerzmann | Regierungsrat | parteilos | Bildungs- und Kulturdepartement |
Reto Wyss | Regierungsrat | CVP | Finanzdepartement |
Der Vorsitzende des Regierungsrates wird wie sein Stellvertreter für ein Jahr gewählt und fungiert als «primus inter pares». Seine Amtsbezeichnung war bis zum Jahr 2007 «Schultheiss», diejenige seines Stellvertreter «Statthalter». Seit dem 1. Januar 2008 führt der Vorsitzende die Amtsbezeichnung «Regierungspräsident». Das Amt des Staatsschreibers hat seit 2012 Lukas Gresch-Brunner (parteilos) inne.
Judikative
Als rechtsprechendes Organ (Judikative) fungiert als oberstes Luzerner Gericht das Kantonsgericht. Es wurde 2013 aus dem bisherigen Obergericht und dem bisherigen Verwaltungsgericht gebildet.
Die erstinstanzlichen Gerichte für Zivil- und Strafsachen werden durch Gesetz bezeichnet. Es handelt sich dabei um die Bezirksgerichte (bis 2007 Amtsgerichte genannt), das Kriminal-, das Arbeits-, das Jugend- und das Zwangsmassnahmengericht. Der ersten Instanz sind in vielen zivilrechtlichen Fällen die Schlichtungsbehörden vorgeschaltet, die die Streitparteien zu einer einvernehmlichen Lösung zu bewegen versuchen.
Verwaltungsgliederung
Politische Gemeinden
Die politischen Gemeinden des Kantons Luzern sind öffentlich-rechtliche Gebietskörperschaften. Sie erfüllen ihre eigenen und die ihnen vom Kanton übertragenen Aufgaben. Die Gemeinden geben sich selbst eine demokratische Organisation und legen deren Grundzüge in einer Gemeindeordnung fest. Ihre Autonomie wird durch die Kantonsverfassung gewährleistet.
Der Kanton bestand bis 2003 aus 107 Gemeinden. Ab 2004 gab es mehrere Gemeindefusionen, sodass seit 1. Januar 2013 83 Gemeinden existieren.[24]
Von den insgesamt 83 politischen Gemeinden sind nachfolgend diejenigen aufgelistet, die mehr als 9'000 Einwohner per 31. Dezember 2020 zählten:[25]
Politische Gemeinde | Einwohner | Ausländeranteil in Prozent |
---|---|---|
Luzern, Hauptort | 82'620 | 23,9 |
Emmen | 31'039 | 34,5 |
Kriens | 28'245 | 17,2 |
Horw | 14'211 | 17,6 |
Ebikon | 14'066 | 20,8 |
Sursee | 10'361 | 15,0 |
Hochdorf | 9872 | 20,9 |
Ämter
Der Kanton Luzern war lange Zeit in fünf Ämter (in anderen Kantonen Bezirke genannt) gegliedert. In der neuen Kantonsverfassung von 2007 werden sie nicht mehr genannt, es kommen ihnen damit keine verwaltungsmässigen Aufgaben mehr zu.
Amt | Hauptort | Einwohner | |||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
2003 | 2004 | 2005 | 2006 | 2007 | 2008 | 2009 | 2010 | ||
Entlebuch | Schüpfheim | 18'504 | 18'526 | 18'386 | 18'346 | 18'319 | 18'351 | 18'443 | 18'435 |
Hochdorf | Hochdorf | 61'743 | 62'192 | 62'671 | 63'209 | 64'108 | 65'001 | 65'486 | 65'856 |
Luzern | Luzern | 161'894 | 162'513 | 163'175 | 164'271 | 166'307 | 168'853 | 170'960 | 172'453 |
Sursee | Sursee | 64'205 | 64'714 | 65'372 | 66'251 | 67'305 | 68'338 | 69'432 | 70'634 |
Willisau | Willisau | 46'829 | 46'786 | 46'780 | 47'033 | 47'436 | 48'199 | 48'643 | 49'017 |
Anstelle der Ämter sind nach Erlass der neuen Kantonsverfassung Wahlkreise und Gerichtsbezirke getreten, die mit den alten Ämtern nur teilweise übereinstimmen.
