Fluorapatit
Fluorapatit (ehemals Apatit-(CaF)) ist ein sehr häufig vorkommendes und gesteinsbildendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und von allen Apatiten das häufigste. Es kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Ca5[F|(PO4)3][1] und kommt sowohl in Form verschiedenfarbiger Kristalle und großer, massiger Mineral-Aggregate als auch als Bestandteil in Zähnen vor.
Fluorapatit | |
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Allgemeines und Klassifikation | |
Andere Namen |
ehemals Apatit-(CaF) |
Chemische Formel | Ca5[F|(PO4)3][1] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Phosphate, Arsenate, Vanadate – Wasserfreie Phosphate mit fremden Anionen |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana |
8.BN.05 (8. Auflage: VII/B.39) 41.08.01.01 |
Ähnliche Minerale | andere Apatite |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | hexagonal |
Kristallklasse; Symbol | hexagonal-dipyramidal; 6/m[2] |
Raumgruppe (Nr.) | P63/m[1] (Nr. 176) |
Gitterparameter | a = 9,40 Å; c = 6,88 Å[1] |
Formeleinheiten | Z = 2[1] |
Häufige Kristallflächen | {1010}, {0001}, {1011} |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 5 |
Dichte (g/cm3) | 3,2 |
Spaltbarkeit | undeutlich |
Bruch; Tenazität | muschelig, spröde |
Farbe | farblos, weiß, gelb, rosa, blau, violett, grün, braun |
Strichfarbe | weiß |
Transparenz | durchsichtig bis durchscheinend |
Glanz | Glasglanz, Fettglanz, matt |
Radioaktivität | enthält Spuren von Uran und anderen seltenen Erden |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nω = 1,631 bis 1,650 nε = 1,627 bis 1,646[3] |
Doppelbrechung | δ = 0,004[3] |
Optischer Charakter | einachsig negativ |
Pleochroismus | grüner Apatit schwach gelb, blauer Apatit sehr stark blau und farblos |
Weitere Eigenschaften | |
Chemisches Verhalten | löslich in Salz- und Salpetersäure |
Besondere Merkmale | Fluoreszenz und Phosphoreszenz, vor allem bei manganhaltigen Varietäten[3] |
Etymologie und Geschichte
Der Name Fluorapatit weist einerseits auf seine enge Verwandtschaft und chemische Ähnlichkeit mit den anderen Mitgliedern der Apatitgruppe hin und andererseits auf das in der chemischen Zusammensetzung maßgebliche Element Fluor.
Benannt wurde das Mineral 1827 von Gustav Rose (1798–1873).[4] Als Typlokalität gelten die Greifensteine bei Ehrenfriedersdorf im sächsischen Erzgebirge.
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Fluorapatit zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate, Vanadate“ und dort zur Abteilung der „Wasserfreien Phosphate mit fremden Anionen“, wo er zusammen mit Belovit-(Ce), Belovit-(La), Carbonat-Fluorapatit (Carbonat-Apatit-(CaF)), Carbonat-Hydroxylapatit (Carbonat-Apatit-(CaOH)), Chlorapatit (Apatit-(CaCl)), Fermorit, Fluorcaphit, Hedyphan, Hydroxylapatit (Apatit-(CaOH)), Johnbaumit, Klinomimetesit, Kuannersuit-(Ce), Mimetesit, Morelandit, Pyromorphit, Strontiumapatit, Svabit, Turneaureit und Vanadinit die eigenständige „Apatit-Pyromorphit-Gruppe“ mit der System-Nr. VII/B.39 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Fluorapatit ebenfalls in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Phosphate usw. mit zusätzlichen Anionen; ohne H2O“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Größe der beteiligten Kationen und deren Stoffmengenverhältnis zum Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadat-Komplex RO4, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich großen Kationen; (OH usw.) : RO4 = 0,33 : 1“ zu finden ist, wo es zusammen mit Alforsit, Belovit-(Ce), Belovit-(La), Carbonat-Fluorapatit, Carbonat-Hydroxylapatit, Chlorapatit, Fluorstrophit, Hydroxylapatit, Hydroxylapatit-M, Deloneit-(Ce), Fermorit, Fluorcaphit, Hedyphan, Hydroxyl-Pyromorphit, Johnbaumit, Klinomimetesit, Kuannersuit-(Ce), Mimetesit, Morelandit, Phosphohedyphan, Pyromorphit, Svabit, Turneaureit, Vanadinit die „Apatit-Pyromorphit-Gruppe“ mit der System-Nr. 8.BN.05 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Fluorapatit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate, Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserfreien Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er zusammen mit Chlorapatit, Hydroxylapatit, Carbonat-Fluorapatit, Carbonat-Hydroxylapatit, Belovit-(Ce), Belovit-(La), Kuannersuit-(Ce), Fluorstrophit, Fluorcaphit, Deloneit-(Ce), Stronadelphit, Fluorphosphohedyphan und Phosphohedyphan in der „Apatitgruppe“ mit der System-Nr. 41.08.01 innerhalb der Unterabteilung der „Wasserfreien Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit (A)5(XO4)3Zq“ zu finden.