Wahlkreise
Der Kanton Luzern hat sechs Wahlkreise.[26]
Wahlkreis | Einwohner (31. Dezember 2020) | Fläche in km² | BFS-Nr. |
---|---|---|---|
Entlebuch | 23'303 | 424.59 | 0316 |
Hochdorf | 74'143 | 177.37 | 0313 |
Luzern-Land | 104'751 | 187.58 | 0312 |
Luzern-Stadt | 82'620 | 29.11 | 0311 |
Sursee | 76'451 | 273.07 | 0314 |
Willisau | 55'079 | 337.43 | 0315 |
Gesamt (6) | 416'347 | 1493.52 | Luzern |
Gerichtsbezirke
Für die Rechtsprechung in erster Instanz, die von den Bezirksgerichten ausgeübt wird, ist das Kantonsgebiet in vier Gerichtsbezirke gegliedert:[27]
- Gerichtsbezirk Luzern (umfasst die Stadt Luzern)
- Gerichtsbezirk Kriens (umfasst den Wahlkreis Luzern-Land ohne das Rontal)
- Gerichtsbezirk Hochdorf (umfasst den Wahlkreis Hochdorf sowie das Rontal)
- Gerichtsbezirk Willisau (umfasst die Wahlkreise Entlebuch, Sursee und Willisau)
Geschichte
Während der Jungsteinzeit siedelten sich die ersten Menschen auf dem heutigen Kantonsgebiet an. Zwischen 800 und 300 v. Chr. wanderten Kelten in die Zentralschweiz ein. Um 15 v. Chr. wurde die Region von den Römern erobert und in das Römische Reich integriert.
Im 6. Jahrhundert übernahmen germanische Alemannen nach dem Verfall des Römischen Reiches die Zentralschweiz. Es entstanden erste Klöster und Stifte. Im Jahr 750 wurde Luceria gegründet, woraus sich die spätere Stadt Luzern entwickelte. Um 1290 ernannte König Rudolf I. von Habsburg die Stadt Luzern zur österreichischen Landstadt. Im Jahr 1332 schloss Luzern einen Bund mit den sogenannten Waldstätten Uri, Schwyz und Unterwalden. Mit deren Hilfe befreite sich Luzern 1386 in der Schlacht von Sempach von der Herrschaft der Habsburger. Die heutigen Grenzen des Kantons entsprechen etwa der Ausdehnung zu diesem Zeitpunkt.
Nach dem Einmarsch der Franzosen im Jahr 1798 wurde die Helvetische Republik, ein Einheitsstaat nach französischem Muster, ausgerufen, und Luzern verlor vorübergehend die Selbständigkeit. 1803 führte Napoleon die Mediationsverfassung ein, welche den Kantonen ein gewisses Mass an Souveränität zugestand. 1814, zu Beginn der Restaurationszeit, wurden nach dem Zusammenbruch der Macht von Kaiser Napoleon die Vorrechte der Aristokratie teilweise wiederhergestellt. Luzern war ein souveräner Staat in einem lockeren Staatenbund. Im Jahr 1848 wurde nach dem Sonderbundskrieg der schweizerische Bundesstaat gegründet.
Die bis 2007 geltende Kantonsverfassung von 1875 wurde mehrfach ergänzt und nachgeführt. Im Jahr 2001 setzte man eine Spezialkommission des Grossen Rates für die Totalrevision der Verfassung ein. Ihr Entwurf wurde 2006 im Kantonsparlament beraten und am 17. Juni 2007 vom Stimmvolk gutgeheissen. Am 1. Januar 2008 trat die neue Kantonsverfassung in Kraft.
Literatur
- Ebbe Nielsen, Hermann Fetz, August Bickel, Konrad Wanner, Stefan Jäggi, Franz Kiener, Anton Gössi, Gregor Egloff, Peter Kamber, Heidi Bossard-Borner, Max Huber, Peter Schnider, Marlis Betschart: Luzern (Kanton). In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Statistisches Jahrbuch des Kantons Luzern 2009, ISSN 1424-5620
Weblinks
Weitere Inhalte in den Schwesterprojekten der Wikipedia: | ||
Commons | – Medieninhalte (Kategorie) | |
Wiktionary | – Wörterbucheinträge | |
Wikinews | – Nachrichten | |
Wikisource | – Quellen und Volltexte | |
Wikivoyage | – Reiseführer |
Einzelnachweise
- Struktur der ständigen Wohnbevölkerung nach Kanton, 1999-2020. In: bfs.admin.ch. Bundesamt für Statistik (BFS), 1. September 2021, abgerufen am 17. November 2021.
- Struktur der ständigen Wohnbevölkerung nach Kanton, 1999–2019. In: bfs.admin.ch. Bundesamt für Statistik (BFS), 27. August 2020, abgerufen am 28. Februar 2021.
- Arbeitslosenzahlen. In: seco.admin.ch. Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO), 8. Juli 2021, abgerufen am 12. Juli 2021 (siehe Publikation «Die Lage auf dem Arbeitsmarkt im Juni 2021» vom 8. Juli 2021).
- Struktur der ständigen Wohnbevölkerung nach Kanton, 1999-2020. In: bfs.admin.ch. Bundesamt für Statistik (BFS), 1. September 2021, abgerufen am 17. November 2021.
- Struktur der ständigen Wohnbevölkerung nach Kanton, 1999–2019. In: bfs.admin.ch. Bundesamt für Statistik (BFS), 27. August 2020, abgerufen am 28. Februar 2021.