Kristallstruktur
Fluorapatit kristallisiert hexagonal in der Raumgruppe P63/m (Raumgruppen-Nr. 176) mit den Gitterparametern a = 9,40 Å und c = 6,88 Å sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]
Eigenschaften
Vor allem bei manganhaltigen Varietäten zeigen unter UV-Licht und nach Erhitzen Fluoreszenz bzw. Thermolumineszenz sowie Phosphoreszenz.
Vor dem Lötrohr ist das Mineral nur sehr schwer schmelzbar und bildet eine farblose, glasartige Perle. Zusammen mit Phosphorsalz entsteht beim Erkalten in ungesättigter Lösung eine unklare, facettierte und bei vollkommener Sättigung eine milchweisse Perle. In Soda schwillt er unter Brausen an und mit Schwefelsäure befeuchtet, färbt er die Lötrohrflamme grünlich. Zudem ist Fluorapatit löslich in Salz- und Salpetersäure.[5]
Bildung und Fundorte
Fluorapatit gehört zu den am häufigsten, gesteinsbildenden Phosphatmineralen und findet sich als akzessorischer Bestandteil in den meisten Vulkaniten sowie als wichtiger Bestandteil von Syeniten, alkalischen Gesteinen, Karbonatiten und granitischen Pegmatiten. Auch in metamorphen Gesteinen wie Marmor und Skarn sowie in Hydrothermaladern von Zinn-Lagerstätten ist Fluorapatit zu finden. Begleitminerale sind unter anderem Calcit, Chondrodit, Diopsid, Forsterit, Magnetit, Phlogopit und Skapolith.[6]
Insgesamt konnte Fluorapatit bisher (Stand: 2011) an rund 2120 Fundorten nachgewiesen werden.[3] Neben seiner Typlokalität Greifensteine trat das Mineral in Deutschland noch an weiteren Orten im Erzgebirge, der Oberlausitz und im Vogtland sowie bei Penig in Sachsen; an mehreren Orten des Schwarzwaldes, am Kaiserstuhl und Katzenbuckel in Baden-Württemberg; an vielen Orten im Frankenland, Bayerischen Wald und der Oberpfalz sowie am Nördlinger Ries in Bayern; im Sauerland und Siebengebirge in Nordrhein-Westfalen; an vielen Orten in der Eifel sowie am Hunsrück, im Taunus und im Westerwald in Rheinland-Pfalz sowie an einigen Fundstätten in Hessen, Niedersachsen, im Saarland, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen auf.
In Österreich wurde das Mineral unter anderem am Pauliberg im Burgenland; in den Gurktaler Alpen in Kärnten; den Hohen Tauern von Kärnten bis Salzburg; bei Statzendorf, Rossatz-Arnsdorf und im Waldviertel in Niederösterreich; den Radstädter Tauern und im Bezirk Tamsweg in Salzburg; an einigen Fundstätten der Steiermark, Tirols und Oberösterreichs sowie im Bregenzerwald in Vorarlberg.
In der Schweiz fand sich Fluorapatit vor allem in den Kantonen Graubünden, Tessin, Uri und Wallis. Erwähnenswert aufgrund außergewöhnlicher Funde von Fluorapatit ist hier unter anderem Fiesch im Schweizer Kanton Wallis, wo Kristalle mit bis zu 10 cm Durchmesser zutage traten.
Große Lagerstätten von massigem Fluorapatit wurden auf der russischen Halbinsel Kola bekannt, aus denen Kristallblöcke mit bis zu 300 kg Gewicht gefördert wurden.
Weitere Fundorte sind Afghanistan, Ägypten, die Antarktis, Argentinien, Australien, die Bahamas, Belgien, Bolivien, Brasilien, Chile, China, die Demokratische Republik Kongo, Finnland, Frankreich, Gabun, Grönland, Guinea, Indien, Iran, Israel, Italien, Japan, der Jemen, Jordan, Kambodscha, Kanada, Kasachstan, Kenia, Kirgisistan, Kolumbien, Nord- und Südkorea, Libyen, Madagaskar, Marokko, Mexiko, die Mongolei, Mosambik, Myanmar, Namibia, Neuseeland, Norwegen, Pakistan, Palästina, Peru, Polen, Portugal, Ruanda, Rumänien, Russland, Sambia, Saudi-Arabien, Schweden, der Senegal, Simbabwe, die Slowakei, Spanien, Südafrika, Sri Lanka, Tadschikistan, Tansania, Tschechien, Tunesien, die Türkei, Uganda, Ungarn, die Ukraine, Usbekistan, Venezuela, das Vereinigte Königreich (Großbritannien), die Vereinigten Staaten von Amerika (USA) und Vietnam.
Auch in Gesteinsproben des Pazifischen Ozeans, genauer vom Meeresboden an der Südküste Kaliforniens sowie außerhalb der Erde auf dem Mond nahe der Landebasen von Luna 24, Apollo 11 und Apollo 14 konnte Fluorapatit nachgewiesen werden.[7]
Biologische Synthese
Im Zahnschmelz entsteht Fluorapatit z. B., wenn Hydroxylapatit, der ein Hauptbestandteil menschlicher Zähne ist, mit fluoridhaltigen Stoffen (beispielsweise Fluoridzahncremes) behandelt wird; er ist säureresistenter als Hydroxylapatit. Auch in Knochen kann Fluor eingelagert werden und sich in ihnen sogar dann noch anreichern, wenn sie als Fossilien tausende Jahre in Erdreich eingebettet sind. Dieser Umstand wurde vor allem zwischen 1950 und 1970 in Form der Fluor-Datierung für die Altersbestimmung von Knochenfunden genutzt.[8]
Reaktionsgleichung:
Siehe auch
Literatur
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 170.
Weblinks
- Mineralienatlas:Fluorapatit (Wiki)
- David Barthelmy: Fluorapatite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 26. September 2020 (englisch).
Einzelnachweise
- Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 466.
- Webmineral – Apatite-(CaF) (englisch)
- Fluorapatite bei mindat.org (englisch)
- G. Rose: Über die chemische Zusammensetzung der Apatite. In: Ann. Phys. Band 9, 1827, S. 185–214; (S. 196: „Nennen wir die erstern Chlorapatite, die letztern Fluoroapatite…“)
- C. F. Rammelsberg: Apatit. (PDF; 234 kB). In: Handbuch der Mineralchemie. Wilhelm Engelmann, Leipzig 1860, S. 351–355.
- Handbook of Mineralogy – Fluorapatite (englisch, PDF 67 kB)
- Mindat – Localities for Fluorapatit
- Kenneth Page Oakley: Fluorine and the Relative Dating of Bones. In: The Advancement of Science. Band 4, Nr. 16, 1948, S. 336–337.