- Arbeitslosenzahlen. In: seco.admin.ch. Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO), 8. Juli 2021, abgerufen am 12. Juli 2021 (siehe Publikation «Die Lage auf dem Arbeitsmarkt im Juni 2021» vom 8. Juli 2021).
- Er ist der 400 000. Luzerner (Memento vom 1. Mai 2016 im Internet Archive). In: Neue Luzerner Zeitung, 30. April 2016, S. 30
- Zählungen 1798, 1816 und 1837 in: Der Geschichtsfreund, Band 107 (1954), nach Seite 112
- Für 1850–2000: Bundesamt für Statistik Bern, Volkszählungsergebnisse
- Ab 2001: Bundesamt für Statistik Bern, Schätzungen der ständigen Wohnbevölkerung per Ende Jahr - Statistik Schweiz – Bilanz der ständigen Wohnbevölkerung nach Kantonen, Bezirken und Gemeinden 1991–2009 (Memento vom 12. Juni 2011 im Internet Archive)
- Kennzahlen. Luzern. (Nicht mehr online verfügbar.) Bundesamt für Statistik (BFS), archiviert vom Original am 3. Juli 2015; abgerufen am 23. Juni 2015.
- Ludwig Fischer: Luzerndeutsche Grammatik. 1. Aufl. 1960, 2. Aufl. Hitzkirch 1989. Zur Mundartgliederung des Kantons siehe S. 21–48 mit Karte S. 525.
- Rudolf Hotzenköcherle: Zur sprachlichen Stellung und Struktur der Innerschweiz. In: Ders.: Die Sprachlandschaften der deutschen Schweiz. Hrsg. von Niklaus Bigler und Robert Schläpfer. Sauerländer, Aarau/Frankfurt a. M./Salzburg 1984 (Sprachlandschaft 1), S. 237–292; spezifisch zu Luzern S. 246–256.
- Lustat Jahrbuch 2012 – Bevölkerung (Memento vom 2. November 2013 im Internet Archive)S. 36 (abgerufen am: 6. Juni 2012).
- Bundesamt für Statistik: Ständige Wohnbevölkerung nach Konfessionen 2017 - Gemeinden Kanton Luzern. 29. November 2019, abgerufen am 18. August 2020.
- Seit der letzten Volkszählung im Jahr 2000 liegen für den Kanton Luzern keine Zahlen zur Religionszugehörigkeit der Gesamtbevölkerung (jeden Alters) mehr vor. Eine Ausnahme bilden die römisch-katholische und die evangelisch-reformierte Kirche, deren Mitglieder aufgrund der Kirchensteuer amtlich registriert werden. Seit 2010 basieren die Daten des Bundesamts für Statistik zu den Religionsgemeinschaften im Kanton Luzern auf einer Stichprobenerhebung, für welche Personen ab dem Alter von 15 Jahren befragt werden. Es gilt zu beachten, dass es sich bei den Resultaten der Erhebungen um Schätzungen handelt, die ein Vertrauensintervall aufweisen.
- Bundesamt für Statistik: Ständige Wohnbevölkerung ab 15 Jahren nach Religionszugehörigkeit und Kanton, 2017. (XLSX; 377 kB) 2019, abgerufen am 18. August 2020.
- Biologische Landwirtschaft, 2020. In: atlas.bfs.admin.ch. Bundesamt für Statistik, abgerufen am 11. Mai 2021.
- Verfassung des Kantons Luzern vom 17. Juni 2007 (Stand 1. Januar 2008). Nr. 1. Kanton Luzern, abgerufen am 23. Juni 2015.
- Kantonsrat / Resultate Kanton. Sitzverteilung Basis Parteistimmen. Amt für Gemeinden des Kantons Luzern, archiviert vom Original am 15. Februar 2012; abgerufen am 6. Juni 2012.
- Kantonsrat / Resultate Kanton. Parteistärke in % (Basis Wählerzahl). Amt für Gemeinden des Kantons Luzern, archiviert vom Original am 15. Februar 2012; abgerufen am 6. Juni 2012.
- Kantonratswahlen 2019, Parteistärke in % (Basis Wählerzahl). 1. April 2019, abgerufen am 18. Mai 2019.
- Der Regierungsrat des Kantons Luzern. Staatskanzlei Luzern, abgerufen am 30. Dezember 2019.
- Gemeindereform 2000+, Gemeindefusionen im Kanton Luzern
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- Die Wahlkreise des Kantons Luzern. Staatskanzlei Luzern, abgerufen am 2. Dezember 2012.
- Kantonsratsbeschluss über die Sitze der Gerichte und Schlichtungs- behörden und die Einteilung des Kantons in Gerichtsbezirke vom 10. Mai 2010 (Stand 1. Juni 2013). Nr. 261. Kanton Luzern, abgerufen am 23. Juni 2015.